Uwe Timms Novelle „Freitisch“, veröffentlicht im Februar 2011, behandelt das Wiedersehen zweier ehemaliger Studienfreunde in Anklam. Die Beiden, Euler und der Ich-Erzähler, erinnern sich im Gespräch an ihre gemeinsame Zeit als Stipendiaten eines Freitisches in der Kantine einer Münchner Versicherung. Ebenfalls am Freitisch saßen der Jungautor Falkner und der sogenannte Jurist. Die Zeit am Freitisch war geprägt von intensiven Gesprächen zu philosophischen und politischen Themen. Wichtigster Gegenstand der Unterhaltung aber war die Begeisterung des Studenten Eulers für den Autor Arno Schmidt und dessen Werk, insbesondere den frisch erschienenen Band „Kühe in Halbtrauer“. Höhepunkt der Novelle ist die Fahrt nach Bargfeld und die Begegnung mit Arno Schmidt im Sommer 1965. Der folgende Aufsatz widmet sich daher der Analyse der vielfältigen intertextuellen Bezüge der Novelle „Freitisch“ zu Arno Schmidt und dessen Werk.
Inhaltsverzeichnis
- I. Das Motto der Novelle formuliert über ein Zitat aus „Die Schule der Atheisten“ ein poetisches Modell zum Text, indem es die vielfachen intertextuellen Referenzen vorausdeutet
- 1Darüber hinaus referenziert das gewählte Motto auch auf die Poetologie(n) Uwe Timms, die er in den drei Poetikvorlesungen in Paderborn 1991/92, Bamberg 2005 und Frankfurt am Main 2009 formuliert hat und in welcher er immer wieder um den Begriff des Realismus kreist.
- II. Zentrum der vielfältigen Referenzen ist das Frühwerk Arno Schmidts, der Erzählband „Kühe in Halbtrauer\" und die Prosatheorie der „Berechnungen“
- 2Auch auf den Erzählband „Kühe in Halbtrauer\" wird vorranging im Sprechen über Lektüre verwiesen.
- 3Einen weiteren Bezug bildet die, in den Essays der „Berechnungen“ formulierte Prosatheorie, obwohl der Erzähler diese als „nicht sonderlich neu“ (26) abwertet.
- III. Uwe Timms Novelle nutzt vielfältige intertextuelle Formen als Referenz auf Arno Schmidt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Uwe Timms Novelle „Freitisch“ befasst sich mit dem Wiedersehen zweier ehemaliger Studienfreunde und beleuchtet die Bedeutung des Werkes Arno Schmidts für ihre gemeinsame Vergangenheit. Die Novelle zeichnet ein komplexes Bild von Schmidts Werk und seiner Persönlichkeit, indem sie verschiedene intertextuelle Bezüge auf sein Schreiben herstellt.
- Die poetologische Dimension der Novelle und ihre Verbindung zu Uwe Timms eigenem Werk und dem von Arno Schmidt
- Die Bedeutung des frühen Werkes Arno Schmidts, insbesondere des Erzählbandes "Kühe in Halbtrauer", für die Novelle
- Die Analyse verschiedener Formen der Intertextualität, die in der Novelle eingesetzt werden, um auf das Werk von Arno Schmidt zu verweisen
- Die Darstellung der komplexen Beziehung der Figuren zu Arno Schmidt und dessen Werk
- Die Bedeutung des Werkes Arno Schmidts für die Entwicklung der Figuren und die Erinnerung an ihre gemeinsame Vergangenheit
Zusammenfassung der Kapitel
I. Das Motto der Novelle formuliert über ein Zitat aus „Die Schule der Atheisten“ ein poetisches Modell zum Text, indem es die vielfachen intertextuellen Referenzen vorausdeutet
Der Aufsatz analysiert das Motto der Novelle, das aus Arno Schmidts Novellen=Comödie "Die Schule der Atheisten" stammt und auf den Referenzcharakter des Textes sowie auf die Poetologie Uwe Timms verweist. Das Zitat legt nahe, dass die Novelle in einer poetologischen Beziehung zu Timms eigenem Werk und zum Werk Arno Schmidts steht.
II. Zentrum der vielfältigen Referenzen ist das Frühwerk Arno Schmidts, der Erzählband „Kühe in Halbtrauer\" und die Prosatheorie der „Berechnungen“
Der zweite Abschnitt konzentriert sich auf die zentralen intertextuellen Bezüge zu Arno Schmidts Frühwerk, insbesondere dem Erzählband "Kühe in Halbtrauer" und den Essays der "Berechnungen". Die Titel aus Schmidts Werk werden zitiert, um Lektürenachweise zu liefern und als rhetorisch-stilistisches Element in die Figurenrede einzubinden. Die Erzählungen des Bandes "Kühe in Halbtrauer" prägen den zeitlichen Rahmen der Binnenhandlung und bieten inhaltliche Bezüge, Anspielungen und Zitate. Die Prosatheorie der "Berechnungen" findet in den Figurenreden Widerhall und spiegelt sich in Formulierungen und Begriffen wider.
III. Uwe Timms Novelle nutzt vielfältige intertextuelle Formen als Referenz auf Arno Schmidt
Dieser Abschnitt betrachtet die verschiedenen Formen der Intertextualität, die in der Novelle "Freitisch" genutzt werden, um auf Arno Schmidt zu verweisen. Es werden einfache Formen wie das Zitieren von Werktiteln und Verweise auf Themen aus Schmidts Werk sowie komplexere Formen wie die Einbindung von Referenzen in die Figurensprache und die Charakterisierung der Figuren beschrieben. Die Novelle nutzt Modelle wie die Interfiguralität und Interauktorialität, um Merkmale von Schmidts Figuren auf die Figur des Ich-Erzählers zu übertragen und den Schmidtschen Stil in seine Sprechweise zu integrieren. Darüber hinaus wird die Metatextualität als weiteres Konzept der Intertextualität betrachtet, die in den literaturkritischen und werkkommentierenden Gestus der Figurensprache einfließt. Schließlich wird eine verhaltenere Form der Stilimitation analysiert, die punktuell eingesetzt wird.
Schlüsselwörter
Die Hauptthemen der Novelle "Freitisch" sind Intertextualität, Poetologie, Arno Schmidt, "Kühe in Halbtrauer", "Die Schule der Atheisten", "Berechnungen", Realismus, Figurencharakterisierung, Stilimitation und Erinnerung. Die Novelle untersucht die komplexe Beziehung zwischen Uwe Timms eigenem Werk und dem von Arno Schmidt und beleuchtet die vielfältigen Bezüge zwischen Literatur und Wirklichkeit.
- Quote paper
- Tina Grahl (Author), 2014, "Arno Schmidt, der mit am Tisch saß". Uwe Timms "Freitisch" als Hommage an Arno Schmidt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/455599