»The first way in which a new generation takes control of society is through the culture; the arts, films, books, music. Through all entertainment. People who feel safe and secure in the existing society are frightened by ideas that threaten their power. People who hold the power in society want nice complacent forms of entertainment, films that comfort people and support the status quo.« – Chuck Palahniuk
Die meisten Financiers der Traumfabrik Hollywood meiden komplizierte Stoffe oder subversive Themen, die den gesellschaftlichen Konsens in Frage stellen. Da die Erfahrung offensichtlich gelehrt hat, dass Filme mit provokanten Inhalten ein weitaus höheres ökonomisches Risiko darstellen und eher Umsatzeinbußen mit sich bringen können, sind Produzenten stets darauf bedacht, die breite Masse mittels lukrativem und leichtverdaulichem Blockbuster-Kino zu unterhalten. Kritische Reflexionen der gesellschaftlichen Realität bleiben damit zumeist dem Kunst- bzw. Independentkino vorbehalten, in dem soziale Proteste, Randgruppen, Denkverbote oder Tabus ihren Platz auf der Leinwand, nicht aber ihr großes Publikum finden.
Unter diesen Vorzeichen zählen Filme, wie z.B. Stanley Kubricks A CLOCKWORK ORANGE3, Martin Scorseses TAXI DRIVER4 oder Oliver Stones NATURAL BORN KILLERS5, mit ihren gewalthaltigen und kontroversen Inhalten, zu den Torheiten der auf Kommerz und Mainstream ausgerichteten Filmindustrie. Sie durchbrachen in thematischer und ästhetischer Hinsicht die Muster eines disziplinierten Filmgenusses sowie den hollywoodtypischen ‚Kanon des guten Geschmacks’ und wagten es damit umstritten zu sein. Gleichzeitig haben sie sich zu ‚Dauerbrennern’ entwickelt, was Seltenheitswert im schnelllebigen Filmgeschäft darstellt. Neben ihrem Kultfilmstatus weisen sie weitere einende Momente auf:
Sie spalten nach ihrem Erscheinen die Meinungen, werden Anlass für Verbotsschreie, Zensurmaßnahmen und vehemente Diskussionen.
Sie stellen Maßlosigkeit und Gewaltexzesse ins Zentrum, die sie aus der destruktiven Weltsicht psychotischer Täter und nicht aus der Sicht der Opfer darstellen. Dies läuft zwangsläufig den moralischen Vorstellungen einer Kultur zuwider, die Gewalt domestiziert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Teil I Mythos Doppelgänger
- Motivgeschichte des Doppelgängers
- Mythologische Attribute des Doppelgängers
- Der Klassiker des Gut-Böse-Dualismus
- 'The Strange Case of Dr. Jekyll & Mr. Hyde'
- Sozial- und kulturkritische Fundamente des Doppelgängermotivs in 'The Strange Case of Dr. Jekyll & Mr. Hyde'
- Doppelgänger, Identitätsspaltung, Wahnsinn und Filmnoia
- Teil II FIGHT CLUB – Die filmische Darstellung psychischer Prozesse
- David Finchers Erzählstrategie
- Rezeptionsanleitungen – Einfühlungen in den Wahnsinn
- Die Titelsequenz - Im Kopf des Psychopathen
- Montage - Eine psychische Zeitdehnung
- Zeitsprünge - Derangiertes Erinnerungsszenario
- Der Erzähler - Verschleierte Lippenbekenntnisse
- Subjektive Kamerablicke - Spiegel der Konfusion
- Opfer der Illusion - Die Bilder sprechen die Wahrheit
- Selbstreferenzialität – Die,in-nuce'-Poetik
- Teil III FIGHT CLUB – Ein kulturkritisches Psychogramm des Neoliberalismus
- Filmische Reflexion gesellschaftlicher Realität
- Krisenherd Neoliberalismus
- Axiome des Neoliberalismus
- Neoliberale Antithesen
- Der Doppelgänger als Produkt der Konsumgesellschaft
- Konsum und Identitätsverlust
- Warenidentität
- Rollenwechsel und Konsumverzicht
- Suche nach Identität im Alter Ego
- Die Wegwerfgesellschaft
- Konsum und Identitätsverlust
- Der Doppelgänger als Erscheinung der Einsamkeit
- Flexibilität, Anonymität und Egozentrik
- Einsamkeit des flexiblen Single
- Neurotisch-exzessive Egozentrik
- Emotionale Gefrierpunkte
- Bewältigung von Einsamkeitsgefühlen
- Spiritualität im Konsum
- Spiritualität in Geborgenheit
- Autoaggression und Gewalt als Liebesersatz
- Aufgehen in Gemeinschaft
- Flexibilität, Anonymität und Egozentrik
- Der Doppelgänger als Idealbild von Männlichkeit
- Gesellschaftliche Rollenbilder
- Vaterverlust
- Ersatzvorbilder
- Äußere Signale der Männlichkeit
- Körperinszenierungen
- Instrumentalisierung des Körpers
- Männliche Tugenden
- Der Doppelgänger als Heldengestalt
- Heldentum und Neoliberalismus
- Mannbarkeitsrituale und Heldenkreation
- Der Held als Antiheld
- Der Doppelgänger als Heldengestalt
- Gesellschaftliche Rollenbilder
- FIGHT CLUB – Eine postmoderne Schauermär
- Horrorparaphrasen
- Kreation eines neuen Hollywoodmonsters
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert das Motiv des Doppelgängers im Kontext des Neoliberalismus anhand des Films FIGHT CLUB von David Fincher. Ziel ist es, die filmische Darstellung psychischer Prozesse und die kulturkritische Dimension des Films im Hinblick auf die gesellschaftlichen Verhältnisse des Neoliberalismus zu untersuchen.
- Der Doppelgänger als Motiv in Literatur und Film
- Die filmische Darstellung von psychischen Prozessen in FIGHT CLUB
- Die Kritik am Neoliberalismus durch den Doppelgänger-Mythos
- Konsum und Identitätsverlust
- Einsamkeit und Gewalt in der postmodernen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Arbeit ein und erläutert die Relevanz des Doppelgängermotivs im Kontext des Neoliberalismus. Im ersten Teil wird die Motivgeschichte des Doppelgängers beleuchtet, wobei der Fokus auf mythologische Attribute und sozial- und kulturkritische Aspekte gelegt wird. Der zweite Teil beschäftigt sich mit der filmischen Darstellung von psychischen Prozessen in FIGHT CLUB und beleuchtet die erzählstrategischen Elemente des Films, die dem Zuschauer Einblicke in die psychische Verfassung der Protagonisten ermöglichen. Der dritte Teil untersucht die kulturkritische Dimension des Films und analysiert den Doppelgänger als Produkt der Konsumgesellschaft, als Ausdruck von Einsamkeit und als Idealbild von Männlichkeit im Kontext des Neoliberalismus.
Schlüsselwörter
Doppelgänger, Neoliberalismus, Kulturkritik, FIGHT CLUB, David Fincher, Identität, Konsum, Einsamkeit, Gewalt, Männlichkeit, Hollywood, Postmoderne, Psychoanalyse, Filmtheorie, Filmsprache.
- Quote paper
- Katrin Miller (Author), 2004, Der Doppelgänger im Neoliberalismus. Eine Motivanalyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45416