Hirnforschung, Neurodidaktik und Erziehungswissenschaft

Chancen und Grenzen gehirngerechten Lehrens und Lernens


Tesis de Maestría, 2005

77 Páginas, Calificación: 1,0


Extracto


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

I. Gehirn und Bewusstsein

2. Aufgaben und Probleme einer biologischen Theorie des Bewusstseins
2.1 Gehirn und Bewusstsein
2.2 Bewusstsein als emergente Eigenschaft des Gehirns

3. Freiheit oder Determinismus
3.1 Das Libet- Experiment
3.2 Kritik am Libet- Experiment
3.3 Das Bewusstsein in behavioristischer Perspektive
3.4 Grundprobleme einer Philosophie des Geistes
3.4.1 Der Epiphänomenalismus
3.4.2 Der interaktionistische Dualismus
3.4.3 Die Identitätstheorie
3.5 Von zerebralen und philosophischen Kategorienfehlern
3.6 Resümee und Ausblick

II. Neurodidaktik

4. Einleitung und Definition der Neurodidaktik
4.1 Allgemeine Grundlagen und Prämissen der Neurodidaktik
4.2 Plastizität des Gehirns
4.3 Die Neurobiologie des Lernens
4.4 Konsequenzen für ein Lehr- Lernarrangement
4.5 Bewusstes und unbewusstes Lernen
4.6 Besser lernen mit Dopamin
4.7 Konsequenzen für ein Lehr- Lernarrangement
4.8 Die Amygdala
4.9 Konsequenzen für ein Lehr- Lernarrangement
4.10 Das Gedächtnis
4.11 Der Hippokampus und das explizite Gedächtnis
4.12 Konsequenzen für ein Lehr- Lernarrangement

5. Neurodidaktik und Frühförderung
5.1 Die Neurobiologie der kindlichen Gehirnentwicklung
5.2 Der Einfluss von Umwelt und Genen auf die Gehirnentwicklung und
das frühkindliche Lernen
5.3 Kritische Phasen
5.4 Gehirnreifung und Synapsendichten
5.5 Kritische Anmerkungen zur Frühförderung
5.6 Frühförderung – und dann?
5.7 Resümee

6. Die Theorie der Neurodidaktik im Lichte einer Allgemeinen Didaktik
6.1 Die semantische Blindheit einer neurobiologisch gewendeten Didaktik

7. Zum guten Schluss: Eine biologische Anthropologie für eine
pädagogische Didaktik
7.1 Eine neue Grundlegung der Neurodidaktik durch
Perspektivenwechsel

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Keine Frage, die Hirnforscher beherrschen zur Zeit den wissenschaftlichen Diskurs. Ihre Beiträge finden nicht nur Eingang in diversen wissenschaftlichen Zeitschriften und beherrschen nicht nur die Wissenschaftsseiten der gehobenen Qualitätspresse, sondern sind auch im Feuilleton angekommen. Seit 2002 gibt es mit „Gehirn&Geist“ eine eigene Zeitschrift für die Themen der Hirnforschung, die sich auf Anhieb auf dem Markt etabliert hat. Mittlerweile ist die Hirnforschung unter dem Etikett „Neurodidaktik“ auch in der Pädagogik angekommen. Dabei versteht sich nicht jeder, der sich für „gehirngerechtes“ Lehren- und Lernen ausspricht, explizit als Neurodidaktiker. Allen gemeinsam ist aber die Vorstellung, dass jeglicher Lehr- Lernprozess hirnforscherliche Erkenntnisse zu berücksichtigen hat. Mit anderen Worten: Wer vom Gehirn nichts versteht, versteht auch nichts vom Lernen.

Nun ist es der Erziehungswissenschaft ohnehin schon eigen, Erkenntnisse aus vielen verschiedenen Fachgebieten in Theorie und Praxis zu berücksichtigen und einfließen zu lassen. Erkenntnisse der Neurowissenschaften gehörten bis vor Kurzem allerdings nicht dazu. Man kann auch nicht gerade behaupten, dass die Ergebnisse der Neurowissenschaften in der Erziehungswissenschaft besonders vermisst wurden. Schon aus diesem Grund ist die These von der Notwendigkeit, das menschliche Gehirn und seine Funktionen bei allen Lehr- und Lernprozessen zu berücksichtigen, erklärungs- und begründungsbedürftig. Beginnt man nun das Unterfangen, Neurodidaktik als pädagogische Disziplin zu legitimieren, dann erkennt man recht bald, dass das Verhältnis von Neuro - und Didaktik ein äußerst problematisches ist. Sehr schnell erhebt sich die Frage, was uns denn neuronale Aktivitäten zu pädagogischem Handeln zu sagen haben? Dem schließt sich schnell die Frage an, was uns Gehirnfunktionen überhaupt sagen – und was sagen uns überhaupt Gehirnforscher? Dass beides nicht das Gleiche ist, wird sich noch zeigen. Weiter: Welches Menschenbild entwerfen Hirnforscher, welches es für die Pädagogik und Erziehungswissenschaft unabdingbar macht, ihr Handeln und ihre theoretische Reflexion daran auszurichten? Kann eine von Hirnforschern entworfene biologische Anthropologie für pädagogische Praxis, speziell die Praxis des Unterrichtens, grundlegend sein, so dass diese sich ganz neu begründen muss? Um diese und weitere Fragen soll es hier gehen.

Schon allein der Hinweis, dass mit der NeuroDidaktik das seit der Antike ungelöste Leib- Seele- Problem wieder aufscheint, verdeutlicht die erkenntnistheoretischen Probleme, die eine Neurodidaktik im Fahrwasser mit sich führt. Um die Neurodidaktik als neue Disziplin zu legitimieren und zu etablieren, bedarf es also gründlicher theoretischer Vorarbeit.

Zunächst soll – und das ist wesentlich einfacher – das Didaktische geklärt werden. Unter Didaktik soll hier nach Gudjons, die „ weite Auffassung von Didaktik als Wissenschaft vom Lehren und Lernen generell“ zur Anwendung kommen.

„Wichtig ist, dass Didaktik immer beide Aspekte einschließt: das Lehren und das Lernen. Da Lehr- und Lernprozesse im Raum von Bildungsinstitutionen (Schule, Erwachsenenbildung, außerschulischer Bildungsarbeit) immer als organisierte Lehr- und Lernprozesse angesehen werden müssen ..., ist Didaktik zu bestimmen als wissenschaftliche Reflexion von ... Lehr- und Lernprozessen ...“ (2003, S. 233)

Sofern hier später von „Allgemeiner Didaktik“ die Rede sein wird, soll damit nur ausgedrückt werden, dass es sich um eine Didaktik im oben beschriebenen Sinne handelt und dass kein elaboriertes Didaktikmodell, wie z.B. die kritisch- konstruktive Didaktik von Wolfgang Klafki, darunter fällt.

