Konflikte in der Partnerschaft richtig lösen. Welche Faktoren erhöhen die Stabilität einer Paarbeziehung?


Livre Spécialisé, 2019

75 Pages


Extrait


Inhaltsverzeichnis

Zusammenfassung

Tabellenverzeichnis

1 1 Einleitung

2 2 Begriffsbestimmungen
2.1 2.1 Definition: Paarbeziehungen
2.2 2.2 Definition: Qualität von Paarbeziehungen
2.3 2.3 Definition: Stabilität von Paarbeziehungen
2.4 2.4 Einflussfaktoren auf Qualität und Stabilität von Paarbeziehungen

3 3 Konfliktbewältigung in Paarbeziehungen
3.1 3.1. Theorie der ehelichen Stabilität (Gottman, 1994) 11
3.2 3.2 Systematisch-transaktionales Stress-Coping-Konzept (Bodenmann, 1995)
3.3 3.3 Resilienz-Modell der Paarbeziehung (Lösel & Bender, 1998)

4 4 Methode

5 5 Ergebnisse
5.1 5.1 Themenschwerpunkt: Theorie der ehelichen Stabilität
5.2 5.2 Themenschwerpunkt: Dyadisches Coping
5.3 5.3 Themenschwerpunkt: Resilienz-Modell der Paarbeziehung

6 6 Diskussion
6.1 6.1 Neue Aspekte und Forschungsanregungen
6.2 6.2 Limitationen und Stärken
6.3 6.3 Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

Zusammenfassung

Die vorliegende Arbeit untersucht die Konfliktbewältigung in Paarbeziehungen. Hierzu werden die Theorien der ehelichen Stabilität von Gottmann (1994), das systematisch-transaktionale Stress-Coping-Konzept von Bodenmann (1995) und das Resilienz-Modell der Paarbeziehung von Lösel und Bender (1998) vorgestellt und auf Aktualität überprüft. Die Modelle decken jeweils unterschiedliche Komponenten der Konfliktbewältigung ab, wobei das Resilienz-Modell der Paarbeziehung von Lösel und Bender (1998) ein integratives Modell von vielen verschiedenen Theorien darstellt. Es wurde festgestellt, dass die Gesamtheit der aufgeführten Studien, die das Thema der Konfliktbewältigung abdecken, die Modelle stützen und keine der Studien den Annahmen grundlegend widersprechen. Die Modelle berücksichtigen jedoch nicht vollständig alle notwendigen Aspekte. Insbesondere die Online-Kommunikation wurde bisher kaum berücksichtigt. Es besteht bisher kein Modell, welches alle Aspekte der Dynamik der Konfliktbewältigung in Paarbeziehungen abdeckt und empirisch bestätigt wurde. Im Anschluss erfolgt eine Zusammenfassung derer Verhaltensweisen, die sich innerhalb der Konfliktbewältigung als besonders destruktiv herausgestellt haben. Zusammenfassend werden die Modelle aus ihren unterschiedlichen Standpunkten als teilweise aktuell bewertet, jedoch sind weitere Forschungen angebracht.

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: Literaturrecherche

Tabelle 2: Vergleichsstudien

Tabelle 3: Studien mit ergänzenden Aspekten

Tabelle 4: Zusammenfassung des Interaktionsverhaltens

Tabelle 5: Interferenzen der Theorien

1 Einleitung

Einer der zentralen Entwicklungsaufgaben im Erwachsenenalter ist die Herstellung einer Liebesbeziehung (Schmidt-Denter, 2005). Männer und Frauen sehen das Bedürfnis nach Liebe, Geborgenheit und Zusammengehörigkeit als positiv (Werneck & Rohrer-Werneck, 2011) und für die meisten Menschen sind Liebe und Partnerschaft eine wichtige Quelle für psychische Stabilität und Lebensfreude (Köcher, 1993). Dennoch wurden 2017 153.501 Ehen geschieden. Dies ist im Vergleich zu den letzten 20 Jahren ein niedriger Wert, stellt aber im Vergleich der Jahre zuvor einen äußerst hohen Wert dar (Statistisches Bundesamt, 2018). Durch destruktive Veränderungen kann der Bereich der Partnerschaft auch zu einer enormen Leidensquelle werden (Hahlweg, 1998). Aufgrund der hohen Scheidungsraten und damit einhergehenden Belastungen ist eine umfassende Beschäftigung mit der Thematik der Trennung, deren Ursachen und Folgen für alle Beteiligten, notwendig (Werneck & Rohrer-Werneck, 2011). Verschiedene Autoren konnten belegen, dass für die Beziehungszufriedenheit nicht relevant ist, worüber Konflikte vorhanden sind, sondern wie mit Konflikten umgegangen wird (Sanford, 2003; Stanley, Markman & Whitton, 2002).

Die folgende Arbeit befasst sich mit der Bewältigung von Konflikten in Paarbeziehungen und zeigt, welche Faktoren dahingehend in Bezug auf die Stabilität der Beziehung wirksam sind. Dazu werden drei Modelle vorgestellt, welche die Konfliktbewältigung in Paarbeziehungen thematisieren.

