Tonio Kröger - ein verirrter Bürger. Zur Künstlerproblematik Tonio Krögers (dargestellt am 4. Kapitel)


Trabajo Escrito, 2016

16 Páginas, Calificación: 1,3


Extracto


Inhalt

1. Einleitung

2. Der Begriff des „Bürgers“

3. Tonio Kröger- ein „Bürger auf Irrwegen“

4. Zusammenfassung

Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„Sie sindein Bürgerauf Irrwegen, Tonio Kröger,- ein verirrter Bürger.“(Mann 1973: 41)

Tonio Kröger besucht im vierten Kapitel von Thomas Manns gleichnamiger Novelle die befreundete Malerin Lisaweta Iwanowna in ihrem Atelier in München, um mit ihr die Frage „Aber was ist der Künstler“ (Mann 1973: 34) zu erörtern. Tonio Kröger erläutert in einem eher monologisch gehaltenen Gespräch seine innere Zerrissenheit und sein Verhältnis zur Kunst und zum Leben. Für Tonio Kröger scheint es einen unüberwindbaren Gegensatz zwischen dem Künstlertum und der Bürgerlichkeit zu geben. Gleichzeitig bekennt er seine Sehnsucht nach den „Wonnen der Gewöhnlichkeit“ (Mann 1973: 33). Lisaweta Iwanowna hat in diesem Gespräch zwar nur wenige Redeanteile, fasst die innere Zerrissenheit Tonio Krögers schließlich aber mit der Formel vom „Bürger auf Irrwegen“ zusammen. Als daraufhin auch Tonio Kröger erkennt, dass er ein „verwirrter Bürger“ ist, scheint er mit seinem Schicksal zu resignieren und stellt fest, dass er erledigt sei.

Ziel dieser Hausarbeit ist es, die innere Zerrissenheit Tonio Krögers darzustellen. Hierzu soll zunächst die Begriffsgeschichte des „Bürgers“ kurz skizziert werden. Anschließend soll das vierte Kapitel aus der Novelle „Tonio Kröger“ analysiert werden. Hierbei wird weniger der Frage nachgegangen werden, ob Tonio Kröger ein Künstler ist, sondern vielmehr was ihn umtreibt ein klärendes Gespräch mit seiner Freundin Lisaweta Iwanowna zu suchen. Ferner wird der Frage nachgegangen, wie es schließlich dazu kommt, dass sich Tonio Kröger selbst als „verirrter Bürger“ bezeichnet und damit mit seinem Schicksal als Bürger zu resignieren scheint. Abschließend werden die Erkenntnisse aus der Analyse des vierten Kapitels zusammengefasst.

2. Der Begriff des „Bürgers“

Lisaweta Iwanowna bezeichnet Tonio Kröger als „Bürger auf Irrwegen“. Um den Begriff des „Bürgers“ zu definieren, soll zunächst die Geschichte dieses Begriffs betrachtet werden.

Die Begriffsgeschichte des „Bürgers“ beginnt mit dem „altdeutschen“ Bürgerbegriff: „Nach der mittelalterlichen Ständeordnung ist der Bürger zunächst der Stadtbewohner, den ein Gewerbe nährt“ (Kurzke 1997: 45). Aus dieser Tradition hat sich das „typische Standesideal des Fleißes, […] der Ehrlichkeit, der Tugend und der Pflichterfüllung“ (Kurzke 1997: 45) entwickelt. So rechtfertige der Bürger seine Existenz durch Nützlichkeit und jeder Tag seines Lebens müsse einen Gewinn irgendeiner Art abwerfen (Vgl. Kurzke 1997: 45). In der Entwicklung des Bürgertums entwickelt sich auch der „altdeutsche“ Bürgerbegriff weiter und es entsteht die bürgerliche Gesellschaft, „die den Bürger nicht mehr als Angehörigen eines ökonomisch definierten Standes anspricht, sondern als Staatsbürger, als neutrales Rechtssubjekt, das mit anderen Bürgern einen Gesellschaftsvertrag schließt“ (Kurzke 1997: 45). So entwickelte sich schließlich der „revolutionäre Bürgerbegriff“ (Kurzke 1997: 45), der den Bürger als den Menschen schlechthin ansah. Alle Menschen hätten demnach die gleichen Rechte und es dürfe keine privilegierte Personen oder Stände mehr geben (Vgl. Kurzke 1997: 45). „Wenn nun ein empfindsamer […] Bürger dieses neuen Sinnes etwa ins Geschäft des Vaters eintreten soll und sich dem Diktat der Nützlichkeit beugen muß, entstehe der typische Konflikt zwischen der `Poesie des Herzen´ und der `Prosa der Verhältnisse´“ (Kurzke 1997: 45).

