Der US-amerikanische Soziologe, Ökonom und Berater diverser Regierungen und der EU-Kommission Jeremy Rifkin schreibt in seinem Buch „The Empathic Civilization: The Race to Global Consciousness in a World in Crisis“ die Geschichte der Zivilisation neu und entwirft die Vision einer zukünftigen Ära, in welcher der Schlüssel für das menschliche Zusammenleben in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft Empathie im Sinne von Kooperation, Solidarität und Mitgefühl ist. Auch das menschliche Gehirn sei auf Vernetzung und Solidarität angelegt, wie von den Neurowissenschaften bestätigt werde. Der niederländische Zoologe und Verhaltensforscher Frans de Waal erklärt in „The Age of Empathy: Nature‘s lessons for a kinder society“ ebenfalls den Anbruch einer neuen Ära und sieht die erste Wahl von Barack Obama im Jahre 2008 als entscheidenden Moment im Aufstieg der Empathie, während der von Gier geprägte Individualismus zu Zeiten von Ronald Reagan und Margaret Thatcher und der ökonomische Wahn, welcher schließlich unter George W. Bush im Alptraum der globalen Finanzkrise kulminiert habe, zu enden scheint. Auch de Waal sieht Empathie als tief in der menschlichen Biologie verankert und illustriert seine Ausführungen mit Beispielen und Experimenten aus dem Tierreich. In einer Rede vor seiner ersten Präsidentschaftswahl betonte Barack Obama die Wichtigkeit von Einfühlung im zwischenmenschlichen Zusammenleben, die Welt aus den Augen derer zu sehen, die anders seien als wir und Empathie zu empfinden, egal ob naher Freund oder ferner Fremder, sodass es schwieriger werde, nicht zu handeln und nicht zu helfen. Empathie fungiert hier als Motor gegen Gleichgültigkeit und Egoismus im Sinne der „Empathie-Altruismus-Hypothese“ von C. Daniel Batson.
Diese Arbeit befasst sich zunächst mit der Frage, welche Rolle Empathie im Recht und insbesondere dem Richter zukommt. Sie erklärt sodann, welche Formen von Empathie es zu unterscheiden gilt und zeigt anschließend anhand des Textes „Empathy’s Blind Spot“ von Jan Slaby die strukturelle Unzulänglichkeit der Konstruktion von Empathie auf einer hohen Ebene auf. Sie entfaltet eine Empathiekritik von einem philosophischen und schließlich von einem politischen Standpunkt. Anschließend werden Alternativen zu „empathetic perspective-shifting“ eruiert. In der Schlussbetrachtung erfolgen Überlegungen zum Thema „Empathie und das Allgemeine denken“.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung: Ein Zeitalter der Empathie.
- B. Empathie und Recht.
- I. Der empathische Richter - Justitia ohne Augenbinde? ..
- II. Recht und Umwelt in empathischer Resonanz....
- C. Was ist Empathie?.
- I. Differenzierung von „,primitive low-level mindreading“ und „higher-level, conceptually demanding cases of perspective-shifting“..
- II. Empathieverständnis als am anderen orientierte Perspektivenübernahme ...
- D. Empathiekritik von einem philosophischen Standpunkt.….…………………..\n
- I. „Empathetic perspective-shifting“ als Usurpation des irreduziblen menschlichen Handlungsvermögens...
- II. Empathie, Moral und Gerechtigkeit..........\n
- E. Empathiekritik von einem politischen Standpunkt .\n
- I. Neuropolitik, kritische Neurowissenschaft und die notwendig politische Deutung einer Konzeptualisierung des menschlichen Gehirns
- II. „Toward a Critical Theory of the Social Brain“ - Empathie als Surrogat für die Entmachteten im Netzwerkkapitalismus?.
- F. Alternativen zu „empathetic perspective-shifting“.
- G. Fazit und Schlussbetrachtung: Empathie und das Allgemeine denken
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem Thema "Empathie's Blind Spot" von Jan Slaby und analysiert die Bedeutung von Empathie im Kontext von Recht, Moral und Politik. Die Arbeit untersucht die Grenzen und kritischen Aspekte der Empathie, insbesondere im Hinblick auf das menschliche Handlungsvermögen.
- Die Rolle der Empathie im Rechtssystem und ihre möglichen Grenzen.
- Die philosophischen und politischen Implikationen von Empathie und ihre Kritik.
- Alternative Perspektiven auf menschliches Verhalten jenseits von Empathie.
- Die Bedeutung von Empathie im Netzwerkkapitalismus und ihre potentielle Verwendung als Surrogat für die Entmachteten.
- Die Bedeutung des "Allgemeinen Denkens" im Kontext von Empathie.
Zusammenfassung der Kapitel
- A. Einleitung: Ein Zeitalter der Empathie. Diese Einleitung führt in das Thema ein und stellt die Relevanz der Empathie in der heutigen Zeit dar.
- B. Empathie und Recht. Dieses Kapitel untersucht die Anwendung von Empathie im Rechtssystem und die möglichen Folgen für die Justiz. Es werden die Herausforderungen diskutiert, die entstehen, wenn Richter:innen ihre eigenen Emotionen und Empathie in ihre Entscheidungen einfließen lassen.
- C. Was ist Empathie? Dieses Kapitel definiert den Begriff der Empathie und differenziert zwischen verschiedenen Arten der Empathie, wie z.B. "primitive low-level mindreading" und "higher-level, conceptually demanding cases of perspective-shifting".
- D. Empathiekritik von einem philosophischen Standpunkt. Dieses Kapitel untersucht die Kritik an der Empathie aus philosophischer Perspektive. Es argumentiert, dass die Empathie die menschliche Handlungsfreiheit einschränken kann und dass es alternative Perspektiven auf das menschliche Verhalten gibt.
- E. Empathiekritik von einem politischen Standpunkt. Dieses Kapitel beleuchtet die Kritik an der Empathie aus politischer Perspektive. Es diskutiert die Rolle der Empathie im Netzwerkkapitalismus und die Frage, ob sie als Werkzeug zur Manipulation und Machtverschiebung genutzt werden kann.
- F. Alternativen zu „empathetic perspective-shifting“. Dieses Kapitel stellt alternative Ansätze zur Empathie vor, die das menschliche Handeln und Denken aus einer anderen Perspektive betrachten.
Schlüsselwörter
Die Seminararbeit beschäftigt sich mit zentralen Begriffen wie Empathie, Recht, Moral, Politik, Handlungsvermögen, Netzwerkkapitalismus und dem "Allgemeinen Denken". Sie analysiert die kritischen Aspekte der Empathie und diskutiert alternative Perspektiven auf menschliches Verhalten.
- Arbeit zitieren
- Anonym (Autor:in), 2014, "Empathy’s Blind Spot" von Jan Slaby. Das menschliche Handlungsvermögen als blinder Fleck der Empathie, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/446965