Reflexion des Produkts der Bachelorarbeit unter Berücksichtigung der Nutzungsmöglichkeiten neuer Medien


Forschungsarbeit, 2015

28 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Gliederung

2. Realisation
2.1 Realisation des Lernprogramms
2.1.1 Theoretischer Hintergrund
2.1.2 Technische Realisierung
2.2 Erprobung des Lernprogramms
2.2.1 Erprobung der Beta-Versionen des Lernprogramms zur ״Fraktionierten Destillation von Orangenöl“
2.2.2 Erprobung der finalen Version des Lernprogramms zur ״Fraktionierten Destillation von Orangenöl“
2.2.3 Erkenntnisse und Besonderheiten der teilnehmenden Beobachtung ..
2.3 Zwischenfazit Kapitel 2

3. Ankopplung an die medienpädagogische Literatur und Reflexion
3.1 Medienpädagogik
3.2 Medienkompetenz nach Baacke
3.3 Kritische Reflexion des Lernprogramms unter medienpädagogischen Gesichtspunkten
3.4 Reflexion der Vermittlung von chemischer Theorie mit Hilfe des Lernpro­gramms
3.5 Kritische Reflexion der Erprobung im Hinblick auf Konstruktivismus
3.6 Zwischenfazit Kapitel 3

4. Medien und Schule
4.1 Möglichkeiten des Einsatzes von neuen Medien im Chemieunterricht

5. Fazit
5.1 Weitere Erkenntnisse

6. Ausblick

Inhaltsverzeichnis

Quellenangaben
1. Bücher
2. Internetseiten
3. Sonstige Quellen

1. Einleitung

Das Studium des Master of Education für das Lehramt an Gymnasien/Gesamtschulen an der Universität Bielefeld im Studienmodell 2002 sieht eine Fallstudie vor. In dieser soll ״wis- senschaftlich gesichertes Wissen [...] individuell auf den jeweiligen Fall [angewendet wer- den].“1 Dabei sollen ״Handlungsmöglichkeiten mit ihren Vor- und Nachteilen und möglichen (auch paradoxen) Effekten in den Blick genommen werden.“2 Für die vorliegende Fallstudie ist durch die technische und praktische Umsetzung des Produkts der Bachelorarbeit von To­bias Schilling mit dem Titel: ״Entwicklung und Erprobung eines linearen Lernprogramms zur Auswertung eines ausgewählten teufo/ab-Experimentes mit Hilfe neuer Medien.“ ein entsprechender Fall gegeben. Die Arbeit aus 2013 ist zwei Jahre später im Hinblick auf den Forschungsstand der Erziehungswissenschaft aus mehreren Gründen kritisch reflektierbar, wie nachfolgend aufgezeigt wird.

Die Bachelorarbeit wurde von der Arbeitsgruppe Physikalische Chemie I unter der Leitung von Frau Prof.’in Dr. Kohse-Höinghaus betreut. Die Einbettung eines medienpädagogischen Themas in einen chemisch-fachwissenschaftlichen Kontext ist dem Umstand geschuldet, dass die Arbeitsgruppenleiterin dem teutolab Chemie der Universität Bielefeld nicht im didak­tischen Sinne vorsteht, dennoch als Betreuung der Abschlussarbeiten fungiert. Bedingt durch laufende Schulferien und der Einstellung der für die Bachelorarbeit ausgewählten Experi­mente in der Bearbeitungszeit wurde das Projekt nachträglich in eine dem teutolab Chemie entkoppelte Arbeit umgewandelt.

