„Essstörungen und Leistungssport. Essstörungsspezifische Merkmale bei Sportlerinnen ästhetischer Sportarten“ versus „Prevalence of Eating Disorders in Elite Athletes Is Higher Than in the General Population“. Ein Vergleich beider Studien


Hausarbeit (Hauptseminar), 2016

16 Seiten, Note: 1.0


Leseprobe


Inhalt

1. Zusammenfassung.

2. Einleitung.

3. Studie 1.
3.1 Einführung in die Thematik.
3.2 Methodik.
3.3 Analyse.
3.4 Ergebnisse.

4. Studie 2.
4.1 Einführung in die Thematik.
4.2 Methodik.
4.3 Ergebnisse.

4. Diskussion.

5. Literaturverzeichnis.

1. Zusammenfassung

In diesem Manuskript wurden zwei Studien, die sich mit dem Thema „Essstörungen im Leistungssport“ auseinandersetzen, miteinander verglichen. Die 1. Studie „Prevalence of Eating Disorders in Elite Athletes Is Higher Than in the General Population“ von Sundgot-Borgen und Torstveit (2004) untersuchte mittels Fragebögen und Interviews die Prävalenz von Essstörungen bei weiblichen und männlichen norwegischen Leistungssportlern (n=1620) und einer Stichprobe aus der norwegischen Bevölkerung (n=1696). Die 2. Studie „Essstörungen und Leistungssport-Essstörungsspezifische Merkmale bei Sportlerinnen ästhetischer Sportarten“ von Schneider, Bayios, Pfeiffer, Lehmkuhl und Salbach-Andrae (2009) thematisierte die essstörungsspezifische Psychopathologie, sowie das Körperbild bei Sportlerinnen aus ästhetischen Sportarten. Eine Stichprobe von 65 Sportlerinnen aus dem Eiskunstlaufen (EKL) und der rhythmischen Sportgymnastik (RSG) wurden mit einer Kontrollgruppe (KG) und einer Anorexia Nervosa (AN) Gruppe verglichen. Die Ergebnisse der 1. Studie zeigen für weibliche Athletinnen aus ästhetischen Sportarten das höchste Risiko für die Entwicklung einer Essstörung. Die 2. Studie weist leichte Unterschiede zwischen den ästhetischen Sportarten vor. Die Ergebnisse beider Studien machen weitere Untersuchungen und eine differenziertere Betrachtung der verschiedenen ästhetischen Sportarten notwendig.

2. Einleitung

Unsere Gesellschaft befindet sich in einem Wandel. Das Arbeitsleben ist geprägt von einem statischen Büroalltag, dem man einen dynamischen Ausgleich entgegensetzen will. Es wird immer mehr Wert auf gesunde Ernährung und einen gesunden Lebensstil gelegt. Für den Otto Normalverbraucher besteht die Gefahr, dass aus einem Bewegungsmangel ein Risikofaktor für die Gesundheit wird, der weitere Risikofaktoren nach sich zieht (Bös, Brehm & Abu-Omar, 2006, S. 11 ff.) . Sport scheint das Mittel zum Erfolg zu sein. Deshalb werden vermehrt Gesundheitssportangebote wahrgenommen, die sich in Sportvereinen zunehmend etablieren. Dem Sport werden positive Effekte auf die Gesundheit zugesprochen. Doch Sport kann sich auch negativ auf die Gesundheit auswirken, besonders wenn er auf leistungsorientierten Wettkampfniveau betrieben wird. Spätestens seit Bahne Rabe sind Essstörungen bei Leistungssportlern auch in Deutschland ein Thema.

