Zu: Kurt Tucholsky - Die Zeit schreit nach Satire


Hausarbeit (Hauptseminar), 2001

19 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhalt

Einleitung

1 Zum Autor – Kurzbiographie Kurt Tucholsky

2 Politisch-geschichtlicher Hintergrund

3 1926 - Die missglückte Revue

4 1929 - Die Zeit schreit nach Satire
4.1 Szene 1 – Vorspiel vor dem Theater I - Das Telegramm
4.2 Szene 2 – Vorspiel vor dem Theater II - Telephonat mit der GmbH
4.3 Szene 3 – Auftakt - Gespräch mit Milbe
4.4 Szene 4 – Auftritt Kästner und Mehring
4.5 Szene 5 – Auftritt Generaldirektor Bönheim
4.6 Szenen 6 und 7 – Proben
4.7 Szene 8 – Uraufführung und dramatischer Höhepunkt
4.8 Szenen 9 und 10 - Kritik
4.9 Szene 11 - Abgesang
4.10 Dramaturgischer Rückblick

5 Die Zeit schreit nach Satire – analytische Schlussbemerkung

Fazit

Verwendete Literatur

Einleitung

Kurt Tucholskys Glosse ‚Die Zeit schreit nach Satire’ beschreibt die Entstehung, Planung und Aufführung einer Theaterrevue in den zwanziger bzw. dreißiger Jahren in Deutschland. Obwohl der Text rein fiktiv ist, basiert er doch auf teilweise realen Begebenheiten aus Tucholskys literarischer Laufbahn. Er hatte zusammen mit Polgar 1926 an einer Revue gearbeitet, die aber aus unglücklichen Umständen nie aufgeführt wurde.

1929 dann, zu einer Zeit, in der Tucholsky auf dem Höhepunkt seiner literarischen Tätigkeit war, brachte er zusammen mit dem Montagekünstler John Heartfield das Buch Deutschland, Deutschland über alles heraus. Diesem Buch ist die im folgenden zu besprechende Glosse Die Zeit schreit nach Satire entnommen. Der Text beschreibt sehr eindrücklich und in satirischer Überhöhung die gesellschaftlichen Umstände der damaligen Zeit, die es besonders den kritischen Autoren politischer Satire erschwerten, ernst genommen und vor allem gehört zu werden.

Die ohnehin von Anbeginn ihres turbulenten Bestehens unstete, eigentlich nicht konsolidierte Demokratie[1] der Weimarer Republik, geriet spätestens durch den Zusammenbruch der Weltwirtschaft 1929 in ihre schwerste Krise, die sie nicht überwinden konnte. Gerade Fragen nach stärkerer sozialen Gerechtigkeit und größerer demokratischer Partizipation standen damals im Widerspruch zu wirtschaftlicher Entwicklung und gesellschaftlicher Mehrheitsmeinung. Hier setzt Tucholsky in seinem Stück an, indem er ein wirtschaftlich wie politisch zunächst nicht direkt beeinflusstes Feld, das Theater, wählt, um daran die allumfassende Dominanz wirtschaftlich-politischer Überordnung aufzuzeigen.

Der genannten Entwicklung setzte Tucholsky die Satire entgegen, die eben aus der scheinbar sicheren Stellung des Theaters heraus das Bestehende kritisieren will, indem sie der Realität einen durch Lächerlichkeit verzerrten Spiegel vorhält. Doch das Konzept geht im Falle des zu besprechenden Textes scheinbar nicht auf. Das soll im folgenden analysiert werden.

Um die Entwicklung nachzuzeichnen, wie Tucholsky zur im Titel formulierten Kernaussage und überhaupt zur Ansicht kommen kann, dass es mehr der Satire bedürfe und vor allem um zu zeigen, was das eigentlich bedeutete, wird zunächst versucht den tatsächlichen Verlauf der 1926 geplanten Revue für die Reinhardt-Bühnen in ihrer Entwicklung bis hin zur versagten Aufführung und dem schließlichen Entstehen des Textes nachzuzeichnen. Dieser einleitenden Teil dient als Grundlage und Darstellung der damaligen gesellschaftlichen Umstände, die Tucholsky veranlassten, seine Glosse zu schreiben. Besonders interessant ist hier natürlich die Motivation Tucholskys, weshalb für die Analyse der realen Umstände der Revue auf deren Darstellung in den Biographien über Tucholsky zurückgegriffen werden wird.

