Der Tempel des Mars Ultor auf dem Augustusforum


Term Paper, 2004

15 Pages, Grade: 1,3


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Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die antike Gesamtsituation
2.1. Das Augustusforum im historischen Kontext
2.2. Aufbau und Einweihung

3. Der Tempel des Mars Ultor
3.1. Aussehen
3.2. Funktion

4. Das Bildprogramm des Mars-Ultor-Tempels
4.1. Die Tempelfront: der Giebel
4.2. Die Kultbildgruppe

5. Zusammenfassung

6. Anhang

7. Quellen-, Literatur- und Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung

Fast schon euphorisch klingt ein Satz, der in der Augustus-Vita Suetons zu lesen ist: „dass er sich mit Recht rühmen konnte, ‚eine Stadt aus Marmor zu hinterlassen, wo er eine aus Ziegeln übernommen hatte.’“[1]

Tatsächlich hat kein römischer Staatsmann vor ihm so viel Geld für öffentliche Bauwerke zur Verfügung gestellt und selten stand die Architektur so sehr im Dienst der politischen Propaganda wie unter Augustus. Ihm und seinen Sekundanten ist es damals gelungen, mit einer bis dahin fremden Eindringlichkeit, öffentliche Bauten zu Trägern systematischer, politisch-repräsentativer Programme zu gestalten. Unter Augustus wurde die publica opera[2] neben der Münzprägung[3] zum effektvollsten Propagandainstrument.[4]

Das Augustusforum mit dem Tempel des Mars Ultor etablierte eine neue Architektursprache - die schon beginnend mit dem Bau des Caesarforums Einzug gehalten hatte - in dem mauerumschlossenen Teil der Stadt Rom und zog zudem eine große Reihe hochfliegender Bauprojekte nach sich: die Errichtung der einst so prachtvollen Kaiserforen.[5]

Heute präsentieren sie sich jedoch relativ dürftig und unscheinbar. Speziell die Ausgrabung und die einigermaßen systematische Freilegung sowie Bergung der Befunde des Forum Augustum muss der neoimperialen Romantik Mussolinis zugestanden werden. Allerdings verhindert der in der Zeit des italienischen Faschismus erfolgte Bau der „Via dell’ Impero“ (heute: „Via dei Fori Imperiali“) sowie der der abzweigenden „Via Alessandrina“ auch bis heute die Gesamtuntersuchung des Forums, da diese Strassen den Südwestteil und den Abschluss des Platzes verdecken.[6]

Die Überreste des Forums sieht man momentan von fast allen späteren Überbauungen befreit.[7] Der Tempel des Mars Ultor konnte vollständig freigelegt werden und somit als Objekt für eingehendere Untersuchungen dienen. Aufgrund der deshalb etwas günstigeren Lage und Verfügbarkeit der Forschungsliteratur liegt der Schwerpunkt der vorliegenden Proseminararbeit in der Darstellung wichtiger Aspekte des Mars-Ultor-Tempels. Für ein tieferes Verständnis dieser Thematik ist es meines Erachtens allerdings notwendig, dabei vorerst kurz auf die antike Gesamtsituation des Augustusforums einzugehen, was hier im ersten Kapitel geschehen ist. Anschließend werden das Aussehen im Vergleich zum heutigen Bestand und die Funktion des Tempels näher beleuchtet. Davon ausgehend werden nun im Folgenden bedeutsame Teile des Bildprogramms, namentlich der Tempelgiebel und die Kultbildgruppe des Tempels, unter Einbezug der verschiedenen Forschungsmeinungen erörtert. Obwohl das Bildprogramm des Augustusforums als Einheit betrachtet werden muss, ist es aufgrund der Umfangsbeschränkung der Proseminararbeit nicht möglich, auf alle Bestände näher einzugehen und dies wäre auch der Fragestellung der Arbeit nicht dienlich. Einige Ausschnitte wie die summi viri der Exedren und Portiken werden jedoch wenigstens erklärend erwähnt. Dennoch sind die ausgewählten Teile aus dem Tempel meines Ermessens durchaus repräsentativ für die Aussage und Gesamtheit des Bildprogramms.