Doch wie kommt es, dass Leistungssportler trotz positiver Effekte des Sports, gefährdet sind an Essstörungen zu erkranken und was sind Essstörungen überhaupt? Von Essstörungen spricht man, sobald das Essverhalten von einer Norm auffällig abweicht (Fröhlich, 1994, S. 156). Die klassischen Essstörungen sind Anorexia nervosa (AN), Bulimia nervosa (BN) und nicht näher klassifizierte Essstörungen (EDNOS) (Lebenstedt, Bußmann und Platen, 2004, S.14 ff.). In den 90igern wurde zusätzlich die Anorexia Athletica (AA) eingeführt. Sie beschreibt den Zustand einer reduzierten Energiezufuhr und eines verminderten Körpergewichts trotz hoher körperlicher Anforderungen. Sie erfüllt nicht alle Kriterien einer klinischen Essstörung (Sudi, Öttl, Payerl, Baumgartl, Tauschmann & Müller, 2004, S. 657). Essstörungen im Leistungssport entstehen nach Lebenstedt et al. (2004, S. 29 ff.) vor allem durch eine Kombination von Faktoren, insbesondere psychosoziale, soziokulturelle, genetisch, biologische und prädisponierende Faktoren. Auf LeistungssportlerInnen lastet ein großer Druck. Auf der einen Seite, abhängig von ihrer Sportart, besteht der Druck ein bestimmtes Körperideal zu erreichen und zu halten. Auf der anderen Seite der Druck, der durch den ständigen Konkurrenzkampf hervorgerufen wird. SportlerInnen versuchen deshalb negative Einflüsse auf die Leistung zu beseitigen, häufig über strenge Diäten und exzessive Körpergewichtskontrollen (Sundgot-Borgen & Torstveit, 2004, S. 30). Außerdem steigt der Druck in Sportarten, bei denen eine bestimmte Körperform oder ein bestimmtes Körpergewicht aus Gründen des Aussehens oder der Leistung erforderlich ist, wie Tanzen, Eiskunstlaufen oder rhythmische Sportgymnastik. Dieser Druck führt dazu, dass immer häufiger Athleten und Athletinnen Bemühungen unternehmen ein unnatürlich niedriges Körpergewicht zu erreichen und zu halten.

Das Thema ist gerade jetzt zu Zeiten von Olympia interessant und spannend, da der Leistungssport im Allgemeinen und die ästhetischen Sportarten im Speziellen ins Zentrum der gesellschaftlichen Aufmerksamkeit rücken. Bei LeistungssportlerInnen sehen Lebenstedt et al. (2004, S. 33) vor allem die prädisponierenden Faktoren, die im Wesentlichen das Gewicht und die Figur betreffen, als begünstigende Faktoren zur Entwicklung einer Essstörung. Die 1. Studie betrachtete alle Sportarten und identifizierte die ästhetischen Sportarten als Risikofaktor, insbesondere für weibliche Athletinnen. Da die 1. Studie alle Sportarten betrachtet, wurde diese Studie als Grundlage verwendet. Um im Folgenden spezifischer auf Ergebnisse ästhetischer Sportarten einzugehen wurde die Studie von Schneider et al. (2009) gewählt.

3. Studie 1

3.1 Einführung in die Thematik

Allgemein haben frühere Studien aufgezeigt, dass Essstörungen häufiger bei Sportlern als bei Nicht-Sportlern vorkommen, vor allem bei Sportlern die in Sportarten aktiv sind, bei denen das Körpergewicht und die Statur eine wichtige Rolle spielen. (Hausenblas & Carron, 1999; Byrne & McLean, 2001) Dem widerspricht das Ergebnis einer Studie von O’Connor, Lewis und Kirchner (1995), die besagt, dass Sportler aus ästhetischen Sportarten und Ausdauersportarten ein geringeres Risiko haben eine Essstörung zu entwickeln (Sundgot-Borgen & Torstveit, 2004).

Da die Verbreitung von Essstörungen unter männlichen und weiblichen Sportlern noch nie untersucht wurde befasst sich die vorliegende Studie damit und vergleicht die Ergebnisse mit einer Kontrollgruppe aus der norwegischen Bevölkerung.

3.2 Methodik

Bei der Studie handelt es sich um eine 2-Stufen-Untersuchung. Zunächst mussten die Probanden einen Fragebogen ausfüllen, der Subskalen des Eating Disorder Inventory (EDI) enthielt, um diejenigen identifizieren zu können, die gefährdet waren eine Essstörung zu entwickeln. Der zweite Schritt war ein standardisiertes Interview, aufgebaut nach der Eating Disorder Examination (EDE) von Cooper & Fairburn (1987), mit allen gefährdeten Probanden. Ziel war es diejenigen herauszufinden, die die Kriterien einer AN, BN, AA und EDNOS nach dem DSM-IV erfüllen. AN und BN wurden als klinisch und AA und EDNOS als subklinisch eingestuft (Sundgot-Borgen & Torstveit, 2004, S. 26).

