Seit jeher erzählen sich die Menschen Legenden oder Sagen aus alter Zeit, sogenannte Mythen. Die darin behandelten, verschiedensten Themen erstrecken sich von der Entstehung der Welt bis hin zur Frage nach einem jenseitigen Leben. In der antiken Lebenswelt der Griechen waren sie Unterhaltungs- und Lehrmedium gleichermaßen. Deshalb ist es nicht weiter verwunderlich, dass auch Platon des Öfteren Mythen in seine philosophischen Diskurse mit einfließen ließ. Will man also die Philosophie Platons in seiner Gänze durchdringen, so muss die Frage beantwortet werden, mit welcher Intention er selbige erzählt und was ihre Funktion, ihren philosophischen Mehrwert, darstellt. Stattdessen zu behaupten, die platonischen Mythen hätten einen reinen Unterhaltungswert, wäre zu kurz gegriffen und wohl auch schlichtweg falsch.
Um diese Frage zu klären wurden in dieser Arbeit verschiedene mögliche Funktionen des Mythos dargestellt und jeweils unter Einbezug von Primär- und Sekundärquellen bezüglich ihrer Wahrscheinlichkeit und Sinnstiftung diskutiert. Die Textbasis dabei war, neben anderen in Platons Werken enthaltenen Mythen, insbesondere der Jenseitsmythos im Dialog Gorgias. Als Sekundärquelle wurde zu einem Großteil auf Josef Piepers Kapitel Über die platonischen Mythen in Darstellungen und Interpretationen: Platon Bezug genommen.
Als zentrale Funktion stellte sich in dieser Arbeit heraus, dass der Mythos einen Erkenntnisgewinn bezweckt und zur Wahrheitsfindung dient. Eine Funktion des Mythos als Medium zur Vermittlung religiöser Glaubensinhalte konnte anhand der angeführten Argumente nicht belegt werden. Dagegen erscheint ein erzieherischer, pädagogischer Zweck Platons mythischer Erzählungen sehr wahrscheinlich. Schließlich lässt sich der Einbezug von Mythen in Platons philosophisches Oeuvre wohl auch darin begründen, dass diese ihm einen philosophischen und argumentativen Bereich eröffnen, der ihm durch den reinen Logos nicht zugänglich ist.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- DIE FUNKTION DER PLATONISCHEN MYTHEN
- DIE DEFINITION DES MYTHOS
- DER MYTHOS ZWISCHEN DICHTUNG UND WAHRHEIT
- DER MYTHOS ALS MEDIUM RELIGIÖSER LEHREN
- DER MYTHOS ALS PÄDAGOGISCHES HILFSMITTEL
- DER MYTHOS ALS TEIL DES LOGOS
- QUELLEN UND LITERATURVERZEICHNIS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der philosophischen Funktion der platonischen Mythen und untersucht, mit welcher Intention Platon diese in seine Werke einfügte. Neben einer Definition des Mythos werden verschiedene Aspekte analysiert, darunter die Wahrheitsfunktion, die Rolle des Mythos als Medium religiöser Lehren sowie die Integration von Mythos und Logos. Ziel ist es, die Bedeutung der Mythen für Platons Philosophie aufzuzeigen und ihren philosophischen Mehrwert zu beleuchten.
- Definition des Mythos und seine Bedeutung in Platons Werken
- Die Wahrheitsfunktion des Mythos und Platons Glaube an seine Erzählungen
- Der Mythos als Medium religiöser Lehren und seine Funktion bei der Vermittlung von Glaubensinhalten
- Der Mythos als pädagogisches Hilfsmittel und seine erzieherische Funktion in Platons Philosophie
- Die Integration von Mythos und Logos und ihre komplementäre Beziehung in Platons Denken
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema der Arbeit vor und erläutert den Hintergrund der Untersuchung. Dabei wird die Rolle des Mythos in der antiken Lebenswelt und Platons Philosophie beleuchtet. Des Weiteren werden die zentralen Fragen und die Methodik der Arbeit vorgestellt.
Das zweite Kapitel widmet sich der Definition des Mythos und seiner verschiedenen Funktionen in Platons Werken. Es wird auf die Bedeutung des Mythos als Brücke zwischen dem Göttlichen und Menschlichen eingegangen und der symbolische Charakter der platonischen Mythen hervorgehoben.
Im dritten Kapitel wird die Wahrheitsfrage der platonischen Mythen untersucht. Es werden verschiedene Interpretationen diskutiert, die die Mythen entweder als reine Dichtung oder als Ausdruck einer höheren Wahrheit sehen. Dabei werden auch Platons eigene Aussagen zum Wahrheitsgehalt seiner Mythen analysiert.
Das vierte Kapitel befasst sich mit der Rolle des Mythos als Medium religiöser Lehren. Es wird diskutiert, ob Platon die Mythen zur Vermittlung von Glaubensinhalten nutzte oder ob sie eine rein philosophische Funktion hatten.
Im fünften Kapitel steht die Integration von Mythos und Logos im Zentrum der Diskussion. Es wird untersucht, wie Platon die beiden Bereiche miteinander verband und welchen philosophischen Mehrwert die Mythen im Kontext seiner Philosophie hatten.
Schlüsselwörter
Platonische Mythen, Mythos, Wahrheit, Religion, Pädagogik, Logos, Philosophie, Jenseitsmythos, Gorgias, Symposion, Timaios, Politeia, Phaidon, Pieper, Szlezák
- Quote paper
- Paul Winter (Author), 2018, Die Funktion der platonischen Mythen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/456977