Wo stünde die Frau heute ohne die großen Frauenbewegungen im 19. Jahrhundert?

Gleichberechtigungsbemühungen der ersten Frauenbewegungen die in Deutschland wirkten und deren Bedeutung für die Frauen von heute


Dossier / Travail de Séminaire, 2018

12 Pages, Note: 2,3

Anonyme


Extrait


Inhalt

1. Einleitung

2. Die Anfänge der organisierten Frauenbewegungen in Deutschland
2.1 Die Politisierung der Frau
2.2 Die Ausgangslagen der Frauen im 19. Jahrhundert
2.3 Der Weg zum Universitätsbesuch
2.4 Das Frauenwahlrecht

3. Betrachtung der aktuellen Situationen der Frauen in Deutschland und Fazit

4. Literaturverzeichnis:

1. Einleitung

„Männer und Frauen sind gleichberechtigt.“

Bis dieser Satz so am 03. Mai 1957 in das deutsche Bundesgesetzbuch aufgenommen wurde1, mussten über 100 Jahre vergehen, in denen sich Frauen aktiv in Frauenbewegungen dafür eingesetzt haben. Doch ist wirklich alles Gold was glänzt und ist die deutsche Gesellschaft eine, in der Männer und Frauen auf der gleichen Stufe stehen?

Diese Frage zu beantworten ist einfach, denn es bedarf keiner umfangreichen Recherche um zu wissen, dass Frauen nach wie vor in vielen Bereichen des privaten und öffentlichen Lebens benachteiligt werden. Natürlich mal mehr, mal weniger, aber dennoch: Die Gleichberechtigung der Frau ist auch im Jahre 2018 ein aktuelles Thema.

Betrachtet man aktuelle Umfragen und wissenschaftliche Erhebungen, wie z.B. jene Beiträge, die jedes Jahr zum internationalen Weltfrauentag am 08. März veröffentlicht werden, so scheint sich trotz Frauenquote und dem Bewusstsein z.B. über die so genannte Gender-Pay-Gap von Jahr zu Jahr hin nicht viel zu ändern, denn Jahr für Jahr titulieren Zeitungen und Nachrichtensender die Probleme der Frauendiskriminierung und Frauenbenachteiligung.2

In dieser Hausarbeit wird die Geschichte der Frauenbewegungen in Deutschland des 19. Jahrhunderts thematisiert, wofür das Geschehen kurz in einen geschichtlichen Kontext gelegt wird. Auf Grund der Fülle und Vielschichtigkeit der einzelnen Stationen, Ereignisse und Protagonistinnen und Protagonisten werden nur wichtige Kernpunkte näher beleuchtet. Den Abschluss der Hausarbeit bildet ein Resümee darüber, welche der Forderungen, für die die verschiedenen Frauenbewegungen im 19. Jahrhundert gekämpft haben, nach wie vor aktuell sind.

2. Die Anfänge der organisierten Frauenbewegungen in Deutschland

2.1 Die Politisierung der Frau

Die ersten Frauenbewegungen entstanden im 19. Jahrhundert, also zu einer Zeit, die von Revolutionen, Kriegen und der Industrialisierung geprägt war. Ein deutscher Nationalstaat, wie er heute besteht, existierte noch nicht, das Land bestand eher als loser Staatenbund aus vielen kleineren und größeren Fürstentümer und Einzelstaaten, die sowohl außen- als auch innenpolitisch selbstständig regierten.

Bis 1815 noch herrschte Napoleon Bonaparte als Frankreichs selbsternannter Kaiser nach Eroberungszügen über große Teile Europas, so auch über Teile Deutschlands. Sein Regierungsstil sollte schließlich dazu führen, dass die Bevölkerung, beginnend in Frankreich, für einen neu aufkommenden Gedanken von Freiheit und Gleichheit zu kämpfen begann. Dieser Revolutionsgedanke packte bald ganz Europa und 1815 kam es schließlich zu Befreiungskriegen, auch in Deutschland.3 Anlässlich dieser Befreiungskriege, wurden in Deutschland die ersten sogenannten Frauenvereine gegründet. Diese hatten allerdings noch nicht das Ziel die Gleichberechtigung von Männern und Frauen herbeizuführen, sondern wirkten viel mehr als Hilfsorganisationen während der Revolution. Man sieht sie auch als Beginn des Berufsfelds der Sozialen Arbeit.4

Nachdem Napoleon als Folge der Auflehnung Europas zum Abdanken und zur Flucht gezwungen war, setzten die Großmächte Europas5 alles daran, die vornapoleonische Ordnung und damit die Monarchie und Regierung durch Fürstenhäuser wieder einzusetzen. Sie verwarfen das revolutionäre Gedankengut schnell wieder. Der österreichische Fürst von Metternich sprach sich ganz besonders und teilweise gegen den Willen anderer Fürsten in Deutschland, gegen sämtliche Bestrebungen nach liberalen Forderungen aus. Er ließ Anhänger von nationalen Bewegungen verfolgen, einsperren und durch die Aufhebung der Meinungs- und Pressefreiheit mundtot machen.6

Trotz des harten Regimes kam es in den folgenden Jahren in Deutschland seitens der Bevölkerung zu den immer wiederkehrenden Forderungen nach Freiheit, Gerechtigkeit und einem Nationalstaat mit liberaler Verfassung.

