Das untergehende Sowjetreich zu Beginn der 1990-er Jahre hinterließ nicht nur ein wirtschaftlich marodes Land, sondern eine riesige Anzahl von völlig desillunsionierten und haltlosen Bewohnern. In diesen ersten Jahren nach dem Zusammenbruch waren Kirchen und Gemeindehäuser der ehemaligen UdSSR überfüllt und religiöse Massenveranstaltungen zogen Menschenmengen an, wie es im Westen wohl nur der Fussball vermag. Kommt darin die Verzweiflung der enttäuschten Menschen oder ein Hunger nach bleibenden Werten zum Ausdruck? In der UdSSR waren bereits mindestens zwei Generationen herangewachsen, die den Glauben an Gott nur vom Hörensagen kannten, Gläubige als rückständig oder auch gemeingefährlich betrachteten, nicht abgeneigt waren Schauergeschichten zu glauben wie jener, Baptisten würden in geheimen Ritualen Kinder opfern. Die ehemals so fromme „Rus“ hatte ihren Glauben in den Wind geschrieben. Wie konnte es dazu kommen? Hatten die allgemeinen Säkularisierungstendenzen der westlichen Welt auch den schon immer als rückständig betrachteten riesigen Vielvölkerstaat Russland erreicht oder hatte hier noch eine andere gewaltige Macht ihre Hand im Spiel?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- I. Christliche Religion und kommunistische Ideologie
- 1. Religion im Zarenreich um 1917
- 2. Warum betrieben die Bolschewiken antireligiöse Propaganda?
- II. Kampf gegen die Religion
- 1. Der Konflikt zwischen Kirche und Staat in der Gesetzgebung
- 2. Kommunistische Propaganda gegen den Glauben
- a) Antireligiöse Literatur
- b) Die „Nutzbarmachung des Nutzlosen“
- c) Spott und Satire
- d) Die „pädagogische Front“
- e) Ersatzreligion
- g) Bund der militanten Gottlosen (1925-1947)
- g) Die Periode der Kollektivierung
- III. War die Kampagne gegen die Religion erfolgreich?
- Abschließende Reflexion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die antireligiöse Propaganda im Sowjetstaat von der Oktoberrevolution bis zur Kollektivierung. Das Ziel ist es, die Motive und Methoden der kommunistischen Regierung im Kampf gegen den Glauben aufzuzeigen und die Wirksamkeit dieser Kampagne zu analysieren. Die Arbeit beleuchtet den Konflikt zwischen christlicher Religion und kommunistischer Ideologie und untersucht die vielfältigen Formen der antireligiösen Propaganda, die von der Sowjetregierung eingesetzt wurden.
- Die Entwicklung des Konflikts zwischen Kirche und Staat nach der Oktoberrevolution
- Die antireligiöse Propaganda der Bolschewiken: Strategien, Methoden und Inhalte
- Der Einfluss der antireligiösen Propaganda auf die Gesellschaft
- Die Rolle der Kirche im Kampf gegen die Sowjetmacht
- Die Bedeutung der Kollektivierung im Kontext der antireligiösen Propaganda
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der antireligiösen Propaganda im Sowjetstaat ein und beleuchtet die Situation des Glaubens in der UdSSR nach dem Zusammenbruch des Kommunismus.
Kapitel I untersucht die ideologischen Grundlagen des Konflikts zwischen Christentum und Kommunismus. Es werden die religiösen Verhältnisse im Zarenreich vor der Revolution dargestellt und die Gründe für die antireligiöse Propaganda der Bolschewiken analysiert.
Kapitel II widmet sich den verschiedenen Formen der antireligiösen Propaganda im Sowjetstaat. Es werden die Strategien der kommunistischen Regierung zur Unterdrückung des Glaubens, die Rolle der antireligiösen Literatur, Spott und Satire, die „pädagogische Front“ und die Entstehung von Ersatzreligionen dargestellt.
Schlüsselwörter
Antireligiöse Propaganda, Sowjetunion, Oktoberrevolution, Bolschewiken, Kommunismus, Christentum, Kirche, Staat, Kollektivierung, Atheismus, Ersatzreligion, Propaganda, Literatur, Spott, Satire, Pädagogik.
- Quote paper
- Naemi Fast (Author), 2004, Antireligiöse Propaganda im Sowjetstaat von der Oktoberrevolution bis zur Kollektivierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45320