Das Projekt „Tower Eden“ in Frankfurt am Main. Optimierungen der Baustelleneinrichtung und der Baulogistik für Großbaustellen mit beengten Platzverhältnissen.


Bachelor Thesis, 2019

92 Pages, Grade: 1,6


Excerpt


Inhaltsverzeichnis

Kurzfassung

Abstract

Inhaltsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

1 Einleitung
1.1 Aufgabenstellung und Ziele
1.2 Aufbau der Arbeit

2 Hochhäuser
2.1 Definition Hochhaus
2.2 Besonderheiten bei Planung und Bau von Hochhäusern gemäß HHR

3 Grundlagen der Logistik

4 Allgemeine Anforderungen an Baulogistik von Großprojekten
4.1 Grundlagen und Aufgaben der Baulogistik
4.2 Wesentliche Aspekte der Baulogistik
4.2.1 Baustelleneinrichtungsplanung
4.2.2 Materialmanagement
4.2.3 Horizontaler Transport
4.2.4 Vertikaler Transport

5 Projektbeschreibung Tower Eden in Frankfurt am Main
5.1 Objektbeschreibung
5.2 Planungsstand
5.3 Verhältnisse auf der Baustelle und deren Besonderheiten
5.3.1 Rechtliche Besonderheiten
5.3.2 Makro- und Mikrolage der Baustelle
5.3.3 Status quo des Logistikkonzeptes Tower Eden
5.4 Besondere Herausforderungen des Projektes

6 Optimierungspotenzial unter leistungs- und wirtschaftlichen Aspekten
6.1 Allgemeines
6.2 Gegenüberstellung allgemeiner- und besonderer Anforderungen an
Baulogistik
6.3 Optimierung der Baustelleneinrichtung
6.4 Fertigungsmethoden zur Minimierung des Materialflusses

7 Fazit und Ausblick

Anhang A:

Anhang B:

Anhang C:

Anhang D

Anhang E:

Anhang F:

Anhang G:

Anhang H

Anhang I

Anhang J

Anhang K

Anhang L

Anhang M

Literaturverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Neben den vier herausstechenden Hochhäusern, sind hier nach Definition der MBO fast alle im Vordergrund zu sehenden Objekte Hochhäuser

Abbildung 2: Gebäudeklassen und Untergliederung von Hochhäusern

Abbildung 3 : Beispiel eines Brandfalls in einem relativ kleinen Hochhaus

Abbildung 4: Die 6-R-Regeln als Motto der Logistik

Abbildung 5: Lebenszyklus dargestellt am Beispiel eines Gebäudes

Abbildung 6: Subsysteme der Logistik

Abbildung 7: Funktionen der Aktivitäten trennen

Abbildung 8: Gliederung der Baulogistik Bereiche

Abbildung 9: Ausgewählte Bestandteile der Baulogistik

Abbildung 10: Schwenkbereich eines Turmkrans mit den möglichen Lasten bei jeweiliger Ausladung

Abbildung 11: Geböschte Baugrube nach DIN

Abbildung 12: Verbaute Baugrube nach DIN

Abbildung 13: Beispiel einer Baustelleneinrichtung

Abbildung 14: Verzahnung von Horizontal- und Vertikaltransport

Abbildung 15:Technische Zeichnung einer stationäre Betonpumpe

Abbildung 16: Technische Zeichnung einer Autobetonpumpe

Abbildung 17: Tower Eden

Abbildung 18: Grundform des Tower Eden mit angrenzender und in Bau befindlicher

Blockrandbebauung

Abbildung 19: Tower Eden bei Nacht

Abbildung 20: Simplifizierte Darstellung der Reihenfolge und Anwendung des

Tragsystems

Abbildung 21: Baustelle Tower Eden, Bauplatz gelb umrandet Stand

Abbildung 22. Lose des Bauareals, u.a. Tower Eden

Abbildung 23: Abstandsflächenplan Tower Eden

Abbildung 24: Autobahnen mit dem in Rot-Gelb markierten Tower Eden Projekt

Abbildung 25: Mikrolage um das Bauareal des Tower Eden

Abbildung 26: Aufteilung der BE-Flächen je nach Phase verdeutlich an Phase

Abbildung 27: Phase 2, Feb.- Apr

Abbildung 28: Phase 3, Mai – Jun

Abbildung 29: Phase 8, Mrz.– Apr

Abbildung 30: Phase 9, Mai – Nov

Abbildung 31:BE-Plan zum Zeitpunkt des Erstellen der Ausarbeitung

Abbildung 32: Gegenüberstellung der Anforderungen und Optimierungen der Baulogistik

Abbildung 33: Zufahrt über Mainzer Landstraße. Pufferzone Gelb umrandet

Abbildung 34: Zufahrt über Frankenallee (Gelbe Linie). Auf dem Bild (oben rechts) stehen zwei Lkw, in der Frankenallee mit ausreichend Abstand nebeneinander

Abbildung 35: Verankerung des Alimak-Außenbauaufzuges im Unterzug, hinter der Fassade

Abbildung 36: Optimierte Phase 4. Baulücke unten in der Mitte. Die Blauen Pfeile symbolisieren die Durchfahrt

Abbildung 37: Schnitt durch die südliche, temporäre Baulücke

Kurzfassung

Ziel dieser Bachelorarbeit ist, die Baustelleinrichtung und Baulogistik für Großbaustellen mit beengten Platzverhältnissen zu optimieren. Dies wurde am Beispiel des Hochhauses Tower Eden in Frankfurt am Main dargestellt.

Um dem Leser ein Grundverständnis für die Baulogistik bei Hochhäusern zu verschaffen, wurde die Definition von Hochhäusern sowie die allgemeinen Grundlagen der Logistik und Anforderungen an die Baulogistik herausgearbeitet.

Auf dieser Grundlage war es möglich, Problemstellen aufzudecken und mit Optimierungen im technischen Bereich und im Management Lösungen zu finden. Da Musterlösungen in der Baulogistik aufgrund des Unikatcharakters jeder Baustelle nicht zu definieren sind, können schrittweise Einführungen von Werkzeugen im Management und insbesondere bei Planungsbeginn zu einem erheblich besseren Produktionsablauf beisteuern. Ebenso ist es notwendig, größere und kleinere Anpassungen individuell je nach Baustelle zu überprüfen und passend in das Konzept zu implementieren. Die Grundlagen der Hochhäuser, Logistik und Baulogistik wurden anhand von Literaturrecherche aufgestellt und zudem mithilfe von Bildern und Zeichnungen verdeutlicht.