Es schlossen sich viele politische Gruppen zu Vereinen zusammen7, in denen auch immer mehr Frauen mitwirkten, „die sich rege beteiligten und hier eine Möglichkeit sahen, sich politisch zu engagieren“.8 Viele der Frauenvereine aus den Anfängen des 19. Jahrhunderts politisierten sich zunehmend und hatten nun andere Arbeitsmittelpunkte als die Soziale Arbeit.

1848 kam es wiederum zur Revolution und starken Protesten in Deutschland, aber auch in ganz Europa, in denen sich auch einige Frauen für den Aufbau eines Nationalstaats und gegen das Fürstentum einsetzen. Als diese Revolution fehlschlug wurde in Preußen ein allgemeines Vereins- und Versammlungsgesetz erlassen. Frauen wurden fortan bis 1908 von politischen Tätigkeiten ausgeschlossen, was allerdings nicht dazu führte, dass sich die Ideen und die Politisierung der Frauen aufhalten ließen.9

Zu diesem Zeitpunkt hatte sich in Deutschland bereits eine starke Frauengruppe rund um die Frauenrechtlerin Louise Otto-Peters gebildet, die eine Frauen-Zeitung gegründet hatte und in dieser den Status der Frau in der männerdominierten deutschen Gesellschaft zum Thema machte10. Die Zeitung wurde im Zuge des Vereins- und Versammlungsgesetzes verboten.11

Dank eines Wirtschaftsaufschwungs im Zuge der Industriealisierung in den Folgejahren und neuer Ideen zu Reform der Arbeitswelt kam es 1865 zu Lockerungen, unter Anderem auch im Vereinsgesetz. Diese Lockerungen nutzen die nach wie vor politisch aktiven Frauen zu ihren Gunsten und setzten eine Frauenkonferenz an. Diese Konferenz, einberufen von Louise Otto-Peters, führte zur Gründung der ersten offiziellen Frauenbewegung Allgemeiner Deutscher Frauenverein, kurz ADF.12

2.2 Die Ausgangslagen der Frauen im 19. Jahrhundert

„Die Frau des 19. Jahrhunderts erkannte, dass sie in einer Männerwelt lebte: Sie sah, daß die Familie, der Beruf, die Bildungsmöglichkeiten, die Stadt, die innere und äußere Politik, ja auch die Kirche von Männern nach Männerbedürfnissen und –wünschen eingerichtet waren“13, so äußerte sich Agnes von Zahn-Harnack, neben Louise Otto-Peters eine weitere Pionierin der Frauenbewegung von 1848, im Nachhinein über die Situation der Frau im 19 Jahrhundert. Generell lässt sich die Rolle der Frau vor allem als eines beschreiben: dem Mann untergeordnet, und das in jeglicher Hinsicht.

Es gab, je nach Stand und Herkunft mehrere Möglichkeiten wie das Leben als Frau verlaufen kann. Ein Großteil der Bevölkerung lebte zu Beginn des 19. Jahrhunderts auf dem Land und versorgte sich selbst. Hier waren Frauen vor allem für die Haushaltsführung und Kindererziehung zuständig, mussten gleichzeitig aber auch landwirtschaftliche Aufgaben übernehmen und gegebenenfalls auch ihren Ehemännern bei der Feldarbeit zur Hand gehen.14 Nach dem Einzug der Industriealisierung veränderte sich die Gesellschaft: es fand eine große Stadtflucht statt, aus dem Agrarland Deutschland wurde ein Industrieland, was zu steigendem Wohlstand in der neu entstandenen bürgerlichen Mittelschicht führte. Diese suchte nach neuen Arbeitskräften, sowohl für die neu entstandenen Fabriken, als auch für den häuslichen Dienst. Schnell wurde die Arbeit als Dienstmädchen zu einer der größten Beschäftigungsgruppen für Frauen.15

Für verheiratete Frauen kam es durch das neue Leben in der Industrie oft zu einer Doppelbelastung. Die landwirtschaftliche Arbeit wurde nun durch jene in Fabriken oder Fabrikantenhäusern ersetzt, allerdings in einer viel höheren Intensität und vor allem mit einem sehr viel höheren Arbeits- und Stundenaufwand.