Diese Arbeit gliedert sich grob in zwei Teile, in einen Hirnforschungsteil und in einen Neurodidaktikteil. Da ja für die Neurodidaktik die Erkenntnisse der Hirnforschung die theoretische Grundlage bilden, nach der sie glauben, pädagogisches Handeln im Kontext von Lehr- Lernprozessen ausrichten zu müssen, muss zunächst gefragt werden, um welche Erkenntnisse es sich denn eigentlich handelt. Didaktik bezieht sich auf bzw. hat es mit Bewusstseinsphänomenen zu tun und Lernen ist schon ein solches Phänomen. Hinzu kommen Gedächtnis, Motivation, Ich- Identität, Selbstverantwortung, Aufmerksamkeit, Gefühle, Denken ... uvam. Ergibt sich für die Didaktik ein neues Bild, wenn man die neuronalen Prozesse dieser Bewusstseinsphänomene kennt? Wenn ja, dann müssen Hirnforscher das Verhältnis von Gehirn und Bewusstsein klären und da dies das Leib- Seele- Problem im neuen Gewand darstellt, lassen sich die noch zu lösenden Probleme schon erahnen.

Der bekannte amerikanische Hirnforscher und Nobelpreisträger Gerald Edelman hat sich des ehrgeizigen Unternehmens angenommen, das Bewusstsein kausal aus Gehirntätigkeit heraus zu erklären. (Kap. 2) Sein äußerst komplexer und komplizierter theoretischer Entwurf kann hier nur in einer sehr gerafften Zusammenfassung dargestellt werden, wobei allerdings wichtige Facetten der Gehirn- Bewusstseins- Problematik aufscheinen und angesprochen werden.

Das problematische Verhältnis von Gehirn und Bewusstsein kulminiert in der Frage nach der menschlichen Willensfreiheit. Haben Menschen einen freien Willen, oder denken sie sich ihn nur als frei? Wenn alle Bewusstseinsphänomene ihre Ursache in den Aktivitäten und Funktionen eines deterministischen, den Naturgesetzen unterworfenen Gehirns haben, wie kann dann der Wille, der ja ein Bewusstseinsphänomen ist, frei sein? Ist der Wille dann nicht ebenfalls determiniert, also unfrei und die Vorstellung eines freien Willens lediglich eine Illusion? Dass Freiheit und somit auch Willensfreiheit eine Illusion ist, davon sind einige Hirnforscher fest überzeugt. „Verschaltungen legen uns fest: Wir sollten aufhören, von Freiheit zu sprechen.“ (Singer a.a.O. S. 30) oder „Wir sind determiniert. Die Hirnforschung befreit von Illusionen.“ (Roth 2004b, S. 218) Man ist sich seiner Sache sicher, denn schließlich ist man auf der Seite der beinharten Fakten:

„Wissenschaft geht davon aus, daß alles, was geschieht, seine Ursachen hat und daß man diese Ursachen finden kann. Für mich ist unverständlich, daß jemand, der empirische Wissenschaft betreibt, glauben kann, daß freies, also nichtdeterminiertes Handeln denkbar ist.“ (Prinz 2004, S.22)

Stimmt man diesen Aussagen zu, dann hat das für die Pädagogik erhebliche Konsequenzen. Der Adressat ihrer Bemühungen ist ja der selbstverantwortliche, selbstbestimmte, mündige, sprich: freie Mensch, und sofern er es noch nicht ist, soll er auf diesen Weg gebracht werden. Ist der Wille allerdings determiniert, dann wird pädagogisches Handeln sinnlos, dann muss wohl Therapie Erziehung ersetzen. Übrigens hat sich dann aber auch die Neuro didaktik erledigt!

Das ganze 3. Kapitel dreht sich um diesen für die Pädagogik außerordentlich wichtigen Fragenkomplex und wird von verschiedenen Seiten beleuchtet werden.

Es darf hier schon verraten werden, dass die erkenntnistheoretischen Probleme des ersten Teils keine festgefügte abschließende Antwort erfahren. Sie werden gewissermaßen mit in die Neurodidaktik herübergeschleppt und tauchen dort, in anderen Zusammenhängen und in anderer Form, immer wieder auf.

Als erstes werden zentrale Aussagen der Neurodidaktik im Lichte neuester neurowissenschaftlicher Erkenntnisse vorgestellt. Was verstehen Neurodidaktiker unter Lehren- und Lernen und welche Vorgänge spielen sich dabei im Gehirn ab? (Kap. 4) Die Neurodidaktik glaubt hier bereits über einen großen Wissensschatz zu verfügen, der sie berechtigt, im Lichte dieser Erkenntnisse richtiges von falschem trennen zu können und auf diesem Wege einige der zahllosen pädagogischen Theorien, die ohne jegliche Faktenbasis zustande kamen – so die Selbstaussage – eliminieren zu können. (vgl. Spitzer 2003, ohne Seitenangabe) Neurodidaktik sozusagen als Selektionsinstrument. Das wird natürlich kritisch zu hinterfragen sein.

Ein ganz zentrales Thema, das jetzt auch in allen bildungspolitischen Debatten angekommen ist, ist die Frühförderung. Die Dringlichkeit des Themas wird deutlich, wenn man bedenkt, dass es nach Erkenntnissen der Hirnforschung in der frühkindlichen Gehirnentwicklung sogenannte kritische Phasen gibt, in denen sich „Lernfenster“ öffnen und nach einer gewissen Zeit wieder schließen. Damit ist nach Meinung der Hirnforschung das Sprichwort „ Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr “ gehirnbiologisch bewiesen. Auch das wird ausführlich zu besprechen sein. (Kap. 5) Es wird sich dabei zeigen, dass die Gehirnforschung, die sich ja selbst als Tatsachenwissenschaft versteht, nicht frei von eigener Mythenbildung ist. In dem für die Neurodidaktik zentralen Frühförderungsthema stecken aber noch eine Reihe anderer grundsätzlicher Probleme allgemeinerer Art, welche die Neurodidaktik theoretisch noch nicht aufgearbeitet hat, ja zum größten Teil nicht einmal erkennt. Es wird sich zeigen, dass der von den Anhängern der Frühförderung behauptete Kindheitsdeterminismus eine Gelegenheit verschenkt, zu einer neuen – theoretisch abgesicherten und widerspruchsfreien – neuen Grundlegung der Didaktik beizutragen.

Im weiteren Verlauf der kritischen Auseinandersetzung mit der Neurodidaktik wird das ihr zugrundeliegende Paradigma, nämlich dass Didaktik zwingend und unabweisbar auf die Erkenntnisse der Neurowissenschaften angewiesen ist, auf seine Berechtigung hin untersucht und erörtert. (Kap. 6) Dabei wird noch einmal auf die grundsätzlichen erkenntnistheoretischen Probleme einzugehen sein, an denen sich die Neurodidaktik auf den beiden Feldern Neuro und Didaktik abarbeitet. Scheinbar sind die theoretischen Probleme nicht lösbar – das würde langfristig auch das Ende der Neurodidaktik bedeuten.

Im letzten Kapitel soll dann gezeigt werden, dass dies keinesfalls so sein muss. Durch einen einfachen Perspektivenwechsel in der Betrachtung von Neuro - und Didaktik, und der gleichzeitigen Verabschiedung vom Irrtum des Kindheitsdeterminismus (Kap. 5.5) kann sich für die Neurodidaktik ein Weg eröffnen, dem Prozess des Lehrens- und Lernens viele fruchtbare Anregungen zu geben. Ob das allerdings für eine neue Grundlegung des Lehrens- und Lernens ausreicht, wird sich erst noch zeigen müssen und kann nur schwer vorhergesagt werden.

