Schon in der Antike fasziniert den Mensche n die Idee des selbsterschaffenen Ebenbildes. So taucht in der griechischen Mythologie die Geschichte des Zeussohns Hephaistos auf, der Menschen künstlich fertigt (Drux 1999, S. 31)1. Ist es in der griechischen Mythologie noch Göttern oder Titanen, wie Prometheus vorbehalten, künstliche Menschen zu schaffen, so verlagern sich die Zuständigkeiten in der späteren Literatur und Mystik. Nun wagt sich auch der Mensch selbst an die Erschaffung seines Ebenbildes. Im Mittelalter beginnen namhafte Persönlichkeiten wie Albertus Magnus mit dem Geheimnis des Lebens zu experimentieren- nicht ohne die Repressionen der übermächtigen Kirche zu spüren bekommen, die das Imitieren Gottes auf diese Weise als Ketzerei empfindet (Swoboda 1967, S. 143)2.
Auch in der jüdischen Mythologie taucht das Motiv des künstlichen Menschen auf.„ Der weitaus berühmteste von ihnen ist zweifellos der Golem des Hohen Rabbi Löw, des angesehenen Oberhauptes der Prager Juden im 16. Jahrhundert.“ (Swoboda 1967, S. 157).Ist der Golem noch aus bloßem Lehm geformt, so werden die Materialien aus denen künstliche Menschen gemacht werden in wenig später entwickelten Vorstellungen raffinierter. Die Mechanik wird in den literarisch beschriebenen Prozeß der Menschenbildung einbezogen.
„ Schon im 16. und frühen 17. Jahrhundert lassen sich die ersten mechanischen Menschen in der Dichtung feststellen.“ (Swoboda 1967, S. 211).
1778 befaßte sich Goethe mit dem Thema des künstlichen Menschen, in seiner „dramatischen Grille“Der Triumph der Empfindsamkeit( Swoboda 1967, S. 212) Vom späten 18. Jahrhundert bis zum beginnenden 19. Jahrhundert erlebt das Thema des künstlichen Menschen einen regelrechten „Boom“ (siehe Punkt 1 und 2). Neben den vorgestellten Autoren E.T.A Hoffmann und Mary W. Shelley beschäftigt sich auch Jean Paul in zwei seiner Werke mit dem Thema.
Im 20. Jahrhundert weitet sich das Thema des künstlichen Menschen auf neu entstandene Medienformen aus. Ein Beispiel hierfür sind die zahlreichen Verfilmungen von solchen Geschichten So wird z.B. die Golemsage in Stummfilmform auf die Leinwand gebracht oder die Geschichte von Dr. Frankenstein und seinem Monster wird in zahlreichen Hollywood Verfilmungen nacherzählt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 1. Die Automate und das Bürgertum: E.T.A Hoffmanns Olimpia und ihre verregelte Umwelt
- 2. Der Schöpfer und sein verratener Henker: Frankenstein und sein Monstrum
- 3.,,Ich fühle also bin ich?“ – Die Frage nach dem Unterschied zwischen Menschen und Androiden in Phillip K. Dicks Roman Do Androids Dream of Electric Sheep
- 4. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der literarischen Darstellung des künstlichen Menschen. Ziel ist es, die Faszination des Themas zu erforschen und aufzuzeigen, wie dieses Motiv in verschiedenen Epochen und Gattungen zum Ausdruck kommt. Im Fokus stehen dabei die Fragen nach der Definition des Menschseins, der Rolle des Schöpfers und den gesellschaftlichen Implikationen der künstlichen Lebensformen.
- Der künstliche Mensch als Spiegelbild der Gesellschaft
- Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine
- Die moralischen und ethischen Herausforderungen der künstlichen Lebensformen
- Die Rolle der Technologie in der Menschheitsgeschichte
- Die Relevanz des Themas in der modernen Welt
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des künstlichen Menschen in der Literatur ein und beleuchtet dessen historische Wurzeln. Sie präsentiert die wichtigsten literarischen Werke, die sich mit dem Thema beschäftigen, und zeigt auf, wie das Motiv über die Jahrhunderte hinweg an Relevanz gewonnen hat.
- 1. Die Automate und das Bürgertum: E.T.A Hoffmanns Olimpia und ihre verregelte Umwelt: Dieses Kapitel analysiert das Motiv des Automaten in E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“. Es untersucht, wie Hoffmann das Thema des künstlichen Menschen im Kontext der bürgerlichen Gesellschaft der Romantik behandelt und welche Bedeutung der Automate für die gesellschaftlichen Verhältnisse hat.
- 2. Der Schöpfer und sein verratener Henker: Frankenstein und sein Monstrum: Das Kapitel widmet sich Mary Shelleys „Frankenstein or the Modern Prometheus“. Es analysiert die Beziehung zwischen dem Schöpfer und seinem Geschöpf, die ethischen Dilemmata des Schöpfungsaktes und die Folgen der Erschaffung eines künstlichen Menschen.
- 3.,,Ich fühle also bin ich?“ – Die Frage nach dem Unterschied zwischen Menschen und Androiden in Phillip K. Dicks Roman Do Androids Dream of Electric Sheep: Dieses Kapitel befasst sich mit Phillip K. Dicks Science-Fiction-Roman „Do Androids Dream of Electric Sheep?“. Es erforscht die Frage nach der Definition des Bewusstseins und der Fähigkeit zu empfinden im Kontext der künstlichen Intelligenz und stellt die ethischen Implikationen der Erschaffung von Androiden in Frage.
Schlüsselwörter
Künstlicher Mensch, Automate, Android, Monstrum, Frankenstein, Golem, Science-Fiction, Philosophie, Moral, Ethik, Gesellschaft, Kultur, Technologie, Mensch-Maschine-Verhältnis, Bewusstsein, Empfinden, Identität, Schöpfung, Schöpfer, Menschsein, künstliche Intelligenz, Zukunft der Menschheit.
- Arbeit zitieren
- M.A. Nele F.C. Schüller (Autor:in), 2002, Automaten, Monster und Androiden - Der künstliche Mensch in der Literatur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44704