Der schwäbische Dialekt im Deutschunterricht


Hausarbeit, 2018

17 Seiten, Note: 1,5


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Begriffserklärung und Abgrenzung
2.1. Definition
2.2. Abgrenzung

3. Dialekt als Heimat

4. Dialektdiskussion

5. Der schwäbische Dialekt
5.1. Allgemein
5.2 Schwarzwaldschranke
5.3 Kennzeichen
5.3.1 Anhängsel und sonstige Sonderformen
5.3.2 Aussprache

6. Dialekte in der Schule
6.1 Lehrerprofessionalität
6.2. Schüler und Dialekte
6.3. Dialektbedingte Schulschwierigkeiten
6.4. Umgang und methodisch-didaktische Hinweise

7. Fazit

8. Literaturverzeichnis

9. Abbildungsverzeichnis

1. Vorwort

„Die sprachschöpferischen Neuerungen der Fachsprachen, Gruppensprachen und der Alltagssprache sind in neuerer Zeit vielfach unbesehen als Anzeichen eines ‚Sprachverfalls‘ abgewertet worden. Sie sind aber, sofern sie den Wortschatz der Gemeinsprache bereichern, eine Gewähr dafür, dass die deutsche Sprache nicht zu einer lebensfernen Bildungssprache erstarrt, die alles unterdrückt, was nicht der schriftsprachlichen Tradition, der schöngeistligen Distanzierung vom Alltagsleben oder der fachlichen Rationalisierung entspricht.“ (vgl. von Polent 2009, S.140f.)

Lange Zeit waren Dialekte und Unterricht schwer kompatibel. Doch gehört der Dialekt nicht zum Alltag des Deutschunterrichts? Gibt es nicht heute schon eine große Auswahl an Wörterbüchern die traditionellen Wörter eines Dialekts für nicht Muttersprachler ins Hochdeutsche übersetzen? Machen die sozialen Umstände und wissenschaftliche Erkenntnisse es nicht unumgänglich auf den Dialekt in Schulen einzugehen und diesen zu fördern? Und vor welchen Herausforderungen stehen Schüler und Lehrkräfte bei der Behandlung dieses Themas?

Im Folgenden möchte ich auf das Thema Dialekt allgemein und im Besonderen den Schwäbischen genauer eingehen und dessen Behandlung als Unterrichtsthema thematisieren.

2. Begriffserklärung und Abgrenzung

2.1. Definition

Der Begriff Dialekt stammt aus dem Griechischen. dialegomia bedeutet so viel wie miteinander reden, sich unterhalten[1]. Die gleiche Bedeutung hat das Wort auch im Lateinischen. „In fast allen heutigen Dialekten ist dieses Fremdwort die heimische Bezeichnung für das, was man unter ortsgebundener, einheimischer Sprache versteht, wofür man gewöhnlich aber die Ortsadjektiv-Bildung auf -isch verwendet […]“ (vgl. Löffler 2003, S. 2)

Sowohl die Mündlichkeit wie auch die Schriftlichkeit der deutschen Sprache bildete sich aus verschiedenen Dialekten (vgl. Göttert 2017, S. 77). Die Schriftsprache wie wir sie heute kennen entstand aus der Notwendigkeit der gebietsübergreifenden Kommunikation. Da Schriftliches „über weite Entfernungen hin verstanden“ (vgl. ebd.) werden sollte, mussten sich verschiedene, dialektgeprägte Schriftvariationen aneinander angleichen. Mattheier (1980) teilte dem Dialekt auch den Aspekt der historischen Entwicklung, „welche sich in jeder Epoche und Zeit stetig verändert und somit auch für jede Zeit neu definiert werden muss“[2] zu.

Schönfeld (1985) fasst den Dialekt als eine Sprachvarietät einer Nationalsprache auf, die kleinregionale Geltung aufweist, andere Sprachen nicht überdacht sowie strukturell und funktionell am meisten von der Standardsprache abweicht.[3]

Ein Dialekt modifiziert somit die vorhandene Sprache. „Zwar kann durch Neologismen und Vereinfachung der Worte eine neue Art der ursprünglichen Sprache entstehen, doch die Grundform bleibt dabei erhalten“[4]. Von einer eigenständigen Sprache kann erst die Rede sein, wenn der „Sprachstamm, das heißt die Standardform der Sprache auch geändert wird. Dazu gehören [zum Beispiel] [die] Deklination von Nomen [und die] Konjunktionen der Verben.“[5] „Außerdem ist eine neu entwickelte Sprache auch in Schriftform, in Kultur, in der Wissenschaft und der Politik anerkannt.“[6]

„Varietäten sind […] sprachliche Existenzformen, die innerhalb einer größeren Sprachgemeinschaft nebeneinander vorkommen, und die linguistisch miteinander verwandt sind“ (vgl. Mattheier 1980, S.14). Sie zeigen den Zusammenhang zwischen den der Standardsprache untergeordneten einzelnen Dialekte.

2.2. Abgrenzung

Im Folgenden soll die Sprachform der Standard-/ Hochsprache, der Umgangssprache, des Dialekts und der Mundart voneinander abgegrenzt werden. Die Standard- oder Hochsprache ist die überregionale, mündliche und schriftliche Sprachform der sozialen Mittel- und Oberschicht. Sie findet ihre Anwendung eher in der offiziellen und öffentlichen Kommunikation, unterliegt zudem weitgehender Normierung und ist strikt kodifiziert[7].

