Die Kultur der Sorben und ihre Bräuche im 20. Jahrhundert


Pre-University Paper, 2017

33 Pages, Grade: 1,0


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Inhalt

1 Geschichte

1.1 Allgemein
1.2 Domowina
1.3 Erster Weltkrieg
1.4 Zweiter Weltkrieg
1.5 DDR

2 Sorben weltweit

3 Traditionen
3.1 Festtage
3.1.1 Vogelhochzeit
3.1.2 Festnacht
3.1.3 Osterbriiuche
3.1.3.1 Ostereier
3.1.3.2 Ostersingen
3.1.3.3 Osterfeuer
3.1.3.4 Osterreiten
3.1.4 Maibaumwerfen
3.1.5 Fronleichnam
3.1.6 Johannisreiten
3.1.7 Hahnrupfen
3.1.8 Vorweihnachtszeit
3.2 Trachten
3.2.1 Obersorbisch
3.2.2 Niedersorbisch
3.2.3 Vergleich

4 Sprache

4.1 Entwicklung
4.2 Obersorbisch/Niedersorbisch
4.3 Schulen/Kindergiirten
4.3.1 WITAJ-Projekt
4.4 Sorbisch Studieren
4.5 Domowina-Verlag

5 Kunst

5.1 Bildende Kunst

5.2 Literatur

5.3 Musik

5.4 Tanz

6 Fazit

7 Quellen

In Deutschland gibt es vier nationale Minderheiten. Die Diinen, die friesische Volksgruppe, die deutschen Sinti und Roma sowie die Sorben. Ein Volk wird erst als nationale Minderheit anerkannt, wenn die Mitglieder eine deutsche Staatsangehorigkeit haben, es eine eigene Sprache Kultur und Geschichte (also eine eigene Identitiit) gibt, die Identitiit bewahrt, und wenn das Volk traditionell in Deutschland lebt. Diese erhalten dann einen speziellen Schutz und Forderung. Dieser Minderheitenschutz gilt seit 1992 ftir die Sorben.1

Das westslawische Volk der Sorben lebt seit etwa 600 nach Christus im heutigen Deutschland. Vor allem in der Lausitz siedelten die Sorben, die auch ,Wenden" genannt werden, sich an. Doch auch bis zur Ostsee kann man die Reste der slawischen Stiimme wiederfinden.2

Die Lausitz liisst sich in die Ober- und Niederlausitz aufspalten, wie man auf der Karte sehen kann. Die Sprache und die Trachten unterscheiden sich in den Regionen. Der obersorbische Teil ist groBtenteils katholisch wogegen der niedersorbische vor allem evangelisch ist. Insgesamt gibt es mehr evangelische Sorben.3

Die Kultur ist bisher sehr gut erhalten geblieben. Es gibt viele kulturelle Einrichtungen wie Folkloregruppen und Volkskunstvereine. Auch in Literatur. Theater. Musik und in der bildenden und angewandten Kunst ist das sorbische Volk sehr aktiv. Es gibt sogar sorbische Radiosendungen. Zeitungen und Zeitschriften.4

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Geschichte

1.1 Allgemein

Im 6. Jahrhundert gab es eine groBe Volkerwanderung. Slawische Stiimme zogen von einem Gebiet nordlich der Kaparten. zwischen Oder und Dnjepr nach Westen zur Elbe und Saale. Die Region war damals kaum besiedelt. Es gab keine kriegerischen oder gewaltsamen Auseinandersetzungen mit der germanischen Bevolkerung.

Im Jahr 631 erwahnte der friinkische Chronist Fredegar zum ersten Mal die Sorben als ,Surbi" mit dem Sorbenftirsten Derwan. Die Surbi waren eigentlich nur mehrere kleine Stiimme. die zwischen der Saale und der NeiBe lebten. und doch waren sie namensgebend fiir aile Sorben. Die wichtigsten sorbischen Stiimme waren die Milzener. die urn Budissin (=Bautzen) siedelten. und die Lusizer im Spreewald und bei Cottbus. Bei Neubrandenburg lebte friiher der slawische Stamm der Tollenser.

Die Wirtschaft der Sorben hestand groBtenteils aus Viehzucht und Ackerbau. Es wurde Weizen. Gerste. Hafer. Roggen und Lein angebaut. AuBerdem gab es viele Bohnen. Riiben. Erbsen. Mohren und Zwiebeln. Schweine. Rinder. Schafe. Ziegen und Hiihner wurden geziichtet. Die Sorben betrieben Handel mit Getreide. Salz. Vieh und Topferwaren. 5

Im 13. Jahrhundert gab es erste Sprachverbote urn die Sorben zu germanisieren. Zum Beispiel durfte vor Gericht ausschlieB!ich Deutsch gesprochen werden. Im 17. Jahrhundert durfte Sorbisch nur noch in Gottesdiensten genutzt werden. wei!die Regierung der Ansicht war. dass es durch die sorbische Sprache viele Konflikte geben wtirde. Im 18. Und 19. Jahrhundert gab es weitere Verbote. Nach der Reformation blieben nur 13 der 200 Kirchen der Sorben katholisch.