In einem folgenden Teil soll dann der Verlauf der Revuegestaltung in Tucholskys Stück kurz dargestellt und erste Parallelen zwischen Realität und Satire gezogen werden. Anschließend folgt eine ausführliche Analyse des Textes, die gerade im Hinblick auf die Parallelen, die Tucholsky zwischen dem Theater und der (fiktiven) Realität zieht und wohl in der Realität auch gesehen hat, interessant ist. Diese inhaltliche Analyse der einzelnen Abschnitte oder Szenen des relativ kurzen aber inhaltlich aussagekräftigen soll vor allem die satirischen Elemente hervorheben und deren gesellschaftliche Grundlage reflektieren.

Anschließend wird der Text einer kurzen dramaturgischen Analyse unterzogen, um in dem folgenden Teil die Kernaussage Tucholskys abschließend genau zu erfassen. Im Fazit wird dann die Arbeit anhand der gefundenen und zusammengetragenen Erkenntnisse kritisch betrachtet und Tucholskys Text und These auf ihre Anwendbarkeit hin überprüft.

1 Zum Autor – Kurzbiographie Kurt Tucholsky

Kurt Tucholsky, am 9.1.1890 in Berlin geboren, stammte aus einer wohlhabenden jüdischen Familie. Besonders bedeutsam war in seiner Jugend das Verhältnis zu seiner Mutter, die er als herrschsüchtig beschrieb und von der er sich früh distanzierte. Im Alter von 17 Jahren veröffentlichte er erstmals, ein Märchen, im satirischen Beiblatt Ulk des Berliner Tagblattes. Das Stück ist eine Anspielung auf Kaiser Wilhelm II und dessen Haltung zu Kunst, Literatur und Gesellschaft. 1911 bzw. 1913 folgten dann einige Artikel im sozialdemokratischen Vorwärts und der Schaubühne, von Siegfried Jacobsohn, zu dem Tucholsky in den folgenden Jahren eine enge Beziehung aufbaute. Nach dessen Tod 1926 übernahm Tucholsky sogar kurzzeitig die Leitung des Blattes.[2]

Von Jacobsohn beeindruckt beschäftigte er sich ab 1913 hauptsächlich mit Kabarett und Satire und begann unter mehreren Pseudonymen zu schreiben, um Texte in verschiedenen literarischen Genres zu verfassen. So sicherte er sich größtmögliche Wirkung, ohne den Impetus, den er seinen Arbeiten gab, durch den Vorwurf, ohne Festlegung könne er auch in keinem Genre ernst genommen werden, zu gefährden. Seine Pseudonyme waren: Theobald Tiger, der vornehmlich Verse und Satire schrieb, Peter Pan oder Peter Panter, der Feuilletonist, Literaturkritiker und Autor für Reiseberichte und Stadtbeschreibungen, und Ignaz Wrobel der fast ausschließlich politische Aufsätze verfasste. Nach 1918 kam in der in Weltbühne umbenannten Schaubühne noch Kasper Hauser hinzu, vornehmlich Verfasser von umgangssprachlichen Satiren.

In seiner produktivsten Zeit schrieb Tucholsky unter den einzelnen Pseudonymen für ca. 15 Zeitungen und Zeitschriften gleichzeitig. Erste schriftstellerische Anerkennung erhielt er 1912 für sein gesellschafts­kritisches Buch Rheinsberg, in dem er die bürgerlichen Moralvorstellungen offen kritisierte.

Tucholsky wurde 1914 eingezogen. Der Krieg prägte ihn sehr und veränderte seine Einstellung gegenüber Gewalt und Patriotismus grundlegend. Nach dem Krieg überzeugter Pazifist bekannte er einmal: „Ich habe mich dreieinhalb Jahre im Krieg gedrückt, wo ich nur konnte – und ich bedaure, dass ich nicht, wie der große Karl Liebknecht, den Mut aufgebracht habe, nein zu sagen und den Heeresdienst zu verweigern. Dessen schäme ich mich.”[3]

1918 nach Berlin zurückgekehrt, wurde er Chefredakteur des Ulk und ging 1924 als Korrespondent von Weltbühne, Vossischer Zeitung und Prager Tageblatt nach Paris. Doch mit dem Tod Jacobsohns musste er 1926 die Leitung der Weltbühne übernehmen, gab sie aber bereits 1927 wieder ab, da ihn die organisatorische Arbeit geistig und körperlich überforderten. Schon 1926 schrieb er an seine Frau, dass er „in alte Sachen gedrängt” werde, die er „längst überwunden” habe.[4]

1929 zog Tucholsky nach Hindas in Schweden und verbrachte viel Zeit auf Reisen. In dieser Zeit entstanden seine größten literarischen Erfolge, unter anderem auch Deutschland, Deutschland über alles und vor allem Schloss Gripsholm, eine Kombination aus Reisebericht und Liebesgeschichte.

