In Massenpsychologie und Ich-Analyse,erschienen 1921, erwähnt Freud, offenbar mit einer Spur Enttäuschung, dass seine These vom Mord des Urvaters aus Totem und Tabu mit Rudyard Kiplings Just-so Stories verglichen wurde. In diesen Kindergeschichten werden humorvoll sagenhafte Ursprünge für die Tiere und ihre Eigenschaften gesponnen, etwa darüber, wie der Leopard seine Flecken, oder das Kamel seinen Höcker bekam. Freud wäre wohl noch weniger begeistert gewesen zu hören, dass Edward Evans-Pritchard seinen Aufsatz als ein „ Märchen“ abtat. Er selbst bezeichnet seine Gedanken über die Entstehung von Totemismus und Religion vorsichtig als „Hypothese“, die sich allerdings geeignet zeige, „Zusammenhang und Verständnis auf immer neuen Gebieten zu schaffen“.
Im Kern besteht seine Theorie darin, dass alle Religionen mit ihren Überzeugungen, Bräuchen und Riten auf eine totemistische Vorstufe zurückgeführt werden können und der Totemismus wiederum auf ein vorzeitliches blutiges Ereignis — den Mord des Urvaters. Die menschliche Gesellschaft vor jeder kulturellen Errungenschaft bestand der Theorie zufolge aus einer kleinen Sippe, die von einem einzelnen, übermächtigen Mann dominiert wurde. Dieser Urvater beanspruchte alle „Weibchen“ für sich und verteidigte sie eifersüchtig und aggressiv gegen alle Nebenbuhler. Alle anderen Männer, die „Söhne“, wurden ausgegrenzt, bis sie sich eines Tages zusammenschlossen und gemeinsam den Vater töteten und ihn verspeisten, um seiner Frauen und seiner Stärke habhaft zu werden. Diese Tat war jedoch nicht ohne Folgen, denn Generationen der Unterdrückung durch den Vater hatten die Psyche der Männer tief geprägt. Wie ein Kind die Regeln, Drohungen und Strafen der Eltern internalisiert und sie schließlich bei einem Übertritt durch ein schlechtes Gewissen gegen sich selbst wendet, stellten sich Schuldgefühle und Reue bei den Söhnen ein. Der Vater im Kopf erwies sich als sehr viel machtvoller, als es der lebendige Vater je hätte sein können.
Inhalt
1 Einleitung: Es war einmal... eine Hypothese
2 Evolution und Dekadenz
3 Totem, Tabu und Fetisch
4 Quellen
5 Zurück in die Natur
6 Der Blick in die Vergangenheit
7 Der virtuelle Urmensch
8 Wissenschaftliche Methode
9 Allegorese
10 Schluss
11 Bibliographie
1 Einleitung: Es war einmal... eine Hypothese
‘Think of Giraffe,’ said the Ethiopian. ‘Or if you prefer stripes, think of Zebra. They find their spots and stripes give them perfect satisfaction.’
‘Umm,’ said the Leopard. ‘I wouldn’t look like Zebra--not for ever so.’
'Well, make up your mind,’ said the Ethiopian, ‘because I’d hate to go hunting without you, but I must if you insist on looking like a sunflower against a tarred fence.’
‘I'll take spots, then,’ said the Leopard; ‘but don’t make ‘em too vulgar-big. I wouldn’t look like Giraffe--not for ever so.’
Rudyard Kipling, „How the Leopard Got His Spots”
In Massenpsychologie und Ich-Analyse, erschienen 1921, erwähnt Freud, offenbar mit einer Spur Enttäuschung, dass seine These vom Mord des Urvaters aus Totem und Tabu mit Rudyard Kiplings Just-so Stories verglichen wurde[1]. In diesen Kindergeschichten werden humorvoll sagenhafte Ursprünge für die Tiere und ihre Eigenschaften gesponnen, etwa darüber, wie der Leopard seine Flecken, oder das Kamel seinen Höcker bekam. Freud wäre wohl noch weniger begeistert gewesen zu hören, dass Edward Evans-Pritchard seinen Aufsatz als ein „Märchen“ abtat[2]. Er selbst bezeichnet seine Gedanken über die Entstehung von Totemismus und Religion vorsichtig als „Hypothese“, die sich allerdings geeignet zeige, „Zusammenhang und Verständnis auf immer neuen Gebieten zu schaffen“[3].
Im Kern besteht seine Theorie darin, dass alle Religionen mit ihren Überzeugungen, Bräuchen und Riten auf eine totemistische Vorstufe zurückgeführt werden können und der Totemismus wiederum auf ein vorzeitliches blutiges Ereignis — den Mord des Urvaters. Die menschliche Gesellschaft vor jeder kulturellen Errungenschaft bestand der Theorie zufolge aus einer kleinen Sippe, die von einem einzelnen, übermächtigen Mann dominiert wurde[4]. Dieser Urvater beanspruchte alle „Weibchen“[5] für sich und verteidigte sie eifersüchtig und aggressiv gegen alle Nebenbuhler. Alle anderen Männer, die „Söhne“, wurden ausgegrenzt, bis sie sich eines Tages zusammenschlossen und gemeinsam den Vater töteten und ihn verspeisten, um seiner Frauen und seiner Stärke habhaft zu werden. Diese Tat war jedoch nicht ohne Folgen, denn Generationen der Unterdrückung durch den Vater hatten die Psyche der Männer tief geprägt. Wie ein Kind die Regeln, Drohungen und Strafen der Eltern internalisiert und sie schließlich bei einem Übertritt durch ein schlechtes Gewissen gegen sich selbst wendet, stellten sich Schuldgefühle und Reue bei den Söhnen ein. Der Vater im Kopf erwies sich als sehr viel machtvoller, als es der lebendige Vater je hätte sein können.
Da die Urmenschen, so Freud, nicht in der Lage gewesen seien, sich rational mit ihrer Seelenqual auseinanderzusetzen, sei ein symbolischer Ersatz für den Vater geschaffen worden, das Totemtier. Dies versetzte die Söhne in die Lage, ihren ambivalenten Gefühlen gegenüber dem Urvater Ausdruck zu verleihen. Auf der einen Seite war da die Furcht vor Strafe und das Bedürfnis nach Fürsorge: das Tier wurde beschwichtigt und um Schutz gebeten. Auf der anderen Seite der Hass und das Verlangen nach dem, was der Vater für sich beanspruchte: das Tier konnte gejagt und verzehrt werden. Diese widersprüchlichen Handlungen wurden durch strenge Gebote geregelt und in Balance gehalten: getötet und gegessen werden durfte der Totem[6] nur in bestimmten Abständen und nur in Gemeinschaft; die meiste Zeit jedoch wurde der Totem verehrt und geschont, sexuelle Beziehungen zwischen Männern und Frauen des selben Totem waren nicht zugelassen. Mit dieser Geschichte, die, wie Freud selbst sagt, „niemals Gegenstand der Beobachtung“[7] gewesen sei, möchte er eine gemeinsame Antwort für die Frage nach der Herkunft der Exogamie, der Speisetabus und der Totemmahlzeit liefern.
In der folgenden Arbeit möchte ich aufzeigen, wie Freud seine Hypothese methodisch entwickelt und welche Schwierigkeiten mit seinem Ansatz verbunden sind. Dabei richte ich meine Aufmerksamkeit auf Freuds Quellen, die Bedeutung der religionswissenschaftlichen Tradition, sowie auf Einflüsse aus anderen Wissenschaften und aus seiner eigenen Theorie der Psychoanalyse.
