Der Wilde im Zettelkasten: Quellen, Einflüsse und Methode in Sigmund Freuds "Totem und Tabu"


Trabajo, 2005

25 Páginas, Calificación: 1,5


Extracto


Inhalt

1 Einleitung: Es war einmal... eine Hypothese

2 Evolution und Dekadenz

3 Totem, Tabu und Fetisch

4 Quellen

5 Zurück in die Natur

6 Der Blick in die Vergangenheit

7 Der virtuelle Urmensch

8 Wissenschaftliche Methode

9 Allegorese

10 Schluss

11 Bibliographie

1 Einleitung: Es war einmal... eine Hypothese

‘Think of Giraffe,’ said the Ethiopian. ‘Or if you prefer stripes, think of Zebra. They find their spots and stripes give them perfect satisfaction.’

‘Umm,’ said the Leopard. ‘I wouldn’t look like Zebra--not for ever so.’

'Well, make up your mind,’ said the Ethiopian, ‘because I’d hate to go hunting without you, but I must if you insist on looking like a sunflower against a tarred fence.’

‘I'll take spots, then,’ said the Leopard; ‘but don’t make ‘em too vulgar-big. I wouldn’t look like Giraffe--not for ever so.’

Rudyard Kipling, „How the Leopard Got His Spots”

In Massenpsychologie und Ich-Analyse, erschienen 1921, erwähnt Freud, offenbar mit einer Spur Enttäuschung, dass seine These vom Mord des Urvaters aus Totem und Tabu mit Rudyard Kiplings Just-so Stories verglichen wurde[1]. In diesen Kindergeschichten werden humorvoll sagenhafte Ursprünge für die Tiere und ihre Eigenschaften gesponnen, etwa darüber, wie der Leopard seine Flecken, oder das Kamel seinen Höcker bekam. Freud wäre wohl noch weniger begeistert gewesen zu hören, dass Edward Evans-Pritchard seinen Aufsatz als ein „Märchen“ abtat[2]. Er selbst bezeichnet seine Ge­danken über die Entstehung von To­te­mis­­mus und Religion vorsichtig als „Hypothese“, die sich allerdings ge­eig­net zeige, „Zusam­menhang und Verständnis auf immer neuen Gebie­ten zu schaffen“[3].

Im Kern besteht seine Theorie darin, dass alle Religionen mit ihren Überzeugungen, Bräuchen und Riten auf eine totemistische Vorstufe zu­rückgeführt werden können und der Totemismus wiederum auf ein vor­zeitliches blutiges Ereignis — den Mord des Urvaters. Die menschliche Ge­sellschaft vor jeder kulturellen Errungenschaft bestand der Theorie zu­fol­ge aus einer kleinen Sippe, die von einem einzelnen, übermächtigen Mann domi­niert wurde[4]. Dieser Urvater beanspruchte alle „Weibchen“[5] für sich und verteidigte sie eifersüchtig und aggressiv gegen alle Neben­buh­ler. Alle anderen Männer, die „Söhne“, wurden ausgegrenzt, bis sie sich eines Ta­ges zusammen­schlossen und gemeinsam den Vater töteten und ihn ver­speisten, um seiner Frauen und seiner Stärke habhaft zu werden. Diese Tat war jedoch nicht ohne Folgen, denn Generationen der Unter­drückung durch den Vater hatten die Psyche der Männer tief ge­prägt. Wie ein Kind die Regeln, Drohungen und Strafen der Eltern interna­lisiert und sie schließlich bei einem Übertritt durch ein schlechtes Gewissen gegen sich selbst wendet, stellten sich Schuldgefühle und Reue bei den Söhnen ein. Der Vater im Kopf erwies sich als sehr viel machtvoller, als es der le­ben­­dige Vater je hätte sein können.

Da die Urmen­schen, so Freud, nicht in der Lage gewesen seien, sich rational mit ihrer Seelenqual aus­einander­zu­set­zen, sei ein symbo­li­scher Ersatz für den Vater ge­schaffen worden, das To­temtier. Dies ver­setz­te die Söh­ne in die Lage, ihren ambi­valenten Ge­füh­len gegen­über dem Urvater Ausdruck zu verleihen. Auf der einen Seite war da die Furcht vor Strafe und das Bedürfnis nach Fürsorge: das Tier wurde beschwichtigt und um Schutz gebeten. Auf der anderen Seite der Hass und das Verlangen nach dem, was der Vater für sich bean­spruchte: das Tier konnte gejagt und verzehrt werden. Diese widersprüch­lichen Handlungen wurden durch strenge Gebote geregelt und in Balance gehalten: getötet und gegessen werden durfte der Totem[6] nur in bestimm­ten Abständen und nur in Ge­mein­schaft; die meiste Zeit jedoch wurde der Totem verehrt und geschont, sexuelle Beziehungen zwischen Männern und Frauen des sel­ben Totem waren nicht zugelassen. Mit dieser Ge­schichte, die, wie Freud selbst sagt, „nie­mals Gegenstand der Beobach­tung“[7] gewesen sei, möchte er eine ge­mein­same Antwort für die Frage nach der Herkunft der Exogamie, der Speisetabus und der Totem­mahlzeit liefern.

In der folgenden Arbeit möchte ich aufzeigen, wie Freud seine Hypo­these methodisch entwickelt und welche Schwierigkeiten mit seinem An­satz verbunden sind. Dabei richte ich meine Aufmerk­sam­keit auf Freuds Quellen, die Bedeutung der religions­wis­sen­schaft­lichen Tra­dition, sowie auf Einflüsse aus an­deren Wissenschaf­ten und aus sei­ner eigenen Theorie der Psychoanalyse.

2 Evolution und Dekadenz

Mitte des 19. Jahrhunderts begann man in England das bis dahin weit ver­breitete sogenannte Dekandenzmodell in Frage zu stellen[8]. Der bis zu diesem Zeitpunkt gängi­gen Ansicht zufolge waren die Religionen der „Wilden“[9] keine ur­­sprüng­lichen Formen, oder gar Vorläufer der Welt­re­li­gi­o­nen, sondern Pro­­dukte eines De­generationsprozesses. Der Marburger Ge­lehr­te Fried­rich Creu­zer hatte 1812 in seinem Buch Symbolik und Mytho­logie der al­ten Völ­ker, besonders der Griechen die These aufgestellt, dass sich alle Religio­nen auf einen Ur-Monotheismus zurückführen ließen. Um dies zu belegen, suchte er in den antiken Texten Homers und Hesiods nach Spu­ren einer vor­geschichtlichen Offenbarung, aus der sich durch Zer­fall alle poly­theisti­schen und animistischen Formen abgeleitet haben sollten. Dieses Modell, auch Depravations­theorie genannt, wurde bis ins 20. Jahrhundert hinein gelehrt und ver­breitet, wie z.B. in den Schriften von Pater Wilhelm Schmidt.

