Cornelia Funkes "Drachenreiter" im Deutschunterricht


Unterrichtsentwurf, 2017

17 Seiten, Note: 1,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Einführung

Cornelia Funke

Drachenreiter
Unterrichtsideen

Unterrichtsvorhaben
Kurzdarstellung
Zielformulierung
Tabellarischer Unterrichtsverlaufsplan
Didaktische und sachliche Begründung
Methodische Begründung

Fazit und Ausblick

Literatur und Quellenverzeichnis

Einführung

Die vorliegende Arbeit widmet sich dem Werk Drachenreiter von Cornelia Funke hinsichtlich der Einsetzbarkeit im Deutschunterricht. Hinführend werden sowohl die Autorin, als auch das Werk kurz inhaltlich vorgestellt um anschließend unterrichtsrelevante Aspekte herauszustellen. Dabei steht besonders die Lesemotivationsförderung im Vordergrund, die vor allem aus der thematische Altersangemessenheit, Spannung und Originalität hinsichtlich der Sprache und der Figuren resultiert. Darauffolgend werden unterrichtliche Schwerpunktthemen vorgestellt, die Anknüpfungspunkte für zahlreiche Schreibanlässe bieten und den literarischen Gehalt und das Bildungspotenzial des Drachenreiter veranschaulichen. Die im Anschluss ausführlich dargestellte Doppelstunde soll das Einsatzpotenzial des Werkes weiterführend illustrieren und konkretisieren.

Cornelia Funke

Cornelia Funke ist eine bekannte und vielfach ausgezeichnete Kinder- und Jugendbuchautorin. Zu ihren Werken zählen mittlerweile mehr als 60 Bücher, die zum Teil verfilmt, auf der Bühne gespielt und in über 40 Sprachen übersetzt worden sind1. Sie wurde 1958 in Dorsten geboren und arbeitet nach dem Abschluss des Abiturs, einer Ausbildung als Erzieherin und dem Studium der Buchillustration als Autorin, wobei sie auch weiterhin ihre Bücher selbst illustriert. Mittlerweile wohnt Cornelia Funke in Los Angeles und besucht Deutschland vorrangig anlässlich Preisverleihungen oder Ausstellungen.2 Auch das im Folgenden thematisierte Werk Drachenreiter wurde preisgekrönt und repräsentiert Cornelia Funkes Schaffen, die hiermit zum wiederholten Mal „ein deutsches Juwel und Fantasy-Meisterstück“ der Kinder- und Jugendbuchliteratur schuf, wie der britische The Guardian 2002 pointiert bewertete.3

Drachenreiter

Das Buch wurde 1997 veröffentlicht und stellte bis dato mit 448 Seiten ihr umfangreichste dar. Mit 430 000 verkauften Exemplaren bis zu diesem Zeitpunkt eines ihrer erfolgreichsten Werke (laut aktueller Funke-Pressemappe). Eine ganz andere Dimension der erfolgreichen Rezeption erlangte der Roman in den USA, wo er über ein Jahr auf der Kinderbuch-Bestsellerliste der New York Times stand und laut Angaben der Chicken House-Homepage dasjenige Buch war, welches sich seit Harry Potter am längsten auf Platz eins ebendieser Liste halten konnte.4.

Die Geschichte schildert die Suche des Drachen Lung, begleitet von dem Waisenjungen Ben und dem Koboldmädchen Schwefelfell, nach dem Saum des Himmels, einem versteckten Ort im Himalaya, der den letzten Drachen der Erde Zuflucht bieten soll. Auf ihrer Suche erhalten die drei Hilfe von Menschen (z. B. der Familie des Professors Barnabas Wiesengrund) und nichtmenschlichen Wesen (z. B. dem Homunkulus Fliegenbein und einer Seeschlange), während sie vom drachenjagenden Ungeheuer Nesselbrand verfolgt werden. Der Roman schließt mit einem Happyend, bei dem Nesselbrand besiegt wird, die Drachen im Saum des Himmels eine neue Heimat finden und Ben von den Wiesengrunds als Ziehsohn angenommen wird.

Wie viele Bücher von Cornelia Funke spielt auch der Drachenreiter an verschiedenen Schauplätzen der realen Welt, die jedoch um fantastische Elemente ergänzt ist. In der Geschichte ist die Erde neben Menschen und Tieren von verschiedenen klassischen Fabelwesen bevölkert, von deren Existenz der Großteil der Menschheit aber nichts weiß. Damit ist das Werk dem Genre der Phantastik zuzuschreiben.