1.2 Domowina

Am 13. Oktober 1912 griindeten 31 sorbische Vereine zusammen eine "Dachorganisation", die Domowina (dt. Heimat). Sie zog in das ehemalige Ball­ und Gesellschaftshaus in Hoyerswerda ein. Die Griindung der Domowina ist ein Hohepunkt der sorbischen Geschichte. Immer mehr Vereine traten bei. 1913 hestand die Domowina schon aus 58 Vereinen mit ungefahr 8820 Mitgliedern.6

Die Aufgabe der Domowina war es, das nationale Bewusstsein zu wecken und zu festigen, Erziehungs- und Bildungsarbeiten in den Vereinen zu leisten und bei wirtschaftlichen und rechtlichen Fragen der sorbischen Bevolkerung zu helfen. Viele Mitglieder protestierten in Massenversammlungen gegen Unterdriickung, Diskriminierung und Germanisierung in Schulen und Kirchen. AuBerdem gaben sie Theatervorstellungen und Konzerte, die das Zusammengehorigkeitsgefiihl weiter ste1. gerten.7

1937 wurde die Domowina verboten, wei!die slawische Kultur nicht die gleichen Ansichten wie die nationalsozialistischen Macht!Jaber vertrat. Gleich nach Kriegsende wurde die Organisation in Crostwitz neu gegriindet.

1.3 Erster Weltkrieg

Durch den Ausbruch des Ersten Weltkrieges konnten die Sorben ihre Kultur nicht weiter ausleben. Erst nach 1918 konnten die Volksvereine wiederbelebt werden.8

Die sorbische Zeitung ,Serbske Nowiny" erfuhr verschiirfte Zensur. Am 8. Dezember 1918 forderte der sorbische Nationalausschuss freie kulturelle Entwicklung, sorbischen Unterricht und nationale Gleichberechtigung.9

1.4 Zweiter Weltkrieg

Schon 1934 begannen die Nazis mit starker Germanisierung. Sorbische Ortsnamen wurden iibersetzt, das Wort ,wendisch" wurde verboten, es wurden deutsche Kindergarten gegriindet, sorbische Lehrer und Pfarrer wurden ausgesiedelt. In der Offentlichkeit war es strikt verboten Sorbisch zu sprechen. Dadurch sollte das sorbische Volk physisch und psychisch vernichtet werden. Mit der gesellschaftlichen Veriinderung 1945 wurde die Unterdriickung beseitigt und Gleichberechtigung fiir die sorbische Sprache ermoglicht. 10

1.5 DDR

Durch die Griindung der DDR am 7. Oktober 1949 hat das sorbische Volk zum ersten Mal ein Heimatland. Ab 1950 fordert die Regierung die sorbische

Volksgruppe und es gab das erste sorbische Volkstreffen in Bautzen. AuBerdem werden das Institut ftir sorbische Volksforschung und das Haus fiir sorbische Volkskunst gegriindet. Am 27. Juni 1964 fand zum ersten Mal das Festival der sorbischen Volkskunst in Wittichenau statt. Durch das Festival konnten die Sorben endlich ihre Kunst und Kultur offentlich zeigen und verbreiten.11 Die sorbische Kultur wurde in der DDR stark unterstiitzt. So wurde sorbischer Unterricht, Sprache und die neu gegriindete ,sorbische Jugend" (SM) gefiirdert. Nach 1964 reduzierte sich die Zahl der Sorbisch-lernenden urn die Hiilfte, wei!ein groBer Teil der sorbischen Bevolkerung andere politische Ansichten hatte als die Domowina. Ebenfalls wurde die sorbische Sprache und Kultur durch das Ansiedeln von Arbeitskriiften fiir die Kohleindustrie vernachliissigt.

