Der Einfluss der Medien auf die Politik und die öffentliche Meinungsbildung hat in den letzten Jahrzehnten in den westlichen Demokratien enorm zugenommen. In modernen Industriestaaten verfügt heute praktisch jeder Haushalt über mindestens ein Fernsehgerät und ein Radio, es existiert ein großes Angebot an Tageszeitungen, auch das Internet ist inzwischen sehr weit verbreitet. Über den reinen Zweck der Unterhaltung hinaus steigt damit natürlich auch der Einfluss, den die Massenmedien auf die Öffentlichkeit ausüben.
In den meisten europäischen Staaten herrscht ein starker Pluralismus unter den Massenmedien. Es gibt eine Vielzahl an Programmen öffentlich-rechtlicher und privater Rundfunkanbieter, was Unabhängigkeit und Objektivität der Medien gewährleisten sollte. Meist wirken die Medien hier nur als Verstärker oder greifen die Themen auf, die ihnen durch die Politik vorgegeben werden, ohne selbst Politik zu machen.
Was aber passiert, wenn es diesen Pluralismus nicht gibt, wenn sich Medien und Staat in ein und denselben Händen befinden? In Italien erlebt die politische Landschaft seit 1992 einen umfassenden Umbruch. Nach dem Zusammenbruch des alten Parteiensystems entschloss sich der Mailänder Medienmogul Silvio Berlusconi, der über eine Quasi-Monopolstellung auf dem privatem Fernsehmarkt Italiens verfügt, die Bühne der Politik zu betreten, und das mit großem Erfolg. Dadurch trat jedoch schnell ein Interessenkonflikt zwischen dem Unternehmer Berlusconi und dem Politiker Berlusconi zu tage, der seit einem Jahrzehnt die Medienpolitik in Italien bestimmt. In der folgenden Arbeit soll der Frage nachgegangen werden, welche Auswirkungen dieser Interessekonflikt auf die Politik in Italien hat. Wie viel Pluralismus gibt es auf dem italienischen Fernsehmarkt? Bedeutet der Erfolg Berlusconis eine Gefahr für die Demokratie?
Um diese Frage zu beantworten ist es zunächst nötig, kurz auf die spezifischen Gegebenheiten des politischen Systems in Italien einzugehen. Anschließend soll die Bedeutung der Massenmedien in Italien, sowie die Entwicklung und rechtlichen Bestimmungen des italienischen Fernsehmarktes dargestellt werden. Schließlich soll die Rolle Berlusconis und die daraus entstehenden politischen Folgen aufgezeigt werden, bevor zum Abschluss eine Beantwortung der formulierten Fragestellung versucht wird.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Charakteristika des politischen Systems in Italien
- Medien und Politik in Italien
- Allgemeine Bedeutung der Massenmedien in Italien
- Die Entwicklung und Rechtsstruktur des Fernsehmarktes
- Die RAI
- Die Entwicklung des privaten Rundfunks
- Die legge Mammi und die Folgen
- Berlusconis Eintritt in die Politik
- Die Partei „Forza Italia“
- Der Wahlsieg Berlusconis 1994 und die Folgen
- Die weitere Entwicklung des „Interessenkonflikts“
- Italien auf dem Weg in eine Mediendiktatur?
- Ergebnisse und Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Einfluss der Medien auf die Politik in Italien, insbesondere mit der Rolle von Silvio Berlusconi und seinen Auswirkungen auf die Medienlandschaft. Sie untersucht die Entwicklung des italienischen Fernsehmarktes und analysiert die Frage, ob Berlusconis Einfluss zu einer Mediendiktatur führt.
- Entwicklung des italienischen Fernsehmarktes
- Einfluss von Berlusconi auf die Politik
- Interessenkonflikt zwischen Unternehmer und Politiker
- Gefahr für den Pluralismus und die Demokratie in Italien
- Bedeutung des Fernsehens für die politische Kommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Relevanz des Themas Medien und Politik in Italien heraus und führt den Konflikt zwischen Berlusconi als Medienmogul und Politiker ein. Sie erläutert die Forschungsfrage, die sich auf die Auswirkungen des Interessenkonflikts auf die Politik in Italien konzentriert.
- Das Kapitel über die Charakteristika des politischen Systems in Italien beschreibt die Besonderheiten des politischen Systems und der Kultur Italiens im Vergleich zu anderen europäischen Staaten. Es geht auf die Instabilität und Kontinuität der italienischen Politik sowie auf den Einfluss der Democrazia Cristiana ein. Es wird außerdem der Begriff der ,,blockierten Demokratie“ erläutert.
- Das Kapitel über Medien und Politik in Italien behandelt die allgemeine Bedeutung der Massenmedien, insbesondere des Fernsehens, in Italien. Es beleuchtet die Rolle des Fernsehens in der politischen Kommunikation und analysiert den durchschnittlichen Fernsehkonsum in Italien. Außerdem geht es auf die Bedeutung von Tageszeitungen und den Konzentrationsprozess in diesem Sektor ein.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit den Themen Medien und Politik, Silvio Berlusconi, italienischer Fernsehmarkt, Pluralismus, Demokratie, Interessenkonflikt, politische Kommunikation, Democrazia Cristiana, blockierte Demokratie.
- Arbeit zitieren
- Michael Bartmann (Autor:in), 2004, Medien und Politik in Italien - Berlusconi und die Frage nach der Mediendiktatur, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45821