Mit Phantastik oder phantastischer Erzählung wird in der deutschsprachigen Literaturwissenschaft im Allgemeinen jene Art von Texten bezeichnet, in denen magische oder übernatürliche Elemente vorkommen, die in der Realität nicht existieren. Dieses magische Element kann vielfältige Formen annehmen und von unterschiedlicher Intensität sein, wobei zwischen drei Grundvarianten unterschieden werden kann:

1. Es existieren zwei Welten nebeneinander, die reale (primäre) und die phantastische (sekundäre) Welt, zwischen denen sich die Protagonisten hin und her bewegen;
2. Es gibt nur die reale Welt, in der plötzlich magische Wesen auftauchen und/oder seltsame, übernatürliche Ereignisse stattfinden;
3. Die Handlung des gesamten Textes ist in einer nichtrealen, also sekundären Fantasiewelt angesiedelt5.

Als Fantasy werden grundsätzlich nur die Texte der dritten Gruppe bezeichnet, deren sekundäre Welten häufig archaisch bzw. mittelalterlich geprägt sind und in der Tradition von J. R. R. Tolkiens The Lord of the Rings (1954-1955) stehen6. Alle anderen Texte mit phantastischen Elementen, ungeachtet dessen, ob in der Darstellung eine oder mehrere Welten vorkommen, sind zur Phantastik zu zählen. Grundsätzlich ist jedoch darauf hinzuweisen, dass in der Forschung bis heute kein Konsens über Definition des Genres und Wahl der Termini herrscht.

Der Drachenreiter gehört somit der zweiten Gruppe an; dieser Umstand könnte sich positiv auf die Lesemotivation der SuS auswirken: Das vom Verlag empfohlene Alter der Rezipienten*innen des Drachenreiter beträgt mindestens 10 Jahre. Zu diesem Zeitpunkt befinden sich die jungen Leser*innen in dem sog. „Robinsonalter“, in dem besonders Abenteuerliches und Heldenhaftes priorisiert rezipiert wird.7 In der Literaturdidaktik wird diese Rezeptionsphase auch als „realistische Wende“ klassifiziert, da sich ein Differenzbewusstsein von Fiktion und Realität herausbildet und die vorherige Phase des „Märchenalters“ ablöst.8 Da die Grenzen zwischen diesen Phasen de facto fließend sind, bietet sich der Drachenreiter thematisch sehr gut für das empholende Lesealter (der 5.Klasse entsprechend) an: Cornelia Funke vereint beide Welten und spielt so mit einer fiktiven Wirklichkeit in der sich die Rezipienten*innen beider Lesealterphasen wiederfinden und sich dies somit positiv auf deren Lesemotivation auswirken kann.

Die Förderung von Lesemotivation bzw. Leselust ist eine zentrale Aufgabe des Literaturunterrichts, da sie unumgänglich mit der Lesefähigkeit und Lesekompetenz zusammenhängt und sich diese gegenseitig beeinflussen. Die Auswahl des Lesestoffs spielt dabei eine trage Rolle; So bestätigt etwa auch die Leseautobiographieforschung eine starke Affinität zwischen Lesestoffen und Entwicklungsaufgaben: Die entscheidende Basis der Lesemotivation sei „in der Korrespondenz von psychischen Bedürfnissen und literarischen Befriedigungen zu sehen“9. Auch seitens des Kultusministeriums wird gefordert, dass „parallel zu der Vermittlung gezielter Lesestrategien vordringlich gilt, durch geeignete Unterrichtsprojekte Lesefreude und Leseinteresse zu wecken und zu fördern“.10 Insofern sind die erfolgreiche Suche nach angemessenen Lesestoffen und die Befriedigung persönlicher Leseinteressen unabdingbar und Cornelia Funkes Drachenreiter entspricht dieser Angemessenheit auch in weiteren Punkten wie dem Identifikationspotenzial des Protagonisten: Als offensichtliche Identifikationsfigur dient der Waisenjunge Ben. Er repräsentiert den wie C. Funke ihn selbst betiltelt „brüchigen“ Helden11, der durch einen oft zauberhaften Zufall aus seinem normalen, tristen, desillusioniertem Alltag herausgerissen wird um mithilfe andere Geschöpfe (oft sprechende Tiere, Fabelwesen, aber durchaus ebenso andere Menschen, auch verschiedener Altersstufen wie hier Professor Barnabas oder die den Gespensterjägern Hedwig Kümmelsaft) Abenteuer zu meistern. Obwohl dieser mit dem Auftauchen einer phantastischen Gestalt vor Probleme gestellt wird (analog zu anderen Werken von Funke wie Kalli in Zottelkralle und Arthur in Potilla und der Mützendieb) wünscht er sich sehnlich, den Kontakt zu erhalten, da sein Leben infolgedessen durch Attribute wie wahre Freundschaft und Sinnhaftigkeit bereichert werden Diese Erzählungen, in denen der Alltag der einsamen Kinder verzaubert wird, ähneln den Märchen und Erzählungen Astrid Lindgrens - auch hier erfüllen sich die geheimen Sehnsüchte kranker und einsamer Kinder (beispielsweise Mio mein Mio oder Br ü der L ö wenherz) - und ihre Werke sind aus dem Kinder-und Jugendbuchkanon nicht wegzudenken.

