Verhaltenstherapie und Musiktherapie für Kinder mit Autismus. Methoden und Wirkungsweise der beiden Interventionen


Fachbuch, 2019

67 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1 Einleitung

2 Autistische Störungen
2.1 Geschichte des Begriffes „Autismus“ – ein Überblick
2.2 Klassifikation nach ICD-10 und DSM-V
2.3 Formen autistischer Störungen und ihre Symptomatik
2.4 Autistische Störungen und Intelligenz
2.5 Ursachenforschung und der Aufbau von Interventionen

3 Verhaltenstherapeutische Interventionen bei autistischen Störungen
3.1 Grundlagen der Verhaltenstherapie
3.2 Vier ausgewählte Methoden der Verhaltenstherapie
3.3 Zwischenfazit

4 Musiktherapeutische Interventionen bei autistischen Störungen
4.1 Grundlagen der Musiktherapie
4.2 Vier ausgewählte Prinzipien der Musiktherapie
4.3 Zwischenfazit

5 Vergleich der Verhaltenstherapie und der Musiktherapie
5.1 Gemeinsamkeiten
5.2 Unterschiede

6 Diskussion und Ausblick

Literatur- und Quellenverzeichnis

Literatur

Internetquellen

Anhang

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Richtet man einen Blick auf die Anzahl der Veröffentlichungen, die zu dem Thema Autismus bzw. Autismus-Spektrum-Störung in den vergangenen Jahren erschienen sind, dann wird deutlich, dass dieses Thema von aktueller Relevanz ist. Gerade im Bereich der Therapie autistischer Störungen wurden in den letzten Jahren einige Forschungen betrieben und Kataloge mit evidenzbasierten Therapiemethoden veröffentlicht (vgl. Bernard-Opitz 2015, S. 13). Die vorliegende Arbeit befasst sich mit zwei ausgewählten Therapiemöglichkeiten zur Behandlung autistischer Störungen.

Autismus zählt zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen und ist gekennzeichnet durch eine zentrale Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung. Autistische Kinder fallen zunächst meist durch ihre Selbstbezogenheit auf, sie leben in ihrer eigenen Welt und scheinen sich vom Alltagsgeschehen abzukapseln. Autistischen Kindern fällt es schwer, sich selbst, ihre Umwelt und die darin lebenden Individuen zu verstehen (vgl. Theunissen 2014, S. 13). Autistische Störungen können zu den wohl schwersten psychischen Erkrankungen des Kindesalters gezählt werden. Die Symptome verursachen dabei einen Zustand, in dem die soziale Interaktion und Kommunikation beeinträchtigt ist sowie repetitive und stereotype Verhaltensweisen auftreten. Der Schweregrad der Symptome variiert dabei „von geistig behinderten Kindern ohne Sprachentwicklung mit massiver autistischer Symptomatik bis hin zu überdurchschnittlich begabten Personen mit schwächerer autistischer Symptomatik mit einer sehr gut entwickelten Sprache“ (Sinzig 2011, Vorwort). Außerdem können zur autistischen Störung komorbide Erkrankungen auftreten, die das autistische Kind noch zusätzlich beeinträchtigen. Die normale Entwicklung des Kindes ist durch die genannten Beeinträchtigungen gestört bzw. gehemmt. Darunter zählt beispielsweise die Sprachentwicklung oder der Beziehungsaufbau zu anderen Individuen. Allgemein sind besonders alle Entwicklungsbereiche, die mit sozialem Lernen in Verbindung stehen, beeinträchtigt. Da die Ursachenforschung im Bereich autistischer Störungen noch nicht abgeschlossen ist, existieren bislang keine Therapien, die eine Heilung der Störung versprechen. Jedoch gibt es einige Möglichkeiten die Symptome der beeinträchtigten Kinder zu lindern, um ihnen zu einem, in ihrem Rahmen möglichen, selbstbestimmten Leben zu verhelfen. Dabei wird empfohlen die Therapie so früh wie möglich zu beginnen, da dies von zentraler Bedeutung für die Erfolgsaussichten sei (vgl. Remschmidt und Kamp-Becker 2008, S. 139). Die Kinder können so in ihrer Entwicklung von Anfang an begleitet und in kritischen Entwicklungsaufgaben unterstützt werden. Aus diesem Grund beziehe ich mich in meiner Arbeit ausschließlich auf die Behandlung autistischer Kinder, wobei dies nicht den Eindruck erwecken soll, dass nur Kinder therapiert werden können. Auch für erwachsene, autistische Menschen gibt es Möglichkeiten der Therapie.

Die Therapie autistischer Störungen stellt im Allgemeinen kein klassisches Feld der Sozialen Arbeit dar, sondern ist eher ein Aufgabenfeld der Psychiatrie. Dennoch trifft man auch im Rahmen des Aufgabenfeldes der Sozialen Arbeit auf autistische Menschen. Arbeitsfelder, in denen Sozialarbeiter1 autistischen Menschen begegnen, sind zum Beispiel Behindertenwerkstätten, sozialpädagogische Tageseinrichtungen, Schulen mit Förderschwerpunkten der sozialen, emotionalen Entwicklung und des Lernens oder aber auch in Wohnheimen für Menschen mit Behinderungen.