Um eine notwendige Grundlage für die folgende Betrachtung zu schaffen, werden zuerst die Konstrukte Paarbeziehung, Qualität und Stabilität von Paarbeziehungen erläutert. Darauffolgend werden die Einflussfaktoren beschrieben, die auf die Qualität und Stabilität wirken. Anschließend wird auf die Konfliktbewältigung eingegangen. Erstens wird die Theorie der ehelichen Stabilität von Gottman (1994) erläutert, die den Zusammenhang von Ehequalität und Ehestabilität anhand des Interaktionsverhaltens in der Paarbeziehung vorauszusagen versucht. Zweitens wird das systematisch-transaktionale Stress-Coping-Konzept von Bodenmann (1995) vorgestellt. Die Theorie konnte sich neben mehreren Ansätzen des dyadischen Copings in der Wissenschaft durchsetzen und wurde weiterentwickelt. Drittens wird das Resilienz-Modell der Paarbeziehung von Lösel und Bender (1998) vorgestellt. Da die bisherigen Modelle zur Ehequalität und Stabilität nicht ausreichend formuliert waren und nicht alle Komponenten abdeckten, entwickelten Lösel und Bender (1998) ein integratives Modell, dass mehrere Theorien vereinen. Ebenfalls im Modell von Lösel und Bender (1998) enthalten sind die beiden erstgenannten Theorien. Darauffolgend wird die Herangehensweise der Literaturrecherche im Methodenteil erläutert. Es folgt der Ergebnisteil, in dem die Studien mit den Theorien in Verbindung gebracht werden. Die vorgestellten Theorien werden anhand der Studien auf ihre Aktualität hin überprüft und kritisch reflektiert. Im Anschluss erfolgen die Diskussion und ein Ausblick für künftige Modelle.

2 Begriffsbestimmungen

Im folgenden Kapitel soll eine gemeinsame Basis für das Thema Konfliktbewältigung gefunden werden. Die Definition einer Paarbeziehung wird vorgestellt und es wird erläutert, was unter Stabilität und Qualität einer Paarbeziehung verstanden wird. Als Letztes werden die Einflussfaktoren, die auf die Qualität und Stabilität einer Paarbeziehung wirken, erläutert, bevor im nächsten Kapitel auf deren Theorien der Konfliktbewältigung eingegangen wird.

2.1 Definition: Paarbeziehungen

Bisher fehlt eine eindeutige und weitgehend anerkannte Definition des Konstrukts der Paarbeziehung (Asendorpf & Banse, 2000). Eine allgemeingültige und genaue Definition ist aus den Gründen schwierig, da die Auffassung des Konstrukts mit einem hohen Ausmaß an Subjektivität einhergeht (Werneck & Rohrer-Werneck, 2011).

Die Definition der „Partnerschaft“ wird in der Wissenschaft eher als enge Definition für den Ausdruck der Verbundenheit zweier Menschen gewählt, wobei sich der Begriff auf eine eheliche oder nicht-eheliche Lebensgemeinschaft beziehen kann (Heidbrink, Lück & Schmidtmann, 2009). Es wird meist davon ausgegangen, dass es sich bei dem Begriff von Paarbeziehungen um Liebesbeziehungen handelt mit der Betonung der emotionalen Beziehung gegenüber einer anderen Person (ebd.). Werneck und Rohrer-Werneck (2011) erläutern eine Partnerschaft als eine verbindliche Beziehung zwischen zwei Menschen, die „sich zusammen getan haben, um ein Stück ihres Lebensweges gemeinsam zu gehen“ (S. 29). Bierhoff und Grau (1999) betonen einige Inhalte, die die Komponenten einer Paarbeziehung abdecken und maßgeblich zum Gelingen dieser Beziehung beitragen. Intimität stellt die Selbstöffnung der eigenen Person dar, wodurch die Entwicklung eines tieferen Verständnisses der Persönlichkeit der anderen Personen gefördert wird. Je größer dabei die Selbstöffnung des Partners ist, desto mehr wächst das Vertrauen in den Partner. Weiter werden viele gemeinsame Aktivitäten als Ausdruck der Gemeinsamkeit verstanden. Je länger die Partner nur zu zweit sind, desto größer ist die Beziehungsnähe und desto mehr gemeinsame Aktivitäten unternehmen sie (Berscheid, Snyder & Omoto, 1989). Eine weitere Komponente stellt die emotionale Abhängigkeit dar. Beziehungen sind mit Liebe verbunden, die wiederum mit Nähe und Intimität einhergeht. Liebe ist demnach eine interpersonelle Einstellung, die auf mehreren Ebenen definiert wird (Bierhoff & Grau, 1999). Macht stellt ebenfalls eine Komponente dar, denn durch die Beziehung entsteht die Möglichkeit, Einfluss darauf zu nehmen, wie sich der Partner fühlt. Gegenseitigkeit und sozialer Austausch beziehen sich darauf, dass in Paarbeziehungen ein Austausch entsteht, sodass beide Paare von der Beziehung profitieren. Die letzte Komponente stellt die zeitliche Perspektive dar. Eine Beziehung hat eine Vergangenheit und eine Zukunft wobei, in der Gegenwart zumeist die weitere Entwicklung der Beziehung angestrebt wird. Die Stabilität in der gegenwärtigen Beziehung lässt sich ebenfalls mit dem Konzept der Bindung erklären (Bierhoff & Grau, 1999). In der Literatur finden sich darüber hinaus weitere Definitionen von Paarbeziehungen (vgl. Lenz, 2009; Willi, 2010).

2.2 Definition: Qualität von Paarbeziehungen

Die Qualität und Stabilität von Ehebeziehungen sind die am häufigsten untersuchten Variablen in der Partnerschaftsforschung (Brandtstädter & Felser, 2003). Es ist bewiesen, dass die Qualität und Stabilität von Beziehungen zusammenhängen, aber unterschiedliche Konstrukte darstellen (Asendorpf & Banse, 2000). Im Folgenden werden beide Konstrukte definiert.

