Die vorliegende Arbeit verfolgt das Ziel, die bisherigen Denkansätze bezüglich religiöser Elemente in Perutz’ Erzählprosa zusammenzuführen und die Texte dieses Autors gründlicher auf die Gestaltungsweise und die Funktionen darin enthaltener religiöser Elemente zu untersuchen. Zunächst bietet es sich dafür an, Religion begrifflich zu bestimmen und in ein Verhältnis zur Literatur zu setzen.
Die für Perutz‘ Werk signifikanten semantischen Funktionen ‚religiöser Elemente‘ werden vergleichend insbesondere aus neun Texten aus fünf Jahrzehnten mit einem Schwerpunkt in den 1920er Jahren abgeleitet (Die dritte Kugel, 1915; Der Marques de Bolibar, 1920; Die Geburt des Antichrist, 1921; Der Meister des Jüngsten Tages, 1923; Turlupin, 1924; St. Petri Schnee, 1933; Der Schwedische Reiter, 1936; Nachts unter der steinernen Brücke, 1953; Der Judas des Leonardo, posthum 1959).
Die Vf. befragt sie zunächst auf vier „religiöse Elemente“ (Kapitel 4.: „göttliche Determinanten“ / „dunkle Gestalten der religiösen Hinterwelt“ [‚Antichrist‘, ‚ewiger Jude‘ / ‚Judas‘] / „das Jüngste Gericht“ / „(ergebnislose) Sinnsuche“), um sodann in Kapitel 5. deren „Transformationen“ durch „Ironisierung“, „Säkularisierung und Ironisierung“ (zur Religionsdroge in St. Petri Schnee) und mit Blick auf „Säkularisierung versus Sakralisierung“ herauszuarbeiten.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Literatur und Religion - eine Verhältnisbestimmung
- Debatte um Gattungszuordnungen der Perutz'schen Romane
- Religiöse Elemente
- (göttliche) Determination
- Die dritte Kugel
- Der Marques de Bolibar
- Turlupin
- Nachts unter der steinernen Brücke
- Die dunklen Gestalten der religiösen Hinterwelt
- Die dritte Kugel und der allzu menschliche Teufel
- Der Marques de Bolibar und der Ewige Jude
- Die Geburt des Antichrist
- Der Judas des Leonardo
- Das Jüngste Gericht
- Der Meister des Jüngsten Tages
- Der schwedische Reiter
- (ergebnislose) Sinnsuche
- Das Scheitern der Sinnsuche im Marques de Bolibar
- Sinnsuche Nachts unter der steinernen Brücke
- Transformationen religiöser Elemente
- Ironisierung
- Turlupin
- Der schlagfertige Gottesräuber im Schwedischen Reiter
- Determinismus in der Dritten Kugel
- Säkularisierung und Ironisierung: Die Religionsdroge in St. Petri Schnee
- Säkularisierung versus Sakralisierung
- Der Meister des Jüngsten Tages
- Die Hölle des Bischofs
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Masterarbeit analysiert die Funktionen religiöser Elemente in den Werken des österreichischen Autors Leo Perutz. Das Ziel ist es, zu untersuchen, wie Elemente unterschiedlicher Religionen in den Texten adaptiert und transformiert werden, und wie diese religiös konnotierten Elemente auf inhaltlicher und sprachlicher Ebene gestaltet werden und wirken.
- Die Adaption und Transformation religiöser Elemente in den Romanen Leo Perutz'
- Die Gestaltung und Wirkung religiöser Elemente auf inhaltlicher und sprachlicher Ebene
- Die Funktion religiöser Elemente in Perutz' Werk
- Die Ambivalenz und Widersprüchlichkeit der religiösen Elemente
- Die Rolle des Phantastischen und der unzuverlässigen Erzählweisen in Perutz' Werken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Untersuchung ein und erläutert die Relevanz der religiösen Elemente im Werk von Leo Perutz. Das zweite Kapitel befasst sich mit der Beziehung zwischen Literatur und Religion und der Bedeutung dieser Beziehung für die Analyse der Werke Perutz'. Im dritten Kapitel wird die Debatte um Gattungszuordnungen der Perutz'schen Romane aufgezeigt und deren Auswirkungen auf die Interpretation religiöser Elemente im Werk beleuchtet. Das vierte Kapitel widmet sich den religiösen Elementen in Perutz' Werken und untersucht verschiedene Aspekte wie die Rolle der göttlichen Determination, die Darstellung dunkler Gestalten der religiösen Hinterwelt und die Bedeutung des Jüngsten Gerichts.
Das fünfte Kapitel analysiert die Transformationen religiöser Elemente in Perutz' Werk, insbesondere die Ironisierung religiöser Themen, die Säkularisierung und die Ambivalenz zwischen Sakralisierung und Profanisierung.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Arbeit sind: Leo Perutz, religiöse Elemente, Phantastik, Gattungszuordnungen, Ironisierung, Säkularisierung, Sakralisierung, Determinismus, Jüngstes Gericht, Gottesräuber, Teufel, Antichrist, Ewige Jude, Sinnsuche.
- Citation du texte
- Stefanie Schmude (Auteur), 2015, Gottesräuber, teuflische Bischöfe und Religion als Droge, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456889