In welchem Ausmaß Medien die Geschlechtsidentitätsfindung im Jugendalter beeinflussen und prägen, wird das Thema dieser Arbeit sein.
Diese Thematik soll nicht nur einen Einblick auf den Einfluss der Medien auf Gender geben, sondern ebenso Veränderungen und Entwicklungen erläutern. Eingeleitet wird diese Bachelorarbeit mit dem Begriff „Gender“ und dessen Bedeutung und Entwicklung. Der stetige Wandel unserer Gesellschaft hat zur Folge, dass das Thema Gender ebenfalls stets präsent ist. Eine Gleichstellung der Geschlechter ist das Ziel einer demokratischen Gesellschaft. Das deutsche Grundgesetz sieht vor, dass alle Menschen gleichberechtigt werden und unabhängig vom sozialen oder biologischen Geschlecht gehandelt werden sollten.
Anzumerken ist, dass „Gender“ das soziale Geschlecht darstellt, wobei „Sex“ das biologische Geschlecht ist.
Überdies wird ebenfalls näher auf die Bedeutung von Medien im Allgemeinen eingegangen, wobei vorerst der traditionelle und digitale Begriff in Bezug auf den Wandel erläutert wird. Zudem beziehe ich das Thema der Medien direkt auf das Jugendalter, da sie heutzutage zu den Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen zählen und deren Entwicklung stark prägen.
In einem weiteren Kapitel findet eine Auseinandersetzung mit der Mediensozialisation und Medienrezeption statt. Zusätzlich wird nochmals die Geschlechtsidentitätsfindung im Jugendalter definiert, bei der ich mich auf die Theorien von Hurrelmann und Freud beziehe. Dazu zählen aber auch die Stereotypisierung, Identitätssuche und Selbstdarstellung in Medien.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Gender
2.1 Genderkompetenz
2.2 Genderkonstruktionen/Genderdekonstruktionen
2.3 Gender Mainstreaming
2.4 Doing Gender/Undoing Gender
2.4 Geschlechtsidentitäten – Drittes Geschlecht
3 Medien
3.1 Der Medienbegriff aus traditioneller Sicht
3.2 Der Medienbegriff aus der digitalen Sicht
3.3 Die Mediennutzung im Jugendalter
3.4 Exzessiver Medienkonsum
3.5 Mediensozialisation
3.6 Medienrezeption
4 Geschlechtsidentitätsfindung
4.1 Die Sozialisationstheorie nach Hurrelmann
4.2 Die Sexualitätsentwicklung aus psychoanalytischer Sicht nach Freud
4.3 Stereotype und Medien
4.4 Die Auswirkungen von Marketing und Werbung auf die Gleichstellung von Frauen und Männern
4.5 Selbstpräsentation durch Medien
5 Lebensphase Jugend
5.1 Demographischer Wandel
5.2 Entwicklungsaufgaben im Jugendalter
5.3 Individuation und Identität im Jugendalter
5.4 Die Jugendphase heute
5.5 Freizeit und Konsum
5.6 Der Umgang mit Risiken
6 Soziale Arbeit, Gender und Medien
6.1 Genderkompetenz in der Sozialen Arbeit
6.2 Geschlechtsspezifische Soziale Arbeit mit Jugendlichen
6.3 Medienkompetenz in der Sozialen Arbeit
6.4 Medienpädagogische Arbeit mit Jugendlichen
7 Fazit
Abbildungsverzeichnis
Literaturverzeichnis
Internetquellen
1 Einleitung
Medien, ein stets aktuelles Thema, welches im Laufe der Jahre einem großen Wandel unterzogen wurde. Sei es der Heimcomputer, der in den 90igern in immer mehr Haushalten (inklusive Internet) einen Platz fand und nun größtenteils durch einen Laptop ersetzt wurde. Der Discman, der von dem mp3-Player abgelöst wurde, oder schließlich das Mobiltelefon, welches heutzutage durch den technischen Fortschritt als sogenanntes Smartphone die meisten Medien vereint. Medien sind in der heutigen Zeit überall und in großen Massen vorhanden.
