Therapeutische Lichtexposition zur Unterstützung der circadianen Rhythmik von Demenzkranken. Evaluation und Wirksamkeit


Hausarbeit, 2018

110 Seiten, Note: 1


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Medikamentöse Intervention
1.2 Tagesstrukturierende- und aktivierende Maßnahmen
1.3 Das Forschungsprojekt St. Katharina in Wien 2011
1.4 Lichtexposition
1.5 Theoretische Grundlagen der Lichtexposition in Abgrenzung zur Lichtexposition für die Unterstützung der circadianen Rhythmik bei Demenz

2 Konzeption ––Methodisches Vorgehen
2.1 Evaluation in der Gesundheitsförderung
2.2 Entscheidungskriterien für das Projekt
2.3. Strategien und Taktiken des Vorgehens
2.4 Aspekte modernen Managements
2.5 Ethische Aspekte

3. Darstellung der Projektplanung
3.1 Projektkriterien (PMV 1)
3.2 Projektbeschreibung
3.2.1 Entwurfsliste für produktive Zielformulierungen (PMV 3)
3.2.2 Beteiligten-Umfeld-Analyse (PMV 6)
3.2.2.1 Führung und Management
3.2.2.2 Kunden/Nutzer
3.2.2.3 Partner/Unterstützer
3.2.3 Kraftfeld–Analyse (PMV 7)
3.2.4 Phasenplanung (LeanMilestones- App)
3.2.5 Projektstrukturplan (PMV 8)
3.2.6 Projektbeschreibung im Überblick
3.3 Gesamtaufwand und Gesamtkosten
3.4 Kompetenzanalyse (PMV15)
3.5 Risikoplanung (PMV 13)
3.6 Gesamtrisikobetrachtung

4. Diskussion
4.1 Hürden
4.2 Überlegungen zur „Pro-Evaluation“
4.3 Kritische Einschätzung von Folgen und Ergebnissen des Projektes
4.4 Ausblick

5. Quellenverzeichnis

6. Abbildungs- und Tabellenverzeichnis

7. Anlagen
7.1 Abbildungen
7.2 Lichtkonzept
7.2.1 Technische Umsetzung
7.2.2 Positionierung und Eigenschaften der Beleuchtungskörper
7.2.3 Lichtszenarien
7.2.4 Aspekte der praktischen Umsetzung
7.2.5 Materialkosten der Beleuchtungskörper

1 Einleitung

Die Demenz ist eine progressive Erkrankung mit zunehmenden geistigen Verfall und ausgeprägter Verwirrtheit. Die gestörte Hirnfunktion macht sich auch in einem veränderten Schlafverhalten bemerkbar (DGSM 2011: 8). Bei demenziell erkrankten Menschen sind die Tiefschlafphasen in ihrer Anzahl reduziert. Auch die Traumschlafphasen (REM-Schlaf) sind häufig stark verkürzt, infolgedessen die Schlafqualität eingeschränkt ist (DGSM a. a. O.). Als weitere Folgeerscheinung gerät der Tagesrhythmus völlig aus dem Gleichgewicht, gekennzeichnet durch lange Schlafphasen tagsüber und Wachsein in der Nacht (Tag-Nacht-Umkehr). Neben Inkontinenz ist diese Art der Schlafstörung der häufigste Grund für eine Einweisung der Betroffenen in ein Pflegeheim, da sie für Betreuungspersonen eine große Belastung darstellen (DGSM a. a. O.). Die Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die Diagnosen der Zirkadianen Schlaf-Wachrhythmusstörungen in der Systematik der ISD-2 und ihre Kodierung nach ICD-10.Basis für die Tabelle ist die vorläufige Version ICD-10-GM (DIMDI-Pressestelle 2008).

Demenzerkrankte Menschen benötigen Studien zufolge, im Vergleich zu nicht dementiell erkrankten älteren Menschen längere Einschlafzeiten. Außerdem wachen sie häufiger auf und bleiben länger wach. In diesen Wachphasen sind sie häufig sehr aktiv (IGAP 2010: 4). Pflegende beobachten bei Demenzerkrankten Phänomene wie „Hinundherwerfen“ oder „Wühlen im Bett“. Ursächlich dafür ist das Suchen nach Berührungs- und Bewegungsrückmeldungen zum Spüren ihres Körpers. Es dient der Orientierung und vermittelt ein Gefühl der Sicherheit, nimmt Angst und hilft beim Wiedereinschlafen (vgl. IGAP a. a. O.). Finden die Demenzkranken in dieser Situation nicht die Wahrnehmung die sie suchen, so kann es zu nächtlichem Herumlaufen – sofern der Betroffene noch mobil ist – oder Schlaflosigkeit kommen. In diesem Zusammenhang wird als Dauerfolge eine Umkehr des Tag-Nacht-Rhythmus beschrieben. Als Folge des Schlafmangels, wird während des Tages häufig kleinere „Schläfchen“ eingelegt, woraus wiederum fehlende Müdigkeit am Abend resultiert (vgl. IGAP a. a. O.).