Auch sprachlich ist das Werk altersangemessen und motivationsfördernd: Wie in fast all ihren Romanen bedient sich Frau Funke in Drachenreiter eines leicht lesbaren und bildhaften Schreibstils mit vielen einfachen Metaphern. Sie verleiht einigen ihrer Figuren einen humorvollen Unterton und Schlagfertigkeit mit teilweise individuellem Vokabular (so verwendet beispielsweise das Koboldmädchen Schwefelfell die Namen von Pilzen, ihrer bevorzugten Nahrungsquelle, als Schimpfwörter: „Wulstlinge!“, „Natternstielige Schleimfüße!“ oder „Schwärzender Saftling“12 ).

Weiterhin wechselt sie in fast jedem Kapitel, teilweise sogar innerhalb eines Kapitels, die Erzählperspektive. Die meiste Zeit wird direkt aus der Sicht einer Romanfigur berichtet - in Drachenreiter sind dies fast immer Lung, Ben oder Fliegenbein, gelegentlich auch Kiesbart oder, noch seltener, Nesselbrand - vereinzelt tritt auch eine auktoriale Erzählsituation auf.

Durch diesen Perspektivwechsel hat der/die Leser*in einen tieferen und umfassenderen Einblick in das Geschehen und die Gefühlswelt der einzelne Figuren, sodass dieser Kunstgriff sowohl ein/e fast allwissend/e Rezipient*in generiert als auch Empathieentwicklung gegenüber der Figuren ermöglicht .

Allein die Länge des Buches spräche gegen den Einsatz im Literaturunterricht, wobei Joachim Pfeiffer „quantifizierende Kriterien der Unterrichtsprogression […] [als] ungenügend“ klassifiziert und den „ Komplexitätsgrad [und] nicht die Länge eines Textes“ als Schwierigkeit bei der Rezeption ausmacht13. Da aber heute sowohl die allgemeine Lesekompetenz und Leseaktivität14 der SuS als vergleichsweise niedrig eingestuft werden kann als auch die Aufmerksamkeitspanne immer kürzer wird15, sollte der Einsatz des Buches bedacht und dem Leseniveau der Klasse angemessen sein- bei einem sehr heterogenen Klientel könnte das Hörbuch unterstützend eingesetzt werden.

Im Folgenden werden einige Unterrichtsvorhaben für den Drachenreiter präsentiert, sodass die Einsatzfähigkeit noch einmal veranschaulicht wird.

Unterrichtsideen

Aufgrund der besseren Übersichtlichkeit wird dieser Abschnitt in die einzelnen Unterrichtsideen unterteilt:

Charakterisierungen

Eine Charakterisierung verfolgt das Ziel eine Person, bzw. literarische Figur in ihrem Wesen zu erfassen.

Spätestens ab Klasse 8 beginnen die SuS literarische Texte zu analysieren und interpretieren; in der 5./6. Klasse ist eine Personenbeschreibung gefordert .16 Die Heran- und Weiterführung dieser mithilfe der Romanlektüre ist äußerst sinnvoll; Kinder- und Jugendliterarische Erzählungen leben vor allem durch ihre Figuren. Es sind die Protagonisten der Geschichten, die Empathie wecken, aber auch Irritation erzeugen - und so das Fremdverstehen unterstützen.

[...]


1 Kühne-Hörmann, 2009, S. 37

2 Kühne-Hörmann, 2009, S. 42

3 Unglaub, Mogale, & Serog, 2017

4 Vgl. https://www.chickenhousebooks.com/authors/cornelia-funke/ (07.01.2018, 23:18) Es finden sich allerdings keine Hinweise darauf, ob diese Angabe noch aktuell ist.

5 Müller, 1979; S.38

6 Wilpert, 1955;S. 260

7 Abrahm, 2002; S.124

8 Ebd.

9 Graf, 2002, S. 40

10 Kerncuriculum für das Gymnasium Schuljahrgänge 5-10 - Deutsch - Niedersachsen, 2006, S. 9

11 Latsch, 2008, S. 141

12 Vgl. bspw. Funke, 1997, S. 103

13 Pfeiffer, 2002, S. 197

14 Vgl. PISA Studie 2009

15 Vgl. Mikrosoft, 2018

16 Kerncuriculum für das Gymnasium Schuljahrgänge 5-10 - Deutsch - Niedersachsen, 2006, S. 56

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Cornelia Funkes "Drachenreiter" im Deutschunterricht
Hochschule
Universität Osnabrück
Note
1,3
Jahr
2017
Seiten
17
Katalognummer
V450291
ISBN (eBook)
9783668848481
ISBN (Buch)
9783668848498
Sprache
Deutsch
Schlagworte
drachenreiter, deutschunterricht, Cornelia Funke Unterrichtsentwurf
Arbeit zitieren
Anonym, 2017, Cornelia Funkes "Drachenreiter" im Deutschunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450291

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