2 Evolution und Dekadenz
Mitte des 19. Jahrhunderts begann man in England das bis dahin weit verbreitete sogenannte Dekandenzmodell in Frage zu stellen[8]. Der bis zu diesem Zeitpunkt gängigen Ansicht zufolge waren die Religionen der „Wilden“[9] keine ursprünglichen Formen, oder gar Vorläufer der Weltreligionen, sondern Produkte eines Degenerationsprozesses. Der Marburger Gelehrte Friedrich Creuzer hatte 1812 in seinem Buch Symbolik und Mythologie der alten Völker, besonders der Griechen die These aufgestellt, dass sich alle Religionen auf einen Ur-Monotheismus zurückführen ließen. Um dies zu belegen, suchte er in den antiken Texten Homers und Hesiods nach Spuren einer vorgeschichtlichen Offenbarung, aus der sich durch Zerfall alle polytheistischen und animistischen Formen abgeleitet haben sollten. Dieses Modell, auch Depravationstheorie genannt, wurde bis ins 20. Jahrhundert hinein gelehrt und verbreitet, wie z.B. in den Schriften von Pater Wilhelm Schmidt.
Fünfzig Jahre nach dem Erscheinen von Creuzers Buch, begann sich ein Modell zu etablieren, das die bis dahin gültige Abfolge umkehrte: Naturreligionen wurden nunmehr als Vorläufer sowohl des Polytheismus als auch der monotheistischen Weltreligionen gesehen. Autoren wie Edward Burnett Tylor, John McLennan und Charles Darwin trugen dazu bei, ein neues Bild der Naturvölker als „Primitive“ zu formen. Der Begriff wurde nicht im heutigen, meist pejorativen, Sinne gebraucht, sondern betonte die Ursprünglichkeit dieser Kulturen[10]. Indem man nunmehr eine Stufenreihe vom Animismus über den Polytheismus hin zum Monotheismus der westlichen Zivilisation annahm, wurde das Dekadenzmodell auf den Kopf gestellt. Man ging davon aus, dass primitive Kulturen den Ursprung aller menschlichen Gesellschaften darstellten, aus dem sich jede Religion und andere kulturelle Aspekte ableiten ließen. Primitive Völker wurden demnach studiert, weil sie einfache, grundlegende Strukturen aufwiesen, auf die man die komplizierten Strukturen der eigenen Gesellschaft zurückführen konnte. So sollte eine modellhafte Untersuchung der eigenen Kultur ermöglicht werden. Unter dem Eindruck der Evolutionstheorien, ging man von einer linearen Entwicklung der Kulturen aus, von einem einfachen Aufbau, hin zu immer feineren Ausdifferenzierungen. So wurde im Evolutionsmodell zwar die Abfolge der Entwicklungsreihe umgedreht, aber nicht die Hierarchie abgeschafft, welche die moderne, monotheistische Zivilisation höher bewertete.
Allerdings kranken beide Modelle an der selben Stelle: Das Dekadenzmodell entstand vermutlich aus einer gefühlten Notwendigkeit, die Pluralität der religiösen Formen unter den Primat der christlichen Offenbarung zu stellen. Die ältesten überlieferten Religionen sind polytheistisch, man nahm deswegen einen ursprünglichen Monotheismus an, der entweder im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen sei, oder durch ein neues Testament ersetzt wurde. Konkrete Hinweise auf einen solchen Ur-Monotheismus gibt es jedoch nicht. Auch das Evolutionsmodell zwingt der Vielzahl der Kulturen ein einheitliches, vereinfachendes Schema auf, nur unter anderen Vorzeichen: die maßgebenden Gedanken sind diesmal biologischer Natur, basierend auf den Theorien von Lamarck, Spencer und Darwin, welche zu jener Zeit viel diskutiert wurden. Der Versuch der Ableitung einer vorgeschichtlichen Religion aus den Naturreligionen ist rein spekulativ, archäologisch kann er nicht gestützt werden. Auch ethnologische Untersuchungen können das Evolutionsmodell nicht bestätigen: so sind die religiösen Vorstellungen der Naturvölker nicht so einfach und homogen wie damals angenommen, sondern hoch entwickelt und enthalten zum Teil auch Hochgott- oder Urhebergottvorstellungen. Auch findet man in einigen primitiven Gesellschaften Mythen mit philosophischen Aspekten. Sie weisen beispielsweise platonische Züge auf, indem sie die Dinge in der Welt als Gegenstücke eines Ideenreichs ansehen.
3 Totem, Tabu und Fetisch
In seiner Definition von Totem und Fetisch bezieht sich Freud auf das Buch Totemism and Exogamy von James Frazer, in dem dieser schreibt: „Der Totem unterscheidet sich vom Fetisch darin, dass er nie ein Einzelding ist wie dieser, sondern immer eine Gattung, in der Regel eine Tier- oder Pflanzenart [...]“[11]. Der Totem, so Freud, ist wiederum eng mit einer Reihe von Tabus verbunden, welche die Jagd und den Verzehr verbieten und die Heirat von Mitgliedern unterschiedlicher Clans regeln. Fetisch, Totem und Tabu werden zu Anteilen eines „konsistenten Ganzen“[12] zusammengefügt. Dabei fragt Freud jedoch nicht nach der Konsistenz der Begriffe im Einzelnen. In Abwehr und Verlangen beschreibt Karl-Heinz Kohl die Herkunft und die Entwicklung von „Fetisch“, „Tabu“ und „Totem“ und zeigt einige der Probleme der Ethnologie des 19. Jahrhunderts auf, die damit zusammenhängen.
Der Begriff „Fetisch“ lasse sich auf das portugiesische feitiço zurückführen, was soviel wie „das, was gemacht worden ist“ bedeutet und von portugiesischen und französischen Händlern im 18. Jahrhundert als Bezeichnung für westafrikanische Kultgegenstände verwendet wurde. 1760 schuf Charles de Brosses den Begriff des „Fetischismus“ als eine ursprüngliche, universale Religion[13].
Das Tabu hingegen findet seine erste Erwähnung in den Tagebüchern von James Cooks dritter Reise, in denen er Beobachtungen über polynesische Speisetabus zusammenträgt. Da die europäischen Sprachen über kein äquivalentes Wort verfügen, übernahm Cook den fremden Begriff „tabu“, um der doppelten Bedeutung von „heilig“ und „verboten“, die er ihm beimaß, Rechnung zu tragen. Später habe sich, so Kohl, „tabu“ zu einem „Sammelsurium verschiedener Verhaltensweisen und Institutionen“[14] ausgeweitet.
„Totem“ wiederum leitet sich von ote aus der Sprache der Ojibwe, eines nordamerikanischen Volkes, ab. Anfang des 18. Jahrhunderts gibt es erste Berichte über die Verwendung von Tiersymbolen für Stammesgruppen und –gebiete, sowie über die Annahme einer Seelenverwandtschaft mit dem Totemtier. Im 19. Jahrhundert wurde der Begriff des „Totemismus“ geprägt, als man versuchte, ein gemeinsames Prinzip für unterschiedliche „primitive“ Gesellschaften zu finden. Dies habe, so Evans-Pritchard, jedoch nicht zu mehr Klarheit geführt, sondern eher das Gegenteil bewirkt, da die dazu herangezogenen Ähnlichkeiten „nur äußerlich sind und die betreffenden Phänomene so unterschiedlich, dass der Begriff jeden Inhalt verliert“[15]. Der fremde Ursprung des Wortes sollte Authentizität vermitteln und darüber hinwegtäuschen, dass der Totemismus lediglich eine Schöpfung der Ethnologie war, welche über keine objektive Entsprechung verfügt[16].
