Vergleich von klassischer literaturwissenschaftlicher Analyse und Wikipedia-Analyse. Anhand von Schillers "Kabale und Liebe"


Hausarbeit, 2017

15 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Klassische literaturwissenschaftliche Analyse

3. Wikipedia Artikel
3.1 Der Bildungswert der Wikipedia

4. Vergleich
4.1. Nutzerfreundlichkeit

5. Schluss

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Kurz mal bei Wikipedia nachgucken.“ Diesen Satz hat vermutlich jeder schon gehört, sogar benutzt oder zumindest die Wikipedia selbst verwendet. Das simple und schnelle Auf- und Abrufen von Wissen vereinfacht die Informationsbeschaffung im Alltag. Dies gilt auch für Schülerinnen und Schüler, die mit Hilfe von Wikipedia die Hausaufgaben oder Klausurvorbereitung erleichtern wollen. Einige benutzen auch die Zusammenfassungen und Interpretationen der Literatur, die im Deutschunterricht gelesen wird, um sich nicht selbst durch Goethe, Schiller und Thomas Mann arbeiten zu müssen. Zu fast jedem literarischen Klassiker gibt es einen eigenen Eintrag auf Wikipedia, mit Inhaltsangabe, sprachlicher Darstellung und Interpretation - kürzer als das Werk selbst, leichter zugänglich und bereits erklärt. Hierbei ist allerdings fraglich, ob die Inhalte verifiziert und auch aus literaturwissenschaftlicher Perspektive anzunehmen sind. Des Weiteren ist interessant wie die Analysen der Wikipedia aufgebaut sind, welche inhaltlichen Aspekte überhaupt genannt werden und aus welchen Quellen die Autoren diese Informationen entnommen haben.

Diese Arbeit wird sich mit dem Vergleich von klassischer literaturwissenschaftlicher Analyse und die eines Wikipedia-Artikels befassen, am Beispiel von Schillers „Kabale und Liebe“ aus dem Jahr 1784. Der zentrale Aspekt der Arbeit ist der tatsächliche Vergleich der Analysen in ihrem Inhalt und Aufbau um Unterschiede sowie Gemeinsamkeiten und deren Gründe und Ursachen herauszuarbeiten. Von besonderem Interesse ist außerdem die praktische Nutzbarkeit des Wikipedia-Artikels - enthält er alle notwendigen Informationen und sind diese richtig, angemessen und ausreichend erklärt und interpretiert.

Da die Einträge der Wikipedia sich stetig verändern und weiterentwickelt werden, bezieht sich diese Arbeit auf den Artikel „Kabale und Liebe“ der Wikipedia, Stand:11.09.2017, 12:17 Uhr. Als literaturwissenschaftliche Analyse wird die ältere Ausarbeitung von W. J. M. Loohuis von 1977 sowie die aktuelle Arbeit von S. Scherer aus der Einführung in die Dramen-Analyse von 2010 zu Grunde gelegt.

2. Klassische literaturwissenschaftliche Analyse

Das Drama ist neben der Epik und Lyrik eine der drei grundlegenden Gattungen der Literatur und Literaturwissenschaft. Friedrich Schillers Kabale und Liebe gilt als Drama und lässt sich in die Untergattung Bürgerliches Trauerspiel einordnen. Dieses kann unter verschiedenen Thesen und Aspekten analysiert und interpretiert werden, beispielsweise als Spiegel zeitgenössischer Zustände, gesellschafts-kritisches Drama oder als Tragödie (vgl. Völkl 2017: 5). Diese Arbeit befasst sich mit der Analyse von W. J. M. Loohuis von 1977, der aktuellen Arbeit von S. Scherer aus der Einführung in die Dramen-Analyse von 2010 und beruft sich auf den aktuellen Lektüreschlüssel XL des Reclam Verlages von 2017.

Ausschlaggebend für Schillers Kabale und Liebe sind verschiedene Hintergründe. Darunter fällt das Bewusstsein des Theaters als Medium der Reflexion von bürgerlichen Wert- und Normvorstellungen sowie Schillers Motivation zur Präsentation sozialpolitischer Verhältnisse und ständeübergreifender Liebe. Grundlegend für den Typus des Bürgerlichen Trauerspiels ist LessingsEmilia Galottivon 1772, welches erstmals die Thematik provokanter und unangemessener gesellschaftlicher Verhältnisse darstellt (vgl. Scherer 2010: 105). Des Weiteren ist Schillers persönliche Erfahrung und Hintergrund für die Entstehung des Dramas relevant. Nicht nur war er nach seiner Flucht hochverschuldet, sondern motiviert seinem Widerstand gegenüber gesellschaftlichen Zwängen Ausdruck zu verleihen, indem er ein nicht von der Gesellschaft vorgesehenes Liebespaar auf die Bühne brachte (vgl. Loohuis 1977: 82f.).

Zu Beginn des Dramas wird zunächst ein Personenverzeichnis aufgeführt, in dem die Figuren benannt und mit wenigen Worten situiert werden (vgl. Schiller 2012: 4). Anhand der Analyse von Loohuis wird Luise Miller, bürgerlichen Standes, als leidenschaftliche junge Frau mit besonderer und gehobener Artikulation beschrieben. Gleichermaßen wird sie als gläubig dargestellt, wodurch sie sich selbst als „Sünderin“ (Loohuis 1977: 58) durch ihre Gefühle für Ferdinand sieht. Obwohl sie die Ständegesellschaft und die Differenzen dieser als von Gott vorgesehen erachtet, beschäftigt sie sich auch gedanklich stark mit Ferdinand, dem Major. Im Verlauf akzeptiert sie jedoch die Ordnung der Stände und grenzt sich von Ferdinand ab, welches ihre Religiosität bestärkt (vgl. ebd.: 58 f.). Miller, Luises Vater, wird als „aufrechter redlicher Mensch […][mit] warme[n], menschliche[n] Gefühle[n]“ analysiert. Weiterhin wird sein Standpunkt gegen die Verbindung seiner Tochter, einer Bürgerlichen, mit Ferdinand, eines Adeligen herausgearbeitet. Als dieser erfährt, dass seine Frau die Beziehung befürwortet, nennt er diese „eine alberne Gans“ (Schiller 2012: 6). Dies analysiert Loohuis als ehrlich, frei und geradeheraus, welches auch im weiteren Verlauf deutlich wird. Millers Frau hingegen wirkt dümmlich und naiv und ist laut Loohuis sogar „unbedeutend und läppisch“ (Loohuis 1977: 60). Die Verbindung ihrer Tochter heißt diese gut und die künftige, erträumte Ehe mit einem Adeligen erfüllt sie mit Stolz (vgl. ebd.: 60). Die Figur des Ferdinands wird durch seine Leidenschaft und sein Bedürfnis nach Freiheit als bezeichnend für die Zeit des Sturm und Drang charakterisiert (vgl. ebd.: 55f.). Dies wird in der Analyse des Reclam Verlags als Ausdruck der Distanz zum Leben und der Denkweise des Adels herausgearbeitet (vgl. Völkl 2017: 29).

Der Aufbau der Handlung des Dramas stellt ein klassisches Fünf-Akt-Schema dar. Schillers Kabale und Liebe hat keinerlei Nebenhandlungen, die nicht in direkter Beziehung zum Drama stehen. Die Konstruktion kongruiert mit der prägnanten Form des Dramas nach Freytag, da die Inhalte miteinander verknüpft sind und sich gegenseitig bedingen (vgl. ebd.: 44). Der erste Akt skizziert eine Exposition zu Beginn des Dramas. Diese wird durch die Figurenkonstellation und der Konfrontation des Bürgertums mit dem Adel inszeniert. Die Verschärfung des Konflikts erfolgt im zweiten Akt, als Lady Milford vorgestellt wird. Diese erscheint als bipolar, da sie sowohl den Adel als auch Züge des Bürgertums verkörpert (vgl. ebd.: 41). Darüber hinaus extendiert die Konfliktsituation durch das Treffen von Ferdinand und seinem Vater mit der Familie Miller. Durch die Emotionalität und Leidenschaft intensiviert sich der Konflikt, sodass es zum Höhepunkt der Handlung kommt (vgl. ebd.: 42). Daraufhin folgt im dritten Akt die Wendung ins Tragische, die Peripetie. Die Intrige oder Kabale vom Präsidenten und Wurm wird geplant und durchgeführt, wodurch die Charakterzüge der Personen das dramatische Ende einführen. Die Konstanz der Spannung wird im vierten Akt durch das retardierende Moment beibehalten. Der Ausgang des Dramas wird hier noch offen gelassen, da Ferdinand die Intrige hätte aufdecken können. Im fünften und letzten Akt endet Schillers Kabale und Liebe in der Katastrophe, mit dem Tod von Ferdinand und Luise (vgl. ebd. 44).

Die Sprache des Dramas zeichnet sich durch ihre besondere Vielfalt aus. Schiller verwendet die Alltagsprosa, um die gesellschaftlichen Unterschiede der Figuren erkenntlich zu machen (vgl. ebd.: 45). Beispielswiese wird Miller eine einfache und alltagsnahe Sprache und Ferdinand, dem Adeligen, eine auffallend rhetorische Sprache zugewiesen. Somit wird der soziale und gesellschaftliche Stand der einzelnen Charaktere durch ihre Artikulation ausgedrückt und veranschaulicht (vgl. Scherer 2010: 106 f.).

Kabale und Liebe kann als gesellschaftskritisches Drama interpretiert werden. Schiller stellt die Form des absolutistischen Staats und die daran gebundene Ständegesellschaft nicht nur in Frage, sondern bemängelt diese mit seinem Drama. Dies ist erkennbar an seiner negativen Beschreibung und Ausführung des Adels, welcher auf Ansehen und Macht fixiert ist. Politisches Interesse und Machtpositionen werden schamlos mit Intrigen verteidigt und erkämpft, sodass zwischenmenschliche Gefühle, insbesondere Liebe, außer Acht gelassen werden. Diese werden ruiniert um die gesellschaftliche Ordnung nicht zu gefährden (vgl. Scherer 2010: 55ff.). Dennoch scheint Ferdinand, dem Adel angehörig, nicht negativ charakterisiert zu werden. Dieser wird vielmehr als Aussätziger dargestellt, da er den Hof des Adels und deren Machtvorstellungen ablehnt, dennoch nicht als einfacher Bürger geduldet werden kann (vgl. ebd.: 59). Das Bürgertum wird, skizziert an Miller, aufrecht und religiös charakterisiert. Die Ständegesellschaft und damit verbunden Rechte und Pflichten werden von ihm als „gottgegeben“ (ebd.: 57) erkannt (vgl. ebd.: 56 f.). Trotz dessen wird am Beispiel von Millers Frau bürgerliche Dümmlichkeit, sowie anhand des Wurms kriminelle Machenschaften innerhalb des Bürgertums aufgezeigt und verortet (vgl. ebd.: 59).

3. Wikipedia Artikel

Der Wikipedia Artikel „Kabale und Liebe“, Stand 11.09.2017, 12:17 Uhr, umfasst sieben Seiten, inklusive tabellarischem Inhaltsverzeichnis, Abbildungen, Aufzählungen von Verfilmungen und Vertonungen des Dramas, sowie Literaturangaben und Weblinks. In der Einleitung des Artikels werden Fakten des Dramas, zwecks Überblick, dargelegt. Hier werden Name, Gattung, Umfang, Autor, Erscheinungsjahr und -ort korrekt benannt. Des Weiteren wird Schillers Werk in den zeitlichen Kontext eingeordnet, nämlich in die Zeit des Sturm und Drang. Außerdem werden Hintergrundinformationen genannt, wie der ursprüngliche Titel „Luise Millerin“ (Wikipedia Community 2017: 1) und das Thema des Dramas erläutert. Dieses wird als „leidenschaftliche Liebe zwischen der bürgerlichen Musikertochter Luise Miller und dem Adelssohn Ferdinand von Walter, die durch niederträchtige Intrigen (Kabale) zerstört wird“ (ebd.: 1) beschrieben (vgl. ebd.:1).

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Ende der Leseprobe aus 15 Seiten

Details

Titel
Vergleich von klassischer literaturwissenschaftlicher Analyse und Wikipedia-Analyse. Anhand von Schillers "Kabale und Liebe"
Hochschule
Universität zu Köln
Note
2,3
Autor
Jahr
2017
Seiten
15
Katalognummer
V447240
ISBN (eBook)
9783668827882
ISBN (Buch)
9783668827899
Sprache
Deutsch
Schlagworte
ndl, Literaturwissenschaften, analyse, schiller, wikipedia, vergleich, Kabale und liebe, neue Medien, klassische Literaturanalyse
Arbeit zitieren
Lisa-Marie Osterhaus (Autor:in), 2017, Vergleich von klassischer literaturwissenschaftlicher Analyse und Wikipedia-Analyse. Anhand von Schillers "Kabale und Liebe", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/447240

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