Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit sind eng miteinander verknüpft. Umweltfragen bedingen zumeist auch Fragen der sozialen Gerechtigkeit. Hier vor allem die Frage nach der Ungleichverteilung. Dabei geht es zum einen um die Ungleichverteilung von Environmental Bads (Umweltbelastungen), welches das klassische Thema in der Debatte um Environmental Justice (Umweltgerechtigkeit) ist. Zum anderen geht es um die Frage nach dem Schutz der Umwelt selbst, denn auch hier wird kontrovers diskutiert, wie die mit Umweltschutzmaßnahmen einhergehenden Einschnitte und Belastungen für die Bevölkerung verteilt werden sollten.
Deshalb bedarf es nicht nur eines Diskurses über die Verteilung der, aus der Umweltnutzung entstehenden Umweltbelastungen und dem daraus resultierenden Umweltverbrauch, sondern auch über umweltpolitische Maßnahmen. Über jene Maßnahmen also, die dem Schutz der Umwelt dienen sollen, denn sie haben auch Rückwirkungen auf den Menschen zur Folge, die nicht nur zu Nutzen, sondern auch zu Kosten führen.
Verteilungskonflikte sind daher unvermeidliche Begleiterscheinungen aller umweltpolitischen Programme.
Aus diesem Grund sollten umweltpolitische Instrumente nicht nur anhand von Kriterien wie „ökonomische Effizienz“ oder „ökologische Effektivität“ bewertet werden, sondern immer auch auf ihre soziale Verträglichkeit hin geprüft werden. Im Fokus dieser Arbeit stehen die umverteilenden Effekte von marktorientierten umweltpolitischen Instrumenten.
Denn gerade das marktorientierte Instrumentarium ist es, das bewusst eingesetzt wird, um eine effiziente Umsetzung umweltpolitischer Ziele zu erreichen. Es gilt als effizient bei der Internalisierung von Umweltnutzen und -kosten und findet deshalb in der Umweltpolitik häufig Anwendung. Steuerpolitiken und Verhandlungslösungen stehen dabei jedoch im Verdacht ungerecht zu sein, da diese regressive Wirkungen entfalten.
Ziel dieser Arbeit ist es deshalb, herauszufinden, ob der Einsatz von marktorientierten umweltpolitischen Instrumenten dennoch gerecht sein kann. Dazu folgende These: Die ungleichen Verteilungswirkungen von marktorientierten umweltpolitischen Instrumenten sind gerecht.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Umweltgerechtigkeit (Environmental Justice)
- Soziale Gerechtigkeit
- Relevanz sozialer Gerechtigkeit für die Umweltpolitik
- John Rawls` Theorie der Gerechtigkeit
- Der Urzustand als faire Ausgangssituation
- Der Urzustand und seine Bedingungen
- Entscheidung unter Ungewissheit – Das Maximin-Kriterium
- Das Prinzip der gleichen Freiheit (Freiheitsprinzip)
- Das Differenzprinzip (Unterschiedsprinzip)
- Demokratische Gleichheit
- Die Gerechtigkeit zwischen den Generationen
- Der Urzustand als faire Ausgangssituation
- Konflikt: Gerechtigkeit – Effizienz
- Marktorientierte Umweltschutzpolitik
- Verteilungswirkungen
- Theoretische Konzepte zur Internalisierung externer Effekte
- Steuerlösung nach Pigou
- Private Verhandlungen nach Coase
- Effiziente und gerechte Verteilung von Nutzen und Lasten
- Analyse der Internalisierungsstrategien und ihrer Verteilungswirkungen
- Die Umwelt – Lebensgrundlage für alle Generationen
- Das Differenzprinzip als Kriterium für eine gerechte intragenerative Verteilung
- Steuerlösung nach Pigou
- Wäre eine progressive Besteuerung gerecht?
- Private Verhandlungen nach Coase
- Das Prinzip des Sparens als Kriterium für eine gerechte intergenerative Verteilung
- Steuerlösung nach Pigou
- Private Verhandlungen nach Coase
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Verteilungswirkungen von marktorientierten umweltpolitischen Instrumenten im Hinblick auf soziale Gerechtigkeit. Dabei wird die Theorie der Gerechtigkeit von John Rawls als Bewertungsgrundlage herangezogen, um zu untersuchen, ob der Einsatz solcher Instrumente gerecht sein kann. Die Arbeit fokussiert dabei auf die Frage, ob die ungleichen Verteilungswirkungen von marktorientierten Instrumenten, wie der Pigou-Steuer und der Coase-Verhandlungslösung, den Anforderungen des Differenzprinzips genügen und somit als gerecht betrachtet werden können.
- Die Beziehung zwischen Umweltpolitik und sozialer Gerechtigkeit
- Die Analyse von Gerechtigkeitsaspekten in der Umweltpolitik
- Die Bewertung von Marktversagen in Bezug auf Umweltprobleme
- Die Anwendung des Differenzprinzips von John Rawls zur Bewertung von Verteilungswirkungen
- Die Untersuchung des Prinzips des Sparens im Kontext der intergenerativen Gerechtigkeit
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in die Problematik der Verknüpfung von Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit. Anschließend werden die Konzepte der Umweltgerechtigkeit und der sozialen Gerechtigkeit im Detail erläutert. Die Relevanz der sozialen Gerechtigkeit für die Umweltpolitik wird hervorgehoben, wobei die Bedeutung des Themas für die Akzeptanz und Legitimation von Umweltschutzmaßnahmen betont wird.
Im weiteren Verlauf der Arbeit wird die Theorie der Gerechtigkeit von John Rawls vorgestellt. Das Differenzprinzip und das Prinzip des Sparens, die zentralen Elemente seiner Gerechtigkeitstheorie, werden als Bewertungsmaßstab für marktorientierte Umweltpolitik herangezogen. Es wird der Konflikt zwischen Effizienz und Gerechtigkeit im Kontext von Umweltpolitik diskutiert.
Die Arbeit beleuchtet anschließend die theoretischen Grundlagen von marktorientierter Umweltpolitik, insbesondere die Pigou-Steuerlösung und das Coase-Theorem. Die Verteilungswirkungen dieser Konzepte werden anhand des Differenzprinzips und des Prinzips des Sparens analysiert, um zu beurteilen, ob sie den Anforderungen der Gerechtigkeit entsprechen.
Schlüsselwörter
Umweltgerechtigkeit, soziale Gerechtigkeit, John Rawls, Differenzprinzip, Prinzip des Sparens, Marktversagen, Pigou-Steuer, Coase-Theorem, Internalisierung, externe Effekte, Verteilungswirkungen, Effizienz, Gerechtigkeit, Umweltpolitik.
- Arbeit zitieren
- Janik Horstmann (Autor:in), 2018, Umweltschutz und soziale Gerechtigkeit. Verteilungswirkungen von marktorientierten umweltpolitischen Instrumenten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/451329