In welchem Ausmaß diese Medien die Geschlechtsidentitätsfindung im Jugendalter beeinflussen und prägen, wird die These dieser Arbeit sein.Das Thema „Gender und Medien - in Bezug auf die Geschlechtsidentitätsfindung im Jugendalter“ soll nicht nur einen Einblick auf den Einfluss der Medien und Gender geben, sondern ebenso Veränderungen und Entwicklungen erläutern. Eingeleitet wird diese Bachelorarbeit mit dem Begriff „Gender“ und dessen Bedeutung und Entwicklung. Der stetige Wandel unserer Gesellschaft hat zur Folge, dass das Thema Gender ebenfalls stets präsent ist. Eine Gleichstellung der Geschlechter ist das Ziel einer demokratischen Gesellschaft. Das deutsche Grundgesetz sieht vor, dass alle Menschen gleichberechtigt werden und unabhängig vom sozialen oder biologischen Geschlecht gehandelt werden sollten.1 Anzumerken ist, dass „Gender“ das soziale Geschlecht darstellt, wobei „Sex“ das biologische Geschlecht ist.2
Überdies wird ebenfalls näher auf die Bedeutung von Medien im Allgemeinen eingegangen, wobei vorerst der traditionelle und digitale Begriff in Bezug auf den Wandel erläutert wird. Zudem beziehe ich das Thema der Medien direkt auf das Jugendalter, da sie heutzutage zu den Entwicklungsaufgaben der Jugendlichen zählen und deren Entwicklung stark prägen.
In einem weiteren Kapitel werde ich mich mit der Mediensozialisation und Medienrezeption auseinandersetzen. Zusätzlich wird nochmals die Geschlechtsidentitätsfindung im Jugendalter definiert, bei der ich mich auf die Theorien von Hurrelmann und Freud beziehe. Dazu zählen aber auch die Stereotypisierung, Identitätssuche und Selbstdarstellung in Medien.
Um zu der These zurückzukehren, werde ich mich im Verlauf dieser Arbeit auf einige rechtliche Grundlagen und Erläuterungen beziehen. Darunter zählt unter anderem der Bericht über die Auswirkungen von Marketing und Werbung auf die Gleichstellung von Frauen und Männern. Demzufolge hat das Europäische Parlament beschlossen, einen Gleichstellungsfahrplan aufzustellen, welcher sechs prioritäre Aktionsbereiche beinhaltet. Einer dieser prioritären Aktionsbereiche ist der Abbau von Geschlechterstereotypen, da sich diese negativ auf die geschlechtsspezifische Sozialisierung von Kindern auswirken können. Um dem entgegenzuwirken, ist es wichtig, dass Stereotypen in der Werbung und den anderen Medien vermieden werden.3
Anschließend folgt die Lebensphase der Jugendlichen. Darunter zählen der demographische Wandel, die Entwicklungsaufgaben, die Individuation und Identität, die Freizeit und der Konsum und Umgang mit Risiken.Abschließend wird die geschlechtsspezifische Soziale Arbeit mit jugendlichen Mädchen und Jungen erklärt. Des Weiteren gehe ich dabei auf verschiedene Kompetenzen eines/r Sozialarbeiters/in von Medien und Gender ein, darunter zählen die geschlechtsspezifische Soziale Arbeit und die medienpädagogische Arbeit mit Jugendlichen.Eine Zusammenfassung der in dieser Arbeit erlangten Erkenntnisse wird im Fazit aufgeführt.
