Geführte Touren durch Armutsviertel haben sich im Laufe der vergangenen zwei Dekaden zu einem festen Bestandteil innerhalb des gegenwärtigen Tourismusangebots entwickelt. Während die ersten professionell geführten Touren durch die großen Townships der südafrikanischen Metropole Kapstadts bereits unmittelbar nach dem Ende der Apartheid noch einigen wenigen Individualtouristen vorbehalten waren, gehört die Township-Tour mittlerweile ebenso zum touristischen Rahmenprogramm wie das Erklimmen des Tafelbergs oder ein Besuch des bekannten Hafenviertels. Heute ist der Township-, Slum- bzw. Favela-Tourismus eines der am schnellsten wachsenden Nischensegmente der globalen Tourismusindustrie. Wechselwirkend zu der immer größer werdenden Nachfrage steigt auch die kontroverse Auseinandersetzung mit dieser noch relativ jungen Tourismusattraktion. Während Reiseveranstalter meist einseitig auf die positiven Effekte des Slumtourismus verweisen, bezeichnen Kritiker die touristische Vermarktung von Armuts- und Elendsviertel als amoralischen Akt und sprechen von einer Form von „Voyeurismus“ und „Menschen-Safaris“.
Anlässlich dieser kontroversen Debatte wird die Zielsetzung dieser Arbeit darin bestehen, die Chancen, Gefahren und Entwicklungspotentiale des Slumtourismus auszuloten, wobei ein Fokus auf die soziokulturelle Dimension dieser Tourismusform gelegt wird. Hierzu wird in einem ersten Schritt auf das „Prinzip der Nachhaltigkeit“ sowie auf die „Soziokulturelle Nachhaltigkeitsstrategie im Tourismus“ eingegangen, um darauf aufbauend den Slumtourismus in einen theoretischen Kontext einzubetten. Anschließend wird die historische Genese des ,,Slumming‘‘ im 19. und 20. Jahrhundert skizziert, sowie dessen Entwicklung zur Erscheinungsform des heutigen Slumtourismus aufgezeigt. Darauf aufbauend wird das Phänomen am Fallbeispiel Dharavi exemplifiziert. Aufgrund einer noch sehr dürftigen wissenschaftlichen Aufarbeitung dieser noch relativ jungen Thematik erfolgt die Untersuchung unter einem akteursorientierten Ansatz und bezieht sich dabei überwiegend auf die eigenen Aussagen des Reisetouranbieters „Reality Tours and Travel“. Abschließend werden die Ergebnisse in einem Fazit gebündelt und bewertet.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Das Prinzip des nachhaltigen Tourismus
- Soziokulturelle Nachhaltigkeitsstrategie im Tourismus
- Entwicklung des Slum Tourismus
- „Slumming“ - die gegenwärtige Situation
- Slumtourismus - Voyeurismus vs. Entwicklungshilfe?
- Dharavi - ein heterogenes Slumgebiet
- Slumtourismus in Dharavi
- "Reality Tours and Travel" als Hauptakteur
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert das Phänomen des Slumtourismus und beleuchtet seine Chancen, Gefahren und Entwicklungspotentiale. Dabei wird ein Fokus auf die soziokulturelle Dimension gelegt.
- Das Prinzip des nachhaltigen Tourismus und dessen Relevanz für Slumtourismus
- Die historische Genese des „Slumming“ und dessen Entwicklung zum heutigen Slumtourismus
- Die soziokulturelle Nachhaltigkeit im Kontext des Slumtourismus
- Die ethischen und moralischen Aspekte des Slumtourismus
- Das Fallbeispiel Dharavi und die Rolle von "Reality Tours and Travel"
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik des Slumtourismus ein und erläutert die kontroversen Debatten um diese Tourismusform.
- Kapitel 2 behandelt das Prinzip des nachhaltigen Tourismus und die soziokulturelle Nachhaltigkeitsstrategie im Kontext des Tourismus.
- Kapitel 3 beleuchtet die historische Genese des „Slumming“ und die Entwicklung dieser Form des Tourismus im 19. und 20. Jahrhundert.
- Kapitel 4 analysiert die gegenwärtige Situation des Slumtourismus und stellt die verschiedenen Argumentationslinien von Befürwortern und Kritikern vor.
- Kapitel 5 widmet sich dem Fallbeispiel Dharavi und untersucht die Rolle von "Reality Tours and Travel" als Hauptakteur im Slumtourismus.
Schlüsselwörter
Slumtourismus, Nachhaltigkeit, soziokulturelle Nachhaltigkeit, Slumming, Dharavi, Reality Tours and Travel, Voyeurismus, Entwicklungshilfe, Armutstourismus, Townships, Favelas.
- Arbeit zitieren
- Nico Schmock (Autor:in), 2012, Seriöse Touren oder "Menschensafari"? Zur Frage der Nachhaltigkeit des Slumtourismus am Fallbeispiel Dharavi/Mumbai, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/454865