Seit der Reichsgründung 1871 wollte man das Lebensgefühl der Einheit unter anderem mit einer einheitlichen Mündlichkeit verwirklichen. Die Grundlage zu einer einheitlichen Rechtschreibung wurde trotz anfänglicher Gegenwehr bereits durch Konrad Duden und sein 1880 erschienenes Werk ‚Vollständiges Orthographisches Wörterbuch der deutschen Sprache‘ gelegt[8]. Die einheitliche Mündlichkeit wurde stark durch den Germanistikprofessor Theodor Siebs und sein 1898 erschienenes Programm zur Bühnenaussprache beeinflusst. Durch seine norddeutsche Herkunft waren viele der dabei entstandenen Regeln durch einen niederdeutschen Klang geprägt[9].

Die Umgangssprache ist eine gesprochene Sprache. Sie gilt als „Volkssprache“ (vgl. Jakob 1985, S.17), die im Alltag gesprochen wird und in privaten Kontexten meist angemessener erscheint, als die Hochsprache. „Umgangssprache liegt irgendwo zwischen den Extremen von Dialekt und Hochsprache, die es in Reinform beide nicht [mehr] gibt“ (vgl. Göttert 2011, S. 288). Sie schafft eine Art Ausgleich zwischen der Hochsprache und dem Dialekt und ist somit quasi eine gehobene Mundart und eine gesunkene Hochsprache[10].

Der Dialekt bezieht sich im Vergleich zum Akzent nicht nur auf die Aussprache, sondern auch auf den Wortschatz und die Grammatik. Schon früher galt der Dialekt als eine Abgrenzung, welche für eine gewisse Zugehörigkeit sorgte. Mitte des 19. Jahrhunderts veröffentlichte Jacob Grimm seine ‚Deutsche Grammatik‘ und „schuf [damit] […] die Grundlage für eine ernstzunehmende Gliederung der Dialekte“ (vgl. Göttert 2011, S. 40). Indem Grimm das Deutsche als „Sprache der einzelnen Stämme“ (vgl. ebd.) beschrieb, versuchte er diese Vielfalt zu bündeln und zu einigen.

Der Ausdruck Mundart, geht auf den Dichter Philipp von Zesen zurück. Dieser versuchte den Begriff anstelle des Begriffspaar ‚ Schreibart – Redart‘ einzuführen und verwendete Mundart im 19. Jahrhundert als Fremdwort für Dialekt[11].

Der Begriff der Mundart hebt die Bedeutung des Dialekts in der Mündlichkeit und der Aussprache hervor. Goossens (1977, S. 16) definierte Mundart als „die Ausdrucksweise mit der stärksten regionalen Färbung“. Hierbei fließt die Sprachmelodie und Ableitungen hochsprachlicher Ausdrücke mit ein. Dennoch kann neben der meist synonymen Verwendung von Dialekt und Mundart auch ein differenzierter Einsatz stattfinden. Laut Löffler (2003, S. 3) unterschied der Schweizer Socin zwischen Dialekt als eine „landschaftliche Schreibsprache in historischer Zeit“ und Mundart als „die hinter einer Schrift erscheinende mündliche Sprechsprache“ (vgl. ebd.).

3. Dialekt als Heimat

„Beim Dialekt fängt die gesprochene Sprache an“[12].

„Die germanischen Dialekte stammen alle aus dem gemeinsamen indogermanischen Pool, entwickelten sich jedoch nicht gemeinsam weiter“ (vgl. Göttert 2017, S. 78). So breitete sich die „zweite Verschiebung der Konsonanten […] je nach Stellung im Wort“ (vgl. ebd.) vom Süden bis zur Mitte Deutschlands aus. Parallel dazu entstanden das Mitteldeutsche, welches gleichzeitig mit der Konsonanten-verschiebung noch Eigenheiten wie eine Konsonantenschwächung als Eigenschaft entwickelte. Das Niederdeutsche im Norden weist keine dieser Eigenheiten auf.

Jedoch „gliedern sich die Dialekte nach dem Verschiebungsmerkmal allein leider nicht“ (vgl. Göttert, S. 80). So entstanden zum Beispiel durch die unterschiedliche Aussprache von Vokalen kleinere Dialekte wie unter anderem das Badische und Schwäbische. So wird die Lautkombination ei im Badischen häufig als ai ausgesprochen, während im sie im Schwäbischen häufig wie ein oa klingt (vgl. ebd.). Göttert gibt dem Dialekt das Merkmal der „großräumigen Gemeinsamkeiten und kleinräumigen Unterschiede“ (vgl. ebd. S. 81). Innerhalb dieser räumlichen Abgrenzungen entstanden oft auch eigene Kulturräume, welche sich durch ‚ihren‘ Dialekt abgrenzten und immer noch abgrenzen.

[...]


[1] vgl. Löffler (2003); S. 2

[2] Mattheier (1980); S.12

[3] Schönfeld (1985); S.207ff.

[4] www.sprachenlernen24-blog.de 28.02.20018

[5] ebd.

[6] ebd.

[7] vgl. Jakob (1985); S.13

[8] vgl. Göttert (2017); S. 87

[9] vgl. Göttert (2017); S. 87f.

[10] vgl. Jakob (1985); S.16f.

[11] vgl. Löffler (2003), S. 2

[12] Christian Morgenstern, https://www.aphorismen.de/zitat/78400 28.02.2018

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Der schwäbische Dialekt im Deutschunterricht
Hochschule
Pädagogische Hochschule Ludwigsburg
Note
1,5
Autor
Jahr
2018
Seiten
17
Katalognummer
V447233
ISBN (eBook)
9783668829343
ISBN (Buch)
9783668829350
Sprache
Deutsch
Schlagworte
dialekt, deutschunterricht
Arbeit zitieren
Linda Brosi (Autor:in), 2018, Der schwäbische Dialekt im Deutschunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/447233

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