2 Gender
Eine Einführung in das Thema Gender ist für diese Bachelorarbeit von großer Bedeutung, zumal so ein besseres Verständnis in Hinsicht auf die Geschlechtsidentitätsfindung im Jugendalter entsteht. Ebenso wichtig ist ein Rückblick in die Vergangenheit, da der Begriff „Gender“ erst im Wandel der Zeit seine genaue Bedeutung erlangt hat. Vor allem die Etablierung dieses Begriffs und das steigende Interesse, welches zu Theoriedebatten und weiterer Forschung animierte, gewährt einen besseren Einblick in das Thema.4
Zunächst einmal sollte der Begriff Gender definiert werden. Darunter versteht sich wissenschaftlich das soziale Geschlecht, das nicht angeboren, sondern soziokulturell zugeschrieben und auch im Laufe des Lebens änderbar ist. Dabei ist anzumerken, dass es dennoch historisch, politisch und kulturell geprägt ist. Trotz dessen muss der Begriff Gender vom biologischen Geschlecht (im Englischen sex), das biologisch gesehen von der Natur bei der Geburt zugeteilt und nicht änderbar ist, unterschieden werden.5 6
Aus diesem Grund ist Gender ein Begriff, der für ein verändertes Verständnis bezüglich der durch die Gesellschaft, Erziehung und Medien zugeschriebenen Wert- und Normvorstellungen steht. Trotz des zugeteilten biologischen Geschlechts kann der Mensch sich im gewissen Masse ohne ein „richtig“ oder „falsch“ ein unabhängiges soziales Geschlecht formieren.7 Anders als in der Vergangenheit, wo es nur eine Kategorisierung in „weiblich“ oder „männlich“, also die biologisch angeborenen binären Geschlechter gab, wurde ab den 1960er-Jahren genau diese Theorie skeptisch beäugt und zum Diskussionsthema. Ein Grund war unter anderem die Frauenbewegung. Zwanzig Jahre später befasst sich die Genderforschung eben mit diesen Materialien und Fragestellungen und wendete diese in historischer Hinsicht an.8
Heutzutage ist das Thema Gender stets aktuell in der Erforschung und auch in der Politik vertreten.
„Praktisch-politische Ausprägungen und Wirkungen von Gender zeigen sich in vier Dimensionen, auf welche die Europäische Kommission mit Verweis auf die OECD Bezug nimmt:
- die Repräsentation in Politik und Gesellschaft (z.B. Beteiligung an Entscheidungen, öffentliche und private Arbeitsteilung zwischen den 1/11 Geschlechtern)
- die Lebensbedingungen (z.B. Wohlstand, Armut, Betroffenheit von Gewalt und Ausgrenzung)
- die Ressourcen (z.B. Verteilung von Zeit, Geld, Mobilität oder Information) und
- die Normen und Werte (z.B. Stereotype, Rollenzuweisungen, Bilder, Sprache).“ 9
Dies verdeutlicht, dass Gender immer stärker vertreten wird und die gesellschaftlichen Strukturen verändert werden, um für mehr Gleichberechtigung zu sorgen. Jedoch ist Gender nicht nur diese Theorie, oder „einfach“ nur das „soziale Geschlecht“, sondern beinhaltet im Großem und Ganzen noch viele weitere Themen, die die Bedeutung und Wichtigkeit unterstreichen. Unter anderem sind dies Genderkonstruktionen/Genderdekonstruktionen, Gender Mainstreaming, Doing Gender/Undoing Gender, Geschlechtsidentitäten mit dem Kernthema des dritten Geschlechts und die Geschlechtsidentitätsfindung, auf welche in den Unterkapiteln näher eingegangen wird.10
2.1 Genderkompetenz
Die Genderkompetenz avancierte sich mittlerweile zu einem wichtigen Professionalitätsmerkmal in der Sozialen Arbeit. Sie beinhaltet die Aufgabe, sensibel und bewusst mit dem Wissen über die vorhandenen Geschlechterverhältnisse und -rollen umzugehen, gleichstellungsorientiert zu handeln und diese reflexiv im beruflichen und organisatorischen Kontext anzuwenden. 11
2.2 Genderkonstruktionen/Genderdekonstruktionen
Die Genderdekonstruktion ist ein Prozess, in dem stereotype Geschlechterrollen verschoben und verändert werden. Außerdem beinhaltet dieser Prozess verschiedene Möglichkeiten, mit dem Versuch die Stereotype der Zweigeschlechtlichkeit aufzulösen, bzw. umzustrukturieren, sodass mehrere Geschlechterrollen von einer Person ausgeführt und gelebt werden können.12 Ein relativ verständliches Beispiel wäre ein Vater, der in Elternzeit geht, wobei die Mutter nach dem Mutterschutz zu ihrer Arbeit zurückkehrt und somit die von der Gesellschaft konstruierte Rollenverteilung bricht.
