Inwiefern unterscheidet sich die Anzahl familiärer und nicht-familiärer Kontaktpersonen zwischen Personen, die in einer Ehe bzw. eheähnlichen Partnerschaft leben, und solchen, die sich in einer anderen Lebensform befinden? Wie lassen sich mögliche Unterschiede erklären? Mit diesen Forschungsfragen befasst sich die vorliegende Arbeit.
In der Soziologie besteht allgemein Einigkeit darüber, den Menschen als ein soziales Wesen zu verstehen. Natürlich ist das konkrete Bedürfnis, in Kontakt mit anderen zu treten, individuell verschieden stark ausgeprägt. Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass ein jeder Mensch ein gewisses Grundbedürfnis nach sozialer Interaktion und Intimität besitzt. Sind Sozialkontakte nicht im ausreichenden Maß vorhanden, um dieses Bedürfnis zu stillen, kann dies weitreichende Folgen für Körper und Geist haben. Zahlreiche Studien konstatieren Zusammenhänge zwischen fehlenden Sozialkontakten und einem höheren Risiko an gesundheitlichen Problemen, wie zum Beispiel Herz-Kreislauf Erkrankungen oder depressiven Symptomen, zu leiden.
Die Zahl der Ehepaare ist in Deutschland seit längerem rückläufig. Parallel dazu steigt die Anzahl von Personen, die eine nichteheliche Lebensgemeinschaft führen. Die Frage die sich hierbei stellt ist, inwiefern sich diese gesellschaftliche Veränderung auf soziale Netzwerke auswirkt. In einer Studie von Baas, in der er den Einfluss verschiedener Lebensformen auf die Größe und Struktur sozialer Netzwerke untersucht, gibt es kaum Unterschiede zwischen den verschiedenen Partnerschaftsformen. Es zeigen sich allerdings Unterschiede bezüglich der Größe und Zusammensetzung der sozialen Netze zwischen Personen in einer Partnerschaft und denjenigen ohne eine Partnerschaft.
Die vorliegende Arbeit baut auf diesen Erkenntnissen auf und legt den Fokus der Untersuchung mittels Neudefinition der „Lebensform-Gruppen“ auf den konkreten Unterschied der Netzwerkgröße zwischen Personen in einer Ehe bzw. eheähnlichen Partnerschaft und Personen in anderen Lebensformen. Damit wird gleichzeitig der oben beschriebenen, aktuellen gesellschaftlichen Entwicklung Rechnung getragen, in der die Ehe zunehmend durch nichteheliche Lebensgemeinschaften ersetzt wird. Im Gegensatz zur Studie von Baas wird bei den verschiedenen Formen an Kontaktpersonen nur noch zwischen den Gruppen familiär und nicht-familiär differenziert. Dies ermöglicht eine genügend differenzierende Betrachtung der Effekte, ohne einen zu großen Analyseaufwand zu erzeugen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Theorie
- 3. Daten, Operationalisierung und Methoden
- 3.1 Datengrundlage
- 3.2 Konzeptspezifikation und Operationalisierung
- 3.3 Deskriptive Statistik
- 3.4 Methode
- 4. Ergebnisse
- 5. Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den Einfluss der Lebensform auf die Größe und Struktur sozialer Netzwerke. Sie fokussiert auf die Frage, ob und wie sich die Anzahl familiärer und nicht-familiärer Kontaktpersonen zwischen Personen in einer Ehe bzw. eheähnlichen Partnerschaft und Personen in anderen Lebensformen unterscheidet.
- Die Rolle der Lebensform als Einflussfaktor auf die Größe und Struktur sozialer Netzwerke
- Vergleich der Anzahl familiärer und nicht-familiärer Kontaktpersonen zwischen Personen in verschiedenen Lebensformen
- Anwendung des Konzepts des sozialen Konvois und der Dyadic Withdrawal-Hypothese zur Erklärung möglicher Unterschiede
- Analyse der Auswirkungen der Ehe bzw. eheähnlichen Partnerschaft auf die Zusammensetzung und Dynamik sozialer Netzwerke
- Betrachtung der Bedeutung sozialer Beziehungen für die Lebensqualität und das Wohlbefinden von Individuen
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1: Einleitung stellt die Forschungsfrage und den aktuellen Stand der Forschung dar. Es wird die Relevanz der Untersuchung von Einflussfaktoren auf die Größe und Struktur sozialer Netzwerke herausgestellt und die spezifische Fragestellung der Arbeit im Kontext der aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen erläutert.
Kapitel 2: Theorie präsentiert die theoretischen Grundlagen der Arbeit, die auf dem Konzept des sozialen Konvois und der Dyadic Withdrawal-Hypothese basieren. Es werden die Kernannahmen beider Theorien erläutert und ihre Relevanz für die Untersuchung der Auswirkungen der Lebensform auf soziale Netzwerke dargestellt.
Kapitel 3: Daten, Operationalisierung und Methoden beschreibt die Datengrundlage, die Konzeptspezifikation und Operationalisierung sowie die angewendeten Methoden. Es werden die verwendeten Datenquellen und Variablen vorgestellt und die statistischen Verfahren erläutert, die zur Analyse der Daten eingesetzt werden.
Schlüsselwörter
Soziale Netzwerke, Lebensform, Ehe, eheähnliche Partnerschaft, familiäre und nicht-familiäre Kontaktpersonen, sozialer Konvoi, Dyadic Withdrawal-Hypothese, sozialer Rückzug, Einflussfaktoren, soziale Unterstützung, gesellschaftliche Veränderungen, empirische Forschung
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- Thomas Beer (Author), 2016, Welchen Einfluss hat die Ehe auf Sozialkontakte? Eine quantitative Analyse, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456382