Statt chemischen Inhalten, Z.B. der Entwicklung neuer Experimente, wurde ein mediendidak­tisches Projekt vorgegeben. Das Produkt der Bachelorarbeit sollte ein Lernprogramm3 wer­den. Dieses sollte plattformunabhängig nutzbar sein und nach den Prinzipien der operanten Konditionierung nach Skinner Schülerinnen die Möglichkeit einer auf sich alleine gestellten Auswertung von Experimenten bieten. Diese Form wird ״programmierte Unterweisung“ genannt, welche in den 70er Jahren innerhalb des Konzepts des Behaviorismus entwickelt wurde, einem Gebiet pädagogischer Psychologie.4 Die aktuelle Lehrmeinung der Erziehungswissenschaft bemängelt dieses Konzept als mangelhaft.5 Eine kritische Reflexion ist in diesem Punkt unabdingbar. Neben theoretischer Schwachpunkte wurden in der Praxis Mängel deutlich, da Z.B. die Erprobung des Programms in der teilnehmenden Beobachtung Ergebnisse lieferte, die auf den ersten Blick kaum konstruktivistische Elemente enthielten.

Weiterhin ist das erstellte Lernprogramm in relativ trivialer Programmierweise gehalten. Prob­lematisch war, dass die geforderten Programmfunktionen und -inhalte relativ umfangreich waren und die Realisierung dessen von einem studierenden ohne Kenntnisse im Bereich der Informatik erwartet wurde. Das Produkt musste ohne Hilfestellung dritter innerhalb von drei Monaten fertiggestellt werden.

Daher sollte geklärt werden, ob die technische Umsetzung einen Einfluss auf Schülerinnen in medienpädagogischer Hinsicht haben könnte. Als Grundlage für die erstellten Lernpro­gramme wurden zwei teutolab Chemie-Experimente für neunte und zehnte Jahrgangsstufen gewählt.

Aus den genannten Gründen heraus wird die Annahme getroffen, dass die Bachelorarbeit in technischer als auch in medienpädagogischer Hinsicht Mängel aufweisen könnte, die die vorliegende Fallstudie versucht kritisch zu reflektieren.

Im dem auf den Bachelor folgenden Masterstudium wurden Kenntnisse in den Medienwis­senschaften sowie der Erziehungswissenschaft erworben, speziell der allgemeinen Didaktik und Medienpädagogik.6 Dies befähigt zu einer kritischen Reflexion der Bachelorarbeit auf die vermuteten Mängel.

Die Reflexion des Produkts der Bachelorarbeit bietet zahlreiche Möglichkeiten für persön- liehe Erkenntnisgewinne: Es können u.a. Qualität und Quantität der im Masterstudium er­worbenen Kompetenzen abgeschätzt werden; darüber hinaus kann eine Auseinanderset­zung mit Problemen stattfinden, die sich aus einem selbst erstelltem Produkt ergeben haben. Der Fokus liegt dabei auf der Findung passender Lösungen. Diese können einen Beitrag in Bezug auf den eigenen Lehrerberuf leisten, um gemachte Fehler nicht zu wiederholen und vor Allem persönliche Kenntnisse um die Möglichkeiten und den korrekten Einsatz neuer Medien im Schulunterricht zu verbessern. Nach der Einleitung in das Thema der Fallstudie wird im Folgenden die Gliederung der Arbeit vorgestellt.

1.1 Gliederung

Die Fragestellung unter dem Titel ״Reflexion des Produkts der Bachelorarbeit unter Berück­sichtigung der Nutzungsmöglichkeiten neuer Medien“ soll daher sein, ob die Bachelorarbeit Mängel in technischer als auch medienpädagogischer Hinsicht enthält und wie diese verbessert werden könnten.

Dafür wird in einem ersten Teil der Fallstudie das Lernprogramm der Bachelorarbeit vorgestellt. Es wird zunächst der theoretische Hintergrund und die technische Umsetzung beschrieben, die Erprobungsphase Umrissen sowie Erkenntnisse und Besonderheiten der teilnehmenden Beobachtung genannt. Vor der anschließenden Reflexion des Lernpro­gramms werden Grundlagen der Medienpädagogik definiert, mit Hilfe derer der einerseits technische und andererseits medienpädagogische Gehalt des Lernprogramms kritisch reflek- tiert wird. Es soll weiterhin allgemein geklärt werden, inwiefern das Programm konstruktivis­tisch ausgerichtet ist und damit aktueller Didaktik genügt.