Partnerschaftszufriedenheit wird als Qualität der Beziehung bezeichnet, die wiederum Einfluss auf die Aufrechterhaltung und somit auf die Stabilität der Beziehung nimmt (Lewis & Spanier, 1979). Die Beziehungsqualität ist ein nicht direkt beobachtbares Konstrukt, dass aus dem Verhalten erschlossen und von verschiedenen Autoren unterschiedlich definiert wird (Asendorpf & Banse, 2000). Lewis und Spanier (1976) bezeichneten die Zufriedenheit und damit die Qualität einer Beziehung als „dyadische Anpassung“ (S. 15), wonach sich die Beziehungsqualität auf einem Kontinuum von gut bis schlecht bewegt. Die Bewegung auf dem Kontinuum wird beeinflusst durch die Faktoren Meinungsverschiedenheiten, interpersonelle Spannungen, persönliche Besorgtheit/Ängstlichkeit, Zufriedenheit mit der Paarbeziehung, Kohäsion und Konsens über wichtige Dinge, welche die Beziehung betreffen. Bierhoff und Grau (1999) betonen die Aspekte der Liebe und gegenseitigen Anziehung als qualitative Faktoren. Ein weiterer Aspekt der immer wieder betont wird ist die Bindung innerhalb der Partnerschaft und die damit einhergehende Stabilität der Beziehung (Cox et al., 1997; Rusbult, 1980). Brandtstädter und Felser (2003) vertreten die Annahme, dass Hintergrundbedingungen direkt und indirekt die Qualität der Paarbeziehung beeinflussen. Sie nennen dazu Merkmale der Partner (Persönlichkeit, Ziele, Werthaltungen und Kompetenzen) und Kontextfaktoren (Lebensumstände, kritische Ereignisse). Weiter wird betont, dass Persönlichkeits­merkmale und Kontextfaktoren adaptive Ressourcen darstellen, die dabei helfen, Konflikte zu bewältigen und auf die Beziehungsqualität wirken.

2.3 Definition: Stabilität von Paarbeziehungen

Die Stabilität von Beziehungen wird als kontinuierliche Variable bezeichnet. Es lassen sich zwei unterschiedliche Auffassungen des Konstrukts unterscheiden. Beziehungsstabilität kann als Merkmal verstanden werden, dass sich im Weiterbestehen oder der Beendigung der Beziehung zeigt. In Abgrenzung dazu kann die Beziehungsstabilität als momentane Stabilität als unterschiedlich stark ausgeprägte Auflösungstendenzen abgrenzt werden. Das fortlaufende Bestehen einer Paarbeziehung stellt somit ein Indikator für die Stabilität dar (ebd.).

Eine ähnliche Unterscheidung trafen Lewis und Spanier (1979). Sie unterscheiden bei der Definition von Beziehungsstabilität zwei Dimensionen. Zum einen wird die subjektive Einschätzung bezüglich der Dauerhaftigkeit der Beziehung betont und zum anderen der objektive, formale Status der Beziehung (Hill & Kopp, 2013). Der formale Beziehungsstatus beschreibt die Lebenssituation des Ehepaares und bezieht die Optionen eines gemeinsamen oder getrennten Haushaltes oder die Status verheiratet oder geschieden ein. Die subjektive Stabilitätseinschätzung stellt Kognitionen dar, die nur durch Introspektion zugänglich sind (Arránz Becker, 2008).

Die Stabilität kann zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Beziehung unterschiedlich stark ausgeprägt sein (Brandtstädter & Felser, 2003). Ist die Beziehung in einer schwierigen Phase, wird der Gedanke an eine Trennung häufiger erwogen. Der ernsthafte Gedanke einer Trennung stellt den besten Prädikator für eine spätere tatsächliche Trennung dar (Booth, Johnson & Edwards, 1983). Die Instabilität, die zu verschiedenen Zeitpunkten der Beziehung unterschiedlich ausgeprägt ist, kann ebenfalls als Prädikator für die Stabilität angesehen werden (Brandtstädter & Felser, 2003).

Bei der Konzeptualisierung der Beziehungsstabilität treten demnach einige Schwierigkeiten auf. Das formale Stabilitätskriterium lässt sich nicht auf verschiedene Beziehungstypen anwenden. Mit abnehmbaren Institutionalisierungsgrad der Partnerschaft ist die Bestimmung des Beziehungsstatus zunehmend mehrdeutig und inhaltlich schwierig (Arránz Becker, 2008). Bei Ehepartnern kann der Status der Scheidung als Indikator angesehen werden, wobei dieser Status formal gilt und sich die Ehepartner zu dem Zeitpunkt bereits getrennt haben (Binstock & Thornton, 2003; Morgan, 1988). In der Literatur wurde dieser Zustand bisweilen vernachlässigt (Brüderl & Engelhardt, 1997). Die größten Probleme entstehen jedoch bei der Definition für unverheiratete, in getrennten Haushalten lebende Paare (Arránz Becker, 2008). Hier entfällt der formale Stabilitätsindikator und es muss auf die subjektive Stabilitätseinschätzung zurückgegriffen werden.

Naheliegend ist nun die Frage, durch welche Faktoren die Qualität und Stabilität der Paarbeziehung seitens des Partners beeinflusst werden.

2.4 Einflussfaktoren auf Qualität und Stabilität von Paarbeziehungen

Viele Einflussfaktoren, die auf die Qualität und Stabilität wirken, hängen eng miteinander zusammen und beeinflussen sich wechselseitig (Brandtstädter & Felser, 2003). Im Folgenden wird eine Übersicht über die Einflussfaktoren gegeben.

Personenmerkmale, Einstellungen und Werthaltungen. Bestimmte Persönlichkeitsmerkmale werden als Risikofaktoren für eine Trennung aufgeführt. Antisoziale Dispositionen oder Merkmale wie Impulsivität oder Extraversion können die Stabilität einer Beziehung verringern (Counts & Sacks, 1991). Studien, die verheiratete und geschiedene Paare hinsichtlich des Merkmals Neurotizismus und Dysphorie untersuchten, konnten feststellen, dass diese beiden Merkmale sich ebenfalls negativ auf die Beziehungsstabilität auswirken (Beach & O'Leary, 1993; Karney & Bradbury, 1995). Weiterhin stellen spezifische Einstellungen Risikofaktoren dar. Generalisierte Erwartungen und normative Einstellungen bezüglich der Gestaltung und Funktion der Partnerschaft hängen mit einer erhöhten Scheidungswahrscheinlichkeit zusammen (Brandtstädter & Felser, 2003).