Schlafstörungen bei Demenzkranken stellen besondere Anforderungen an die medikamentöse Intervention. Medikamente wirken bei Demenzerkrankungen oft paradox. Beispielsweise wird statt einer beruhigenden Wirkung, eine anregende Wirkung erzeugt.

1.1 Medikamentöse Intervention

Hypnotika sind aufgrund ihrer Nebenwirkungen, z. B. Sturzgefahr und Ein- Veränderung der Kognition, nicht zu empfehlen. Nur Medikamente mit einer kurzen Wirkungszeit sind bessere Alternativen. So empfiehlt die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin nur leicht sedierende (niedrigpotente) Neuroleptika oder Antidepressiva mit geringer anticholinerger Komponente in niedriger Dosierung einzusetzen (DEGAM-Leitlinie Nr. 12 Demenz, 2008).

1.2 Tagesstrukturierende- und aktivierende Maßnahmen

Eine Alternative zur medikamentösen Intervention sind tagesstrukturierende und aktivierende Maßnahmen. In Studien wurde deren positive Wirkung auf die Schlafdauer belegt (vgl. Eisenburger 2011: 154 – 170; Drastik-Schäfer 2011: 181 – 187). Es wurde aber auch festgestellt, dass schon vermehrte Außenaktivitäten die Häufigkeit des Erwachens in der Nacht deutlich reduzieren. Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde/Deutsche Gesellschaft für Neurologie empfiehlt in ihrer Leitlinie eine „angemessene strukturierte Aktivierung während des Tages“ (DGPPN/DGN-S3-Leitlinie „Demenzen“, 2009).

1.3 Das Forschungsprojekt St. Katharina in Wien 2011

Ein Forschungsprojekt in Wien zeigte 2011, dass Kommunikation, hauswirt- schaftliche Aktivitäten, sowie die Beteiligung an sozialen Aktivitäten, bei demenzerkrankten Bewohnern, durch Lichtexposition signifikant verbessert wurden (vgl. SUST et al. 2012: 44). Die Autoren der Studie hielten fest, dass noch zu klären sei, ob Wirkungen bereits bei geringeren Expositionszeiten von Licht zu erreichen seien und wie sich diese auf den Schlaf auswirken. Eine erste Sichtung von Literatur legt nahe, dass bereits mit geringen Expositionszeiten, aber aus- reichender Stärke, und speziell angepassten Lichtfrequenzen, eine positive Beeinflussung des circadianen Rhythmus erreichbar ist und sich positiv auf den Schlaf auswirkt (vgl. KIM/SONG 2003: 239–243; ferner AARTS 2009: 1959– 1969; PULVER/FREY 2013: 1006). Von einer Autorin wird kritisch angemerkt, dass insbesondere die Lichttherapie einen positiven Einfluss auf die Schlafförderung hat. Dennoch würde von einer Einführung dieser Intervention in der Pflegepraxis noch abgeraten, weil in den verschiedenen Studien nicht immer die gleiche Lichtintensität verwendet wurde. Es müsse noch weiter geforscht werden, welche Lichtintensität die geeignetste ist (PULVER/FREY 2013: 1006).

1.4 Lichtexposition

Da Demenzen hauptsächlich bei älteren Menschen auftreten, sollten bei der Anwendung von Lichtexpositionen physiologischen Veränderungen des Auges besonders beachtet werden.