Darüber hinaus werden die Möglichkeiten des Einsatzes von neuen Medien und Lernpro­grammen im Chemieunterricht exemplarisch dargestellt. Es wird aufgezeigt, welche neuen Medien im Chemieunterricht denkbar sowie welche in den Curricula der verschiedenen Schulformen vermerkt sind und inwiefern neue Medien im Chemieunterricht eine Rolle spie­len können.

Abschließend werden in einem Fazit die Ergebnisse der Reflexion zusammengefasst. Darauf aufbauend werden die persönlichen Erkenntnisgewinne der Fallstudie genannt. Die Fall­Studie endet mit einem Ausblick, der die aus der Fallstudie gezogenen Rückschlüsse für den zukünftigen, eigenen Lehrer*innenberuf darstellt.

2. Realisation

Die Realisierung des Fallstudienprojekts ist mehrteilig. Sie besteht zum Einen aus der Erstei- lung des Programms selbst, zum Anderen aus der Erprobung. Daher werden diese Punkte im Folgenden getrennt behandelt.

2.1 Realisation des Lernprogramms

Die Realisation des Lernprogramms lässt sich in zwei Abschnitte gliedern: Die Planung des pädagogisch und technischen Hintergrunds in der Theorie, welche in Abschnitt 2.1.1 behan­delt wird, sowie die anschließende technische Umsetzung in Abschnitt 2.1.2.

2.1.1 Theoretischer Hintergrund

Das teutolab Chemie der Universität Bielefeld bietet Schülerinnen von 9 bis 19 Jahren die Möglichkeit, ״mit allen Sinnen [selbst] zu experimentieren“.7 In einer Hospitation im teutolab Chemie wurde festgestellt, dass die sich den Experimenten anschließende Auswertung zunächst in Gruppenarbeit geschieht, danach im Plenum in Form von Frontalunterricht. Diese Unterrichtsart geht zu Lasten der im teutolab Chemie angestrebten Autonomie der Schülerinnen. Dies war ausschlaggebend für die Weisung der Betreuung der Bachelorar­beit, das anfängliche Vorhaben der Arbeit, eine Versuchsreihe für Schülerinnen zu entwick- ein, zu ändern. Stattdessen sollten Lernprogramme zur Auswertung von zwei Experimenten entwickelt werden. So könnten Schülerinnen die Möglichkeit zur Bestimmung von Lernort, - zeit und -tempo geboten werden.8

Die Spezifikationen des Programms sollten laut der Betreuung der Bachelorarbeit folgende Punkte umfassen:

1. Aufbau im Stil der ״programmierten Unterweisung“ nach Frederic Skinner und Norman Crowden.
2. Lauffähigkeit auf allen verfügbaren Computer-System, inklusive Mobile Devices.
3. Kostenlose Erstellung und Nutzung.

Die Erstellung des Projekts wurde trotz des Hinweises gefordert, dass der Ausführende keine Kenntnisse in der Informatik besäße. Daher wurden zunächst diesbezüglich Recherchen angestellt.

Bei der ״programmierten Unterweisung“ handelt es sich um kleine Lerneinheiten und Lern­schritte, die linear aufgebaut sind und selbstständig von Lernenden durchgearbeitet werden. Hierbei werden durch häufige Kontrollen Rückmeldungen über den Lernerfolg gegeben. Die linearen Programme werden durch Verzweigungen erweitert.9