Auch der Dichter Thomas Mann galt seinerzeit als „entwurzelter Bürger“ (Kurzke 1997: 46). Durch seine Entwurzelung aus dem Stand der Bürger sei er relativ frei von den ökonomischen Zwängen dieses Standes, nicht aber frei von seiner Tradition, von seinen Werten, seinen Lebensformen und seiner Erziehung (Vgl. Kurzke 1997: 46). Seine bürgerlichen Traditionen habe Thomas Mann auch während seiner Zeit in der„Schwabinger Boheme“ (Kurzke 1997: 46) beibehalten. „Wie Nietzsche sieht er im bürgerlichen Aufklärer den Naiven, der noch an sich selber glaubt, und im unbürgerlichen Künstler den Reflektierten, der die naive Daseinssicherheit des Bürgers kritisiert“ (Kurzke 1997: 47). In den Frühwerken Thomas Manns (beispielsweise in der Novelle „Tonio Kröger“) wird dabei vor allem das Stadtbürgertum porträtiert: „Die bürgerlichen Oberschichten der alten Städte konnten sich ´zu einem Patriziat verdichten, das entweder eine großbürgerliche Elite verkörperte oder förmlich Stadtadel wurde´“ (Wild 1994: 6). Dieser Schicht gehört auch die Familie Tonio Krögers an. Die Oberschichten grenzten sich abei durch soziale Distinktionsmerkmale wie einen „gepflegten Habitus und bürgerliche Lebensformen“ (Wild 1994: 7) von den anderen Schichten ab.

3. Tonio Kröger- ein „Bürger auf Irrwegen“

Im vierten Kapitel von Thomas Manns Novelle „Tonio Kröger“ versucht die Hauptfigur Tonio der Frage „Aber was ist der Künstler?“ (Mann 1973: 34) nachzugehen. Hierzu besucht er seine Freundin Lisaweta Iwanowna in ihrem Atelier in München. Das Gespräch der beiden wird dabei von Tonio dominiert, der seine Gedanken hauptsächlich monologisch zu ordnen versucht. Lisaweta und Tonio sind beide Künstler: Lisaweta ist Malerin und Tonio ein Literat. Beide haben darüber hinaus weitere äußerliche Gemeinsamkeiten: braune, korrekt frisierte Haare und ein braunes, südländisch geschnittenes Gesicht (Vgl. Mann 1973: 29). Zudem sind beide etwa dreißig Jahre alt. Die genannten Gemeinsamkeiten sind wahrscheinlich auch der Grund warum Tonio gerade bei Lisaweta ein klärendes Gespräch zu der Frage „Aber was ist der Künstler?“ (Mann 1973: 34) sucht. Allerdings erfährt der Leser, bis auf die zu Beginn des Kapitels genannten Äußerlichkeiten und den Beruf Lisawetas, nicht viel mehr über sie. Der Grund hierfür ist die Tatsache, dass Lisaweta nur die Funktion hat, Tonio zuzuhören und am Ende des Gesprächs einen entscheidenden Hinweis und damit die Lösung seiner Identitätszweifel zu präsentieren. Vor diesem Urteil steht allerdings noch eine Art Selbstfindungsprozess Tonios: Zu Beginn von Tonios Erörterung zur Frage was denn der Künstler sei, vergleicht er sein Innerstes mit der Leinwand seiner Freundin Lisaweta: „ein blasser, von Korrekturen beschmutzter Entwurf und ein paar Farbflecken“ (Mann 1973: 29). Tonio spricht konkret von einem „Konflikt und Gegensatz“ (Mann 1973: 29), der ihn umtreibt. Dieser Tonio beherrschende Konflikt ist der, dass er nicht weiß, ob er sich selbst als Bürger oder als Künstler sehen soll. Als Beispiel für einen Menschen, der sich bereits vollständig für die Kunst entschieden hat, nennt Tonio „Adalbert, den Novellisten“ (Mann 1973: 29). Tonio stimmt dabei mit Adalbert überein, dass Gefühle, die im Frühling besonders intensiv seien, keinen Einfluss auf das Schreiben haben dürften. Andernfalls ende alles in „Enttäuschung und Jammer“ (Mann 1973: 31). Lässt der Künstler demnach allzu viele Gefühle, während des Schreibens zu, dann werde er pathetisch, schwerfällig, täppisch- ernst, unbeherrscht, unironisch oder gar langweilig (Vgl. Mann 1973: 31). Die genannte Einstellung Tonios zum Frühling, stimmt dabei mit der Thomas Manns überein, der in einem Brief an seinen Bruder Heinrich schrieb:

„DieErlebnisse im Frühling haben mir bewiesen, dass es in mir dochnoch etwas Ehrliches, Warmes und Gutes giebt und nicht bloß „Ironie“,daß in mir doch noch nicht. Alles von der verfluchten Litteratur verödet,verkünstelt undzerfressenist.Ach, dieLitteraturist der Tod! Ichwerdeniemals begreifen, wie man von ihr beherrscht sein kann, ohnesie bitterlich zu hassen!“ (Kurzke 1997: 97).

Dabei bedeutet die Aussage, dass die Literatur tot sei, dass die Erkenntnis das Leben töte (Vgl. Kurzke 1997: 98). Tonio, als Selbstbildnis Thomas Manns, deutet hierin bereits die Existenz des „Erkenntnisekels“ an, auf den er später noch genauer eingeht. Der Künstler habe die Fähigkeit zu erkennen, jedoch führe dies dazu, dass er von den Erkenntnissen angewidert sei. Deshalb töte die Erkenntnis auch das Leben. So folgt daraus schließlich auch die Einstellung Thomas Manns das Leben zu hassen, sobald man von der Literatur eingenommen worden ist.

Trotz einiger Übereinstimmungen der Ansichten von Tonio mit Adalbert scheint dieser letztlich aber kein erstrebenswertes Ideal für Tonio darzustellen, denn er sagt: „Und ich weiß nicht, ob ich Adalbert beneiden oder geringschätzen soll“ (Mann 1973: 31). So führt Tonio seinen Monolog schließlich fort, indem er davon ausgeht, dass es für den Künstler nötig sei „etwas Außermenschliches und Unmenschliches“ (Mann 1973: 31) zu sein. So stehe der Künstler auch in einem „seltsam fernen und unbeteiligten Verhältnis“ (Mann 1973: 31) zum Menschen. Tonio grenzt also den Künstler ganz konkret vom Menschen ab und behauptet, dass es als Künstler nötig sei, etwas „Außermenschliches“ zu sein. Damit sieht sich Tonio auch selbst nicht als Mensch an. „Die Begabung für Stil, Form und Ausdruck“ setze bereits ein „kühle[s] und wählerische[s] Verhältnis zum Menschlichen, ja eine gewisse menschliche Verarmung und Verödung voraus“ (Mann 1973: 31f). Um dabei das Ausmaß des Einflusses von Gefühlen auf die Kunst zu bekräftigen, sagt Tonio: „Es ist aus mit dem Künstler, sobald er Mensch wird und zu empfinden beginnt“ (Mann 1973: 32). Nur der Mensch sei demnach in der Lage zu empfinden, Gefühle zuzulassen. Da der Künstler allerdings etwas „Außermenschliches“ sei, würde er auch nicht empfinden, solange er kein Mensch wird. Worauf Thomas Mann hierbei zudem abzielt, ist „jene Nötigung des Künstlers, den Gegenstand aus sich herauszusetzen, ihm gegenüberzutreten […]. Er ist geradezu Voraussetzung künstlerischen Schaffens“ (Meyer 1916). Dies habe Adalbert bereits erkannt, woraufhin er sich ins „Cafe, in die entrückte Sphäre“ (Mann 1973: 32) geflüchtet habe. Lisaweta erwidert darauf hin, dass Tonio „ihm ja nicht zu folgen“ (Mann 1973: 32) brauche und Tonio pflichtet ihr bei, indem er sagt, dass er ihm nicht folge werde, weil er „hie und da imstande“ sei, sich „vor dem Frühling“ seines „Künstlertums ein wenig zu schämen“ (Mann 1973: 32). Tonio bringt damit zum Ausdruck, dass er imstande sei, seine Gefühle während seiner künstlerischen Arbeit zu verbergen und damit als etwas „Außermenschliches“ zu arbeiten.