Die Baustelle des Tower Eden und dessen Beschreibung wurde mithilfe von qualitativen Interviews mit dem Bauherren und den Bauleitern des Projektes beschrieben. Durch Einsicht in die Baugenehmigung und andere nicht öffentliche Planunterlagen des Projektes konnten zusätzlich rechtliche und technische Besonderheiten aufgezeigt werden. Das Logistikkonzept des Tower Eden wurde mithilfe von Planausschnitten und Beschreibungen erklärt. Anschließend wurden Optimierungen, die bereits im Logistikkonzept des Tower Eden eingearbeitet waren, aufgezeigt oder durch Gespräche mit dem Bauherren, der Bauleitung und anderen Experten ergänzt. Zudem kamen durch Literaturrecherche Verbesserungsmöglichkeiten hinzu, die allgemein anwendbar sind. Hinterfragt oder gestützt wurden diese Lösungen im Rahmen von Expertengesprächen.

Abstract

The aim of the bachelor thesis is to optimize the construction site equipment and con- struction logistics for large construction sites with limited space. This was illustrated by the example of the skyscraper, Tower Eden in Frankfurt.

In order to provide the reader with a basic understanding of construction logistics in high-rise buildings, the definition of high-rise buildings, general foundations of logistics and requirements for construction logistics was worked out.

On this basis, it was possible to uncover problem areas and to create solutions with optimizations in the technical area and in management. According to the unique na- ture of every construction, sample solutions in the construction logistics cannot be found and a gradual introduction of tools in management and in particular at the start of the planning phase can contribute to a significantly improved production process. Likewise, it is necessary to question larger and smaller changes individually depend- ing on the construction site and to implement it appropriately in the concept. The foun- dations of the skyscrapers, logistics and construction logistics were set up on the ba- sis of literature research and are also illustrated by means of pictures and drawings.

The theme of the Tower Eden and its description were explored in qualitative inter- views with the builder and the site managers of the project. By accessing the building permit and other non-public planning documents of the project, additional legal and technical features could be identified. The logistics concept of the Tower Eden has been explained by means of plan sections and descriptions. Subsequently, optimiza- tions that were already incorporated in the logistics concept of the Tower Eden were shown and further optimizations were found through discussions with the client, the construction management and other experts. In addition, literature reviews have added improvements that are generally applicable. These solutions were questioned or supported by expert discussions.

1 Einleitung

1.1 Aufgabenstellung und Ziele

Aufgabe dieser Bachelorarbeit ist, die betrieblichen Bereiche der Koordination einzel- ner Gewerke sowie die Lagerung und das Transportwesen zu und auf der Baustelle darzulegen. Das Ziel hierbei ist, Großbaustellen mit beengten Platzverhältnissen zu optimieren. Um dieses Ziel zu erreichen, müssen gängige „Musteranwendungen“ ge- funden werden, die zur Lösung einiger immer wieder auftretender Probleme ange- wandt werden können.

Im ersten Teil der Bachelorarbeit wird allgemein erläutert was Hochhäuser in Deutschland gemäß Definition sind. Da Hochhäuser einige Alleinstellungsmerkmale bei Planung und Bau besitzen, ist es erforderlich, diese zu erwähnen und dazu die Hochhausrichtlinie zugrunde zu legen.

Im zweiten Teil dieser Ausarbeitung wird Logistik allgemein erläutert, wodurch ein genaues Bild davon vermittelt wird, wo die Logistik beginnt und diese endet.

Im dritten Teil der Bachelorarbeit werden Grundlagen zur Baulogistik von Großpro- jekten erläutert. Diese Ausarbeitung konzentriert sich auf vier Unterpunkte der Bau- logistik, denen ein hohes Potenzial für eine gut geplante Baulogistik zugesprochen wird und arbeitet diese heraus. Dazu zählt die Baustelleneinrichtung (BE), die auf jeder Baustelle unabdingbar ist, das Materialmanagement sowie der horizontale und vertikale Transport von Gütern auf der Baustelle.

Die allgemeine Betrachtung des Bauobjekts, dessen Planungsfortschritt und die Ver- hältnisse auf der Baustelle des Tower Eden werden im vierten Teil abgehandelt. Hier- unter fallen rechtliche Besonderheiten, die Makro- und Mikrolage der Baustelle sowie - zum Zeitpunkt des Verfassens dieser Abschlussarbeit - der Status quo des Logistik- konzeptes des Tower Eden. Die besonderen Herausforderungen dieses Projektes bedürfen eines eigenen Unterpunktes in dem Kapitel.

Der fünfte Teil der Bachelorarbeit beschäftigt sich mit Optimierungsansätzen, die durch Sammeln von Informationen, wie Literaturrecherche, Befragungen von erfah- renen Bau- und Projektleitern sowie ermittelte Werte in Betracht gezogen werden. Dazu zählt die Gegenüberstellung allgemeiner- und besonderer Anforderungen an Baulogistik. Im Anschluss folgt die Beschreibung der Optimierung der Baustellenein- richtung. Ein anderer Aspekt der sich durch eine Reihe von Möglichkeiten ergänzen und verbessern lässt, ist die Frage welche Fertigungsmethoden helfen können, den Materialfluss zu minimieren. Es wird allerdings nicht im Detail auf die Herstellungs- verfahren auf der Baustelle oder der einzelnen Fertigungsmethoden im Werk sowie des genauen Materialbedarfs eingegangen.

Abschließend werden die Optimierungsmöglichkeiten in einem Fazit zusammenge- fasst und es erfolgt ein Ausblick.

1.2 Aufbau der Arbeit

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die Arbeit lässt sich in fünf wesentliche Punkte gliedern:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2 Hochhäuser

2.1 Definition Hochhaus

Der moderne Hochhausbau begann im 19. Jahrhundert. Dafür mussten unter ande- rem technische Voraussetzungen, wie die Sicherheitsfangvorrichtung für Fahrstühle oder die Skelettbauweise entwickelt werden. So ermöglicht die Skeletbauweise den Bau von Hochhäusern in kurzer Zeit.1

Obwohl es formale, behördliche Bedingungen an ein Hochhaus gibt, so werden Ge- bäude, die aus dem Profil des Ortes in ihrer Höhe herausstechen, von der Gesell- schaft als hohes Haus empfunden und somit als Hochhaus bezeichnet (Vgl. Abbil- dung 1).