1933 folgten Ausbürgerung aus Deutschland und öffentlichen Verbrennung und Verbot seiner Bücher. Enttäuscht und verbittert über die politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland nahm er sich am 21.12.1935 in Schweden das Leben. Die genauen Umstände wurden nie geklärt.

Kurt Tucholsky, überzeugter Sozialdemokrat und leidenschaftlicher Verteidiger der Weimarer Demokratie, war besonders für seine prägnante, kurz, treffend und pointiert formulierten Artikel und Texte bekannt. Er verstand schreiben ebenso als Beruf, wie als Berufung und maß seinen Erfolg, nicht an verkauften Exemplaren sondern an der Wirkung auf die Leser. Die leidenschaftliche Verpflichtung zum Schreiben um gehört zu werden, spiegelt sich in seinen Texte wieder und ist auch in dem im folgenden Beschriebenen unverkennbar. Um die Motivation für seine Arbeiten zu verstehen, ist es notwendig die geschichtlichen Hintergründe zu beleuchten.

2 Politisch-geschichtlicher Hintergrund

Im Schatten des verlorenen Weltkrieges stand die Weimarer Republik von Beginn an vor erheblichen ökonomischen und sozialen Problemen. Durch den Versailler Vertrag, der am 28. Juni 1919 auf Druck der Siegermächte angenommen worden war, wurde das Deutsche Reich zu hohen Reparationszahlung­en verpflichtet. Hinzu kam die fortschreitende Inflation, die im November 1923 ihren Höhepunkt erreichte. Dieses Klima stärkte die antidemokratische Opposition auf der Linken ebenso wie auf der Rechten; nationalistische, monarchistische oder kommunistische Gruppen waren eine ständige Bedrohung für die Demokratie. Mit der Einführung der Rentenmark 1923 und der damit verbundenen Währungsreform setzte trotz oder gerade wegen der faktischen Enteignung aller gezeichneten Kriegsanleihen und der Klärung der Reparationsfrage durch den Dawes-Plan 1924 eine gewisse Entspannung und eine Phase der Erholung ein. Gleichzeitig stieg dadurch allerdings auch die Inflationsgefahr. Wirtschaftlich kam es seit der Annahme des Dawes-Planes durch hohe amerikanische Kredite zum Aufschwung. Den Wendepunkt markierte allerdings die Weltwirtschaftskrise 1929. In Deutschland kam es angesichts des wirtschaftlichen Einbruchs zu großen politisch-sozialen Spannungen, in deren Folge sich auch die politische Situation schnell dramatisch zuspitzte. Die Arbeitslosenzahl beispielsweise wuchs rasant an: Ende 1930 waren bereits 4,4 Millionen Menschen ohne Anstellung, im Dezember 1932 schließlich über sechs Millionen.[5]

Soweit einleitend zur politischen und gesellschaftlichen Situation in der Tucholsky das Stück schrieb und veröffentlichte. Es ist Teil eines politisch brisanten Buches, Deutschland, Deutschland über alles, das Tucholsky zusammen mit dem bekannten Montagekünstlers John Heartfield verfasste. Das Buch fand weithin, wenn auch nicht nur positive, große Beachtung. Auch oder gerade weil der ausgewählte Text eines der weniger scharfen und kritischen Stücke des Buches ist, ist er ein gutes Beispiel dafür, wie Tucholsky die gesellschaftliche Situation in Deutschland auch im Bereich der Kunst erlebte. Gerade weil der Text kein offensichtlicher Angriff gegen die politischen und gesellschaftlichen Zustände in Deutschland ist, vermittelt er einen relativ ‚neutralen’ Einblick in die Wahrnehmung Tucholskys und wohl auch anderer Künstler der Zeit. Davon zeugt auch die bewusste Erwähnung seiner ‚Mitstreiter’ bei der Erstellung der vermeintlichen Revue in der vierten Szene, die sicherlich bewusst von ihm gewählt wurden: Erich Kästner, den er liebevoll und als deutlichen Ausdruck der geistigen Verbundenheit „Onkel Kästner” [100][6] nennt, und Walter Mehring, bekannt für seine politischen Chansons, deren auffälliges Merkmal oftmals die sehr umgangssprachliche und dialektbehaftete, sehr bodenständige Sprache waren. Die Wahl Kästners war kein Zufall, hatte er doch zusammen mit Tucholsky für verschiedenen Zeitschriften gearbeitet (u. a. Vossische Zeitung und Weltbühne) und war 1929, nach der Fertigstellung von Emil und die Detektive, allgemein bekannt und anerkannt und stand gleichzeitig für eine sehr kritische und sachliche Haltung gegenüber den politischen und gesellschaftlichen Zuständen. Ebenso Mehring, der zwar nicht den Bekanntheitsgrad Kästners aufweisen konnte, wohl aber dessen Beliebtheit und eine gleichwertige kritische Haltung.