I. Gehirn und Bewusstsein

2. Aufgaben und Probleme einer biologischen Theorie des Bewusstseins

In seinem jüngst veröffentlichten Buch „Das Licht des Geistes“ (2004) versucht der Neurowissenschaftler Gerald M. Edelman die große Frage der Hirnforschung, nämlich „wie Bewusstsein entsteht“ (so der Untertitel), zu beantworten. Als Hirnforscher liegt der Ansatzpunkt zur Beantwortung der Frage naturgemäß nicht im Bewusstsein verborgen, sondern in der neuronalen Aktivität des Gehirns, weil „das Bewusstsein ganz und gar vom Gehirn abhängig ist.“ (a.a.O. S.18) Für diese Behauptung gibt es nach Edelman „...eine ungeheure Menge an empirischen Belegen...“ (ebd.) Damit stellen sich für ihn folgende Aufgaben: Es gilt zu klären, (a) was unter Bewusstsein zu verstehen ist, dann gilt es (b) das Verhältnis von Bewusstsein und Gehirn zu klären, und (c), der schwierigste Teil, es muss erklärt werden, wie das Gehirn Bewusstsein hervorbringt. Das Problem ist leicht ersichtlich: Ohne Gehirn kein Bewusstsein, aber neuronale Tätigkeit ist etwas anderes als Bewusstseinstätigkeit, beide gehören offensichtlich unterschiedlichen Seinssphären an, der materiellen einerseits und der immateriellen andererseits. Gemäß der Prämisse, dass Bewusstsein empirisch aus Gehirntätigkeit heraus zu erklären ist, sehen sich Hirnforscher mit der Aufgabe konfrontiert, das Bewusstsein als kausale Wirkung neuronaler Tätigkeit, oder anders herum, das Gehirn als kausale Ursache des Bewusstseins zu beweisen. Es hat sich herausgestellt, dass sich bei diesem Unterfangen drei Problemkreise nicht abweisen lassen:

1. Die Zuordnungsfrage: „Welche Elemente und Merkmale von Körper und Gehirn sind für das Auftreten von Bewusstsein notwendig und hinreichend?“ (Edelman a.a.O. S.19)
2. Die Erklärungslücke: „Wie können aus dem Feuern von Neuronen, so komplex es auch sein mag, Gefühlsregungen, Wahrnehmungsqualitäten, Gedanken und Emotionen entstehen?“ (a.a.O. S.25)
3. Das Bindungsproblem: Wie ist es zu erklären, dass aus nach Funktionen getrennte Kortexareale die beispielsweise Farbe, Bewegung oder räumliche Ausrichtung erfassen, ein zusammenhängendes Perzept entsteht. Dem einheitlichen Wahrnehmungsobjekt Baum im Bewusstsein kann kein im Gehirn lokalisierbarer Ort zugewiesen werden, da es im Gehirn keine zentrale Schaltstelle gibt, welche die verschiedenen Eigenschaften eines Baumes zusammenfasst und dem Bewusstsein als einheitliches Wahrnehmungsobjekt präsentiert. (vgl. a.a.O. S.46f)

Wer „die Eigenschaften bewussten Erlebens aus den Eigenschaften des Gehirns“ (a.a.O. S.19) heraus erklären will, wer mit anderen Worten eine biologische Theorie des Bewusstseins konzipieren will, muss sich diesen Fragen stellen. Dabei wird sich zeigen, dass die Erklärungslücke allen Antworten am hartnäckigsten widersteht.

2.1 Gehirn und Bewusstsein

Edelman versteht unter Bewusstsein einen dynamischen Prozess, der sich nicht verdinglichen lässt. Wer das Bewusstsein beschreiben will, muss also die Aspekte eines Bewusstseins geschehens angeben. (vgl. a.a.O. S.20) Das Individuum erlebt sein Bewusstsein als privat und subjektiv und in einem kontinuierlichen Bewusstseinsstrom ist es intentional ausgerichtet. Die Intentionalität ist abhängig von der Aufmerksamkeit, sie bestimmt, ob wir etwas bewusst oder unbewusst erleben. Weiterhin erscheint dem Individuum das Bewusstsein als Einheit, auch dann, wenn ihm bewusst wird, dass es Bewusstsein hat, also von seinem aktualen Bewusstsein abstrahieren kann. Beide Bewusstseinszustände, das aktuale und das abstrahierende, haben ein „Ich“ als Bezugspunkt und sind in diesem einheitlich als mein Bewusstsein integriert. Damit ist auch schon eine wichtige Unterscheidung getroffen: Edelman nennt das intentionale Gegenwartsbewusstsein primäres Bewusstsein , und das Bewusstsein des Bewusstseins ( Meta- Bewusstsein) Bewusstsein höherer Ordnung . Das Bewusstsein höherer Ordnung zeichnet sich dadurch aus, dass es nicht ausschließlich gegenwartsgebunden ist, sondern sowohl vergangene Ereignisse rekonstruieren, als auch für die Zukunft planen kann.

2.2 Bewusstsein als emergente Eigenschaft des Gehirns

Nach Edelman ist das Gehirn ein komplexes System. Komplexe Systeme zeichnen sich durch eine gewisse Quantität an Untersystemen aus. Diese Untersysteme sind auf vielfältige Weise reziprok sowohl untereinander, als auch mit anderen Systemen und deren Untersystemen etc. verschaltet. Ab einem bestimmten Punkt wird aus Quantität etwas anderes, nämlich neue Qualität.. Bezogen auf das Gehirn könnte das heißen: Aus einfachen Reiz- Reaktions- Systemen werden komplexere Reiz- Reaktions- Systeme wird primäres Bewusstsein, wird höheres Bewusstsein. Schon ein komplexeres Reiz- Reaktions- System weist andere – qualitative – Eigenschaften auf als ein einfacheres. Das primäre Bewusstsein ist wiederum eine neue Qualität – hervorgebracht durch weiter gesteigerte Quantität an reziproken Neuronenverbindungen. Dieses bereits komplexe System namens „primäres Bewusstsein“ wächst nun, zunächst durch weitere quantitative Zunahme an reziproken Neuronenverbindungen weiter an und gewinnt ab einem bestimmten Punkt die neue Qualität „höheres Bewusstsein“. Das höhere Bewusstsein ist dann die neue Qualität, die aus der Quantität der reziproken Verbindungen und deren neuronaler Aktivität „entspringt“ oder: das „höhere Bewusstsein“ ist eine Eigenschaft der gesteigerten Komplexität der neuronalen Verschaltungen des Gehirns In diesem Sinne ist das höhere Bewusstsein eine simultan gegebene Eigenschaft der Aktivität eines komplexen neuronalen Systems. Das hier Beschriebene wird auch als Emergenz bezeichnet. Emergenz bedeutet „ ‚auftauchend’, zum Vorschein kommend, (...) Sichtbarwerden.“ (Regenbogen/Meyer1998, S. 178). Das Bewusstsein höherer Ordnung kann so auch als eine emergente Eigenschaft neuronaler Vorgänge beschrieben werden. Emergente Eigenschaften zeichnen sich aber leider dadurch aus, dass sie nicht aus der Summe von Einzelursachen heraus erklärt werden können. Das versucht Edelman zu berücksichtigen, indem er ein äußerst kompliziertes System von reziproken Neuronenverbindungen beschreibt, das „zur Integration verschiedener Aspekte der Sinneswahrnehmung“ führt, und damit „die Bildung kohärenter und synchroner Vorgänge im Gehirn“ ermöglicht. (a.a.O. S.164) Damit ist das Bindungsproblem recht schlüssig erklärt. Komplexe Systeme integrieren in ihnen enthaltene differenzierte Systeme durch ein hohes Maß an reziproken Verschaltungen auf allen Systemebenen. Offen bleibt allerdings, wie dies genau geschieht.

