Woher kommt die Motivation für ein Ehrenamt? Der Berliner DRK und sein Projekt für Frühgeborene


Bachelorarbeit, 2017

66 Seiten, Note: 1,8


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Forschungsvorhaben
2.1 Entdeckung des Themas
2.2 Relevanz für die Arbeit mit Ehrenamtlichen
2.3 Forschungsanliegen und -fragen

3 Literaturrecherche
3.1. Internet- und Datenbankrecherche
3.2 Buch- und Zeitschriftenrecherche
3.3 Ergebnisdarstellung

4 Theoretischer Bezugsrahmen
4.1 Ehrenamt / Freiwilligenarbeit
4.2. Freiwilligenmanagement
4.3 Ehrenamtliche Projektarbeit
4.3.1. Projektarbeit
4.3.2. Ehrenamtliche in der Projektarbeit

5 Forschungsdesign und Forschungsmethodik
5.1. Methodenauswahl und -beschreibung
5.2 Auswahl der Probanden und Feldzugang
5.3. Entwicklung des Interviewleitfadens
5.4 Prätest
5.5 Durchführung der Interviews
5.6 Mitschnitt und Speicherung des Interviewgesprächs
5.7. Transkription
5.8. Auswertungsmethodik

6 Reflexion

7 Auswertung der Interviews

8 Beantwortung der Forschungsfragen

9 Fazit

Literaturverzeichnis

Anhang

Ausführlicher Interviewleitfaden

Interview mit Person B

Interview mit Person B

Interview mit Person B

Übersicht der Kategorien

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird in dieser Bachelorarbeit die

Sprachform des generischen Maskulinums angewendet. Es wird an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass die ausschließliche Verwendung der männlichen Form geschlechtsunabhängig verstanden werden soll.

1 Einleitung

Das freiwillige Engagement zeichnet sich durch viele Möglichkeiten und Begriffe aus.

In verschiedenen Vereinen und Organisationen werden unterschiedliche Begriffe verwendet, die häufig freiwilliges Engagement beschreiben. Das freiwillige Arbeiten existiert bereits seit der griechischen Antike. Es wurde früher im Zusammenhang mit der Erfüllung eines freiwilligen öffentlichen Amtes gesehen, für das bis heute keine Entlohnung vorgesehen ist. Ein Beispiel hierfür sind Gemeinderatsmitglieder oder Schöffen. Zuweilen sind für die Erfüllung der freiwilligen Aufgaben Aufwandsentschädigungen vereinbart.

Der häufig synonym genutzte Begriff Ehrenamt ist auf das 19. Jahrhundert zurückzuführen. Damals wurde vom Staat ein solches Amt von den Bürgern erwartet und mit Ehre honoriert (vgl. Bürger 2011: 144). In der heutigen Zeit finden sich zusätzliche Begriffe, wie zum Beispiel freiwillige soziale Arbeit, bürgerschaftliches Engagement, Volunteering, Freiwilligen-arbeit, Zeitspende.

Eine empirische Erhebung von freiwillig Engagierten ist also immer auch davon abhängig, welche Begriffsbestimmung der Erhebung zu Grunde liegt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Freiwilliges Engagement und Bereitschaft zum freiwilligen Engagement in Deutschland in den Jahren 1999, 2004 und 2009 (BMFSFJ 2016)

Gemäß des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sind 36% der deutschen Bevölkerung freiwillig engagiert, das sind 23 Millionen Menschen ab 14 Jahren in Deutschland. 37% der Bevölkerung sind „bestimmt“ oder „eventuell“ bereit für ein solches Engagement (Abb. 1).

Genauso vielfältig wie die Begriffe sind auch die Möglichkeiten des Engagements.

In der Politik, Kirche, Kultur, Sozialen Arbeit, im Katastrophenschutz, im Sport, im Naturschutz gibt es viele verschiedene Varianten der Beteiligung. Diese wiederum sind völlig unterschiedlich in ihrem zeitlichen Umfang, in ihrer Häufigkeit und dem nötigen Wissen seitens des Engagierten.

Besonders bei jungen Menschen ist die freiwillige Beteiligung an Projekten sehr hoch, häufiger ist aber weiterhin die Beteiligung am klassischen langfristigen Ehrenamt insbesondere in Vereinen (vgl. Freiwilligensurvey 2009: 173 ff).

Der moralische Aspekt ist nicht mehr der einzige Grund für die Entscheidung für eine freiwillige Tätigkeit. Die Faktoren der eigenen individuellen Entwicklung und Bereicherung des Lebenslaufes spielen eine immer größere Rolle. Etwa gleichrangig sind die kommunikativen Gründe: Ein Ehrenamt soll Freude vermitteln und einer Integration in eine Gruppe, die zu Freunden werden, dienen (vgl. Geiss, Gensicke 2010: 118 ff).

Das Beispiel des Frühchen-Patenschafts-Projektes des Deutschen Roten Kreuzes im Kreisverband Berlin-City e.V. ist aus zwei Gründen in die engere Auswahl für die vorliegende Arbeit aufgenommen worden.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) mit seinem über 150-jährigen Bestehen ist oft nur unter dem Aspekt der Ersten Hilfe und im Katastrophenschutz bekannt.

Die vielen verschiedenen Projekte der Sozialen Arbeit oder Gesundheitsförderung sind in der Bevölkerung weniger populär.

Im DRK ist eine sehr hierarchische Struktur des Vereins und der älteren ehrenamtlichen Bereiche zu erkennen und diese werden häufig als das alte Ehrenamt bezeichnet. Das innerhalb dieser traditionsreichen Struktur der Fokus verstärkt auch auf befristetes Engagement und jüngere Formen des Ehrenamtes gerichtet wird, ist nach außen wenig bekannt (vgl. DRK 2012: 50 ff).

Die Gewinnung von Freiwilligen für die sozialen Projekte im DRK gestaltet sich aufwendig und zeitintensiv (telefonische Aussage Zoll-Rüter,A. 20.04.2015).

Das hiesige Erkenntnisinteresse richtet sich nach den Motiven und Beweggründen der bisherigen Mitglieder des Frühchen-Patenschafts-Projektes sich für diese Form des freiwilligen Engagements zu entscheiden. In weiterführenden Untersuchungen können die Ergebnisse dieser Arbeit eine Grundlage für die Entwicklung von effektiveren Gewinnungsstrategien sein.

Der zweite Grund für die Auswahl des Themas ist der Inhalt der ehrenamtlichen Aufgaben im Rahmen des Frühchen-Patenschafts-Projektes.

Zu früh Geborene sind besonders schützenswerte und sensible Neugeborene, deren Eltern oft mit der Situation und den eventuellen gesundheitlichen Einschränkungen und Risiken überfordert sind.

Bei Mehrlingsschwangerschaften sind Frühgeburten sehr häufig (vgl. Liem 2013: 338), die Eltern haben daher von vornherein mit einem hohen Fürsorge- und Pflegeaufwand für ihre Kinder zu rechnen.

Häufig sind Frühchen noch nicht reif, das bedeutet, dass einige Organe noch nicht vollständig ausgebildet oder funktionstüchtig sind, die Letalität ist in den ersten Monaten sehr hoch. (vgl. Brüggemann 2006: 92). Eine Versorgung im Krankenhaus in einer Neonatologie und eine weitere Nachsorge im häuslichen Umfeld ist häufig eine Notwendigkeit.

Frühgeborene der selben Mutter können dabei in unterschiedlichen Reifestadien sein, sodass eventuell eines der Kinder schon nach Hause entlassen wird, während das zweite Kind noch einen längeren Aufenthalt im Krankenhaus benötigt.

Um beiden Kindern jedoch gleich viel Aufmerksamkeit und Fürsorge zukommen zu lassen, kann es gut möglich sein, dass die Mutter im Mutterschutz oder in der Elternzeit und der berufstätige Vater überfordert sind (vgl. Soforthilfereport 2014: 2-4).

Die freiwillig Engagierten im Falle des Projektes des DRK-Kreisverband Berlin-City e.V. unterstützen diese Eltern in einem Zeitraum von maximal drei Jahren. Sie versorgen die Frühgeborenen, um den Eltern Zeit für Ämter- und Arztbesuche zu geben. Sie sind für sie als aktive Zuhörer da und ermöglichen es ihnen Freiräume für alle ihre Kinder beziehungsweise auch für sich selbst zu schaffen.

Die Ehrenamtlichen füllen entsprechend eine Unterstützungslücke, die durch hauptamtliche Hebammen oder Krankenhäuser nicht ausreichend gewährleistet werden können. Im Falle von psychosozialen Auffälligkeiten in einer Familie können sozial-pädagogische Familienhelfer durch die Jugendämter aktiviert werden. Doch der Großteil der Familien ist nicht auffällig, sondern einfach mit der Aufgabenfülle bei der Versorgung von zu früh geborenen Kindern überfordert. Insbesondere da heute immer weniger Familien im selben Ort wohnen, sondern, aus meist beruflichen Gründen, deutschlandweit oder weltweit verteilt leben, sind die althergebrachten familiären Unterstützungsformen selten eine Option.

Das Engagement von Freiwilligen ist in diesem Zusammenhang entsprechend notwendig, hervorzuheben und weiter auszubauen. Die Gewinnung von Ehrenamtlichen für solche wichtigen Projekte steht besonders im Fokus. Eine professionelle Begleitung durch Freiwilligen-koordinatoren ist dringend notwendig. Sie bieten den Engagierten zum einen eine Austauschplattform, geben ihnen Rückhalt und gewährleisten ihnen den notwendigen Rückhalt. Zum anderen prüfen sie die Strategien zur Akquise neuer Freiwilliger.

Ziel dieser Arbeit ist es, die Zielgruppe für dieses soziale Projekt zu ermitteln und ihre Beweggründe und Motive zu untersuchen.

2 Forschungsvorhaben

2.1 Entdeckung des Themas

Die Autorin ist beruflich seit 2012 im Bereich der Servicestelle Ehrenamt im DRK-Kreisverband Berlin-Nordost e.V. tätig. Aufgrund ihrer Erfahrungen als Ehrenamtliche im Bereich Katastrophenschutz und ihrer hauptamtlicher Tätigkeit als Bereichsleiterin Hilfsorganisation ist sie auf die Veränderungen in der Art und der Dauer der freiwilligen Beteiligung aufmerksam geworden. Dabei bezieht sie sich auf den Umstand, dass langjährig ehrenamtliche Mitglieder nicht mehr den Großteil der aktiven Ehrenamtlichen ausmachen. Die Erkenntnisse stammen aus statistischen Auswertungen der Ehrenamtlichen für das Jahr 2014 im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit, aus persönlichen Gründen war eine statistische Auswertung für 2015/2016 nicht möglich.

Die Kenntnisse aus dem Studium und der vorherigen Ausbildung zur examinierten Gesundheits- und Krankenpflegerin zeigten große personelle Defizite im Pflege- und Fürsorgesektor der Dienstleistungsbranche, die aufgrund des demographischen Wandels auch in den nächsten Jahren weiter zunehmen werden. Die Verknüpfung der personellen Problematik im Pflegesektor und ein möglicher Problemlösungsansatz über die Beteiligung von freiwillig Engagierten liegt daher nahe und auch im persönlichen Interesse der Autorin.

Das Frühchen-Patenschafts-Projekt des DRK Kreisverband Berlin-City e.V. ist noch relativ jung und hilft dabei eine Versorgungslücke im städtischen Raum nach der Geburt von Frühgeborenen zu schließen. Insbesondere Familien, deren Angehörige nicht in der Nähe oder sogar im Ausland leben, erhalten über die freiwilligen Paten eine Unterstützung, die sie über Hebammen, Ärzte oder Pflegefachpersonal nicht bekommen würden. Es handelt sich um eine projektbezogene Beteiligung der Ehrenamtlichen, die im gewissen Rahmen befristet ist und ein sehr soziales und interessenstarkes Betätigungsfeld ermöglicht.

2.2 Relevanz für die Arbeit mit Ehrenamtlichen

Die Arbeit mit Ehrenamtlichen ist diffizil. Hier treffen vielfältige Kulturen, Interessen, Charaktere und soziale Hintergründe aufeinander. Freiwilligen-koordinatoren benötigen dafür ein hohes Maß an Menschenkenntnis und Vermittlungskompetenz.

Von den Ehrenamtlichen können keine festen Arbeitszeiten in der Woche oder sogar konkrete Leistungen wie im Rahmen eines Arbeitsvertrages eingefordert werden. Die Art der Hilfeleistung und die entsprechende Einsatzleistung wird durch den Freiwilligen bestimmt.

Um die intrinsische Motivation von Anfang an zu fördern und zu nutzen, helfen die Freiwilligenkoordinatoren. Durch Gespräche oder Fragebögen vermitteln sie den interessierten Bürger an das für ihn richtige Projekt. Somit ist die Leistungsbereitschaft von Anfang an hoch und der neugewonnene Ehrenamtliche hat mit hoher Wahrscheinlichkeit lange Freude an dieser Tätigkeit.

Aufgrund der immer schnelllebigeren Gesellschaft in Verbindung mit dem demographischen Wandel soll die vorliegende Untersuchung helfen, spezifische Zielgruppen zu identifizieren. Die Analyse dieser einschließlich ihrer spezifischen Tätigkeitsfelder können zu einer zielgruppengerechten Anwerbung genutzt werden.

Freiwilligenkoordinatoren müssen auch die Bedarfe auf dem Markt und im Dienstleistungssektor erkennen, damit Ehrenamtliche Lücken schließen können ohne hauptamtliche Strukturen zu ersetzen oder zu verdrängen. Freiwilligenkoordinatoren können mit entsprechend wissenschaftlich-fundierten Kenntnissen die Mitgliedergewinnung, -begleitung und -verabschiedung somit zielgruppenorientiert und öffentlichkeitswirksam gestalten.

2.3 Forschungsanliegen und -fragen

Zunächst soll in dieser Arbeit überprüft werden, ob die Zielgruppe für das Frühchen-Patenschafts-Projekt tatsächlich, wie in verschiedenen Studien beschrieben, ältere Menschen der Bevölkerung ist. Außerdem werden die Motive für die Entscheidung zu einem sozialen Engagement qualitativ untersucht.

Damit soll analysiert werden, welche Zielgruppe durch Gewinnungsmaß-nahmen für ein soziales Projekt wie eine Frühchen-Patenschaft erreicht werden kann.

Eine Ausweitung auf die Effizienz der bisherigen Gewinnungsmaßnahmen und mögliche neue Maßnahmen ist kein Thema für diese Arbeit, könnte jedoch weiter verfolgt werden, da dies hypothetisch gesehen, sicherlich eine Relevanz bei der Gewinnung und Begleitung der Ehrenamtlichen durch Freiwilligenkoordinatoren hat.

Die Kernfragen lauten:

Worin begründen Freiwillige des Frühchen-Patenschafts-Projekts ihre Mo-tivation für eine soziale unentgeltliche Tätigkeit mit diesem Schwerpunkt? Welche Zielgruppe an freiwillig Engagierten spricht das Projekt Frühchen-Patenschaft an?

3 Literaturrecherche

3.1. Internet- und Datenbankrecherche

Das Thema des Freiwilligen Engagements ist in der Wissenschaft sehr aktuell und mannigfaltig, wodurch die Bearbeitung einer entsprechend vielfältigen Auswahl an Medien relevant wurde.

Auf die internationale Ausweitung der Recherche wurde verzichtet, da sie den vorgegebenen Umfang der vorliegenden Arbeit überschreiten würde. Da sich das Erkenntnisinteresse an das deutsche Frühchen-Patenschafts-Projekt richtet, wählte die Autorin ausschließlich die Parameter aus der deutschen Literatur. Geben diese jedoch Verknüpfungen zu internationalen Quellen an, werden sie berücksichtigt und ausgewertet.

Ein direkter Bezug des Ehrenamtes auf die Arbeit mit Frühgeborenen ist jedoch kaum zu finden, daher wurden auch angelehnte und artverwandte Tätigkeitsfelder im Ehrenamt untersucht.

Insbesondere aufgrund der Aktualität des Forschungsfeldes des freiwilligen Engagements wurde zunächst eine Internetrecherche über die Such-maschine Google und dann über seinen Onlinedienst Google Scholar durchgeführt.

Mit den Suchbegriffen und ihrer unterschiedlichen Kombination folgte eine Auswahl an vorrangig quantitativen Studien: „Freiwilliges Engagement“, „Ehrenamt“, „Freiwilligkeit“, „Projektbezogenes Ehrenamt“, „Gewinnung“, „Akquise“, „Freiwilligenarbeit“, „Projekt“, „Frühchen“, „Frühgeborene“.

Insbesondere die groß angelegten Studien wie das Freiwilligensurvey 2009 und 2014 des BMFSFJ, die Literaturarbeit „betterplace lab“ 2011 von betterplace-lab.org, sowie die bevölkerungsrepräsentative Befragung von Haumann 2014 sind zu erwähnen.

Bei der Datenbankrecherche wurde die Datenbank CareLit verwendet.

Diese Datenbank ist über den WebCampus der Hamburger Fernhoch-schule freizugänglich und ermöglicht so den Zugang zu Literaturhinweisen aus den Themenkomplexen Pflege, Krankenhausmanagement und weiteren Gesundheitsfeldern.

Im Sucheingabefeld können über Schlagworte und die Operatoren AND, OR und NOT in der Datenbank gesucht und die Ergebnisse gefiltert wer-den.

Die Kombination der projektbezogenen Arbeit von Ehrenamtlichen er-brachte bei der Datenbank keine Ergebnisse. Ebenfalls waren die Quellen bezüglich der Frühgeborenen zumeist älter als zehn Jahre. Im Bezug auf die Versorgung der Frühgeborenen und ihrer Eltern gab es nur wenig wis-senschaftlich fundierte Literatur.

Zum Thema Ehrenamt oder Freiwilliges Engagement gab es aus soziologischer Sicht einige Quellen, die Grundlagen für den theoretischen Be-zugsrahmen der Arbeit liefern.

Tab. 1 Suchergebnisse CareLit (eigene Darstellung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Nach der Ermittlung der relevanten Literatur wurde diese bei weiterführenden Diensten bestellt.

3.2 Buch- und Zeitschriftenrecherche

Nach der Internet- und Datenbankrecherche wurde mittels OPAC der Universitätsbibliothek Greifswald nach weiterer Literatur gesucht. Hier wurden die Suchwörter verwendet, die bereits bei der Recherche in der Daten-bank zum Tragen kamen.

Auch im OPAC gab es nur wenige pflegewissenschaftliche oder medizinische Ergebnisse, sodass die Suche auf die benachbarten Studienrichtungen der Sozialen Arbeit und Psychologie ausgedehnt wurde.

Tab. 2 Suchergebnisse OPAC (eigene Darstellung)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die relevanten Quellen aus OPAC wurden direkt in der Bibliothek eingesehen und gescannt.

3.3 Ergebnisdarstellung

Zum Thema Ehrenamt und Freiwilligenarbeit gibt es derzeit aktuelle Studi-en und standardisierte Befragungen wie zum Beispiel das Freiwilligensurvey von 2014. Zum Vergleich und Entwicklungstrend wurden dazu aus den Jahren 1999, 2004 und 2009 die Surveys hinzugezogen. Bei dem Survey von 2014 oblag die wissenschaftliche Leitung dem Deutschen Zentrum für Altersfragen (DZA) und die Befragung wurde durch das Institut für angewandte Sozialwissenschaft (infas) durchgeführt. Bei der Befr-gung zeigt sich ein positiver Trend hin zum freiwilligen Engagement in der Bevölkerung (vgl. Simonson 2016: 15).

Auch die Literaturarbeit betterplace lab (2011) setzt sich mit dem Thema Ehrenamt auseinander. Diese Arbeit wurde durch die Internetplattform bet-terplace-lab.org durchgeführt, die sich wissenschaftlich mit verschiedenen Themen des Ehrenamts auseinandersetzt. Das Team besteht aus Wissenschaftlern verschiedener Fachrichtungen unter anderem Kulturwissenschaft, Politikwissenschaft und Friedens- und Konfliktforschung. Das Team um Dennis Buchmann hat sich dabei auch besonders mit dem Thema der Motivation von Ehrenamtlichen befasst (vgl. betterplace-lab.org/Team).

In der Ausarbeitung „Spektrum und Konzepte ehrenamtlicher Helfer im deutschen Gesundheits- und Pflegesystem - eine internetbasierte Recherche“ wurden insbesondere Best-Practise-Beispiele herausgearbeitet und vorgestellt. Dr. phil. Sabine Hamm hat den Beruf der Krankenschwester gelernt, bevor sie Soziologie studierte (vgl. Hamm 2012: 3 ff).

In der Dissertation von Schlaugat werden insbesondere die Motive freiwilliger sozialer Tätigkeiten näher betrachtet. Hier wird die Hypothese aufgestellt, dass die Ehrenamtlichen selbst betroffen sind und dementsprechend das Tätigkeitsfeld auswählen (vgl. Schlaugat 2010: 165).

In der Studie „Engagement in der Freien Wohlfahrtspflege“ wurde im Par-tätischen Wohlfahrtsverband das freiwillige Engagement und dessen Förderung untersucht und diskutiert. (vgl. Backhaus-Maul 2015: 19).

Der „Bericht zur Lage und zu den Perspektiven des bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland“ stellt einen kurzen Rundum-Blick auf die damaligen wissenschaftlichen Erhebungen dar (vgl. Alscher 2009)

Mit dem Themenkomplex des Freiwilligenmanagements und Projektmanagements im Ehrenamt lassen sich verschiedene Ausarbeitungen finden, jedoch nur begrenzt wissenschaftlich fundierte Studien. Einen Blick auf den derzeitigen Stand des Freiwilligenmanagements bietet die Masterar-beit von Rundnagel (vgl. Rundnagel 2013: 58 ff).

Den Bereich der Motive des sozialen freiwilligen Engagements decken verschiedene Publikationen und wissenschaftliche Arbeiten ab: das Sach-buch „Motivation und Anerkennung im freiwilligen Engagement“ von Schürmann (2013) oder die Auswertung der bevölkerungsrepräsentativen Befragung durch das Institut für Demoskopie Allensbach (2013). Im Rahmen des langfristigen Forschungsprojektes Bielefeld 2000plus erschien im Diskussionspapier Nr. 20 (2002) die Auseinandersetzung mit der Motivation der Freiwilligen unter dem Aspekt Altruismus versus Egoismus. Das Diskussionspapier Nr. 6 „Zivilgesellschaft im Lebenszyklus“ befasst sich mit den Motiven von Engagierten des Deutschen Roten Kreuzes (vgl. Pierdzioch 2014: 3).

Die Aspekte der Frühgeborenen-Versorgung sind in einer retrospektiven Befragung des Harlekin Vereins zum Thema „Belastungserleben von Müttern ehemals sehr frühgeborener Kinder und Zufriedenheit mit der Unter-stützung in einem interdisziplinären Nachsorgeprojekt“ (Gehrmann 2012: 1) untersucht worden. Die beiden Artikel „Case-Management in der Nach-sorge bei Frühgeborenen und Risikoneugeborenen nach dem Augsburger Modell“ (Porz 2003: 31-34) und „ Familienorientierte Nachsorge bei Früh-geborenen fördert die Mutter-Kind-Interaktion und reduziert die mütterlichen Belastungen“ (Porz 2006: 5) bieten einen kurzen Einblick in die rele-vanten Aspekte der Nachsorge einer Frühgeburt (vgl. Porz 2003: 31; Porz 2006: 5).

4 Theoretischer Bezugsrahmen

4.1 Ehrenamt / Freiwilligenarbeit

Das Ehrenamt und die Freiwilligenarbeit werden in einigen Quellen unter-schiedlich definiert und in anderen wiederum synonym verwendet. Während das Ehrenamt oder das bürgerschaftliche Engagement gleich-bedeutend verwendet werden, handelt es sich bei der Freiwilligenarbeit in einigen Artikeln um einen Unterbereich der ehrenamtlichen Betätigung und wird auch als Freiwilligendienst bezeichnet. Der Freiwilligendienst ist für zumeist junge Menschen vor dem Eintritt in das Berufsleben, welcher in Teil- und Vollzeit geleistet wird. Das Freiwillige Soziale Jahr (FSJ) oder Freiwillige Ökologische Jahr (FÖJ) sind Beispiele dafür (vgl. Schlaugat, 2010: 30-33).

Das Ehrenamt wird unterschiedlich ausführlich definiert.

In der ersten Recherche gibt Wikipedia, ein Internetlexikon, welches durch Freiwillige geschrieben wird, folgende Definition heraus:

„Ehrenamt ist im ursprünglichen Sinn ein Engagement in öffentlichen Funktionen, legitimiert durch eine Wahl (…). Der Begriff Ehrenamt ist je-doch im gängigen Sprachgebrauch nicht klar von ‚bürgerschaftlichem Engagement‘ oder der ‚Freiwilligentätigkeit‘ abgegrenzt. Im Allgemeinen wird darunter altruistisches Handeln verstanden, bei dem eine Einzelperson oder eine Gruppe freiwillig und unentgeltlich Arbeit leistet. Ehrenamtliches Engagement hilft sowohl den Nutznießern als auch den Helfern. Die Tätigkeit kann regelmäßig oder auch sporadisch sein (…) Für ehren-amtliche Tätigkeit fällt ggf. eine Aufwandsentschädigung an.“ (Wikipedia 2017: o.S.)

In der Inaugural-Dissertation von Schlaugat fasst diese verschiedene Definitionen wie folgt zusammen:

Ehrenamt ist „ein öffentliches Amt, das weder in engen familiären oder freundschaftlichen Beziehungen, noch um merkantiler oder politischer Er-folge willen ausgeübt wird, sondern in der bewussten Entscheidung bürgerschaftlicher Verantwortung. (…) Ehrenamtliches Engagement ist als sozialstaatliche Aufgabe eingebunden und vertreten in und durch Wohlfahrtsorganisationen und (private) Netzwerke.“ (Schlaugat 2010: 33 ff).

Die vom Deutschen Bundestag 1999 eingesetzte Enquetekommission „Zukunft des bürgerschaftlichen Engagements“ legte fünf Kriterien fest, die die Freiwilligenarbeit definieren und ein sechstes Kriterium ergänzte die Definition, um das Ehrenamt zu beschreiben.

Die ersten fünf Kriterien sind:

„freiwillig, … unentgeltlich, … öffentlich, … gemeinschaftlich, … gemeinwohlorientiert, …“ (Buchmann 2011: 9).

Das ergänzende sechste Kriterium ist:

„auf der Grundlage geltenden Rechts gewählt oder berufen“ (Buchmann 2011: 9).

Freiwillige haben für ihre Tätigkeit unterschiedliche Motive und Beweg-gründe. Dabei wird Motivation allgemein wie folgt definiert:

„Motivation ist die Abweichung eines angestrebten Zustandes (Sollwertes) von einem aktuellen Zustand (Istwert). Diese Abweichung gibt dem Verha-ten Energie, Richtung und Ausdauer.“ (Scheffer 2006: 9).

Motive können extrinsisch oder intrinsisch beeinflusst sein. Extrinsisch beeinflusste Motivation heißt von außen beeinflusste Motivation (vgl. Simon-son 2016: 40). Beispielsweise übernimmt ein Freiwilliger eine Tätigkeit, weil er dafür eine Aufwandsentschädigung erhält.

Intrinsisch beeinflusste Motivation bedeutet, dass innere Beweggründe Einfluss nehmen. Zum Beispiel ein Freiwilliger beteiligt sich, weil es ihm um die Freude bei der Tätigkeit geht (vgl. Simonson 2016: 40).

Im Freiwilligensurvey wird die Motivation außerdem nach altruistischen, also uneigennützigen, Merkmalen und egoistischen, demnach eigennützigen, Merkmalen unterschieden (vgl. Simonson 2016: 40).

4.2. Freiwilligenmanagement

Freiwilligenmanagement ist ein wichtiger Baustein in der Begleitung und Förderung des Ehrenamts und hat sich insbesondere seit den 1990er Jahren stark entwickelt.

Der Begriff leitet sich aus dem angelsächsischen volunteer management ab und beschreibt eine aktuelle Form der Zusammenarbeit mit Freiwill-gen. Diese umfasst folgende Aufgaben: Prozess der Planung, Gewinnung, Begleitung, fachlichen Unterstützung und Qualifizierung, Anerkennung und Evaluation von freiwilligem Engagement (vgl. Biedermann 2012: 58). Außerdem sind auch Qualitätssicherungs- und Evaluationsmaßnahmen Auf-gabenschwerpunkte von Freiwilligenmanagern, sowohl für die Freiwilligen als auch für die eigene Arbeit. (vgl. Nachtmann 2012: 109).

Dabei unterteilt sich das Freiwilligenmanagement in zwei Ebenen: die managerielle und die operative Ebene. Die Abbildung 2 (s. S. 18) zeigt ein Schaubild der Aufgabenprozesse der jeweiligen Ebene. Die operative Ebene gleicht dabei der Freiwilligenkoordination und beschäftigt sich mit der Erarbeitung von Aufgabenprofilen, Freiwilligengewinnung und -qualifi-zierung, sowie der Begleitung vom Anfang bis zum Ende einer Freiwilligentätigkeit (vgl. Kegel 2012: 73).

Die managerielle Ebene kann durch eine Position besetzt sein, beziehungsweise ein Teil der bestehenden Vorstands- oder Führungsaufgaben sein.

Hier geht es vor allem darum, dass die Strategie für die Freiwilligenkultur, Budgetplanung, die förderlichen und die nötigen Rahmenbedingungen für eine Freiwilligenarbeit auch durch Netzwerk- und Lobbyarbeit sowie Per-sonalentwicklung geschaffen und gefördert werden. (vgl. Kegel 2012: 73).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Ebenen des Freiwilligenmanagements, Reifenhäuser 2012

4.3 Ehrenamtliche Projektarbeit

4.3.1. Projektarbeit

Gemäß der Deutschen Industrie Norm 69901 handelt es sich bei einem Projekt um „ein Vorhaben, das ... durch (die) (Erg. d. Aut.) Einmaligkeit der Bedingungen in ihrer Gesamtheit gekennzeichnet ist“ (DIN 69901 2009: o.S.). Als Bedingungen werden unter anderem genannt: „Zielvorgabe, zeit-liche, finanzielle, personelle … Bedingungen, Abgrenzung gegenüber an-deren Vorhaben und projektspezifische Organisation.“ (DIN 69901 2009: o.S.). Ein Projekt kennzeichnet sich durch die folgenden Merkmale: ein-malig, zeitlich befristet und spezifisches Ziel. Es setzt sich mit komplexen Zusammenhängen auseinander und es sind mehrere Menschen beteiligt, die einer besonderen Koordination der Aufgaben bedürfen (vgl. Riedner 2010: 4).

Es werden oft vier Phasen in der Projektarbeit unterschieden:

Die Projektdefinition dient der Erstellung des Projektauftrages und der Absprache mit etwaigen Auftraggebern, es werden die ersten Ressourcen ermittelt.