Bei fortschreitender Linsentrübung tritt auch gleichzeitig eine Vergilbung ein, die wie ein Filter wirkt (siehe Abb. 1). Dadurch wird blaues Licht schlechter absorbiert, welches die Ausschüttung des Schlafhormons Melatonin beeinflusst. Auch das circadiane System wird gestört, das durch die Blauanteile des Lichts in Rhythmus gehalten wird (VAN DE KRAATS/VAN NORREN 2007: 1842 ̶ 1857). Die fehlende Rhythmik hat wiederum Auswirkungen auf die Antagonisten Serotonin und Melatonin sowie dem Suprachiasmatischen Nucleus (SCN), ein Areal im Gehirn, das als „Zentrum der Inneren Uhr“ bezeichnet wird. In der Netzhaut (Retina) befindet sich neben den Zapfen für das Farbsehen und Stäbchen für das Dämmerungssehen noch ein dritter Lichtsensor, die sogenannten retinalen Ganglienzellen (ipRGCs). Sie haben eine direkte Verbindung zum SCN (siehe Abb. 3) des Hypothalamus. Sie sind lichtempfindlich, dienen aber nicht dem Sehvorgang. Sie nehmen nur Helligkeitsunterschiede wahr und regulieren dadurch den circadianen Rhythmus. Die Wissenschaftler entdeckten in diesen nicht-visuellen Fotorezeptoren (ipRGCs) das lichtempfindliche Protein Melanopsin (LUCAS/PEIRSON 2014: 1 ̶ 9; ferner FGL 2015a: 15).

1.5 Theoretische Grundlagen der Lichtexposition in Abgrenzung zur Lichtexposition für die Unterstützung der circadianen Rhythmik bei Demenz

In weiteren Versuchen veränderten die oben genannten Wissenschaftler, durch Impfen von menschlichem Melanopsin, lichtunempfindliche Zellen von Mäusen, zu lichtempfindlichen Zellen . Bei daraufhin durchgeführten Lichtexpositionen, reagierten die Mäuse am empfindlichsten auf das blaue Licht des sichtbaren Spektrums (LUCAS/PEIRSON 2014: 1 ̶ 9; FGL 2015a: 15).

Die ipRGCs wurden beim Menschen indirekt nachgewiesen, indem man die Versuchspersonen nachts für eineinhalb Stunden mit monochromatischem Licht unterschiedlicher Spektralbereiche bestrahlte und die Konzentration des Melatonins (Schlafhormon) im Blut untersuchte. Dabei fand man heraus, dass Licht mit einer Wellenlänge von 480 Nanometer die Produktion von Melatonin zur Nachtzeit unterdrückt. Daraus folgerten sie, dass die ipRGCs den Supra- chiasmatischen Nucleus mit Informationen über Lichtreize versorgen und dass gleichzeitig die Produktion von Melatonin am Tag verhindert wird. Die ipRGCs sind mit der Epiphyse, dem SCN und dem Hypothalamus verbunden (FGL 2015a: 17). Die Müdigkeit am Abend tritt ein, wenn die Epiphyse Melatonin ausschüttet. Das Erwachen des Menschen entsteht durch Absinken des Melatoninspiegels und der gleichzeitigen Hemmung der Produktion von Melatonin durch das aufkommende Tageslicht (ebd.). Um diese Erkenntnisse therapeutisch nutzen zu können, muss, ̶̶ im Gegensatz zur Lichttherapie, die z. B. bei der saisonal abhängigen Depression Anwendung findet, und hohe Lichtstärken (min. 2.000 Lux) verwendet ̶ das Licht großflächig mit geringeren Lichtstärken zwischen 500 und 1.500 Lux aus dem oberen Halbraum ins Auge fallen. Damit ist gewährleistet, dass die besonders empfindlichen ipRGCs im unteren und nasalen Bereich (siehe Abb. 4) innerviert werden (FGL 2015: 19). Dabei ist die Farbtemperatur sehr entscheidend. Man fand heraus, dass sie tagsüber möglichst dem natürlichen Licht mit hohen Blauanteilen ähneln sollte. In den Abendstunden und in der Nacht und am frühen Morgen ist dagegen biologisch nur gering wirksames Licht sinnvoll, um den Anstieg des Schlafhormons Melatonin nicht zu beeinflussen. So könnte man am Morgen mit kühlweißem Lichtfarben und hohen Beleuchtungsstärken Patienten aktivieren und das Licht zum Abend hin dynamisch mit warmen Lichtfarben und reduzierter Helligkeit gestalten, um beruhigende Wirkungen zu erzielen (FGL 2015a: 19). Einige Autoren stellen fest, dass bisher keine Studien genügende Evidenz erbrachten, um die Wirkung und Stärke der Lichttherapie bei Menschen mit Demenz beurteilen zu können (vgl. KREUTZNER/RADZEY/STRIFFLER 2010: 47). Unbestritten sei aber, dass Licht ein wichtiger Impulsgeber für den circadianen Rhythmus sei und die Regulierung der Melatonin-Ausschüttung steuere (ebd.). Sie stellen die ausschließliche Fokussierung auf die Beleuchtungsstärke in Frage, da mittlerweile nachgewiesen ist, dass die Farbtemperatur bzw. Lichtfarbe einen wesentlichen Einfluss auf die Wirksamkeit des Lichts hat. In den genannten Studien sei die Farbtemperatur noch nicht explizit berücksichtigt worden (KREUTZNER/RADZEY/STRIFFLER 2010: 49). Aus diesem Grunde sollte zwischen der Lichttherapie und der therapeutischen Lichtexposition zur Unterstützung des circadianen Rhythmus begrifflich noch deutlicher unterschieden werden. Während die Lichttherapie (die evtl. auch über die Haut wirkt) möglicherweise relativ hohe Lux-Zahlen erforderlich sind, kann die Wirkung der therapeutischen Lichtexposition zur Unterstützung des circadianen Rhythmus möglicherweise bereits mit relativ wenig Aufwand erreicht werden. Die in Kap. 1.2 erwähnten Studien beziehen sich auf eine Lichttherapie, die auch über die Haut wirkt, nicht auf die Unterstützung des circadianen Rhythmus. Deshalb kann man auch nicht deren Ergebnisse auf die mögliche Anwendung einer thera- peutischen Lichtexposition zur Unterstützung des circadianen Rhythmus über- tragen. Grundsätzlich sollte eine Lichtexposition therapeutisch so gering wie nötig gehalten werden, um den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus des Organismus und die natürliche Lichtexposition (z. B. während Spaziergängen, in Wintergärten und auf der Veranda) zu unterstützen. Es soll ja nicht ersetzt werden.