Der Ablauf besteht aus Informationstexten, denen Multiple-Choice-Fragen folgen, die vor­wiegend typische Fehlvorstellungen über den Textgehalt abfragen. Wird die Frage richtig beantwortet, darf der Lernende zum nächsten Informationstext bzw. zur nächsten Frage übergehen, bei falscher Beantwortung muss ein dem Grad der falschen Beantwortung entsprechender sekundärer Lernpfad eingeschlagen werden, bis die Ausgangsfrage richtig beantwortet wird.10 Diese Programmart ist, wie in der Einleitung bereits beschrieben, zum Einen mehrere Jahrzehnte alt und in der Erziehungswissenschaft umstritten, zum Anderen wurde sie von konstruktivistisch angelegten Lernprogrammen ersetzt.11 Dennoch sollten nach diesen Regeln zwei Programme zur Auswertung von zwei Experi­menten des teutolabs Chemie entworfen werden. Dabei handelt es sich um die ״Fraktionierte Destillation von Orangenöl“ sowie den ״Vergleich von Citronensäure mit Salzsäure und Es­sigsäure durch Titration“, welche für neunte und zehnte Jahrgangsstufen konzipiert sind.12 Die Bezeichnung ״Lernprogramm“ bezeichnet hier nicht ein in einer Programmiersprache Z.B. für Computer erstelltes Programm, sondern kennzeichnet lediglich den beschriebenen theoretischen Aufbau. Die technische Umsetzung zur Nutzung mittels neuer Medien wird im folgenden Abschnitt beschrieben.

2.1.2 Technische Realisierung

Die Erstellung des Lernprogramms erfolgte in HTML. Die zum Teil eingebauten interaktiven Elemente beruhen auf JavaScript. Somit kann es in einem beliebigen Webbrowser aufgerufen werden und ist plattformunabhängig. Des Weiteren lässt sich das Programm auf dem Webspace des teutolabs Chemie speichern, der gratis vom Hochschulrechenzentrum der Universität Bielefeld zur Verfügung gestellt wird. Damit sind die geforderten Spezifikatio­nen an das Lernprogramm eingehalten worden.

Um das Programm zu schreiben, wurden Kenntnisse in HTML und JavaScript benötigt. Recherchen ergaben, dass es Autorenprogramme gegeben hat, die Scripte in diesen Sprachen erzeugen. Ein Autorenprogramm, welches Lernprogramme des geplanten Designs erzeugen kann, bot der Markt nicht an. Daher wurden verschiedene Bücher zur Einführung in HTML13 14 und Autorenprogramme für einzelne Features des Lernprogramms verwendet, Z.B. ״Quiz-Script“15 und ״MC-Editor“16.

Die einzelnen Programmteile sind in ein einheitliches Design gebracht und mittels Hyperlinks verbunden worden, die sich hinter den Fragen oder Hinweisen verbergen. Wird das Pro­gramm aufgerufen, können hohe Sicherheitseinstellungen eines Browsers das Abspielen von JavaScript blockieren; daher wird zu Beginn des Lernprogramms der Hinweis gegeben, entsprechende Sicherheitsfragen mit ״Ja“ zu beantworten. Die in einem der Lernprogramme eingebettete Videodatei ist im MP4-Dateiformat und sollte von jedem gängigen Videowieder­gabeprogramm abgespielt werden. Die eingebauten Bilder sind im JPEG-Dateiformat. Da die vom Browser zu ladenden Dateien relativ klein sind, wird eine flüssige Durchführung durch schnelles Laden der Elemente gewährleistet. Um sich verschiedenen Bildschirmgrößen anzupassen, skaliert sich das Lernprogramm automatisch.

Nachdem die erste lauffähige Version eines Lernprogramms für das Experiment ״Fraktion- ierte Destillation von Orangenöl“ fertig war, wurde diese getestet. Die Erprobung einer Beta­Version und des finalen Programms sowie sich daraus ergebende Erkenntnisse werden im Abschnitt 2.2 beschrieben.

2.2 Erprobung des Lernprogramms

Zunächst wurden die Beta-Versionen des Lernprogramms für die Auswertung des Versuchs ״Fraktionierte Destillation von Orangenöl“ mit Hilfe einzelner Schülerinnen verschiedener Altersstufen an verschiedenen Versuchstagen im teutolab Chemie getestet, die den entsprechenden Versuch durchgeführt hatten.

