Leseprobe
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2. THEORETISCHER HINTERGRUND
3. KOMMUNIKATION IM BERUFLICHEN KONTEXT
4. PARTNERWAHL IN VERSCHIEDENEN KULTUREN
5. DISKUSSION UND FAZIT
LITERATURVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
Die Qualität persönlicher Beziehungen gilt als einer der besten Prädiktoren für die Lebenszufriedenheit (Noller & Feeney, 2006). Interaktion und zwischenmenschliche Beziehungen gibt es ¡n allen Kulturen. Wie diese jedoch gestaltet werden, unterscheidet sich stark, weshalb Beziehungen nicht losgelöst aus ihrem soziokulturellen Kontext betrachtet werden können. Einhergehend mit verschiedenen Regeln und Formen der Kommunikation je nach Kulturkreis, kann es zu Missverständnissen im Zusammentreffen von Menschen unterschiedlicher Kulturen kommen, wobei es viele verschiedene Formen des Zusammentreffens von Menschen gibt. Die vorliegende Arbeit bezieht sich vorwiegend auf das Geben von Feedback im Arbeitskontext sowie auf die Partnerwahl als zwei spezifische Formen der zwischenmenschlichen Interaktion. In einem ersten Teil, dem theoretischen Hintergrund, welcher kommunikationspsychologische Grundlagen schaffen soll, werden Basismotive menschlicher Interaktion, Arten zwischen- menschlicher Beziehungen sowie Beziehungsmodelle erläutert. Vor dem Hintergrund dieser theoretischen Grundlage wird im Anschluss Kommunikation im beruflichen Kontext beleuchtet. Dabei liegt der Fokus auf der unterschiedlichen Handhabung und Bewertung von Feedback und Kritik. Weiterhin wird eine Studie aus dem Bereich der Partnerwahl ¡n verschiedenen Kulturen vorgestellt (Abdul-Risa, 2006), ¡n der insbesondere der familiären Einfluss auf die Partnerwahl ¡n Deutschland und der Türkei verglichen wird. Zuletzt sollen vorgestellte Theorien und Ergebnisse diskutiert und zusammengefasst werden.
2.THEORETISCHER HINTERGRUND
Fiske und Fiske (2007) beschreiben Kultur als etwas, das Menschen lernen, wenn sie sozial interagieren. Eine unterschiedliche Ausprägung dieser leuchtet vor dem Hintergrund unterschiedlicher sozialer Umwelten demnach ein. Dennoch lassen sich kultur- übergreifend fünf Basismotive menschlicher Interaktion extrahieren. Diese Motive, welche die Sozialisation fördern, unterscheiden sich jedoch je nach Kultur ¡n Intensität und Orientierung (Fiske & Fiske, 2007).
Das erste soziale Motiv wird als „social belonging“ bezeichnet und beschreibt den Wunsch nach Zugehörigkeit. Es wird als das grundlegendste Basismotiv bezeichnet und spiegelt eine kulturelle Konstante wider, die jedoch leicht unterschiedlichen Mechanismen unterliegt. Die Regel, dass Ähnlichkeit auch Attraktivität voraussagt gilt beispielsweise insbesondere ¡n wohlhabenden und gebildeten Gruppen (Bond & Smith, 1996). In Studien zeigte sich außerdem, dass Amerikanerinnen und Amerikaner Ähnlichkeit ¡n einem höheren Maße wertschätzen als beispielsweise Japanerinnen und Japaner, wobei hier auch die Definition von Ähnlichkeit bereits differiert (Heine & Rens- haw, 2002). Neben Ähnlichkeit sagt auch die physikalische Anziehung die interpersonale Anziehung ¡n vielen Kulturen voraus. Zwar existieren verschiedene Attraktivitätsstereotype, ¡n vielen Aspekten gibt es jedoch auch ein kulturübergreifendes Einverständnis über die Frage, was physikalisch attraktiv ist (Berry, 2000). Zusammenfassend lässt sich bezüglich des Bedürfnisses nach sozialer Zugehörigkeit festhalten, dass gewisse Aspekte zwar universeller Gültigkeit unterliegen, die spezifische Manifestation jedoch kulturellen Prägungen unterliegt (Fiske & Fiske, 2007).
Das zweite soziale Motiv stellt „understanding“ dar, also das streben nach einem sozial geteilten Verständnis (Fiske & Fiske, 2007). Dies umfasst neben dem Verständnis von sich selbst und seinen Mitmenschen auch das Verständnis von der Umwelt. Erst dieses geteilte Verständnis der Wirklichkeit erlaubt Menschen Kommunikation und ermöglicht das Funktionieren von Beziehungen (Fiske & Fiske, 2007).
„Control over outcomes“ bildet das dritte der fünf Basismotive und lässt sich sowohl auf einen individuellen als auch auf einen Gruppen kontext anwenden. Unter dem Motiv ist zu verstehen, dass Menschen motiviert sind, die Kontrolle über die eigenen Handlungen und deren Outcomes zu wahren (Fiske & Fiske, 2007). Dies vermittelt ein Gefühl von Sicherheit und kann im Rahmen von Attributionsprozessen transformiert werden. Kulturelle Unterschiede gibt es insbesondere ¡n Bezug auf die unterschiedliche Bedeutung primärer und sekundärer Kontrolle, wobei primäre Kontrolle eine Veränderung der Umwelt bezeichnet und sekundäre Kontrolle die Anpassung an die Umwelt. Während Amerikanerinnen und Amerikaner vorwiegend primärer Kontrolle Aufmerksamkeit schenken, zeigen Japanerinnen und Japaner eine höhere Spezialisierung im Bereich sekundärer Kontrolle (Morling & Everest, 2006).