In ihrer ursprünglichen Verwendung waren „Fetisch“, „Tabu“ und „Totem“ meist nomineller, pragmatischer Natur, und entwickelten sich später zu einer Fiktion, in der sich Tatsachen mit mythischen Elementen mischten. Kohl zufolge ist die Gleichsetzung der fremden Völker mit Kannibalen, die die Reisenden vornahmen (und wie es auch Freud tut, vgl. Totem und Tabu. SA 9, 48) von europäischen Mythen inspiriert[17].
Schon die unterschiedliche Herkunft der Begriffe „Fetisch“, „Tabu“ und „Totem“ (Westafrika, Polynesien, Nordamerika) zeigt die hohe Heterogenität der beschriebenen Phänomene. Darüberhinaus trugen die Unzuverlässigkeit von Berichten und der Wunsch der Wissenschaftler, eine einheitliche Struktur in allen primitiven Gesellschaften zu finden, zu einer Proliferation von diffusen Begriffen bei, in denen sich wahllos Fakten und Vorstellungen sammeln und vermischen konnten.
In der Entwicklung der Bedeutung dieser Begriffe zeigt sich, mit welcher Erwartung man fremden Kulturen gegenübertrat. Während die Verwendung fremder Worte zunächst nomineller Art war und dazu diente, die Eigenständigkeit anderer Kulturen und ihre Unvereinbarkeit mit der westlichen Welt zu betonen, trugen diese nach und nach zu Entfremdung und Abwertung bei. Die Verwendung von Begriffen, die in der europäischen Zivilisation kein Gegenstück aufweisen (wie etwa gerade die Verwendung von „tabu“ an Stelle von „heilig“ oder „verboten“), vereinfachte die intellektuelle und moralische Degradierung fremder Kulturen. „Durch die Begriffe, die für die Beschreibung primitiver Religionen geprägt wurden, nahmen die Schwierigkeiten und das Ausmaß der Entstellung nur noch zu, denn sie erweckten den Eindruck, der Geist des Primitiven sei so verschieden von dem unseren, dass ihre Vorstellungen nicht in unseren Worten und Kategorien ausgedrückt werden könnten“, so Evans-Pritchard[18].
4 Quellen
Religionswissenschaftliche Untersuchungen stützten sich im 19. Jahrhundert meist auf die Tagebücher von Entdeckern, Missionaren und Händlern, die vornehmlich Beobachtungen sammelten, an denen sie persönliches Interesse hatten, oder welche ihnen als besonders exotisch auffielen. Es existierte weder eine wissenschaftliche Methode zur Erhebung von Daten, noch ein Interesse an einer systematischen Zusammenfassung. Das Material war lückenhaft und selektiv zusammengestellt, und zudem einseitig durch den Blick eines westlichen Beobachters geprägt:
Die Reisenden zeichneten hauptsächlich das auf, was ihnen als eigenartig, roh und sensationell erschien. Magie, barbarische, religiöse Riten, Aberglauben wurden der Beschreibung alltäglicher Dinge vorgezogen, die neun Zehntel des Lebens der Eingeborenen ausmachen, sie am meisten interessieren und beschäftigen.[19]
Trotzdem griffen Religionswissenschaftler solche Berichte auf, um sie zur Grundlage von Theorien aller couleur zu verwenden. Wie etwa das Tagebuch des spanischen Entdeckers Álvar Nuñez Cabeza de Vaca aus dem 16. Jahrhundert, in dem er von den Bräuchen der Capoques berichtet: „If a man and his in-laws should chance to be walking so they would meet, they turn silently aside from each other and go a crossbow-shot out of their way, averting their glance to the ground“[20]. Es gab weder eine Überprüfung von Angaben dieser Art, noch ein gründliches Hinterfragen. Dennoch bilden Berichte wie der von Cabeza de Vaca den Ausgangspunkt für zahlreiche Theorien und auch für Freuds Ausführungen über die Inzestscheu und die Exogamie.
Im Einzelnen stützt sich Freuds Totem und Tabu hauptsächlich auf die Untersuchung des Totemismus von Frazer — von dem er die Auffassung übernimmt, dass jede primitive Religion die selben Konstanten aufweist — sowie auf die Werke von Westermarck, Tylor und Robertson Smith.
5 Zurück in die Natur
‚Und die Wilden?’ fragte Conseil. ‚Auch auf die Gefahr hin, Monsieur zu widersprechen. Auf mich machen sie keinen sonderlich gefährlichen Eindruck.’
‚Dennoch handelt es sich um Menschenfresser, mein Wertester.’
‚Man kann Kannibale sein und dennoch rechtschaffen’, versetzte Conseil, ‚genauso wie ein Vielfraß gleichzeitig anständig sein kann. Das eine schließt das andere nicht aus.’
Jules Verne, 20.000 Meilen unter den Meeren
Ich habe nun einige Aspekte aufgezählt, die allesamt dazu führten, dass westliche Kultur von „primitiver“ Kultur abgegrenzt werden konnte. Dazu gehören die im ethnologischen Diskurs verwendeten Begriffe und die unreflektierte Verwendung von ungenügenden Quellen. Fremde Völker konnten auf diesem Weg in einer wilden, mystischen Überzeichnung in festgefügte Kategorien eingeordnet werden. Eine dieser Vorstellungen war die des „romantischen Primitiven“, der, einem Kind gleich, in einer Art nicht-reflektierendem Rousseau’schen Naturzustand lebt. Das heisst in einer rein emotionalen Beziehung zur Natur und Umwelt, in die man sich aus der viktorianischen Zivilisation zurücksehnen konnte. Die andere Vorstellung war die des unterentwickelten, brutalen Barbaren. In „Abwehr und Verlangen“ beschreibt Kohl, wie seit dem 15. Jahrhundert neu entdeckte Kulturen von Anfang an systematisch als fremd und andersartig dargestellt wurden. Ein häufiger Topos war dabei der „wilde Mann“, den man Märchen und Mythen entliehen hatte. Entsprechend wurden Reiseberichte mit bärtigen, Keulen schwingenden Wilden illustriert, selbst wenn sie in den Texten selbst vollkommen anders beschrieben wurden[21].
Zweck dieser Verfremdung war, eine Kluft zwischen „zivilisierten“ und „primitiven“ Völkern zu ziehen, um die eigene Kultur als höher und weiter entwickelt bestätigen zu können. Lévi-Strauss zufolge wurden fremde Völker bewusst in die Natur zurückgestoßen und damit der europäischen Zivilisation gegenüber intellektuell und moralisch degradiert[22]. Davon zeugt auch der Begriff der „Naturvölker“. Die Idee des „Wilden“ und „Primitiven“ konnte so einer Rechtfertigung des europäischen Kolonialismus dienen, da sie die Bevormundung fremder Völker erlaubte, sogar ethisch einzufordern schien. Rudyard Kipling bezeichnete diese empfundene moralische Verpflichtung als „white man’s burden“ — als eine schwere, undankbare Aufgabe, die dem weißen Mann aufgetragen ist.