Aufbauend auf die Erkenntnisse dieser Erprobungsphase wurde das finale Produkt am 23. September 2013 im Chemieunterricht eines EF-Kurses am Einstein-Gymnasium Rheda­Wiedenbrück eingesetzt. Der Standortwechsel vom teutolab Chemie resultierte aus der Ein­Stellung des Experimentes im teutolab Chemie in der Erprobungszeit des Lernprogramms. Das Lernprogramm für das zweite Experiment wurde nach der Erprobung des ersteren er­stellt und nicht in der Praxis getestet.

Die Erprobungsphasen der unterschiedlichen Entwicklungsstufen des Lernprogramms wer­den nachfolgend getrennt voneinander beschrieben. Die Erprobungen waren jeweils in Form teilnehmender Beobachtungen konzipiert und nicht alle Beobachtungen können thematisch dieser Fallstudie zugeordnet werden, da diese teilweise auf fachwissenschaftlicher Chemie oder Genderfragen basieren. Daher werden in einem weiteren Gliederungspunkt nur die für die Prüfung der technischen und medienpädagogischen Aspekte erforderlichen Erkenntnisse und Besonderheiten aufgeführt.

2.2.1 Erprobung der Beta-Versionen des Lernprogramms zur ״Fraktionierten Destillation von Orangenöl“

Das Lernprogramm wurde zunächst in einer Beta-Version von unterschiedlichen Schüler*in- nen durchgeführt, die an vier verschiedenen Tagen dem auf das Programm zugeschnittene Experiment zugeteilt wurden. Die Erprobung wurde als teilnehmende Beobachtung angelegt. Der Fokus bei der Erprobung lag auf dem Finden von Bugs, Schreib-/Grammatik- sowie fachwissenschaftlichen Fehlern. Andere Aspekte, beispielsweise des Lerneffekts betreffend, konnten nicht erforscht werden, da die Schülerinnen neben dem Lernprogramm an der Auswertung des Versuchs im Plenum im Stil eines Frontalunterrichts teilnehmen sollten.

Das Programm wurde von einem USB-Stick aus auf einem 15-Z0II messendem Laptop mit ״Windows“-Betriebssystem und dem ״Firefox“-Browser durchgeführt. Den Laptop bedienten jeweils drei Schülerinnen und der Entwickler gleichzeitig. Mittels der Ergebnisse konnten überwiegend sprachliche Fehler im Lernprogramm behoben werden. Da in der vierten teil­nehmenden Beobachtung keine weiteren Bugs oder sonstige Fehler gefunden wurden, ging das Lernprogramm somit nach drei Beta-Phasen in die finale Version über. Die Erprobung dessen wird im folgenden Unterabschnitt 2.2.2 beschrieben.

2.2.2 Erprobung der finalen Version des Lernprogramms zur ״Fraktionierten Destillation von Orangenöl“

Die finale Version des Lernprogramms zur Auswertung des Experiments ״Fraktionierte Destil­lation von Orangenöl“ wurde am 23. September 2013 in einer Doppelstunde eines EF-Kurs- es, bestehend aus 14 Schülerinnen am Einstein-Gymnasium in Rheda-Wiedenbrück, getestet. Es wurde teilnehmend beobachtet. Für die Durchführung des Experiments war die erste Unterrichtsstunde vorgesehen. Zu Beginn der zweiten stunde sollte das Lernprogramm durchgeführt werden.