Die Genderkonstruktion ist dementsprechend gegenteilig dieser Definition zu verstehen. Diese beinhaltet eben die von der Gesellschaft, Kultur und Politik hergestellten Rollen, Klassifikationen und Funktionen von Frauen und Männern.
2.3 Gender Mainstreaming
Gender Mainstreaming, oder zum leichteren Verständnis als Leitbild der Geschlechtergerechtigkeit zu verstehen, etablierte sich 1995 international bei der UN-Weltfrauenkonferenz. Da keine Geschlechtsneutralität in der Realität herrschte, liegt die Vorgehensweise und Bedeutung von Gender Mainstreaming darin, gesellschaftlich und politisch geschlechtliche Ungleichheiten zu minimieren bzw. versuchen, sie zu vermeiden. Dies wurde in Deutschland im Artikel 3 Abs. 2 des Grundgesetzes: "Männer und Frauen sind gleichberechtigt" 13 festgesetzt. Dieser Artikel verpflichtet den Staat, gleichstellungspolitisch den lebensbedingten Differenzen von Frau und Mann entgegenzuwirken und das in allen Politikbereichen.14
2.4 Doing Gender/Undoing Gender
Geprägt wurde der Begriff „Doing Gender“ durch die Soziologen Candace West und Don Zimmermann im Jahre 1987. Doing Gender ist eine durchgehende, alltägliche und nicht verhinderbare Interaktion, die den Austausch, die Auseinandersetzung und die Anpassung von Menschen in die Heteronormativität beschreibt, also die Geschlechtereinteilung in Mann und Frau, die der gesellschaftlichen Norm entspricht.15 Hierzu zählen aber auch die von der Gesellschaft gegebenen Geschlechterrollen. Außerdem beinhaltet der Prozess des Doing Gender eine Auseinandersetzung hierarchischer und strukturierter Verhältnisse der Geschlechter in Bildungsinstitutionen, im Beruf, im familiären und gesellschaftlichen Milieu.16
Wie bereits in Kapitel 2 (Gender) definiert, besteht ein Unterschied zwischen „sex“ und „gender“. Da aber kein genauer Übergang von „sex“ zu „gender“ bestand, analysierten Zimmermann und West diesen Zwischenraum und definierten eine dritte Kategorie, die „sex category“. Diese entspricht aber nicht dem Geschlecht der Geburtsklassifikation. Indessen wird es einer anderen sozialen Kategorie der Geschlechter im Alltag zugeordnet, zu der die Person sich zugehörig fühlt. Und dies war ein ausschlaggebender Punkt für Zimmermann und West, dass Menschen sich einer Kategorie zuordnen können und nicht durch irgendwelche gesellschaftlichen Werte und Normen in irgendeine „Schublade“ gesteckt werden. Der Mensch als Individuum, ebenso in seiner Geschlechteridentität, die er sich nach seinem Ermessen formt.17
Zusammenfassend kann Doing Gender also so verstanden werden, dass Menschen kein (soziales) Geschlecht haben, sondern erst eines „machen“ müssen.