Darüber hinaus geht Tonio im Folgenden auf sein künstlerisches Publikum ein, das er benutzen würde, um sich „zu steigern und zu stimulieren“ (Mann 1973: 32). Das Wort „benutzen“ impliziert dabei, dass Tonio sich seiner Wirkung auf sein Publikum durchaus bewusst ist und diese Wirkung entsprechend ausnutzt.

„DasVerhältnisdes Künstlerszuseinem bürgerlichen Publikum wird[dabei]auf zweiEbenen reflektiert: Es ist zum einen Zentrum desinnerliterarischen Diskurses,zum anderen wird es akzentuiert durchdie ironischeDarstellungeiner ReihebürgerlicherFiguren. Der Künstler ist in seinem Selbstverständnis derjenige, der sensibler als der Bürger aufkulturhistorische Prozesseund Mentalitätsveränderungen reagiert und sie inseinem Werk erst bewußt macht“ (Wild 1994: 10).

Tonio grenzt den Künstler damit erneut vom Menschen und dem „einfachen“ Bürger, ab. Nur der Künstler sei in der Lage „kulturhistorische Prozesse und „Mentalitätsveränderungen“ (Wild 1994: 10) zu sehen und darauf entsprechend zu reagieren. So hat der Künstler in Tonios Verständnis eine Sonderrolle, die darüber hinaus ein immer wieder „inszeniertes Spiel mit der Nähe des Künstlertums zum Kriminellen“ (Wild 1994: 10) darstellt. Den Vergleich zwischen einem Künstler und einem Kriminellen stellt Tonio wenig später in einer Erzählung über den Bankier, der Novellen schreibt (Vgl. Mann 1973: 35), dar.

Zuvor eröffnet Tonio Lisaweta allerdings noch, dass er die Literatur, da sie ihn vom normalen Leben ausgrenzt, auch als keinen Beruf, sondern als Fluch (Vgl. Mann 1973: 33) empfindet. Durch die Literatur fühle sich der Mensch „gezeichnet, […] in einem rätselhaften Gegensatz zu den anderen, den Gewöhnlichen, den Ordentlichen“ (Mann 1973: 33). Das Gefühl der Trennung und Einsamkeit klaffe tief und es sei keine Verständigung mehr zwischen den „Ordentlichen“, den Bürgern, und Tonio, dem Künstler, mehr möglich (Vgl. Mann 1973: 33). Tonio geht hierbei davon aus, dass ihn die Literatur, die Kunst an sich, von den „Gewöhnlichen“, den anderen Menschen, abgrenzt. Um das Bild des aus der Gesellschaft ausgestoßenen Künstler zu bekräftigen, vergleicht Tonio das „Gefühl der Separation und Unzugehörigkeit“ mit den „Zügen eines Fürsten“ durch die Menschenmenge: „jedermann wird wissen, daß sie kein Mensch sind, sondern irgend etwas Fremdes, Befremdendes, anderes...“ (Mann 1973: 33). Gemeinsam ist Tonio und dem Fürsten, dass sie gleichzeitig erkannt und beobachtet werden. „Gekannt und doch fremd bewegt er [= der Fürst] sich unter den Leuten, geht im Gemenge und gleichsam doch von einer Leere umgeben, geht einsam dahin“ (Meyer 1916). Der Fürst und Tonio, als Stellvertreter der Künstler, sind „Ausgestoßene aus dem Paradiese des Lebens; es ist ihnen mit tausend Schlüsseln verschlossen; ihr Reich ist die Welt des schönen Scheins, der Form und der Darstellung“ (Meyer 1916). Damit verdeutlicht Tonio, dass er sich, ebenso wie der Fürst in der Menschenmenge, gekannt und doch fremd in der Gesellschaft fühlt. So ist es auch „die Sehnsucht nach dem `Normalen, Wohlanständigen und Liebenswürdigen´, nach den `Wonnen der Gewöhnlichkeit´, die Tonio schmerzlich erfüllen“ (Meyer 1916). Tonio sehnt sich nach den „Blonden und Blauäugigen“, die für ihn die „Lebendigen, [...] Glücklichen, Liebenswürdigen und Gewöhnlichen“ (Meyer 1916) sind. Doch neben Tonios Sehnsucht nach dem „Gewöhnlichen“ empfindet er auch „schwermütige[n] Neid und ein klein wenig Verachtung und eine ganze keusche Seligkeit“ (Vgl. Mann 1973: neuntes Kapitel ) gegenüber den Bürgern. Damit sind zugleich die „beiden Hemisphären seiner dichterischen Welt bezeichnet: das Ich und sein Widerspiel. Folgerichtig erscheint Tonio bei dieser Akzentuierung die Literatur weniger ein Glück als ein Fluch“ (Meyer 1916).