Trotz der erwähnten etwas besseren Situation der Forschungsliteratur ist das Feld für diesen thematischen Komplex meiner Meinung nach nicht ausgereizt. Vor allem der Bereich des Bildprogramms kann sich auf sehr wenige Publikationen stützen. Das Standardwerk dazu ist noch immer die Darstellung Zankers[8], dessen Ergebnisse auch wesentlich in die vorliegende Arbeit eingeflossen sind. Eine weitere Veröffentlichung, die sich vor allem auf dem speziellen Gebiet der Struktur des Tempels bewährt hat, ist jene von Joachim Ganzert[9].

Die Ausarbeitung Martin Spannagels[10], die in dieser Arbeit ausschließlich in den Fußnoten Berücksichtigung findet, ist meiner Einschätzung nach streckenweise zu vage und bisweilen auch zu gewagt in ihren Theorien. Der Ausstellungskatalog „Augustus und die verlorene Republik[11] enthält einige Beiträge der schon genannten Autoren zu dem relevanten Thema; sie ähneln bzw. gleichen jedoch den Resultaten der jeweiligen eigenständigen Publikationen dieser Urheber. Weiterhin erwähnenswert ist Zankers Buch über die Bilder unter Augustus[12], das jedoch wenig zur Thematik dieser Arbeit aufweist, sowie der archäologische Führer von Coarelli[13], der eine gute Überblicksdarstellung gibt.[14]

Ähnlich der Situation der Forschungsliteratur gestaltete sich auch die Lage der antiken Quellen. Das Aussehen des Forums und des Tempels, sowie Teile des Bildprogramms überliefert Ovid[15] in poetischen, aber sehr knappen Worten, die zum Teil sehr verschieden auslegbar sind. Auf die Funktion des Tempels und des Forums allgemein geben Sueton[16] und

auch Cassius Dio[17] klare Hinweise, die sich nicht widersprechen.

Außerdem stellt hierfür Augustus ’ Tatenbericht[18] eine wichtige Quelle dar.

An dieser Stelle halte ich es für angebracht, auch den archäologischen Aspekt des Themas zu betonen. Gerade für das Aussehen des Tempels und des gesamten Forums liefert diese Hilfswissenschaft der Alten Geschichte entscheidende Anhaltspunkte, die im Unterschied zu den literarischen, mittelbaren Quellen sogar als unmittelbare dienen können.

Damit wird deutlich, dass diese beiden erwähnten Aspekte gemeinsam die Grundpfeiler des Themas darstellen und deshalb einander ergänzend in die vorliegende Darstellung eingearbeitet worden sind.

2. Die antike Gesamtsituation

2.1. Das Augustusforum im historischen Kontext

Das Augustusforum breitete sich anfänglich zwischen dem von Caesar begonnenen Forum Iulium und der Subura[19] aus. Später schlossen sich im Süden das Forum Nervae sowie nördlich das Forum Traiani an.[20] Schon für das Caesarforum[21] wurde der Hügelrücken zwischen Kapitol und Quirinal den Ansprüchen entsprechend umgestaltet, und aus dieser Hügelverbindung wurde auch für die Nord-Eck-Partie des Augustusforums die erforderliche Passform herausgeschnitten.[22]

Nach Sueton war das Forum neben dem Apollotempel auf dem Palatin und dem Jupitertempel auf dem Kapitol die bedeutendste Bauunternehmung des Prinzeps in Rom: „publica opera plurima extruxit, e quibus vel praecipua: forum cum aede Martis Ultoris, templum Apollinis in Palatio, aedem Tonantis Iuovis in Capitolio.[23]