Soziale Kompetenzen sind ebenso bedeutsam. Partner, die vor der Beziehung längere Zeit alleine lebten, gelten als scheidungsgefährdeter. Möglich ist, dass fehlende soziale Kompetenzen dafür verantwortlich sind, die insbesondere für die Bewältigung von Konflikten bedeutsam sind (ebd.). Das Zeigen von Verständnis stellt ebenso ein zentrales Merkmal dar, dass sich die meisten Partner wünschen (Hassebrauck, 1995).

Ähnlichkeit und Kompatibilität. Die Ähnlichkeit und Kompatibilität beider Partner nimmt ebenfalls Einfluss auf die Stabilität einer Beziehung. Übereinstimmungen in Begabungs- und Temperamentsmerkmalen sind von Bedeutung, aber auch in Merkmalen wie Sympathie, Empathie oder Identifikation (Hassebrauck, 1990). Hassebrauck (1995) konnte in seiner Studie belegen, dass die Beziehungszufriedenheit mit der wahrgenommenen Konzeptähnlichkeit stark zusammenhängt. Greenwald und Banaji (1995) fassen in ihrer Arbeit zusammen, dass eher nebensächliche Komponenten wie musikalische Vorlieben oder Geburtstage eine positivere Einstellung und höhere Kompromissbereitschaft innerhalb der Paarbeziehung begünstigen. Karney und Bradbury (1995) fanden heraus, dass eher Personen für Paarbeziehungen bevorzugt werden, die ähnliche soziodemographische Charakterstatistiken vorweisen. Paare, die mit ihrer Beziehung zufrieden sind, sind objektiv ähnlicher als unglückliche Paare. Sie überschätzen ihre Ähnlichkeit sogar (Acitelli, Douvan & Veroff, 1993). Selbst wenn Paare gegensätzliche Ausprägungen in den Merkmalen aufweisen (zum Beispiel Dominanz und Submissivität), nehmen sie sich aufgrund der Sympathie als ähnlicher wahr (Dryer & Horowitz, 1997). Zu beachten gilt, dass, je nach betrachteten Bereich, die Ähnlichkeit und Kompatibilität die Beziehungsstabilität fördert oder verringert. Verfolgen beide Partner hohe berufliche Karriereziele, ist die Folge vermutlich, aufgrund von Konflikten in Fragen des Zusammenlebens und der Lebensgestaltung, dass ein höheres Trennungsrisiko vorhanden ist (Rosenkranz & Rost, 1996).

Wahrnehmungs- und Beurteilungsprozesse. Wahrnehmungs- und Beurteilungsprozesse beeinflussen das Gelingen einer Partnerschaft. Ausschlaggebend sind die Deutung der sozialen Umwelt und die Subjektivität in der Wahrnehmung (Brandtstädter & Felser, 2003). Diese Prozesse lassen sich nicht in ein einzelnes theoretisches Rahmenkonzept darstellen. Jedes Verhalten einer Person wird gedeutet, wobei Verhaltenserklärungen vernachlässigt werden können. Das negative Verhalten eins Partners wird besonders in gestörten Beziehungen als negative, stabile und globale Eigenschaft oder Einstellung gedeutet (Bradbury & Fincham, 1990). Gottman (1994) erläutert, dass mit stärkerer Belastung weniger Anstrengung unternommen wird, bei der Verhaltenserklärung situative Umstände zu berücksichtigen. Erklärungen des Verhaltens stehen demnach ohne Überprüfung fest und durchlaufen immer wieder dieselben Schemata.

Für die Beziehungsstabilität ist von Vorteil, dass zutreffende Vorstellungen darüber, wie der Partner sich verhalten wird, wie er urteilt und was er präferiert mit dem übereinstimmen, was der andere Partner erwartet (Brandtstädter & Felser, 2003). Je länger Partnerschaften bestehen, desto besser können sich die Partner gegenseitig einschätzen und desto besseres Wissen besteht über deren Eigenschaften. Sobald ein Bild des Partners verfestigt ist, wird dieses nicht mehr überprüft. Für Partnerschaften, die Belastungen ausgesetzt sind, können sich die vorgefestigten Meinungen negativ auswirken. Partner verlassen sich dann auf ein inkorrektes Bild vom anderen Partner (Noller & Venardos, 1986).

Darüber hinaus sind Ausgewogenheit und Fairness eine wichtige Komponente. Nach der Equity-Theorie (Hatfield, Utne & Traupmann, 1979) werden Paarbeziehungen als Austauschbeziehungen verstanden. Eine Beziehung besteht demnach solange, wie das Verhältnis von Aufwand und Ertrag für beide Partner befriedigend ist, ansonsten wird die Beziehung für beide Partner als aversiv erlebt. Sofern keine aktiven und kognitiven Regulationen getätigt werden, wirkt sich die als unfair erlebte Verteilung von Aufwand und Ertrag destabilisierend auf die Beziehung aus (Brandtstädter & Felser, 2003).

