Die „Politik“ des Aristoteles wird, nebst der Nikomachischen Ethik, als sein Hauptwerk gesehen – und das mit gutem Grund–, legt der Philosoph doch in diesem Werk seine Staatsphilosophie da. Diese politische Philosophie beinhaltet Gedanken, die dem heutigen Leser befremdlich, wenn nicht sogar skandalös erscheinen. Aristoteles’ Weltbild kann zwar nach wie vor beeindrucken, scheint allerdings, betrachtet vor dem Hintergrund der modernen Kultur und Wissenschaft, hoffnungslos veraltert und gestrig zu sein.
Bei ihm sind ethisch hochgesteckte Ansprüche an den Menschen und die Gesellschaft eng verwoben mit der Legitimierung von Zusammenhängen, deren Anliegen sich aus heutiger Sicht nicht verteidigen lässt, wie er etwa seine Auffassungen zur Glückseligkeit mit der Verteidigung der Sklavenhaltergesellschaft zusammen sieht. Daher ist besonders Aristoteles’ Menschenbild im Hinblick auf die Sklaverei und darauf, welche Rolle die Frau in der Polis zu spielen hat, oftmals diskutiert worden.
Zwar ist es durchaus möglich, die anstößig klingenden Teile des Werkes beiseite zu lassen, eine in der Forschung durchaus nicht unübliche Praxis (bspw. zu sehen in Charpa: Aristoteles), doch ignoriert man damit die Tatsache, dass Aristoteles’ politische Philosophie auf tiefen Unterschieden, Eingrenzungen der griechischen Bürgerschaften und Ausgrenzungen bestimmter Gruppen fußt. Es ist richtig, dass Aristoteles nicht dem System der Sklaverei seiner Zeit die philosophischen Weihen erteilt, da es sich um eine ganz andere Form der Abhängigkeit handelt, die er „natürlich“ findet, dennoch handelt es sich um eine tatsächliche Form der Sklaverei, bei der die Wortwahl „Sklave“ (doulos) und „Sklaverei“ (douleia) völlig zutreffend ist.
Diese Arbeit möchte einen Überblick über die Funktionen, Rechte und Stellung des Sklaven in der von Aristoteles konstruierten idealen Polis geben. Sie will sich mit der Frage befassen, ob der Sklave, der nicht als rein wirtschaftliches Objekt, sondern als Teil eines Systems von Abhängigkeiten im präpolitischen Raum gesehen wird, bei Aristoteles überhaupt als vollwertiger Mensch angesehen werden kann, die Rolle des Sklaven im Oikos und damit das Herrschaftsverhältnis zwischen Herr und Sklaven genauer analysieren und den Unterschied zwischen Sklaverei, die auf der Natur und solcher, die auf Gesetzen basiert, betrachten. Auch Aristoteles’ Kritiker sollen exemplarisch zu Wort kommen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Rolle des Sklaven
- Die Stellung der Sklaven in der Hausgemeinschaft
- Sklaverei von Natur aus vs. Sklaverei aufgrund von Gesetz und Gewalt
- Rechtfertigung der Sklaverei
- Barbaren
- Oikos und Polis
- Kritische Anmerkungen
- Abschließende Bemerkungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit der Rolle des Sklaven in Aristoteles' „Politik“ und analysiert die Bedeutung dieser Figur im Rahmen seiner Staats- und Gesellschaftstheorie. Dabei werden die Funktionen, Rechte und Stellung des Sklaven im Oikos und in der Polis untersucht, sowie die Unterschiede zwischen Sklaverei aus Natur und Gesetz betrachtet.
- Die Stellung des Sklaven in der Hausgemeinschaft und seine Rolle im Oikos
- Die Rechtfertigung der Sklaverei durch Aristoteles und die Unterscheidung zwischen Sklaverei aus Natur und Gesetz
- Der Einfluss des Sklavenverhältnisses auf die Struktur der Polis
- Kritik an Aristoteles' Sichtweise auf die Sklaverei
- Die Rolle des Sklaven im Kontext der griechischen Bürgerschaft und die Ausgrenzung anderer Gruppen wie Metöken, Handwerker und Bauern
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar und beleuchtet die zentrale Bedeutung der „Politik“ für Aristoteles' Werk. Sie führt in die Problematik der Sklaverei in der aristotelischen Staatslehre ein und erläutert die Relevanz des Themas im Hinblick auf die moderne Gesellschaft.
Der zweite Abschnitt analysiert die Stellung des Sklaven innerhalb der Hausgemeinschaft (Oikos) und betrachtet die Funktionen des Sklaven in diesem Kontext. Es werden die Argumente Aristoteles für die Rechtfertigung der Sklaverei dargestellt und die Unterscheidung zwischen Sklaverei aus Natur und Gesetz beleuchtet.
Der dritte Abschnitt konzentriert sich auf die kritischen Anmerkungen zu Aristoteles' Theorie der Sklaverei, wobei die Perspektive von Kritikern des Philosophen in den Vordergrund gestellt wird.
Schlüsselwörter
Die Arbeit fokussiert auf die zentralen Themen der Sklaverei und der Rolle des Sklaven in Aristoteles' „Politik“. Im Mittelpunkt stehen dabei die Konzepte des Oikos und der Polis, die Unterscheidung zwischen natürlicher und gesetzlicher Sklaverei, die Rechtfertigung der Sklaverei durch Aristoteles sowie die Kritik an seiner Sichtweise auf die Sklaverei.
- Arbeit zitieren
- Sonja Filip (Autor:in), 2005, Die Rolle des Sklaven in Aristoteles' Politik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45739