Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Phänomen des Islam als eine politische Ideologie. Es soll untersucht werden, was das Fundament islamischer Weltanschauungen für politisches Handeln bedeutet und worin sich der Zuspruch der Bevölkerung hierfür ergründet. Aufgrund aktueller Entwicklungen wird der Fokus in der vorangestellten theoretischen Betrachtung auf den Maghreb gelegt.Obwohl der Islam, im Laufe der Jahrhunderte auch immer schon eng verknüpft mit politischem Denken und Handeln, in dieser Region eine uralte Geschichte hat, so ist sein Bedeutungszuwachs der jüngsten Zeit auffällig. Seit den Aufständen und, in vielen Fällen folgenden, Regimestürzen 2011 befinden sich überall islamistische Akteure im Aufwind. Durch ihre Organisation in Parteien gewinnt der Islamismus zunehmenden Einfluss auf die politischen Systeme der Maghreb-Staaten. Die ersten freien Wahlen seit den Regimestürzen in Ägypten und Tunesien konnten islamistische Parteien für sich entscheiden. Auch die Regierung Marokkos wird seit den Protestwellen von 2011 von Islamisten geführt. In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, wie dieses plötzliche Erstarken des politischen Islam seit den Umbrüchen in den Maghreb-Staaten im Kontext des arabischen Frühlings zu erklären ist.
Um das Erstarken des politischen Islam möglichst treffend zu operationalisieren, erscheint es sinnvoll, islamistische Parteien und dessen Ergebnisse bei allgemeinen Wahlen zu betrachten.
Daher wird sich die folgende Analyse auf das Land Marokko beschränken, da in diesem Land das plötzliche Wiederaufleben des politischen Islam, ausgerechnet seit den Protesten und Veränderungen des Arabischen Frühlings 2011, am signifikantesten erscheint. Die einzige offen islamistische Partei und zuletzt Oppositionsführer im Land, die Partie Justice et Dévelopement (PJD) – Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung, wurde bei den vorgezogenen Parlamentswahlen 2011 überraschend stärkste Kraft und konnte ihr Ergebnis 2016 nochmals übertreffen. Generell sind in Marokko laut Verfassung jegliche islamistische Parteien verboten. Die PJD ist jedoch legal, da sie betont, keine „religiöse Partei“ zu sein, sondern eine Partei mit „islamischem Bezug“ bzw. „islamischem Referenzsystem“.
Somit lautet die Forschungsfrage nun konkreter: Wie ist der plötzliche und erneut bestätigte Wahlsieg der PJD in Marokko seit den Protesten von 2011 zu erklären?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Politische Islam
- Historische und gesellschaftliche Bedeutung in den Maghreb-Staaten
- Gründe für die Wahl islamistischer Parteien
- Strukturelle Bedingungen für Oppositionsparteien in autokratischen Regimen
- Der politische Islam in Marokko
- Die PJD
- Der Arabische Frühling in Marokko
- Die Verfassungsreform von 2011
- Die Parlamentswahlen
- Analyse
- Schlussfolgerungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Phänomen des politischen Islam in der Maghreb-Region, insbesondere im Kontext des Arabischen Frühlings. Der Fokus liegt auf der Bedeutung islamischer Weltanschauungen für politisches Handeln und auf den Gründen für den Zuspruch der Bevölkerung für islamistische Parteien. Ziel der Arbeit ist es, die Faktoren zu untersuchen, die zum Aufstieg islamistischer Parteien, insbesondere der Partei Justice et Dévelopement (PJD) in Marokko, nach den Protesten von 2011 geführt haben.
- Die historische und gesellschaftliche Bedeutung des politischen Islam in den Maghreb-Staaten
- Die Gründe für die Wahl islamistischer Parteien
- Die strukturellen Bedingungen für Oppositionsparteien in autokratischen Regimen
- Der Arabische Frühling und seine Auswirkungen auf den politischen Islam in Marokko
- Die Rolle der PJD und ihr Aufstieg in Marokko
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert die Forschungsfrage. Sie betrachtet den politischen Islam als Ideologie und seine Bedeutung für die Maghreb-Region im Kontext der jüngsten Entwicklungen. Die Arbeit konzentriert sich auf die Frage, wie der Anstieg des politischen Islam in den Maghreb-Staaten seit den Protesten von 2011 zu erklären ist.
Kapitel 2 analysiert die Bedeutung des politischen Islam in der Maghreb-Region, indem es historische und gesellschaftliche Aspekte beleuchtet. Es untersucht die Gründe für die Wahl islamistischer Parteien und betrachtet die strukturellen Bedingungen für Oppositionsparteien in autokratischen Regimen. Dieses Kapitel bietet einen grundlegenden Rahmen für das Verständnis des Phänomens des politischen Islam in der Region.
Kapitel 3 befasst sich mit der konkreten Situation des politischen Islam in Marokko und beleuchtet die PJD als wichtige islamistische Partei. Es untersucht die Ursprünge und die Rolle der PJD in der marokkanischen Politik.
Kapitel 4 konzentriert sich auf den Arabischen Frühling in Marokko und die damit verbundenen Veränderungen. Es betrachtet die Verfassungsreform von 2011 und die Parlamentswahlen, bei denen die PJD zum ersten Mal an die Macht gelang.
Kapitel 5 analysiert die Faktoren, die zum Aufstieg der PJD in Marokko nach den Protesten von 2011 geführt haben. Es verbindet die Erkenntnisse über die strukturellen Bedingungen für den Erfolg islamistischer Parteien mit der konkreten Situation in Marokko und den Veränderungen, die durch den Arabischen Frühling entstanden sind.
Schlüsselwörter
Politischer Islam, Maghreb, Arabischer Frühling, Marokko, PJD (Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung), Wahlen, Opposition, Autokratie, Entwicklungspolitik, Partizipation, politische Stabilität.
- Quote paper
- Charlotte Alfuss (Author), 2018, Die Entwicklung des Politischen Islam im Kontext des Arabischen Frühlings, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/455935