Heidegger macht sich auf den Weg, tiefer in den Satz vom Grund „Nichts ist ohne Grund“ vorzudringen. In einer Reihe von Vorlesungen erarbeitet er sich Einsichten in den Satz vom Grund, wie er wirkt, was er worüber aussagt, welche Bedeutung er hat. Unterwegs kommt es zu Umwegen, zu Irrgängen, zu einem Sprung. Man hält inne, zweifelt an der gewählten Wegesrichtung, überdenkt den bisher gegangenen Weg, schreitet erneut voran. Der Gedankengang beginnt an einem klaren Sachverhalt, so scheint es, doch schon bald zeigt sich, dass das Ziel sehr viel weiter im Dunkeln liegt, als zunächst angenommen. Der Weg führt immer tiefer in unbekannte Gefilde.
Diese äußerst bildhafte Umschreibung beschäftigt sich mit einer der hauptsächlichen Fragen d er ontologischen Philosophie, ja des menschlichen Denkens überhaupt. Sie versucht, dem auf die Spur zu kommen, das allem Seienden zugrunde liegt. Was ist der letzte Grund, der Ursprung von allem (Seienden)? Warum ist alles, was es ist?
Heidegger hebt zudem im Laufe seiner Ausführungen immer wieder die besondere Bedeutung hervor, die der Weg, auf den er sich gemacht hat, als solcher hat. Immer wieder kommt er auf diese bildhaften Umschreibungen zurück und spricht bewusst von Umwegen, Irrwegen, Holzwegen. Dabei geht es nicht nur darum, dem Hörer bzw. Leser einen Denkprozess zu verbildlichen und so leichter nachvollziehbar zu machen. Welche Rolle aber der Weg noch spielt, will diese Arbeit herausarbeiten. Heidegger baut die Vorlesungen um das Leitmotiv des „Weges“ und innerhalb dieses Bildbereiches vor allem um den „Sprung“ herum auf. Daher muss dieser Denkweg nachgezeichnet und die Bedeutung des Sprunges deutlich gemacht werden. Hierzu ist zum einen eine strukturelle Analyse der Vorlesungen und ihres Aufbaus nötig. Damit gewinnt man Einblick in den Ablauf der Denkschritte, den Denkweg also.
Inhaltsverzeichnis
- 1) Einleitung
- 1.1) Einleitung
- 1.2) Vorgehensweise
- 1.3) Warum eine Beschäftigung mit dem Satz vom Grund?
- 2) Teil 1: Die fünf Hauptsachen
- 2.1) Erste Hauptsache: ,,Die Incubation des Satzes vom Grund“
- 2.2) Zweite Hauptsache:,,Die Aufstellung des Satzes vom Grund als eines obersten Grundsatzes“
- 2.2.1) Einfügung
- 2.3) Dritte Hauptsache: „Der Anspruch des SvGr als des großmächtigen Prinzips, der unser Zeitalter bestimmt“
- 2.4) Vierte Hauptsache: „Der Grund als, warum' und als,weil'“
- 2.5) Fünfte Hauptsache: „Der Wechsel der Tonart im Satz vom Grund“
- 3) Teil 1: Zwischenfazit
- 3.1) Zusammenfassung: Standpunkt und Erkenntnisse des Weges „außen herum“
- 3.2) Der Sprung
- 4) Teil 2: Anknüpfen an die fünf Hauptsachen
- 4.1) Anknüpfen an die fünfte Hauptsache
- 4.2) Anknüpfen an die erste Hauptsache
- 4.2.1) Das Seinsgeschick
- 4.2.2) Die Inkubationszeit
- 4.3) Anknüpfen an die zweite, dritte und vierte Hauptsache
- 5) Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, den Denkweg Heideggers in seiner Vorlesung „Der Satz vom Grund“ nachzuvollziehen. Sie fokussiert dabei auf die Bedeutung des „Weges“ und des „Sprunges“ als zentrale Elemente in Heideggers Analyse des Grundproblems.
- Strukturelle Analyse der Vorlesung und ihres Aufbaus
- Hervorhebung der Rolle des „Weges“ und des „Sprunges“ im Denkprozess
- Untersuchung der „Wegstruktur“ der Vorlesung
- Erschließung der zentralen Einsichten und ihrer Folgen
- Bedeutung des Satzes vom Grund als ein fundamentales Prinzip menschlichen Denkens
Zusammenfassung der Kapitel
Teil 1: Die fünf Hauptsachen
Der erste Teil der Arbeit analysiert die fünf „Hauptsachen“, die Heidegger in seiner Vorlesung zum Satz vom Grund (SvGr) herausarbeitet. Es geht um die Entstehung, die Aufstellung und den Anspruch des SvGr sowie um die Funktion des Grundes als „warum“ und „weil“. Die Analyse beleuchtet die Entwicklung des Denkens und die Herausforderungen, die sich Heidegger im Laufe seiner Ausführungen stellt.
Teil 1: Zwischenfazit
Der Zwischenfazit des ersten Teils fasst die zentralen Erkenntnisse des Weges „außen herum“ zusammen und beleuchtet den „Sprung“ als zentralen Moment in Heideggers Denkprozess. Es wird deutlich, dass der „Sprung“ einen Perspektivwechsel impliziert und den SvGr als Satz vom Sein erweist.
Teil 2: Anknüpfen an die fünf Hauptsachen
Der zweite Teil der Arbeit knüpft an die im ersten Teil aufgeworfenen Fragen an. Er untersucht das Wesen des Seins als „Seinsgeschick“ und das Wesen des Grundes. Diese Analyse soll die Leitfrage des zweiten Teils beantworten, die sich im Laufe der Vorlesung immer deutlicher herauskristallisiert: Wie gehören Sein und Grund zusammen?
Schlüsselwörter
Zentrale Begriffe, die in dieser Arbeit untersucht werden, sind der Satz vom Grund, Weg, Sprung, Seinsgeschick, Inkubation, Prinzip, „warum“ und „weil“ sowie das Wesen des Seins. Diese Begriffe bilden den Rahmen für Heideggers Analyse des Grundproblems und liefern die Grundlage für seine Argumentation.
- Quote paper
- M. A. Simone Kraft (Author), 2003, Die Bedeutung von 'Weg' und 'Sprung' in Heideggers Vorlesung 'Der Satz vom Grund', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45578