Am 1. Januar 1994, als Mexiko in den Kreis der 1. Welt eintreten wollte, besetzten mit Skimützen vermummte Männer und Frauen des Ejercito Zapatista de Liberacion Nacional (EZLN) 5 bedeutende Ortschaften im Bundesstaat Chiapas. Unter ihnen war die Touristenstadt San Cristobal de las Casas. Nachdem die Aufständischen dort die Polizei- und Gerichtsakten aus den Büros auf die Straße geworfen hatten, verbrannten sie diese. Des Weiteren requirierten sie Waffen aus den Armeequartieren und versorgten sich mit Medikamenten. Die mexikanische Regierung unter dem Präsidenten Carlos Salinas de Gortari reagierte mit einer militärischen Offensive. In den Medien verklärte sie den Aufstand zu einer Invasion ausländischer Agitatoren. Zu ihrem Anführer wurde Subcomandante Marcos stilisiert.
In ihrer Kriegserklärung, welche die EZLN um Mitternacht des 31.12.1993 an die mexikanischen Truppen gerichtet hatte, beriefen sich die Aufständischen auf den Artikel 39 der mexikanischen Verfassung, in dem es heißt: „Das Volk hat jederzeit das unveräußerliche Recht, die Form seiner Regierung zu verändern oder zu modifizieren.“ In Anwendung dieses Artikels sagten die Aufständischen ya basta! - es reicht - und forderten die Absetzung der Regierung. Die Aufständischen, überwiegend Indigenas und Bauern, erklärten jene EZLN zu ihrem Bewaffneten Arm. Ziel ihres Kampfes ist jedoch nicht selbst die Macht zu übernehmen, sondern, dass „den befreiten Völkern die Möglichkeit verschaff[t] [wird], ihre Verwaltungsautoritäten frei und demokratisch zu wählen.“
Die EZLN stellt sich durch ihren Verzicht auf die Machteroberung einerseits und die enge Verbindung mit ihrer Basis andererseits, als eine Guerilla neuen Typus` dar. Davon angeregt, unternimmt diese Arbeit den Versuch, die theoretischen Wurzeln der Guerilla näher zu beleuchten. Im ersten Teil werden zunächst die drei potentiellen theoretischen Wurzeln näher bestimmt; die Bauernbewegung Emiliano Zapatas, die Focustheorie von Regis Debray sowie das basisdemokratische Konzept der Indigenas Chiapas. Im Anschluss daran erfolgt ihr Nachweis in der Entstehungsgeschichte der Guerilla.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Bauernarmee Emiliano Zapatas
- Mexiko um 1900
- Die Jugend Emiliano Zapatas in Morelos
- Beginn der Revolution
- Plan von Ayala
- Die Revolution flammt wieder auf
- Der Traum vom Süden
- E. Zapatas Armee
- Zapatas Tod
- Die Theorie der Guerilla nach Regis Debray
- Das Basisdemokratische Konzept der Indigenas
- Die Geschichte der EZLN
- Erste Schritte
- Die Veränderung der Strategie der Guerilla
- Die Wirtschaftskrise Ende der Achtziger Jahre
- Die Situation der Landbevölkerung
- Die Guerilla verändert ihre Führung
- Die Regierung ändert den Artikel 27 der Verfassung
- Die Soldaten der EZLN
- Der anhaltende Dialog
- Leben in zapatistischem Gebiet
- Der PRI verliert die Wahlen
- Nachweis der Wurzeln in der Geschichte der EZLN
- Nachweis der Theoriekonzeption der Guerilla von Regis Depray
- Bezug zur zapatistischen Bauernarmee der mexikanischen Revolution
- Nachweis des basisdemokratischen Entscheidungsprozesses der Indianer Chiapas
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Wurzeln der EZLN (Ejército Zapatista de Liberación Nacional) und deren historische Entwicklung. Ziel ist es, die Verbindungen zwischen der zapatistischen Bauernbewegung, der Guerillatheorie von Regis Debray und dem basisdemokratischen Konzept der indigenen Bevölkerung Chiapas aufzuzeigen und diese im historischen Kontext der EZLN nachzuweisen.