Gegensätzlich dazu gibt es noch das „Undoing Gender“, welches zum Teil mit der Geschlechterdekonstruktion im Zusammenhang steht, da es ebenfalls versucht, die Kategorisierung und Hierarchisierung von Geschlechtern abzubauen und zu verändern. Außerdem findet beim Undoing Gender eine Destabilisierung und Dekonstruktion der binären Geschlechter statt.18
2.4 Geschlechtsidentitäten – Drittes Geschlecht
Die Definition von Gender zeigte auf, dass es eine Vielzahl von Geschlechtsidentitäten gibt, auf die in diesem Kapitel kurz eingegangen wird. Diese Vielzahl beläuft sich mittlerweile z.B. auf 60 Auswahlmöglichkeiten bei Facebook, die in Sachen Social Media eine der ersten Plattformen mit so vielen Optionen ist. Der Lesben- und Schwulen-Verbund erarbeitete gemeinsam mit Facebook diese vielen Optionen auf dem Profil, als Zeichen des Respekts für die Vielschichtigkeit der Geschlechter. Vor allem aber wollten sie damit erreichen, dass es den Personen leichter fällt, sich einer genauen Geschlechtsidentität zuordnen zu können. Das große Spektrum der Auswahlmöglichkeiten sind z.B.: androgyn, bigender, gender variabel, genderqueer, weder noch, geschlechtslos, nicht-binär, Pangender, trans, Inter*, Zwitter, Hermaphrodit, Drag, Transvestit, Cross-Gender usw.19 Die Geschlechtsidentität ist unter dem englischen Begriff „queer“ bekannt, welcher sich von einer Beleidigung für Lesben, Schwule und Transsexuelle zum Oberbegriff, der alle sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten miteinander vereint, etablierte.20 Anlehnend an die Vielzahl der Geschlechtsidentitäten beschloss das Bundesverfassungsgericht im Oktober/November 2017, dass neben den binären Geschlechtern ein drittes Geschlecht gefordert werden muss, mit dem sich Menschen, die intersexuell sind, also ohne eindeutiges Geschlecht, ausweisen und identifizieren können. Dementsprechend sollten auch die Eintragungen in den Geburtsregistern geändert werden. Dieser Gesetzesentwurf wurde jedoch von den Standesämtern abgelehnt, was dazu führte, dass die Bundesregierung im August 2018 einen neuen Entwurf schafft, welcher dem Bundesverfassungsgericht bis zum Ende dieses Jahres vorgelegt werden soll.21 22
3 Medien
Die Medien sind ein allumfassender Begriff für jegliche kognitiven oder kommunikativen Werkzeuge, die einen Inhalt verbreiten. Eine direkte Definition gibt es nicht. Wobei folgende Bedeutungsübersicht vom Duden zusammengefasst wurde:
„1. (bildungssprachlich) vermittelndes Element
2. a. (bildungssprachlich) Einrichtung, organisatorischer und technischer Apparat für die Vermittlung von Meinungen, Informationen, Kulturgütern; eines der Massenmedien Film, Funk, Fernsehen, Presse
b. [Hilfs]mittel, das der Vermittlung von Information und Bildung dient (z.B. Buch, Tonband)
c. (Werbesprache) für die Werbung benutztes Kommunikationsmittel; Werbeträger
3. (besonders Physik, Chemie) Träger bestimmter physikalischer, chemischer Vorgänge; Substanz, Stoff
4. a. (Parapsychologie) jemand, der für Verbindungen zum übersinnlichen Bereich besonders befähigt ist
b. (Medizin, Psychologie) jemand, an dem sich aufgrund seiner körperlichen, seelischen Beschaffenheit Experimente, besonders Hypnoseversuche, durchführen lassen
5. (Sprachwissenschaft) Mittelform zwischen Aktiv und Passiv (besonders im Griechischen), der in anderen Sprachen die reflexive Form entspricht “ 23
Also könnte man dem Begriff „Medien“ unter anderem Software (z.B. Computerspiele, Office), Hardwaregeräte (z.B. Notebooks, Computer, Beamer, Smartphones) oder auch Medienformate (E-Books, Online-Videos) zuordnen. Außerdem zählen dazu noch Daten und Informationen in digitalen Formaten und Netzwerken, da sie heutzutage mehrheitlich drahtlos, oder kabelgebunden permanent mit anderen Geräten verbunden sind. Zusätzlich könnte eine mediendidaktische Definition mit psychologischem Hintergrund bezüglich des Medienbegriffs wie folgt lauten:
„ Medien sind einerseits kognitive und andererseits kommunikative Werkzeuge zur Verarbeitung, Speicherung und Übermittlung von zeichenhaften Informationen. “24
Somit können unter den Begriff „Medien“ in der Hinsicht des Denkens (innere Medien) „ die gedanklichen Modi der Sprache, der bildhaften Vorstellungen und der Handlungsmuster, die allesamt auf unterschiedliche Weisen dazu dienen, Wissen aufzubauen, es zu verarbeiten, abzurufen und zu nutzen “[25], gefasst werden.