Implizite Ehemodelle. „Implizite Ehemodelle“ stellen sozial geteilte, normative Erwartungen dar, die die Funktion und Bedeutung der Partnerschaft widerspiegeln. Unterschiedliche Erwartungen an die Partnerschaft entstehen durch verschiedene Vorstellungen, was eine ideale Partnerschaft erfüllt und, wie sie geführt wird. Diese Erwartungen können sich auf verschiedene Aspekte der Partnerschaft beziehen (ebd.). Implizite Ehemodelle und Erwartungen an die Partnerschaft sind nicht anfänglich ausschlaggebend für eine gelungene Partnerschaft, sondern zeigen sich erst im Verlauf der Paarbeziehung und damit im Alltag (ebd.). Beispielsweise betonen Attridge und Berscheid (1994), dass die Erfüllung von Wünschen, Bedürfnissen und Ansprüchen der eigenen Person immer wichtiger werden. Die Zufriedenheit in der Beziehung wird demnach immer stärker als Recht empfunden, diese auch einzufordern. Zur Beziehungsqualität und -stabilität trägt ferner die Erfüllung von Entwicklungsziele und Interessen bei, und das Gefühl, in der eigenen Entwicklung durch den Partner unterstützt zu werden, wobei sich Übereinstimmungen in der Ziel- und Wertorientierung als hilfreich herausgestellt hat (Felser, Schmitz & Brandtstädter, 1998). Ein weiterer potenzieller Konfliktbereich bezüglich unterschiedlicher Erwartungen bezieht sich auf die Erwartungen nach den ersten Ehejahren und der Geburt des ersten Kindes (Felser, Schmitz & Brandstädter, 1998, zitiert nach Eckert et al., 1989). Es entsteht eine größere Arbeitsteilung sowie die Separierung der Geschlechterrollen, was wiederrum zu unterschiedlichen Erwartungen an die Paarbeziehung führt.

Irrationale Vorstellungen über eine gelungene Partnerschaft können ebenfalls schädlich sein (Felser, 2003). Überzogene Vorstellungen wie „Mein Partner ist, wie er ist. Ändern kann er sich nicht.“ oder „Wenn es zum Streit kommt, ist alles verloren.“ (Felser, 2003, S. 370, zitiert nach Eidelson und Epstein, 1982) erhöhen das Risiko für eine Trennung. Problematisch ist, dass dem Partner bei der überzogenen Vorstellung keine Chance gelassen wird, sich tatsächlich zu ändern. Übersehen wird dabei auch die Option, dass Konflikte auch Klärung oder Problemlöse­möglichkeiten beinhalten. Die Befunde von Kurdek (1993) sprechen dafür, dass diese überzogenen Vorstellungen die Vorhersagekraft für Trennungen erhöhen (Felser, 2003).

Belastende Ereignisse und adaptive Ressourcen. Persönlichkeitsfaktoren und personenspezifische Vulnerabilitäten nehmen Einfluss auf die Wahrscheinlichkeit, wie eine Person ein belastendes Ereignis wahrnimmt. Eine positive Partnerschaft, die eine höhere Qualität und Stabilität aufweist, wirkt protektiv. Personen, die eine positive Beziehung führen, verfügen bei unvorhersehbaren Belastungen über eine bessere Bewältigungsleistung als Personen, die eine unbefriedigende Beziehung führen (Brandtstädter & Felser, 2003).

Konfliktverhalten und Stressbewältigung. Das Verhalten der Partner während eines Konflikts ist einer der aussagekräftigsten Prädiktoren der Beziehungsqualität (Brandtstädter & Felser, 2003). Kanning (1997) erwähnt, dass das Konfliktverhalten beider Personen von großer Bedeutung ist, inwiefern ein Konflikt eskaliert oder, ob es zu einer Lösung kommt. Unter Konfliktverhalten wird die gezeigte Reaktion auf den wahrgenommenen Konflikt verstanden (Schöbi, 2004). Ein Muster der partnerschaftlichen Interaktion wird dabei als äußerst destruktiv angesehen. Druck, Forderungen oder auch Vermeidung sind Verhaltensweisen, die nicht zur Konfliktlösung beitragen (Gottman, 1994). Heavey, Layne und Christensen (1993) konnten wiederholt belegen, dass die Partnerschaftszufriedenheit sinkt, wenn ein Partner während des Konflikts fordernd ist und das Gespräch sucht, während sich der andere Partner zurückzieht. Dieses Muster wird als „demand/withdraw“ bezeichnet.

Studien belegen, dass sich die Kommunikation von glücklichen, stabilen Paaren von scheidungsgefährdeten Paaren unterscheidet (Bodenmann, 2012). Eine unzureichende Kommunikationskompetenz stellt einen aussagekräftigen Prädikator für eine niedrige Partnerschaftszufriedenheit und somit ein höheres Risiko für Trennungen dar (Bodenmann, 1996). Bodenmann (1996) nennt „Kritik, Sarkasmus, Ablehnung, Abwertung, feindselige Bemerkungen und eine höhere Reziprozität negativer, hostil-dominanter Verhaltensweisen, die schnell zu negativen Eskalationen führen“ (S. 90) als Verhaltensweisen, die unzufriedene Paare zeigen. Eine konstruktive Konfliktkommunikation ist demnach unter anderem durch positive Verhaltensweisen gekennzeichnet (Bodenmann, 2013).

Heymann (2001) fasst zusammen, dass bei zufriedenen und unzufriedenen Paaren weitere Unterschiede im Konfliktverhalten gefunden wurden. Unzufriedene Paare verwenden häufiger feinselige Haltungen, beginnen ihre Gespräche häufiger feindselig und behalten dies im Laufe des Gesprächs bei. Diese feindselige Haltung wird durch den anderen Partner erwidert, was gespiegelt wird in der Antwort des Partners und als Reziprozität bezeichnet wird. Unzufriedene Paare sind weniger bereit, ihre Verhaltensweisen im Konfliktgespräch zu ändern und verwenden weniger positives Interaktionsverhalten. Darüber hinaus vertreten lerntheoretische Ansätze die Auffassung, dass durch die Gewöhnungsprozesse, Enttäuschungen und Krisen ein Zwangsprozess ausgelöst wird, der die Verschlechterung einer Beziehung auslöst. Eine offene Kommunikation und ein positiver Austausch sind dann nur erschwert möglich (Schindler, Hahlweg & Revenstorf, 2007).

3 Konfliktbewältigung in Paarbeziehungen

Konflikte stellen einen festen Bestandteil beim Zusammenleben von Menschen dar und es fällt dennoch schwer, eine allgemeingültige Definition zu finden (Kanning, 1997), denn verschiedene Autoren und Fachrichtungen beschreiben den Begriff unterschiedlich (Glasl, 2013). Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass verschiedene Definitionen meist ein Konstrukt der Oppositionen zweier Individuen umfassen oder sich über Inkompatibilität des Verhaltens zweier oder mehrerer Personen definieren (Schöbi, 2004). In engen Zusammenhang mit Konflikten steht das Konzept von Stress, welches synonym als Belastung bezeichnet wird. Auch hier liegen unterschiedliche Definitionen und Auffassungen vor. Zum einen kann sich Stress auf den internen Zustand des Individuums beziehen und primär physiologische und emotionale Reaktionen hervorrufen (Lazarus & Smith, 1990). Stress kann ferner als Reiz verstanden werden, der extern auftritt, wie zum Beispiel kritische Lebensereignisse, aversive Umweltbedingungen oder chronische Belastungen (Schöbi, 2004). Andere Theorien verfolgen die Auffassung, dass Stress als Transaktion zwischen Individuum und der Umwelt entsteht. Ausschlaggebend ist an der Stelle, wie Stress wahrgenommen und bewertet wird (Lazarus & Folkman, 1984).

Ein zentraler Aspekt von Stress stellt die Bewältigung dessen dar, da auf die auslösenden Stimuli Reaktionen des Individuums folgen, die mit einem instrumentellen und kognitiven Verhalten einhergehen. Bewältigung wird in diesem Zusammenhang auch als „Coping“ bezeichnet (Schöbi, 2004). Stress oder Belastungen in Partnerschaften stellen demnach ein Ereignis dar, dass beide Partner direkt oder indirekt betrifft (Bodenmann, 1995). Für die Bewältigung von Belastungen und Konflikten innerhalb der Partnerschaft ist der adäquate Umgang mit Problemsituation, eigenen Emotionsregulation und der Wunsch nach Wiederherstellung einer zufriedenstellenden Beziehung von Bedeutung (Bodenmann, 1995).

Im Folgenden werden drei Theorien vorgestellt, die jeweils versuchen zu erklären, welche Komponenten Einfluss auf die Stabilität einer Paarbeziehung nehmen.

3.1 Theorie der ehelichen Stabilität (Gottman,)

Gottman (1994) untersuchte in mehreren Quer- und Längsschnittstudien den Zusammenhang von Beziehungsgestaltung und Beziehungsqualität und prüft, welche Kommunikationsmuster prädiktiv für die Stabilität von Ehen sind. Er untersuchte dazu Kommunikationsprozesse, einschließlich der kognitiven, verbalen, nonverbalen, emotionalen und psychophysiologischen Interaktionsmuster (Gottman, 1994).

3.1.1 Modell der triadischen Balance

Den Kern der Theorie stellt das Modell der triadischen Balance dar. Ausschlaggebend für eine stabile Beziehung ist demnach die Balance zwischen dem Verhalten in der Beziehung, der Wahrnehmung der Beziehung und physiologischen Reaktionen. Der Anteil an positiven, beziehungsstabilisierenden Verhaltensweisen der Partner bestimmt, inwieweit sich negative Kommunikationsmuster verfestigen, kumulieren und letztendlich zur Trennung beitragen (ebd.). Nach Gottman (1994) ist eine Beziehung dann stabil, wenn auf eine negative Interaktion mindestens fünf positive Interaktionen kommen. Direkte und indirekte Verhaltensweisen des Partners werden kumulativ wahrgenommen. Bei einem positiven Verhältnis von Interaktionen bleibt diese Wahrnehmung unbewusst. Ist dieses Verhältnis gegeben, führt die hohe Rate an positiven Interaktionen zu einer positiven Wahrnehmung der Beziehung und es stellt sich psychophysiologische Beruhigung ein. Diese Ehen werden als stabil und regulativ bezeichnet.

In unstabilen und unregulierten Ehen verringert sich das Verhältnis 5:1. Auseinandersetzungen gehen mit einer hohen, aversiven psychophysiologischen Erregung einher, die zur Folge hat, dass sich die Wahrnehmung verändert. Der Zustand des Wohlfühlens geht in den Zustand des Leidens über. Die negative Interaktion wird als unangenehm empfunden und es folgt eine emotionale Überschwemmung. Die Wahrnehmung der Beziehung wird negativer interpretiert und Verhaltensweisen des Partners werden negativer attribuiert. Positive Verhaltensweisen werden external, während negatives Verhalten internal und stabil attribuiert wird. Das hat zur Folge, dass die Interaktion innerhalb der Beziehung negativer wird, die Attribution wird bestätigt und gefördert. Es folgt die Distanzierung und Isolierung. Die Attribution bezieht sich nicht nur auf aktuelle Ereignisse, sondern kann sich auch auf länger zurückliegende Ereignisse beziehen. Die gesamte Beziehungsgeschichte wird überdacht und umgestaltet. Negative Aspekte werden dann hervorgehoben und Kognitionen bezüglich einer Trennung und Scheidung werden häufiger (ebd.).

3.1.2 Die vier apokalyptischen Reiter

Anhand seiner Beobachtungen konnte Gottman (1994) die „vier apokalyptischen Reiter“ identifizieren, die destruktive Konfliktmuster darstellen. Die Verhaltensweisen nehmen starken Einfluss auf die Balance und die Kommunikation innerhalb der Beziehung. Die Verhaltensweisen werden als Kaskadenmodell bezeichnet, das Paare bei der Verschlechterung der Beziehung durchlaufen, die sich durch charak­teristische Verhaltensmuster kennzeichnen und letztendlich zur Trennung oder Scheidung führen (Gottman, 1994).

Kritik (Complain/Criticize): Kritik ist gekennzeichnet durch offenes Beschweren, kritisierende Bemerkungen oder Vorwürfe, die sich auf das Verhalten des Partners beziehen. Persönliche Kritik richtet sich nicht nur an das Verhalten des Partners, sondern an die Persönlichkeit (Gottman, 1994).

Verachtung (Contempt): In Folge der Kritik führt das Verhalten zu sarkastisch-zynischen Bemerkungen, gegenseitiger Verachtung, Abwertung und zu Beleidigungen. Feindselige Körpersprache und Humor, Spott und Hohn werden ausgedrückt. Der Partner wird durch negative Gedanken abgewertet (ebd.).

Verteidigung (Defensiveness): Es folgt die Rechtfertigung und Gegenanklagen. Abwehr stellt eine Reaktion dar, die ausgeführt wird, wenn der Partner selbst angegriffen wird. Rechtfertigung und äußere Umstände werden angeführt, die nicht in der eigenen Kontrolle liegen. Die eigene Meinung wird wiederholt, die des Partners ignoriert. Verteidigung führt zu einer Verschärfung des Konflikts (ebd.).

Rückzug (Stonewalling): Als Folge der bisherigen Verhaltensweise folgt die Vermeidung direkter Interaktionen. Der Partner ignoriert die ihm betreffende Kritik, äußert sich wenig und wechselt das Thema. Der andere Partner interpretiert diese Verhaltensweisen als Missbilligung und Selbstgefälligkeit (ebd.).

Provokative Machtdemonstration („belligerence “) wurde zusätzlich hinzugefügt und stellt ein provokatives Verhalten dar, dass die Macht und Autorität des Partners in Frage stellt (Gottman, 1998).

3.1.3 Ehetypologie

Gottman (1994) differenziert anhand von Interaktionsmustern zwei Paartypen, die jeweils in Subtypen weiter unterteilt werden. Stabile, regulierte Paare werden in drei Subtypen unterteilt:

Konstruktive Paare („validating couples“) zeichnen sich durch viel Leichtigkeit und Ruhe aus und die Beschreibung des Problems wird häufig durch den anderen Partner bestätigt. Es wird versucht, die Meinung des anderen Partners zu verstehen. Die Paare zeigen häufiger Verständnis, Empathie und Intimität. Auseinandersetzungen werden offen und ruhig geführt und es folgen positive Interaktionen. Diese Paare kennzeichnen sich weiter durch eine hohe Kompromissbereitschaft und zeigen ein ausgeprägtes „Wir“-Gefühl.

Konflikt-vermeidende Paare („conflict-avoiders“) tragen Konflikte nicht emotional und distanziert aus. Es wird versucht, Konflikte und verletzende Auseinandersetzungen zu vermeiden und es werden wenige Emotionen gezeigt. Die Partner zeigen ein geringes Ausmaß an Intimität. Positive und negative Verhaltensweisen sind gering ausgeprägt, die positiven Interaktionen überwiegen jedoch (Gottman, 1994.).

Lebhaft-impulsive Paare („volatile couples“) zeigen sich in Konflikten intensiv emotional. Sie zeigen viel Eifersucht, aber auch viel Schutz und Liebe und geben sich ausdrucksvoll und einbezogen. Sie versuchen, den Partner von sich zu überzeugen. Konflikte werden mit einem hohen Ausmaß an Negativität ausgetragen, anderseits zeigen sie aber auch viele positive Emotionen, Humor, Interesse oder Zuneigung. Beide Partner wollen individuell und eigenständig bleiben (Gottman, 1994).

Als instabile, unregulierte Paare werden jene bezeichnet, deren Ehen sich auflösen. Diese werden in zwei Subtypen unterteilt:

Feindselige Paare („hostile couples“) kennzeichnen sich durch direkte Konflikte aus. Motive, Gefühle oder Verhalten des Partners werden negativ attribuiert, woraus Beschimpfungen, Beleidigungen und Abwertungen resultieren und dem Partner wird wenig Achtung entgegen gebracht. Eine provokative Kommunikation ist ebenfalls häufig vorhanden. Diese Paare weisen eine hohe Scheidungsgefährdung und eine geringe Partnerschaftszufriedenheit auf. Ein konstruktiver Umgang mit Konflikten ist selten möglich (ebd.).

Feindselig distanzierte Paare („hostile/detached couples“) weisen ebenfalls eine hohe Rate an Negativität auf. Sie zeigen sich zudem distanziert und emotional unbeteiligt. Es wird zuerst versucht, Konflikte zu meiden. Gelingt dies nicht, werden Konflikte mit einem Ablauf von wiederholenden Attacken und Verteidigungen, feindselig und abwertend ausgetragen. Liebe und Zuneigung werden für den Partner nicht mehr empfunden und eine Lösung der Konflikte wird selten gefunden (ebd.).