2 Konzeption ––Methodisches Vorgehen

Im Zentrum einer von mir im Sommer 2015 geplanten Projektarbeit im Rahmen meines Pflegewissenschaftsstudiums stand die Frage, ob und in welcher Form besondere Lichtexpositionen geeignet sind, der „nächtlichen Unruhe“ von Patienten vorzubeugen, die an Demenz erkrankt sind. Es ging um die Frage, wie Lichtexpositionen, welche bereits für andere Indikationen erfolgreich in einer Studie in Wien angewendet wurden, die circadiane Rhythmik von Demenz-Erkrankten positiv beeinflussen können und wie diese im Pflegealltag praktisch eingesetzt werden könnten.

Ziel der Projektarbeit war es, exemplarisch ein Konzept einer Lichtexposition für die konkrete Pflegesituation, also für die Station der Psychotherapie und Gerontopsychiatrie der Damian-Klinik, zu entwickeln. Es sollen Beispiele vor- gestellt werden, wie Lichtexposition im Klinikalltag technisch und praktisch umzusetzen und zu evaluieren ist.

In einer randomisierten Doppelblindstudie, die über 3,5 Jahre den Schlaf-Wachrhythmus von 144 Menschen mit Demenz erfasst hat (vgl. Riemersma-van der Lek et. al 2016) konnte nachgewiesen werden, dass die Aktivitäten mit der Lichtexposition in Verbindung gebracht werden können. Signifikant abnehmende Aktivitäten im Laufe der Demenzerkrankung konnten durch Licht verringert werden. Anderer Wissenschaftler, wie z. B. Wahnschaffe (vgl. Wahnschaffe et. al. 2017) vermuten einen engen Zusammenhang von Lichtexposition und nächtlicher Unruhe bei Menschen mit Demenz.

Zurzeit existieren noch keine evidenzbasierten Empfehlungen, um die Wirkung und Stärke der Lichttherapie bei Menschen mit Demenz sicher beurteilen zu können.

Zwar hat Licht, wie die oben bereits angeführten Studien zeigen, zweifelsfrei einen Einfluss auf den menschlichen Organismus, doch sind die Vorgänge komplex und nicht nur auf Einzelfaktoren zu beschränken. Als bewiesen kann jedoch gelten, dass Licht ein wichtiger Einflussfaktor für den circadianen Rhythmus und die Regulierung der Melatonin-Ausschüttung ist. Einige Autoren machen auch für das Fehlen signifikanter Effekte von Lichttherapie die Heterogenität unterschiedlicher Studiendesigns verantwortlich. Die Studien befassten sich oft nur mit der Lichtstärke und Expositionsdauer, obwohl mittlerweile nachgewiesen ist (siehe Abschnitt 1.5), dass Farbtemperatur und Expositionszeitpunkt einen wesentlichen Einfluss auf die Schlafrhythmik haben.