Von den 15 größten Hochhäusern in Deutschland mit einer Höhe über 150 m stehen allein in Frankfurt 14 Stück.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Neben den vier herausstechenden Hochhäusern, sind hier nach Definition der MBO fast alle im Vordergrund zu sehenden Objekte Hochhäuser. 2

Hochhäuser werden in Deutschland nach Musterbauordnung (MBO) definiert, wenn die Fußbodenoberkannte mindestens eines Aufenthaltsraumes mehr als 22 m über der festgelegten Geländeoberfläche liegt.3 Die 22 m Grenze beruht auf der Grund- lage, dass die Rettungsgeräte der Feuerwehr in der Regel die Geschosse über 22 m Höhe nicht erreichen können. Darüber hinaus sind diese Rettungsgeräte nicht für die Rettung einer großen Personenanzahl geeignet.4 Das bedeutet, dass der Brand- schutz bei Hochhäusern eine übergeordnete Rolle spielt. Ein Hochhaus gilt daher in Deutschland nach der Musterbauordnung als Sonderbau.5

Die besonderen Anforderungen an Hochhäuser werden in der Muster-Hochhaus- Richtlinie (MHHR) geregelt.6 Landesbauordnung (LBO) und Hochhausrichtlinie (HHR) sind Landesrecht, das heißt jedes Bundesland kann nach Vorlage der MBO und MHHR seine eigenen Ordnungen festlegen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 2: Gebäudeklassen und Untergliederung von Hochhäusern 7

2.2 Besonderheiten bei Planung und Bau von Hochhäusern gemäß HHR

Die Muster-Hochhaus-Richtlinie setzt ein besonderes Augenmerk auf die Anforde- rung und Lösung für den baulichen, betrieblichen und anlagetechnischen Brand- schutz von Gebäuden bei denen die Höhe des Fertigfußbodens eines Aufenthalts- raumes mehr als 22 m über der festgelegten Geländeoberfläche liegt - also Hochhäu- sern.

Bei Gebäuden höher als 60 m kommen zudem noch folgende höhere Anforderungen hinzu:

- Tragende und aussteifende Bauteile müssen eine Feuerwiderstandsfähigkeit von 120 Minuten betragen (F120-A),
- alle Treppenräume müssen als Sicherheitstreppenräume ausgebildet sein,
- automatische Feuerlösch-, Brandmelde- und Alarmierungsanlagen sind erfor- derlich,
- automatische Feuerlöschanlagen müssen zwei Steigleitungen in getrennten Schächten haben. Dadurch ist bei einem Ausfall einer Steigleitung die Lösch- wasserversorgung durch die zweite Steigleitung sichergestellt.8

Generell gilt bei Hochhäusern, dass alle Bauteile in Flucht und Rettungswegen aus nichtbrennbaren Baustoffen bestehen müssen. Ausnahmen bestehen bei Bodenbe- lägen, Öffnungen kleiner 0,1m² in Böden und bei Dehnungsfugen. Diese müssen min- destens schwerentflammbar sein.9

Öffnungen in raumabschließenden Bauteilen sind rauchdicht und selbstschließend herzustellen. Bei notwendigen Treppenräumen, Vorräumen oder Fluren, offenen Gängen und Nutzungseinheiten sowie Installationsschächte für Elektroleitungen und anderen Räumen, sind diese zudem feuerhemmend herzustellen.10

Rettungswege müssen 1,20 m lichte Breite betragen. Zudem benötigt jedes Ge- schoss zwei voneinander baulich unabhängige Rettungswege ins Freie zu öffentli- chen Verkehrsflächen. Beide Rettungswege dürfen innerhalb des Geschosses über denselben notwendigen Flur führen. Keller und oberirdische Geschosse sind getrennt ins Freie zu führen.11 Musterbauordnung und MHHR weichen bei der Länge der Ret- tungswege nicht voneinander ab12.

Ebenso sind zur Rettung in Hochhäusern Feuerwehraufzüge vorzusehen, welche in einem feuerbeständigen Schacht fahren. Die Vorräume zu den Feuerwehraufzügen müssen Schutz vor Feuer und Rauch bieten.13

Die Sicherheitsstromversorgung ist für die sicherheitstechnische Gebäudeausrüstung verantwortlich. Im Falle eines Stromausfalls muss gewährleistet werden, dass:

- Sicherheitsbeleuchtung
- automatischen Feuerlöschanlagen und Druckerhöhungsanlagen für die Löschwasserversorgung,
- Rauchabzugsanlagen (RWA),
- Druckbelüftungsanlagen (RDA),
- Brandmeldeanlagen,
- Alarmierungsanlagen,
- Aufzüge,
- Gebäudefunkanlagen der Feuerwehr,

weiterhin mit Strom versorgt werden (vgl. Abbildung 3).14

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3 : Beispiel eines Brandfalls in einem relativ kleinen Hochhaus 15

3 Grundlagen der Logistik

In diesem Kapitel werden Grundlagen für ein besseres Verständnis der Logistik und ein Abgrenzen der Baulogistik im darauffolgenden Kapitel geschaffen.

Die Herkunft des Wortes Logistik findet in der Literatur unterschiedliche Hinweise. Eine Theorie beruht auf der Ableitung des Wortes Logik. Eine andere Theorie nimmt terminologisch Bezug auf das französische Wort „loger“, welches dem Militärwesen entstammt.16

Da es eine Vielzahl von Definitionen des Begriffes Logistik gibt, werden, um den Rah- men dieser Abschlussarbeit nicht zu sprengen, drei Definitionen vorgestellt.

Erstens: Die flussausgerichtete Definition der Logistik

Eine möglichst effiziente Verbindung des Güterflusses, vom Lieferpunkt mit einem Empfangspunkt, soll durch das Zusammenwirken folgender Tätigkeiten in Gang ge- setzt werden:17

- K ommissionierung, das bedeutet, dass Waren, die im Lager bestellt wurden, zusammengestellt werden,
- Bereitstellung der Menge der Artikel aus dem Bestand, die bestellt wurde,
- A n passung an logistische Handhabbarkeit der Waren durch verändern einer geeigneteren Verpackung beispielsweise Europalette,
- Erstellung von auftragsspezifischen Positionen, indem ein bestimmtes La- gergut einem direkten Lieferauftrag zugeordnet wird.18

Dementsprechend erwähnenswert sind die Sechs-R-Regeln als Grundsatz oder Motto zu den allgemeinen Zielen der Logistik (vgl. Abbildung 4).