3.1.4 Stärken und Schwächen

Die Theorie der ehelichen Stabilität wurde von Gottman selber in einigen Punkten als spekulativ bezeichnet (ebd.). Problematisch ist das unpräzise Konzept der „apokalyptischen Reiter“. Gottman fasst als Kritik die globale Schuldzuweisung und eine Abwertung des Partners auf, nicht jedoch die negativ geäußerte Bewertung des Verhaltens. Ferner wurde das Konfliktverhalten der Paare anhand von Beobachtungen untersucht. Die subjektive Perspektive der untersuchten Paare wurde somit vernachlässigt. Gottman konnte in weiteren Untersuchungen seine Befunde teilweise bestätigen (Gottman, 1998). Die Theorie stellte dennoch eine Grundlage für weitere Forschungen dar, die zum Verständnis des Interaktionsverhaltens beitrug.

3.2 Systematisch-transaktionales Stress-Coping-Konzept (Bodenmann,)

Das systematisch-transaktionale Stress-Coping-Konzept ist eine Erweiterung des transaktionalen Ansatzes von Lazarus (Lazarus & Folkman, 1984). Stress wird als ein dynamisches Konstrukt verstanden, dass aus der Interkation zwischen dem Individuum und der äußeren Umwelt entsteht. Die subjektive Wahrnehmung des Ereignisses der betroffenen Person wird dabei in den Vordergrund gerückt (Lazarus & Folkman, 1984).

Bodenmann (1995) erläutert in seinem Ansatz des dyadischen Copings, dass Stress ein direktes und indirektes Ereignis darstellt, welches sich auf beide Personen in einer Paarbeziehung auswirkt. Dyadisches Coping stellt einen Prozess dar, „in dessen Rahmen Stresssignale des einen Partners, die Wahrnehmung der Signale durch den anderen Partner und dessen Antwortreaktion (verbale und nonverbale Copingreaktionen des anderen Partners auf diese Stressäußerung) berücksichtigt werden“ (Bodenmann, 2000, S. 52). Zentral für die Vorhersage des Stresserlebens und des Copings sind die Betroffenheit vom Stress, die Verursachung und die Einfluss- und Kontrollmöglichkeiten von beiden Partnern einzeln, dyadisch als auch von paarexternen Personen (ebd.).

Die Einschätzung des Stresserlebens unterliegt drei Prozessen. In der primären Einschätzung erfolgt die Einschätzung der Wahrnehmung des Partners und ob dieser die Einschätzung der Wahrnehmung realisiert. Es folgt ein Abgleich der Einschätzungen und eine erneute Bewertung. Innerhalb der sekundären Einschätzung wird geprüft, ob das eigenen Wohlergehen oder das des Partners oder der Dyade gefährdet ist. Es wird geprüft, ob eigene Ressourcen, Ressourcen des Partners, dyadische Ressourcen oder externe Ressourcen zur Verfügung stehen. Wird die Situation als bedrohlich, herausfordernd oder schädigend eingeschätzt, werden die Ressourcen aktiviert. Das Ziel besteht in der Minimierung, Bewältigung, Tolerierung oder Reduktion der Belastung. Gemeinsame Ziele und Erwartungen werden berücksichtigt und im Anschluss erfolgt die gemeinsame Neubewertung. Die Effektivität der eingesetzten Copingstrategie wird bewertet. Es erfolgt eine eigene Einschätzung und, wie sie beim Partner vermutet wird. In Abhängigkeit davon wird eine neue Einschätzung vorgenommen oder eine andere Bewältigungsstrategie eingesetzt (Bodenmann, 1995).

Es liegen zahlreiche Möglichkeiten vor, bei dem dyadenrelevanter Stress auftritt. Konflikte innerhalb der Partnerschaft, die Übertragung der negativen Stressemotionen oder die empathische Reaktion, wenn der Stress des anderen Partners wahrgenommen wird stellen situative Faktoren dar. Personelle Faktoren wie problematische Persönlichkeitsmerkmale, schwere Erkrankungen des Partners, persönliche Veränderungen des Partners oder die zur Bewältigung eingesetzte Copingstrategie sind ebenfalls Möglichkeiten. Ferner nehmen d yadische Faktoren wie problematische Machtverhältnisse, andere Rollen- und Aufgabenverteilung bei Überlastung des Partners, mangelnde Homogenität zwischen den Partner bezüglich wichtiger Werte, Einstellungen oder Zielen, ungünstige Nähe-Distanz-Konstellationen, Kompetenzdefizite bezüglich der Kommunikation, Problemlösung und dyadischen Copings, mangelnde Liebesgefühle oder auch ein ungenügendes Commitment für die Partnerschaft Einfluss auf dyadenrelevanten Stress (ebd.). Zuletzt stellen kritische Lebensereignisse, Alltagsanforderungen, Mehrfachbelastungen und ökologische, ökonomische, kulturelle und soziokulturelle Belastungen Per son- und dyadenexterne Faktoren dar (Bodenmann, 1995).

3.2.1 Formen der Stressäußerungen in Partnerschaften

Die Stresskommunikation der Paare wird in einem zweidimensionalen Raum dargestellt. Die Dimensionen lassen sich als emotions- versus problembezogen und verdeckt versus offen bezeichnen. Bodenmann (1995) unterscheidet anhand dessen acht Formen der Stressäußerungen.

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Fin de l'extrait de 75 pages

Résumé des informations

Titre
Konflikte in der Partnerschaft richtig lösen. Welche Faktoren erhöhen die Stabilität einer Paarbeziehung?
Auteur
Année
2019
Pages
75
N° de catalogue
V446705
ISBN (ebook)
9783956877575
ISBN (Livre)
9783956877599
Langue
allemand
Mots clés
Paarkonflikt, Eheberatung, Scheidung, Liebe, Bodenmann, Gottman, Lösel & Bender, Beziehungen, Konfliktbewältigung, Paarbeziehung, Stress-Coping-Konzept, Resilienz-Modell
Citation du texte
Larissa Kley (Auteur), 2019, Konflikte in der Partnerschaft richtig lösen. Welche Faktoren erhöhen die Stabilität einer Paarbeziehung?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/446705

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