Freud verfolgt solche Absichten nicht. Dennoch bleibt er dem selben Diskurs verhaftet. So benutzt er beispielsweise ganz selbstverständlich mehrmals den Begriff „Kannibale“, der sich damals zwar nicht aufgrund von political correctness verbot, dennoch als Sammelbegriff für Naturvölker vollkommen unwissenschaftlich bleibt.
Am deutlichsten wird jedoch die Abgrenzung von weiß und „primitiv“, wenn Freud Aborigines und anderen Völkern intellektuelle Fähigkeiten abspricht. Dies findet man in mehreren Passagen, etwa in einer sehr aufschlussreichen Stelle über die Frage nach dem Ursprung des Inzestgebots:
Ferner macht alles, was wir über die heutigen Wilden wissen, es sehr unwahrscheinlich, dass die Gedanken ihrer entferntesten Ahnen bereits mit der Verhütung von Schäden für ihre spätere Nachkommen beschäftigt waren. Es klingt fast lächerlich, wenn man diesen ohne jeden Vorbehalt lebenden Menschenkindern hygienische und eugenische Motive zumuten will, wie sie noch kaum in unserer heutigen Kultur Berücksichtigung gefunden haben.[23]
Freud lehnt nicht nur die Herkunft des Inzestverbots als rationale Lösung für ein Problem ab, sondern er bestreitet überhaupt die Fähigkeit der „Wilden“, eine solche Begründung zu erstellen. Gegen ein rational motiviertes Inzestverbot spräche auch die Tatsache, dass „dieselbe harte Bestrafung auch gegen flüchtige Liebschaften geübt wird, die nicht zur Kindererzeugung geführt haben“[24].
Freud wendet sich damit gegen Tylors und Frazers Ansichten, die primitive Religionen als rationale, wenngleich auch falsche, Erklärungsansätze sehen. Kulturen entwickeln sich, der „intellektualistischen Theorie“ zufolge aus einem Bedürfnis, die Natur zu erklären[25]. Dieses Modell hatte sich Mitte des 19. Jahrhunderts in der Ethnologie durchgesetzt. Es geht auf Herbert Spencer zurück, demzufolge primitive Religionen einst aus dem Versuch, erklärende Analogien zu finden, entstanden sind. So würde der Tod als verlängerter Schlaf gesehen, Träume als die Erfahrungen eines zweiten, immateriellen Ichs. Die Tatsache, dass verstorbene Mitmenschen im Traum erscheinen können, werde als Hinweis auf ein Leben nach dem Tod gesehen. Die Geister der Ahnen liefern dann eine Vorlage für eine Gottesvorstellung. Aus dem Ahnenkult entstünde schließlich eine Religion[26].
Freud stellt diesem Ansatz ein psychologisches Modell entgegen, welches die Irrationalität früher Kulturen betont. Der „Wilde“ denke nicht problemorientiert, sondern wie ein Kind oder ein Neurotiker. Inzestverbote, Tabus und die Prinzipien des Totemismus, so Freud, haben ihren Ursprung in der Psyche, wie neurotische Zwangshandlungen; sie sind pathologisch.
Um diese Behauptung aufstellen zu können, nimmt Freud eine lückenhafte Argumentation in Kauf. Die Annahme, eine weniger entwickelte Kultur könne keine Dinge wissen, die der westlichen Zivilisation unbekannt sind, ist willkürlich und chauvinistisch. Das Argument, dass nach dem Inzestverbot nicht gezielt gestraft wird, ist ebenfalls unzulänglich. Auch in Freuds Gegenwart wurde nicht nur der Übertritt eines Gesetzes bestraft, sondern auch schon der Versuch. Freud übergeht hier, wie an anderen Stellen wichtige Aspekte, um die Voraussetzung für seine Hypothese zu schaffen, nämlich das Feld der Ethnologie für die Psychoanalyse zu öffnen.
6 Der Blick in die Vergangenheit
1902, zehn Jahre vor Band I von Totem und Tabu, erschien Joseph Conrads Erzählung The Heart of Darkness, in der Marlow, der Kapitän eines Dampfschiffes, seine Reise in den belgischen Kongo wiedergibt: “Going up that river was like travelling back to the earliest beginnings of the world, when vegetation rioted on the earth and the big trees were kings. The air was warm, thick, heavy, sluggish. There was no joy in the brilliance of sunshine”[27]. Ebenso wie Marlow meint Freud in der Evolutionsgeschichte rückwärts zu blicken, wenn er auf die Welt der Naturvölker schaut. Die Vorstellung einer gemeinsamen urzeitlichen Abstammung aller heutigen Kulturen bestimmt seine Betrachtung. Er selbst bezeichnet die Entwicklung seiner Hypothese als „historische Ableitung“[28].
Dabei nimmt er eine Analogisierung der kulturellen Entwicklung mit seinen Erkenntnissen aus der Psychoanalyse vor. Kern der von ihm entwickelten Methode ist die Annahme, dass sich Traumata aus der Kindheit verdeckt in der Psyche des Erwachsenen erhalten. Schmerzhafte Erfahrungen, so die Theorie, können vom kindlichen Verstand nicht verarbeitet werden und drohen, ihn zu zerbrechen. Die Verdrängung ist demnach ein Schutzmechanismus. Allerdings können unterdrückte Triebe und verdrängte Traumata zu Zwangshandlungen oder Neurosen führen. Die Aufgabe des Psychoanalytikers ist es, dem Patienten zu helfen, die Ursachen dafür zu entdecken und ans Licht zu bringen. Der Blick des Therapeuten ist auf die Vergangenheit gerichtet, denn dort liegt der Schlüssel zu den Zwangshandlungen der Gegenwart.
Nicht nur als Individuen, sondern auch als Teil einer Gattung und seiner Geschichte, sind wir, nach Freud, von der Vergangenheit geprägt: Kollektive Traumata haben kollektive Auswirkungen über Generationen hinweg. Die Vorlage für diese Annahme lieferte Ernst Haeckel im Jahre 1866 mit der sogenannten biogenetischen Grundregel, nämlich dass „die Ontogenese eines Organismus die Rekapitulation seiner Phylogenese bedeute“[29]. Haeckel beobachtete, dass sich die Embryonen von Tieren aller Art in ihrem frühen Entwicklungsstadium stark ähneln. So finden sich etwa beim menschlichen Embryo die Anlagen zur Ausprägung von Kiemen. Er folgerte daraus, dass jedes Lebewesen in seiner individuellen Entwicklung, die gesamte Entwicklung seiner Spezies nachvollzieht.
Diese These wurde von vielen Autoren auf die kulturelle Entwicklung übertragen. So impliziert auch Freud vielerorts, dass das Gemüt der Naturvölker mit dem von Kindern vergleichbar sei. Die Geschichte der europäischen Zivilisation wird mit dem menschlichen Reifeprozess verglichen.
Freud geht davon aus, dass sich in der „Kindheit“ der Menschheitsgeschichte ein Trauma ereignet hat, welches auch noch in der Psyche der „reifen“ Menschheit manifest ist und von ihr aufgearbeitet werden muss:
Ein Vorgang wie die Beseitigung des Urvaters durch die Brüderschar musste unvertilgbare Spuren in der Geschichte der Menschheit hinterlassen und sich in desto zahlreicheren Ersatzbildungen zum Ausdruck bringen, je weniger er selbst erinnert werden sollte[30].