Demgegenüber gibt es noch die Medien der Kommunikation(äußere Medien), mit denen Menschen ihre Gedanken und Botschaften mittels geäußerter und materieller Hinweise austauschen können.26
3.1 Der Medienbegriff aus traditioneller Sicht
Die Entwicklung in Bezug auf die Medien unterlag in den letzten 150 Jahren einem großen Wandel und Fortschritt. Traditionell betrachtet wurde von der Medientheorie angenommen, „ dass Medien der Kommunikation von einem Sender zu einem Empfänger oder mehreren Empfängern dienen (Bonfadelli, 2005).“27 Diese Medien sind z.B. Telefone, Radios, Fernseher, Bücher, Schallplatten oder DVDs.
3.2 Der Medienbegriff aus der digitalen Sicht
Anders als bei den traditionellen Medien umfasst der Medienbegriff aus digitaler Sicht ein größeres Spektrum an Kommunikationsmitteln. Dabei basiert die Funktionalität digitaler Medien als Fortsetzung und Erweiterung damaliger medialer Fähigkeiten, wobei weniger der Aspekt der Digitalität im Vordergrund steht, sondern die Technologie und ihre Verwendungszwecke. Wie am Anfang dieses Kapitels bereits angedeutet, umfassen digitale Medien, gekennzeichnet durch besondere technische Merkmale, die Bereiche der Hardware, Software, Daten und Netzwerke in digitaler Form.28
Digital bedeutet „neu“, wobei dieses „neu“ bereits fast 35 Jahre zurückliegt, nämlich mit dem Aufkommen von Computern, die sich die Menschen auch leisten konnten. Trotz dessen erlaubt die sich ständig ändernde und weiterentwickelnde Technologie in dieser Hinsicht, dass stets von einem „neu“ gesprochen werden darf.
Folgende Merkmale identifizieren die heutige Medienwelt:
- „Digitale Medien erleichtern das Speichern, Verbreiten und Verarbeiten von Informationen
- Digitale Medien lassen sich vielfältiger ordnen und durchsuchen
- Digitale Medien können interaktiv und adaptiv sein
- Bisher getrennte Medien konvergieren
-
- Individual- und Massenmedien verschwimmen
-
- Digitale Medien eröffnen neue Kommunikationskanäle und ermöglichen neue Kommunikationsformen
- Digitale Medien sind omnipräsent“ [29]
3.3 Die Mediennutzung im Jugendalter
Die These dieser Arbeit bezieht sich auf die Lebenswelt der Jugend, weshalb es erforderlich ist, die Mediennutzung auf genau diese Gruppe der Jugendlichen zu beziehen. Eine ausführlichere Definition mit der Thematik des Freizeitverhaltens von Jugendlichen wird im darauffolgenden Kapitel der Lebensphase Jugend in dem Unterpunkt 5.5 (Freizeit und Konsum) erläutert. Anders als damals, wo die mediale Entwicklung große Sprünge gemacht hat und in rasender Geschwindigkeit immer mehr Medien eher den reichen Menschen zur Verfügung standen, wächst die heutige Generation der Jugendlichen mit der immensen Vielfalt und problemlosen Zugänglichkeit auf. Und dies geschieht mittlerweile unabhängig von der sozialen Schicht, denn der Zugang zu elektronischen Medien, vor allem dem Internet, ist für nahezu jedermann möglich. Diesbezüglich sind die Jugendlichen in der heutigen digitalen Gesellschaft in medialer Sicht den älteren Generationen oftmals überlegen. So werden sie z.B. als „digitale Eingeborene“ bezeichnet, wobei die Älteren den „Zuwanderern“ zugeordnet werden, da sie Unterstützung in Bezug bei den interaktiven und digitalen Medien seitens der jüngeren Menschen benötigen.30
Medien werden von den Jugendlichen überwiegend für die Freizeitbeschäftigung genutzt, wobei der Aspekt der Bildung und der Informationen ebenso von großer Bedeutung ist. Die folgende Abbildung zeigt eine Auswertung der ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation im Hinblick auf die Nutzungsdauer der Medien im Jahre 2015.
