Im Folgenden wird die Thematik „Ich als Lehrkraft in der Zuwanderungsgesellschaft“ unter besonderer Berücksichtigung der Fragestellung „Wie bilden und entwickeln sich Ethnolekte innerhalb der deutschen Sprache und wie wirken diese sich auf die Schülerinnen und Schüler aus?“ erörtert. Diese Fragestellung ist besonders von Bedeutung, da die Lehrkraft einen Weg finden muss, mit ihren Schülerinnen und Schülern zu kommunizieren, denn diese haben für gewöhnlich ihre „eigene Sprache“ und dadurch wird es für Lehrerinnen und Lehrer nicht leichter einen geeigneten Weg der Kommunikation zu finden.
Infolge dessen wird zu Beginn geklärt was ein Ethnolekt ist, wie dieser sich entwickelt und anschließend wir dieses Phänomen auf die deutsche Situation hin analysiert. Daraufhin werden die Auswirkungen der Ethnolekte auf die Schülerinnen und Schüler erörtert. Beziehen werde ich mich auf das Buch „Bachelor|Master Migrationspädagogik“ von Paul Mecheril, María do Mar Castro Varela, Inci Dirim, Annita Kalpaka und Claus Melter sowie auf den Text „A1 Erstsprache – Zweitsprache – Fremdsprache“ von Bernt Ahrenholz.
Ist Ihnen bewusst, dass der Anteil an Migrantinnen und Migranten in der deutschen Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsen ist? Eine große Zahl an Menschen hat sich (teilweise schon vor vielen Jahren) dazu entschlossen, ihr Heimatland aufgrund von schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen, Kriegen oder anderen Bedrohungen zu verlassen. Diese Erkenntnis dürfte die wenigsten überraschen, ob der beherrschenden Position, die alle Themen rund um Flucht und Migration in der aktuellen politischen Debatte in Deutschland einnehmen. Eben diese Migrationsbewegungen haben die aktuell vorherrschende „gesellschaftliche, soziale und individuelle Wirklichkeit Deutschlands“ hervorgebracht. Eine der zahlreichen, daraus resultierenden Folgen: der Sprachwandel.
1. Einleitung
Ist Ihnen bewusst, dass der Anteil an Migrantinnen und Migranten in der deutschen Bevölkerung in den letzten Jahrzehnten enorm gewachsen ist? Eine große Zahl an Menschen hat sich (teilweise schon vor vielen Jahren) dazu entschlossen, ihr Heimatland aufgrund von schlechten Arbeits- und Lebensbedingungen, Kriegen oder anderen Bedrohungen zu verlassen. Diese Erkenntnis dürfte die wenigsten überraschen, ob der beherrschenden Position, die alle Themen rund um Flucht und Migration in der aktuellen politischen Debatte in Deutschland einnehmen. Eben diese Migrationsbewegungen haben die aktuell vorherrschende „gesellschaftliche, soziale und individuelle Wirklichkeit Deutschlands“1 hervorgebracht. Eine der zahlreichen, daraus resultierenden Folgen: der Sprachwandel. Im Folgenden wird die Thematik „Ich als Lehrkraft in der Zuwanderungsgesellschaft“ unter besonderer Berücksichtigung der Fragestellung „Wie bilden und entwickeln sich Ethnolekte innerhalb der deutschen Sprache und wie wirken diese sich auf die Schülerinnen und Schüler aus?“ erörtert. Diese Fragestellung ist besonders von Bedeutung, da die Lehrkraft einen Weg finden muss, mit ihren Schülerinnen und Schülern zu kommunizieren, denn diese haben für gewöhnlich ihre „eigene Sprache“ und dadurch wird es für Lehrerinnen und Lehrer nicht leichter einen geeigneten Weg der Kommunikation zu finden. Infolge dessen wird zu Beginn geklärt was ein Ethnolekt ist, wie dieser sich entwickelt und anschließend wir dieses Phänomen auf die deutsche Situation hin analysiert. Daraufhin werden die Auswirkungen der Ethnolekte auf die Schülerinnen und Schüler erörtert. Beziehen werde ich mich auf das Buch„Bachelor|Master Migrationspädagogik“ von Paul Mecheril, María do Mar Castro Varela, Inci Dirim, Annita Kalpaka und Claus Melter sowie auf den Text „A1 Erstsprache – Zweitsprache – Fremdsprache“ von Bernt Ahrenholz.