Das vierte Basismotiv wird als „sympathy for the seif“ oder auch „self-enhancement“ bezeichnet. Damit ist das streben gemeint, einen besonderen Status für das Selbst zu bewahren (Fiske & Fiske, 2006). Ziel dieses Strebens sind Selbstschutz, Selbstverbesserung und Selbsterhaltung. Die Sicht auf das Selbst und die Bedeutung, die Menschen diesem Selbst zuschreiben, unterscheidet sich erheblich zwischen Kulturen. Während Menschen aus westlichen Kulturkreisen sich selbst häufig unabhängig von Gruppen und im Vordergrund dieser betrachten, sehen sich beispielsweise Japanerinnen und Japaner eher im Kontext von Gruppenzugehörigkeiten (Heine, Lehman, Markus, & Kitayama, 1999).
Das fünfte und somit letzte Basismotiv ist „trusting“ beziehungsweise „trust ¡n certain ingroup others“ und bezeichnet das Bedürfnis, zu wissen, wem man vertrauen kann. Fiske und Fiske (2006) betonen ¡n diesem Kontext die Wichtigkeit, Menschen um sich zu haben, auf die man vertraut. Kulturelle Unterschiede gibt es hier insbesondere im Grad der Vorsicht beziehungsweise Naivität. Je nach Kultur unterscheidet sich der Grad, ¡n dem man anderen Menschen traut, erheblich.
All die oben genannten Motive wirken im Kontext interpersonaler Beziehungen sowohl innerhalb der eigenen als auch zwischen verschiedenen Kulturen. Dabei gilt es verschiedene Arten menschlicher Beziehungen zu unterscheiden, welche hier jedoch nur am Rande erwähnt werden sollen, um die Vielfalt zwischenmenschlicher Interaktionen widerzuspiegeln. Fiske und Fiske (2006) nennen beispielsweise folgende Arten menschlicher Beziehungen: Heirat, die Beziehung zu den Schwiegereltern, Beziehungen, die auf Spott basieren, die Beziehung zu den Eltern eines Patenkindes („Compadrazgo“), Altersgenossen, die Aufzucht eines fremden Kindes, Verwandtschaft, rituelle Beziehungen wie beispielsweise Blutsbrüderschaft, reziproker Austausch, Kasten, politische, moralische oder religiöse Verbindungen, Sklaverei und Prosititution.
Obgleich die vorliegende Arbeit sich insbesondere auf Beziehungen im Arbeitskontext sowie bei der Part- nerwahl bezieht, soll die aufgeführte Auflistung ¡n Erinnerung rufen, ¡n welch unterschiedlicher Art und Weise Menschen aufeinandertreffen können. Die Regeln und Gesetzmäßigkeiten, welchen diese Beziehungen unterliegen sind insbesondere vor dem Hintergrund kultureller Unterschiede komplex und lassen sich hier daher nur ¡n Auszügen beschreiben.
Ein Versuch, die Regeln und Gesetzmäßigkeiten beim Aufeinandertreffen von Menschen zu beschreiben, bildet die relational models theory (RMT). Diese besagt, dass Menschen beim Generieren, Verstehen, Koordinieren und Bewerten sozialer Interaktionen ¡n allen Kulturen auf vier Modelle vertrauen (Fiske & Fiske, 2006). Menschen strebe nach dem Aufbau und Erhalt dieser vier Arten von Beziehungen. Die intrinsische Bedeutung der vier Beziehungsarten variiert je nach Kultur, Alter, Geschlecht und Persönlichkeit. Zu den vier Modellen gehören: communal Sharing (CS), authority ranking (AR), equality matching (EM) und market pricing (MP).
CS steht für die Interaktion auf Basis etwas sozial bedeutendem, das Personen gemeinsam haben und was die Ingroup von der Outgroup differenziert. Beispiele hierfür sind das gemeinsame Großziehen eines Kindes oder das geteilte Fühlen von Mitleid. AR stellt eine strukturierte soziale Beziehung ¡n ordinaler Hierarchie asymmetrischer Beziehungen dar. Hier ist es möglich, eine Unterscheidung zwischen Superior und inferior zu treffen.
Beim EM liegt das Augenmerk auf der Überwachung der Fairness. Beispiele sind das Zahlen von Runden, gegenseitige Einladungen oder die gerechte Verteilung von Gütern. MP beinhaltet beispielsweise Kosten-Nutzen-Kalkulationen, die Strukturierung von Interaktionen nach Radios oder die Abgabe von Steuern.
All diese Beziehungen (CS, AR, EM, MP) sind für Menschen intrinsisch bedeutend, wenngleich ¡n unterschiedlichem Ausmaß (Fiske & Fiske, 2006).
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- Arbeit zitieren
- Juliane Friedrich (Autor), 2018, Kommunikation und interpersonale Beziehungen im Kulturvergleich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450204
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