Soziale Bewegungen oder im engeren Sinne Protestbewegungen sind schon so gut wie immer ein Teil von Politik und Gesellschaft. Man kann sich diverser Beispiele aus der Geschichte oder auch der Gegenwart bedienen: Seien es nun die deutsche Studentenbewegung der 1960er Jahre, Occupy (- Wallstreet) seit dem Jahr 2011 oder das wohl aktuellste Beispiel Pegida, welches fast täglich mit neuen Schlagzeilen in der Breite der Medien für Aufsehen sorgt. All diese sozialen Bewegungen scheinen dem Begriff der Protestbewegung zunächst einmal gerecht zu werden, wenn wir unserer ersten Einschätzung, bzw. dem alltäglichen Gebrauch dieses Wortes, Glauben schenken.
„Soziale Bewegungen sind ein so allgemeines Phänomen, dass es schwer fällt, sie mit einem präzisen Begriff zu beschreiben.“ (Luhmann, 1991, S.135). So beginnt Niklas Luhmann sein siebtes Kapitel in der Monographie „Soziologie des Risikos“ und zeigt damit schon im ersten Satz dieses Kapitels, dass es eben doch ein großes Problem darstellt, dieses soziologische und politische Phänomen klar und eindeutig zu beschreiben. Luhmann erläutert, dass er sich im Rahmen des Kapitels auf den Terminus der „Protestbewegung“ beschränken möchte, da dieser große Teile der „sozialen Bewegungen“ erklärt, sei allerdings deutlicher zu definieren als diese (Luhmann, 1991, S.135). Da diese Seminararbeit auf der Grundlage von Luhmanns Text verfasst wurde, soll diese Beschränkung auch hier als Arbeitsdefinition gelten. Aufgabe dieser Seminararbeit soll es sein, Luhmanns Definition von Protestbewegungen aus dem oben genannten Werk heraus zu arbeiten. Hierbei beruhen alle Äußerungen vornehmlich auf dem siebten Kapitel des Werks „Soziologie des Risikos“. Am Ende dieser Arbeit soll eine Art Schema entstehen, welches auf den von Luhmann definierten Charakteristika von Protestbewegungen basiert. Dadurch soll die Möglichkeit geboten werden, soziale Phänomene wie Occupy oder Pegida wissenschaftlich und theoretisch nach Luhmann einordnen zu können.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Einordnung in die Thematik des Werks
- Charakteristika von Protesten und Protestbewegungen
- Das System Protestbewegungen
- Auslöser von Protestbewegungen
- Die „neue\" Protestbewegung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit zielt darauf ab, Niklas Luhmanns Definition von Protestbewegungen aus seinem Werk „Soziologie des Risikos“ herauszuarbeiten. Die Arbeit konzentriert sich auf das siebte Kapitel des Werks und analysiert die Charakteristika von Protestbewegungen anhand von Luhmanns Ausführungen. Ziel ist es, ein Schema zu erstellen, welches die Einordnung sozialer Phänomene wie Occupy oder Pegida nach Luhmanns Theorie ermöglicht.
- Definition von Protestbewegungen nach Luhmann
- Charakteristika von Protesten und Protestbewegungen
- Funktion und Rolle von Protestbewegungen in der Gesellschaft
- Auslöser von Protestbewegungen
- Die „neue\" Protestbewegung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der sozialen Bewegungen, insbesondere Protestbewegungen, ein. Sie verdeutlicht, dass solche Bewegungen ein wiederkehrendes Phänomen in Politik und Gesellschaft sind und Beispiele aus Geschichte und Gegenwart belegen. Die Arbeit konzentriert sich auf Luhmanns Definition von Protestbewegungen und zielt darauf ab, ein Schema zu entwickeln, das die wissenschaftliche Einordnung sozialer Phänomene wie Occupy oder Pegida ermöglicht.
Einordnung in die Thematik
Dieses Kapitel erläutert den Kontext von Luhmanns „Soziologie des Risikos“, in dem er die Diskrepanz zwischen heutigen Entscheidungen und zukünftigen Folgen zu erklären versucht. Luhmann verwendet den Begriff des Risikos, um die Distanz zwischen Entscheidern und Betroffenen zu beschreiben, wobei letztere die Folgen der Entscheidungen tragen müssen, ohne an diesen beteiligt gewesen zu sein. In dieser Kluft zwischen Entscheidern und Betroffenen entstehen nach Luhmann Protestbewegungen, die ihre Ablehnung gegenüber den Entscheidungen und Handlungen der Entscheider zum Ausdruck bringen.
Charakteristika von Protest und Protestbewegungen
Luhmann definiert Proteste als Kommunikationsmittel, die an andere adressiert sind und deren Verantwortung anmahnen. Er betont, dass die Protestbewegung nicht an die Stelle des kritisierten Akteurs treten möchte, sondern dessen Verantwortung für die Ordnung der Gesellschaft und die Berücksichtigung von Risiken ins Gedächtnis rufen möchte. Der Protest kann auf Missstände aufmerksam machen, Unzufriedenheit verdeutlichen, Benachteiligungen aufzeigen oder Wünsche äußern. Die Occupy-Bewegung dient als Beispiel für die Kritik an den riskanten Spekulationen von Banken, welche die Steuerzahler durch Rettungsaktionen belasten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf Niklas Luhmanns Theorie von Protestbewegungen, welche im Kontext seiner „Soziologie des Risikos“ betrachtet werden. Die zentralen Begriffe umfassen Protest, Protestbewegungen, soziale Bewegungen, Risiko, Verantwortung, Kommunikation, Gesellschaft, Entscheidungsträger, Betroffene, Missstände, Unzufriedenheit und Benachteiligung.
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- Torben Arndt (Autor), 2015, Protestbewegungen nach Luhmann, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/451174