Im Rahmen meiner beruflichen Nebentätigkeit in einem Wohnheim für Menschen mit geistiger Behinderung, wurde meine Aufmerksamkeit von einem jungen, autistischen Mann geweckt und in diesem Zusammenhang auch mein Interesse an diesem Thema. Genauer befassen möchte ich mich in meiner Arbeit mit zwei möglichen Interventionsmethoden in der Behandlung autistischer Störungen. Explizit werde ich die verhaltenstherapeutisch ausgerichteten Interventionen und die musiktherapeutisch ausgerichteten Interventionen in Bezug auf die Behandlung autistischer Störungen an Hand von ausgewählten Methoden und Prinzipien darstellen. Dabei erhebe ich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit aller angewandten Methoden und Techniken. Die exemplarisch ausgewählten Methoden und Prinzipien sollen lediglich die Anwendung der unterschiedlichen Therapien veranschaulichen. Bevor ich auf die einzelnen Therapieformen genauer eingehe, werde ich allgemein grundlegende Informationen zum Thema Autismus darlegen und die wichtigsten Formen des Autismus definieren. Darauf folgend werden, wie bereits erwähnt, die Verhaltenstherapie und die Musiktherapie in Anwendung auf die Behandlung autistischer Störungen untersucht und anschließend miteinander verglichen. Hierbei werde ich meinen Fokus auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede der zwei Therapieformen legen, sowohl in der Herangehensweise, als auch der möglichen Wirkungen der Therapien. Einerseits möchte ich die Wirkungsweise der Therapieformen offenlegen und andererseits auf die Wirkungsziele eingehen. Auf welche Art und Weise wirken die beiden Therapieformen bei autistischen Kindern und was bewirken diese? In einer abschließenden Diskussion werde ich meine eigene Stellungnahme zu den verschiedenen Therapieformen einbringen und genauer auf die Relevanz der Thematik für die Profession der Sozialen Arbeit eingehen.

2 Autistische Störungen

Autismus, autistische Störung oder Autismus-Spektrum-Störung, es kursieren mittlerweile viele verschiedene Begrifflichkeiten, die letzten Endes dasselbe Krankheitsbild beschreiben und sich mit der gleichen Thematik befassen. Durch Weiterentwicklungen in der Forschung, unterliegt dieses Krankheitsbild jedoch immer wieder einer Veränderung, von einer Konkretisierung und Spezifizierung bestimmter Kernsymptomen bis hin zu einem Aufbruch der starren Sichtweise auf konkrete Syndrome und die Vorstellung eines Krankheitsspektrums. In der folgenden Arbeit werde ich den Begriff der autistischen Störung verwenden, um alle Formen der Autismus-Spektrum-Störung damit einzuschließen.

In dem nun folgenden Kapitel wird es unter anderem um den Begriff des Autismus gehen und wie dieser bzw. die Entwicklungsstörung in den Diagnoseklassifikationssystemen definiert wird. Es wird auf die speziellen Symptome der autistischen Störungen eingegangen, sowie auf Formen der autistischen Störung. In komprimierter Form wird zudem Bezug auf die Intelligenz bei autistischen Störungen, die Ursachenforschung der Störung und den Aufbau von Interventionen genommen.

2.1 Geschichte des Begriffes „Autismus“ – ein Überblick

Der Begriff Autismus leitet sich von dem griechischen Wort „autos“ ab und bedeutet „selbst“. Von seiner etymologischen Abstammung ausgehend weist der Begriff somit auf die wohl offensichtlichsten Merkmale autistischer Menschen hin, ihre Selbstbezogenheit und Abkehr von der sie umgebenden Umwelt. Autismus wird auch als eine Wahrnehmungs- und Informationsverarbeitungsstörung bezeichnet, „die durch eine Verzögerung und Abweichung in der Entwicklung von sozialen, kommunikativen und anderen Fähigkeiten gekennzeichnet [ist]“ (Remschmidt und Kamp-Becker 2008, S. 135).

Der Begriff wurde erstmalig 1911 von Eugen Bleuler, einem Schweizer Psychiater für eine Symptomatik bei schizophrenen Psychosen eingeführt. In diesem Kontext verstand Bleuler den Begriff des Autismus als eine Art Grundsymptom der Schizophrenie, und beschrieb damit den egozentrischen Rückzug seiner Patienten (vgl. Poustka et al. 2008, S. 5). Menschen mit dieser Symptomatik lösen sich von der Wirklichkeit und ziehen sich in eine Art Binnenwelt zurück. Damit beschreibt Bleuler schon damals die typischen Symptome von autistischen Störungen, allerdings ausschließlich in Bezug auf schizophren Erkrankte. Über dreißig Jahre später publizierten Leo Kanner (1943), ein Kinderpsychiater aus den USA, und Hans Asperger (1944), ein Pädiater aus Österreich, unabhängig voneinander auf der Grundlage von Bleulers Definition eine neue Begriffserklärung des Autismus. Sie sahen den Autismus als eine psychische Störung bei Kindern und Jugendlichen, als ein eigenständiges Krankheitsbild und nicht als Unterform der Schizophrenie wie bei Bleuler. Kanner begründete zu dieser Zeit den Begriff des „frühkindlichen Autismus“. Asperger hingegen, dessen Forschungen große Überschneidungen mit denen Leo Kanners aufwiesen, prägte den Begriff des „Asperger-Syndroms“ (von Asperger als „autistische Psychopathie“ benannt). Auf beide Begriffe wird in Kapitel 2.3 noch näher eingegangen. Fest steht jedenfalls, dass sowohl Kanner als auch Asperger bereits mit ihren Definitionsversuchen grundlegende Symptomatiken der heute geltenden Definitionen beinhalteten (vgl. Myschker 2005, S. 434 und Poustka 2009, S. 332).

Heute zählt Autismus zu den „Tiefgreifenden Entwicklungsstörungen“ und wird in verschiedenen Klassifikationssystemen, wie der Internationalen Statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD) und dem Diagnostischen und Statistischen Manual Psychischer Störungen (DSM) aufgeführt, auf die im folgenden Kapitel näher eingegangen wird. Hierin wird unterschieden in den Frühkindlichen Autismus, den Atypischen Autismus, das Asperger-Syndrom, das Rett-Syndrom, andere desintegrative Störungen des Kindesalters, die überaktive Störung mit Intelligenzminderung und Bewegungsstereotypien, sonstige tief greifende Entwicklungsstörungen sowie weitere tief greifende Entwicklungsstörungen, die nicht näher bezeichnet sind (vgl. DIMDI 2016, S. 222f.). Seit 2013 wird auch der Begriff der Autismus-Spektrum-Störung, der im Folgenden noch genauer betrachtet wird, verwendet. Dieser Begriff fasst alle Formen des Autismus zusammen und bezieht sich grundsätzlich auf den Frühkindlichen Autismus, den Atypischen Autismus und das Asperger-Syndrom.

2.2 Klassifikation nach ICD-10 und DSM-V

Zur Klassifikation von autistischen Störungen stehen mehrere Klassifikationssysteme zur Verfügung. Die zwei gängigsten Klassifikationssysteme, die ICD und das DSM, sollen hier vorgestellt werden. Die Abkürzung ICD steht für „International Statistical Classification of Diseases and Related Health Problems”2 und ist ein Diagnoseklassifikationssystem der Medizin für Krankheiten und Gesundheits­störungen, das von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) herausgegeben wird. Das ICD hat sich als Klassifikationssystem im deutschsprachigen Raum eher durchgesetzt. Seit 1992 liegt die 10. Auflage des Klassifikationssystems vor, die je nach Forschungsstand immer wieder überarbeitet und aktualisiert wird. Derzeit wird an einer 11. Auflage gearbeitet, die 2018 verabschiedet werden soll. Autismus wird in der ICD-10 unter die “Tiefgreifenden Entwicklungsstörungen” eingeordnet und wie folgt definiert:

“Diese Gruppe von Störungen ist gekennzeichnet durch qualitative Abweichungen in den wechselseitigen sozialen Interaktionen und Kommunikationsmustern und durch ein eingeschränktes, stereotypes, sich wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitäten. Diese qualitativen Auffälligkeiten sind in allen Situationen ein grundlegendes Funktionsmerkmal des betroffenen Kindes.”

(DIMDI 2016, S. 222)

Die “Tiefgreifenden Entwicklungsstörungen” werden im ICD-10 ferner kategorial in weitere Syndrome klassifiziert. Die zur Autismus-Spektrum-Störung zählenden tiefgreifenden Entwicklungsstörungen sind:

F84.0: frühkindlicher Autismus

F84.1: atypischer Autismus

F84.5: Asperger-Syndrom

Für die Diagnose der jeweiligen Syndrome müssen teilweise unterschiedliche Merkmale gegeben sein, auf die in Kapitel 2.3 näher eingegangen wird.

Ein zweites gängiges Klassifikationssystem ist das DSM, das in der Psychologie Anwendung zur Klassifikation psychischer Störungen findet und von der American Psychiatric Association (APA) herausgegeben wird. DSM steht für “Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders“3 und ist vorwiegend im anglo-amerikanischen Raum verbreitet. Seit 2013 (in Deutschland seit 2015) liegt das DSM-V als fünfte Auflage vor. Im Gegensatz zum DSM-IV, das autistische Störungen analog zum ICD-10 unter die “Tiefgreifenden Entwicklungsstörungen” einordnete und weiter kategorial in die genannten Syndrome klassifizierte, kommen die Unterkategorien des Autismus im DSM-V nicht mehr vor. Im DSM-V ist vielmehr von der „Autismus-Spektrum-Störung“ die Rede. Dabei wird davon ausgegangen, dass es sich bei autistischen Störungen nicht um unterschiedliche voneinander klar abzugrenzende Störungsbilder handelt, sondern vielmehr um eine Spektrumserkrankung mit folgenden drei Kernsymptomen (auch Symptomtriade genannt), die auch in der grundlegenden Definition der tiefgreifenden Entwicklungsstörungen in der ICD-10 genannt werden:

- Qualitative Beeinträchtigung der wechselseitigen sozialen Interaktion
- Qualitative Beeinträchtigung der Kommunikation
- Stereotypes Repertoire von Interessen und Aktivitäten (vgl. Theunissen 2014, S. 13f.)

Das DSM-V verzichtet somit auf eine Einteilung “autistischer Syndrome“ (vgl. Theunissen 2014, S. 24). Die Autismus-Spektrum-Störung reicht demnach “von geistig behinderten Kindern ohne Sprachentwicklung hin zu überdurchschnittlich begabten Personen mit einer sehr gut entwickelten Sprache” (Sinzig und Schmidt 2008, S. 174). Unter die Autismus-Spektrum-Störungen werden insbesondere die nach der ICD-10 klassifizierten Syndrome des frühkindlichen Autismus (F 84.0), des Asperger-Syndroms (F 84.5) und des atypischen Autismus (F 84.1) gefasst (vgl. Remschmidt und Kamp-Becker 2008, S. 135). Zusätzlich wird im DSM-V auf die Kombinationen von Autismus-Spektrum-Störung mit Leitsymptomen anderer psychischer Störungen eingegangen, sodass „medizinische Krankheitsfaktoren, die üblicherweise mit einer Autismus-Spektrum-Störung in Zusammenhang stehen, [..] als Zusatzcodierung 'In Verbindung mit einer Bekannten Körperlichen Erkrankung, Genetischen oder Umweltbedingung' [sic] vermerkt werden“ (APA 2015, S. 76) sollten. Es gibt demnach zusätzliche Codes für Komorbiditäten, wie z.B. Epilepsie, Aufmerksamkeitsstörungen oder Intelligenzminderung.

Im Vergleich ist festzustellen, dass das DSM-V das Kontinuum der Autismusstörung betont und auf die Bezeichnung besonderer Syndrome verzichtet, um eine Grenzziehung der Begrifflichkeiten zu umgehen. So kann deutlich gemacht werden, dass es nur graduelle Unterschiede zwischen den einzelnen Formen des Autismus gibt. Diese neue Betrachtungsweise der autistischen Störungen als Spektrumsstörung wird derzeit noch stark diskutiert. Da das ICD-10 im deutschsprachigen Raum dominiert und sich die neue Betrachtungsweise des DSM-V einer Spektrumskrankheit noch nicht vollständig durchgesetzt hat, wird in der nachfolgenden Arbeit Bezug auf die ursprüngliche, kategoriale Klassifikation von autistischen Störungen nach dem ICD-10 genommen.

2.3 Formen autistischer Störungen und ihre Symptomatik

Im folgenden Abschnitt soll nun näher auf die drei häufigsten, tiefgreifenden Entwicklungsstörungen, den frühkindlichen Autismus, das Asperger Syndrom und den atypischen Autismus, eingegangen werden. Diese Formen des Autismus zählen, wie bereits erwähnt, unter die Autismus-Spektrum-Störung nach dem DSM-V.

2.3.1 Frühkindlicher Autismus (F 84.0)

Die Form des frühkindlichen Autismus ist nach der ICD-10 „durch eine abnorme oder beeinträchtigte Entwicklung definiert, die sich vor dem dritten Lebensjahr manifestiert. Sie ist außerdem gekennzeichnet durch ein charakteristisches Muster abnormer Funktionen in den folgenden psychopathologischen Bereichen: in der sozialen Interaktion, der Kommunikation und im eingeschränkten stereotyp repetitiven Verhalten“ (DIMDI 2016, S. 222). Kinder mit der Diagnose des frühkindlichen Autismus erfüllen somit alle drei genannten Kernsymptome der Autismus-Spektrum-Störung. Sie haben demnach qualitative Beeinträchtigungen in der wechselseitigen sozialen Interaktion mit ihrer Umwelt. Dies umfasst Beeinträchtigungen bei Blickkontakt, Mimik, Körperhaltung und Gestik zur Regulation von sozialen Interaktionen. Mit anderen Worten, das nonverbale Verhalten ist eingeschränkt. Diese Kinder sind zudem unfähig, entwicklungsgemäße Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen. Sie haben oft keine Freundschaften bzw. auch kein Interesse an anderen Menschen und reagieren nicht oder negativ auf Annäherungen anderer. Kinder mit frühkindlichem Autismus sind nicht in der Lage, Phantasie- oder Gruppenspiele zu spielen oder sich an Aktivitäten mit Gleichaltrigen zu beteiligen. Initiative zur sozialen Interaktion zeigen diese Kinder von sich aus quasi nicht. Des Weiteren sind Kinder mit frühkindlichem Autismus unfähig sozio-emotionale Gegenseitigkeit zu verspüren. Sie spenden keinen Trost und lassen sich auch nicht trösten. Insgesamt ist ein Mangel an einem Austausch von Zärtlichkeiten zu verzeichnen. Diese Kinder strecken oftmals auch die Arme nicht entgegen, um auf den Arm genommen zu werden. Der Körperkontakt zu einer anderen Person wird häufig nur zu Verständigungszwecken gesucht, um dieser Person beispielsweise zu zeigen, was das autistische Kind für Bedürfnisse hat. So kann es sein, dass ein Kind mit frühkindlichem Autismus abends die Hand der Mutter ergreift und sie in sein Zimmer führt, um zu verdeutlichen, dass es müde ist und zu Bett gebracht werden möchte. Allgemein ist es den autistischen Kindern nicht oder kaum möglich, Empathie und damit Mitgefühl zu verstehen und zu verspüren, da sie selbst in ihrer eigenen Wahrnehmung eingeschränkt sind. Weiterhin fällt es Kindern mit früh­kindlichem Autismus schwer spontan Freude, Interessen oder auch Erfolge mit anderen zu teilen. Es findet keine geteilte Aufmerksamkeit mit anderen statt, das beinhaltet auch, dass die Aufmerksamkeit anderer nicht gelenkt wird, um beispielsweise die gegenüberstehende Person aufzufordern einen Gegenstand zu reichen. Die autistischen Kinder zeigen, bringen oder erklären zudem oftmals keine Dinge, die für sie von Bedeutung sind bzw. sein könnten (vgl. Poustka et al. 2008, S. 54 und Theunissen 2014, S. 13).

Eine qualitative Beeinträchtigung der Kommunikation bezieht sich auf eine Entwicklungsstörung der gesprochenen Sprache, wobei keine Kompensation durch Gestik und Mimik stattfindet. Nicken, Kopfschütteln, Deuten, um ein Interesse zu bekunden, all diese Gesten sind beim frühkindlichen Autismus nicht oder kaum vorhanden. Die Entwicklung der Sprache setzt hierbei entweder verzögert ein oder bleibt ganz aus. Dies äußert sich zum Beispiel darin, dass diese Kinder relativ unfähig darin sind, eine Konversation zu beginnen oder fortzuführen. Es findet kein soziales Lautieren und Plaudern statt, keine wechselseitige Kommunikation und auch keine Gespräche, die das Interesse am Gegenüber ausdrücken könnten. Außerdem ist eine stereotype und repetitive oder eigentümliche Verwendung der Sprache zu beobachten. Dies umfasst stereotype Lautäußerungen, d.h. die häufige Verwendung gleicher Laute, Wörter oder Sätze in ständiger Wiederholung, und verzögerte Echolalie4. Zusätzlich zu dieser Subkategorie zählen die Merkmale, dass die Betroffenen unangepasste Fragen stellen und oftmals Neologismen5 und/oder idiosynkratische Sprache6 bilden. Obendrein ist bei Kindern mit frühkindlichem Autismus ein Mangel an spontanen Als-ob-Spielen (Symbolspielen) bzw. sozialen Interaktionsspielen7 zu beobachten. Es werden in diesem Zusammenhang keine Handlungen spontan imitiert und es findet auch kein phantasievolles oder imitierendes soziales Spiel statt (vgl. Poustka et al. 2008, S. 54f. und Theunissen 2014, S. 13f.).

Zuletzt wird in der Definition des ICD-10 das Merkmal eines eingeschränkten stereotypen repetitiven Verhaltens genannt. Frühkindliche Autisten beschäftigen sich demnach umfassend mit stereotypen und begrenzten Interessen, wobei der Inhalt der Beschäftigung und die Intensität abnorm sind. So kann es sein, dass Autisten sich enorm lange mit ein und derselben Sache beschäftigen können, sei es zum Beispiel das An- und Ausschalten des Lichtes über einen Lichtschalter. Außerdem halten Autisten auffällig starr an bestimmten nichtfunktionalen Gewohnheiten oder Ritualen fest. Gemeint sind hier sich immer wiederholende Verhaltensweisen, wie beispielsweise ritualisierte Abläufe beim Zu-Bett-Gehen, wobei der Ablauf genauestens strukturiert ist. Es besteht in diesem Zusammenhang ein Widerstand gegenüber geringfügigen Veränderungen im Tagesablauf, sowie gegenüber Veränderungen in der persönlichen Umgebungen des autistischen Kindes. Zwänge, Handlungsrituale und auch Wortrituale sind die Folge. Weiterhin sind unter diesem Merkmal stereotype und repetitive motorische Manierismen zu zählen, also komplexe oft bizarr aussehende Bewegungen einzelner Körperteile oder des ganzen Körpers, die sich oftmals wiederholen. Bei autistischen Kindern sind oftmals Hand- und Fingermanierismen zu beobachten, wie das Schnippen mit Fingern o.Ä.. Hinzukommend beschäftigen sich frühkindliche Autisten vorrangig mit Teilobjekten oder nicht funktionalen Elementen von Gegenständen. Gemeint sind hier ungewöhnliche sensorische Interessen bezüglich des Geruchs, der Oberflächenbeschaffenheit oder auch des Geruchs eines Gegenstandes (vgl. Poustka et al. 2008, S. 55 und Theunissen 2014, S. 14).

Die genannten Merkmale müssen für eine Diagnose des frühkindlichen Autismus nicht alle gegeben sein, allerdings müssen mindestens zwei Merkmale aus dem Bereich der sozialen Interaktion zutreffen, sowie jeweils ein Merkmal aus dem Bereich der Kommunikation und des repetitiven, stereotypen Verhaltens (vgl. Poustka et al. 2008, S. 55f.). „Neben diesen spezifischen diagnostischen Merkmalen zeigt sich häufig eine Vielzahl unspezifischer Probleme, wie Phobien, Schlaf- und Essstörungen, Wutausbrüche und (autodestruktive) Aggression.“ (DIMDI 2016, S. 222). Diese Form des Autismus wird unter anderem auch als „Kanner-Syndrom“, „Infantiler Autismus“ oder als „Frühkindliche Psychose“ bezeichnet.

2.3.2 Atypischer Autismus (F 84.1)

Der Atypische Autismus „unterscheidet sich vom frühkindlichen Autismus entweder durch das Alter bei Krankheitsbeginn oder dadurch, dass die diagnostischen Kriterien nicht in allen genannten Bereichen erfüllt werden“ (DIMDI 2016, S. 222). Das bedeutet, nicht in allen psychopathologischen Bereichen, die für eine Diagnose Autismus erforderlich sind (qualitative Beeinträchtigung der wechselseitigen sozialen Interaktion, der Kommunikation, sowie repetitive, stereotype und ritualisierte Verhaltensweisen), sind Auffälligkeiten nachweisbar. Die Diagnose wird auch dann erstellt, wenn charakteristische Abweichungen auf anderen Gebieten vorliegen. Autisten mit atypischem Autismus erfüllen damit die Diagnosekriterien des frühkindlichen Autismus nicht vollständig, legen jedoch typische Auffälligkeiten des frühkindlichen Autismus an den Tag. Die Symptome können sich dabei bereits vor dem dritten Lebensjahr oder erst nach dem dritten Lebensjahr manifestieren. In der Regel wird diese Form des Autismus aber dann diagnostiziert, wenn sich die beeinträchtigte oder abnorme Entwicklung erst nach dem dritten Lebensjahr manifestiert. „Atypischer Autismus tritt sehr häufig bei schwer retardierten bzw. unter einer schweren rezeptiven Störung der Sprachentwicklung leidenden Patienten auf.“ (DIMDI 2016, S. 222). Der Atypische Autismus wird auch als „Atypische kindliche Psychose“ oder „Intelligenzminderung mit autistischen Zügen“ bezeichnet.

2.3.3 Asperger-Syndrom (F 84.5)

Diese Form der autistischen Störungen gilt auch als leichte Form des Autismus. Wie beim frühkindlichen Autismus weist das Asperger-Syndrom die Merkmale der qualitativen Abweichung der wechselseitigen sozialen Interaktion, sowie ein eingeschränktes, stereotypes Repertoire an Interessen und Aktivitäten auf. Im Unterschied zum frühkindlichen Autismus hingegen tritt beim Asperger-Syndrom keine allgemeine Entwicklungsverzögerung bzw. kein Entwicklungsrückstand der Sprache und der kognitiven Entwicklung auf (vgl. DIMDI 2016, S. 223). Das adaptive Verhalten und die Selbstständigkeit müssen in den ersten drei Lebensjahren einer als normal anzusehenden intellektuellen Entwicklung entsprechen (vgl. Poustka et al. 2008, S. 56).

Das eingeschränkte stereotype Repertoire an Interessen und Aktivitäten äußert sich bei Asperger-Autisten häufig durch extremes Interesse für spezielle Themengebiete, wie z.B. Fahrpläne oder Telefonbücher, oder Objekte, wie Fernsehapparate. Das extreme Interesse an diesen Dingen wird oftmals über die sozialen Kontakte gestellt oder in Gesprächen als Gesprächsthema fokussiert. Des Weiteren geht das Asperger-Syndrom oftmals mit einer auffallenden Ungeschicklichkeit einher, die bis in die Adoleszenz und das Erwachsenenalter andauern kann (vgl. DIMDI 2016, S. 223). Ein anderer Begriff für diese Form der Störung ist „Autistische Psychopathie“.

Zur weiteren Veranschaulichung anschließend noch eine eigene tabellarische Aufführung der Syndrome:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Um eine Diagnose zu stellen, gibt es viele unterschiedliche Checklisten. Die international vermutlich bekannteste Checkliste, ist die Checklist for Autism in Toddlers (CHAT), die von Baron-Cohen et al. (1992) erarbeitet wurde (vgl. Poustka et al. 2008, S. 141). Diese Checkliste wurde ins Deutsche übersetzt, erweitert und modifiziert. Sie stellt einen umfassenden Elternfragebogen dar, mit dessen Hilfe es möglich ist, die frühen Symptome autistischer Störungen im Alter von 24 Monaten zu erfassen. Ein Exemplar der Checkliste findet sich im Anhang.

2.4 Autistische Störungen und Intelligenz

Die autistischen Störungen sind psychische Störungen, die auffallend oft mit anderen psychischen und physischen Problemen assoziiert werden. Dabei gehen diese häufig mit einer Intelligenzminderung bzw. einer intellektuellen Beeinträchtigung einher. Laut Poustka et al. (2008, S. 20f.) lassen Studien der letzten Jahre den Schluss zu, dass die Komorbidität zwischen autistischen Störungen und Intelligenzminderung zwischen 25 und 50% liegt. Diese Intelligenzminderung führt damit bei einem Intelligenzquotienten (IQ) von weniger als 50 ausnahmslos zu einem niedrigen Funktionsniveau und ruft schwerwiegende Verhaltensprobleme hervor, wie zum Beispiel Zwänge, Ängste, Depressionen und die Resistenz gegenüber Veränderungen (vgl. Bölte 2011, S. 592). Somit kann man sagen, dass ein geringes Intelligenzniveau mit Schwierigkeiten beispielsweise beim Lernen, bei dem Erlangen sozialer Unabhängigkeit und dem Ausüben eines Berufes verbunden ist. Daher ist das Intelligenzniveau des autistischen Kindes in der Behandlung sowohl mit Hilfe von verhaltenstherapeutischen, als auch musiktherapeutischen Interventionen ausschlaggebend für die Zielsetzung und infolgedessen wichtig zu berücksichtigen. Kinder mit Asperger-Syndrom weisen zumeist ein normales bis überdurchschnittliches Intelligenzniveau auf und bilden somit das obere Ende der Skala von Autismus-Spektrum-Störungen. Im Gegensatz hierzu bildet das hintere Ende der Skala der frühkindliche Autismus, „da [diese Kinder] in 75 bis 80% der Fälle durch eine deutliche Intelligenzminderung gekennzeichnet [sind]“ (Goldberg und Edelson, 2006, zitiert nach Bernard-Opitz 2015, S. 24). Beim frühkindlichen Autismus wird noch weiter differenziert zwischen einem hohen Funktionsniveau (sog. „high functioning“) und einem niedrigen Funktionsniveau (sog. „low functioning“), der betroffenen Kinder. Dies bedeutet, dass es Kinder mit frühkindlichem Autismus gibt, die in ihrer Intelligenz eher eingeschränkt sind, aber auch andere, die eine relativ hohe Intelligenz aufweisen. Frühkindlicher Autismus ohne eine geistige Behinderung (IQ > 70) oder mindestens mit einer durchschnittlichen Intelligenz (IQ > 85) werden daher oftmals als High-Functioning Autism bezeichnet. Dies ist aber keine offizielle Diagnoseklassifikation, sondern ein eher inoffizieller Begriff, weswegen hier nicht näher darauf eingegangen wird (vgl. Poustka et al. 2008, S. 11).

Je nach Intelligenzniveau unterscheiden sich die Therapieprogramme in ihren Ansätzen. Bei autistischen Kindern mit einem hohen Funktions- und Intelligenzniveau liegt der Fokus eher auf der Entwicklung des Sozialverhaltens, der Selbstständigkeit, der emotionalen Intelligenz, der Selbstkontrolle und der Kompensation von Lernschwächen. Dahingegen steht bei autistischen Kindern mit einem niedrigen Entwicklungsniveau der Aufbau von Blickkontakt, einfacher Kommunikation, Nachahmung und Spiel im Vordergrund (vgl. Bernard-Opitz 2015, S. 24).

2.5 Ursachenforschung und der Aufbau von Interventionen

Die Ursache bzw. Ursachen für autistische Störungen sind nach heutigem Wissensstand noch immer nicht ausreichend geklärt. Fest steht nur, dass sie sich nicht durch eine Ursache erklären lassen, sondern mehrdimensionale Faktoren ausschlaggebend sind. Nach vielfältigen Forschungen gibt es heute keine Zweifel mehr daran, dass den autistischen Störungen eine biologische Pathogenese zu Grunde liegt. Nach Remschmidt und Kamp-Becker (2008, S. 135 f.) sprechen die bislang vorliegenden Ergebnisse für die Beteiligung folgender Faktoren, sowie die Möglichkeit einer Wechselwirkung zwischen diesen Faktoren:

- genetische Faktoren
- assoziierte körperliche Erkrankungen
- Hirnschädigungen bzw. Hirnfunktionsstörungen
- biochemische Anomalien
- neuropsychologische Defizite

Aufgrund der noch nicht ausreichend erforschten Ursachen der autistischen Störungen, gibt es bis heute keine ursachenbasierte Behandlung für tiefgreifende Entwicklungsstörungen. Alle Behandlungs- und Interventionsformen setzen bei den Symptomen der autistischen Störung an. Ziel ist es, je nach Ausprägungsgrad der Störung, die soziale Wahrnehmung, die Kommunikations- und Interaktionsfähigkeit, das Spielverhalten, die Emotionsregulation und die Problemlösefähigkeit, sowie die Generalisierungsfähigkeit zu verbessern (vgl. Sinzig und Schmidt 2008, S.183). Das Hauptziel der Therapiering ist also die Beeinträchtigung des jeweils Betroffenen so gering wie möglich zu halten bzw. zu verbessern. Den Betroffenen soll eine größtmögliche Selbstständigkeit und Lebenszufriedenheit ermöglicht werden, ihre Handlungsspielräume und Ausdrucksmöglichkeiten sollen erweitert und somit letztendlich eine bestmögliche soziale Integration gewährleistet werden. Generell sollte eine Behandlung der autistischen Störung so früh wie möglich einsetzen, um die Entwicklung des autistischen Kindes von Anfang an zu begleiten. Dies ist von allergrößter Bedeutung für die Erfolgsaussichten der Therapie bzw. Intervention (vgl. Remschmidt und Kamp-Becker 2008, S. 139). Zusätzlich sollte die Intervention so lange wie möglich andauern, „da der Aufbau von Basis-Fähigkeiten wie z.B. der Theory of Mind8 - die sich bei gesunden Kindern eher intuitiv und „nebenbei“ [Hervorhebung im Original] entwickelt – bei Menschen mit einer autistischen Erkrankung sehr langer und geduldiger, expliziter Anleitung bedarf“ (Remschmidt und Kamp-Becker 2008, S. 139). So kann eine größtmögliche Wirksamkeit der Interventionen nur auf Dauer ermöglicht werden. Jede Therapie bzw. Behandlungsform sollte auf das Individuum ausgerichtet sein, da die Ausprägung der Symptome, der Defizite und der Fähigkeiten individuell verschieden sind. Ein individueller Therapieplan muss für jeden Patienten erstellt werden. „Die Art und Intensität einer angemessenen Intervention bei ASD9 variiert je nach Alter, Schweregrad, Entwicklungsniveau, Intelligenz, Sprachfähigkeiten und Umgebungsfaktoren [, wie z.B. die familiäre Situation].“ (Bölte 2011, S. 590). Außerdem ist die Zusammenarbeit mit den Eltern als „Kotherapeuten“ von grundlegender Bedeutung, „um die neu erlernten Fertigkeiten und Fähigkeiten kontinuierlich einzuüben und vor allem, um einen Transfer auf reale Situationen zu ermöglichen“ (Remschmidt und Kamp-Becker 2008, S. 139). Denn Eltern sind, anders als Therapeuten, in der Lage mit ihrem Kind ganztägig zu arbeiten. „Darüber hinaus liegt in Kliniken und Schulen der Schwerpunkt tendenziell eher auf kognitiven Schwächen, während sich die Familienmitglieder im häuslichen Umfeld vermutlich stärker auf problematische Verhaltensweisen der Kinder wie Wutausbrüche, zwanghaftes Verhalten oder Bettnässen konzentrieren können.“ (Sigman und Capps 2000, S. 147). Ohne eine Zusammenarbeit des Therapeuten mit den Eltern wäre eine Festigung der erworbenen Fortschritte somit nicht möglich, da sich neu erlerntes Verhalten erst in der wiederholten Übung festigt und generalisiert.

[...]


1 Zur besseren Lesbarkeit des Textes wird fort folgend auf eine Genderisierung verzichtet. Bei der Verwendung der männlichen Schreibweise sind aber gleichermaßen alle möglichen Geschlechter mit angesprochen. Ausnahme bilden manche wörtlichen Zitate und Vergleiche, die dann als solche gekennzeichnet sind bzw. gegendert werden.

2 dt.: Internationale Statistische Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme

3 dt.: Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen

4 Echolalie bezeichnet ein zwanghaftes Nachreden von Wörtern und Sätzen, die meistens nicht in den Zusammenhang passen und keinen Sinn ergeben oder eine kommunikative Funktion erfüllen.

5 Neologismen bezeichnen Wortneuschöpfungen, willkürlich geschaffene Wortneukombinationen, die meist nur dem Autisten selbst verständlich sind.

6 Idiosynkratische Sprache meint ein Sprachverständnis, bei dem den Wörtern und Sprachwendungen eigensinnige Interpretationen oder andere fernliegende Bedeutungen zugeordnet werden. Sprache weicht hierbei nur in der Bedeutung ab, ist aber meist formal noch korrekt, Syntax und Grammatik werden korrekt angewandt.

7 Im Spiel wird eine andere Realität konstruiert, die Handlung weicht von der üblichen Realität ab. Ein typisches Beispiel für ein Als-ob-Spiel ist das Mutter-Vater-Kind-Spiel in der frühen Kindheit.

8 Im Spiel wird eine andere Realität konstruiert, die Handlung weicht von der üblichen Realität ab. Ein typisches Beispiel für ein Als-ob-Spiel ist das Mutter-Vater-Kind-Spiel in der frühen Kindheit.

9 ASD bedeutet „autism spectrum disorder“ und ist gleichzusetzen mit ASS (Autismus-Spektrum-Störungen)

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Details

Titel
Verhaltenstherapie und Musiktherapie für Kinder mit Autismus. Methoden und Wirkungsweise der beiden Interventionen
Autor
Jahr
2019
Seiten
67
Katalognummer
V458041
ISBN (eBook)
9783956879654
ISBN (Buch)
9783956879661
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Im Gutachten der zuständigen Dozentin zu dieser Bachelorthesis heißt es "Frau Schira bietet in ihrer Bachelorarbeit einen systematischen, strukturierten und differenzierten Vergleich zweier Therapieverfahren, die eigentlich kaum vergleichbar sind." .
Schlagworte
Autismus, Verhaltenstherapie, Musiktherapie, Interventionen, Kinder mit Autismus, Autismus-Spektrum-Störung, ASS, Autistische Störungen, Diskretes Lernformat, Natürliches Lernformat, Training von Schlüsselkompetenzen, Soziales Lernen, Modelllernen, Entzug positiver Verstärker, Einsatz negativer Verstärker, Entwicklungsstörung, Wahrnehmungsstörung, Psychiatrie
Arbeit zitieren
Julika Schira (Autor:in), 2019, Verhaltenstherapie und Musiktherapie für Kinder mit Autismus. Methoden und Wirkungsweise der beiden Interventionen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/458041

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Titel: Verhaltenstherapie und Musiktherapie für Kinder mit Autismus. Methoden und Wirkungsweise der beiden Interventionen



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