Ein besonderer Vorteil könnte in der möglichen Reduzierung von Benzodiazepinen und Psychopharmaka gesehen werden. Die Verbesserung des Schlafes bewirkt unmittelbar, dass weniger Arzneimittel zur Reduzierung nächtlicher Unruhe eingesetzt werden müssen. Mittelbar werden so, wegen der weniger umherirrender Patienten, in der Nachtzeit Stürze reduziert. Die therapeutische Lichtexposition kann insofern auch als Teil der Sturzprophylaxe eingesetzt werden.

Ein weiterer wesentlicher Faktor ist die positive Aktivierung von Patienten und Personal durch eine Lichtexposition im Stil eines „Tageslichtszenarios“.

In dem von mir entwickeltem Konzept kommt modernste äußerst energieeffiziente LED ̶ Technik zum Einsatz, deren Vorteil u. a. ist, bei geringer Beleuchtungs- stärke sehr hell und auch in verschiedenen Lichtfarben wirksam zu sein. Genaue Details zur technischen Ausführung sind im Anhang unter „ Lichtkonzept “ erläutert.

Die relativ hohen Anschaffungskosten werden durch die zahlreichen Vorteile einer LED ̶ Beleuchtung kompensiert.

Insgesamt erscheinen die oben genannten Vorteile überzeugend, ein solches Konzept in den klinischen Alltag zu integrieren, zumal weitere wissenschaftliche Erkenntnisse für eine Evidenz basierte Pflege gewonnen werden können, da hierzu bislang randomisierte, prospektiv kontrollierte Studien fehlen.

2.1 Evaluation in der Gesundheitsförderung

Es wird immer häufiger von Geldgebern und Wissenschaftlern und der Politik, die Wirksamkeit von Konzepten mittels Evaluation nachzuweisen. Im Folgendem soll geklärt werden, was genau „Evaluation“ heißt und welche Formen es gibt.

Evaluation (engl.: „value“ = Wert, „to avaluate“ = bewerten) meint das systematische Sammeln, Untersuchen und Bewerten von Informationen. Diese Informationen betreffen die Aktivitäten, Abläufe, Eigenschaften und/oder Ergebnisse Ihre Projekte, teilnehmenden Personen oder beschriebenen Produkte. Es werden dabei Planung, Durchführung oder auch Wirksamkeit einer Maßnahme geprüft und beurteilt (IMG 2010: 10). Die Abb. 5 gibt einen Überblick über die einzelnen Elemente der Evaluation.

Je nach Zeitpunkt der Evaluation unterscheidet man drei unterschiedliche Typen der Evaluation: die Strategie-, die Prozess- und Ergebnisevaluation (siehe Abb. 6)

Da mein Konzept für die therapeutische Lichtexposition zur Unterstützung der circadianen Rhythmik bereits fertig gestellt ist, bietet sich zur Überprüfung der Wirksamkeit des Konzeptes die Ergebnisevaluation an. Die Ergebnisevaluation bewertet am Ende der Umsetzung des Konzeptes dessen Gesamterfolg. Indem die Auswirkungen des Programms auf Wissen, Einstellung und/oder Verhalten der Zielgruppe bzw. auf Verhältnisse und Lebensumfeld eruiert werden, wird überprüft, inwiefern die gesteckten Ziele tatsächlich erreicht wurden. Teilweise kann auch getestet werden, ob sich biometrische Parameter (z. B. das Schlafverhalten) verändert haben (vgl. IMG 2010:14).

Als weitere Vorteile einer Ergebnisevaluation können gewonnene Informationen über das Programm oder einzelner Komponenten gesehen werden. Diese Informationen können als wesentliches Instrument bei der Entscheidung einzelner Maßnahmen weiterzuführen, einzustellen oder zu verändern. Sollten Veränderungen notwendig sein, helfen die durch die Ergebnisevaluation gewonnenen Erkenntnisse, die verbesserungswürdigen Schnittstellen zu identifizieren (IMG a. a. O.).

Die Tabellen 2 zeigt einen Vergleich zwischen den unterschiedlichen Evaluationsformen.

2.2 Entscheidungskriterien für das Projekt

Die Ergebnisevaluation kann klären, ob mit Hilfe des Konzeptes die Verhaltensabsicht und/oder das Verhalten der Zielgruppebeeinflusst wird, ­ hier die „nächtliche Unruhe“­ und somit auch biometrische Parameter wie Schlafdauer/Schlafintensität Demenzkranker beeinflusst werden.

Es bieten sich verschiedene „Projekt-Variationen“ an, die vom Umfang, Dauer und Aufwand erheblich unterscheiden. Die Abb. 7 veranschaulicht und beschreibt grafisch die Entscheidungskriterien für das Projekt.

Es soll demnach ein Evaluationsbogen entwickelt werden, inklusive Pretest, 1. Erhebungsphase und Auswertung.

Daraus ergeben sich folgende Grobziele:

- Klärung rechtlicher und ethischer Voraussetzungen
- Information
- Team-Auswahl „Fachgruppen“
- Erstellen des Evaluationsbogens (1. Variante)
- Externe Recherche (wissenschaftliche Forschung)
- Design/Gestaltung des Evaluationsbogens (inkl. Druck/Verteilen)
- Pretest des Evaluationsbogens
- Überarbeitung des Evaluationsbogens
- 1. Erhebungsphase
- Aufbereitung, Auswertung und Interpretation
Aufwandskonkretisierung, Logische Konsistenzprüfung und Aspekte modernen Managements sind ebenfalls dabei zu berücksichtigen.

2.3. Strategien und Taktiken des Vorgehens

Die Projektplanung, der Verlauf des Projektes bzw. das methodische Vorgehen orientieren sich an den oben genannten Grobzielen. Der Evaluationsbogen ist ein Werkzeug, das subjektive Empfinden („nächtliche Unruhe“) der Akteure zu messen. Mitarbeiter der Station in Partizipation zu bringen,– sie stolz auf ihre Leistung sind, stellen indirekte Ziele des Projektes dar.

Um einen ungefähren Überblick über Beteiligte am Projekt zu gewinnen, bietet sich als Werkzeug die „Mindmap-Methode“ an. Die Abbildung 7 zeigt deutlich, dass sowohl zahlreiche interne, als auch externe Stakeholder am Projekt beteiligt sind.

Dies ist aber auch als strategischer Vorteil zu bewerten, um die Genehmigung, die Finanzierung, Nutzen und Nachhaltigkeit des Projektes zu gewährleisten.

Als Strategie empfiehlt es sich zunächst die Geschäftsleitung und damit auch die Eigentümer vom Nutzen des Projektes zu überzeugen. Damit ist zugleich die Finanzierung geklärt. Der Evaluationsbogen soll letztendlich die Effizienz der Lichtanlage nachweisen. Als positiver Randeffekt können Produktionsmittel eingespart werden. Das können zum Beispiel Schlafmedikamente, Beruhigungsmittel sein (siehe oben Abschnitt 2). Die Lichtanlage dient mittelbar der Sturzprophylaxe,—kann teure Regressansprüche wegen Sturzereignisse vermeiden helfen,—weniger Umherirrende des Nachts, weniger Stürze. Letztendlich stellt eine gut funktionierende therapeutische Lichtexposition eine Qualitätsverbesserung der Behandlungspflege dar. Zugleich verbessert sich damit auch das „ Know-How“ der Einrichtung und damit auch Prestige und Ansehen der Klinik innerhalb der Bevölkerung. Aus diesem Grunde sollte das Projekt auch in der Öffentlichkeit durch Artikel in der Lokalpresse, Fachzeitschriften begleitet und vorgestellt werden. Bei der Projektplanung wird dies berücksichtigt und eine Beauftragter für Öffentlichkeitsarbeit mit in den Projektleitungsstab eingebunden.

Die Evaluationsbögen sollen in einer lokalen Druckerei gedruckt werden. Dies bewirkt einen Synergieeffek t: die positive Wirkung, die sich aus der Zusammenarbeit zweier Organisationen (Unternehmen) ergibt, kann genutzt werden, um beispielsweise die Erfahrung des Druckereiunternehmens zu nutzen, den Evaluationsbogen noch Anwender freundlicher durch ein passendes Layout zu gestalten. Es könnten zukünftig auch von der Druckerei hochwertige Werbeflyer zu besonderen Konditionen erstellt werden, die einer optimalen Außendarstellung und Marketingzwecken der Klinik dienen. Das Druckerei Unternehmen profitiert wiederum von regelmäßigen Aufträgen der Klinik.

Auf Metaebene ist auch zu bedenken, ob aus Mitteln des Staates bzw. des Landes Zuschüsse zu beantragen sind. Das Projekt dient, wie bereits oben im Abschnitt 2.1 beschrieben worden ist, evidenzbasierter Pflege demenzkranker Menschen, und hat damit für Forschung und Gesellschaft einen nachhaltigen Nutzen.