Über den Grund der Errichtung schrieb Sueton: „fori extruendi causa fuit hominum et iudiciorum multitudo, quae videbatur non sufficientibus duobus etiam tertio indigere; itaque festinatius necdum perfecta Martis aede publicatum est cautumque, ut separatim in eo publica iudicia et sortitiones iudicum fierent.[24] Demnach kam Augustus mit dem Bau des Forums einem essentiellen Bedürfnis der Stadt nach, da die beiden vorhandenen Foren – Forum Iulium und das Forum Romanum, nicht länger ausreichten, um die vielen Gerichtsverhandlungen auffangen zu können. Cicero beschreibt die neue Anlage sogar als bloße dritte Erweiterung des republikanischen Forums, denn schon das Caesarforum sei kein eigenständiger Bau gewesen, sondern ein aus Versorgungsgründen nötig gewordener Anbau des Forum Romanum.[25]

Obwohl das Augustusforum unbedingt in diesem Zusammenhang gesehen werden muss, ist es dennoch falsch, diese ‚Erweiterung’ im architektonischen Sinne wörtlich zu nehmen, da die neue Anlage ein in sich geschlossener Komplex war, was sich besonders in der alles umschließenden, partiell über dreißig Meter hohen Umfassungsmauer ausdrückte. Weiterhin verfügte das Augustusforum über ein ganz eigenes, zeitspezifisches Gepränge, welches den religiös-ideologischen Hintergrund der augusteischen Epoche darstellen und dann wiederum fließend auf das republikanische Forum, das zur gleichen Zeit unter Augustus eine umfassende Neugestaltung erfuhr[26], zurückführen sollte.[27]

In den res gestae betont Augustus, dass der Bau auf eigenem Grund und Boden errichtet wurde: „in privato solo Martis Ultoris templum forumque Augustum ex manibiis feci.[28] Dies bestätigt Sueton und fügt hinzu, dass der Erwerb des Bodens problematisch gewesen sei und dass, da sich Augustus Enteignungen widersetzt habe, Einschränkungen im ursprünglichen Bauprogramm notwendig gewesen seien.[29]

Das Forum stand ganz im Zeichen von Krieg und Triumph. Ovid berichtet, dass der Besucher gleich an den Eingängen Waffen aus allen Ländern, die von römischen Soldaten erbeutet worden waren[30], erblickte. Somit wurde auch deutlich, dass das Forum aus dem Ertrag der Kriegsbeute aufgebaut wurde, wie es Augustus in seinem Tatenbericht erwähnt.[31]

Der Effekt und die Wirkung des Forums auf die Zeitgenossen muss sehr groß gewesen sein: Noch Plinius der Ältere zählt es zu den schönsten Bauten der Welt.[32]

[...]


[1] Suet. Aug. 28,3.

[2] Wie viel Bedeutung Augustus selbst der publica opera beimaß, geht allein schon aus der Tatsache hervor, dass er ihr in den res gestae drei Kapitel widmet (vgl. RGDA, 19-21).

[3] Weiterführende Literatur zur Münzpropaganda unter Augustus: Trillmich, Walter: Münzpropaganda. In: Augustus und die verlorene Republik. Eine Ausstellung im Martin-Gropius-Bau. Berlin, 7.Juni - 14.August 1988. Berlin - Kulturstadt Europas 1988. Mainz 1988, S. 474-528.

[4] Vgl. zu diesem Abschnitt: Zanker, Paul: Forum Augustum. Das Bildprogramm. Tübingen 1968 (= Monumenta artis antiquae, Bd.2).

[5] Vgl. Ganzert, Joachim: Im Allerheiligsten des Augustusforums. Fokus „Oikoumenischer Akkulturation“. Mainz am Rhein 2000, S. 44.

[6] Vgl. Zanker, Bildprogramm, S. 5 und Ganzert, Augustusforum, S.7-9.

[7] Vgl. Zanker, Bildprogramm, S. 6.