Die Betreuung der Bachelorarbeit wünschte im Vorfeld, dass die Schülerinnen das Lernpro­gramm mit ihren Smartphones durchgehen sollen. Die betreuende Lehrkraft sicherte zu, dass alle Schülerinnen des Kurses über ein solches Gerät verfügen würden. Daher wurde vor Beginn der Auswertung durch das Lernprogramm mündlich erfragt, ob alle Schülerinnen ihr Smartphone jeweils dabei hätten und zur Auswertung nutzen würden. Auf eine einstim­mige Zusicherung wurde ein Shortlink zum Lernprogramm an die Tafel geschrieben. Auf­grund ungenügender WLAN- sowie Handynetzabdeckung und nachträglicher Information von drei Schülerinnen, ihr Smartphone entgegen der vormaligen Meldung nicht nutzen zu wollen, wechselte der Kurs in den benachbarten Computerraum.

Das Lernprogramm wurde auf dem Zentralrechner gespeichert, auf den die Schülerinnen Zugriff hatten. Es standen 14 Computer zur Verfügung, sodass auf jede*n Schülerin ein eigener Rechner kam. Die Zeitdauer der Durchführung des Lernprogramms belief sich auf minimal acht bis maximal 21 Minuten.

Die Erkenntnisse und Besonderheiten, die sich aus der teilnehmenden Beobachtung in Bezug auf ein Lernprogramm-gestütztes Auswerten eines Chemie-Experimentes ergaben, werden im Folgenden Unterabschnitt 2.2.3 ausgeführt.

2.2.3 Erkenntnisse und Besonderheiten der teilnehmenden Beobachtung

Die Erprobung der drei Beta-Versionen des Lernprogramms für das Experiment ״Fraktion- ierte Destillation von Orangenöl“ brachte überwiegend Fehler im Programm selbst zum Vorschein. So wurden Rechtschreibfehler behoben, falsch verlinkte Seiten korrigiert und die Schrift vergrößert. Auffällig war, dass die Schülerinnen bei der Durchführung nach dem Anklicken falscher Antworten mit der Folge eines Hinweises und separaten Lernpfads relativ schnell an Motivation verloren. Darüber hinaus merkten die Schülerinnen scheinbar, dass es sich um eine Erprobung einer Beta-Version handelte, da ihnen auffiel, dass sie die einzigen aus der Großgruppe der anwesenden Schülerinnen waren, die einen Teil der Versuch­sauswertung am Computer erledigen durften. Der Eindruck schien sich zu verstärken, da sie sich nach gefundenen Bugs oder sonstigen Fehlern nicht mehr auf den fachwis­senschaftlichen Inhalt, sondern auf eine Fehlersuche im Programm fokussierten. Die fol­gende Erprobung der finalen Version lieferte vergleichsweise mehr Erkenntnisse über tech­nische und didaktische Mängel am Lernprogramm.

Die Erprobung sollte zunächst auf den Smartphones der Schülerinnen stattfinden, was theo­retisch problemlos, in der Praxis jedoch nicht möglich war. Vier Schülerinnen verfügten über hochwertige und aktuelle Smartphones, was laut Kommentaren der sie umgebenden Schülerinnen für Interesse am jeweiligen Gerät sorgte. Diese Schülerinnen packten ihre eigenen, meist preiswerten oder relativ alten Smartphones wieder ein, um gemeinsam mit den Schülerinnen, die im Besitz der hochwertigeren oder neueren Modelle waren, das Lernprogramm gemeinsam zu lösen.

Hier stand nicht das Programm, sondern klar die Faszination der neueren oder hochwer­tigeren Geräte im Vordergrund. Es ist denkbar, dass die drei Schülerinnen, die ihre vorherige Zusage, ihr Smartphone dabei zu haben und nutzen zu wollen, zurückzogen, um sich dem Vergleich der Smartphone-Modelle zu entziehen.

Es wurde zudem deutlich, dass für den Abruf des Programms von einem Web-Server eine stabile Internetverbindung bestehen musste. Aufgrund einer mangelhaften WLAN-Stärke sowie einzelner Empfangsprobleme des mobilen Internets einzelner Schülerinnen im Unter­richtsraum war das Programm nicht auf allen genutzten Smartphones zuverlässig abrufbar. Es kam zu Beschwerden über Verbindungsabbrüche.