Auch für das Zuordnungsproblem hat Edelman interessante Einsichten und Erklärungen zu bieten. Letztlich ist es eine Frage der empirischen Forschung – die auf diesem Feld ja besonders durch die bildgebenden Verfahren (Computertomographie, Magnetresonanztomographie, Positronenemissionstomographie) im hohen Tempo fortschreitet und dort ihre Erfolge feiert – welche Hirnregionen für welche Bewusstseinsleistungen zuständig sind und wie sie miteinander agieren.

Bleibt noch die Erklärungslücke als Kernproblem:

Allgemein lässt sich zunächst festhalten, dass Edelman den geneigten Leser mit einer wahren Flut an Begriffsneubildungen auf eine harte Probe stellt. Begriffe wie Reentry, Quale, Werte- Kategorien- Gedächtnis, dynamisches Kerngefüge usw. sind nicht nur gewohnheitsbedürftig, sondern verbleiben in einer eigenartigen Abstraktheit, an dem auch ein umfangreiches Glossar als Anhang des Buches nicht viel ändert. Sie verweigern sich der Konkretion und Anschaulichkeit. Zudem erhebt sich der Verdacht, dass sie in ihrer Definition immer schon das enthalten, was sie eigentlich erklären sollen, nämlich wie Bewusstsein als emergente Eigenschaft neuronaler Vorgänge zu begreifen ist, oder: Wie kann die quantitative Vermehrung von bestimmtem Hirngewebe zur Emergenz von bestimmten Bewusstseinsleistungen geführt haben, Bewusstseinsleistungen – als Gesamtes das Bewusstsein höherer Ordnung – , die ganz neue Qualitäten darstellen. Emergenz hat zusätzlich leider noch ein unangenehme Eigenschaft: Sie ist nämlich „ ...weder kausalistisch vollständig erklärbar noch in ihren erwarteten Systemeigenschaften vollständig vorhersagbar ...“. (Regenbogen/Meyer a.a.O. S. 178) Emergenz erklärt also lediglich dass etwas zum Vorschein kommt, aber nicht wie dies geschieht. Es war jedoch Edelmans ehrgeiziges Ziel, die Erklärungslücke kausal zu schließen. Daran ist er leider gescheitert.

Nun soll das große Thema Freiheit oder Determinismus behandelt werden.

3. Freiheit oder Determinismus

3.1 Das Libet- Experiment

Im Jahr 1983 veröffentlichte Benjamin Libet einen Artikel über ein von ihm durchgeführtes Experiment1, in dem er der Frage nachging, ob freie Willenshandlungen deterministischen Gesetzen unterliegen oder ohne solche Beschränkungen auftreten, „so daß sie von Naturgesetzen nicht- determiniert und ‚wirklich frei’ sind?“ (Libet 2004, S. 268 )

Das Libet- Experiment bildet bis heute die Grundlage der Diskussion um Determinismus und Freiheit und zählt wohl mit zu den einflussreichsten Veröffentlichungen der Hirnforschung überhaupt. Die Ergebnisse des Experiments sind von anderen Autoren später bestätigt worden.2 Hier nun die Versuchsanordnung:

Die Versuchspersonen wurden vor eine sog. Oszilloskop- Uhr gesetzt, in der sich ein Lichtfleck in 2,56 sec. einmal im Kreis herum dreht. Damit konnten Messungen mit Zeitunterschieden im Bereich von einigen Hundert Millisekunden erfasst werden. Sie wurden nun aufgefordert, mit dem Handgelenk zu einer beliebigen Zeit eine willkürliche Bewegung zu machen, und mit Blick auf die Uhr anzugeben, wann ihnen der Entschluss zu dieser Bewegung erstmals bewusst wurde.

Die Handbewegung sollte in einer vorgegebenen Zeit von maximal drei Sekunden erfolgen. Der gemessene Zeitpunkt ergibt den Wert W für „Wille“. Nun bestimmte Libet gleichzeitig noch zwei objektive Parameter, indem er die elektrische Aktivität sowohl im motorischen Kortex im Stirnlappenbereich, als auch die elektrische Aktivität im Bereich des Armmuskels maß.

Die Messungen im Armmuskel erlauben eine Aussage darüber, wann die Muskelaktivität EMG tatsächlich stattfindet. Die Messungen im Bereich des motorischen Kortex erlauben eine Aussage über das sog. „Bereitschaftspotenzial“BP . Das Bereitschaftspotential wurde 1965 von den deutschen Neurologen Hans Kornhuber und Lüder Deecke entdeckt. Sie fanden heraus, dass beim Vollzug von selbstgesteuerten Willenshandlungen ein allmählicher Anstieg der

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1 (aus: Roth, Gerhard 2001, S. 197

„Die Muskelaktivität, registriert durch das Elektromyogramm (EMG) setzt bei 0 ein. Bei vorgeplanten Bewegungen tritt das Bereitschaftspotential (BPI) um 1050 ms vorher ein, bei nicht vorgeplanten oder spontanen Bewegungen um 550 ms (BPII). Das subjektive Erleben des Willensaktes (W) tritt um 200 ms vorher auf, also deutlich nach Beginn der beiden Typen von Bereitschaftspotentialen.“ ( Roth 2001, S. 197) [„S“ wird hier nicht berücksichtigt; R.W.]

elektrischen Aktivität im Bereich des supplementär motorischen Areals erfolgte und dass diese Gehirnaktivität der tatsächlichen Bewegung um ca. eine Sekunde vorausgeht. (vgl. Obhi/Haggard 2005, S. 91)

Libet interessierte sich nun besonders für die zeitlichen Zusammenhänge von bewusstem Erlebnis und neuronaler Aktivität. (siehe Abb. 1) Wie verhalten sich also die subjektiven Entscheidungswerte W, das objektive Bereitschaftspotential BP und die Muskelaktivität EMG zueinander? Wie erwartet kam W vor der Muskelaktivität. Aber dann kam die Überraschung. Das Bereitschaftspotential BP setzte 300- 500 Millisekunden früher ein als W, was heißt, dass vor der bewussten Wahrnehmung der Bewegungsintention (W) bereits eine neuronale Aktivität (BP) stattfindet.

„Einfacher gesagt: Das Gehirn bereitet eine Bewegung vor, bevor der Proband bewusst beschlossen hatte, sie auszuführen! Demnach scheint die bewusste Empfindung einer Intention eher die Wirkung einer vorbereitenden motorischen Gehirnaktivität zu sein als deren Ursache.“ (Obhi/Haggard a.a.O. S.92).

Wenn das Gehirn bereits tätig ist und eine Handlung einleitet (BP) bevor der Entschluss zu dieser Bewegung (W) erstmals bewusst wird, dann fragt es sich, ob das Bewusstsein und das Gefühl von Willensfreiheit nicht tatsächlich eine Illusion ist, eine Konstruktion unseres Gehirns, mit der wir nachträglich unsere Handlungen erklären und ihnen einen Sinn verleihen, der objektiv aber gar nicht gegeben ist. Mit anderen Worten: Die Entscheidung ist schon längst gefallen, bevor wir meinen, sie gefällt zu haben. Sind wir dann „im Grunde raffinierte Automaten, wobei unsere bewußten Gefühle und Intentionen ohne kausale Kraft nur als Epiphänomene aufgesetzt wären“? (Libet a.a.O. S.268f)

Viele Hirnforscher haben das Experiment so gedeutet. Es soll nun gezeigt werden, dass diese Schlussfolgerung zumindest voreilig ist.

3.2 Kritik am Libet- Experiment

Zunächst erscheint es sinnvoll danach zu fragen, was Libet genau untersucht. Dabei fällt auf, dass eine für sich sinnentleerte Handlung, nämlich eine einfache Handbewegung, die Grundlage der Libetschen Versuchsanordnung bildet. Erst indem sie in den Kontext des Experiments gestellt wird, erhält die Handbewegung einen Sinn. Die Aufmerksamkeit der Probanden wird qua Versuchsanleitung ganz auf eine Handlung gerichtet, die sonst unbewusst ablaufen würde. Es handelt sich um eine automatisierte Handlung, die normalerweise am Bewusstsein vorbei erfolgt. Automatisierte Handlungen erfordern keine Konzentration und Aufmerksamkeit und sind als sogenannter Übungseffekte jedem bekannt. Ein Anfänger, der z.B. Klavier spielen lernen will, muss sich noch auf jeden Tastendruck konzentrieren, sonst lernt er es nie. Mit zunehmender Übung aber schwindet der notwendige Aufwand an Konzentration und Aufmerksamkeit und die Verhältnisse kehren sich um. Nun wirkt die bewusste Aufmerksamkeit und Konzentration auf den glatten Handlungsablauf störend. Ein Klaviervirtuose ist sich also durchaus bewusst, dass er Klavier spielt, konzentriert er sich aber auf die einzelnen Fingerbewegungen, die er dabei ausführt, ist es mit seiner Virtuosität schnell vorbei und er kommt ins Stocken.

Ebenso wenig erfordern automatisierte Handlungen im alltagspraktischen Handeln einen Entscheidungs- oder Willensakt, sie laufen ja unbewusst ab. Es stellt sich nun die Frage, wie in dem Experiment W ins Spiel kommt und wie W zu interpretieren ist. Hierzu gibt es zwei konträre Erklärungsansätze.

Die einen vermuten, dass „das Bewusstsein, eine Entscheidung zu treffen ... erst dann entstehen [würde; R.W.], wenn die Handlung schon eingeleitet, die Entscheidung somit getroffen ist“, ( Pauen 2001, S. 111) woraus dann gefolgert wird, dass nicht der Proband, sondern sein Gehirn entscheidet. (vgl. Prinz 2004, S.22; Roth 2004a, S.73;) Diese These ist nur dann sinnvoll, wenn man die Entstehung des Bewusstseins (W) zwischen BP und EMG ansiedelt – und genau das ist sehr fragwürdig.

Die andere Interpretation lautet, dass W lediglich der „Exekutivakt“ einer Entscheidung ist, die vor der eigentlichen Handlungsausführung erfolgte. (vgl. Helmrich, S.94) W ist also nicht der Entstehungsort einer Entscheidungshandlung sondern der (messbare) Erscheinungsort derselben. Diese These gewinnt an Plausibilität, wenn man die eigentliche (alltagspraktische) Unbewusstheit der Handlung mitbedenkt. Die Probanden wurden ausdrücklich vor der Durchführung aufgefordert, ihre ganze Aufmerksamkeit und Konzentration auf eine Willkürhandlung zu lenken, der sie normalerweise keine Beachtung schenken.. Man muss sich die Versuchspersonen als hoch motiviert, konzentriert und sehr aufmerksam vorstellen. Sie durften vorher üben, und die Entscheidung, genau nach der Versuchsanordnung zu handeln, wurde spätestens hier gefällt. Libet hat also ein an sich automatisiertes (unbewusstes) Verhalten in intentionales (bewusstes) Verhalten umgepolt. Erst qua Versuchsanordnung wird aus einer unbewussten Willkür bewegung eine intentionale Handlung. Ebenso wird bei der Ausführung der Handlung selbst nicht mehr entschieden ob man, sondern wann man – innerhalb von drei Sekunden – handelt! W ist in diesem Sinne allenfalls das beobachtbare und messbare Moment einer Teilentscheidung. Damit ist der Entscheidungscharakter von W erheblich abgeschwächt und erlaubt nicht so weitreichende Interpretationen, wie sie manche Hirnforscher vornehmen.

Wenn man dennoch die These aufrecht erhalten will, dass nicht der Proband, sondern sein Gehirn entscheidet, dann ist W eine unveränderliche Konstante, d.h. wenn das Gehirn einmal entschieden hat (BP), dann erfolgt notwendig der Willensakt W dieser Entscheidung und damit die Handlungsausführung (EMG). Unter der Prämisse, dass das Gehirn naturgesetzlich determiniert ist, lässt sich die Sequenz BP – W – EMG als Kausalereignis beschreiben. Nun hat aber Libet selbst für W die „...Existenz einer Veto- Möglichkeit...“ in Erwägung gezogen, die für ihn sogar außer Zweifelt steht. (a.a.O. S. 277) Dann lässt sich aber die obige Kausalerklärung nicht halten:

„Ich schlage ... vor, daß das bewußte Veto keine unbewußten Prozesse erfordert oder deren direktes Resultat ist. Das bewußte Veto ist eine Kontrollfunktion, die verschieden ist von einem bloßen Bewußtsein des Handlungswunsches. Es gibt keinen logischen Zwang in irgendeiner Geist- Gehirn- Theorie, ... der eine spezifische neuronale Aktivität erfordert, welche das Wesen der bewußten Kontrollfunktion bestimmt und ihr vorhergeht. Und es gibt keine experimentellen Belege gegen die Möglichkeit, daß der Kontrollprozeß ohne die Entwicklung von vorherigen unbewußten Prozessen auftreten kann.“ (Libet a.a.O. S. 279)

Eine wesentlich bessere als die obige Erklärung der Veto- Möglichkeit von Libet lässt sich aus einer lebenspraktischen Situation heraus finden, die auch davon ausgeht, dass das Veto ein Exekutivakt einer vorherigen bewussten Planung ist.

So kann man sich gut vorstellen, wie z.B. ein Kunde ein Kaufhaus betritt mit der Absicht zu stehlen. Er ergreift einen Gegenstand und will ihn gerade in die Tasche stecken, da hört er ein verdächtiges Geräusch und unterbricht sofort die Handlung. Stattdessen schaut er sich nun den Gegenstand mit vorgetäuschtem Interesse angelegentlich an, um ihn dann ins Regal zurückzustellen. Das Ergreifen des Gegenstandes und Einstecken in die Tasche kann innerhalb von drei Sekunden erfolgen, liegt also in dem von Libet abgesteckten Zeitrahmen. Das Veto besteht, wie leicht ersichtlich, in der Unterbrechung der Handlung, das Diebesgut einzustecken. Das Veto lässt sich mit der Interpretation, dass W lediglich ein Exekutivakt einer vorherigen bewussten Planung ist, gut erklären. Der Ladendieb betritt mit mindestens zwei Absichten das Kaufhaus: der einen zu stehlen, und der anderen, bei der leisesten Gefahr sofort die Ausführung der Handlung zu unterbrechen. Wenn, wie oben festgestellt wurde, genügend Zeit bleibt, den letzten Willensruck noch zu ändern, dann ist die Unterbrechung der eingeleiteten Diebeshandlung die Alternativhandlung einer lange zuvor getätigten Planung, die eben diese Alternativhandlung mit bedenkt. Diese Erklärung hat den Charme des Einfachen für sich.

Die These, dass im Libet- Experiment der Willensakt W als kausale Wirkung der Neuronenaktivität BP betrachtet werden muss, mit der Konsequenz, die Willensfreiheit als Illusion zu entlarven, kann also mit guten Gründen abgelehnt werden.

3.3 Das Bewusstsein in behavioristischer Perspektive

Dem Libet- Experiment liegt die behavioristische Perspektive zugrunde. In einer stark segmentierten Handlungssituation, die auch zeitlich sehr begrenzt ist, wird lediglich zielgerichtetes Handeln in einem sehr schematischen Ablauf untersucht, für das es keine rationalen oder emotionalen Entscheidungsgründe gibt – es sei denn, der Versuchsanleitung zu folgen. Berücksichtigt wurde, wie gesehen, ein nur kurzer Zeitabstand zwischen Absicht und Ausführung einer Handlung. Intentionen und Handlungen mit großem zeitlichen Abstand wie Berufs- oder Partnerwahl können aber unter gewöhnlichen Laborbedingung wohl niemals erfasst werden.

„Es ist etwas anderes, nach den neuropsychologischen Ursachen eines Fingerschnipsens zu fahnden als nach denen einer Partnerwahl.“ (Walde 2004, S. 150)

Um zu messbaren und beobachtbaren Ergebnissen zu kommen, sind Hirnforscher gezwungen, mentale Phänomene, die einen sehr weiten begrifflichen Umfang haben, begrifflich zu reduzieren, um sie dann maximal mit Erklärungsinhalten zu beladen.

Ein weiteres Beispiel für die behavioristische Perspektive mancher Hirnforscher liefert Wolf Singer. Zunächst stellt er fest:

„Die zunehmende Verfeinerung neurobiologischer Messverfahren hat nunmehr die Möglichkeit eröffnet, auch die neuronalen Mechanismen zu analysieren, die höheren kognitiven Leistungen komplexer Gehirne zugrunde liegen“ (2004, S. 35)

Das Bewusstsein beschreibt Singer nun als das Vorhandensein von kognitiven Leistungen wie

„... Wahrnehmen, Vorstellen, Erinnern und Vergessen, Bewerten, Planen und Entscheiden, und schließlich die Fähigkeit, Emotionen zu haben.“ (ebd.)

Diese kognitiven Leistungen lassen sich dann als Verhaltensmanifestationen des Menschen beobachten und ...

„...operationalisieren, aus der Dritten- Person- Perspektive heraus objektivieren und im Sinne kausaler Verursachung auf neurale Prozesse zurückführen. Somit erweisen sie sich als Phänomene, die in kohärenter Weise in naturwissenschaftlichen Beschreibungssystemen erfaßt werden können.“ (ebd.)

Singer ist sich durchaus bewusst, dass damit das Bewusstsein noch nicht vollständig erfasst ist. Was fehlt ist das reflexive Bewusstsein oder Metabewusstsein. Bei ihm heißt es „Metapräsentation eigener Zustände“:

„Demnach wäre phänomenales Bewußtsein eine operationalisierbare kognitive Leistung, die sich aus der Dritten- Person- Perspektive heraus analysieren lassen sollte. Nachvollziehbar könnte also sein, wie durch Iteration kognitiver Operationen und reflexive Anwendung auf sich selbst Metapräsentationen eigener Zustände gebildet werden können und somit die eigene Kognition zum Gegenstand von Kognition werden kann.“ (a.a.O. S.43)

Zweifellos ist es möglich, einzelne kognitive Leistungen mit empirischen Methoden zu untersuchen. Indem man kognitiven Leistungen aber aus ihrem Kontext herausnimmt und isoliert betrachtet, gerät das Bewusstsein als Ganzes aus dem Blick, und es ist fraglich, ob man mit isolierten kognitiven Leistungen auch das untersucht, was man zu untersuchen meint. Zudem steht Singer auch vor der Schwierigkeit, seine Einzelergebnisse wieder so zusammenzusetzen, dass sie ein sinnvolles Ganzes, nämlich das Bewusstsein, ergeben. Es bleibt der Verdacht, dass dies nur um den Preis der Reduktion zu haben ist, und zwar in zweifacher Hinsicht. Zunächst müssen, um sie einer empirisch Untersuchung überhaupt zugänglich zu machen, die einzelnen kognitiven Leistungen, wie bei Libets Willensakt, in ihrem Bedeutungsumfang reduziert werden Dann muss das phänomenale Bewusstsein selbst, wie bei Singer nachzulesen ist, auf operationalisierbare kognitive Leistungen reduziert werden. Ein bisschen Reduktion hier, ein bisschen Reduktion da ergibt aber kein einheitliches Ganzes, sondern einen Flickenteppich. Es ist zur Zeit nicht zu erkennen, wie langfristige Motive, Planungen, Grundeinstellungen und Denkmuster, die menschliche Handlungen – wie auch immer – bestimmen, jemals in ein operationalisierbares Schema gefasst werden können

Was kann nun zur Frage von Freiheit oder Determinismus gesagt werden? Bis jetzt kann lediglich festgehalten werden, dass die These, Libets Experiment würde die Freiheit als Illusion entlarven, mit guten Gründen abgewehrt worden ist. Das ist aber noch keine positive Antwort. Die Sache bleibt also unentschieden. Die Ironie der Hirnforschung will es, dass Libet selbst anscheinend nicht mehr zum Kronzeugen eines determinierten Willens taugt:

„Meine Schlussfolgerung zur Willensfreiheit ... besteht dann darin, daß die Existenz eines freien Willens zumindest eine genauso gute, wenn nicht bessere wissenschaftliche Option ist als ihre Leugnung durch die deterministische Theorie.“ (a.a.O. S.287)

Nachdem die Hirnforscher leider nur zu unbefriedigenden Antworten betreffs der Freiheit und des Determinismus’ gekommen sind, soll nun der Frage nachgegangen werden, ob eine Philosophie des Geistes bessere Antworten zu dem Problem geben kann.

3.4 Grundprobleme einer Philosophie des Geistes

Im Vordergrund der folgenden Überlegungen stehen die erkenntnistheoretischen Probleme, die sich ergeben, wenn man das Verhältnis von Bewusstsein und Gehirn in den Blick nimmt. Eine Philosophie des Geistes wird sich im Wesentlichen mit folgenden drei Fragestellungen konfrontiert sehen und Antworten für sie bereithalten müssen:

1. Welcher Art ist die Korrelation von mentalen und neuronalen Prozessen
2. Wie entsteht aus neuronaler Aktivität Bewusstsein (Erklärungslücke)
3. Welche Konsequenzen ergeben sich aus den Ergebnissen der Hirnforscher für das menschliche Selbstverständnis (Willensfreiheit, Verantwortung, Subjektivität)

Zunächst zu Punkt eins. Hierfür sind bislang drei Erklärungsmodelle angeboten worden:

1. Die mentale Aktivität ist eine zusätzliche, aber kausal wirkungslose Eigenschaft neuronaler Prozesse: Epiphänomenalismus
2. Neuronale und mentale Aktivitäten sind zwei unterschiedliche Aktivitäten, die miteinander verbunden sind: interaktionistischer Dualismus
3. Neuronale und mentale Aktivitäten sind miteinander identisch: Identitätstheorie

In dieser Reihenfolge sollen sie nun besprochen werden. (Die ersten beiden allerdings nur kurz)

3.4.1 Der Epiphänomenalismus

Der Epiphänomenalismus – oder auch „Eigenschaftsdualismus“ – interpretiert mentale Aktivitäten als das Ergebnis von neuronalen Prozessen. Dem Mentalen wird aber keinerlei kausaler Einfluss auf das Neuronale zugesprochen. Mentale Prozesse sind so den neuronalen Prozessen lediglich „darauf- („epi-“) gesetzt“. Als wirkungslose Eigenschaften besitzen sie allenfalls einen Erlebnisaspekt. „Relevant für die Steuerung des Verhaltens wären also allein die neuronalen Prozesse.“ (Pauen a.a.O. S. 86) Somit werden alle geistigen Vorgänge wie Wort, Schrift und Gedanken für irgendeinen Lebensvollzug als bedeutungslos erklärt. (vgl. Geyer 2004, S.14) Das ist schon intuitiv nur schwer vorstellbar. Zudem fragt es sich, warum uns eine Evolution das Geistige lediglich als schmückendes Beiwerk mitgegeben hat. Es ist mit den Prinzipien der Evolution kaum vereinbar, „wenn ein Phänotyp dieser Größenordnung überhaupt keine funktionale Rolle im Leben und für das Überleben des Organismus spielen würde.“ (Geyer a.a.O. S.18)

Bleibt noch zu erwähnen, dass der Epiphänomenalismus weder bei Hirnforschern noch bei Philosophen konsensfähig ist.

3.4.2 Der interaktionistische Dualismus

„Der interaktionistische Dualismus trifft wie der Eigenschaftsdualismus eine Unterscheidung zwischen neuronalen und mentalen Phänomenen; anders als der Eigenschaftsdualismus geht er jedoch von einer Wechselwirkung zwischen beiden Ebenen aus.“ (Pauen a.a.O. S.89)

Damit ergibt sich für den Dualisten die Schwierigkeit, die Natur dieser Wechselwirkung zu erklären, ohne dass sie mit den bekannten Naturgesetzen in Konflikt gerät. Wie können nichtmaterielle Phänomene auf materielle Aktivitäten einwirken, ohne die „kausale Geschlossenheit“ der materiellen Welt zu verletzen? (ebd.) Bekannte Vertreter des Dualismus sind Descartes, Eccles und Popper. Eccles und Popper versuchen das Bewusstsein – bei ihnen das „Selbst“ – als „Quanteneffekte“ in den Synapsen zu erklären.(vgl. Eccles 1996, S.213ff) Diese Erklärung ist in der „scientific community“ auf fast einhellige Ablehnung gestoßen. Man ist sich zur Zeit darüber einig, dass dualistische Positionen als Arbeitshypothese wenig hilfreich sind. (vgl. Singer a.a.O. S. 37)

Den gegenwärtigen Mainstream der Positionen in der Wissenschaftlergemeinde stellt die sogenannte Identitätstheorie dar, die nun ausführlicher besprochen werden soll.

3.4.3 Die Identitätstheorie

Diese Position wird auch als materialistischer Monismus bezeichnet:

„Für die Identitätstheorie ist jedes mentale gleichzeitig ein neuronales Ereignis, die Wirkung eines mentalen Prozesses läßt sich daher immer auch in den korrespondierenden physiologischen Kategorien beschreiben.“ (Pauen a.a.O. S.93)

Die Vorteile dieser Annahme liegen auf der Hand: Man ist nicht – wie der Dualist – gezwungen, komplizierte Wechselmechanismen zu erklären und zu beweisen, sondern man verfügt über eine einheitliche Beschreibungsebene, nämlich die materielle Ebene der neuronalen Prozesse, die zugleich auch die mentale Ebene miterfasst. Hier kann man messen, beobachten, experimentieren, bildgebend darstellen usw. Wichtig für die Position der Identitätstheorie ist es festzuhalten, dass Mentales und Materiales nicht ontologisch zusammenfallen:

„Natürlich sind diese beobachtbaren kognitiven Leistungen mit den zugrundeliegenden neuronalen Prozessen nicht identisch. Wir verwenden deshalb unterschiedliche Beschreibungssysteme zur Darstellung von Verhaltensleistungen und neuronalen Prozessen, und wir sagen, Verhaltensleistungen seien emergente Eigenschaften neuronaler Vorgänge.“ (Singer a.a.O. S. 35f; Kursivdruck R.W.)

Wenn das Mentale und das Materiale aber ontologisch nicht zusammenfallen, dann sucht der Monist nach einem Beschreibungssystem – aber für was? Da er zusätzlich von der Prämisse ausgeht, dass in den Gehirnfunktionen und nicht in den Bewusstseinsfunktionen die Lösung des Geist- Gehirn- Problems liegt, legt er sich auf das materiale Beschreibungssystem fest. Nun ergibt sich aber die Schwierigkeit, „daß auch ein vollständiges Wissen über die neuronalen Prozesse im Gehirn nicht erklären würde, warum Bewusstsein entsteht.“ (Pauen a.a.O.S.94) Eine mögliche Antwort wäre, dass das Bewusstsein frei und unabhängig ist. Das verträgt sich aber (a) nicht mit der Determinismusthese, (b) führt wieder zum interaktionistischen Dualismus zurück und (c) widerspricht allen (nach Lesart der Identitätstheoretiker) bisherigen empirischen Erkenntnissen. All das ist für den Identitätstheoretiker natürlich unannehmbar. Die Zuständigkeitsinstanz für das Bewusstsein ist bei ihm das Gehirn und daher kann Bewusstsein nur aus Gehirnzuständen heraus erklärt werden. Die Gehirnzustände selbst sagen aber nichts über das Bewusstsein oder Bewusstseinsfunktionen. Nirgendwo im Gehirn hat man jemals einen Gedanken gefunden und wird ihn auch nicht finden. Also muss das Gehirn das Bewusstsein hervorbringen, die Frage ist aber wie ? Damit ist die „Erklärungslücke“ wieder mit im Spiel.

Während der Dualist erklären muss, wie der Geist (Bewusstsein) auf die Materie (Gehirn) einwirkt, muss der Monist erklären, wie Materie den Geist hervorbringt. Es haben sich anscheinend nur die Vorzeichen der Probleme geändert. Roth sieht indes in der Erklärungslücke kein Problem:

„Als Neurobiologe kann ich problemlos formulieren: ‚Wenn in den und den Hirnzentren die und die neuronalen Prozesse abgelaufen sind, dann entsteht zu einem angebbaren Zeitpunkt in meinem Gehirn der und der Erlebniszustand.’ (...) Ich kann mich also durchaus mit einer ‚fundamentalen Erklärungslücke’ zwischen neuronalem Geschehen und subjektivem Erleben zufrieden geben.“ (2004a, S. 73)

Das kommt sehr pragmatisch daher, verkennt aber das grundsätzliche erkenntnistheoretische Problem. Noch so viele mess- und beobachtbare Korrelationen von neuronalen Zuständen und subjektiven Erlebniszuständen erklären das Zustandekommen der Erlebniszustände nicht, es wird hier lediglich eine stabile Beziehung festgestellt.