Einschlusskriterien der Sportler waren Alter zwischen 15 und 39 Jahren, mindestens 8 h Training/Woche und mindestens als 10. platziert bei internationalen Wettbewerben. Ausschlusskriterien waren der Plan in den nächsten 6 Monaten mit dem Sport aufzuhören, das Partizipieren in einer weiteren Sportart, eine andauernde medizinische Behandlung und für Frauen eine geplante Schwangerschaft in den nächsten 6 Monaten. Die Stichprobe setzte sich aus 572 weiblichen und 687 männlichen Sportlern zusammen, die in 8 Gruppen eingeteilt wurden: technische-, ausdauernde-, ästhetische-, Sportarten, Motor-, Antigravitations-, Kraft- und Ballsportarten. Einschlusskriterien für die Kontrollgruppe waren körperliche Gesundheit, eine Verteilung des Alters analog zu dem der Sportlern und norwegische Staatsangehörigkeit. Sie setzte sich zusammen aus 574 weiblichen und 629 männlichen Probanden (1203). Gefährdet für eine Essstörung war man, wenn man eine hohe Punktzahl beim EDI-2 erzielte oder positive Antwort auf mindestens zwei Fragen, die Symptome von Essstörungen betrafen, gab. Um die gefährdeten Sportler mit den nicht-gefährdeten Sportlern vergleichen zu können mussten 120 weibliche und 59 männliche zufällig ausgewählte ebenfalls das klinische Interview durchführen. Diese wurden als „athletic non-ED controls“ (Sundgot-Borgen & Torstveit, 2004, S. 26) benannt. Für die Kontrollgruppe wurde dies nach gleichem Schema durchgeführt, mit 75 weiblichen und 18 männlichen Probanden. Benannt als „non-ED controls“ (Sundgot-Borgen & Torstveit, 2004, S. 26). Alle ethischen Richtlinien wurden bei dieser Studie berücksichtigt (Sundgot-Borgen & Torstveit, 2004, S. 26).

3.3 Analyse

Ein Chi-Quadrat-Test wurde zum einen durchgeführt um Beziehungen zwischen den Kategorien und Unterschiede zwischen den Sportgruppen herauszufinden. Die technischen-, ästhetischen-, Motor- und Kraftsportarten wurden aufgrund geringer Anzahl von diagnostizierten Essstörungen nicht berücksichtigt. Für die übrigen Gruppen wurde ein Chi-Quadrat-Test durchgeführt. Paarweise wurde nur im Falle eines signifikanten Ergebnisses getestet (Sundgot-Borgen & Torstveit, 2004, S. 27).

3.4 Ergebnisse

Die Charakteristika der Stichprobe können in Tabelle 1 verglichen werden.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: Characteristics of Male and Female Athletes (n=1259) and Controls (n=1203) Participating in the Screening Study; Results Given as Mean (SD)

Die diagnostischen Kriterien für eine subklinische oder klinische Essstörung wurden von mehr Athleten (13,5%) als Kontrollprobanden (4,6%) erfüllt. Ebenso erfüllten sie mehr weibliche (20%) als männliche Athleten (8%). Im Vergleich der subklinischen Kriterien und der Kriterien des DSM-IV erfüllten mehr Athleten (8,4%) und mehr Kontrollprobanden (2,4%) die Kriterien einer subklinischen Essstörung als die einer klinischen Essstörung nach dem DSM-IV (5,1% und 1,7% für Athleten und Kontrollprobanden) (Sundgot-Borgen & Torstveit, 2004, S. 28).

[...]

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
„Essstörungen und Leistungssport. Essstörungsspezifische Merkmale bei Sportlerinnen ästhetischer Sportarten“ versus „Prevalence of Eating Disorders in Elite Athletes Is Higher Than in the General Population“. Ein Vergleich beider Studien
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Sport & Sportwissenschaft)
Veranstaltung
Sportpsychologie
Note
1.0
Autor
Jahr
2016
Seiten
16
Katalognummer
V457607
ISBN (eBook)
9783668896383
ISBN (Buch)
9783668896390
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Sport, Psychologie, Essstörungen, ästhetische Sportarten, Eiskunstlauf, Sportgymnastik, Verhaltensstörung
Arbeit zitieren
Daniel Hackl (Autor:in), 2016, „Essstörungen und Leistungssport. Essstörungsspezifische Merkmale bei Sportlerinnen ästhetischer Sportarten“ versus „Prevalence of Eating Disorders in Elite Athletes Is Higher Than in the General Population“. Ein Vergleich beider Studien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/457607

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: „Essstörungen und Leistungssport. Essstörungsspezifische Merkmale bei Sportlerinnen ästhetischer Sportarten“ versus „Prevalence of Eating Disorders in Elite Athletes Is Higher Than in the General Population“. Ein Vergleich beider Studien



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden