Trendsport in der Schule. Tanz, Bewegungsdarstellungen und ihre Integration im koedukativen Sportunterricht


Hausarbeit, 2016

14 Seiten, Note: 2,3

Anonym


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2. Der Trendsportarten in der Schule: Definition und Bereiche

3. Probleme der Integration von Trendsportarten in den Schulsport

4. Tänzerische Bewegungsdarstellungen und die Integrationsmöglichkeiten im koedukativen Sportunterricht

5. Empfehlungen für Unterrichtskatalog

6. Zusammenfassung – Ausblick

7. Quellen und Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Tanzen und jegliche Form von Bewegungsdarstellungen liegen voll im Trend. Die außerschulische Tanzszene wie zahlreichen Wettbewerbe und Tanzshows im Fernsehen zeigen, dass Tanzen mächtig in Schwung geraten ist. Expressive Darstellungsformen wie Capoeira, Hip-Hop, Jump-Style, Afro-Pop, Latin-Dance, Zumba begeistern ein breites Publikum. Es ist bemerkenswert, wie viele Tanzstudios in den letzten Jahren mehr und mehr Tanzkurse für Kinder und Jugendliche für alle Niveaus und Kombinationen anbieten. Zahlreiche Filme und Accessoires für die diversen Stillrichtungen überschwemmen den Markt und schnelle, avantgardistische Formen des Tanztheaters und Varietés erobern mehr Zuschauerkreise.

Das Tanzen im Sportunterricht erwacht erst seit kurzem aus seinen Dornröschenschlaf. Tanzen und Bewegungsdarstellungen ermöglichen Kindern und Jugendlichen wichtige Erfahrungen im Bereich der körperlichen Aktivität und helfen bei der Entwicklung von Körpersprache und Koordination. Außerdem verbessern das Miteinander außer der Wahrnehmung, auch die Vorstellungskraft und die koordinativen Fähigkeiten.

In der folgenden Arbeit beschäftige ich mit der Frage der Integrationsmöglichkeiten des Tanzens im koedukativen Sportunterricht. Dazu werde ich einen kurzen Überblick zum Trendsport in der Schule liefern. Im zweiten Kapitel werde ich auf die Probleme der Integration von Trendsportarten in den Schulsport eingehen und werde darzustellen versuchen, ob die institutionellen Rahmenbedingungen in der Schule die Sicherheit bei der Planung, der Einführung und Gestaltung von Trendsportarten im Schulsportunterricht fördern oder behindern. Im dritten Abschnitt werde ich auf die Frage eingehen, warum Tanzen und Bewegungsgestaltung in einer gemischten Gruppe von Jungen und Mädchen sinnvoll sind und warum unter anderen Hip-Hop und Jump-Style, als Tanzrichtungen im koedukativen Sportunterricht gut durchführbar sind. Dabei werde ich auf dem Mehrwert dieser Tanzrichtungen für die Individualität wie auch für die Heterogenität im Sportunterricht eingehen.

Außerdem werde ich am Ende meiner Arbeit Empfehlungen für den Unterrichtskatalog zusammenfassen, als Hilfestellung für eine Unterrichtseinheit Bewegung und Gestalten in einer gemischten Klasse.

Am Ende dieser Arbeit werde ich ein kurzes Fazit mit einer persönlichen Stellungnahme abgeben und versuchen darzulegen warum eine weitere Beschäftigung mit dieser Thematik auch in Zukunft notwendig und bedeutsam ist.

2. Der Trendsportarten in der Schule: Definition und Bereiche

Als Trendsportarten werden Sportarten bezeichnet, die sich durch neue Bewegungsformen in Verbindung mit neuen Sportutensilien zu auszeichnen. Dadurch wird ein Sportverständnis popularisiert, das nicht immer sich mit dem traditionellen Sportbegrifft einhergeht. Anstelle von Leistung tritt der Spaß in den Vordergrund und die informelle Gruppe vereint, meist durch die englischen oder französischen Trendsportart spezifischen Begriffen, ersetzt die Vereine oder Verbände (Lamprecht/Stamm 1998, S.570).

Laut Schwier (2000) wird die Verbreitung neuer Bewegungspraktiken durch die Wechselwirkung zwischen den zeitweiligen Akteuren und der Sportbranche vorangetrieben. Insofern stellt sich die Frage nach der Authentizität der Trendsportarten. Denn diese versuchen sich selbst zu inszenieren, wobei es zu Interessenkonflikten zwischen den Repräsentanten des Sportsystems und denen, die Trendsport treiben, kommt. Typische Charakteristika der Trendsportarten, durch die diese sich von traditionellen Sportarten unterscheiden, lassen sich laut Schwier so klassifizieren: Trend zur Stilisierung, zur Beschleunigung, zur Virtuosität, zum Extremismus, zum Event und zum Sampling (Schwier 2003, S. 81-86).

Trendsportarten unterstützen die soziale Identität und implizieren ein bestimmtes Lebensgefühl und eine Identifikation der Akteure, die über das reine Sporttreiben im engeren Sinn hinausgehen (vgl. Winter 2003). Zusammenfassend lässt sich festhalten dass der Begriff Trend bzw. Trendsport nicht durch eine einheitliche Definition erfasst werden kann.

Die didaktische Diskussion hat überwiegend Einigkeit darüber erzielt, dass sich bestimmte Trendsportarten in den Schulsportunterricht unter Berücksichtigung gewisser Faktoren des außerschulischen Sports und der Alltags-Bewegungskultur integrieren lassen. Eine der Aufgaben des Schulsports ist – neben der Förderung der Handlungsfähigkeiten – das Akzentuieren, Kontrastieren, Integrieren. Dies erfordert bei den Schülern und Schülerinnen (im folgenden SuS), die Förderung der Entfaltung der Körper und Bewegungskompetenz als zwingende Voraussetzung, um neue pädagogische Perspektiven des Sportsunterrichts zu unterstützen (vgl. Winter 2003).

Zum Schluss: Beim Betrachten, welchen sozialisatorischen Einfluss der Mediensport auf die Gesellschaft hat, kommt dem Schulsport die Aufgabe zu, Kinder und Jugendliche beim Erlangen der dazugehörigen Kompetenzen zu unterstützen, dies nicht von sich zu weisen und diese Aufgabe vor allem den Medien und dem Sportsystem zu überlassen. Der Schulsport sollte seinen Verpflichtungen nachgehen und den Heranwachsenden die Möglichkeit geben, neue und vielfältige Bewegungskulturen kennenzulernen und auszuprobieren. Somit könnten SuS, die sonst es nicht gewagt hätten, eine bestimmte Trendsportart auszuprobieren – sei es aus sozialen, gesellschaftlichen oder finanziellen Beweggründen – die Möglichkeit bekommen, dieses zu erleben bzw. auszuleben, ohne sich an einen strikten Kleidungstil zu halten oder kostspielige Erstausstattungen anzuschaffen. (Schwier 2003, S. 69).

3. Probleme der Integration von Trendsportarten in den Schulsport

Der Schulsport sollte laut Söll (2000, S. 378) beim Einführung von Trendsportarten im Schulsportunterricht auf die Vermethodisierung und das Vortäuschen des Szenelebens im Unterricht verzichten. Vielmehr sollte der Schulsport den Heranwachsenden die Möglichkeit bieten, Vergleiche zu anzustellen zwischen traditionellen und innovativen Bewegungsformen und währenddessen die Möglichkeit haben, über Lernprozesse und verschiedene bewegungskulturelle Praktiken nachzudenken, zu entdecken und diese gegebenenfalls rekonstruieren zu können.

In Hinblick auf den mehrperspektivischen Ansatz von Ehni (1977), in den eine der Aufgaben von Schulsport darin besteht, diskreten Sinn und Handlungszusammenhänge sichtbar zu machen, damit SuS im Sport handlungsfähig werden können. Dies könne eigentlich nur derjenige sein, der selbst Erfahrungen machen kann und darüber hinaus diese Erfahrungen als Ausblick verknüpfen kann.

Obwohl mache Autoren den Bildungswert des Schulsports immer wieder betonen, fiel jahre- lang die Auswahl der Inhalte für den Unterricht auf die klassischen Sportarten: Leichtathletik, Basketball, Turnen oder Gymnastik. Diese sind nicht pädagogisch sinnvoller oder bildender als Skateboarden, Hip-Hop, Jump-Style, Rope-Skipping (vgl. Schwier, 2003). Sport ist in jeder seine Ausführungsformen ein pädagogisch mehrdeutiger Inhalt, der erst durch die entsprechenden didaktischen Durchführungen den Bildungsprozess der SuS bereichern kann.

Allerdings machen Befürworter der Einführung von Trendsportarten im Schulsport deutlich, dass es nicht darum geht, jeder neuen Trendsportart hinterherzulaufen und ohne didaktische Anordnung in der Schule wiederzugeben, sondern viel mehr SuS zu einer kritisch-reflexiven Herangehensweise zu befähigen und – soweit es geht – einem weiteren Spektrum der gegenwartsnahen Sportkultur zugänglich zu machen. (Balz et al. 1994, S. 20). Die Kritiker der Einführung von Trendsportarten in den Schulsport geben zu bedenken, dass die besonderen Charakteristika und Merkmale des Trendsports verloren gehen können, wenn diese an die pädagogischen Perspektiven von Schulsport angepasst werden. Hinzu könnten der Reiz der Performance und die Attraktivität der Trendsportarten durch die didaktisch-methodische Integration in den Schulsport ebenfalls verloren gehen (vgl. Söll 2000).

Ebenfalls lässt sich in diesen Zusammenhang hervorheben, dass die Probleme bei der Integration der Trendsportarten in den Schulsport in erster Linie durch das nicht kalkulierbare Verletzungsrisiko im Trendsport gegeben sind. Oftmalig steigen die Verletzungen bzw. Unfälle bei Einführung neuer Bewegungsformen, welche im Rahmen des Sportsunterrichts gering gehalten werden sollten, an (vgl. ebd.). Auch organisatorische Aspekte stellen Hindernisse dar. Darunter gehören die erschwerten Aufsichtsbedingungen, wenn mehrere Schüler nur von einer Lehrkraft beabsichtigt werden sollten. Ebenso sind die räumlichen, örtlichen und materiellen Rahmenbedingungen sowie auch die finanzielle Situation der Schulen Argumente, die gegen die Integration von Trendsportarten in den Schulsport sprechen.

Die oben aufgeführten Probleme bei der Integration von Trendsportarten in den Schulsport treffen in dieser Form auf die Trendsportart Tanzen bzw. Hip-Hop Jump-Style und viele andere Kombinationen von Bewegungsdarstellungen nicht zu. Um das Tanzen in den Schulsport integrieren zu können, ist man weder auf das Wechseln zu anderen Sportstätten angewiesen noch sind von der Schule und den SuS teure Anschaffungen vonnöten, um die pädagogischen Perspektiven und Lernziele umsetzen zu können. Das größte Problem stellt sich in einer anderen Form dar – den Pädagogen. Tanzen, Bewegung und Gymnastik sind im Spannungsfeld zwischen männlichen und weiblichen Sportlehrern. Wahrnehmung und Bewertungsmuster im Sport basieren auf historischen Entwicklungen, die in der Regel von Männern als von denen, die den Sport betriebenen haben und die nun die Normen definieren. Ballsportarten werden großenteils von Männern unterrichtet, während sich für Gymnastik und Tanz ausschließlich Frauen zuständig fühlen. Trotz der Konsolidierung in allen Lehrplänen finden beispielweise Tanzen mit Hip-Hop, Jump-Style oder Body Percussion nach wie vor selten statt und führen so nur ein Schattendasein (vgl. Frohn, 2010).

Seit der Einführung des koedukativen Sportunterrichts in den siebziger Jahren wurde nicht nur die Verbesserung der sportlichen Leistung sondern auch das soziale Lernen als wesentliches Merkmal festgestellt, die sowohl Jungen wie Mädchen zugutekommen. Die Schwierigkeit im Umgang mit differierenden Körper- und Bewegungserfahrungen von Mädchen und Jungen liegt in einer historisch gewachsenen, unterschiedlichen Lernkultur, was ferner eine große Herausforderung für die Sportlehrpersonen darstellt (vgl. Sobiech 2013).

So wie der Ansatz von vielen Wissenschaftlern vertreten wird, bei dem Bewegungsgebiete den Mädchen zugänglich gemacht werden müssten, so sollten auch andere Gebiete wie zum Bsp. Gymnastik und Tanz den Jungen zugänglich sein. Indessen schafft der Sportlehrer Situationen, die den koedukativen Tanzunterricht zu einen Gruppenerlebnis für die SuS werden lässt, bei dem es für niemanden eine Schande wird, irgendeine Bewegung nicht zu können. Denn Jungen und Mädchen ergänzen sich, arbeiten kooperativ miteinander und schätzen einander (Walter, 2003).

[...]

Ende der Leseprobe aus 14 Seiten

Details

Titel
Trendsport in der Schule. Tanz, Bewegungsdarstellungen und ihre Integration im koedukativen Sportunterricht
Hochschule
Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover  (Institut für Sportwissenschaften)
Note
2,3
Jahr
2016
Seiten
14
Katalognummer
V454089
ISBN (eBook)
9783668874947
ISBN (Buch)
9783668874954
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Trendsport in der Schule, Trendsport in der Gesellschaft, Hip Hop, Tanzen
Arbeit zitieren
Anonym, 2016, Trendsport in der Schule. Tanz, Bewegungsdarstellungen und ihre Integration im koedukativen Sportunterricht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/454089

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