Diese Arbeit hat zum Ziel die Konstruktion des Vorstellungsraums "Flüchtling" aufzuzeigen und die damit einhergehenden Machtströme herauszuarbeiten. Zunächst wird dafür der Diskurskontext "geflüchtete Menschen in Deutschland" skizziert. Dabei wird allgemein in das Thema eingeführt, eine historische Perspektive mit dem Fokus auf Ausgrenzungsmechanismen eröffnet, die aktuelle Entwicklung in Deutschland aufgezeigt sowie einige wissenschaftliche Perspektiven mit dem Fokus auf diskurstheoretische Ansätze vorgestellt. Bei der anschließenden Dekonstruktion des Flüchtlings stößt die Arbeit auf zwei zentrale Herausforderungen: Zum einen auf das Problem der Subtilität der Konstruktionsmechanismen der Diskurse, und zum anderen auf deren Komplexität.
Ersterer begegnet die Arbeit mit Michel Foucaults Diskurstheorie. Diese wird durch die daran geübte Kritik der Diskursanalytikerin Angelika Magiros erweitert. Dabei wird die Diskurstheorie auf einen postmodernen Diskurs der Fremdenfeindlichkeit ausgerichtet, wodurch der Blick für die Angst vor der Nicht-Identität der "Deutschen" geschärft wird. MAGIROS' Ansätze wirken zudem wie ein Scharnier zwischen Foucaults Diskurstheorie und drei weiteren, daran angeschlossenen Perspektiven, die diesen Diskurs in seiner Machtwirkung und Struktur besser zu fassen vermögen. Dazu zählen das "OtheringKonzept", die theoretischen Perspektiven der konstruktivistischen Geographie sowie die Hegemonietheorie.
Auf der Grundlage der aufgezählten Theorien, geht die Arbeit anschließend auf den Forschungsgegenstand ein. Dieser umfasst 268 Zeitungsartikel aus den Tageszeitungen Frankfurter Allgemeine Zeitung, Süddeutsche Zeitung und Bildzeitung aus dem 3. Quartal 2015. Die sich dabei abzeichnende Komplexität der Diskurse versucht die Arbeit durch Codierungsverfahren zu vereinfachen und durch Quantifizierungen, Tendenzen des Diskurses herauszuarbeiten. Anschließend wird vor dem Hintergrund der im Diskurs quantifizierten Tendenzen eine exemplarische Feinanalyse vollzogen. Zudem verfolgt die Arbeit einen interpretativen Ansatz, der als subjektivistisch oder konstruktivistisch angesehen werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung in den Gegenstand und den Aufbau der Arbeit
- 2. Annäherung an das Thema: Flucht und Migration in Deutschland
- 2.1 Flucht und Migration im Allgemeinen
- 2.2 Historische Perspektive auf geflüchtete Menschen in Deutschland und deren sprachliche Repräsentation
- 2.3 Gesellschaftspolitische Entwicklung: Der Kontext des Diskurses in Deutschland 2015
- 2.4 Diskurstheoretische Perspektiven auf die Konstruktion des Flüchtlings in Deutschland
- 3. Foucault and Friends: Theoretisches Handwerkszeug
- 3.1 Vom ,,Diskurs über Flüchtlinge in den Medien“ zur „Diskussion über massenmedial vermittelte, geflüchtete Menschen\": Einige Überlegungen zum Begriffsgebrauch
- 3.2 Einführung in die Diskurstheorie Foucaults. Einige Werkzeuge aus seiner „Kiste“
- 3.3 Diskursanalyse und moderne Fremdenfeindlichkeit
- 3.4 Die Theorie des „Othering“ und der Postkolonialismus
- 3.5 Die Konstruktion des Konstrukteurs: „Deutschland\" die Gussform geflüchteter Menschen
- 3.6 Ein theoretisches Bindeglied: Die Hegemonietheorie und ihre Potentiale innerhalb der Diskursanalyse
- 4. Eine Brücke von der Diskurstheorie zur Diskursanalyse: Das methodische Vorgehen
- 4.1 Begriffliches Handwerkszeug der Diskursanalyse
- 4.2 Ansätze zur praktischen Diskursanalyse Alterität