[...]


1 Koring, Bernhard. Grundprobleme pädagogischer Berufstätigkeit, Bad Heilbrunn/Obb.: Klinkhardt, 1992, s. 69.

2 Kiper, Hanna. ״Fallverstehen“ - Überlegungen zur Professionalisierung von Lehrerhandeln. In: PF: ue 31./22. Jg., Nr. 2/2003, s. 102.

3 Anmerkung: Solang nicht anders gekennzeichnet, ist mit dem Begriff ״Lernprogramm“ im Verlauf dieser Arbeit das Produkt der Bachelorarbeit gemeint.

4 vgl. Skinner, B. F. The Technology of Teaching. New York: Appleton-Century-Crofts, 1968, Nachdruck 2003 der В.FSkinner Foundation, s. 10ff.

5 vgl. Kerres, Michael. Multimediale und telemediale Lernumgebungen. Konzeption und Entwicklung. München: Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2001, s. 65.

6 vgl. Planungshilfe für studierende: Studienleistungen für den Master GymGe - Erziehungswissenschaft, http:// www.uni-bielefeld.de/erziehungswissenschaft/pruefungsamt/download/Planungshilfe_MEd_GG.pdf, s. 1 ff., zuletzt geöffnet am 14. März 2015, 12:05 Uhr.

7 Siehe http://wvvw.uni-bielefeld.de/teutolab/fachorientie11/chemie/index.html, zuletzt geöffnet am 23.03.2015, 21:54 Uhr.

8 vgl. Schaub, H und Zenke, к. Wörterbuch Pädagogik. München: dtv, 1. Aufl., 1999, s. 276.

9 vgl. Crowder, N. A. Automatic Tutoring by Means of Intrinsic Programming. In: Galanter, E. Automatic Teaching: the State of the Art. New York: John Wiley and Sons, Inc., 1959, s. 109ff.

10 vgl. Stadtfeld, p. Allgemeine Didaktik Und Neue Medien. Bad Heilbrunn/Obb.: Klinkhardt, 1. Aufl., 2004, s. 70.

11 vgl. Niegemann, H. M. Kompendium Multimediales Lernen. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag, 1. Aufl., 2008. s. 3ff. et al.

12 Heuermann, Martina, teutolab Chemie. Sekundarstufe I. http://www.uni-bielefeld.de/teutolab/fachorientiert/ chemie/angebot/sekl.html, zuletzt geöffnet am 13. März 2015, 10:54 Uhr.

13 Jendryschik, M. Einführung in XHTML, CSS Und Webdesign. Programmer’s Choice. München [и.a.]: Addison- Wesley, 1. Aufl., 2009.

14 Tittel, Ed. HTML 4 Für Dummies. Bonn: mitp, 2003.

15 Siehe http://vvvvw.felix-riesterer.de/main/seiten/quiz-script.html, zuletzt geöffnet am 25.03.2015, 11:30 Uhr.

16 Siehe http://vvvvw.ziemke-koeln.de/download/, zuletzt geöffnet am 25.03.2015, 11:31 Uhr.

Ende der Leseprobe aus 28 Seiten

Details

Titel
Reflexion des Produkts der Bachelorarbeit unter Berücksichtigung der Nutzungsmöglichkeiten neuer Medien
Hochschule
Universität Bielefeld
Note
1,7
Autor
Jahr
2015
Seiten
28
Katalognummer
V452284
ISBN (eBook)
9783668849075
ISBN (Buch)
9783668849082
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Die beschriebene Bachelorarbeit ist unter v452283 zu finden.
Schlagworte
Neue Medien Lernprogramme Digitale Schule
Arbeit zitieren
Tobias Schilling (Autor:in), 2015, Reflexion des Produkts der Bachelorarbeit unter Berücksichtigung der Nutzungsmöglichkeiten neuer Medien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/452284

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