Pauen ist nun der Meinung, das Dilemma entsteht dadurch, dass die Frage falsch gestellt ist. Es geht nicht um das Verhältnis von Gehirn und Geist selbst, sondern von deren Theorien zueinander:

„Der Identitätstheoretiker kann allenfalls fragen, wie psychische und neurobiologische Theorien sinnvoll aufeinander bezogen werden können. Diese Frage scheint jedoch prinzipiell lösbar zu sein.“ (a.a.O. S. 97)

Er führt nun das Beispiel an, dass wir einerseits über eine Alltagstheorie von „Wasser“ verfügen und über eine naturwissenschaftliche Theorie über „H2O“ und beide Theorien ohne große Reibungsverluste aufeinander beziehen können. Wir haben hier also eine relationale Beschreibung zweier Theorien, die miteinander kompatibel sind Warum aber, so fragt er weiter, können Theorien von mentalen und Theorien von neuronalen Prozessen nicht ebenso reibungslos aufeinander bezogen werden? (vgl. ebd.)

Eine Antwort darauf gibt Laucken (2004, S. 14ff), der darauf hinweist, dass sich das Denken in unterschiedlicher Weise auf Gegenstände der Welt bezieht und damit auch jeweils unterschiedliche Beschreibungssysteme auswählt. Entsprechend bilden wir auch unterschiedliche Gegenstandsentwürfe für die verschiedenen Beschreibungssysteme aus. Zum Gegenstandsentwurf des naturwissenschaftlichen Beschreibungssystems gehören Gegenstände wie „H2O“, Wasserstoff, Sauerstoff, Moleküle, Atome, elektrisches Potential, Wasserstoffbrückenbindung usw. Zum Gegenstandsentwurf eines semantischen Beschreibungssystems3 gehören Gegenstände wie „Wasser“, Durst, Regen, Waschen, Meer, Rinnsal, Suppe usw. Beide Beschreibungssysteme sind aber nicht miteinander kompatibel, sofern sie sich beide auf ein und denselben Gegenstandsentwurf beziehen wollen . So ist es unsinnig zu sagen, ich trinke gerne Wasser, weil so viel „H2O“ darin enthalten ist. Ebenso unsinnig ist es zu sagen, die Wasserstoffbrückenbindung dient dazu, sich besser waschen zu können.

Es gibt aber noch einen weiteren Aspekt, den Pauen selbst anführt:

Ob wir von „Wasser“ oder von „H2O“ sprechen, in beiden Fällen sprechen wir in der 3. Person über etwas, das nicht wir selbst sind. Im Falle von Bewusstsein und Gehirn sind wir aber in der 1. Person in diese Relation mit eingeschlossen. Es sind „meine“ Bewusstseinszustände, über die gesprochen wird, und über diese kann nur „ich“ Auskunft geben! Sie entziehen sich auf eine seltsame Weise einer Beobachterperspektive (oder Dritte- Person- Perspektive). Die Relevanz dessen erklärt sich in einem Gedankenexperiment. Man stelle sich einen Menschen vor, der über alle nur denkbaren wissenschaftliche Erkenntnisse über Farben und menschliche Farbwahrnehmungen verfügt, selbst aber noch nie eine Farbe gesehen hat, sondern in einer farblosen Umwelt lebt, die sich lediglich in ihren Grautönen voneinander unterscheidet. Die Frage ist nun, was weiß dieser Mensch von Farben und würde es für ihn einen Unterschied bedeuten, selbst Farben zu sehen? Ganz offensichtlich ist sein Wissen über Farben nur unzureichend und würde sich mit einem Schlag sehr deutlich verändern, könnte er selbst Farben sehen. Die Frage ist also, was erklären neurobiologische Erkenntnisse aus der 3. Person- Perspektive über Bewusstseinsphänomene in der 1. Person- Perspektive. Ganz offensichtlich ist die neurobiologische Beschreibungsebene nur unzureichend geeignet, Bewusstseinsphänomene zu beschreiben.

Ein anderes berühmtes und viel zitiertes Gedankenexperiment, das in die gleiche Richtung geht, stammt vom amerikanischen Philosophen Thomas Nagel. Angenommen, wir wüssten alles über die Neurobiologie einer Fledermaus, wüssten wir dann auch, wie es ist, eine Fledermaus zu sein? 4 Ganz sicher nicht!

Anscheinend stehen wir wieder ganz am Anfang des Gehirn- Bewusstsein- Problems. Aber Pauen, als Vertreter der Identitätstheorie, gibt sich noch nicht geschlagen. Er sucht nun nach einem Zugang zum Bewusstsein, der sich der empirischen Beobachtung nicht entzieht. Er stellt fest, „daß Bewußtsein konkrete Funktionen hat“ (a.a.O.S.99), und diese zeigen sich in funktionalen Zusammenhängen, welche wir Emotionen nennen. Nun hat jede Emotion ein bestimmtes Verhalten zur Folge, welches sich beobachten lässt. „Ekel beinhaltet eine Tendenz zur Zurückweisung ..., Furcht eine Neigung zur Entfernung, Freude oder Verlangen eine Tendenz zur Annäherung ...“ (a.a.O. S.100) Pauen will nun nicht mehr die Relation Gehirn – Bewusstsein erklären, sondern die Relation Gehirn – Bewusstseins funktionen, wobei sich die Funktion als Verhalten einer Beobachtung zugänglich sogenannten ‚Inverted- Spectrum- Argument’ (a.a.O. S.98) entgangen werden, das besagt, über phänomenale Erfahrung könne nur die Person selbst Auskunft geben. So ist es z.B. möglich, dass eine Person eine Farbe der Wirklichkeit entsprechend mit „rot“ benennt, ihr phänomenales Erleben aber „grün“ ist. macht. Die behavioristische Perspektive ist unverkennbar.

[...]


1 Libet, Benjamin et al. 1983, Time of Conscious Intention to Act in Relation to Onset of Cerebral Activity (Readiness- Potential). Brain 106: 623-624

2 Haggard, P. und Eimer, M. (1999): on the Relation Between Brain Potentials and the Awarness of Voluntary Movements. Experimental Brain Research 126-133. (Quelle: Roth, G. in: Pauen/Roth (Hg) 2001, Neurowissenschaften und Philosophie, S. 207)

3 Der Unterschied von naturwissenschaftlichen und semantischen Beschreibungssystemen wird im Kapitel 6.1 nochmals ausführlich aufgegriffen

4 Thomas Nagel 1974, What is it like to be a bat? Philosophical Review 83, S. 435-450

Final del extracto de 77 páginas

Detalles

Título
Hirnforschung, Neurodidaktik und Erziehungswissenschaft
Subtítulo
Chancen und Grenzen gehirngerechten Lehrens und Lernens
Calificación
1,0
Autor
Año
2005
Páginas
77
No. de catálogo
V455743
ISBN (Ebook)
9783668898202
ISBN (Libro)
9783668898219
Idioma
Alemán
Palabras clave
hirnforschung, neurodidaktik, erziehungswissenschaft, chancen, grenzen, lehrens, lernens
Citar trabajo
Rainer Witzisk (Autor), 2005, Hirnforschung, Neurodidaktik und Erziehungswissenschaft, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/455743

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