Im Anschluss an die Selbstdarstellung der Zerrissenheit Tonios, stellt dieser Lisaweta schließlich die entscheidende Frage des Gesprächs: „Aber was ist der Künstler?“ (Mann 1973: 34). Dabei stellt Tonio fest, dass es keine Frage zuvor gab, vor der sich die „Bequemlichkeit und Erkenntnisträgheit der Menschheit“ (Mann 1973: 34) zäher erwiesen hätte als vor dieser. Die künstlerische Identitätsproblematik Tonio Krögers wird damit zu einem Problem der „Menschheit“ und der „Welt“ hochstilisiert (Vgl. Wild 1994: 42). Tonio versucht bei der Erörterung der Frage was der Künstler sei, zunächst von einer „äußerst schlimm bedingten, äußerst fragwürdigen Gabe“ (Mann 1973: 34) auszugehen. Demnach sei jedem Künstler von Natur aus eine Gabe zuteil geworden, die ihn dazu berufen hätte, ein Künstler zu sein. Zunächst erscheint es als sei die naturgegebene Gabe eine positive Fähigkeit. Doch durch die Attribute „äußerst schlimm bedingte“ und „äußerst fragwürdig“ wird die Gabe letztlich doch negativ bewertet. Demnach scheint es auch nicht wünschenswert zu sein, diese Gabe zu erhalten. Darüber hinaus berichtet Tonio, in einem zweiten Definitionsversuch des Begriffs des „Künstlers“, von einem kriminellen Bankier, der die Gabe Novellen zu schreiben, besitze. „In der Figur des kriminellen Bankiers [...] wird der dichtende Bürger, der die Sphären von Kunst und bürgerlichem Leben zu vermischen versucht, in leitmotivischer Wiederholung ironisiert“ (Wild 1994: 42). Die künstlerische Produktivität könne sich dabei nur gegen die bürgerliche Gesellschaft entfalten (Vgl. Wild 1994: 42). Dies würde wiederum bedeuten, dass sich der Mensch entweder für das Bürgertum und damit gegen das Künstlertum entscheiden müsste oder

aber umgekehrt.

„Orientiert an Nietzsches Problematisierungder gesellschaftlichen Rolle desKünstlerswerdenGegenmodellezueiner bürgerlichen Identitätaufgenommen.Neben derdem Ästhetizismus vertrauten Vorstellung eineraristokratischenSonderstellungdesKünstlersstehenseineBestimmungalsAbenteurer,seineNähezumVerbrecher[…]. Die sozialeDesintegration vonKunstundKünstlerwirdzurexistenziellen Krisenerfahrung umgedeutet“(Wild1994:42).

Inge Wild deutet damit an, dass der Künstler, nach den Vorstellungen des Ästhetizismus, einem höheren Stand, der nicht gleichzusetzen ist mit dem Stand des Adels, zugehörig ist und damit eine Sonderstellung in der Gesellschaft genießt. Diese Vorstellung deutete Tonio bereits zuvor in der Darstellung des künstler

[...]

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Detalles

Título
Tonio Kröger - ein verirrter Bürger. Zur Künstlerproblematik Tonio Krögers (dargestellt am 4. Kapitel)
Universidad
Technical University of Chemnitz  (Institut für Germanistik und Kommunikation)
Calificación
1,3
Autor
Año
2016
Páginas
16
No. de catálogo
V456771
ISBN (Ebook)
9783668871694
ISBN (Libro)
9783668871700
Idioma
Alemán
Palabras clave
Tonio Kröger, Thomas Mann, verirrter Bürger, Literatur des 20. Jahrhunderts, Novelle, Erzählung, Germanistik, Neuere Literatur
Citar trabajo
Monique Hammer (Autor), 2016, Tonio Kröger - ein verirrter Bürger. Zur Künstlerproblematik Tonio Krögers (dargestellt am 4. Kapitel), Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456771

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