2. Hauptteil
Zur Behandlung der oben genannten Fragestellung erscheint es mir notwendig, den zentralen Begriff des Ethnolekts vorzustellen und zu erläutern. Zunächst ist zu konstatieren, dass eine Sprache (zum Beispiel Deutsch) nicht als monolithischer Block beschrieben werden kann. Vielmehr gibt es zahlreiche Ausprägungen und Abwandlungen soziologischen oder auch lokalen Ursprungs, die in der Entstehung einer großen Binnenvarianz innerhalb der übergeordneten Sprache resultieren, sodass der Begriff „Deutsch“ lediglich zur Beschreibung einer „vage(n) Einheit“2 verschiedenster Erscheinungsformen der „innersprachigen Mehrsprachigkeit einer Sprache“3 herangezogen werden kann. Das Phänomen dieser Binnenvarianz ist häufig offensichtlich und in unterschiedlichen Ausprägungen allgegenwärtig. Einige Beispiele wie Jugend- oder Bildungssprache finden hierbei auch mediale Rezeption (beispielsweise durch die Wahl eines „Jugendwort des Jahres“), was für die gesellschaftliche Identifizierbarkeit einzelner Varietäten spricht. Jede dieser Ausprägungen besitzt verschiedene sprachliche Besonderheiten, die gesellschaftlich häufig als wiedererkennbare, „spezifische Merkmale“4 der bestimmten Varietät identifiziert werden, beispielsweise die Nutzung von Anglizismen und Wortneuschöpfungen in Teilen der Jugendsprache, die für Außenstehende teilweise nicht oder nur schwer zu verstehen sind. Insbesondere in Teilen der Gesellschaft, die durch einen migrationsgeschichtlichen Hintergrund geprägt sind oder mit diesen migrationsgeschichtlich geprägten Gruppen engen Kontakt haben, bilden sich Varietäten, die „auf verschiedenen sprachlichen Ebenen den Einfluss anderer Sprachen erkennen lassen und oft ausschließlich von Mitgliedern einer bestimmten ethnischen Gruppe, z.B. Minderheiten, gesprochen werden.“5 Diese durch den Einfluss verschiedener Sprachen geprägten Varietäten, die Teil der oben genannten Binnenvarianz einer Sprache sind, werden von Dirim und Mecheril mit dem Begriff des Ethnolekts beschrieben.6 Häufig auftretende Merkmale eines solchen Ethnolekts bestehen in „Veränderungen auf der phonetischen, semantischen, morphologisch-syntaktischen und der pragmatischen Ebene von Sprache“7, die die Ausdrucksweise der den Ethnolekt nutzenden „sozial und geografisch […] platzierte(n) gesellschaftlichen Gruppe(n)“8 prägen und oftmals auch zur Differenzierung und Abgrenzung gegenüber anderer Gruppen genutzt werden, erkennbar am Beispiel der Jugendsprache, die bewusst für Erwachsene/Eltern unverständlich erscheinen soll.
Doch wie kommt es zur Entstehung eines Ethnolekts und wodurch wird der Wandel eines Ethnolekts beeinflusst? Mehrfach wurde durch Forschungsprojekte der Ethnografie und Soziolinguistik die Agglomeration von Migrantinnen und Migranten als eine bedeutende Einflussgröße auf die Bildung und Entwicklung mündlicher Varietäten einer Sprache identifiziert.9 Ein bedeutender Faktor in der Entstehung von Ethnolekten liegt in den fortschreitenden und wachsenden Migrationsbewegungen. In der jüngeren Vergangenheit sind hierbei insbesondere die Ströme der sogenannten „Gastarbeiter“ aus Süd- und Südosteuropa sowie aktuell die Fluchtbewegungen aus Afrika und den Krisenherden des Nahen Ostens zu nennen. Des Weiteren ermöglicht die Arbeitnehmerfreizügigkeit, eine der zentralen Errungenschaften der Europäischen Union, eine Binnenmigration innerhalb der Union, bei der vor allem wirtschaftlich starke Länder wie Deutschland Ziel der Migrationsbewegungen sind. Allen Migrationsbewegungen gleichen sich in dem Umstand, dass Menschen in ein Zielland migrieren, deren Sprache sie nicht beherrschen oder die sie zumindest nicht als Erstsprache erlernt haben. Der Begriff