- 4.3 Anzahl und Auswahl der Zeitungsartikel
- 4.4 Zergliederung des Diskurses: Code-Struktur und Codierungsverfahren
- 5. Quantitative Ergebnisse und qualitative Analyse
- 5.1 Alterität im Diskurs
- 5.2 ,,Hilflose Kinder“: Geflüchtete Menschen als Opfer
- 5.3 Ursachen und Verantwortung für die Opfersituation geflüchteter Menschen
- 5.4,,Die amorphe Masse kommt\": Geflüchtete Menschen als Bedrohung für Deutsch-e/-land
- 5.5,,Jung, lernwillig und arbeitsam\": Geflüchtete Menschen als Helfer
- 5.6 Marginalisiert und rar: Geflüchtete Menschen als politische Subjekte
- 5.8 Die Täter sind die Anderen: Deutsch-e/-land als Täter
- 6. Aufgliederung der analysierten Zeitungen in ihre jeweilige Darstellungstendenz
- 7. Im Spannungsfeld der Kategorien: Die Konstruktion des Flüchtlings als Projektionsfläche deutscher Interessen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert den Diskurs über geflüchtete Menschen in Deutschland anhand von Zeitungsartikeln aus der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, der Süddeutschen Zeitung und der Bildzeitung. Ziel ist es, die Konstruktion des Vorstellungsraums „Flüchtling“ aufzuzeigen und die damit einhergehenden Machtströme herauszuarbeiten.
- Die mediale Repräsentation geflüchteter Menschen in Deutschland
- Die Konstruktion des Flüchtlings im Diskurs
- Diskurstheoretische Perspektiven auf die Konstruktion des Flüchtlings
- Die Analyse von Zeitungsartikeln aus verschiedenen Medien
- Die Auswirkungen des Diskurses auf die Wahrnehmung geflüchteter Menschen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in den Gegenstand und den Aufbau der Arbeit. Im zweiten Kapitel werden die Flucht und Migration im Allgemeinen beleuchtet sowie die historische Perspektive auf geflüchtete Menschen in Deutschland und deren sprachliche Repräsentation. Das Kapitel behandelt auch die gesellschaftspolitische Entwicklung in Deutschland im Jahr 2015 sowie die diskurstheoretischen Perspektiven auf die Konstruktion des Flüchtlings. Das dritte Kapitel widmet sich dem theoretischen Handwerkszeug, insbesondere der Diskurstheorie Foucaults. Es werden relevante Ansätze der Diskurstheorie, die Theorie des "Othering" und der Postkolonialismus sowie die Hegemonietheorie behandelt. Das vierte Kapitel stellt das methodische Vorgehen der Arbeit vor, einschließlich der Begrifflichkeiten der Diskursanalyse, der Ansätze zur praktischen Diskursanalyse Alterität, der Anzahl und Auswahl der Zeitungsartikel sowie der Zergliederung des Diskurses. Das fünfte Kapitel präsentiert die quantitativen Ergebnisse und die qualitative Analyse, wobei verschiedene Aspekte des Diskurses, wie die Alterität, die Darstellung geflüchteter Menschen als Opfer, Bedrohung oder Helfer sowie die Konstruktion des Täterbildes, beleuchtet werden.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind die Konstruktion des Flüchtlings, die Diskurstheorie, die Diskursanalyse, Flucht und Migration in Deutschland, die mediale Repräsentation geflüchteter Menschen, die Hegemonietheorie, "Othering" und die Fremdenfeindlichkeit. Die Arbeit untersucht den Einfluss des Diskurses auf die Wahrnehmung geflüchteter Menschen und analysiert die Machtströme, die mit der Konstruktion des Vorstellungsraums „Flüchtling“ verbunden sind.
- Citation du texte
- Frederic Ecker (Auteur), 2017, Die Konstruktion des Flüchtlings. Eine Diskursanalyse führender deutscher Tageszeitungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/448784