So sei beispielsweise die christliche Kommunion, als Weiterentwicklung der Totemmahlzeit, eine Wiederholung des Mordes am Urvater.
Wie erklärt Freud die Annahme, dass sich ein solches Trauma über unzählige Generationen hinweg fortgepflanzt hat? Zum einen spielt selbstverständlich die Erziehung eine Rolle. Die Nachkommen der Urhorde übernehmen die Zwangshandlungen ihrer traumatisierten Eltern als Bräuche und geben sie als Tradition wiederum an ihre Kinder weiter, die diese auch dann noch praktizieren, wenn der Ursprung der Handlungen längst vergessen ist. Aber für Freud ist eine solche Erklärung zu schwach, denn in diesem Fall würde die Beseitigung des Urvaters nur in Bräuchen verzerrt nachhallen. Freud geht jedoch davon aus, dass die Tat mit einer ähnlichen Intensität in unserer Psyche wirkt, wie sie einst in der Seele der Vatermörder wirkte. Er muss demnach ein genetisches Gedächtnis annehmen, welches ebenso erblich wird, wie etwa die Hautfarbe oder die Veranlagung zu Haarausfall. Diese Hypothese stützt sich auf die Arbeit von Jean-Baptiste Lamarck, der zufolge Lebewesen ihre erworbenen Eigenschaften genetisch vererben. Freuds Theorie beinhaltet demnach einen Sozial-Lamarckismus, wonach kulturelle Eigenschaften von Völkern genetisch verankert sind, und so von Generation zu Generation weitergegeben werden.
7 Der virtuelle Urmensch
Freud setzt also voraus, dass primitive Kulturen ein frühes Stadium in einer Entwicklung darstellen, die sich in allen Gesellschaften findet, und dass diese Entwicklung im Individuum nachvollzogen wird: Der Urmensch sei im Einzelnen „virtuell“ enthalten[31]. Er schließt daraus, dass die Beobachtung von kindlichem Verhalten Rückschlüsse auf primitive Gemeinschaften zulässt: „Das Verhältnis des Kindes zum Tiere hat viel Ähnlichkeit mit dem des Primitiven zum Tiere“[32]. Freuds Vorstellung zufolge, sind in der Psyche des Kindes die Strukturen einer kulturellen Vorstufe offenbar, welche im Seelenleben des Erwachsenen ebenso wie in der späteren Entwicklung der Kultur verschüttet gegangen sind[33].
Der Vergleich des Kindes mit dem Urmensch, wie man ihn sich vorstellte, war in der Religionswissenschaft schon länger etabliert[34]. Freud knüpft dort mit einer psychoanalytischen Deutung an. Ihm zufolge sei das Verhältnis des Kindes zum Tiere auffällig häufig von Phobien geprägt: „In diesem ausgezeichneten Einverständnis zwischen Kind und Tier tritt nicht selten eine merkwürdige Störung auf. Das Kind beginnt plötzlich eine bestimmte Tierart zu fürchten und sich vor der Berührung oder dem Anblick aller einzelnen dieser Art zu schützen“[35]. Die Phobie sei irrational, das heißt, es gebe keinen objektiven Grund, warum sich das Kind fürchten sollte. Ein weiteres Merkmal sei die ambivalente Haltung des Kindes zu dem jeweiligen Tier, denn es seien meist Tiere „für welche das Kind bis dahin ein besonders lebhaftes Interesse gezeigt hatte“[36]. Zum Beleg dieser These führt Freud eine Reihe von Fallbeispielen an, die er zum Teil seiner eigenen Arbeit, und zum Teil den Fachzeitschriften entnimmt. Den Fallbeispielen entnimmt Freud folgendes Muster: Die psychoanalytische Untersuchung der Einzelfälle habe stets eine sexuelle Störung als Wurzel der Phobien festgestellt. Auf das Tier werden die ambivalenten Gefühle, die dem Vater gelten, übetragen:
Es war eine Angst vor Pferden, in deren Konsequenz der Knabe sich weigerte auf die Straße zu gehen. Er äußerte die Befürchtung, das Pferd werde ins Zimmer kommen, werde ihn beißen. Es erwies sich, dass dies die Strafe für seinen Wunsch sein sollte, dass das Pferd umfallen (sterben) möge. Nachdem man dem Knaben durch Zusicherungen die Angst vor dem Vater benommen [sic!] hatte, ergab es sich, dass er gegen Wünsche ankämpfte, die das Wegsein (Abreisen, Sterben) des Vaters zum Inhalt hatten.[37]
Die Merkmale der Tierphobie deuten demzufolge auf den von Freud in früheren Werken beschriebenen Ödipuskomplex hin: Sie zeichnen sich aus durch die Bewunderung für den Vater einerseits, und die Kastrationsangst andererseits. Die Verehrung des Totem durch die Naturvölker sieht Freud als analog zur Tierphobie. In Totem und Exogamiegebot fallen die Merkmale des Ödipus-Komplex zusammen: Der Totem (Vater) darf nicht getötet werden, und mit keiner Frau, die ihm angehört, darf verkehrt werden. Aber nicht nur im Kind lassen sich, so Freud, enge Verbindungen zum „Wilden“ ziehen — auch in der Masse sei ein Regress in die Psyche der Urhorde jederzeit möglich, wie er an anderer Stelle, in „Massenpsychologie und Ich-Analyse“, ergänzt. Denn, so wie im Individuum der Urmensch manifest sei, sei die Urhorde in der Gruppe präsent. Freud argumentiert, dass sich als direkte Folge des Vatermordes die Totemmahlzeit institutionalisierte. Diese wurde später in den poly- und monotheistischen Religionen in Opferzeremonien und schließlich in das christliche Abendmahl umgewandelt.
Die meisten kultischen Mahle haben die Tatsache gemein, dass sie nur in Gemeinschaft vollzogen werden. Wie kommt es aber, dass diese Handlungen, die nach Freud ja kulturell institutionalisierte Zwangsneurosen sind, nicht auch von Einzelpersonen, sondern nur in Gruppen, vollzogen werden? In „Massenpsychologie und Ich-Analyse“ stellt Freud fest, es gebe einen „Herdentrieb“, der jedem Mensch zueigen sei, und der sich nicht weiter zurückführen lasse[38]. Im Zusammenschluss zu einer Masse fügten sich die Individuen zu einer „Massenseele“ zusammen, und kämen in Kontakt mit dem wilden Teil ihrer Selbst:
[Der Mensch] steigt durch die bloße Zugehörigkeit zu einer organisierten Masse mehrere Stufen auf der Leiter der Zivilisation herab. In seiner Vereinzelung war er vielleicht ein gebildetes Individuum, in der Masse ist er ein Barbar, das heißt ein Triebwesen. Er besitzt die Spontaneität, die Heftigkeit, die Wildheit und auch den Enthusiasmus und Heroismus primitiver Wesen.[39]
Die Masse sei fast ausschließlich vom Unterbewussten geleitet, daher falle ihr ein Rückschritt in die Vorstellungen und die Zwangshandlungen der wilden Vorfahren leichter.