- Die richtige Ware
- Zur richtigen Zeit
- Am richtigen Ort
- In der richtigen Menge
- In der richtigen Qualität
- Zu den richtigen Kosten “19

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: Die 6-R-Regeln als Motto der Logistik 20

Zweitens: Lebenszyklusausgerichtete Definition der Logistik

Unter Lebenszyklus versteht man die Lebensdauer eines Produktes oder Systems von dessen Planung und Entwurf über die Entwicklung sowie die Betriebszeit, bis hin zu dessen Verschrottung oder Außerbetriebsetzung. Hierbei unterstützt die Logistik die verschiedenen Übergänge der Lebenszyklusphasen (vgl. Abbildung 5).21

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Lebenszyklus dargestellt am Beispiel eines Gebäudes 22

Drittens: Dienstleistungsausgerichtete Definition der Logistik

Diese Definition verfolgt den Hintergrund, dass dem Kunden eine optimale Dienstleis- tung nur bei gut koordinierter Produktion offeriert werden kann.23

Das Hauptaugenmerk liegt in den folgenden drei Gebieten

- Minimierung der Auftragsabwicklungszeiten
- Organisation der Dienstleistungskapazität
- Organisation und Bereitstellung der Dienstleistung durch einen Verteilerka- nal24

Der flussausgerichteten Definition von Logistik wird von Praxis und Wissenschaft die größte Verbreitung zugesprochen.

Demgegenüber wird die lebenszyklusausgerichtete Definition dahingehend be- schränkt, dass sie sich erst wenn Logistik in Anbetracht der Kalkulation, der Auswer- tung und dem Entwurf der Lebenszykluskosten besprochen wird, als dienlich erweist. Wenn andere Dienstleistungen im engen Zusammenhang mit logistischen Leistungen erbracht werden, erweist sich die Dienstleistungsausgerichtete Definition als zweck- mäßig.25

Stehen bei Logistikabläufen die Logistikkosten und die Logistikleistung in einem aus- gewogenen Verhältnis zueinander, das bedeutet, geringstmögliche Kosten bei größt- möglichem Service, kann man hier von Logistischer Effizienz sprechen.

Dabei dürfen weder die Leistung noch die Kosten als Ziel der Maxi- oder Minimierung angesehen werden, sondern ein Kompromiss aus beiden Zielsetzungen.26

Die klassische Logistik wird in bestimmte Funktionsbereiche unterteilt: 27

- Beschaffungslogistik
- Produktionslogistik
- Distributionslogistik
- Entsorgungslogistik

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 6: Subsysteme der Logistik 28

Diese Funktionsbereiche werden auch allgemein als Subsysteme bezeichnet (vgl. Abbildung 6).

Beschaffungslogistik:

Die Beschaffungslogistik bietet die Grundlage der Strukturierungen des Materialflus- ses hinein in das Unternehmen mithilfe der Lieferanten. Aber auch im Unternehmen selbst, wird im Gesamten die Beschaffungslogistik als erster Schritt eingeschlossen.29

Produktionslogistik:

Im zweiten Schritt werden die Hilfs-, Roh- und Betriebsstoffe in der Fertigstellung ver- arbeitet.30

Distributionslogistik:

Hier werden im dritten Schritt die fertigen Waren vom Hersteller zum Konsumenten oder Händler geliefert.31

Entsorgungslogistik:

Der letzte Schritt ist der Abtransport von nicht mehr benötigten Materialien wie Müll, oder Ausschusswaren.32

Um die Logistische Effizienz zu erhöhen, wird zwischen wertschöpfenden und nicht wertschöpfenden Tätigkeiten unterschieden. Durch die Trennung von wertschöpfen- der Tätigkeit und nicht wertschöpfender Tätigkeit ist eine gezieltere Steuerung, und somit Reduzierung der Kosten möglich (vgl. Abbildung 7). Eine Optimierung dieser Prozesse wird Lean Logistic genannt, ein Ansatz des Lean Managements.33

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Funktionen der Aktivitäten trennen. 34

4 Allgemeine Anforderungen an Baulogistik von Großprojekten

4.1 Grundlagen und Aufgaben der Baulogistik

In diesem Kapitel werden im Allgemeinen die Grundlagen einer wirtschaftlichen und sicheren Baulogistik von Großprojekten beschrieben. Der Begriff „Baulogistik“ be- zeichnet den brancheneigenen Unterpunkt der Logistik für die Bauwirtschaft.35

Der unter anderem konjunkturell bedingte Druck, bewegte die Bauindustrie die Kos- ten zu senken und die Logistikprozesse zu optimieren. Die stationäre Industrie zeigte als Vorbild wie essentiell die Logistik hierfür ist.

Ein Grund weshalb unnötige Prozesse, die keine wertschöpfenden Tätigkeiten dar- stellen, selten standardisiert und somit beispielsweise nicht den Gedanken des Lean Managements entsprechen, ist der Prototypencharakter von Bauprojekten.36 Mittlerweile wurde in der Baubranche erkannt, dass es nötig ist die Baulogistik als Leistung anzubieten. Ebenso erfolgte die Bedeutung auch auf politischer Ebene. Der Ausschuss der Verbände und Kammern der Ingenieure und Architekten für die Honorarordnung e.V. entwickelt in einem Team, welche Leistungen der Baulogistik anzurechnen sind.37

Eine durchdachte Planung, Leitung und Überprüfung der Informations- und Material- flüsse rund um die Baustelle sowie deren zielgerichtete Aufwendung für die Baupro- duktion, ist die im Mittelpunkt stehende Bestimmung der Baulogistik. Die Baustelle wird mithilfe der Beschaffungslogistik mit Gütern versorgt. Die Sechs-R der Logistik dienen dabei als Grundlage, um das primäre Ziel eines hohen Dienstleistungsgrads zu erreichen.38

Alle produktionslogistischen Schritte unter der Betrachtungsweise optimaler Bau- abläufe werden in die Baulogistik inkludiert. Arbeiter auf der Baustelle, Materialflüsse, freie Flächen sowie ausreichend Betriebsmittel müssen exakt gesteuert und kontrol- liert werden. Dies wird durch die Baulogistik sichergestellt.39