Abbildung 1: Nutzungsdauer der Medien 2015
Mo-So, 5.00-24.00 Uhr, Personen ab 14 J., in Min./Tag[31]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Basis: Alle Befragten; n=4 300 (gewichtet).
Quelle: ARD/ZDF-Langzeitstudie Massenkommunikation
Die angegebenen Daten auf der Abbildung 3 beziehen sich konkret auf Personen ab 14 Jahren und den Zeitraum von Montag bis Sonntag von 5.00 bis 24.00 Uhr, also den Wachstunden, in Minuten pro Tag, die Medien nutzen. Dementsprechend kann dieser Langzeitstudie anhand der Nutzungsdauer entnommen werden, dass das Fernsehen und der Hörfunk am häufigsten genutzt werden, dicht gefolgt von dem Internet. Anschließend folgen weitere Medien, wie z.B. CD/MC/LP/MP3, Tageszeitungen, Bücher, Video/DVD und Zeitschriften. Insgesamt umfasst der Durschnitt der Mediennutzung pro Tag 560 Minuten, wobei das Internet den größten Anteil hat.32 Das Leitmedium ist, dank seiner Multifunktionalität, das Internet. Die mittlerweile sehr intensive Nutzung, die aktive Mitgestaltungsmöglichkeit und der Nutzen als Informationsquelle, sei es privat oder schulisch, verstärken den Hang zum Internet und machen es bei den Jugendlichen immer beliebter. Es ist durch seine Flexibilität nicht nur an die Bedürfnisse angepasst, sondern auch der autonome und selbstbestimmte Faktor ist positiv zu vermerken. Hinzuzufügen ist des Weiteren, dass das Internet Spaß, Unterhaltung, Bildung, Kommunikation und Kreativität miteinander vereint und den Jugendlichen die Möglichkeit bietet, sich frei entfalten zu können. 33
3.4 Exzessiver Medienkonsum
Dass übermäßiger Konsum jeglicher Gebrauchsgüter kritisch und mit negativen Auswirkungen verbunden sein kann, ist allseits bekannt. Dies umschließt auch den exzessiven Medienkonsum. Folglich liegt es jedoch im Auge des Betrachters bzw. im Rahmen der Sozialen Arbeit und der Gesellschaft, ob es als relevantes soziales Problem angesehen und thematisiert wird. Geht man diesbezüglich also von einem sozialen Problem aus, kann festgestellt werden, dass es auch öffentlich diskutiert wird. Übermäßige Mediennutzung wird demnach als „nicht normal“ eingestuft. Dabei ist die Eingliederung des Problems, wann es „zu viel“ oder gegensätzlich natürlich auch „zu wenig“ ist, schwierig. Nicht normal bzw. zu viel in dem Sinne ist es, wenn z.B. zu langes vor dem Computer sitzen Haltungsstörungen hervorrufen kann. Dabei gilt zu differenzieren, ob diese Person arbeitsbedingt so viel Zeit vor dem Computer verbringen muss, oder dies freiwillig tut. Das Internet ist das favorisierte Medium der Jugendlichen. Eine „Internetsucht“ kann als eine negative Konsequenz entstehen. Daraus können soziale Isolation, physische und psychische Schäden resultieren. Dabei ist anzumerken, dass bei Menschen mit bestehenden personalen Risikofaktoren die Spezifikation und besondere Anziehungskraft und Vielfalt des Mediums Internet das Suchtpotential erhöhen. So wie es mit Süchten ist, sind diese als nicht freiwillige Abhängigkeit von der Nutzung zu verstehen. Die Nutzung des Internets wird im Allgemeinen jedoch nicht als „gefährlich“ eingestuft, dennoch ist dies je nach angemessenerer Verwendungsdauer und Art der Nutzung auch anders zu kategorisieren. Dementsprechend sind die folgenden Kompetenzen, die im weiteren Verlauf dieser Arbeit definiert werden, notwendig, um Jugendlichen eine „gesunde“ Herangehensweise in Bezug auf Medien zu vermitteln.34
[...]