Auch diese Argumentation ist sehr problematisch, da sich ihre ganze Plausibilität auf die Annahme stützt, das Verhalten des Mobs sei mit dem Gemüt der „Primitiven“ vergleichbar. Das Bild vom Aborigine als „impulsiv, wandelbar und reizbar“, „beeinflussbar und leichgläubig“[40] übernimmt Freud als Tatsache von seinen Kollegen der Ethnologie, ohne es zu hinterfragen. Eine weitere Stelle macht deutlich, dass Freud gerne übers Ziel hinausschießt. Dort erläutert er, Menschenmassen und primitive Völker stimmten auch darin überein, dass von ihren Führern stets eine hypnotische Macht ausginge[41]. So wie Moses auf dem Sinai nicht den Anblick Gottes habe ertragen können, so scheue der „Primitive“ den Blick seines Häuptlings. Das Tabu könne demnach mit der hypnotischen Kraft des Mächtigen identifiziert werden. Der Psychotherapeut, der seinen Patienten auf der Couch in den Schlaf versetzt, bediene sich einer Angst, die jedem Menschen seit Urzeiten eingepflanzt sei: die vor dem drohenden Schlafgebot des Vaters.
Auch ohne nachzuhaken, inwiefern moderne und steinzeitliche Bettgewohnheiten miteinander übereinstimmen, wird deutlich, dass Freuds assoziative Argumentation hier Amok läuft. Diese Vorgehensweise findet sich auch in Totem und Tabu: Mögliche Verbindungen werden zu einer Theorie zusammengefügt, ohne dass nach einer Notwendigkeit der Verbindungen gefragt wird. Auch die oben wiedergegebenen Ausführungen dürften vor Ockhams Rasiermesser kaum ohne größere Schäden bestehen. Im folgenden Abschnitt möchte ich die Besonderheiten von Freuds argumentativer Vorgehensweise und die Probleme, die diese aufwerfen, eingehender betrachten.
8 Wissenschaftliche Methode
Der methodische Aufbau von Totem und Tabu ist nach den Ansprüchen moderner Ethnologie vollkommen ungenügend. Zu den Anforderungen wissenschaftlicher Methode zählen die Sicherung der Reliabilität der Daten, das Aufstellen von Gesetzmäßigkeiten durch Induktion, und deren Falsifizierbarkeit durch Tests oder erneute Beobachtungen.
Zum einen ist die Verlässlichkeit von Freuds Quellen, wie oben bereits diskutiert, nicht gegeben. Freud übernimmt zudem unreflektiert viele Behauptungen und Theorien, auf denen er seine eigene Hypothese aufbaut. Dazu gehören unter anderem: Frazers Definition des Totemismus[42], Berichte über totemistische Rituale, sowie Darwins Theorie der Urhorde und darauf aufbauende Gedanken[43]. Freud selber hat nie Feldforschung betrieben, er muss sich also darauf verlassen, dass Untersuchungen wie die von Frazer über ausreichende Gültigkeit verfügen.
Das Konzept der Urhorde wiederum sei aus dem Verhalten von Affen abgeleitet: „Darwin schloss aus den Lebensgewohnheiten der höheren Affen, dass auch der Mensch ursprünglich in kleineren Horden lebte“[44]. Konkrete archäologische Hinweise auf eine solche frühe Organisation in menschlichen Gesellschaften gibt es jedoch nicht. Eine Analogisierung von Menschengesellschaften mit der sozialen Struktur von Affenarten ist zwar im Kontext der Evolutionstheorie naheliegend, aber dennoch bloß spekulativ.
Diesem wackeligen Fundament fügt Freud selbst nur schwach begründete Voraussetzungen hinzu, etwa das Nichtvorhandensein religiöser Vorstellungen bei den Aborigines[45], den „nicht weiter rückführbaren Begriff“ des Herdentriebs, oder unzureichende hygienische Vorstellungen der Naturvölker. Eine absolut zentrale Behauptung, nämlich der ursächliche Zusammenhang von Exogamie und Totemismus, wird kaum hinterfragt. Freud setzt dies einfach voraus, ohne die Möglichkeit in Betracht zu ziehen, dass diese Traditionen nur zufällig gemeinsam existieren[46].
Objektivität ist bei Freud genauso wenig gegeben, denn etablierte Vorurteile über die „Primitiven“ werden nicht kritisch hinterfragt, sondern bei Bedarf eingesetzt und weiter kolportiert. Besonders deutlich zeigt sich dies in Freuds Wortwahl, die an zentralen Stellen zwischen befremdlichen, gönnerhaftem und herablassendem Ton pendelt: „diese armen, nackten Kannibalen“, „diese ohne jeden Vorbehalt lebenden Menschenkinder“, etc.
Freud versucht zudem, seiner Rhetorik argumentatives Gewicht zu verleihen. Zum Beispiel stellt er in einem bereits zitierten Abschnitt die Behauptung auf, man müsse davon ausgehen, dass Naturvölkern keine Vorstellung von Sittlichkeit zugeschrieben werden dürfe[47]. Die naheliegendsten Vorgehensweisen, die betreffenden Menschen einfach darüber zu befragen oder die Annahme induktiv zu prüfen, kommen Freud nicht in den Sinn. Seine Antwort lautet, eine Sittlichkeit sei ausgeschlossen, denn es handle sich schließlich um „arme, nackte Kannibalen“. Er unterstreicht sie mit gleich drei Antonymen zum Begriff der „Sitte“. Seine Wortwahl soll Plausibilität suggerieren, stellvertretend für einen objektiven Beleg.
Seine Schlussfolgerungen zieht Freud nicht induktiv, sondern er setzt vielmehr gezielt Belege für eine vorgefertigte Hypothese ein. Diese Vorgehensweise ist in der Religionswissenschaft des 19. Jahrhunderts weit verbreitet gewesen, wie Evans-Pritchard kritisch anmerkt. Die „Zettelkastenmethode“, wie er sie spöttisch nennt, zeichne sich durch eine eklektische Sammlung von Beispielen aus, die zu dem Zweck zusammengetragen wurden, um eine bestimmte vorgefasste Theorie zu bestätigen. Ausgehend von einigen wenigen Ähnlichkeitsvorgaben, werde dabei das gesammelte anthropologische Material nach Parallelen durchgesehen. Alles, was sich entweder direkt oder auch nur anekdotisch auf die Hypothese beziehen lässt, wird mit ihr in Beziehung gebracht. Diejenigen Daten, die diese nicht stützen, oder ihr gar widersprechen, werden entweder aus der Diskussion ausgeklammert oder erhalten bei der Betrachtung eine geringe Wertschätzung, indem sie als „spätere Entwicklung, Dekadenz oder Überbleibsel abgetan werden[48]. Diese Karteikartenmethode findet man auch durchgehend in Totem und Tabu, besonders deutlich etwa in Freuds Ausführungen über die kindliche Tierphobie[49]. Freud selbst räumt ein, dass die Phobien „noch nicht Gegenstand aufmerksamer analytischer Untersuchungen geworden“[50] seien. Dennoch genügen ihm einige Beschreibungen von Einzelfällen, um festzustellen, dass erstens die Tierphobie tatsächlich als ein einheitliches Phänomen existiert, zweitens stets in der von ihm beschriebenen Form — aufgrund einer Angst vor dem Vater, gekoppelt an sexuelle Verbote — besteht. Verifizierbarkeit genügt Freud als Beleg, das wissenschaftliche Prinzip der Falsifizierbarkeit fehlt jedoch meist. Wie er selbst freimütig angibt, sei der Vatermord nie Gegenstand der Betrachtung gewesen, und es fehlen auch jegliche konkrete, materielle Hinweise darauf, dass er jemals stattgefunden habe. Die Argumentation vollzieht sich deduktiv, indem hypothetische Gesetzmäßigkeiten auf das Material projiziert werden. Mit der Zettelkastenmethode läuft man jedoch ständig Gefahr, in einen Zirkelschluss zu gelangen, da man Hypothesen durch Daten belegt, die zuvor anhand ihrer Tauglichkeit zu eben diesem Zweck — bewusst oder unbewusst — ausgewählt worden sind.
Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass zur Entstehungszeit von Totem und Tabu sowohl Konzepte wie etwa der des Totemismus, als auch die Methode bereits stark in Zweifel gezogen wurden. Malinowski etwa, beginnt mit seiner systematischen Feldforschung 1914, nur zwei Jahre nach Erscheinen von Freuds Text.
9 Allegorese
Der vorhergehende Abschnitt war eine negative Annäherung an Freuds Aufsatz. Mit den Vorwürfen einer wissenschaftlich unzulänglichen Methode, lässt sich dessen systematische Vorgehensweise und seine objektive Gültigkeit in Frage stellen. Allerdings liegen Freuds Absichten vermutlich woanders. Er ist sich der Problematik sehr wohl bewusst, was sich schon darin zeigt, dass er mit Bedacht im Titelzusatz betont, er wolle lediglich „einige Übereinstimmungen“ zwischen „Wilden“ und „Neurotikern“ aufzeigen. Im Vorwort weist er darauf hin, dass die von ihm vertretene Hypothese „am Ende recht unwahrscheinlich ausgefallen ist“[51]. Dennoch könne sie helfen, „bereits Bekanntes hier und dort in neuem Lichte zu sehen“[52]. Wie ist das zu verstehen? Freud selbst nennt seine Methode „analytisch“, und setzt sich damit bewusst von einem positivistisch-induktiven Zugang ab. Seine Vorgehensweise lässt sich am ehesten mit der Allegorese vergleichen. Er geht davon aus, dass Handlungen, Bräuche, Gedanken, etc. Zeichen sind, die je auf eine verborgene Bedeutung verweisen. Dies ist eines der zentralen Prinzipien der Psychoanalyse. So sind etwa Neurosen Epiphänomene, die von seelischen Störungen herrühren. Sie verweisen als Zeichen auf ein verdrängtes Trauma, welches in ihnen in codierter Form zum Ausdruck gebracht wird. Auch die Traumdeutung, die Analyse von Fehlleistungen und die Auslegung von Mythen, für die Freud bekannt ist, fußen allesamt auf der Grundannahme, dass sie in verschlüsselter Form eine verborgene Wahrheit ausdrücken. Verdrängte Ängste und unterdrückte Triebe werden ins Unterbewusste verbannt, bleiben aber in chiffrierter Form sichtbar. Doch, so die These, selbst wenn sie in den Ersatzhandlungen bis zur Unkenntlichkeit verzerrt werden, verlieren sie nie den Verweischarakter auf ihren Ursprung. Aufgabe der Analyse ist es, diese Wahrheit wieder aufzudecken[53].
Freud benötigt, ausgehend von diesen Prämissen, also keine systematische Datensammlung, wie eine naturwissenschaftliche Beweisführung sie verlangt. Vielmehr bedient er sich zur Untersuchung totemistischer Riten textkritischer Methoden. Er stellt sich aus einer Sammlung religionswissenschaftlicher Schriften, Augenzeugenberichten, psychoanalytischen Konzepten und Einzelfällen einen neuen Text zusammen. Darauf folgt eine Allegorese, die versucht einen zweiten Text herauszufiltern, der im ersten in metaphorischer Form enthalten ist. In Freuds Fall ist dieser verborgene Text die Geschichte vom Urvatermord. In der englischen Literaturwissenschaft bezeichnet man diese Art von Textauslegung, bei der man nach einem Schlüssel sucht, der alle offenen, unklaren Stellen auflösen wird, bezeichnenderweise als paranoid reading. Lévi-Strauss bringt in Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft den selben Gedanken zum Ausdruck, wenn er sagt dass Freud zwei grundverschiedene Dinge miteinander verwechselt: „In einem Fall schreitet man von der Erfahrung zu den Mythen und von den Mythen zur Struktur fort; im anderen Fall erfindet man einen Mythos, um die Fakten zu erklären, anders gesagt, man verhält sich wie der Kranke, statt ihn zu interpretieren“[54]
10 Schluss
‘It’s a mutual, joint-stock world, in all meridians. We cannibals must help these Christians.’
Herman Melville, Moby-Dick, or The Whale
Ich habe versucht zu zeigen, dass Freuds Abhandlung sowie im Inhalt als auch in der Form Schwierigkeiten aufweist: Seine deduktive Vorgehensweise ist nicht systematisch und für wissenschaftliche Ansprüche vollkommen ungenügend. Dazu zählen auch die fehlende Verlässlichkeit der Quellen, die unkritische Übernahme der mit Vorurteilen behafteten religionswissenschaftlichen Tradition und eine lückenhafte Beweisführung. Seine Argumentation ist einseitig insofern, als dass sie lediglich dazu dient, eine Hypothese zu bestätigen, ohne den Versuch einer Falsifikation.
Gleichzeitig wies ich darauf hin, dass Freud offenbar keinen wissenschaftlichen Anspruch erhebt, dass es ihm möglicherweise weniger um eine objektive Wahrheit geht, als um eine psychologische, wie Evans-Pritchard es formuliert. Die psychoanalytischen und sozial-lamarckistischen Prämissen vorausgesetzt, bleibt es eine Stärke von Totem und Tabu, dass Freud einen einfachen Schlüssel liefert, mit dem sich eine Erklärung der Psyche des Individuums, genauso wie der menschlichen Kulturentwicklung angehen lässt. Dem anthropologischen Mythos des 19. Jahrhunderts fügt er seinen eigenen Mythos hinzu. Eine Geschichte, wie Evans-Pritchard sagt, „die nur ein Genie erfinden konnte, denn keinerlei Beweismaterial lässt sich beibringen, das sie bestätigte. Dennoch kann sie als psychologisch (oder virtuell) wahr gelten, nämlich so, wie ein Mythos wahr sein kann“[55]. Lévi-Strauss spricht Totem und Tabu ebenfalls jeden wissenschaftlichen Anspruch ab. Trotzdem findet auch er positive Seiten an Freuds Mythos vom Mord des Urvaters, denn er sei — als allegorische Auslegung — selbst wiederum eine Allegorie, die zwar keine Rückschlüsse auf die Vergangenheit, aber auf die Denkmuster der Gegenwart erlaube: „Wie alle Mythen lässt auch derjenige [Mythos], der in Totem und Tabu mit so dramatischer Kraft dargestellt wird, zwei Interpretationen zu. Vielleicht bringen sie symbolisch einen alten und hartnäckigen Traum zum Ausdruck. Und die Magie dieses Traums, seine Macht, das Denken der Menschen ohne ihr Wissen zu formen, kommen gerade daher, dass die Taten, die er beschwört, niemals begangen worden sind [...]. Die symbolischen Befriedigungen, in denen Freud zufolge die Sehnsucht nach dem Inzest ihren Ausdruck findet, erinnern also nicht an ein tatsächliches Ereignis. Sie sind etwas anderes und mehr als das: der ständige Ausdruck eines Wunsches nach Unordnung oder vielmehr nach Gegenordnung“[56]
11 Bibliographie
Primärtexte
Freud, Sigmund. “Totem und Tabu: Einige Übereinstimmungen im Seelenleben der Wilden und der Neurotiker” in Studienausgabe. Band 9. 5. Aufl. Frankfurt a.M., 1974: 287-444.
ders. “Das Unbehagen in der Kultur” in Studienausgabe. Band 9. 5. Aufl. Frankfurt a.M., 1974: 191-286.
ders. „Die Zukunft einer Illusion“ in Studienausgabe. Band 9. 5. Aufl. Frankfurt a.M., 1974: 135-190.
ders. “Massenpsychologie und Ich-Analyse” in Studienausgabe. Band 9. 5. Aufl. Frankfurt a.M., 1974: 61-134.
ders. „Zur Gewinnung des Feuers.“ in Studienausgabe. Band 9. 5. Aufl. Frankfurt a.M., 1974: 449-454.