[8] Zanker, Paul: Forum Augustum. Das Bildprogramm. Tübingen 1968 (= Monumenta artis antiquae, Bd.2).

[9] Ganzert, Joachim: Im Allerheiligsten des Augustusforums. Fokus „Oikoumenischer Akkulturation“. Mainz am Rhein 2000.

[10] Spannagel, Martin: Exemplaria principis. Untersuchungen zu Entstehung und Ausstattung des Augustusforums. Heidelberg 1999 (= Archäologie und Geschichte, Bd. 9).

[11] Augustus und die verlorene Republik. Eine Ausstellung im Martin-Gropius-Bau. Berlin, 7.Juni - 14.August 1988. Berlin - Kulturstadt Europas 1988. Mainz 1988.

[12] Zanker, Paul: Augustus und die Macht der Bilder. München 19902.

[13] Coarelli, Filippo: Rom. Ein archäologischer Führer. Freiburg, Basel, Wien 1975.

[14] Die Überblicksdarstellung ist zwar relativ knapp gehalten, beinhaltet aber die wichtigsten Informationen.

[15] Ov. fast. V, 545-598. Auch der entscheidende Hinweis auf eine Kultbildgruppe im Tempel des Mars Ultor ist bei Ovid zu finden: Ov. trist. II, 295.

[16] Suet. Aug. 29,1. Zum Bildprogramm des Forums: 31, 5.

[17] Cass. Dio 55, 10, 2-5.

[18] RGDA, 29. Zu den Umständen der Errichtung: RGDA, 21 und Suet. Aug. 56, 2.

[19] Wohnviertel in Rom hinter dem Augustusforum; der belebteste Teil des alten Rom, vgl. Ganzert, Augustusforum, S. 120.

[20] Vgl. Zanker, Bildprogramm, S. 5.

[21] Das Caesarforum wurde von Augustus fertiggestellt, vgl. RGDA,20.

[22] Vgl. Ganzert, Augustusforum, S. 44.

[23] Suet. Aug. 29,1.

[24] Suet. Aug. 29,1.

[25] Cic. Att. 4, 17 (Sekundärzitat, vgl. Ganzert, Augustusforum, S.116, Anm. 64)

[26] Vgl. dazu: Zanker, Paul: Forum Romanum. Die Neugestaltung durch Augustus. Tübingen 1972 (= Monumenta artis antiquae, Bd.5).

[27] Vgl. Ganzert, Augustusforum, S. 45-46.

[28] RGDA, 21.

[29] Vgl. Suet. Aug. 56,2.

[30] Vgl. Ov. fast. V, 561-564.

[31] Vgl. dazu: RGDA, 21 sowie Zanker, Bildprogramm, S. 12.

[32] Vgl. Plin. nat. hist. 36, 24, 102; Zanker, Bildprogramm, S. 27.

Excerpt out of 15 pages

Details

Title
Der Tempel des Mars Ultor auf dem Augustusforum
College
Dresden Technical University  (Institut für Geschichte)
Course
Augustus und Macht der Bilder - WS 2003/04
Grade
1,3
Author
Year
2004
Pages
15
Catalog Number
V45203
ISBN (eBook)
9783638426435
ISBN (Book)
9783638791106
File size
584 KB
Language
German
Notes
Die Arbeit ist klar gegliedert und flüssig geschrieben, die äußere Form ist einwandfrei. Die utorin setzt sich intensiv mit der Forschungsliteratur und dem Wert der antiken Quellen auseinander. Einziger Kritikpunkt: Die Autorin hätte die Fragestellung kokreter formulieren müssen. Dadurch bleibt die Einbindung des Tempels in den historischen Zusammenhang an manchen Stellen etwas vage.
Keywords
Tempel, Mars, Ultor, Augustusforum, Augustus, Macht, Bilder
Quote paper
Henriette Kunz (Author), 2004, Der Tempel des Mars Ultor auf dem Augustusforum, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45203

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