Ziel dieser Arbeit ist es, zunächst das Tierbild bei Wohlleben herauszuarbeiten und in Vergleich mit älteren Darstellungen zu überprüfen, ob es wirklich neue Gedanken liefert, oder ob ähnliche Vorstellungen schon im 20. Jahrhundert aufgetaucht sind. Ferner soll dieses Tierbild in den anthropologischen Kontext eingeordnet werden und versucht werden, es mit gegenwärtigen Ansätzen in Verbindung zu bringen.
Tiere sind in unserem Alltag in vielfältiger Weise allgegenwärtig: Sie sind unsere Freunde und unser Freizeitvertreib, sie unterstützen uns bei der Arbeit, unterhalten uns, werden von uns geliebt, gehasst, gefürchtet und auch verspeist. Ferner spielen sie eine Rolle in unserer Sprache, unserer Kunst und unserer Literatur. Kinderbücher ohne Tiere wären kaum denkbar, aber auch in Filmen spielen sie nicht selten eine Hauptrolle. Zu beliebten Medien gehören darüber hinaus aber auch Sachbücher, wie nicht nur die Verkaufszahlen zeigen, sondern auch, wie sie innerhalb der Gesellschaft diskutiert werden. Tiere werden dabei in modernen Sachbüchern nicht nur im Sinne der Naturkunde mit ihren biologischen Merkmalen dargestellt, vielmehr gehen sie auf das Verhältnis zwischen Mensch und Tier ein. Seit wenigen Jahren sind auf den Bestsellerlisten auffallend viele Autoren vertreten, die sich mit Tieren, insbesondere deren Denken und Gefühlen befassen.
Zu den ersten deutschsprachigen Werken zählt dabei „Das Seelenleben der Tiere“ des Försters Peter Wohlleben, das 2016 veröffentlicht wurde. In dem Buch versucht Wohlleben anhand von Beispielen aus der Wissenschaft sowie eigenen Beobachtungen, Gefühle, Intelligenz und andere Eigenschaften bzw. Fähigkeiten von Tieren aufzuzeigen. Aus anthropologischer Perspektive ist besonders interessant, in welches Verhältnis Wohlleben Menschen und Tiere zueinander positioniert. Ferner stellt sich die Frage, wie das Buch, das im Jahr seiner Erscheinung zu den meistverkauften Sachbüchern gehörte, in den kulturellen Kontext einzuordnen ist, das heißt, es liegt nahe, dass viele Menschen in Tieren nicht bloß biologische Wesen sehen, sondern eine emotionale Beziehung zu ihnen haben. Für die Anthropologie ist aber noch ein anderer Aspekt besonders relevant: Indem Wohlleben den Menschen auffordert, seine „Herrschaftsposition“ zu verlassen und ihm seine vermeintlichen Alleinstellungsmerkmale nimmt, stellt er die Anthropologische Differenz nicht nur infrage, sondern bringt sie gewissermaßen zu Fall.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Methodische Herangehensweise
- 3. Was ist ein Tier?
- 3.1 Bestimmung des Tierbegriffs
- 3.2 Kategorisierungen von Tieren
- 3.3 Mensch-Tier-Beziehungen
- 4. Tiere in den Geistes- und Sozialwissenschaften
- 4.1 Die Anthropologische Differenz „im Wanken“
- 4.1.1 Sprache und Kommunikation
- 4.1.2 „Geist“ bei Tieren
- 4.1.3 Emotionen, Empathie und Moral
- 4.1.4 Kultur bei Tieren
- 4.2 Tiere in der Anthropologie
- 4.3 Methodische Herausforderungen und Chancen
- 5. Tierbilder in ausgewählten Populärmedien
- 5.1 Tiere im 20. Jahrhundert
- 5.1.1 Theodor Zell: Ist das Tier unvernünftig?
- 5.1.2 Bastian Schmid: Was kennzeichnet die Tierseele?
- 5.1.3 Vitus B. Dröscher: Wie menschlich sind Tiere?
- 5.2 Peter Wohlleben: Tiere als Personen
- 5.3 Gegenüberstellung und Analyse der Tierbilder
- 5.4 Einordnung in den theoretischen Kontext
- 6. Schlussbemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Tierbild in populärwissenschaftlichen Sachbüchern und analysiert, wie dieses Tierbild in den anthropologischen Kontext eingeordnet werden kann. Ziel ist es, herauszufinden, ob Peter Wohllebens Werk „Das Seelenleben der Tiere“ eine neue Sichtweise auf Tiere bietet oder ob ähnliche Vorstellungen bereits im 20. Jahrhundert in Sachbüchern vertreten wurden. Die Arbeit analysiert den Tierbegriff, untersucht verschiedene Mensch-Tier-Beziehungen und beleuchtet die anthropologische Differenz im Kontext des Tierbegriffs.
- Das Tierbild in der Populärwissenschaft
- Die Anthropologische Differenz und ihre Relevanz für das Verständnis von Mensch-Tier-Beziehungen
- Methodische Herausforderungen bei der Erforschung von Tieren
- Die Rolle von Tieren in den Geistes- und Sozialwissenschaften
- Die Einordnung von Tierbildern in den kulturellen Kontext
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung
Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas Tierbilder in der Populärwissenschaft dar und führt das Werk von Peter Wohlleben „Das Seelenleben der Tiere“ ein. Sie erläutert die Problematik der Anthropologischen Differenz und wie Wohlleben diese in Frage stellt.
Kapitel 2: Methodische Herangehensweise
Dieses Kapitel beschreibt die methodische Vorgehensweise der Arbeit und erläutert die Auswahl der verwendeten Literatur, insbesondere die Auswahl der Sachbücher aus dem 20. Jahrhundert, die als Vergleichsbasis dienen.
Kapitel 3: Was ist ein Tier?
Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition des Tierbegriffs und stellt verschiedene Kategorisierungen von Tieren dar. Es beleuchtet die vielfältigen Beziehungen zwischen Mensch und Tier und untersucht die hierarchische Prägung dieser Beziehungen.
Kapitel 4: Tiere in den Geistes- und Sozialwissenschaften
Dieses Kapitel analysiert die Anthropologische Differenz und ihre Bedeutung für das Verständnis von Mensch-Tier-Beziehungen. Es behandelt die Rolle von Tieren in der Anthropologie und stellt methodische Herausforderungen bei der Erforschung von Tieren dar.
Kapitel 5: Tierbilder in ausgewählten Populärmedien
Dieses Kapitel untersucht die Tierbilder in den ausgewählten Sachbüchern des 20. Jahrhunderts und vergleicht sie mit dem Tierbild in Wohllebens Werk. Es analysiert die Unterschiede und Gemeinsamkeiten in den verschiedenen Darstellungen und versucht, Wohllebens Tierbild in den anthropologischen Kontext einzuordnen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen Tier, Mensch, Anthropologische Differenz, Mensch-Tier-Beziehung, Populärwissenschaft, Tierbilder, Kultur und Gesellschaft. Der Fokus liegt auf der Analyse von Tierbildern in populärwissenschaftlichen Sachbüchern und ihrer Einordnung in den anthropologischen Kontext. Die Arbeit untersucht die Darstellung von Tieren als aktive Akteure in der Gesellschaft und die Frage, ob Tiere als eigenständige Wesen mit „Seelenleben“ betrachtet werden können.
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- Laura Horst (Autor), 2018, Neues Tierbild in populären Medien?, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/454973