Sekundärtexte
Kippenberg, Hans G. Die Entdeckung der Religionsgeschichte: Religionswissenschaft und Moderne. München, 1997.
Kohl, Karl-Heinz. Abwehr und Verlangen: Zur Geschichte der Ethnologie. Frankfurt a.M., 1987.
Leach, Edmund [Hrsg]. The Structural Study of Myth and Totemism. London, 1974.
Lévi-Strauss, Claude. Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft. Frankfurt a.M., 1993.
Pritchard, E.E. Theorien über Primitive Religionen. Frankfurt a.M., 1968.
Skorupski, John. Symbol and Theory: A Philosophical Study of Theories of Religion in Social Anthropology. Cambridge, 1976.
Wehner, Rüdiger und Gehring, Walter. Zoologie. 23. Aufl. Stuttgart, 1995.
Weitere Quellen
Cabeza de Vaca, Álvar N. „The Relation of Álvar Nuñez Cabeza de Vaca“ in Baym, Nina [ed.] The Norton Anthology of American Literature: Literature to 1620. 6. Aufl. New York, 2003.
Conrad, Joseph. The Heart of Darkness. London, 1994.
Kipling, Rudyard. Just-so Stories for Little Children. London, 1903.
Melville, Herman. Moby-Dick, or The Whale. New York, 1992.
Verne, Jules. 20.000 Meilen unter den Meeren. Frankfurt a.M., 2003.
Abkürzungen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
[...]
[1] Freud. Massenpsychologie und Ich-Analyse. SA 9, 114.
[2] Evans-Pritchard, E.E. Theorien über Primitive Religionen. Frankfurt a.M., 1968: 79.
[3] Massenpsychologie und Ich-Analyse. SA 9, 114.
[4] Dieses Modell übernimmt er von Charles Darwin, vgl. Freud. Totem und Tabu. SA 9, 409.
[5] Ich übernehme hier Freuds Terminologie. In Bezug auf die Urhorde spricht er von „Männern“ einerseits, aber von „Weibchen“ andererseits: vgl. Totem und Tabu. SA 9, 195.
[6] Ich halte mich in dieser Arbeit an Freuds Text, in dem der Begriff „Totem“ im maskulinen Genus gebraucht wird.
[7] Das Unbehaben in der Kultur. SA 9, 195.
[8] In meiner Wiedergabe des Degenerations- und Evolutionsmodells beziehe ich mich teilweise auf die Vorlesung „Religion und Philosophie“ von Prof. Jens Halfwassen.
[9] Ich verwende die Begriffe „Wilde“, „Primitive“ und „Naturvölker“ etc. um mich auf das Bild der schriftlosen oder indigenen Völker, wie es sich die Anthropologie des 19.Jahrhundert von ihnen gemacht hatte und das Sigmund Freud als Vorlage dient, zu beziehen.
[10] Kippenberg, Hans G. Die Entdeckung der Religionsgeschichte: Religionswissenschaft und Moderne. München, 1997: 83.
[11] Zitiert nach: Totem und Tabu. SA 9, 390.
[12] Vgl. Freud. Die Zukunft einer Illusion. SA 9, 157.
[13] Vgl. Kohl, Karl-Heinz. Abwehr und Verlangen: Zur Geschichte der Ethnologie. Frankfurt a.M., 1987: 92.
[14] Ebd., 90.
[15] Evans-Pritchard, 45.
[16] Vgl. Kohl, 89.
[17] Vgl. ebd. 86.
[18] Evans-Pritchard, 44.
[19] Ebd., 40.
[20] Cabeza de Vaca, Álvar N. „The Relation of A.N. Cabeza de Vaca“ in Baym, Nina [ed.] The Norton Anthology of American Literatur e: Literature to 1620. 6. Ausgabe. New York, 2003: 61.
[21] Vgl. Kohl, 89.
[22] Vgl. ebd., 101.
[23] Totem und Tabu. SA 9, 409.
[24] Ebd., 298.
[25] Skorupski, John. Symbol and Theory: A Philosophical Study of Theories of Religion in Social Anthropology. Cambridge, 1976: 9f.
[26] Vgl. Evans-Pritchard, 57.
[27] Conrad, Joseph. The Heart of Darkness. London, 1994: 48.
[28] Tabu und Totem. SA 9, 409.
[29] Wehner, Rüdiger und Gehring, Walter. Zoologie. 23. Aufl. Stuttgart, 1995: 573.
[30] Tabu und Totem. SA 9, 438.
[31] Massenpsychologie und Ich-Analyse. SA 9, 115.
[32] Totem und Tabu. SA 9, 412.
[33] Dieser Schluss ist jedoch logisch nicht korrekt, denn selbst wenn die Kindheit Gemeinsamkeiten mit unseren Vorfahren aufweist, müsste kritisch geprüft werden, welche dieser Übereinstimmungen tatsächlich zusammenhängen (und demnach Rückschlüsse aufeinander zulassen), und welche sich nur zufällig entsprechen. Problemlos wäre dies nur bei einer vollständigen Determination des Kindes durch die urzeitlichen Eigenschaften, doch selbst Freud kann dies nicht annehmen.
[34] Vgl. Kippenberg, 85.
[35] Totem und Tabu. SA 9, 412.
[36] Ebd.
[37] Ebd. SA 9, 414f.
[38] Massenpsychologie und Ich-Analyse. SA 9, 66.
[39] Ebd. SA 9, 71.
[40] Ebd. SA 9, 72.
[41] Vgl. ebd., 116.
[42] Totem und Tabu, SA 9, 297ff.
[43] Ebd., SA 9, 410.
[44] Ebd.
[45] Ebd. SA 9, 296.
[46] Vgl. Leach, Edmund. The str uctural study of myth and totemism . London, 1974: 163.
[47] Siehe Seite 10.
[48] Vgl. Evans-Pritchard, 42f.
[49] Tabu und Totem, SA 9, 412-416.
[50] Ebd., SA 9, 413.
[51] Ebd. SA 9, 292.
[52] Ebd. SA 9, 293.
[53] Für ein praktisches Beispiel siehe Freuds Deutung der Prometheussage in: „Zur Gewinnung des Feuers“. SA 9, 449-454.
[54] Lévi-Strauss, Claude. Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft ¨.Frankfurt a.M., 1993: 657.
[55] Evans-Pritchard, 79.
[56] Lévi-Strauss, 656.
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