Für ein besseres Verständnis ist es möglich die Bereiche der Baulogistik in eine ex- terne und interne Baulogistik zu gliedern. Dadurch können Abläufe und Zusammen- hänge klar erläutert werden.40

Die externe Baulogistik soll die Logistikprozesse, die unternehmensüberschreitend sind, definieren, wie beispielsweise Zulieferer. Unter der internen Baulogistik soll die unternehmensinterne Logistik, wie beispielsweise das Materialmanagement, verstan- den werden. Wenn man diese Gliederung in Anlehnung an die Funktionsbereiche der klassischen-Logistik41 sieht, so kann man die Distributionslogistik vernachlässigen, da ein Bauwerk vor Ort erstellt und abgenommen wird.42

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Gliederung der Baulogistik Bereiche 43

Beschaffungs- und Versorgungslogistik:

Mit dem Eintreffen und der Lagerung der Güter auf der Baustelle endet die Beschaf- fungslogistik. Daher ist ihr Ziel, unter Betrachtung von Termin- und Kostenoptimie- rung, die Baustelle mit Objekten zu versorgen. Der Begriff Objekt wird am Ende die- ses Kapitels genauer beschrieben.44

Baustellenlogistik:

Sobald die Beschaffungslogistik die Güter auf die Baustelle gebracht und eingelagert hat, müssen diese durch die Baustellenlogistik auf dem Baustellengelände an Ihren Zielort gebracht werden.45

Entsorgungslogistik:

Zur Entsorgungslogistik gehören die Entsorgung von Abfällen und das Rückführen von Maschinen sowie Gebrauchsmaterialien.46

Informationslogistik:

Bisher wurden nur greifbare logistische Prozesse wie der Personal- und Materialfluss beschrieben. Da die Bewegung von Objekten nicht von selbst stattfindet, sondern einen hohen Informationsaustausch benötigt, ist dieser übergreifend in allen Berei- chen anzutreffen.47

Die Baulogistik wird übergeordnet in Objekte und Infrastruktur unterteilt. Personen, Material, Informationen und Arbeitsmittel gehören zu den Objekten.48

Gebäude, Flächen und Wege der Primären Ordnung zu der Infrastruktur.49

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 9: Ausgewählte Bestandteile der Baulogistik 50

Alle am Bau beteiligten Personen, das gesamte Material, welches verbaut oder zur Hilfe der am Bau befindlichen Geräte dient, sowie Informationen durch Gespräche, Texte oder auch Zeichnungen gehören den Objekten an. Arbeitsmittel die in Form von Geräten wie Bagger, Gabelstapler oder Telefon und Computer eine Erleichterung des Menschen darstellen, sind ebenfalls Objekte.

Alles was ortsabhängig ist, wie die Baustelleneinrichtung und die Infrastruktur in der Umgebung der Baustelle, gehört zur Infrastruktur der Baustelle (vgl. Abbildung 9).

4.2 Wesentliche Aspekte der Baulogistik

In den folgenden Unterpunkten des Kapitels werden vier Unterpunkte der Baulogistik (vgl. Abbildung 9) konkretisiert.

Die Auswahl dieser Unterpunkte beruht auf ihrem hohen Potenzial die für eine opti- male Baulogistik Voraussetzung sind.

- Infrastruktur
- B austelleneinrichtung
- Objekte
- Material(-management)
- Arbeitsmittel
- Materialflussmittel (Transport von Objekten)
- Horizontal
- Vertikal (vgl. Abbildung 9)

4.2.1 Baustelleneinrichtungsplanung

Die umfassende Planung der Baustelleneinrichtung hat einen wesentlichen Einfluss auf wirtschaftliche und sichere Arbeitsbedingungen. Um ausreichend Vorlauf zu ha- ben, sollte möglichst direkt nach Erteilung des Auftrages mit der detaillierten Baustel- leneinrichtungsplanung begonnen werden. Das bedeutet die Baustelle wird zunächst in Abhängigkeit ihrer Lage, Art und Größe, der zu erwartenden Bauzeit sowie den durch Bauverfahren geschuldeten Maschinen- und Geräteeinsatz betrachtet.51

Der Baustelleneinrichtungsplan unterliegt in der Regel keiner behördlichen Überprü- fung. Daher sollte dieser vorab durch den Bauherrn und seine Koordinatoren geprüft werden. Dennoch entbindet die vorherige Überprüfung durch den Bauherrn und seine Koordinatoren, den Auftragnehmer (AN) nicht von seiner Verantwortung für eine si- chere Baustelleneinrichtung seiner eigenen Arbeiten zu sorgen.52

Der Baustelleneinrichtungsplan als essentielles Dokumentations- und Verständi- gungsmedium sollte im späteren Leistungsbereich der Arbeitsvorbereitung durch Ausrüstungs- und Gerätelisten, Personal- und Geräteeinsatzpläne oder Bauablauf- pläne ergänzt werden.53

Wenn die Baustelleneinrichtung grundlegend geplant wurde ist diese nicht zuletzt ein Aushängeschild für Qualität und Kultur der Baustelle und bestimmt zugleich Motiva- tion, Engagement und Einsatzbereitschaft der Mitarbeiter.54 Das kann unter anderem durch kurze Wege und dadurch verbundene höhere Produktivität begründet werden. Um eine Übersicht der Elemente zu erhalten, die einer Baustelleneinrichtung ange- hören, kann man diese in sechs Hauptgruppen unterteilen.55

- Großgeräte (Krane, Autobetonpumpen usw.),
- Sozial- und Büroeinrichtung, geschlossene Lagerräume,
- Verkehrsflächen und Transportwege,
- Medienversorgung und Entsorgung,
- Baustellensicherung/Sicherheits- und Schutzeinrichtung sowie
- Baugrubensicherung und Baugruben im Grundwasser“56

Im Anhang A kann eine Übersicht der Hauptgruppen und den dazugehörigen Unter- gruppen in Form eines Diagramms entnommen werden. Nachfolgend werden die Hauptgruppen im Detail beschrieben

Großgeräte:

Um einen wirtschaftlichen Erfolg auf der Baustelle zu erzielen sind Großgeräte von enormer Bedeutung, da diese die Arbeiter entlasten und Bauprozesse beschleunigen. Der Einsatz von Großgeräten ist kostenintensiv. Zudem sind diese in großem Maße an die Qualität und Bauzeit gekoppelt. Daher sollte bei der Planung des Großgerä- teeinsatzes ein besonderes Augenmerk auf den bestmöglichen Arbeitsstandort für die jeweiligen Arbeitsbereiche sowie die angemessene Größe gesetzt werden (vgl. Abbildung 10). Ein erhöhtes sicherheitstechnisches sowie wirtschaftliches Risiko be- stehen, wenn Abstände zu anderen Geräten nicht richtig eingehalten wurden. Dadurch kann es, zu unnötigen Auf- und Abbauarbeiten kommen, die Zeit und Geld kosten.57

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 10: Schwenkbereich eines Turmkrans mit den möglichen Lasten bei jeweiliger Aus- ladung 58

Sozial- und Büroeinrichtung sowie geschlossene Lagerräume:

Kleingeräte, Baustoffe und ähnliches müssen vor Witterung geschützt werden. Hierfür wird entweder ein Unterstand für Baugeräte oder geschlossene Lagerräume für Bau- stoffe verwendet. Zudem müssen Lagerräume für empfindliche Baustoffe gegebenen- falls beheizt werden Die Unterbringung von Personen erfolgt in Pausen- und Umklei- deräumen, Unterkünften zum Wohnen und Schlafen, Büros von leitendem Personal, Sanitäranlagen sowie gegebenenfalls Labore für die Baustoffprüfung.

Diese Räumlichkeiten können sich in, bereits während der Bauphase erstellten oder in der Nachbarschaft befindlichen Gebäuden, zeitweise erstellten gebäudeähnlichen Komplexen und Wohnwagen oder Containern befinden. Am häufigsten kommen Container zum Einsatz, die bis zu einem zweiten Obergeschoss ausgebaut werden können.59

Verkehrsflächen und Transportwege:

Zu den Transportwegen und Verkehrsflächen gehören Baustraßen, Ein- und Ausfahr- ten zur und von der Baustelle, Bauflächen auf denen Materialien für den Einbau be- arbeitet werden sowie Lagerflächen. Bei der Anbindung an das Öffentliche Verkehrs- netz sind die Transportwege und Verkehrsflächen so zu gestalten das ein ordnungs- gemäßer und akkurater Transport-, Arbeits- und Verkehrsfluss möglich ist. Unter dem Aspekt der gestellten Anforderungen an das Bauvorhaben sind die örtlichen Bedin- gungen zu beachten. Das Eingreifen und Queren in öffentliche Areale, ist hierbei mög- lichst zu vermeiden oder mithilfe von Ampeln zu regeln.60

Die Geschwindigkeit der einzelnen Bauphasen und der zu erreichende Fertigstel- lungstermin werden insbesondere durch die Machart und Qualität der Transportwege und Verkehrsflächen entschieden. Damit dies effizient abläuft müssen Anlieferung von Objekten und deren logistische Verteilung auf dem Baufeld durch gut durch- dachte Flächen und Wege sichergestellt werden.61

Ebenso ist bei der Planung auf eine geeignete Trassierung der Baustraßen mit Min- destabständen zu Baugruben und Baugeräten sowie Schleppkurven und Wendeham- mern mit einer für Lkw ausreichender Dimensionierung zu achten.62

Die Empfehlungen für die Anlage von Erschließungsstraßen (EAE) kann hierbei als Hilfestellung zugrunde gelegt werden.

Medienversorgung und Entsorgung:

Die Bereitstellung von Wasser, Strom, Druckluft, Treibstoff sowie die Verbindung zu Kommunikationsnetzen auf der Baustelle fällt unter den Punkt Medienversorgung. Schmutz und Regenwasser sowie Abfall gehören unter den Punkt der Entsorgung. Der Schutz der Leitungssysteme, die die Baustelle mit diesen Medien versorgen ist besonders hervorzuheben. Leitungen, die aus dem Baugrund ausgegraben werden, beispielsweise durch Baggerarbeiten, sind ausreichend zu kennzeichnen. Dies gilt nicht nur für Strom- und Gasleitungen. Durch Aufgrabungen können durch den Innen- druck vor allem bei Bogen- und T-Stücken, die Wasserleitungen auseinandergedrückt werden. Sobald Verkehrswege gekreuzt werden, ist der Einsatz von Leitungsbrücken, die mindestens 4,5 m Durchfahrtshöhe aufweisen müssen, zu empfehlen. Bei gerin- gerer Durchfahrtshöhe müssen die Fahrzeuge zuvor ein Lichtraumprofil passieren. Leitungen oder Kabel sind bei unterirdischer Durchführung von Verkehrswegen in Schutzrohren zu verlegen oder als erdverlegte Kabel zu gestalten.63

Baustellensicherung/Sicherheits- und Schutzeinrichtung:

Die Baustellensicherung hat unter anderem als Aufgabe die Umgebung zu sichern. Das bedeutet, dass die Außenwelt um die Baustelle vor Gefahren und Behinderun- gen, die beispielsweise durch das Schwenken des Krans oder Lärm- und Staub ent- stehen, geschützt werden muss. Ebenso sind die Sicherungsvorkehrungen auf der Baustelle, wie das Tragen der persönlichen Schutzausrüstung (PSA), Absturzsiche- rung, Brandschutz und freihalten von Flucht und Rettungswegen, Aspekte die zu be- rücksichtigen sind.64 Zudem schreibt der Paragraph § 192 SGB VII - Mitteilungs- und Auskunftspflichten von Unternehmern und Bauherren vor, dass sich Unternehmer und Bauherren binnen einer Woche nach Beginn des Unternehmens (Baustelle) bei dem zuständigen Unfallversicherungsträger melden müssen.65

Der Schutz von Gefahren von außen durch Diebstahl, Vandalismus oder Naturgewal- ten ist ein weiterer Punkt der von der Baustellensicherung/Sicherheits- und Schutz- einrichtung abgedeckt wird.66 Technische Hilfsmittel wie elektronische Zutrittskontrol- len und Schranken, in Verbindung eines Wachschutzes unterstützen hierbei erheb- lich.67

Baugrubensicherung und Baugruben im Grundwasser:

Wenn ausreichend Platz zur Verfügung steht ist es möglich Baugruben zu böschen (vgl. Abbildung 11).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 11: Geböschte Baugrube nach DIN 4124 68