Die Projektplanung dient der theoretischen Unterteilung des Projektes in einzelne Teilaufgaben, auch Arbeitspakete genannt, es werden Zwischen-ziele, so genannte Meilensteine, eingeplant. Zeit- und Personalentschei-dungen werden hier getroffen.

Daran angeschlossen folgt die Projektdurchführung, in der die Planungen zum Tragen gelangen und regelmäßig kontrolliert wird, ob alle geplanten Inhalte auch eingehalten werden.

Beim Projektabschluss erfolgen eine Präsentation des Ergebnisses und eine Reflexion über das gesamte Projekt. (vgl. Riedner 2010: 9)

4.3.2. Ehrenamtliche in der Projektarbeit

Freiwillige Helfer in der Projektarbeit verschaffen vielen Teams, die aus bezahlten Kräften bestehen, einen weiteren Motivationsschub. Die Motivation der freiwillig Engagierten ist von vorn herein eine ganz andere, da sie meist auf das Ziel bezogen ist und nicht auf die Entlohnung oder Anstellung.

Jedoch ist die Arbeit mit gemischten Teams aus Ehrenamtlichen und An-gestellten oder nur aus Freiwilligen diffizil. Die Schwierigkeit besteht darin, dass die privaten Bedürfnisse der freiwilligen Helfer Vorrang haben, so-dass eine Überforderung entstehen kann. Daher sind nicht dieselben Verbindlichkeiten im Vergleich zu Hauptamtlichen und Angestellten zu erwarten. Eine Koordination der gerechten Verteilung der Aufgaben und die An-erkennung und Wertschätzung der Helfer spielen dabei eine sehr wichtige Rolle (vgl. Niklas, 2015: o.S.).

Freiwillige können als Laie in verschiedenen Projektfeldern eingesetzt werden, aber sie können auch ihre beruflichen und/oder akademisch-fachlichen Kompetenzen einbringen. Ein Einsatz freiwilliger Helfer ist von der Organisation einer Veranstaltung bis zur Erstellung einer Werbekampagne denkbar.

5 Forschungsdesign und Forschungsmethodik

5.1. Methodenauswahl und -beschreibung

Wissenschaftlich fundierte Informationen zu den Themen Motivation von interessierten Bürgern und Einbindung dieser Motivation in die Akquise sind begrenzt. Der qualitative Forschungsansatz ist eine Möglichkeit, um einen ersten Eindruck vom Thema zu gewinnen und hieraus Hypothesen abzuleiten (Mayring 2003: 20).

Die Arbeit hat daher einen explorativen Charakter und dient der Informationssammlung. Komrey beschreibt die Exploration als detektivisches, in die Tiefe gehendes Erkunden des Forschungsfeldes (vgl. Komrey 2000: 67).

Um einen Eindruck von der Akquise und den Beweggründen von Intere-senten vor Antritt des Ehrenamts und im Verlauf zu erhalten, wird jeweils ein halbstandardisiertes Leitfaden-Interview mit drei Ehrenamtlichen des Frühchen-Patenschafts-Projekts durchgeführt. Ein qualitativer For-schungsansatz bietet die Möglichkeit, die Motivation der Ehrenamtlichen individueller zu erfahren, da auch die Erfahrungen und persönlichen Be-gründungen für ihre Motivation Gewicht erhalten und in die Auswertung einfließen können. Ein halbstandardisiertes Leitfaden-Interview ist eine mündliche Befragung, bei der eine subjektive Theorie untersucht wird (vgl. Legewie 1998: 9). Die Autorin unterstellt den Befragten, dass ihre Motivation für ihr freiwilliges Engagement in ihrer Biografie begründet liegt (vgl. Schlaugat 2010: 165). Die Form des Interviews lässt daher den Befragten einen Freiraum, um über ihre Motive und ihren Werdegang zum Ehrenamt zu berichten, bietet dem Interviewer aber auch die Möglichkeit konkrete Fragen zum Thema zu stellen oder auf Gesagtes noch genauer einzugehen. Da es sich um ein halbstandardisiertes Interview handelt, können die Fragen in einer vorher nicht festgelegten Reihenfolge gestellt werden. Der Interviewer kann sich von dem Gespräch leiten lassen (vgl. Legewie 1998: 3ff.).

In der Erklärungs- und Einleitungsphase stellt der Interviewer kurz den Rahmen des Interviews vor und erläutert das Ziel des Gesprächs. Die Einstiegsfrage für das Interview gibt die Richtung des Gesprächs vor.

Im Anschluss der Fragen wird der Interviewer zum Zuhörer und regt lediglich durch neutrale Äußerungen („hm, hm“) den Erzählfluss an (vgl. Lamnek 2005: 340). Verständnis- und weiterführende Fragen in einer Ge-prächspause oder nach abgeschlossener Beantwortung der vorherg-henden Frage können ergänzt werden.