Fünfzig Jahre nach dem Erscheinen von Creuzers Buch, begann sich ein Modell zu etablieren, das die bis dahin gültige Abfolge umkehrte: Natur­religionen wurden nunmehr als Vorläufer sowohl des Polytheismus als auch der monotheistischen Weltreligionen gesehen. Autoren wie Ed­ward Burnett Tylor, John McLennan und Charles Darwin trugen dazu bei, ein neues Bild der Naturvölker als „Primitive“ zu formen. Der Begriff wurde nicht im heutigen, meist pejorativen, Sinne gebraucht, sondern betonte die Ur­sprünglichkeit die­ser Kulturen[10]. Indem man nunmehr eine Stu­fen­rei­he vom Animismus über den Polytheismus hin zum Monotheismus der westlichen Zivilisation annahm, wurde das Dekadenzmodell auf den Kopf gestellt. Man ging davon aus, dass primitive Kulturen den Ursprung aller menschlichen Gesellschaften darstellten, aus dem sich jede Religion und andere kulturelle Aspekte ableiten ließen. Primitive Völker wurden dem­nach studiert, weil sie einfache, grundlegende Strukturen aufwie­sen, auf die man die komplizierten Struk­turen der eigenen Gesellschaft zurückführen konnte. So sollte eine modell­hafte Untersuchung der eige­nen Kultur ermöglicht werden. Unter dem Eindruck der Evo­lutions­theorien, ging man von einer linearen Entwicklung der Kulturen aus, von einem einfachen Auf­bau, hin zu immer feineren Ausdifferen­zie­run­gen. So wurde im Evolutions­mo­dell zwar die Abfolge der Entwicklungsreihe umgedreht, aber nicht die Hierar­chie abgeschafft, wel­che die moderne, monotheistische Zivilisation hö­her bewertete.

Allerdings kranken beide Modelle an der selben Stelle: Das De­ka­denz­modell entstand vermutlich aus einer gefühlten Notwendig­keit, die Plura­lität der religiösen Formen unter den Primat der christlichen Of­fenbarung zu stel­len. Die ältesten überlieferten Religionen sind po­ly­theistisch, man nahm deswegen einen ursprünglichen Monotheismus an­, der entweder im Laufe der Jahrhunderte verloren gegangen sei, oder durch ein neues Testament ersetzt wurde. Konkrete Hinweise auf einen solchen Ur-Monotheismus gibt es jedoch nicht. Auch das Evolutions­mo­dell zwingt der Vielzahl der Kulturen ein einheitliches, verein­fa­chendes Sche­ma auf, nur unter anderen Vorzeichen: die maßgebenden Ge­danken sind dies­mal biologischer Natur, basierend auf den Theorien von Lamarck, Spencer und Darwin, welche zu jener Zeit viel diskutiert wur­den. Der Ver­such der Ableitung ei­ner vor­ge­schicht­lichen Religion aus den Naturreligio­nen ist rein spekulativ, archäo­lo­gisch kann er nicht ge­stützt werden. Auch ethnologische Unter­su­chungen können das Evo­lu­tions­modell nicht bestätigen: so sind die reli­giösen Vor­stellun­gen der Naturvölker nicht so einfach und homogen wie damals an­genommen, sondern hoch entwickelt und enthalten zum Teil auch Hoch­gott- oder Urhebergottvorstellungen. Auch findet man in einigen primiti­ven Gesell­schaften Mythen mit philoso­phischen Aspekten. Sie weisen beispielsweise platoni­sche Züge auf­, indem sie die Dinge in der Welt als Gegenstücke eines Ideen­reichs ansehen.

3 Totem, Tabu und Fetisch

In seiner Definition von Totem und Fetisch bezieht sich Freud auf das Buch Totemism and Exogamy von James Frazer, in dem dieser schreibt: „Der Totem unterscheidet sich vom Fetisch darin, dass er nie ein Einzel­ding ist wie dieser, sondern immer eine Gattung, in der Regel eine Tier- oder Pflanzenart [...]“[11]. Der Totem, so Freud, ist wiederum eng mit einer Reihe von Tabus verbunden, welche die Jagd und den Verzehr verbieten und die Heirat von Mitgliedern unterschiedlicher Clans regeln. Fetisch, Totem und Tabu werden zu Anteilen eines „konsistenten Ganzen“[12] zu­sam­men­ge­fügt. Dabei fragt Freud jedoch nicht nach der Konsistenz der Begriffe im Einzel­nen. In Abwehr und Verlangen beschreibt Karl-Heinz Kohl die Her­kunft und die Ent­wick­lung von „Fetisch“, „Tabu“ und „Totem“ und zeigt ei­nige der Probleme der Ethnologie des 19. Jahrhunderts auf, die damit zu­sammen­hängen.

Der Begriff „Fetisch“ lasse sich auf das portugie­si­sche feitiço zu­rückführen, was soviel wie „das, was gemacht worden ist“ bedeutet und von portugiesischen und französischen Händlern im 18. Jahrhundert als Bezeichnung für westafrikanische Kultgegenstände ver­wen­det wurde. 1760 schuf Charles de Brosses den Begriff des „Fe­tischis­mus“ als eine ur­sprüngliche, universale Religion[13].

Das Tabu hingegen findet seine erste Erwähnung in den Tagebüchern von James Cooks dritter Reise, in denen er Beobachtungen über poly­ne­sische Speisetabus zusammenträgt. Da die europäischen Sprachen über kein äquivalentes Wort verfügen, übernahm Cook den fremden Begriff „tabu“, um der doppelten Bedeutung von „heilig“ und „verboten“, die er ihm beimaß, Rech­nung zu tragen. Später habe sich, so Kohl, „tabu“ zu einem „Sam­mel­surium ver­schie­dener Verhaltensweisen und Institutio­nen“[14] aus­ge­wei­tet.

„Totem“ wiederum leitet sich von ote aus der Sprache der Ojibwe, eines nordamerikanischen Volkes, ab. Anfang des 18. Jahrhun­derts gibt es erste Berichte über die Verwendung von Tiersymbolen für Stammes­grup­pen und –gebiete, sowie über die Annahme einer Seelenver­wandt­schaft mit dem Totemtier. Im 19. Jahrhundert wurde der Begriff des „Totemis­mus“ geprägt, als man versuchte, ein gemein­sa­mes Prinzip für unter­schied­liche „primitive“ Gesellschaften zu finden. Dies habe, so Evans-Prit­chard, jedoch nicht zu mehr Klarheit geführt, sondern eher das Ge­genteil bewirkt, da die dazu herangezogenen Ähnlichkeiten „nur äußer­lich sind und die betreffenden Phänomene so unterschiedlich, dass der Be­griff je­den Inhalt verliert“[15]. Der fremde Ursprung des Wortes sollte Authen­tizität vermitteln und darüber hinwegtäuschen, dass der Totemismus lediglich eine Schöpfung der Ethnologie war, welche über keine objektive Ent­spre­chung verfügt[16].

In ihrer ursprünglichen Ver­wen­­dung waren „Fetisch“, „Tabu“ und „Totem“ meist nomineller, pragmatischer Natur, und entwickelten sich später zu einer Fiktion, in der sich Tatsachen mit mythi­schen Elementen mischten. Kohl zufolge ist die Gleich­setzung der fremden Völker mit Kannibalen, die die Reisenden vornahmen (und wie es auch Freud tut, vgl. Totem und Tabu. SA 9, 48) von europäischen My­then inspiriert[17].

Schon die unterschiedliche Herkunft der Begriffe „Fetisch“, „Tabu“ und „Totem“ (Westafrika, Poly­ne­sien, Nordamerika) zeigt die hohe He­te­ro­ge­nität der beschriebenen Phä­no­me­ne. Darüberhinaus trugen die Un­zuver­­läs­sig­keit von Berichten und der Wunsch der Wissen­schaftler, eine ein­heitliche Struk­tur in allen primitiven Gesell­schaf­ten zu finden, zu einer Pro­liferation von diffusen Begriffen bei, in denen sich wahllos Fakten und Vor­stellun­gen sammeln und vermischen konnten.

In der Entwicklung der Bedeutung dieser Begriffe zeigt sich, mit welcher Erwartung man fremden Kulturen gegenübertrat. Während die Verwendung fremder Worte zunächst nomineller Art war und dazu diente, die Ei­gen­­ständigkeit an­derer Kulturen und ihre Unvereinbarkeit mit der westlichen Welt zu be­to­nen, trugen diese nach und nach zu Entfremdung und Ab­wer­tung bei. Die Verwendung von Begriffen, die in der euro­päischen Zivilisation kein Gegenstück aufweisen (wie etwa gerade die Ver­wen­dung von „tabu“ an Stelle von „heilig“ oder „verboten“), ver­ein­fachte die intel­lek­tuelle und mo­ra­lische Degradierung fremder Kulturen. „Durch die Beg­riffe, die für die Beschreibung primitiver Religionen geprägt wur­den, nah­men die Schwierigkeiten und das Ausmaß der Entstellung nur noch zu, denn sie erweckten den Eindruck, der Geist des Primitiven sei so ver­­schieden von dem unseren, dass ihre Vorstellun­gen nicht in unseren Worten und Katego­rien ausgedrückt werden könn­ten“, so Evans-Pritchard[18].

4 Quellen

Religionswissenschaftliche Untersuchungen stütz­­­ten sich im 19. Jahr­­hundert meist auf die Tagebücher von Ent­deckern, Missionaren und Händ­lern, die vornehmlich Beobachtungen sam­melten, an denen sie per­sönliches Interesse hatten, oder welche ihnen als besonders exotisch auf­fielen. Es existierte weder eine wissen­schaft­liche Methode zur Erhebung von Daten, noch ein Interesse an einer syste­ma­tischen Zusam­men­fas­sung. Das Material war lückenhaft und selektiv zusammengestellt, und zu­dem einseitig durch den Blick eines westlichen Beobachters geprägt:

Die Reisenden zeichneten hauptsächlich das auf, was ihnen als eigenartig, roh und sensationell erschien. Magie, barbarische, re­ligiöse Riten, Aberglauben wurden der Beschreibung alltäglicher Dinge vorgezogen, die neun Zehntel des Lebens der Eingebore­nen ausmachen, sie am meisten interessieren und beschäftigen.[19]

Trotzdem griffen Religions­wissen­schaftler sol­che Berichte auf, um sie zur Grundlage von Theorien aller couleur zu verwenden. Wie etwa das Ta­gebuch des spanischen Entdeckers Álvar Nuñez Cabeza de Vaca aus dem 16. Jahrhundert, in dem er von den Bräu­chen der Capoques berichtet: „If a man and his in-laws should chance to be walking so they would meet, they turn silently aside from each other and go a crossbow-shot out of their way, averting their glance to the ground“[20]. Es gab weder eine Über­prüfung von Angaben dieser Art, noch ein gründliches Hinter­fragen. Den­noch bilden Berichte wie der von Cabeza de Vaca den Ausgangspunkt für zahlreiche Theorien und auch für Freuds Ausführungen über die Inzest­scheu und die Exogamie.

Im Einzelnen stützt sich Freuds Totem und Tabu haupt­­sächlich auf die Untersuchung des Totemismus von Frazer — von dem er die Auffassung übernimmt, dass jede primitive Religion die selben Kon­stanten aufweist — so­wie auf die Werke von Westermarck, Tylor und Ro­bertson Smith.

5 Zurück in die Natur

‚Und die Wilden?’ fragte Conseil. ‚Auch auf die Gefahr hin, Monsieur zu wider­sprechen. Auf mich machen sie keinen sonderlich gefährlichen Ein­druck.’

‚Dennoch handelt es sich um Menschenfresser, mein Wertester.’

‚Man kann Kannibale sein und dennoch rechtschaffen’, versetzte Conseil, ‚genauso wie ein Vielfraß gleichzeitig anständig sein kann. Das eine schließt das andere nicht aus.’

Jules Verne, 20.000 Meilen unter den Meeren

Ich habe nun einige Aspekte aufgezählt, die allesamt dazu führten, dass westliche Kultur von „primitiver“ Kultur abgegrenzt werden konnte. Dazu gehören die im ethnologischen Diskurs verwendeten Begriffe und die unreflektierte Ver­wendung von ungenügenden Quellen. Fremde Völker konnten auf diesem Weg in einer wilden, mystischen Überzeichnung in festgefügte Katego­rien ein­geordnet werden. Eine dieser Vorstellungen war die des „roman­ti­schen Primitiven“, der, einem Kind gleich, in einer Art nicht-reflektierendem Rousseau’schen Naturzustand lebt. Das heisst in einer rein emo­tio­nalen Beziehung zur Natur und Umwelt, in die man sich aus der vik­torianischen Zivilisation zu­rück­sehnen konnte. Die andere Vor­stellung war die des unterent­wickel­ten, brutalen Barbaren. In „Abwehr und Verlangen“ beschreibt Kohl, wie seit dem 15. Jahr­hun­dert neu entdeckte Kulturen von Anfang an syste­ma­tisch als fremd und andersartig dargestellt wurden. Ein häufiger Topos war dabei der „wilde Mann“, den man Märchen und Mythen entliehen hatte. Entsprechend wurden Reiseberichte mit bärtigen, Keulen schwin­genden Wilden illustriert, selbst wenn sie in den Texten selbst vollkommen anders beschrieben wurden[21].

Zweck dieser Ver­frem­dung war, eine Kluft zwischen „zi­vilisierten“ und „primitiven“ Völkern zu ziehen, um die eigene Kultur als hö­her und weiter entwickelt bestätigen zu können. Lévi-Strauss zufolge wur­den fremde Völker bewusst in die Natur zurück­gestoßen und damit der euro­päischen Zivilisation gegenüber intellek­tuell und moralisch degradiert[22]. Davon zeugt auch der Begriff der „Natur­völker“. Die Idee des „Wilden“ und „Primitiven“ konnte so einer Recht­fertigung des europäischen Kolo­nia­lis­mus dienen, da sie die Bevor­mun­dung fremder Völker erlaubte, sogar ethisch einzufordern schien. Rudyard Kip­ling bezeichnete diese empfun­dene moralische Verpflichtung als „white man’s burden“ — als eine schwere, undankbare Aufgabe, die dem weißen Mann aufgetragen ist.

Freud verfolgt solche Absichten nicht. Dennoch bleibt er dem selben Dis­kurs verhaftet. So benutzt er beispielsweise ganz selbst­verständlich mehr­mals den Begriff „Kanni­bale“, der sich damals zwar nicht aufgrund von political correctness verbot, dennoch als Sam­melbegriff für Natur­völ­ker vollkommen unwissenschaftlich bleibt.

Am deutlichsten wird jedoch die Abgrenzung von weiß und „primitiv“, wenn Freud Aborigines und anderen Völkern intellektuelle Fähigkeiten abspricht. Dies findet man in mehreren Passagen, etwa in einer sehr auf­schluss­reichen Stelle über die Frage nach dem Ursprung des In­zestgebots:

Ferner macht alles, was wir über die heutigen Wilden wissen, es sehr unwahrscheinlich, dass die Gedanken ihrer entferntesten Ahnen bereits mit der Verhütung von Schäden für ihre spätere Nachkommen beschäftigt waren. Es klingt fast lächerlich, wenn man diesen ohne jeden Vorbehalt lebenden Menschenkindern hygienische und eugenische Motive zumuten will, wie sie noch kaum in unserer heutigen Kultur Berücksichtigung gefunden ha­ben.[23]

Freud lehnt nicht nur die Herkunft des Inzestverbots als rationale Lö­sung für ein Problem ab, sondern er bestreitet überhaupt die Fähigkeit der „Wil­den“, eine solche Begründung zu erstellen. Gegen ein rational moti­vier­tes Inzestverbot spräche auch die Tatsache, dass „dieselbe harte Bestrafung auch gegen flüchtige Liebschaften geübt wird, die nicht zur Kin­der­erzeu­gung geführt haben“[24].

Freud wendet sich damit gegen Tylors und Frazers Ansichten, die primitive Religionen als rationale, wenngleich auch falsche, Erklä­rungs­­ansätze sehen. Kulturen entwickeln sich, der „intellektualistischen The­orie“ zufolge aus einem Bedürfnis, die Natur zu erklären[25]. Dieses Mo­dell hatte sich Mitte des 19. Jahrhunderts in der Ethnologie durchgesetzt. Es geht auf Herbert Spencer zurück, demzufolge primitive Religionen einst aus dem Versuch, erklärende Analogien zu finden, ent­standen sind. So würde der Tod als verlängerter Schlaf gesehen, Träume als die Erfahrun­gen eines zweiten, immateriellen Ichs. Die Tatsache, dass verstorbene Mitmenschen im Traum erscheinen können, werde als Hinweis auf ein Le­ben nach dem Tod gesehen. Die Geister der Ahnen liefern dann eine Vor­lage für eine Gottesvorstellung. Aus dem Ahnenkult entstünde schließlich eine Religion[26].

Freud stellt diesem Ansatz ein psychologisches Modell entgegen, welches die Irrationalität früher Kulturen betont. Der „Wilde“ denke nicht problemorientiert, sondern wie ein Kind oder ein Neurotiker. Inzest­ver­bote, Tabus und die Prin­zi­pi­en des Totemismus, so Freud, haben ihren Ur­sprung in der Psyche, wie neurotische Zwangs­handlungen; sie sind pathologisch.

Um diese Behauptung aufstellen zu können, nimmt Freud eine lücken­­haf­te Argumentation in Kauf. Die Annahme, eine weniger ent­wickel­te Kul­tur könne keine Dinge wissen, die der westlichen Zivilisation unbe­kannt sind, ist willkürlich und chauvinistisch. Das Argument, dass nach dem Inzest­verbot nicht gezielt gestraft wird, ist ebenfalls unzulänglich. Auch in Freuds Gegenwart wurde nicht nur der Übertritt eines Gesetzes bestraft, sondern auch schon der Versuch. Freud übergeht hier, wie an an­deren Stellen wichtige Aspek­te, um die Voraussetzung für seine Hypothese zu schaffen, nämlich das Feld der Ethnologie für die Psycho­analyse zu öffnen.

6 Der Blick in die Vergangenheit

1902, zehn Jahre vor Band I von Totem und Tabu, erschien Joseph Conrads Erzählung The Heart of Darkness, in der Marlow, der Kapitän ei­nes Dampfschiffes, seine Reise in den belgischen Kongo wiedergibt: “Going up that river was like travelling back to the earliest beginnings of the world, when vegetation rioted on the earth and the big trees were kings. The air was warm, thick, heavy, sluggish. There was no joy in the brilliance of sunshine”[27]. Ebenso wie Marlow meint Freud in der Evolutions­ge­schichte rückwärts zu blicken, wenn er auf die Welt der Na­turvölker schaut. Die Vorstellung einer gemeinsamen urzeitlichen Ab­stammung aller heutigen Kulturen bestimmt seine Betrachtung. Er selbst bezeichnet die Entwicklung seiner Hypothese als „historische Ableitung“[28].

Dabei nimmt er eine Analogisierung der kulturellen Entwicklung mit seinen Erkenntnissen aus der Psychoanalyse vor. Kern der von ihm ent­wickelten Methode ist die Annahme, dass sich Traumata aus der Kindheit ver­deckt in der Psyche des Erwachsenen erhalten. Schmerz­hafte Erfah­run­gen, so die Theorie, können vom kindlichen Verstand nicht verarbeitet wer­den und drohen, ihn zu zerbrechen. Die Verdrängung ist dem­nach ein Schutz­­mechanismus. Allerdings können unterdrückte Triebe und ver­dräng­te Traumata zu Zwangshandlungen oder Neurosen führen. Die Auf­ga­be des Psychoanalytikers ist es, dem Patienten zu helfen, die Ursachen da­für zu entdecken und ans Licht zu bringen. Der Blick des Therapeuten ist auf die Vergangenheit gerichtet, denn dort liegt der Schlüssel zu den Zwangs­hand­lun­gen der Gegenwart.

Nicht nur als Individuen, sondern auch als Teil einer Gattung und sei­ner Geschichte, sind wir, nach Freud, von der Vergangenheit geprägt: Kollek­tive Traumata haben kollektive Auswirkungen über Generationen hin­weg. Die Vorlage für diese Annahme lieferte Ernst Haeckel im Jahre 1866 mit der so­ge­nannten biogenetischen Grundregel, nämlich dass „die Ontogenese eines Organismus die Rekapitulation seiner Phylogenese bedeute“[29]. Hae­ckel beobachtete, dass sich die Embryonen von Tieren aller Art in ihrem frühen Entwicklungsstadium stark ähneln. So finden sich etwa beim menschlichen Em­bryo die Anlagen zur Ausprägung von Kiemen. Er fol­gerte daraus, dass jedes Le­bewesen in seiner individuellen Entwicklung, die gesamte Entwicklung sei­ner Spezies nachvollzieht.

Diese These wurde von vielen Autoren auf die kulturelle Entwicklung über­tragen. So impliziert auch Freud vielerorts, dass das Gemüt der Na­tur­­völ­­ker mit dem von Kindern vergleichbar sei. Die Geschichte der euro­päi­schen Zivilisation wird mit dem menschlichen Reifeprozess ver­gli­chen.

Freud geht davon aus, dass sich in der „Kindheit“ der Menschheits­ge­schichte ein Trauma ereignet hat, welches auch noch in der Psyche der „rei­fen“ Menschheit manifest ist und von ihr aufgearbeitet werden muss:

Ein Vorgang wie die Beseitigung des Urvaters durch die Brüder­schar musste unvertilgbare Spuren in der Geschichte der Mensch­heit hinterlassen und sich in desto zahlreicheren Ersatz­bildungen zum Ausdruck bringen, je weniger er selbst erinnert wer­den sollte[30].

So sei beispielsweise die christliche Kommunion, als Weiterent­wick­lung der Totemmahlzeit, eine Wiederholung des Mordes am Urvater.

Wie er­klärt Freud die Annahme, dass sich ein solches Trauma über unzählige Generationen hinweg fortgepflanzt hat? Zum einen spielt selbstverständlich die Erziehung eine Rolle. Die Nachkommen der Urhorde übernehmen die Zwangshandlungen ihrer traumatisierten Eltern als Bräu­che und geben sie als Tradition wiederum an ihre Kinder weiter, die diese auch dann noch praktizieren, wenn der Ursprung der Handlungen längst vergessen ist. Aber für Freud ist eine solche Er­klärung zu schwach, denn in diesem Fall würde die Beseitigung des Urvaters nur in Bräuchen ver­zerrt nachhallen. Freud geht jedoch davon aus, dass die Tat mit einer ähnlichen Intensität in unserer Psyche wirkt, wie sie einst in der Seele der Vatermörder wirkte. Er muss demnach ein genetisches Gedächtnis an­nehmen, welches ebenso erblich wird, wie etwa die Hautfarbe oder die Veranlagung zu Haarausfall. Diese Hypothese stützt sich auf die Arbeit von Jean-Baptiste Lamarck, der zufolge Lebewesen ihre erworbenen Ei­gen­schaften genetisch vererben. Freuds Theorie beinhaltet demnach ei­nen Sozial-Lamarckismus, wonach kulturelle Eigenschaften von Völkern ge­ne­tisch verankert sind, und so von Generation zu Generation weiter­ge­ge­ben wer­den.

7 Der virtuelle Urmensch

Freud setzt also voraus, dass primitive Kulturen ein frühes Stadium in einer Entwicklung darstellen, die sich in allen Gesellschaften findet, und dass diese Entwicklung im Individuum nachvollzogen wird: Der Urmensch sei im Einzelnen „virtuell“ enthalten[31]. Er schließt daraus, dass die Be­obach­tung von kindlichem Verhalten Rückschlüsse auf primitive Ge­mein­schaf­ten zulässt: „Das Verhältnis des Kindes zum Tiere hat viel Ähnlichkeit mit dem des Primitiven zum Tiere“[32]. Freuds Vorstellung zufolge, sind in der Psyche des Kindes die Strukturen einer kulturellen Vor­stufe offenbar, wel­che im Seelenleben des Erwachsenen ebenso wie in der späteren Ent­wick­lung der Kultur verschüttet gegangen sind[33].

Der Vergleich des Kindes mit dem Urmensch, wie man ihn sich vor­stellte, war in der Religionswissenschaft schon länger etabliert[34]. Freud knüpft dort mit einer psychoanalytischen Deutung an. Ihm zufolge sei das Verhältnis des Kindes zum Tiere auffällig häufig von Phobien geprägt: „In die­sem ausgezeichneten Einverständnis zwischen Kind und Tier tritt nicht selten eine merkwürdige Störung auf. Das Kind beginnt plötzlich eine bestimmte Tierart zu fürchten und sich vor der Berührung oder dem An­blick aller einzelnen dieser Art zu schützen“[35]. Die Phobie sei irrational, das heißt, es gebe keinen objektiven Grund, warum sich das Kind fürchten sollte. Ein weiteres Merkmal sei die ambivalente Haltung des Kindes zu dem jeweiligen Tier, denn es seien meist Tiere „für welche das Kind bis dahin ein besonders lebhaftes Interesse gezeigt hatte“[36]. Zum Beleg dieser These führt Freud eine Reihe von Fallbeispielen an, die er zum Teil seiner ei­genen Arbeit, und zum Teil den Fachzeitschriften entnimmt. Den Fallbeispielen entnimmt Freud folgendes Muster: Die psycho­analytische Untersuchung der Einzelfälle habe stets eine sexuelle Störung als Wurzel der Phobien festgestellt. Auf das Tier werden die ambivalenten Gefühle, die dem Vater gelten, übetragen:

Es war eine Angst vor Pferden, in deren Konsequenz der Knabe sich weigerte auf die Straße zu gehen. Er äußerte die Befürch­tung, das Pferd werde ins Zimmer kommen, werde ihn beißen. Es erwies sich, dass dies die Strafe für seinen Wunsch sein sollte, dass das Pferd umfallen (sterben) möge. Nachdem man dem Knaben durch Zusicherungen die Angst vor dem Vater benom­men [sic!] hatte, ergab es sich, dass er gegen Wünsche an­kämpfte, die das Wegsein (Abreisen, Sterben) des Vaters zum In­halt hatten.[37]

Die Merkmale der Tierphobie deuten dem­zufolge auf den von Freud in früheren Werken beschriebenen Ödipuskomplex hin: Sie zeichnen sich aus durch die Bewun­de­rung für den Vater einerseits, und die Kastra­tions­angst andererseits. Die Verehrung des Totem durch die Naturvölker sieht Freud als ana­log zur Tierphobie. In Totem und Exogamiegebot fallen die Merkmale des Ödipus-Komplex zusammen: Der Totem (Vater) darf nicht getötet werden, und mit keiner Frau, die ihm angehört, darf verkehrt werden. Aber nicht nur im Kind lassen sich, so Freud, enge Verbindungen zum „Wilden“ ziehen — auch in der Masse sei ein Regress in die Psyche der Urhorde jederzeit möglich, wie er an anderer Stelle, in „Massen­psychologie und Ich-Analyse“, ergänzt. Denn, so wie im Individuum der Urmensch manifest sei, sei die Urhorde in der Gruppe präsent. Freud argumentiert, dass sich als direkte Folge des Vater­mordes die Totem­mahlzeit institutionalisierte. Diese wurde später in den poly- und mono­thei­stischen Religionen in Opferzeremonien und schließ­lich in das christ­liche Abendmahl umgewandelt.

Die meisten kulti­schen Mah­le haben die Tatsache gemein, dass sie nur in Gemeinschaft vollzogen werden. Wie kommt es aber, dass diese Handlungen, die nach Freud ja kulturell institu­tionalisierte Zwangs­neu­ro­sen sind, nicht auch von Einzel­per­sonen, son­dern nur in Gruppen, voll­zo­gen werden? In „Massenpsychologie und Ich-Analyse“ stellt Freud fest, es gebe einen „Herdentrieb“, der je­dem Mensch zueigen sei, und der sich nicht weiter zurückführen lasse[38]. Im Zusammenschluss zu einer Mas­se fügten sich die Individuen zu einer „Massen­seele“ zusammen, und kämen in Kontakt mit dem wilden Teil ihrer Selbst:

[Der Mensch] steigt durch die bloße Zugehörigkeit zu einer organisierten Masse mehrere Stufen auf der Leiter der Zivilisation herab. In seiner Vereinzelung war er vielleicht ein gebildetes Individuum, in der Masse ist er ein Barbar, das heißt ein Triebwesen. Er besitzt die Spontaneität, die Heftigkeit, die Wildheit und auch den Enthusiasmus und Heroismus primitiver Wesen.[39]

Die Masse sei fast ausschließlich vom Unterbewussten geleitet, da­her falle ihr ein Rückschritt in die Vorstellungen und die Zwangshand­lun­gen der wilden Vorfahren leichter.

Auch diese Argumentation ist sehr problematisch, da sich ihre ganze Plausibilität auf die Annahme stützt, das Verhalten des Mobs sei mit dem Gemüt der „Primitiven“ vergleichbar. Das Bild vom Aborigine als „impulsiv, wandelbar und reizbar“, „beeinflussbar und leichgläubig“[40] über­nimmt Freud als Tatsache von seinen Kollegen der Ethnologie, ohne es zu hinterfragen. Eine weitere Stelle macht deutlich, dass Freud gerne übers Ziel hinaus­­schießt. Dort erläutert er, Menschenmassen und primitive Völker stimmten auch darin überein, dass von ihren Führern stets eine hyp­no­tische Macht ausginge[41]. So wie Moses auf dem Sinai nicht den Anblick Gottes habe ertragen können, so scheue der „Primitive“ den Blick seines Häupt­lings. Das Tabu könne demnach mit der hypnotischen Kraft des Mäch­­ti­gen identifiziert werden. Der Psychotherapeut, der seinen Patienten auf der Couch in den Schlaf versetzt, bediene sich einer Angst, die jedem Menschen seit Urzeiten eingepflanzt sei: die vor dem drohen­den Schlaf­gebot des Vaters.

Auch ohne nachzuhaken, inwiefern moderne und steinzeitliche Bett­gewohnheiten miteinander übereinstimmen, wird deutlich, dass Freuds assoziative Argumentation hier Amok läuft. Diese Vorgehensweise findet sich auch in Totem und Tabu: Mögliche Verbindungen werden zu einer Theorie zusammen­gefügt, ohne dass nach einer Notwendigkeit der Verbindungen gefragt wird. Auch die oben wieder­gege­benen Ausführun­gen dürften vor Ockhams Ra­sier­­mes­ser kaum ohne größere Schäden be­stehen. Im folgenden Abschnitt möchte ich die Be­sonder­heiten von Freuds argumentativer Vor­gehens­weise und die Probleme, die diese aufwerfen, eingehender betrachten.

8 Wissenschaftliche Methode

Der methodische Aufbau von Totem und Tabu ist nach den An­sprü­chen moderner Ethnologie vollkommen ungenügend. Zu den An­for­derun­gen wissenschaftlicher Methode zählen die Sicherung der Reliabilität der Daten, das Aufstellen von Gesetzmäßigkeiten durch Induktion, und deren Fal­si­fi­zier­barkeit durch Tests oder erneute Beobachtungen.

Zum einen ist die Verlässlichkeit von Freuds Quellen, wie oben bereits diskutiert, nicht ge­geben. Freud übernimmt zudem unreflektiert viele Behauptungen und Theorien, auf denen er seine eigene Hypothese aufbaut. Dazu gehören unter an­de­rem: Frazers Definition des Totemis­mus[42], Berichte über totem­isti­sche Ri­tu­ale, sowie Darwins Theorie der Urhorde und darauf aufbauende Gedanken[43]. Freud selber hat nie Feld­for­schung betrieben, er muss sich also dar­auf verlassen, dass Unter­suchun­gen wie die von Frazer über aus­rei­chen­de Gültigkeit verfügen.

Das Kon­zept der Urhorde wiederum sei aus dem Verhalten von Affen abgeleitet: „Darwin schloss aus den Lebensgewohnheiten der höheren Affen, dass auch der Mensch ursprünglich in kleineren Horden lebte“[44]. Konkrete archäologische Hinweise auf eine solche frü­he Or­gan­isation in menschlichen Gesellschaften gibt es jedoch nicht. Eine Analogisierung von Menschengesellschaften mit der sozialen Struktur von Affenarten ist zwar im Kontext der Evolutionstheorie naheliegend, aber dennoch bloß spekulativ.

Diesem wackeligen Fundament fügt Freud selbst nur schwach be­grün­­dete Voraussetzungen hinzu, etwa das Nichtvorhandensein religiöser Vorstellungen bei den Aborigines[45], den „nicht weiter rückführbaren Begriff“ des Herdentriebs, oder unzureichende hygienische Vorstellungen der Naturvölker. Eine absolut zentrale Behauptung, nämlich der ursäch­liche Zu­sammenhang von Exogamie und Totemismus, wird kaum hinterfragt. Freud setzt dies einfach voraus, ohne die Möglichkeit in Be­tracht zu zieh­en, dass diese Traditionen nur zufällig gemeinsam existie­ren[46].

Objektivität ist bei Freud genauso wenig gegeben, denn etablierte Vorurteile über die „Primitiven“ werden nicht kritisch hinterfragt, sondern bei Bedarf eingesetzt und weiter kolportiert. Besonders deutlich zeigt sich dies in Freuds Wortwahl, die an zentralen Stellen zwischen befremdlichen, gönnerhaftem und herablassendem Ton pendelt: „diese armen, nackten Kannibalen“, „diese ohne jeden Vorbehalt lebenden Menschenkinder“, etc.

Freud versucht zudem, seiner Rhetorik argumentatives Gewicht zu verleihen. Zum Beispiel stellt er in einem bereits zitierten Abschnitt die Be­hauptung auf, man müsse davon ausgehen, dass Naturvölkern keine Vor­stellung von Sittlichkeit zugeschrieben werden dürfe[47]. Die nahe­lie­gend­sten Vorgehensweisen, die betreffenden Menschen einfach darüber zu befragen oder die Annahme induktiv zu prüfen, kommen Freud nicht in den Sinn. Seine Antwort lautet, eine Sittlichkeit sei ausgeschlossen, denn es handle sich schließlich um „arme, nackte Kannibalen“. Er unterstreicht sie mit gleich drei Antonymen zum Begriff der „Sitte“. Seine Wortwahl soll Plausibilität suggerieren, stellvertretend für einen objektiven Beleg.

Seine Schlussfolgerungen zieht Freud nicht induktiv, sondern er setzt vielmehr gezielt Belege für eine vorgefertigte Hypothese ein. Diese Vor­gehens­weise ist in der Religionswissenschaft des 19. Jahrhunderts weit verbreitet gewesen, wie Evans-Pritchard kritisch anmerkt. Die „Zet­tel­kastenmethode“, wie er sie spöttisch nennt, zeichne sich durch eine eklek­tische Sammlung von Beispielen aus, die zu dem Zweck zu­sam­men­ge­tragen wurden, um eine bestimmte vorgefasste Theorie zu bestätigen. Aus­gehend von einigen wenigen Ähnlichkeitsvorgaben, werde dabei das ge­sam­melte anthropologische Material nach Parallelen durchgesehen. Alles, was sich entweder direkt oder auch nur anekdotisch auf die Hypothese be­ziehen lässt, wird mit ihr in Beziehung gebracht. Diejenigen Daten, die die­se nicht stützen, oder ihr gar widersprechen, werden ent­we­der aus der Dis­kussion ausgeklammert oder erhalten bei der Be­trachtung eine geringe Wert­schätzung, indem sie als „spätere Ent­wicklung, Deka­denz oder Über­bleib­sel abgetan werden[48]. Diese Kar­tei­kar­ten­methode fin­det man auch durch­gehend in Totem und Tabu, be­sonders deutlich etwa in Freuds Aus­führungen über die kindliche Tier­phobie[49]. Freud selbst räumt ein, dass die Pho­bien „noch nicht Gegen­stand aufmerksamer analy­tischer Un­ter­su­chun­gen geworden“[50] seien. Dennoch genügen ihm einige Be­schreibungen von Einzelfällen, um festzustellen, dass erstens die Tier­phobie tatsächlich als ein einheitliches Phänomen existiert, zweitens stets in der von ihm be­schrie­benen Form — aufgrund einer Angst vor dem Va­ter, ge­kop­pelt an se­xuelle Verbote — be­steht. Verifizierbarkeit genügt Freud als Beleg, das wissenschaftliche Prinzip der Falsifizierbarkeit fehlt jedoch meist. Wie er selbst freimütig angibt, sei der Vatermord nie Ge­genstand der Betrachtung gewesen, und es fehlen auch jegliche konkrete, materielle Hinweise darauf, dass er jemals statt­gefunden habe. Die Argumentation vollzieht sich deduktiv, indem hypo­the­tische Gesetz­mäßig­kei­ten auf das Material proji­ziert werden. Mit der Zettel­kas­ten­methode läuft man jedoch ständig Gefahr, in einen Zirkelschluss zu gelangen, da man Hypothesen durch Daten belegt, die zuvor an­hand ihrer Taug­lichkeit zu eben diesem Zweck — bewusst oder un­be­wusst — aus­ge­wählt worden sind.

Interessant ist in diesem Zusammenhang, dass zur Entstehungszeit von To­tem und Tabu sowohl Konzepte wie etwa der des Totemismus, als auch die Me­thode bereits stark in Zweifel gezogen wurden. Malinowski etwa, be­ginnt mit seiner syste­ma­ti­schen Feld­for­schung 1914, nur zwei Jahre nach Er­schei­nen von Freuds Text.

9 Allegorese

Der vorhergehende Abschnitt war eine negative Annäherung an Freuds Aufsatz. Mit den Vorwürfen einer wissenschaftlich unzulänglichen Methode, lässt sich dessen systematische Vorgehensweise und seine objektive Gül­tig­keit in Frage stellen. Allerdings liegen Freuds Absichten ver­mutlich wo­an­ders. Er ist sich der Problematik sehr wohl bewusst, was sich schon darin zeigt, dass er mit Bedacht im Titelzusatz betont, er wolle lediglich „einige Über­einstimmungen“ zwischen „Wilden“ und „Neu­ro­tikern“ auf­zeigen. Im Vorwort weist er darauf hin, dass die von ihm ver­tretene Hypothese „am Ende recht unwahrscheinlich ausgefallen ist“[51]. Dennoch könne sie helfen, „bereits Bekanntes hier und dort in neuem Lichte zu sehen“[52]. Wie ist das zu verstehen? Freud selbst nennt seine Methode „analytisch“, und setzt sich damit bewusst von einem positivistisch-induktiven Zugang ab. Seine Vorgehens­wei­se lässt sich am ehesten mit der Allegorese ver­glei­chen. Er geht davon aus, dass Handlungen, Bräuche, Gedanken, etc. Zeichen sind, die je auf eine verborgene Bedeutung verweisen. Dies ist eines der zen­tralen Prinzipien der Psychoanalyse. So sind etwa Neurosen Epi­phänomene, die von seelischen Störungen herrühren. Sie verweisen als Zei­chen auf ein verdrängtes Trauma, welches in ihnen in codierter Form zum Aus­druck gebracht wird. Auch die Traumdeutung, die Analyse von Fehlleistungen und die Auslegung von Mythen, für die Freud bekannt ist, fußen allesamt auf der Grundannahme, dass sie in verschlüsselter Form eine ver­bor­gene Wahrheit ausdrücken. Verdrängte Ängste und unter­drück­te Trie­be werden ins Unterbewusste verbannt, bleiben aber in chiffrierter Form sichtbar. Doch, so die These, selbst wenn sie in den Ersatz­hand­lungen bis zur Unkennt­lichkeit verzerrt werden, verlieren sie nie den Verweis­cha­rakter auf ihren Ursprung. Aufgabe der Analyse ist es, diese Wahrheit wie­der aufzudecken[53].

Freud benötigt, ausgehend von diesen Prämissen, also keine syste­ma­tische Datensammlung, wie eine naturwissenschaftliche Beweis­füh­rung sie ver­langt. Vielmehr bedient er sich zur Untersuchung totemistischer Riten textkritischer Methoden. Er stellt sich aus einer Sammlung religionswissenschaftlicher Schriften, Augen­­zeu­gen­berichten, psycho­analy­tischen Konzepten und Einzelfällen einen neuen Text zusammen. Darauf folgt eine Allegorese, die versucht einen zweiten Text heraus­zufiltern, der im ersten in metaphorischer Form enthalten ist. In Freuds Fall ist dieser verborgene Text die Geschichte vom Urvatermord. In der englischen Literatur­wissen­schaft bezeichnet man diese Art von Textaus­legung, bei der man nach einem Schlüssel sucht, der alle offenen, un­klaren Stellen auflösen wird, bezeichnenderweise als paranoid reading. Lévi-Strauss bringt in Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft den selben Gedanken zum Ausdruck, wenn er sagt dass Freud zwei grund­verschiedene Dinge miteinander verwechselt: „In einem Fall schreitet man von der Erfahrung zu den Mythen und von den Mythen zur Struktur fort; im anderen Fall erfindet man einen Mythos, um die Fakten zu erklären, anders gesagt, man verhält sich wie der Kranke, statt ihn zu interpretieren“[54]

10 Schluss

‘It’s a mutual, joint-stock world, in all meridians. We cannibals must help these Christians.’

Herman Melville, Moby-Dick, or The Whale

Ich habe versucht zu zeigen, dass Freuds Abhandlung sowie im Inhalt als auch in der Form Schwierigkeiten aufweist: Seine deduktive Vor­ge­hensweise ist nicht systematisch und für wissen­schaftliche An­sprüche vollkommen ungenügend. Dazu zählen auch die feh­lende Verläss­lichkeit der Quellen, die unkritische Übernahme der mit Vor­urteilen be­hafteten religionswissenschaftlichen Tradition und eine lücken­hafte Beweisführung. Seine Argumentation ist einseitig insofern, als dass sie lediglich dazu dient, eine Hypothese zu bestätigen, ohne den Versuch einer Falsifikation.

Gleichzeitig wies ich darauf hin, dass Freud offenbar keinen wissen­schaft­lichen Anspruch erhebt, dass es ihm mög­licherweise weniger um eine objektive Wahrheit geht, als um eine psychologische, wie Evans-Pritchard es formuliert. Die psychoanalytischen und sozial-lamar­ckistischen Prämissen vorausgesetzt, bleibt es eine Stärke von Totem und Tabu, dass Freud einen einfachen Schlüssel liefert, mit dem sich eine Erklärung der Psyche des Individuums, genauso wie der menschlichen Kulturentwicklung angehen lässt. Dem anthro­po­lo­gi­schen Mythos des 19. Jahrhunderts fügt er seinen eigenen Mythos hinzu. Eine Geschichte, wie Evans-Pritchard sagt, „die nur ein Genie erfinden konnte, denn keinerlei Beweismaterial lässt sich beibringen, das sie bestätigte. Dennoch kann sie als psychologisch (oder virtuell) wahr gelten, nämlich so, wie ein Mythos wahr sein kann“[55]. Lévi-Strauss spricht Totem und Tabu ebenfalls jeden wissenschaftlichen Anspruch ab. Trotzdem findet auch er positive Seiten an Freuds Mythos vom Mord des Urvaters, denn er sei — als allegorische Auslegung — selbst wiederum eine Allegorie, die zwar keine Rückschlüsse auf die Vergangenheit, aber auf die Denkmuster der Gegenwart erlaube: „Wie alle Mythen lässt auch derjenige [Mythos], der in Totem und Tabu mit so dramatischer Kraft dargestellt wird, zwei Inter­pre­tationen zu. Vielleicht bringen sie symbolisch einen alten und hartnäckigen Traum zum Ausdruck. Und die Magie dieses Traums, seine Macht, das Denken der Menschen ohne ihr Wissen zu formen, kommen gerade daher, dass die Taten, die er beschwört, niemals begangen worden sind [...]. Die symbolischen Befriedigungen, in denen Freud zufolge die Sehnsucht nach dem Inzest ihren Ausdruck findet, erinnern also nicht an ein tatsächliches Ereignis. Sie sind etwas anderes und mehr als das: der ständige Ausdruck eines Wunsches nach Unordnung oder vielmehr nach Gegenordnung“[56]

11 Bibliographie

Primärtexte

Freud, Sigmund. “Totem und Tabu: Einige Übereinstimmungen im Seelenleben der Wilden und der Neurotiker” in Studienausgabe. Band 9. 5. Aufl. Frankfurt a.M., 1974: 287-444.

ders. “Das Unbehagen in der Kultur” in Studienausgabe. Band 9. 5. Aufl. Frankfurt a.M., 1974: 191-286.

ders. „Die Zukunft einer Illusion“ in Studienausgabe. Band 9. 5. Aufl. Frankfurt a.M., 1974: 135-190.

ders. “Massenpsychologie und Ich-Analyse” in Studienausgabe. Band 9. 5. Aufl. Frankfurt a.M., 1974: 61-134.

ders. „Zur Gewinnung des Feuers.“ in Studienausgabe. Band 9. 5. Aufl. Frankfurt a.M., 1974: 449-454.

Sekundärtexte

Kippenberg, Hans G. Die Entdeckung der Religionsgeschichte: Religions­wissen­schaft und Moderne. München, 1997.

Kohl, Karl-Heinz. Abwehr und Verlangen: Zur Geschichte der Ethnologie. Frankfurt a.M., 1987.

Leach, Edmund [Hrsg]. The Structural Study of Myth and Totemism. London, 1974.

Lévi-Strauss, Claude. Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft. Frankfurt a.M., 1993.

Pritchard, E.E. Theorien über Primitive Religionen. Frankfurt a.M., 1968.

Skorupski, John. Symbol and Theory: A Philosophical Study of Theories of Religion in Social Anthropology. Cambridge, 1976.

Wehner, Rüdiger und Gehring, Walter. Zoologie. 23. Aufl. Stuttgart, 1995.

Weitere Quellen

Cabeza de Vaca, Álvar N. „The Relation of Álvar Nuñez Cabeza de Vaca“ in Baym, Nina [ed.] The Norton Anthology of American Literature: Literature to 1620. 6. Aufl. New York, 2003.

Conrad, Joseph. The Heart of Darkness. London, 1994.

Kipling, Rudyard. Just-so Stories for Little Children. London, 1903.

Melville, Herman. Moby-Dick, or The Whale. New York, 1992.

Verne, Jules. 20.000 Meilen unter den Meeren. Frankfurt a.M., 2003.

Abkürzungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

[...]


[1] Freud. Massenpsychologie und Ich-Analyse. SA 9, 114.

[2] Evans-Pritchard, E.E. Theorien über Primitive Religionen. Frankfurt a.M., 1968: 79.

[3] Massenpsychologie und Ich-Analyse. SA 9, 114.

[4] Dieses Modell übernimmt er von Charles Darwin, vgl. Freud. Totem und Tabu. SA 9, 409.

[5] Ich übernehme hier Freuds Terminologie. In Bezug auf die Urhorde spricht er von „Männern“ einerseits, aber von „Weibchen“ andererseits: vgl. Totem und Tabu. SA 9, 195.

[6] Ich halte mich in dieser Arbeit an Freuds Text, in dem der Begriff „Totem“ im maskulinen Genus gebraucht wird.

[7] Das Unbehaben in der Kultur. SA 9, 195.

[8] In meiner Wiedergabe des De­generations- und Evolutionsmodells beziehe ich mich teilweise auf die Vor­lesung „Religion und Philosophie“ von Prof. Jens Halfwassen.

[9] Ich verwende die Begriffe „Wilde“, „Primitive“ und „Naturvölker“ etc. um mich auf das Bild der schriftlosen oder indigenen Völker, wie es sich die Anthropologie des 19.Jahrhundert von ihnen gemacht hatte und das Sigmund Freud als Vorlage dient, zu beziehen.

[10] Kippenberg, Hans G. Die Entdeckung der Religionsgeschichte: Religionswissenschaft und Moderne. München, 1997: 83.

[11] Zitiert nach: Totem und Tabu. SA 9, 390.

[12] Vgl. Freud. Die Zukunft einer Illusion. SA 9, 157.

[13] Vgl. Kohl, Karl-Heinz. Abwehr und Verlangen: Zur Geschichte der Ethnologie. Frankfurt a.M., 1987: 92.

[14] Ebd., 90.

[15] Evans-Pritchard, 45.

[16] Vgl. Kohl, 89.

[17] Vgl. ebd. 86.

[18] Evans-Pritchard, 44.

[19] Ebd., 40.

[20] Cabeza de Vaca, Álvar N. „The Relation of A.N. Cabeza de Vaca“ in Baym, Nina [ed.] The Norton Anthology of American Literatur e: Literature to 1620. 6. Ausgabe. New York, 2003: 61.

[21] Vgl. Kohl, 89.

[22] Vgl. ebd., 101.

[23] Totem und Tabu. SA 9, 409.

[24] Ebd., 298.

[25] Skorupski, John. Symbol and Theory: A Philosophical Study of Theories of Religion in Social Anthropology. Cambridge, 1976: 9f.

[26] Vgl. Evans-Pritchard, 57.

[27] Conrad, Joseph. The Heart of Darkness. London, 1994: 48.

[28] Tabu und Totem. SA 9, 409.

[29] Wehner, Rüdiger und Gehring, Walter. Zoologie. 23. Aufl. Stuttgart, 1995: 573.

[30] Tabu und Totem. SA 9, 438.

[31] Massenpsychologie und Ich-Analyse. SA 9, 115.

[32] Totem und Tabu. SA 9, 412.

[33] Dieser Schluss ist jedoch logisch nicht korrekt, denn selbst wenn die Kindheit Gemein­samkeiten mit unseren Vorfahren aufweist, müsste kritisch geprüft werden, welche dieser Übereinstimmungen tatsächlich zusammenhängen (und demnach Rückschlüsse aufeinander zulassen), und welche sich nur zufällig entsprechen. Problemlos wäre dies nur bei einer vollständigen Determination des Kindes durch die urzeitlichen Eigenschaften, doch selbst Freud kann dies nicht annehmen.

[34] Vgl. Kippenberg, 85.

[35] Totem und Tabu. SA 9, 412.

[36] Ebd.

[37] Ebd. SA 9, 414f.

[38] Massenpsychologie und Ich-Analyse. SA 9, 66.

[39] Ebd. SA 9, 71.

[40] Ebd. SA 9, 72.

[41] Vgl. ebd., 116.

[42] Totem und Tabu, SA 9, 297ff.

[43] Ebd., SA 9, 410.

[44] Ebd.

[45] Ebd. SA 9, 296.

[46] Vgl. Leach, Edmund. The str uctural study of myth and totemism . London, 1974: 163.

[47] Siehe Seite 10.

[48] Vgl. Evans-Pritchard, 42f.

[49] Tabu und Totem, SA 9, 412-416.

[50] Ebd., SA 9, 413.

[51] Ebd. SA 9, 292.

[52] Ebd. SA 9, 293.

[53] Für ein praktisches Beispiel siehe Freuds Deutung der Prometheussage in: „Zur Gewinnung des Feuers“. SA 9, 449-454.

[54] Lévi-Strauss, Claude. Die elementaren Strukturen der Verwandtschaft ¨.Frankfurt a.M., 1993: 657.

[55] Evans-Pritchard, 79.

[56] Lévi-Strauss, 656.

Final del extracto de 25 páginas

Detalles

Título
Der Wilde im Zettelkasten: Quellen, Einflüsse und Methode in Sigmund Freuds "Totem und Tabu"
Universidad
University of Heidelberg  (Religionswissenschaft)
Curso
Kultisches Mahl
Calificación
1,5
Autor
Año
2005
Páginas
25
No. de catálogo
V45799
ISBN (Ebook)
9783638431422
Tamaño de fichero
545 KB
Idioma
Alemán
Notas
Evans-Pritchard hat es als Märchen bezeichnet, Lévi-Strauss als modernen Mythos. Die beiden Anthropologen beim Wort nehmend, nehme ich mir Freuds Abhandlung unter literaturwissenschaftlichen Aspekten vor. So wie sich Freud zufolge in der Mythologie die Wahrheit allegorisch zeigt, muss auch sein Text unter literarischen Vorzeichen betrachtet werden: als narrative Fortschreibung des Totemismus und anderer Phantasien der Ethnologie des 19. Jahrhunderts.
Palabras clave
Wilde, Zettelkasten, Quellen, Einflüsse, Methode, Sigmund, Freuds, Totem, Tabu, Kultisches, Mahl
Citar trabajo
Jens Rymes (Autor), 2005, Der Wilde im Zettelkasten: Quellen, Einflüsse und Methode in Sigmund Freuds "Totem und Tabu", Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45799

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