Vorwort
In der vorliegenden Diplomarbeit habe ich ein Thema gewählt, mit dem sich in Deutschland noch nicht viele Autoren beschäftigt haben. Ich selber habe keine Geschwister, die eine Behinderung haben, jedoch einen Bruder, der zehn Jahre jünger ist als ich und eine jüngere Schwester mit einem Altersabstand von zweieinhalb Jahren. Die auftretenden Phänomene innerhalb unserer Geschwisterbeziehung sind auch heute noch interessant zu beobachten. Sie decken sich teilweise mit dem klassischen Konkurrenzverhalten, den elterlichen Erziehungsunterschieden zwischen Mädchen und Jungen, der unterschiedlichen Behandlung des erst-, zweit- und drittgeborenen Kindes und der dennoch stark ausgeprägten Solidarität untereinander. Je tiefer ich theoretisch in diese Materie eingedrungen bin, umso interessanter wurde es, die auftretenden Auseinandersetzungen objektiv wiederzuspiegeln. Schwieriger ist die Situation sicherlich, wenn man einen Bruder oder eine Schwester hat, die eine körperliche und/oder geistige Behinderung haben. Dies konnte ich bereites den Erfahrungsberichten meiner Mutter entnehmen, die selber einen älteren Bruder hat, der unter einer Hörbehinderung leidet. Beeinflusst durch verschiedene Begleitfaktoren stellten sich hier auch besondere Begebenheiten und Problematiken dar, die für mich dennoch hier nur objektiv nachvollziehbar sind. Um mich jedoch möglichst tief in die Situation der Geschwister behinderter Kinder einzufühlen, habe ich versucht, möglichst viele Erfahrungsberichte zu lesen und mich mit den Geschwistern aus meinem Umkreis zu unterhalten. Dabei fällt schnell auf, dass es wohl nicht pauschalisierbar ist, ob die Behinderung eines Geschwisters Belastung oder Bereicherung ist. Aus den einzelnen Fällen ergeben sich beide Tendenzen. Dennoch sind in der Literatur meist die schädlichen Faktoren erläutert und die positiven Einflüsse eines behinderten Geschwisterkindes sind dort nur schwer zu finden.
Trotzdem habe ich versucht, möglichst nahe herauszustellen, welche besondere Bedeutung das Aufwachsen mit einem behinderten Geschwisterkind für die nichtbehinderten Kinder hat und wie diese auf ihre Beziehung einwirkt. Dies bedurfte einer sehr behutsamen Annäherung und einer Gradwanderung zwischen den Vorurteilen, den Belastungen und förderlichen Einflüssen, die individuell mehr oder weniger vorhanden sind.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort
- 1. Einleitung
- 1.1 Ein Blick auf die Familie heute
- 1.Il Begriffsdefinitionen
- 2. Geschwisterbeziehung im Allgemeinen
- 2.1 Die längste Beziehung des Lebens
- 2.11 Geschwisterreihe
- 2.III Rivalität
- 3. Menschen mit behinderten Geschwistern
- 3.1 Erwartungen, die an die Geschwister behinderter Menschen gestellt werden aus Sicht der Kinder
- 3.11 Risikofaktoren und was heißt eigentlich "gut entwickelt"?
- 3.II.a Die Geschwisterreihe: Alter, Geschlecht und Position in der Geschwisterfolge
- 3.ll.b Familiengröße, Familienumfeld und sozioökonomischer Status
- 3.II.c Art und Schwere der Behinderung
- 3.ll.d Einstellung der Eltern
- 3.II.e Betreuung, Pflege und Hausarbeit - Eine Übersicht über die Studien
- 3.ll.f Elterliche Aufmerksamkeit - Bekommen Kinder mit behinderten Geschwistern tatsächlich weniger Aufmerksamkeit?
- 3.III Qualität der Beziehung von behinderten und nichtbehinderten Geschwistern: Rollenbeziehung und Spielverhalten
- 3.IV Behinderte Geschwister: Auch eine Bereicherung?
- 3.V Verantwortung versus Selbstkonzept
- 3.1 Erwartungen, die an die Geschwister behinderter Menschen gestellt werden aus Sicht der Kinder
- 4. Aussichten
- 4.1 Zukünftige Forschung
- 4.11 Praxiskonzepte und die Aufgabe der Heilpädagogik
- Anhang
- Literaturliste
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Diplomarbeit befasst sich mit dem Einfluss von Geschwistern mit einer Behinderung auf das Leben ihrer nichtbehinderten Geschwister. Die Arbeit untersucht die besonderen Herausforderungen und Chancen, die diese Beziehung mit sich bringt. Sie beleuchtet die verschiedenen Aspekte der Geschwisterbeziehung, von den Erwartungen und Risikofaktoren, die an die Geschwister gestellt werden, bis hin zur Qualität der Beziehung und den Auswirkungen auf das Selbstkonzept.
- Erwartungen und Herausforderungen für Geschwister behinderter Menschen
- Einflussfaktoren auf die Geschwisterbeziehung, wie z. B. Alter, Geschlecht und Art der Behinderung
- Qualität der Beziehung zwischen behinderten und nichtbehinderten Geschwistern
- Die Rolle der Eltern und die Auswirkungen elterlicher Aufmerksamkeit
- Mögliche Chancen und Bereicherungen, die die Geschwisterbeziehung bieten kann
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1 stellt den Kontext der Familie heute vor und definiert die Begriffe "Behinderung" und "Geschwisterbeziehung".
- Kapitel 2 widmet sich der Geschwisterbeziehung im Allgemeinen und beleuchtet Aspekte wie Rivalität und die Rolle der Geschwisterreihe.
- Kapitel 3 behandelt die Situation von Menschen mit behinderten Geschwistern. Es werden die Erwartungen, die an die Geschwister gestellt werden, und die verschiedenen Einflussfaktoren auf die Beziehung untersucht.
- Kapitel 4 gibt einen Ausblick auf die zukünftige Forschung und die Bedeutung der Heilpädagogik in diesem Bereich.
Schlüsselwörter
Geschwisterbeziehung, Behinderung, nichtbehinderte Geschwister, Erwartungen, Risikofaktoren, Einflussfaktoren, Qualität der Beziehung, elterliche Aufmerksamkeit, Verantwortung, Selbstkonzept, Chancen, Bereicherung, Heilpädagogik.
- Citar trabajo
- Stefanie Katzera (Autor), 2005, Geschwisterbeziehungen: Nichtbehinderte mit behinderten Geschwistern - Schicksal und Chancen der Geschwister behinderter Menschen, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45235