5.2 Auswahl der Probanden und Feldzugang

Das Projekt „Frühchen-Patenschaft“ des DRK-Kreisverbandes Berlin-City e.V. besteht seit 2010 und war finanziell auf vier Jahre durch die private Förderorganisation Aktion Mensch befristet. Das Projekt wird derzeit durch Spenden und Mitgliedsbeiträge des Kreis-verbandes weiterfinanziert und verlängert. Der Bedarf der Betreuung der Familien von Frühgeborenen durch ehrenamtliche Paten wird auch weiterhin durch die beteiligten Berliner Kliniken (Charité und Vivantes) gesehen. Sofern die finanziellen Mittel des Kreisverbandes eine dauerhafte Eingliederung der Frühchen-Patenschaft zulassen oder weitere Förderun-gen möglich sind, wird in der Zukunft der Projektstatus sicherlich aufgehoben werden müssen, da es dann der Definition eines Projektes (vgl. DIN 69901 2009: o.S.) nicht mehr gerecht wird (vgl. DRK-KV City e.V. 2016: o.S.).

Die Akquise neuer Ehrenamtlicher erfolgt zum größten Teil über eine Annonce in der Berliner Woche. Dabei handelt es sich um eine Zeitung, die fast alle Haushalte in Berlin kostenfrei erhalten. Unter bestimmten Voraus-setzungen können Vereine und Organisationen Ehrenamtsgesuche kos-tenfrei einstellen. Diese Annonce wird einmal im Jahr über mehrere Wochen geschaltet womit neue Mitglieder intensiv angeworben werden.

Es folgen viele Meldungen per Telefon oder E-Mail an die beiden haupt-amtlichen Mitarbeiterinnen des Projektes. Diese informieren die Interessierten und filtern diese weiter aus. Es folgen direkte Gespräche mit mehr als durchschnittlich hundert Interessenten, von denen im Schnitt rund zwanzig Personen an dem Einführungskurs teilnehmen.

Bei diesem Lehrgang lernen die Teilnehmer unter anderem wie sie mit Frühgeborenen zu agieren haben, psychisch mit den zu erwartenden Belastungssituationen umgehen können sowie die Nähe und Distanz richtig einzuschätzen.

Die gesamte Gewinnungsphase dauert etwa drei bis vier Monate. Im restlichen Jahr folgen Anmeldungen lediglich durch Mundpropaganda oder durch Berichte zum Projekt in einschlägigen Magazinen und Zeitungen (telefonische Aussage Zoll-Rüter, A. 20.04.2015).

Die ausgebildeten Ehrenamtlichen werden in Familien vermittelt, die von der Sozialen Beratung der Charité nicht als sozial oder psychisch kritisch eingestuft werden und somit dem Raster für die Sozialpädagogische Familienhilfe des Jugendamtes nicht entsprechen. Diese Familien melden jedoch oft den Bedarf an Unterstützung bei der Betreuung ihres Frühgeborenen an, da meistens keine weiteren Familienangehörigen in der Nähe wohnen. Bei 45% der Familien hat mindestens ein Elternteil einen Migrationshintergrund (vgl. DRK Soforthilfereport 2014: 2-4).

Bei dem Einführungsgespräch mit den beiden hauptamtlichen Mitarbeite-rinnen des Projektes teilte die Autorin mit, dass sie drei Freiwillige inter-viewen möchte. Die Mitarbeiterinnen filterten aus datenschutzrechtlichen Gründen ihre 76 aktiven Ehrenamtlichen selbst. Sie wählten von diesen drei Mitglieder aus, die den Vorgaben der Autorin weitestgehend entsprachen.

Die telefonischen Kontaktdaten der betreffenden Mitglieder wurden der Autorin per E-Mail mitgeteilt, sodass die Absprachen zu den Terminen persönlich getroffen werden konnten.

Die Ehrenamtlichen waren seit Mitte 2010, Anfang 2013 und Ende 2014 dabei.

Den Ehrenamtlichen soll ein geschützter Rahmen geboten werden, so-dass sie von ihren persönlichen Erfahrungen berichten. Sie werden daher anonymisiert und entsprechend ihrer zeitlichen Zugehörigkeit von längste bis jüngste Mitgliedschaft als Person B1, Person B2 und Person B3 er-fasst. Die Interviews werden aufgrund der räumlichen Entfernung der Wohnorte und im Interesse der zeitlichen Ressourcen der Befragten tele-fonisch durchgeführt.

5.3. Entwicklung des Interviewleitfadens

Ein Interviewleitfaden bildet die Grundlage für das Gespräch. So wird die Vergleichbarkeit der Interviews erreicht und der Interviewer behält den Überblick über seine Fragen und sein Thema. Helfferich geht hier nach einem vierstufigen System vor, es wird als „SPSS-Prinzip“ bezeichnet (Helfferich 2011: 182 ff).

Zuerst beginnt das Sammeln aller bisherigen Fragen und Hypothesen. Auch Überleitungs- und Auflockerungsfragen sind hier wichtig. Zu diesem Zeitpunkt gibt es noch keine Begrenzung der Fragen.

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Ende der Leseprobe aus 66 Seiten

Details

Titel
Woher kommt die Motivation für ein Ehrenamt? Der Berliner DRK und sein Projekt für Frühgeborene
Hochschule
Hamburger Fern-Hochschule
Note
1,8
Autor
Jahr
2017
Seiten
66
Katalognummer
V453847
ISBN (eBook)
9783668875807
ISBN (Buch)
9783668875814
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Ehrenamt, Motivation, Freiwilligenarbeit, DRK
Arbeit zitieren
Janine Plomann (Autor:in), 2017, Woher kommt die Motivation für ein Ehrenamt? Der Berliner DRK und sein Projekt für Frühgeborene, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/453847

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