Falls platzsparend gearbeitet werden muss, beispielsweise innerstädtisch, muss die Baugrube oft zwangsläufig mithilfe eines Verbaus gestützt werden (vgl. Abbildung 12).69 Die geringsten Kosten beim Verbau, verursacht die Trägerbohlwand, dicht ge- folgt von der Stahlspundwand und Spritzbetonsicherung. Schlitz- und Bohrpfahl- wände sind am aufwendigsten herzustellen. Hier muss unter Anbetracht der Techni- schen Notwendigkeit abgewogen werden.70

Standsicherheiten von geböschten und verbauten Baugruben sind nach DIN 4124 herzustellen.71

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 12: Verbaute Baugrube nach DIN 4124 72

Nachfolgend eine illustrierte Darstellung wie eine Baustelle mittlerer Größe eingerich- tet sein kann (vgl. Abbildung 13). Nur selten weisen Innerstädtische Baustellen solch ein Platzangebot auf.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 13: Beispiel einer Baustelleneinrichtung 73

4.2.2 Materialmanagement

Im Rahmen dieser Ausarbeitung werden die Auswirkungen der Baustellenbedingun- gen durch die Mikro- und Makrolage der Baustelle sowie Umwelteinflüsse, die sich auf die Lagerfähigkeit auswirken, des Materialmanagement der Baulogistik betrach- tet. Die Lage der Baustelle ist für die anzuliefernden und zu verarbeitenden Baustoffe von großer Bedeutung. Zu berücksichtigen bei der Lage sind:74

- Die klimatischen Bedingungen am Ort der Baustelle, wie zum Beispiel Wüste mit heißem Klima, Berge mit je nach Jahreszeit kaltem Klima und hohem Schneeaufkommen.
- Infrastruktur im Umfeld der Baustelle. Sind beispielsweise Betonwerke in der Nähe, damit der Beton innerhalb der Verarbeitungszeit auf der Baustelle ist.

Dieklimatischen Bedingungen sind für die Transport- und Lagerfähigkeiten der Baustoffe essentiell, da diese vor besonderen Witterungseinflüssen geschützt werden müssen. Des Weiteren ist die Makrolage der Baustelle und die damit verbundene Infrastruktur im Umfeld ist wichtig, weil Frischwaren wie Transportbeton, nach einer bestimmten Zeit nicht mehr verarbeitbar sind. Diese beiden Aspekte sind in Ihrer Gesamtheit zu betrachten da sie in einer Beziehung zueinanderstehen. So haben Witterungseinflüsse und Entfernung der Herstellungsorte der Baustoffe zur Baustelle, Auswirkung auf die Materialqualität.75

Die Art und Zustandsform, das heißt Fest-, Pulver- oder Flüssigform, sind ausschlag- gebend für die Lagerfähigkeit der Materialien. Hierbei zu beachten ist:76

- Müssen die Materialien trocken oder warm (beheizt) gelagert werden
- Ist ausreichend überdachte Lagerfläche vorhanden
- Ist ausreichend beheizbare Lagerfläche vorhanden

Die Aufbewahrungsdauer ist ebenfalls ein Aspekt, der sich auf die Materialqualität auswirkt.77

In den nachfolgenden Unterkapiteln wird die Transportfähigkeit von Baustoffen auf der Baustelle herausgearbeitet. Dabei erfolgt insbesondere eine Beschreibung der Mittel, die zum horizontalen und vertikalen Transport zur Verfügung stehen

4.2.3 Horizontaler Transport

Der horizontale Transport auf der Baustelle beschäftigt sich mit dem erdnahen Trans- port. Zwischen den Geräten und Hilfsmittel, des vertikalen- und horizontalen Trans- port, gibt es oft keine klare Trennung, da sich beispielsweise ein Gabelstapler oder eine Hebebühne am Boden fortbewegen, allerdings auch Material in die Höhe, teil- weise bis in das 2. Obergeschoss, transportieren können. Deshalb werden hier unter dem horizontalen Transport, Geräte, die bis in eine Höhe von 10 m arbeiten können, und deren Nutzen beschrieben.78

Ein großes Sortiment an Geräten im horizontalen Transport weist der Tiefbau auf. Dies umfasst beispielsweise den klassischen Hydraulikbagger bis zum Teleskopbag- ger über Laderaupen, Radlader, Schwerkraftwagen/Muldenkipper und Vorderkip- per.79 Zudem kann im Tiefbau der Bodenaushub über den Wasserweg oder den Gleis- betrieb erfolgen.80 Zum Teil werden Geräte aus dem Tiefbau auch im Hochbau ver- wendet, wie beispielsweise der Radlader.

Am häufigsten kommen auf Baustellen im Hochbau Geräte zum Entladen von Lkw, wie der Gabelstapler oder Teleskopstapler, zum Einsatz. Der Gabel- oder Tele- skopstapler hebt die Ware aus dem Lkw und fährt diese zum Bestimmungs- oder Lagerort. Wenn der Bestimmungsort in einer Höhe liegt, die der Gabelstapler nicht erreichen kann, muss das Material für den vertikalen Transport, nach dem Entlade- vorgang, vor einem Aufzug oder geeigneten Platz für den Kran abgesetzt werden (vgl. Abbildung 13 und Abbildung 14).

Im fertigzustellenden Gebäude kommen vor der endgültigen Verarbeitung für die Ma- terialzwischenlagerung oft auch Hubwagen zum Einsatz. Mit dem Hubwagen, auch Ameise genannt wird das Material in den Bauaufzug gefahren und dort in dem jewei- ligen Stockwerk an seinen Bestimmungsort geliefert.81

4.2.4 Vertikaler Transport

Beim vertikalen Transport ist neben dem Transport von Material auch der Transport von Personen von Bedeutung. Daher wird im Folgenden zunächst der Personentrans- port dargelegt und anschließend auf die Besonderheiten des vertikalen Transports für Materialien eingegangen. Der Transport von Personen über Arbeitskörbe und Perso- nenbeförderungskörbe unterliegt einigen Regeln. Mit Personenbeförderungskörben dürfen nur Personen, also kein Material, befördert werden. Personenbeförderungs- körbe sind mindestens 2 Meter hoch, zu jeder Seite geschlossen, sowie mit einer gegen ungewolltes Öffnen verschließbaren Tür versehen. Sobald ein Arbeitsplatz, wie beispielsweise Fassadenarbeiten, höhenveränderlich ist, sind hierzu Arbeits- körbe zu verwenden. Diese benötigen einen Seitenschutz von 1 m sowie Halterungen zum Anschlagen der persönlichen Schutzausrüstung, in dem Fall Sicherheitsgeschirr. Hochziehbare Personenaufnahmeeinrichtungen sind allerdings nur ausnahmsweise zu verwenden. Der Einsatz von Personenaufnahmeeinrichtungen wird entschieden, wenn eine Gefährdungsbeurteilung andere Möglichkeiten wie Treppentürme, Gerüste oder Hubarbeitsbühnen ausschließt.82 Deshalb werden üblicherweise Bauaufzüge verwendet (vgl. Abbildung 14).

