Bei der vorliegenden Quelle handelt es sich um Auszüge aus der Naturalis Historia. Die Naturalis Historia ist eine in lateinischer Sprache verfasste Enzyklopädie von Plinius dem Älteren. Sie entstand im Jahr 77 n. Chr. und stellt das „gesamte naturwissenschaftliche Wissen seiner Zeit“ dar. Die Naturalis Historia umfasst insgesamt 37 Bücher, die sich in verschiedene Themengebiete einteilen lassen. Dabei lässt der Aufbau des Werkes durchaus eine gewisse Logik erkennen. Plinius beginnt mit der Behandlung des Weltalls, fährt dann fort mit der Geographie und gelangt schließlich zur Betrachtung des Menschen. Danach schließt sich die Tier- und Pflanzenwelt an. Im darauffolgenden Teil zur Medizin und Pharmakologie, der besonders umfangreich ist, werden dann die unterschiedlichen Heilmittel der Tier- und Pflanzenwelt behandelt. Die hier vorliegenden Auszüge aus dem 31. Buch, in denen Plinius auf das Thema Salz eingeht, fallen in diesen Großbereich der Medizin und Pharmakologie. Die Passage umfasst in der deutschen Übersetzung um die 20 Seiten. Plinius beendet sein Werk schließlich mit der Behandlung der Metallurgie, Mineralogie und Kunstgeschichte. Obwohl Plinius auch noch andere Schriften u.a. zur Geschichte und Rhetorik veröffentlicht hat, blieb die Naturalis Historia sein mit Abstand bedeutendstes Werk. Die Naturalis Historia war bereits in der Antike sehr beliebt und erfuhr eine vergleichsweise große Verbreitung, die über das Mittelalter bis in die Neuzeit reichte. Plinius Secundus wurde wegen seines gleichnamigen Neffens Plinius der Ältere genannt. Er wurde Ende 23 oder Anfang 24 n. Chr. geboren und gehörte einer vermögenden Familie des Ritterstandes an, welche der Region um den heutigen Lago di Como entstammte. Plinius starb während des Vesuvausbruches im Jahre 79 n. Chr. In der nachfolgenden Quelleninterpretation werden die Auszüge zum Thema Salz näher analysiert, interpretiert und in den historischen Kontext eingeordnet.
Quelle
Das Salz wird teils schon von der Natur teils durch die Hilfe der Kunst dargestellt, und zwar in beiden Beziehungen auf verschiedene Weise, aber nach zweierlei Prinzipien, nämlich entweder durch Verdichtung der Feuchtigkeit oder durch Trocknung. Der Tarentinische See trocknet durch den Einfluss der Sonnenstrahlen im Sommer ganz aus und gesteht zu einer Salzmasse, die übrigens nur mäßig im Sommer dick ist und nicht bis über die Knie reicht; ebenso scheidet der Cocanische See in Sizilien und noch ein anderer dortiger in der Nähe von Gela Salz aber, aber nur an den Rändern, während andere in Phrygien, Kappadokien und Aspendos bis zur Mitte austrocknen. Dabei ist noch das Wunderbare, dass sich soviel über Nacht wieder ausscheidet, als man den Tag vorher weggenommen hat. Alles so gewonnene Salz bildet keine große Masse, sondern ist pulverig. (74) Eine andere Art erzeugt sich von selbst aus dem Meerwasser auf die Weise, dass sein Schaum auf den äußersten Uferrändern und Klippen hängen bleibt und durch den Tau verdichtet wird; das auf den Klippen gebildete schmeckt aber schärfer. Außerdem gibt es noch drei verschiedene natürliche Salzarten …
(81) Von künstlich gewonnenem Salz gibt es ebenfalls mehrere Arten; das gemeine und zugleich das häufigste erhält man in den Salzwerken, in welche man das Meerwasser, auch Bäche süßlichen Wassers einlässt, wobei aber das Regenwasser und vor allem häufiger Sonnenschein das Beste tun müssen, weil das Salz sonst nicht trocken wird …
(86) Zum medizinischen Gebrauch schätzen die Alten am meisten das tarentinische, dann auch das Meersalz und unter dessen Arten besonders das schaumige; zur Stärkung der Augen des Zugviehs wendet man am besten das tragasäische und baetische an. (87) Für Gemüse und andere Speisen wählt man zweckmäßig solches, welches feucht ist und sich leicht auflöst, denn die schmeckt am wenigsten bitter; so das attische und euböische. Zum Einsalzen des Fleisches eignet sich mehr ein scharfes und trockenes, wie z. B. das megarische. Man versetzt auch Salz mit allerlei Gewürzen und gebraucht es als Zukost, denn es macht Appetit und alle Speisen schmackhafter, sticht daher unter den unzähligen Gewürzen besonders hervor und bildet einen wichtigen Bestandteil des Garum. (88) Ja, selbst Rindvieh, Schafe und Pferde werden durch Salz zum Fressen gereizt, geben mehr Milch und besseren Käse. So kann denn in der Tat das Leben kaum ohne Salz bestehen, ja diese Materie ist so unentbehrlich geworden, dass man ihre Eigenschaften sogar mit den freudigeren Regungen des Geistes verknüpft hat; denn die [Witze] nennt man sales und gewiss lassen sich sinnreiche Einfälle, Äußerungen großer Munterkeit und Ruhe von Arbeiten durch kein Wort passender bezeichnen.
