Korruption und Einschränkung der Pressefreiheit sind zwei Begriffe, die im Zusammenhang mit Russland nicht gerade überraschen. Der Transparency International Corruption Perceptions Index 2004 sieht Russland im internationalen Vergleich auf Platz 901, und immer wiederkehrende politische Affären wie beispielsweise der Strafprozess gegen den Öl-Oligarchen Michail Chodorkowski führen im Westen immer wieder zu Diskussionen über die anwachsende Korruption in Russland. Gleichzeitig landet Russland im internationalen Ranking zur Pressefreiheit des Freedom House 2005 auf Platz 152.
Diese Arbeit soll den Umgang der russischen Medien mit dem Thema Korruption an einem konkreten Beispiel untersuchen. Als Beispiel soll dabei der von Präsident Wladimir Putin im Jahre 2003 gegründete Rat zur Korruptionsbekämpfung dienen. Anhand von vier ausgewählten Zeitungen (Prawda, Iswestija, Rossijskaja gaseta, Kommersant) soll jeder Artikel, der im Zeitraum zwischen dem 23. November 2003 (Gründung des Rats) und 01. April 2005 (Ende der Untersuchung) erschienen ist und den besagten Rat erwähnt, inhaltlich analysiert werden. Anhand dieses Beispiels soll die Frage beantwortet werden, ob hinterfragender, sich gegen Korruption richtender Journalismus in Russland möglich ist und auf welche Weise und von welchen Medien er geübt wird. Plakativ gesagt: Gibt es Zeitungen in Russland, die nicht korrupt genug sind, um die Korruption in Russland zu kritisieren?
Dabei soll der erste Teil als Grundlage für die Untersuchung dienen. Einerseits wird hier das Gesetz zum Rat zur Korruptionsbekämpfung samt seinen Zielsetzungen und der Gründungsgeschichte analysiert. Auf der anderen Seite soll geklärt werden, welche Zeitungen untersucht werden und was die Gründe für die Auswahl dieser Medien waren. Gleichzeitig wird hier auch der russische Medienmarkt und die Schwierigkeiten, die ihn im Zusammenhang mit der eingeschränkten Pressefreiheit bestimmen, beschrieben. Der dritte Teil widmet sich dann der inhaltlichen Analyse der ausgewerteten Zeitungen. Dabei soll nicht nur der Inhalt, sondern auch die Form der Darstellung (Kommentar, Nachricht, Reportage etc.) des Rats zur Korruptionsbekämpfung in die Analyse einbezogen werden. Der dritte Teil schließlich stellt einen Vergleich dar: Hier sollen die Ergebnisse der Inhaltsanalyse mit Bezug auf die im ersten Teil gewonnen Erkenntnisse über Besitzstruktur und Hintergrund der jeweiligen Zeitungen eingeordnet und auf ihre Kritikfähigkeit hin überprüft werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Forschungsgegenstand
- Der Rat zur Korruptionsbekämpfung
- Die untersuchten Zeitungen
- Die Inhaltsanalyse
- Prawda
- Iswestija
- Rossijskaja gaseta
- Kommersant
- Vergleich der Berichterstattung in den untersuchten Zeitungen
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Umgang russischer Medien mit dem Thema Korruption anhand des Rats zur Korruptionsbekämpfung, der von Präsident Putin im Jahr 2003 gegründet wurde. Die Analyse von vier ausgewählten Zeitungen soll die Frage beantworten, ob kritische Berichterstattung über Korruption in Russland möglich ist und wie sie von verschiedenen Medien praktiziert wird.
- Analyse des Rats zur Korruptionsbekämpfung und seiner Zielsetzungen
- Untersuchung der ausgewählten russischen Zeitungen und des russischen Medienmarktes
- Inhaltliche Analyse der Berichterstattung über den Rat zur Korruptionsbekämpfung in den vier Zeitungen
- Vergleich der Berichterstattung in den Zeitungen im Hinblick auf ihre Besitzstrukturen und Kritikfähigkeit
- Bewertung der Rolle der Medien im Kampf gegen Korruption in Russland
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein und stellt den Forschungsgegenstand, den Rat zur Korruptionsbekämpfung, sowie die vier zu untersuchenden Zeitungen vor. Sie beleuchtet außerdem den Kontext der eingeschränkten Pressefreiheit in Russland. Das erste Kapitel analysiert den Rat zur Korruptionsbekämpfung, seine Gründung, seine Zielsetzungen und seine Zusammensetzung. Es wird auch die Frage aufgeworfen, ob der Rat als Propagandainstrument für die Präsidentschaftswahlen 2004 diente. Das zweite Kapitel widmet sich der Inhaltsanalyse der Berichterstattung in den vier Zeitungen. Es werden die Inhalte, aber auch die Form der Darstellung des Rats zur Korruptionsbekämpfung analysiert. Das dritte Kapitel stellt einen Vergleich der Ergebnisse der Inhaltsanalyse dar, in dem die Kritikfähigkeit der jeweiligen Zeitungen im Kontext ihrer Besitzstrukturen und Hintergründe untersucht wird.
Schlüsselwörter
Korruption, Pressefreiheit, Russland, Medienanalyse, Inhaltsanalyse, Rat zur Korruptionsbekämpfung, Zeitungen, Prawda, Iswestija, Rossijskaja gaseta, Kommersant, Kritikfähigkeit, Besitzstrukturen, Oligarchen, Michail Chodorkowski, Wladimir Putin
- Quote paper
- Lena Gorelik (Author), 2005, Der Umgang der russischen Medien mit Korruption als Problem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45029