Marlen Haushofer fing in der Nachkriegszeit an zu schreiben und verfasste 1958 ihre „Meisternovelle“Wir töten Stella.Kurz vor der feministischen Mobilmachung stirbt M. Haushofer am 21. März 1970 und ihr Werk wird erst 13 Jahre nach ihrem Tod wieder bekannt und beachtet.In der Novelle Wir töten Stella berichtet die am Geschehen beteiligte Ich-Erzählerin von einem Mord, der im juristischen Sinne kein Mord gewesen war. Es wird nicht nur ein Bild von einer verhinderten weiblichen Identitätsbildung entworfen, sondern auch ein Netz von vielfältigen intertextuellen Bezügen, die durch die Symbole und Motive antiker Literatur erkennbar sind. Der Text öffnet sich mit diesen Bezügen zur „Tiefendimension der kulturgeschichtlichen Erinnerung“.
Wir töten Stella ist einer der Texte, „die ihr Geheimnis nie ganz preisgeben“, wie Th. Lorenzen die Novelle treffend charakterisiert. Aufgrund der Symboldichte und der Verweise auf die antike Literatur stellen sich die Fragen: Inwieweit wird durch die Natur- und Farbsymbolik die Handlung der Novelle widergespiegelt, die Personen charakterisiert und die Beziehung der Figuren zueinander versinnbildlicht? Werden durch die zitierten und verborgenen Motive der antiken Literatur die Handlung und die bestehende Geschlechterdifferenz in der Novelle widergespiegelt? Und wird durch die Symbolik in der Novelle auch ein Prozess des Schreibens thematisiert, der außerhalb der Erzählung liegt und Bezüge zur Einstellung der Autorin selbst zulässt?
Aufgrund dieser Fragestellungen wird zunächst die Farbsymbolik in Bezug auf die Handlung und als Charakterisierungsmittel der Figuren analysiert. Anschließend wird die Natursymbolik im Hinblick auf die Figurenkonstellation in der Novelle, als Mittel der psychologischen Deutung von Verhaltensweisen und als Spiegel der Handlung untersucht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Farbsymbolik
- Stellas Wesenswandel im Spiegel der Farbsymbolik
- Die Farbsymbolik als Charakterisierungsmittel für Anna
- Die Natursymbolik
- Anna, Stella und die Pflanzen
- Der Garten Eden und der Lindenbaum
- Der verlassene Vogel in der Linde
- Initiation und Verrat: Motive antiker Texte in der Novelle
- Anna, Wolfgang und der „schöne Wahnsinn“
- Parallelismus der Ehe von Anna und Richard und der Figurenkonstellation in der Odyssee
- Anna und Stella im Spiegel der griechischen Mythologie
- Exkurs: Autobiographisches Gedankengut in der Novelle: „Meine Bücher sind alle verstoßene Kinder“
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert Marlen Haushofers Novelle „Wir töten Stella“, indem sie die Symbolik und die Motive antiker Texte untersucht. Die Zielsetzung besteht darin, den Einfluss von Natur- und Farbsymbolik auf die Handlung, die Charakterisierung der Figuren und ihre Beziehungen zueinander aufzuzeigen. Weiterhin wird der Bezug zu Motiven antiker Literatur, insbesondere der Ilias, Odyssee und Orestie, untersucht und deren Spiegelung in der Handlung und den Geschlechterbeziehungen beleuchtet. Schließlich wird die Frage nach autobiographischen Elementen im Schreibprozess der Autorin diskutiert.
- Analyse der Farbsymbolik in „Wir töten Stella“ und deren Funktion in der Charakterisierung der Protagonistinnen.
- Untersuchung der Natursymbolik als Mittel der Handlungsdarstellung und psychologischen Figurendeutung.
- Identifizierung und Interpretation von Motiven antiker Literatur (Ilias, Odyssee, Orestie) in der Novelle.
- Exploration des Verhältnisses zwischen Schreibprozess, autobiographischen Elementen und der Symbolik der Novelle.
- Analyse der Geschlechterbeziehungen im Kontext der antiken Motive und Symbole.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt die Novelle „Wir töten Stella“ von Marlen Haushofer vor und skizziert die Forschungsfrage. Sie betont die Bedeutung der Symbolik und der intertextuellen Bezüge zu antiken Texten. Die Arbeit untersucht, wie Natur- und Farbsymbolik Handlung, Charakterisierung und Beziehungen der Figuren widerspiegeln und ob Motive antiker Literatur die Handlung und die dargestellte Geschlechterdifferenz beleuchten. Schließlich wird die Frage nach der Thematisierung des Schreibprozesses als autobiographisches Element erörtert. Die methodische Vorgehensweise der Arbeit, die schrittweise Analyse der Farbsymbolik, der Natursymbolik und der antiken Motive, wird dargelegt. Die Arbeit konzentriert sich auf die Symbole und Motive, während Aspekte der Geschlechterdifferenz nur dann berücksichtigt werden, wenn sie in diesen widergespiegelt sind.
Die Farbsymbolik: Dieses Kapitel analysiert die durchziehende Farbsymbolik in der Novelle und deren Funktion in der Charakterisierung von Anna und Stella. Es wird untersucht, wie die Farben den Handlungsverlauf widerspiegeln und Bezüge zur antiken Literatur herstellen. Die Analyse konzentriert sich auf die Kleider von Stella, deren Farbwahl ihren Wandel von Demut und Schüchternheit hin zu einer begehrenswerten Frau für Richard symbolisiert. Die Entwicklung von Stellas Kleidung, von gedeckten Farben hin zu einem erdbeerfarbenen Kleid, wird als Ausdruck ihrer Transformation und ihrer neuen Attraktivität für Richard gedeutet. Die Farben werden im Kontext der antiken Symbolik interpretiert, um ihre Bedeutung im Rahmen der Erzählung zu verdeutlichen.
Schlüsselwörter
Marlen Haushofer, Wir töten Stella, Novelle, Farbsymbolik, Natursymbolik, antike Literatur, Ilias, Odyssee, Orestie, Initiation, Verrat, weibliche Identität, Geschlechterdifferenz, autobiographische Elemente, Schreibprozess.
Häufig gestellte Fragen zu Marlen Haushofers "Wir töten Stella"
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert Marlen Haushofers Novelle "Wir töten Stella" unter Berücksichtigung der Symbolik (Farben und Natur) und der intertextuellen Bezüge zu antiken Texten (Ilias, Odyssee, Orestie). Der Fokus liegt auf dem Einfluss dieser Symbole und Motive auf die Handlung, die Charakterisierung der Figuren (insbesondere Anna und Stella) und deren Beziehungen zueinander. Zusätzlich wird der autobiographische Aspekt im Schreibprozess der Autorin untersucht.
Welche Themen werden im Detail behandelt?
Die Arbeit untersucht die Farbsymbolik, insbesondere wie die Kleiderwahl von Stella ihren Wandel widerspiegelt. Die Natursymbolik wird analysiert, um Handlung und psychologische Aspekte der Figuren zu beleuchten. Motive antiker Literatur werden identifiziert und interpretiert, um Parallelen zur Handlung und den Geschlechterbeziehungen aufzuzeigen. Schließlich wird das Verhältnis zwischen Schreibprozess, autobiographischen Elementen und der Symbolik der Novelle erforscht.
Welche Symbole und Motive werden analysiert?
Die Analyse konzentriert sich auf die Farbsymbolik (z.B. die Entwicklung der Kleiderfarbe Stellas), die Natursymbolik (z.B. der Garten Eden, der Lindenbaum), und Motive aus der antiken Literatur (Ilias, Odyssee, Orestie). Die Interpretation dieser Symbole und Motive zielt darauf ab, die Handlung, die Charaktere und ihre Beziehungen besser zu verstehen.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, Kapitel zur Farbsymbolik und Natursymbolik, ein Kapitel zu den antiken Motiven, einen Exkurs zum autobiographischen Gedankengut und ein Fazit. Jedes Kapitel analysiert die jeweiligen Symbole und Motive im Kontext der Novelle und untersucht deren Funktion für die Erzählung.
Welche methodische Vorgehensweise wird angewendet?
Die Arbeit folgt einer schrittweisen Analyse der Farbsymbolik, der Natursymbolik und der antiken Motive. Aspekte der Geschlechterdifferenz werden nur dann berücksichtigt, wenn sie in den analysierten Symbolen und Motiven widergespiegelt werden.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Marlen Haushofer, Wir töten Stella, Novelle, Farbsymbolik, Natursymbolik, antike Literatur, Ilias, Odyssee, Orestie, Initiation, Verrat, weibliche Identität, Geschlechterdifferenz, autobiographische Elemente, Schreibprozess.
Welche Forschungsfrage wird gestellt?
Die zentrale Forschungsfrage untersucht, wie Natur- und Farbsymbolik sowie Motive antiker Literatur die Handlung, die Charakterisierung der Figuren und ihre Beziehungen in Marlen Haushofers "Wir töten Stella" beeinflussen und ob autobiographische Elemente im Schreibprozess der Autorin eine Rolle spielen.
- Arbeit zitieren
- Sylvia Schindler (Autor:in), 2005, Inititaion und Verrat. Die Symbolik und die Motive antiker Texte in der Novelle 'Wir töten Stella von Marlen Haushofer, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/44786