Zurzeit existieren noch keine evidenzbasierten Empfehlungen, um die Wirkung und Stärke der Lichttherapie bei Menschen mit Demenz sicher beurteilen zu können!

2.4 Aspekte modernen Managements

„Je Kette ist so stark wie ihr schwächstes Glied “, soll heißen, dass große Ideen und Projekte an scheinbaren Kleinigkeiten scheitern können.

Kritische Erfolgsfaktoren für Projekte können schon der Planung zugeordnet werden. Dazu gehören:

- klare Requirements und Spezifikationen
- klare Grundsätze und Ziele
- ein realistischer Zeitplan
- ein realistisches Budget
- gut ausgebildetes und ausreichend Personal
- festgelegte und vereinbarte Requirements

Kritische Erfolgsfaktoren, die der gesamten Projektlaufzeit zugeordnet werden können, sind:

- Topmanagementunterstützung
- effektive Kommunikation und Rückmeldung

Kritische Erfolgsfaktoren, die sowohl der Planung, als auch der gesamten Projektlaufzeit zugeordnet werden können, sind:

- effektive Projektmanagementskills/–methoden
- User-/Kundeneinbindung

Auf unser Projekt bezogen könnte beispielsweise aus einer „unzureichenden, mangelhaften Dokumentation“ in den Evaluationsbögen Verzerrungen entstehen, die mitunter den Erfolg des Projektes in Frage stellen. Ursächlich hierfür könnte z. B. eine hohe Arbeitsverdichtung aufgrund von Krankenständen sein. Die Nachtwache hat infolgedessen keine Zeit das Phänomen „Nächtliche Unruhe“ durch Beobachtung wahr zu nehmen und anschließend im Evaluationsbogen zu dokumentieren.

2.5 Ethische Aspekte

Die Datenerhebung findet auf einer geschützten Akutstation mit Demenzkranken im fortgeschrittenen Stadien statt.

An Demenz erkrankte Menschen gelten als besonders vulnerabel (verletzlich), weil sie aufgrund ihrer besonderen Lebensumstände, ihrer aktuellen Situation, ihres Alters oder ihrer kognitiven Möglichkeiten in ihrer Selbstbestimmung eingeschränkt sind oder sehr schnell eingeschränkt werden können (vgl. Berner/Kuhn/Rutenkröger2011:26;Bauer/BleckNeuhaus/Dombois/Wehrtmann 2013: 164). Menschen in weit fortgeschrittenen Stadien der demenziellen Erkrankung sind in besonderen Maße vulnerabel, da sie im Laufe der progredient verlaufenden Erkrankung meist nicht mehr in der Lage sind, eine informierte Zustimmung zur Durchführung der Beobachtungsstudien,– und die damit erhobene Datenerhebung unter Verwendung des Evaluationsbogens, geben zu können. Eine informierte Zustimmung (informed consens) ist die bewusste Zustimmung einer Person oder ihres bevollmächtigten Vertreters als Proband an einem Forschungsprojekt teilzunehmen. Weitere ethische und rechtliche Aspekte sind die Freiwilligkeit an der Teilnahme der Untersuchung, die Vermeidung von Verletzung und Schaden und eine Vertraulichkeit und Datenschutz (vgl. Berner/Kuhn/Rutenkröger a. a. O).

Aus diesen Gründen ist es unbedingt erforderlich von den Angehörigen oder gesetzlichen Betreuern das Einverständnis einzuholen.

3. Darstellung der Projektplanung

Die Darstellung der Projektplanung erfolgt u. a. über Tools bzw. Instrumente für die praktische Gestaltung und den zielorientierten Einsatz, des Projektmanagements. Diese PMV-Tools wurden als doc-Dateien im WebCampus der Hamburger Fern-Hochschule im Bereich des Masterstudiengangs Management von Organisationen und Personal im Gesundheitswesen/Modul FuE bereitgestelt.

3.1 Projektkriterien (PMV 1)

Die folgende Checkliste beschreibt die Kriterien, wann eine Aufgabe/ein Problem Als Projekt bearbeitet werden sollte.

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

Der Checkliste ist aus der ausnahmslos positiv erfolgten Beantwortung eindeutig zu entnehmen, dass die Aufgabe, ein Evaluationsbogen (inkl. Pretest, Erhebungsphase und Auswertung) zu erstellen, als Projekt bearbeitet werden sollte.