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 14: Verzahnung von Horizontal- und Vertikaltransport 83

[...]


1 Vgl. Archipedium.com kein Datum.

2 TripAdvisor, kein Datum.

3 Vgl. Musterbauordnung -MBO- 2002, S. 5.

4 Vgl. Fachkommission Bauaufsicht- MHHR 2008, S. 12.

5 Vgl. Musterbauordnung -MBO- 2002, S. 5.

6 Vgl. Fachkommission Bauaufsicht- MHHR (geändert 2012) 2008, S. 2.

7 Jocher und Loch 2012, S. 101.

8 Vgl. Fachkommission Bauaufsicht- MHHR (geändert 2012) 2008, 1ff.

9 Vgl. ebd., 1ff.

10 Vgl. ebd., 3f.

11 Vgl. ebd., 4ff.

12 Vgl. Musterbauordnung -MBO- 2002, S. 33.

13 Vgl. Fachkommission Bauaufsicht- MHHR (geändert 2012) 2008, 6ff.

14 Vgl. Fachkommission Bauaufsicht- MHHR (geändert 2012) 2008, 9f.

15 Feuerwehr Osnabrück 2015.

16 Vgl. Muchna et al. 2018, S. 2.

17 Vgl. Pfohl 2010, S. 12.

18 Vgl. Muchna et al. 2018, S. 9.

19 Hompel und Heidenblut 2011, S. 277.

20 R.S.V.P. Management Solutions GmbH 2017.

21 Vgl. Pfohl 2010, 13f.

22 flamcogroup, kein Datum.

23 Vgl. Pfohl 2010, 13f.

24 Vgl. ebd., 13f.

25 Vgl. ebd., S. 14.

26 Vgl. Pfohl 2010, S. 39.

27 Vgl. Steiff 2009, 31f.

28 Schneider Logistik, kein Datum.

29 Vgl. ebd., 31f.

30 Vgl. ebd., 31f.

31 Vgl. ebd., 31f.

32 Vgl. ebd., 31f.

33 Vgl. Kröger und Fiedler 2018, S. 429.

34 Vgl. TCW kein Datum.

35 Vgl. Helmus et al. 2009, S. 26.

36 Vgl. Günthner und Borrmann 2011, S. 6.

37 Vgl. Helmus et al. 2009, S. 26.

38 Vgl. Kapitel 3.1 2018.

39 Vgl. Horenburg 2014, 19f.

40 Vgl. Helmus et al. 2009, 32f.

41 Vgl. Kapitel 3.1 2018.

42 Vgl. Helmus et al. 2009, S. 32.

43 Vgl. ebd., S. 32.

44 Vgl. ebd., S. 33.

45 Vgl. ebd., S. 33.

46 Vgl. Horenburg 2014, S. 19.

47 Vgl. Helmus et al. 2009, S. 33.

48 Vgl. ebd., S. 28.

49 Vgl. Horenburg 2014, S. 21.

50 Horenburg 2014, S. 21.

51 Schach und Otto 2017, S. 325.

52 Vgl. ebd., S. 325.

53 Vgl. ebd., S. 325.

54 Vgl. ebd., Geleitwort.

55 Vgl. Schach und Otto 2017, S. 13.

56 Schach und Otto 2017, S. 26.

57 Vgl. Schach und Otto 2017, S. 15.

58 Griep-Baulogistik, kein Datum.

59 Vgl. Schach und Otto 2017, S. 81.

60 Vgl. ebd., S. 108.

61 Vgl. ebd., 108f.

62 Vgl. ebd., S. 108.

63 Vgl. Schach und Otto 2017, 147f.

64 Vgl. ebd., S. 209.

65 Vgl. Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz 1996, S. 1254.

66 Vgl. Schach und Otto 2017, S. 209.

67 Vgl. ebd., S. 216.

68 DIN 4124, kein Datum.

69 Vgl. Schach und Otto 2017, S. 287.

70 Vgl. Bauer 2013, S. 469.

71 Vgl. DIN 4124 Baugruben und Gräben 2012.

72 Strobel Verlag, Abb. nach DIN 4124.

73 Bauch und Bärgstädt, kein Datum.

74 Vgl. Hofstadler 2014, S. 21.

75 Vgl. ebd., S. 21.

76 Vgl. ebd., S. 21.

77 Vgl. ebd., S. 21.

78 Vgl. Schach und Otto 2017, S. 75.

79 Vgl. Bauer 2013, S. 69–170.

80 Vgl. ebd., S. 101.

81 Vgl. Bauer 2013, S. 493.

82 Vgl. Schach und Otto 2017, S. 145.

83 Bauer 2013, S. 493.

Excerpt out of 92 pages

Details

Title
Das Projekt „Tower Eden“ in Frankfurt am Main. Optimierungen der Baustelleneinrichtung und der Baulogistik für Großbaustellen mit beengten Platzverhältnissen.
College
Wiesbaden University of Applied Sciences
Grade
1,6
Author
Year
2019
Pages
92
Catalog Number
V458691
ISBN (eBook)
9783668893689
Language
German
Keywords
Baulogistik, Optimierung der Baulogistik, Optimale Baulogistik, Hochhaus, beengte Baustelle, Lean Construction, Hochhausbaustelle, Güney Kaya, Innerstädtische Baulogistik, Supplychain, Logistik, Lean management
Quote paper
Güney Kaya (Author), 2019, Das Projekt „Tower Eden“ in Frankfurt am Main. Optimierungen der Baustelleneinrichtung und der Baulogistik für Großbaustellen mit beengten Platzverhältnissen., Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/458691

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