Quelleninterpretation
A. Einleitung
Bei der vorliegenden Quelle handelt es sich um Auszüge aus der Naturalis Historia. Die Naturalis Historia ist eine in lateinischer Sprache verfasste Enzyklopädie von Plinius dem Älteren. Sie entstand im Jahr 77 n. Chr. und stellt das „gesamte naturwissenschaftliche Wissen seiner Zeit“ dar.1 Die Naturalis Historia umfasst insgesamt 37 Bücher, die sich in verschiedene Themengebiete einteilen lassen. Dabei lässt der Aufbau des Werkes durchaus eine gewisse Logik erkennen. Plinius beginnt mit der Behandlung des Weltalls, fährt dann fort mit der Geographie und gelangt schließlich zur Betrachtung des Menschen. Danach schließt sich die Tier- und Pflanzenwelt an. Im darauffolgenden Teil zur Medizin und Pharmakologie, der besonders umfangreich ist, werden dann die unterschiedlichen Heilmittel der Tier- und Pflanzenwelt behandelt. Die hier vorliegenden Auszüge aus dem 31. Buch, in denen Plinius auf das Thema Salz eingeht, fallen in diesen Großbereich der Medizin und Pharmakologie.2 Die Passage umfasst in der deutschen Übersetzung um die 20 Seiten.3 Plinius beendet sein Werk schließlich mit der Behandlung der Metallurgie, Mineralogie und Kunstgeschichte.4 Obwohl Plinius auch noch andere Schriften u.a. zur Geschichte und Rhetorik veröffentlicht hat, blieb die Naturalis Historia sein mit Abstand bedeutendstes Werk. Die Naturalis Historia war bereits in der Antike sehr beliebt und erfuhr eine vergleichsweise große Verbreitung, die über das Mittelalter bis in die Neuzeit reichte.5 Plinius Secundus wurde wegen seines gleichnamigen Neffens Plinius der Ältere genannt. Er wurde Ende 23 oder Anfang 24 n. Chr. geboren und gehörte einer vermögenden Familie des Ritterstandes an, welche der Region um den heutigen Lago di Como entstammte.6 Plinius starb während des Vesuvausbruches im Jahre 79 n. Chr.7 In der nachfolgenden Quelleninterpretation werden die Auszüge zum Thema Salz näher analysiert, interpretiert und in den historischen Kontext eingeordnet.
B. Inhaltsangabe der Quelle
In den vorliegenden Auszügen aus der Naturalis Historia beschreibt Plinius der Ältere die Gewinnung, die Verwendung und die allgemeine Bedeutung von Salz. Zunächst unterscheidet er die natürliche und die künstliche Gewinnung. Er zählt verschiedene Salzseen auf, welche im Sommer unter Einfluss der Sonne Salz auf natürliche Art und Weise ausscheiden. Dabei scheiden einige Seen nur an den Rändern Salz aus, andere trocknen hingegen nahezu vollständig aus und hinterlassen dabei eine Salzschicht. Zudem bildet sich Salz aber auch auf natürliche Weise aus dem Meerwasser, indem es an den äußersten Uferrändern und an Klippen zurückbleibt. Künstlich gewonnenes Salz wird nach Plinius am Häufigsten in Salzwerken hergestellt. Im daran anschließenden Teil wendet sich Plinius schließlich den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten von Salz zu. Hierbei führt er aus, welche Salzarten für die unterschiedlichen Anwendungen besonders gut geeignet sind. Er erwähnt hierbei die medizinische Anwendung von Salz, die Verwendung als Speisesalz sowie als Konservierungsstoff. Der Auszug endet schließlich mit der Feststellung, dass das Salz im Leben der Menschen unentbehrlich geworden ist.
