„Die Erpressung – Italien greift an. Europa droht die nächste Schuldenkrise“ so titelt der Spiegel am 27.10.2018. Die Gefahr einer erneuten Staatsschulden- und Eurokrise, fast genau zehn Jahre nach Ausbruch der internationalen Finanzkrise, ist enorm. Dies macht die Analyse der strukturellen Gründe und Systemfehler der Finanz- und Eurokrise, sowie der ergriffenen Lösungsansätze, zu einem zentralen Punkt der historisch makroökonomischen Forschung. Die Fülle der existierenden Literatur, welche zu einem großen Teil politisch geprägt ist, macht einen allgemeinen einleitenden Überblick in das Thema und eine breite Literaturauswahl unerlässlich. Vor allem bezüglich der Staatsschulden und Eurokrise ist eine differenzierte Literaturanalyse notwendig, da die Betrachtungsweisen der Krisen stark divergieren, je nach Meinung des Autors zur Gemeinschaftswährung. Nach momentanem Forschungsstand sind sich die Autoren, trotz großer Divergenzen, einig, dass die Ursachen für beide Krisen im letzten Jahrhundert liegen. Die zunehmende Deregulierung der internationalen Finanzmärkte nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods Systems bildet die Grundlage der Krisendynamik in der Finanzkrise und ihrer internationalen Übertragungseffekte. So beschreibt der Investor George Soros die Immobilienblase als Teil einer „Superblase“, die im Gegensatz zu vorherigen Krisen, der Bankenkrise von 1982, der Sparkassenkrise von 1986, der Emerging-Market Krise von 1998 und der Technologieblase von 2000, nicht nur Segmente träfe, sondern das gesamte Finanzsystem. Soros sieht die Entwicklungen als Folge der vorangehenden Laissez-faire Politik. Auch die Ursachen der Eurokrise werden von den meisten Autoren in der Zeit der Konzeption der Währungsunion gesucht. Ziel dieser Arbeit ist es daher, auf Basis der Ausgangssituationen in Europa und den USA, folgende Frage zu beantworten: Wie bedeutend ist die Rolle der Krise des globalisierten Finanzsektors und die der Target Schulden als Ursache der Staatsschulden- und Eurokrise?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Finanzkrise und die Staatsschuldenkrise
- Ausgangssituation in Europa – Konstruktion der Währungsunion
- Ausgangssituation in den USA
- Der Verlauf der Krise – vom Platzen der Immobilienblase über die Bankenkrise hin zur Staatsschuldenkrise in Europa
- Die Dynamik der Staatsschulden- und Eurokrise
- Wirkungsdynamik der Finanzkrise in Bezug auf die Situation in Europa
- Staatliche Haushalte und Staatsanleihen
- Target Salden
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert die strukturellen Ursachen und Systemfehler der Finanz- und Eurokrise, sowie die ergriffenen Lösungsansätze, und möchte die Frage beantworten, wie bedeutend die Rolle der Krise des globalisierten Finanzsektors und die der Target Schulden als Ursache der Staatsschulden- und Eurokrise ist.
- Die Rolle der Deregulierung der Finanzmärkte nach dem Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems als Basis für die Krisendynamik
- Die systemische Konstruktion der Währungsunion und mögliche Systemfehler
- Die Rolle der Immobilienblase in den USA als Auslöser der weltweiten Finanzkrise
- Die Übertragungseffekte der Finanzkrise auf die europäischen Staatsschulden und die Entstehung der Eurokrise
- Die Analyse der Rolle der Target Salden im Krisenverlauf
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel 1: Einleitung: Diese Einleitung liefert einen Überblick über das Thema und die Forschungsfrage der Arbeit. Zudem werden die wichtigsten Instrumente der Zentralbanken und die vorangehenden Entwicklungen der Finanz- und Eurokrise dargestellt.
- Kapitel 2: Die Finanzkrise und die Staatsschuldenkrise: Dieses Kapitel beschreibt die Ausgangssituation in Europa und den USA und legt den Fokus auf die Entstehung der Immobilienblase in den USA und ihren Verlauf bis zur Staatsschuldenkrise in Europa.
- Kapitel 3: Die Dynamik der Staatsschulden- und Eurokrise: Dieses Kapitel untersucht die Ursachen der Staatsschulden- und Eurokrise in drei Unterkapiteln: die Rolle der Finanzkrise, die Rolle der Staatsschulden und die Rolle der TARGET Salden. Dabei werden divergierende Ansätze in der Literatur diskutiert, die auf die Positionen von Hans-Werner Sinn und Peter Bofinger eingehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit der Finanz- und Eurokrise, dem globalisierten Finanzsektor, der Immobilienblase, der Staatsschuldenkrise, der Währungsunion, der Europäischen Zentralbank (EZB), den Target Salden, dem Europäischen System der Zentralbanken (ESZB), dem Interbankenhandel und der Rolle der Zentralbanken bei der Steuerung der Finanzmärkte.
- Arbeit zitieren
- Marline Bartsch (Autor:in), 2018, Finanzkrise und Eurokrise. Systemfehler und Lösungsansätze, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456463