1 Vgl. http://www.gesetze-im-internet.de/gg/art_3.html
2 Vgl. https://www.bmz.de/de/service/glossar/G/gender.html
3 Vgl. http://www.europarl.europa.eu//sides/getDoc.do?pubRef=-//EP//TEXT+REPORT+A6-2008-0199+0+DOC+XML+V0//DE#title3
4 Vgl. B. Rendtorff, C. Mahs, V. Wecker: „Geschlechterforschung“, S. 7ff
5 Vgl. https://www.el.rub.de/wiki/sozentin/index.php/Gender
6 Vgl. B. Rendtorff, C. Mahs, V. Wecker: „Geschlechterforschung“, S. 9
7 Vgl. https://lovemegender.de/was-ist-gender/
8 Vgl. http://docupedia.de/zg/Geschlechtergeschichte
9 http://www.genderkompetenz.info/w/files/gkompzpdf/gkompz_was_ist_gender.pdf S.1
10 Vgl. https://lovemegender.de/was-ist-gender/
11 K. Böllert, S. Karsunky: „Genderkompetenz in der Sozialen Arbeit“, S. 7
12 Vgl. http://queer-lexikon.net/doku.php?id=gender:genderdekonstruktion
13 https://www.bundestag.de/parlament/aufgaben/rechtsgrundlagen/grundgesetz/gg_01/245122
14 Vgl. https://www.bmfsfj.de/bmfsfj/themen/gleichstellung/gleichstellung-und-teilhabe/strategie-gender-mainstreaming
15 Vgl. L. C. Czollek, G. Perko, Heike Weinbach: „Lehrbuch Gender und Queer“, S. 21
16 Vgl. N. Degele: „Gender / Queer Studies“, S.80f
17 Vgl. R. Gildemeister: „Doing Gender: Soziale Praktiken der Geschlechterunterscheidung“, S. 138
18 Vgl. L. C. Czollek, G. Perko, Heike Weinbach: „Lehrbuch Gender und Queer“, S. 22
19 Vgl. http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/facebook-60-auswahlmoeglichkeiten-fuer-geschlecht-13135140.html
20 Vgl. https://www.dbna.de/koerper/ab-sofort-mehr-auswahl-bei-sexueller-orientierung-1247
21 Vgl. https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2017-11/bundesverfassungsgericht-fuer-drittes-geschlecht-im-geburtenregister
22 Vgl. https://www.zeit.de/politik/deutschland/2018-08/drittes-geschlecht-geburtenregister-gesetzesentwurf-bundeskabinett
23 https://www.duden.de/rechtschreibung/Medium_Vermittler_Traeger
24 D. Petko, E. Juergens: „Einführung in die Mediendidaktik – Lehren und Lernen mit digitalen Medien“, S.13
25 Ebd., S.13
26 Vgl. ebd., S.13
27 Ebd., S.14
28 Vgl. D. Petko, E. Juergens: „Einführung in die Mediendidaktik – Lehren und Lernen mit digitalen Medien“, S.15ff
29 Ebd., S.18ff
30 Vgl. K. Hurrelmann, G. Quenzel: “Lebensphase Jugend – Eine Einführung in die sozialwissenschaftliche Jugendforschung“, S. 195f
31 B. Engel, C. Breunig: „Massenkommunikation 2015: Mediennutzung im Intermediavergleich“, S. 312
32 Vgl. B. Engel, C. Breunig: „Massenkommunikation 2015: Mediennutzung im Intermediavergleich“, S. 312
33 Vgl. I. Leven, U. Schneekloth: „Freizeit und Internet: Zwischen klassischen "Offline" und neuem Sozialraum“, S. 140ff
34 Vgl. G. Cleppien, U. Lerche: „Soziale Arbeit und Medien“, S. 130ff
- Quote paper
- Patricia Neustädter (Author), 2018, Welchen Einfluss haben Medien auf die Geschlechtsidentitätsfindung im Jugendalter?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456312
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