C. Analyse und Interpretation
Aus der vorliegenden Quelle geht vor allem die große Bedeutung hervor, die das Salz in der Antike hatte. Neben den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten die Plinius nennt, nahm Salz auch einen wichtigen Platz in der Gedankenwelt der damaligen Menschen ein. Aus heutiger Sicht ist diese enorme Bedeutung des Salzes nur noch schwer nachvollziehbar. Salz war in der Antike nicht nur ein Gegenstand des alltäglichen Bedarfs, sondern „fand Eingang in Sitten und Bräuche, in die Heilkunde, die Religion und den Aberglauben“8. Plinius führt aus, dass man die Eigenschaften des Salzes „sogar mit den freudigeren Regungen des Geistes verknüpft hat“, da die „[Witze]“ „sales“ genannt wurden. Die wichtigste Bedeutung hatte das Salz in der antiken Praxis aber als Konservierungsstoff für unterschiedlichste Lebensmittel. Plinius spricht in diesem Zusammenhang im vorliegenden Quellenauszug lediglich vom „Einsalzen des Fleisches“. Eine genauere Beschreibung der Haltbarmachung von Fleisch findet sich bei Des Marcus Cato in seiner „Belehrung über die Landwirtschaft“, die als das älteste Lehrbuch über landwirtschaftliches Wissen gilt.9 So führt der römische Staatsmann und Schriftsteller Cato aus, dass man Fleisch „in einem Fasse oder in einer Tonne einsalzen“, „einen halben Scheffel (= rd. 4,35 l) gemahlenes Römisches Salz auf je einen Schinken“ geben, sie dann nach 12 Tagen an der frischen Luft aufhängen und sie schließlich „über und über mit Öl“ bestreichen soll mit dem Ergebnis, dass „weder Maden noch Würmer“ an den Schinken gehen werden.10 Neben Plinius und Cato gab es in der Antike auch noch andere Schriftsteller, die sich dem Thema Salz widmeten. Aufgrund der Kürze dieser Quelleninterpretation kann auf sie allerdings nicht weiter eingegangen werden.
[...]
1 König, Roderich; Winkler, Gerhard: Plinius der Ältere. Leben und Werk eines antiken Naturforschers; anläßlich der Wiederkehr seines Todes beim Ausbruch des Vesuv am 25. August 79 n. Chr. München 1979, S. 25.
2 Ebenda, S. 31 ff.
3 Emons, Hans-Heinz; Walter, Hans-Henning: Mit dem Salz durch die Jahrtausende. Geschichte des weißen Goldes von der Urzeit bis zur Gegenwart. Freiberg 1982, S. 41.
4 König, Roderich; Winkler, Gerhard: Plinius der Ältere. Leben und Werk eines antiken Naturforschers; anläßlich der Wiederkehr seines Todes beim Ausbruch des Vesuv am 25. August 79 n. Chr. München 1979, S. 31.
5 Ebenda, S. 67.
6 Ebenda, S. 9.
7 Ebenda, S. 64.
8 Emons, Hans-Heinz; Walter, Hans-Henning: Mit dem Salz durch die Jahrtausende. Geschichte des weißen Goldes von der Urzeit bis zur Gegenwart. Freiberg 1982, S. 41.
9 Cato, Des Marcus: Belehrung über die Landwirtschaft, hrsg. u. übersetzt und erl. von Paul Thielscher, Berlin 1963, S. 1 (Vorwort).
10 Cato, Des Marcus: Belehrung über die Landwirtschaft, hrsg. u. übersetzt und erl. von Paul Thielscher, Berlin 1963, S. 169.
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- Leo Winter (Author), 2018, Salz in der Antike. Herstellung, Vertrieb, Bedeutung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/450771
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