Im Jahr 1991 wurde die Domowina wieder politisch unabhiingig und dadurch wieder durch die Sorben als Dachorganisation angenommen.12

2 Sorben weltweit

1848 bis 1860 verlieBen etwa 2.000 Sorben Deutschland urn in Australien zu versuchen der Unterdriickung zu entkommen. 1854 zogen etwa 550 Sorben mit dem Pastor Johann Kilian in die USA. Sie brachten die Glocke aus ihrer Heimat mit. 10 Kilometer von Giddings (Lee Country. Texas) entfernt griindeten den Ort ,Serbin".13 Im Jahr 2000 lebten in dem kleinen Ort nur noch 90 Menschen.14

Neben dem Friedhof gibt es in Serbin ein Museum mit einer Bibliothek und einem Archiv. eine Kirche und eine alte Schule. Das Museum ist sehr aktiv. auBerdem werden jiihrlich Festivals als Attraktion angeboten.15

Heute wird dort nicht mehr sorbisch gesprochen. doch die Bewohner pflegen noch immer Kontakte mit deutschen Sorben. 16

3 Traditionen

3.1 Festtage

3.1.1 Vogelhochzeit

Die Vogelhochzeit (Ptaci kwas) ist ein Fest der Kinder. Der Brauch kommt aus dem Raum zwischen Bautzen. Kamenz und Hoyerswerda. doch inzwischen hat er sich auf die ganze Lausitz ausgebreitet.

Jedes Jahr am 24. Januar stellen die Kinder abends einen Teller aufs Fensterbrett oder vor die Tiir.

Am 25. finden sie dort SiiBigkeiten von den Vogeln. die Hochzeit feiern. Traditionell gibt es Vogel aus Milchbrotchenteig. die sroki (= Elster). und Baiservogel und -vogelnester.

In Kindergarten und Grundschulen wird dieses Fest besonders gefeiert. Die Kinder verkleiden sich als Vogel und Vogelbrautpaar und feiern mit einem graBen Umzug durch den Ort Hochzeit. Sie tragen die Trachten der Region. Diese sind wie bei einer echten Hochzeit: Der Hochzeitsbitter triigt Anzug. Stock und Zylinder. Er fiihrt den Umzug an. Die Braut und der Brautigam haben zwei Patinnen und viele Brautjungfern. Aile Hochzeitsgiiste tragen festliche Trachten. Beim Umzug durch das Dorf finden Ehrenbesuche bei den Ankleidefrauen und anderen Helfern statt. Danach gibt es ein groBes Festessen und aile tanzen und horen sorbische Lieder und Gedichte. 17

Vogelhochzeit in Cottbus (Abbildung aus urheberrechtlichen Griinden nicht im Lieferumfang enthalten)

3.1.2 Festnacht

Ein weiterer, sehr wichtiger Brauch ist die Festnacht oder Fastnacht (P6stnicy). Diese wird von Region zu Region sehr unterschiedlich gefeiert. In der Gegend urn Bautzen und Kamenz machen die Kinder groBe Umziige und es gibt Tanzabende mit Kostiimen. Dies soli den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft stiirken. 18

In anderen Regionen ist das Zampern (auch Heischegang) sehr beliebt: Viele kleine Gruppen aus Kindem, Jugendlichen und Erwachsenen verkleiden sich. Friiher verkleidete man sich hiiufig als Storch, Schimmelreiter, Biir oder Doppelmensch. Heute gibt es viele Schornsteinfeger, Polizisten, Arzte und Cowboys. In jeder Gruppe ist auBerdem ein Mann in Frauentracht, der einen graBen Korb mit gekochten Eiern triigt. Bei jedem Haus tanzt man mit der Hausfrau, bekommt einen Schnaps, isst ein Ei und gibt Geld an den Hof. Auch bei ,Trauerhiiusern" wird gefeiert, aber dort ohne Musik. Am Abend gibt es dann ein groBes Fest im Gasthaus des Dorfes. Beim Tanz soli man bei der Festnacht besonders hoch springen, so soli der Flachs besser wachsen.

Der Festumzug der Jugend in der Festnacht (Zapust) ist vor allem in der Niederlausitz verbreitet. Dieser Brauch entstand nach 1874 wei!eine Verordnung die Festnacht einschriinken und anf drei Tage reduzieren sollte. Die Jugendlichen wollen sich mit dem graBen, bunten Umzug bei denen bedanken, die sich fiir das Gemeinwohl eingesetzt haben,

Der Umzug findet meistens an einem Sonntag zwischen dem Dreikonigstag (06,1,) bis zu einem Sonntag etwa vier Wochen vor Ostern statt, Jedes Dorf sucht den Termin selbst aus, so ist jedes Wochenende irgendwo ein Festumzug, 19

