Der Liebesmarkt hat in den letzten Jahren einen Wandel durchlaufen. Die romantische Liebe und die Partnersuche werden heutzutage stark von der Entwicklung des Kapitalismus, des Konsums von Romantik und den damit verbundenen Produkten geprägt. Wo die Ehe in früheren Jahren noch einen hohen Wert genossen hat, steht heute die Unverbindlichkeit und die Individualisierung im Vordergrund. Seit der Entwicklung des Kapitalismus ist auch die Liebe zu einem riesigen, unerschöpflichen Markt des Überangebots geworden, der immer schnelllebiger und größer wird. Die romantische Liebe wird heute oft mit Konsum und Konsumsituationen verbunden - ein Date findet im Kino oder beim Essen gehen statt, Schönheitsprodukte machen einen attraktiv und das Verspeisen einer Tiefkühlpizza wird in der Werbung als das ultimative romantische Erlebnis zu zweit präsentiert. Romantik und romantische Liebe werden mit Produkten und Aktivitäten verknüpft, die verkauft werden wollen. Liebe ist zu Massenmarkt für Konsum geworden, wie auch Eva Illouz in ihrem Buch Der Konsum der Romantik (2003) feststellt: Der Massenkonsum ist auf dem Liebesmarkt angekommen.
Dies wird heutzutage vor allem durch diverse moderne Online-Dating Portale wie Parship, Elite Partner und Co. deutlich. Sie verkörpern wahrscheinlich am besten, wie sehr der Konsum Teil des Liebesmarktes geworden ist und die Konsumsituation, in die man sich bei der Partnersuche begibt. Auf solchen Plattformen kann man sich m Internet durch ein Überangebot an potentiellen Partner klicken. Es herrscht ein „Massenliebesmarkt“, auf dem man vermeintliche romantische Liebe mit einem Klick erleben kann.
Der Liebesmarkt orientiert sich damit an dem Konsumverhalten, welches auf dem kapitalistischen Massenmarkt herrscht. Hinzu kommt, dass beim Online-Dating, genau wie beim Kapitalismus, viel Kapital in solche Datingprozesse investiert wird - vor allem das von Pierre Bourdieu geprägte ökonomische, kulturelle und symbolische Kapital, um bei dem großen Wettbewerb auf dem überlaufenen Liebesmarkt bestehen zu können. Fraglich hierbei ist, ob diese ständige Akkumulation von Kapital und die vom Überangebot bedingte Schnelllebigkeit und Unverbindlichkeit beim Online-Dating so beibehalten werden kann, oder ob es ab einem bestimmten Zeitpunkt zu einer Gegenbewegung kommt und die Blase des Online-Datings irgendwann platzt - genau wie auch beim Kapitalismus vorhergesagt.
Inhaltsverzeichnis (Table of Contents)
- 1. Einleitung
- 2. Zum Begriff des Kapitalismus
- 3. Liebe und Kapitalismus
- 3.1. Der Konsum der Romantik - Das Verhältnis zwischen Kapitalismus und romantischer Liebe
- 3.2. Die Entwicklung des Kapitalismus am Beispiel USA
- 4. Online-Dating Portale und Kapitalismus
- 4.1. Online-Dating Portale
- 4.2. Gemeinsamkeiten der Online-Dating Portale mit dem kapitalistischen und konsumorientierten Weltsystem
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte (Objectives and Key Themes)
Diese Arbeit befasst sich mit der Beziehung zwischen Kapitalismus und Liebe, insbesondere mit der Entwicklung des Liebesmarktes im Kontext des Konsums von Romantik. Der Fokus liegt dabei auf der Rolle von Online-Dating-Portalen und der Frage, inwiefern diese den kapitalistischen und konsumorientierten Charakter des Liebesmarktes widerspiegeln.
- Die Entwicklung des Liebesmarktes im Kontext des Kapitalismus
- Der Einfluss des Konsums von Romantik auf die Partnersuche
- Die Rolle von Online-Dating-Portalen als Ausdruck des kapitalistischen und konsumorientierten Liebesmarktes
- Die Kritik an der Unverbindlichkeit und Schnelllebigkeit des Liebesmarktes im digitalen Zeitalter
- Die Frage nach der Nachhaltigkeit des kapitalistischen Modells im Bereich der Liebe
Zusammenfassung der Kapitel (Chapter Summaries)
- Kapitel 1: Einleitung Die Einleitung stellt den Wandel des Liebesmarktes in den letzten Jahren dar und zeigt, wie die romantische Liebe und die Partnersuche zunehmend von der Entwicklung des Kapitalismus, dem Konsum von Romantik und den damit verbundenen Produkten geprägt werden. Die Unverbindlichkeit und Individualisierung nehmen an Bedeutung zu, während die Ehe in früheren Jahren einen höheren Wert genoss. Die romantische Liebe wird mit Konsum und Konsumsituationen verbunden, was sich in diversen modernen Online-Dating-Portalen widerspiegelt.
- Kapitel 2: Zum Begriff des Kapitalismus Dieses Kapitel beschreibt die Kernmerkmale des Kapitalismus, wie z. B. die ständige Akkumulation von Kapital, die Expansion von Unternehmen und die Entstehung von Konsumgesellschaften. Der Soziologe Immanuel Wallerstein wird vorgestellt, dessen Weltsystemtheorie den kapitalistischen Charakter der globalen Wirtschaft beleuchtet und die Widersprüche des Systems aufzeigt, die letztlich zu seiner Krise führen könnten.
- Kapitel 3: Liebe und Kapitalismus Dieses Kapitel analysiert die Parallelen zwischen dem kapitalistischen System und dem Liebesmarkt. Die romantische Liebe wird als Produkt des Kapitalismus dargestellt, das einem ständigen „Höher, Weiter, Besser“ unterliegt. Der Vergleich zwischen der ständigen Kapitalakkumulation im Kapitalismus und dem Streben nach dem "bestmöglichen" Partner im Liebesmarkt wird gezogen.
- Kapitel 3.1: Der Konsum der Romantik - Das Verhältnis zwischen Kapitalismus und romantischer Liebe Eva Illouzs Werk „Der Konsum der Romantik“ wird vorgestellt und das Verhältnis zwischen Kapitalismus und romantischer Liebe aus der Perspektive der Entstehung des Kapitalismus in Amerika beleuchtet. Illouz untersucht, welche Rolle das kulturelle Motiv der romantischen Paarbeziehung bei der Entstehung von Massenmärkten für den Konsum spielte.
Schlüsselwörter (Keywords)
Die Arbeit behandelt zentrale Themen wie Kapitalismus, Konsum, Liebe, Romantik, Online-Dating, Partnersuche, Wettbewerbsdruck, Unverbindlichkeit, Schnelllebigkeit und die Weltsystemtheorie von Immanuel Wallerstein. Weitere wichtige Begriffe sind "Der Konsum der Romantik" von Eva Illouz, ökonomisches, kulturelles und symbolisches Kapital (Pierre Bourdieu).
- Citation du texte
- Maleen Junge (Auteur), 2016, Liebe in Zeiten des Kapitalismus am Beispiel von Online-Dating Portalen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/454224