der Erstsprache bezeichnet „die Sprache, die […] im familiären Kontakt“10 bereits von der Geburt an gelernt wird. Alltagsgebräuchlich wird häufig der Begriff der Muttersprache synonym zum Begriff der Erstsprache verwendet, wobei dieser Begriff „das Bild […] der Spracherwerbssituation“11 inkorrekt abbildet und lediglich der Mutter eine Rolle beim Erstspracherwerb zuschreibt, so Ahrenholz.12 Des Weiteren werde der Begriff der Muttersprache oft auch im politischen Kontext genutzt, um zwischen Erstsprache und einer anderssprachigen, staatlich angeordneten Sprachvermittlung im öffentlichen Raum zu differenzieren.13 Findet nun eine Auswanderung oder Flucht in ein anderssprachiges Land statt, sind oft keine Sprachkenntnisse der im Zielland vorherrschenden Sprache vorhanden. Der Spracherwerb der neuen Sprache findet zum größten Teil durch Kommunikation in den unterschiedlichsten Bereichen statt, zum Beispiel in der Schule, beim Sport oder bei der Arbeit. Ahrenholz spricht in diesem Zusammenhang von einem „naturwüchsig(en)“14 und „ungesteuerte(n)“15 Spracherwerb, der durch das Fehlen von „systematische(n) intentionale(n) Versuche(n), den Prozess des Spracherwerbs zu steuern“16 charakterisiert ist. Das Ergebnis dieses „ungesteuerten“ Zweitsprachenerwerbs besteht oftmals in der „Kreierung neuer Sprachformen durch vielfache sprachliche Grenzüberschreitung“17 ; diese Übernahme wurde von Rampton 1995 als „crossing“ bezeichnet.18 Die durch „crossing“ entstandenen Varietäten werden häufig von außenstehenden Personen als fehlerhafte Sprache angesehen, da sie nicht der dem Urteil der Außenstehenden zugrundeliegenden Standardsprache entsprechen. Oftmals entwickelt sich hieraus die Annahme, dass die Person, die sich eines Ethnolekts bedient, der Standardsprache nicht mächtig sei.19 Dieser Rückschluss ist aber teilweise vorschnell, so Dirim und Mecheril.20 Vielmehr sei man in der Forschung aktuell der Überzeugung, „dass es sich bei diesem Sprachgebrauch um eine Ressource handelt, die nicht durchgängig, sondern […] kontextrelativ als sinnvoll betrachtet […] wird“21 und meist Verwendung fände, wenn es „im Zuge der Verfolgung eigener kommunikativer Ziele angemessen erscheint […] oder […] um sich gegenseitig die Zusammengehörigkeit zu bestätigen“22. Ein weiterer Verwendungszweck liegt in der Abgrenzung nach außen hin, beispielsweise gegenüber anderen soziologischen Gruppen, von der man sich bewusst absetzen möchte.23
[...]
1 Mecheril, P.: 2010 (S. 7)
2 Dirim, I./Mecheril, P.: 2010 (S. 103)
3 Dirim, I./Mecheril, P.: 2010 (S. 103)
4 Dirim, I./Mecheril, P.: 2010 (S. 112)
5 Dirim, I./Mecheril, P.: 2010 (S. 111)
6 Vgl. Dirim, I./Mecheril, P.: 2010 (S. 111)
7 Dirim, I./Mecheril, P.: 2010 (S. 103)
8 Dirim, I./Mecheril, P.: 2010 (S. 103)
9 Vgl. Dirim, I./Mecheril, P.: 2010 (S. 111)
10 Ahrenholz, B.: 2008 (S. 3)
11 Ahrenholz, B.: 2008 (S. 3)
12 Vgl. Ahrenholz, B.: 2008 (S. 3)
13 Vgl. Ahrenholz, B.: 2008 (S. 3f.)
14 Ahrenholz, B.: 2008 (S. 9)
15 Ahrenholz, B.: 2008 (S. 9)
16 Ahrenholz, B.: 2008 (S. 9), von Klein, W.: 1987 (S. 28)
17 Dirim, I./Mecheril, P.: 2010 (S. 112)
18 Vgl. Dirim, I./Mecheril, P.: 2010 (S. 112)
19 Vgl. Dirim, I./Mecheril, P.: 2010 (S. 112)
20 Vgl. Dirim, I./Mecheril, P.: 2010 (S. 112)
21 Dirim, I./Mecheril, P.: 2010 (S. 112), von: Kern/Selting 2006a und b
22 Dirim, I./Mecheril, P.: 2010 (S. 112)
23 Vgl. Dirim, I./Mecheril, P.: 2010 (S. 112)
- Quote paper
- Lea Volkmann (Author), 2017, Ethnolekte der deutschen Sprache. LehrerIn in der Zuwanderungsgesellschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456328
-
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X. -
Upload your own papers! Earn money and win an iPhone X.