Die jugendlichen Miidchen tragen bestickte Tiicher und Rockbiinder, diese werden von GroBmiittern an die Enkel verschenkt, Die Miidchen werden von Ankleidefrauen angezogen, wei!es sehr kompliziert ist die Tracht anzuziehen, Die Jungen tragen einen Anzug und Hut, Aile versammeln sich im Gasthaus des Dorfes, Die Miidchen schmiicken die Jungen mit einem FestnachtsstrauB aus Kunstblumen, Im Gasthaus wird dann getanzt, Jeder darf mit jedem tanzen, wichtig ist aber der Tanz mit iilteren Verwandten, AnschlieBend gibt es eine Ansprache, in der die Bedeutung des Branches erkliirt wird, Meist bereitet die Jugend diese gemeinsam vor, Vor dem Gasthaus werden Erinnerungsfotos gemacht, bevor der Umzug beginnt, Ander Spitze des Festumzugs liiuft ein Paar mit einem, mit bunten Biindern geschmiickten, Rutenbesen oder einem Biiumchen mit Glacken, Das ist ein Symbol fiir die Beendigung der winterlichen Miidchenspinte (siehe 3,1,3,2 Ostersingen), Urspriinglich durften an dem Umzug nur tiber 16-jiihrige Unverheiratete teilnehmen, Doch neuerdings sind auch junge Paare mit einbezogen,

Der groBe Umzug soli wichtigen Dorfbewohnern einen Ehrenbesuch abstatten, Diese erhalten ein FestnachtsstriiuBchen und einen Ehrentanz, Die Jugend bekommt dann einen kleinen Imbiss und eine Spende fiir die Jugendkasse und die erwachsenen Zuschauer einen Schnaps, Abends wird im Gasthaus wieder getanzt und Zugezogene werden in die Dorfgemeinschaft aufgenommen,

3,1,3 Osterbriiuche

3,1,3,1 Ostereier

Die Osterbriiuche sind auch auBerhalb der Lausitz bekannt, So zum Beispiel das Verzieren der Ostereier, Urspriinglich war das Osterei ein Geschenk vom Paten an das Patenkind, Heute ist es zu einem Souvenir geworden, Es gibt verschiedene Techniken, Das Wachsen, Wachsreserve, Kratzen und das Atzen, Beim Kratzen

[...]


1 http://www.bmi.bund.de/DEtrhemen!Gesellschaft-Verfassung/Nationale­ Minderheiten!nationale-minderheiten_node.html 15.12.2016

2 ,Die Sorben in Deutschland" -Maria Schiemarm (Seite 52-57)

3 ,Wo Krabat das Zaubem lemte" - Guido Erbricht, Rafael Ledschbor, Anj a Pohontsch, Mirko Pohontsch (Seite 12ff)-Karle: ,Kurze Geschichte der Sorben"- Peter Kunze

4 http://www.sorben.sachsen.de/index.html 15.12.2016

5 ,Kurze Geschichte der Sorben" -Peter Kunze (Seite 9ff)

6 http://www.hoyerswerda.de/index.php?language=de&m=159&mm=105 18.12.2016

7 http://www.domowina.sorben.com/index.htm 03.12.2016

8 ,Die Sorben"- Cornelia Neumann (Seite 234ff)

9 ,Geschichte der Oberlausitz"- Joachim Bahlcke (Seite 214ff)

10 ,Sorben- Ein kleine Lexikon"- Manfred Thiemann (Seite 144ff)

11 ,Die Sorben"- Cornelia Neumann (Seite 238-243)

12 ,Die Sorben"- Cornelia Neumann (Seite 233)

13 http://www.texasescapes.com/CentralTexasTownsSouth/SerbinTexas/SerbinTex asWends.ht m 04.01.2017

14 http://texaswendish.org/ 04.01.2017

15 https://www.tshaonline.org/handbook/online/articleslhns33 04.01.2017

16 http://www.sorbe.de/sorben-im-ausland.html 04.01.2017

17 ,Sorbische Brauche"- Jiirgen Matschie, Hanka Fascyna (Seite 9-15)

18 ,Die Sorben"- Cornelia Neumann (Seite 217ff)-Bild: http://www.lr- online.de/storage/scl/archivllrn/cos/642773_m1t1w500q75v30224_SH_20070125938_20070125.JPG?version=1169770982

19 ,Sorbische Brauche" - Jiirgen Matschie, Hanka Fascyna (Seite 21ff)

Excerpt out of 33 pages

Details

Title
Die Kultur der Sorben und ihre Bräuche im 20. Jahrhundert
Grade
1,0
Author
Year
2017
Pages
33
Catalog Number
V450770
ISBN (eBook)
9783668868717
ISBN (Book)
9783668868724
Language
German
Keywords
Sorben, Kultur
Quote paper
Emma Pätzold (Author), 2017, Die Kultur der Sorben und ihre Bräuche im 20. Jahrhundert, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450770

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