3.2 Projektbeschreibung

Um das Projekt genau beschreiben zu können, sind zuvor einige Detailaspekte des Projektzieles zu klären.

Anschließend ist eine Beteiligten-Umfeld-Analyse (BUA) zu erstellen.

3.2.1 Entwurfsliste für produktive Zielformulierungen (PMV 3)

Der erste Entwurf eines Zieles könnte folgendermaßen formuliert werden: „Es soll ein geeignetes Werkzeug geschaffen werden, deren Zweck es ist, Daten aus Beobachtungen von Pflegekräften festzuhalten, welche später als Grundlage einer Datenanalyse dienen sollen, aus deren Ergebnissen die Wirksamkeit eines Beleuchtungskonzeptes abgeleitet werden kann.“

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

3.2.2 Beteiligten-Umfeld-Analyse (PMV 6)

Ziel der BUA ist, die im Projekt selbst, d. h. in der Projektgruppe (Fachgruppe), bzw. im Umfeld vorhandene und wirksame Interessen, Motive, Kenntnisse, Erfahrungen und Handlungsmuster in die Ziel- und Durchführungsplanung des Projekts einzubeziehen. Dazu müssen diese erst mal identifiziert bzw. benannt werden. Das kann folgendermaßen geschehen:

- Variante 1: Erhebung in der Projektgruppe; die Umfeldaspekte werden durch die Projektgruppen-MitgliederInnen zugeschrieben (also nicht direkt erhoben).
- Variante 2: Projekt und Umfeld-Personen oder -Gruppen werden befragt (mit Interviews oder Fragebögen).
- Variante 3: Durchführung mehrerer Gruppensitzungen mit verschiedenen Beteiligten, um die wesentlichen, d. h. einflussreichen, Projektumgebungen abzubilden.

Oben im Abschnitt 2.3 wurde bereits erwähnt, –und durch die „Mind-Map-Methode“ optisch visualisiert (siehe Abb. 7), dass zahlreiche interne und externe Stakeholder im Umfeld des Projektes anzutreffen sind.

Die Daten im Projekt werden von Mitgliedern der Organisation (Pflegepersonal vom Tag- und Nachtdienst) erhoben, –sogenannte „interne Evaluation“ (vgl. INFORM 2017: 8), und das Datenspeichermedium (Evaluationsbogen) wird von Organisationsmitgliedern selbst entwickelt. Die erforderliche Identifikation im Umfeld vorhandener und wirksamer Interessen, Motive, Kenntnisse, Erfahrungen und Handlungsmuster findet demnach in den Projektgruppen (Fachgruppen) statt. Folglich können wir von Variante 1 ausgehen.

3.2.2.1 Führung und Management

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

3.2.2.2 Kunden/Nutzer

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

3.2.2.3 Partner/Unterstützer

Abbildung in dieer Leseprobe nicht enthalten

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Details

Titel
Therapeutische Lichtexposition zur Unterstützung der circadianen Rhythmik von Demenzkranken. Evaluation und Wirksamkeit
Hochschule
Hamburger Fern-Hochschule  (Essen)
Veranstaltung
Modul Forschung- und Entwicklungsprojekte
Note
1
Autor
Jahr
2018
Seiten
110
Katalognummer
V450069
ISBN (eBook)
9783668845503
ISBN (Buch)
9783668845510
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
In der vorliegenden Arbeit soll ein Projekt zur Entwicklung eines evaluationsbogens zum Wirksamkeitsnachweis eines Konzeptes für die therapeutische Lichtexposition zur Unterstützung der circadianen Rhythmik Demenzkranker detailliert dargestellt werden.Der Autor hat im Anhang das bereits von ihm veröffentlichten Konzept gestellt,- Forschungsergebnisse aktualisiert. Die Darstellung der Projektplanung erfolgt über tools bzw. Instrumente für die praktische Gestaltung und den zielorientierten Einsatz des Projektmanagements. Zurzeit existieren noch keine evidenzbasierten Empfehlungen.
Schlagworte
Evaluationsbogen, therapeutische Lichtexposition, circadiane Rhythmik, Pretest, Erhebungsphase, Evaluation der Wirksamkeit
Arbeit zitieren
Klaus Schrage (Autor:in), 2018, Therapeutische Lichtexposition zur Unterstützung der circadianen Rhythmik von Demenzkranken. Evaluation und Wirksamkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450069

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