- Die zapatistische Bauernbewegung unter Emiliano Zapata als historischer Ursprung der EZLN.
- Die Guerillatheorie von Regis Debray und ihr Einfluss auf die Strategien der EZLN.
- Das basisdemokratische Konzept der indigenen Bevölkerung Chiapas und seine Rolle in der EZLN.
- Die historische Entwicklung der EZLN und ihre Anpassung an veränderte politische und wirtschaftliche Bedingungen.
- Der Nachweis der Verbindung zwischen den genannten Wurzeln und der Praxis der EZLN.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt den Aufstand der EZLN am 1. Januar 1994 in Chiapas, Mexiko, und dessen Kontext im Zusammenhang mit Mexikos Eintritt in die „erste Welt“. Sie skizziert den Verlauf der Ereignisse, die Reaktion der Regierung und die Forderungen der EZLN nach mehr Demokratie. Die Einleitung legt den Fokus auf die EZLN als Guerilla neuen Typs und kündigt die Analyse ihrer historischen Wurzeln an, welche in der zapatistischen Bauernbewegung, der Theorie Regis Debrays und dem basisdemokratischen Konzept der Indigenas gesehen werden.
Die Bauernarmee Emiliano Zapatas: Dieses Kapitel beleuchtet die mexikanische Geschichte um 1900 unter der Diktatur Porfirio Diazes, die durch den Ausverkauf von Land an Großgrundbesitzer und die Unterdrückung der Bauern gekennzeichnet war. Es beschreibt die Jugend Emiliano Zapatas und den Beginn seiner Revolution gegen die Ungerechtigkeit, die durch den Plan von Ayala artikuliert wurde. Der Traum vom Süden, Zapatas Armee und sein Tod werden ebenfalls behandelt. Dieses Kapitel liefert den wichtigen historischen Kontext für das Verständnis der EZLN und ihrer Ideologie.
Die Theorie der Guerilla nach Regis Debray: Dieses Kapitel behandelt die Guerillatheorie von Regis Debray, die in den 1960er Jahren in Zusammenarbeit mit Fidel Castro entwickelt wurde und einen bedeutenden Einfluss auf lateinamerikanische Guerillabewegungen hatte. Es wird erläutert, wie Debrays Theorie die Strategien und Taktiken der EZLN möglicherweise beeinflusst hat, ohne dabei explizit auf die konkreten Auswirkungen einzugehen, um den Raum für eine eigenständige Interpretation zu lassen.
Das Basisdemokratische Konzept der Indigenas: Das Kapitel beleuchtet das traditionelle basisdemokratische Entscheidungsfindungssystem der indigenen Bevölkerung in Chiapas. Es erklärt, wie dieses System die Organisation und die Entscheidungsfindung innerhalb der EZLN beeinflusst und als ein zentrales Element ihrer Ideologie und Praxis fungiert. Die tiefe Verankerung in der lokalen Kultur und den traditionellen Strukturen wird hervorgehoben.
Die Geschichte der EZLN: Dieses Kapitel schildert die Geschichte der EZLN von ihren ersten Schritten bis zu den Ereignissen um den Aufstand von 1994. Es analysiert die Veränderung der Guerillastrategie, die Rolle der Wirtschaftskrise, die Situation der Landbevölkerung, die Veränderungen in der Führung der EZLN, und die Reaktion der Regierung auf den Aufstand, einschließlich des Dialogprozesses. Das Kapitel deckt die wichtigsten Entwicklungsphasen ab und beschreibt, wie sich die EZLN an die veränderten Umstände anpasst.
Nachweis der Wurzeln in der Geschichte der EZLN: Dieses Kapitel zieht die Fäden zusammen und analysiert, wie sich die in den vorherigen Kapiteln behandelten Wurzeln (zapatistische Bewegung, Debrays Guerillatheorie, basisdemokratisches Konzept) in der Geschichte und Praxis der EZLN widerspiegeln. Es werden konkrete Beispiele genannt, die die Verbindungen zwischen den verschiedenen Elementen aufzeigen. Die Analyse fokussiert auf die Kontinuität und die Anpassungsfähigkeit der EZLN.
