„Der Tag wird kommen, an dem Schauspieler überflüssig sein werden. Man wird sie nicht mehr brauchen.“ 1 Dieses Zitat von Eddie Murphy ist ein typisches Beispiel für jene tollkühnen Fantasien, zu welchen sich Kritiker, Künstler und Produzenten angesichts der digitalen Revolution spätestens seit Mitte der neunziger Jahre immer wieder hinreißen lassen. Etwa Mitte der achtziger Jahre hat der Computer seinen Einzug in die Kinoproduktion gehalten. Mittlerweile können fast alle Bereiche der Filmherstellung auf computergestützte Systeme zugreifen, sei es in der Bildbearbeitung, im Schnitt, in der Synchronisation oder Kamerasteuerung, um nur einige zu nennen. Besonderes Augenmerk liegt auf der Computeranimation und ihrer Verbindung mit Realfilmaufnahmen. Eine ganze Reihe von ökonomischen, sozialpolitischen und ästhetischen Fragen, Befürchtungen und euphorischen Prognosen kreist um das Thema der Digitalisierung: Wird es in Zukunft möglich sein, noch wahrscheinlichkeitsnäher in die Welt eines Films einzutauchen, indem neben den visuellen und akustischen Qualitäten auch andere Sinnesreize angesprochen werden, etwa durch spezielle Helme und Handschuhe? Wird die digitale Technologie den 35mm-Film ersetzen? Wird gar die Projektion als solche durch LCD-Leinwände oder ähnliches überflüssig? Wird der traditionelle Filmverleih durch digitale Satellitenübertragung revolutioniert und beschleunigt? Welche Auswirkungen hat die digitale Technologie auf die traditionelle Filmherstellung? Wie verändert sich die Funktionsweise von Studios, wenn die Arbeit immer kleinteiliger wird und die Möglichkeit der digitalen Filmherstellung in immer besserer Qualität zunehmend in den Alltag ganz normaler Haushalte gelangt? Welche künstlerische Revolution geht mit der digitalen Revolution einher? Gibt es überhaupt eine Revolution oder treten die digitalen Bilder nicht im Kostüm einer neuen Technik in die Fußstapfen traditioneller Medien? In welchem Verhältnis steht das digitale Filmbild zum filmspezifischen Abbilden von Realität, wie es etwa Kracauer als das dem filmischen Medium angemessenste Mitteilung definierte? In welche Art der [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einführung
- Nullen und Einsen auf dem Weg ins Kino
- Merkmale des digitalen Bildes
- Die Virtualität digitaler Existenz
- Der Computer als inneres Auge
- Ästhetik und Wahrnehmung der digitalen Medien
- Der Doppelcharakter der elektronischen Medien
- Gibt es einen digitalen Look?
- Die Verschmelzung der Medien
- Ausblick: Digitales Kino im gesellschaftlichen und kulturellen Kontext
- Industrialisierung der Kultur
- Das Paradox des technologischen Fortschritts
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit den Auswirkungen der digitalen Revolution auf das Kino. Sie beleuchtet die historische Entwicklung, die spezifischen Merkmale und die ästhetischen Folgen des digitalen Filmmediums. Darüber hinaus werden die gesellschaftlichen und kulturellen Implikationen der Digitalisierung im Kontext des Films beleuchtet.
- Historische Entwicklung des digitalen Films
- Merkmale und Besonderheiten des digitalen Bildes
- Ästhetik und Wahrnehmung digitaler Medien
- Der Einfluss der Digitalisierung auf die Filmindustrie
- Die gesellschaftlichen und kulturellen Implikationen des digitalen Kinos
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung, die die zentralen Fragen und Thesen der Arbeit skizziert. Im zweiten Kapitel wird die historische Entwicklung des digitalen Films von den ersten Experimenten mit Simulationstechniken bis zu den ersten volldigitalen Artefakten im Kino nachgezeichnet. Kapitel drei beschäftigt sich mit den theoretischen Grundlagen des digitalen Filmmediums, insbesondere mit der Frage nach der Wesenheit digitaler Artefakte und den Unterschieden zu analogen Medien. Kapitel vier widmet sich der Ästhetik und Wahrnehmung digitaler Medien, insbesondere der Frage nach einem spezifisch digitalen Look. Das fünfte Kapitel befasst sich mit dem Einfluss der Digitalisierung auf die Filmindustrie und mit den gesellschaftlichen und kulturellen Implikationen des digitalen Kinos.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Digitalisierung, Kino, Film, Ästhetik, Wahrnehmung, Virtualität, Computeranimation, Medienkonvergenz, gesellschaftliche und kulturelle Auswirkungen.
- Quote paper
- Anna Purath (Author), 2005, Digitales Kino - Alchemie des Computers, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45735