Allgemein fällt in dem doch eher kurzen Stück auf, dass Tucholsky sich darum bemüht, besonders viele damals bekannte Persönlichkeiten der Theater- und der Literaturlandschaft ‚mitspielen’ zu lassen. Dies dient zum einen der Schaffung einer gewissen Geschlossenheit der erwähnten Personen, und zeigt dadurch auf der anderen Seite, im Zusammenhang mit dem Scheitern der Revue, den Widerspruch zwischen der eigentlichen inhaltlichen Übereinstimmung und der Unmöglichkeit, daraus wirkliche erfolgreiche Zusammenarbeit entstehen zu lassen. Insofern geht Tucholsky von Anbeginn über die Hintergründe der tatsächlichen Revue hinaus und überspitzt die Situation, um zu einer konkreten Aussage zu kommen. Unter diesem Gesichtspunkt wird im folgenden auch die Anwendung satirischer Stilmittel zu betrachten sein. Zunächst sollen allerdings die Revue, die als Grundlage für Die Zeit schreit nach Satire fungierte, und deren Entstehungsumstände umrissen werden.

3 1926 - Die missglückte Revue

1926 bekam Tucholsky von Max Reinhardt den Auftrag, zusammen mit Polgar eine dem Zeitgeist entsprechende Revue zu schreiben. Die aus Amerika importierten Revuen waren ein neuer Trend in der Theaterlandschaft Deutschlands. Sie waren vornehmlich darauf ausgelegt mit leichten Gesangsstücken und Couplets zu unterhalten. Nicht literarischer Anspruch, dramaturgische Herausforderung oder gar gesellschaftliche Kritik waren Motivation für eine Aufführung; Maßstäbe waren hauptsächlich Unterhaltungsgrad seitens der Besucher und Laufzeitgarantie seitens der Veranstalter. Zumindest vermittelt Tucholsky in seiner Glosse dieses Bild, überspitzt durch die Mittel der Satire.[7]

Der Mode folgend, beauftragte Max Reinhardt zwei der populärsten Autoren, Tucholsky und Polgar, eine Revue zu schreiben um an den Erfolg der populärer Vorgänger anzuknüpfen. Da Polgar zunächst wegen anderer Aufträge verhindert war und auch noch krank wurde, begann Tucholsky die Arbeit alleine. Es entstanden 14 Stücke, vornehmlich Couplets, zu denen Polgar Rahmen und Handlung der Revue beifügen sollte. Endlich zu Tucholsky gestoßen, zeigte der sich der aber unzufrieden mit dessen Arbeiten.

Zusätzlich mischte sich die vorgesehene Hauptdarstellerin der Revue, Fritzi Massary, in den Entstehungsprozess ein. Nach Einschätzung der Tucholsky-Biographin Bemmann, war Massary 1926 schon über den Zenit ihres Erfolges hinaus. Bis dahin eine bekannte Schauspielerin der zwanziger Jahre, sollte sie die Hauptrolle der Revue übernehmen und erhoffte sich davon eine Wiederbelebung ihres Erfolges. Sie war an einer „stärker literarisch, weniger nelsonhaft”[8] orientierten Inszenierung interessiert, um den überaus schwierigen Übergang von der populären Volksschauspielerin zur beachteten und ernst zunehmenden Schauspielerin zu bewerkstelligen.

Tucholsky fand sich in dem Dilemma eine komödiantische Revue zu schreiben und gleichzeitig noch ‚starke Literatur’. Dazu kam, dass der Co-Autor mit den fertigen Stücken nicht zufrieden war. Tucholsky beschwerte sich in Briefen, dass „wenn ihm etwas Gutes einfiel, […] es nicht in die Revue [passte], und wenn ihm etwas gelungen erschien, befürchtete er, dass es nicht genommen oder umgemodelt würde”[9]. Er bekräftigte schon während der Arbeit seine Auffassung, dass die Revue nie aufgeführt werde. Dennoch fand sich nach mehreren Änderungen einen Kompromiss, den alle Beteiligten annahmen. Trotz Tucholskys Skepsis wurde die Revue an Reinhardt gegeben, der ungefähr ein Jahr über eine Aufführung verhandelte, die Revue aber in Vergessenheit geraten ließ.