Schlüsselwörter
EZLN, Emiliano Zapata, Regis Debray, Chiapas, Mexiko, Guerilla, Basisdemokratie, Indigene Bevölkerung, Landkonflikt, mexikanische Revolution, politische Theorie, Friedensverhandlungen.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Die Wurzeln der EZLN
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die historischen Wurzeln der EZLN (Ejército Zapatista de Liberación Nacional) und deren Entwicklung. Der Fokus liegt auf den Verbindungen zwischen der zapatistischen Bauernbewegung, der Guerillatheorie von Regis Debray und dem basisdemokratischen Konzept der indigenen Bevölkerung Chiapas.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die mexikanische Revolution und die Rolle Emiliano Zapatas, die Guerillatheorie von Regis Debray, das basisdemokratische System der indigenen Bevölkerung in Chiapas und die historische Entwicklung der EZLN, inklusive deren Anpassung an veränderte politische und wirtschaftliche Bedingungen. Es wird der Nachweis der Verbindung zwischen diesen Wurzeln und der Praxis der EZLN geführt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in die Kapitel: Einleitung, Die Bauernarmee Emiliano Zapatas, Die Theorie der Guerilla nach Regis Debray, Das Basisdemokratische Konzept der Indigenas, Die Geschichte der EZLN und Nachweis der Wurzeln in der Geschichte der EZLN. Jedes Kapitel beleuchtet einen Aspekt der Entstehung und Entwicklung der EZLN.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Ziel ist es, die historischen Ursprünge der EZLN aufzuzeigen und die Verbindungen zwischen der zapatistischen Bauernbewegung, der Guerillatheorie von Regis Debray und dem basisdemokratischen Konzept der indigenen Bevölkerung Chiapas nachzuweisen und diese im historischen Kontext der EZLN zu analysieren.
Wie wird der Nachweis der Wurzeln geführt?
Der Nachweis erfolgt durch die Analyse der historischen Entwicklung der EZLN und die Gegenüberstellung mit den theoretischen Konzepten und der historischen zapatistischen Bewegung. Konkrete Beispiele werden genannt, um die Verbindungen zwischen den verschiedenen Elementen aufzuzeigen.
Welche Rolle spielt Emiliano Zapata?
Die zapatistische Bauernbewegung unter Emiliano Zapata wird als historischer Ursprung der EZLN betrachtet. Seine Bewegung und Ideale bilden einen wichtigen Bezugspunkt für das Verständnis der EZLN.
Welche Bedeutung hat Regis Debrays Guerillatheorie?
Die Guerillatheorie von Regis Debray wird analysiert, um ihren möglichen Einfluss auf die Strategien und Taktiken der EZLN zu beleuchten. Die Arbeit untersucht, wie Debrays Theorie die EZLN beeinflusst hat, ohne dabei definitive Schlussfolgerungen vorwegzunehmen.
Welche Rolle spielt die indigene Bevölkerung?
Das traditionelle basisdemokratische Entscheidungsfindungssystem der indigenen Bevölkerung in Chiapas wird als zentrales Element der EZLN-Ideologie und -Praxis dargestellt. Die tiefe Verankerung in der lokalen Kultur und den traditionellen Strukturen wird hervorgehoben.
Wie wird die Geschichte der EZLN dargestellt?
Die Geschichte der EZLN wird von den ersten Schritten bis zum Aufstand von 1994 chronologisch dargestellt. Es werden die Veränderungen der Guerillastrategie, die Rolle der Wirtschaftskrise, die Situation der Landbevölkerung und die Reaktion der Regierung behandelt.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: EZLN, Emiliano Zapata, Regis Debray, Chiapas, Mexiko, Guerilla, Basisdemokratie, Indigene Bevölkerung, Landkonflikt, mexikanische Revolution, politische Theorie, Friedensverhandlungen.
- Citation du texte
- Uwe Vogel (Auteur), 2004, Chiapas, Mexiko: Die Guerilla 'Ejercito Zapatista de Liberacion Nacional' (EZLN), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44705