Eine letzte Erwähnung fand sie überraschenderweise drei Jahre später in dem Berliner Boulevardblatt Berliner Herold. Der mutmaßte spöttisch, ob man nicht „daraus mit Modernisierung und für wenig Geld etwas machen könne. ‚Dies dem lieben Rudolf Nelson als Tip ins Ohr geflüstert.’”[10] Ob diese Erwähnung der Anlass für Tucholskys Satire im gleichen Jahr war ist nicht überliefert. Dennoch gibt es durchaus Parallelen zwischen den Mutmaßungen des Boulevardblattes und der grundlegenden Konzeption der Satire.[11]

4 1929 - Die Zeit schreit nach Satire

Anfänglich erhält der zunächst nicht genannte Autor, der sich als Peter Panter herausstellt, ein seltsam anmutendes Telegramm, das ihn auffordert, sich dringend mit der Deutschen Literatur-Betrieb G.M.B.H. Abteilung Theater, zwecks des Auftrags, eine Revue zu schreiben, in Verbindung setzen soll. In einem langwierigen Telephonat, in dem die Zuständigkeit für das Telegramm seitens der GmbH erst geklärt werden muss, kommt es zur Terminvereinbarung mit dem zuständigen Direktor, Dr. Milbe. Dieser nennt den Erfolg der Dreigroschenoper als Maßstab für die anzufertigende Revue, und sichert Panter alle Freiheiten in der Erstellung zu. Er fordert geradezu Witz und Schärfe, sagt: „diese Zeit schreit ja nach Satire!”[100] Gleichzeitig versichert er, alle bedeutenden Schauspieler der Zeit zu engagieren und nennt diese persönlich, unter anderem Rosa Valetti, die damals die Hauptrolle der Dreigroschenoper gespielt hatte. Aber Panter hat nur acht Tage Zeit zur Fertigstellung – „Warten ist zu teuer.”[100].

[...]


[1] Von einer konsolidierten Demokratie spricht man aus neuerer politikwissenschaftlicher Sicht erst dann, wenn bestimmte Faktoren zusammentreffen. Die wichtigsten sind ein bestimmtes Maß an sozioökonomischer Entwicklung und ein prinzipieller Konsens oder Kompromiss der politischen Eliten hinsichtlich der fundamentalen demokratischen und rechtsstaatlichen Spielregeln. Das zweite der genannten Kriterien kann für die Weimarer Republik nur sehr eingeschränkt, höchstens vielleicht nur kurz zu Beginn der Demokratie angesehen werden, das erste wurde durch die Weltwirtschaftskrise 1929 zumindest stark zurückgeworfen. Vgl.: Burton/Gunter/Higley 1992, S. 13, nach: Merkel 1999, S. 62; oder Schmidt 2000, S. 450ff.

[2] inhaltliche und vor allem historische Angaben dieses Kapitels sind, sofern sie nicht anderweitig angegeben werden und im Falle inhaltlicher Interpretationen nicht eigene Interpretationen sind, entnommen aus: Hepp 1993.

[3] zit. nach: Bemmann 1994, S. 129.

[4] zit. Nach: ebda., S. 324.

[5] Die in diesem Kapitel angeführten historischen Daten beziehen sich, soweit nicht gesondert ausgewiesen, alle auf: Bracher 1992, S. 122ff.

[6] diese sowie alle weiteren Seitenangaben in eckigen Klammern, die im weiteren angegeben werden, beziehen sich allesamt auf die verwendete Ausgabe des Buches Deutschland, Deutschland über alles: Tucholsky 2000. Andere Angaben in Klammern werden gesondert erläutert.

[7] Die Schilderung der Umstände der Erstellung dieser Revue, die als Grundlage der zu besprechenden Satire diente beziehen sich soweit nicht anders angegeben auf die Darstellung in: Bemmann 1994, S.312-315.

[8] Bemmann 1994, S. 314.

[9] Bemmann 1994, S. 312.

[10] Zit. nach: Bemmann 1994, S. 315.

[11] Siehe dazu ausführlich die folgenden Kapitel dieser Arbeit zur Interpretation des Stückes.

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Zu: Kurt Tucholsky - Die Zeit schreit nach Satire
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft)
Veranstaltung
Politische Satire
Note
1,3
Autor
Jahr
2001
Seiten
19
Katalognummer
V4482
ISBN (eBook)
9783638127714
ISBN (Buch)
9783638815741
Dateigröße
592 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Sozialwissenschaftliche Analyse eines Textes Kurt Tucholskys 167 KB
Schlagworte
Satire, Theorie
Arbeit zitieren
Dipl.-Pol. Thomas Reidel (Autor:in), 2001, Zu: Kurt Tucholsky - Die Zeit schreit nach Satire, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/4482

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