Die Gesellschaft, besonders das Bürgertum, verpönte die arbeitende Frau, es gab im Prinzip keine außerhäusliche Arbeit die als angesehen galt. Trotzdem wanderten immer mehr junge Frauen in Städte um dort in Fabriken, unter schlechten Bedingungen und für weniger Geld als Männer, zu arbeiten, da sie nur darin eine Chance für ein besseres Leben sahen. Die Vorteile lagen zum einen darin, dass sie durch die Bezahlung ihre Aussteuer finanzieren konnten und später heiraten zu können und zum anderen, dass sie, vor allem durch die Tätigkeit als Dienstmädchen viele häusliche Fähigkeiten erwarben, die sie für potentielle Partner attraktiver machte.16

Anders sah die Situation der Frau in der Mittelschicht der Bevölkerung aus. Durch den steigenden Wohlstand konnten sich immer mehr Haushalte dieser Bevölkerungsschicht Dienstmädchen leisten die die häusliche Arbeit übernahmen. Die Aufgaben einer Frau aus dem Bürgertum bestanden vornehmlich darin Hausherrin, Mutter und dem Mann dienende Ehefrau zu sein. Außer kleineren handwerklichen Hobbies hatten die Frauen keine Beschäftigung und sehnten sich daher stark nach beruflicher Selbstverwirklichung.17

Der allgemeine gesellschaftliche Konsens behauptete, unabhängig von der Tatsache zu welcher Schicht man gehörte, dass die Frau dem Mann sowohl körperlich als auch geistig naturgegeben unterlegen war, was die Annahme zuließ, dass „die Rolle der Ehefrau und Mutter zugewiesen“18 und eindeutig ist. Trotzdem führten die unterschiedlichen Lebenswege der Frauen dazu, dass sich die Frauenbewegung in verschiedene Richtungen mit jeweils eigenen Schwerpunkten entwickelt.

2.3 Der Weg zum Universitätsbesuch

Der ADF war eine bürgerliche Frauenbewegung und bestand vor allem aus Frauen aus der wohlhabenderen Mittelschicht. Die Vereinsmitglieder setzen sich deshalb vor allem für gleiche Bildungsstandards für Jungen und Mädchen ein. Bis dato bot die politische Landschaft in Deutschland zwar auch Mädchen eine Schulbildung, allerdings keine, die auf eine ansprechende berufliche Karriere vorbereitete. Vielmehr wurden Mädchen, je nach gesellschaftlichem Stand, nach einer Grundschule entweder zu einfachen Arbeiterinnen ausgebildet, oder besuchten private Schulen, in denen ihnen die Rolle der Ehefrau und Mutter zugeschneidert werden sollte. Schulische Abschlüsse boten den Mädchen und jungen Frauen demnach keinerlei berufliche Perspektiven.

Eine besondere Stellung in den Forderungen der Frauenrechtlerinnen nahm dabei die Position der Lehrerin ein, ein Beruf der zu dem Zeitpunkt zwar existierte, allerdings von keiner Bedeutung war, da weibliche Lehrkräfte meistens nur den männlichen als Hilfslehrer dienten, oder nur in unteren Klassen unterrichteten.

[...]


1 Deutscher Bundestag , Vor 60 Jahren: Bundestag beschließt Gleichberechtigungsgesetz. Auf: https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2017/kw17-kalenderblatt-gleichberechtigungsgesetz/504286 (Stand: 10.03.2018).

3 Vgl. Osterhammel, jürgen: Das 19. Jahrhundert – 1800 bis 1850. In: Bundeszentrale für politische Bildung/bpb (Hg.): Informationen zur politischen Bildung – Das 19. Jahrhundert, Heft Nr. 315/2012, S.5.

4 Vgl. Vahsen, mechthilde: Wie alles begann – Frauen um 1800. Absatz: Deutschland nach 1815, 2008 . Auf: https://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/35252/wie-alles-begann-frauen-um-1800?p=all (Stand 03.03.2018).

5 Die Großmächte Europas waren zu dem Zeitpunkt Preußen, Österreich, Großbritannien und Frankreich.

6 Vgl. Osterhammel: Das 19. Jahrhundert – 1800 bis 1850. S.6.

7 Unter politischen Gruppen bzw. Vereinen sind hier insbesondere die politischen Grundrichtungen wie konservativ, sozialistisch, demokratisch, liberal und katholisch zu nennen.

8 Vahsen: Wie alles begann. Auf: https://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/35252/wie-alles-begann-frauen-um-1800?p=all (Stand 03.03.2018).

9 Vgl. Wolff, kerstin: Frauenbewegung – Die Frauenbewegung organisiert sich, 2008. Auf: http://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/35256/aufbauphase-im-kaiserreich (Stand 03.03.2018).

10 Vgl. Karl, michaela: Die Geschichte der Frauenbewegung. Leipzig 2011, S.78f.

11 Vgl. Schenk, herrad: Die feministische Herausforderung – 150 Jahre Frauenbewegung in Deutschland. München 1992, S.26.

12 Vgl. Wolff, Frauenbewegung. Auf: http://www.bpb.de/gesellschaft/gender/frauenbewegung/35337/literatur (Stand 05.03.2018).

13 Zitat von Agnes von Zahn-Harnack, abgedruckte Version in: Nave-herz, rosemarie, Die Geschichte der Frauenbewegung in Deutschland. Opladen 1993. S.13.

14 Vgl. Karl, Die Geschichte der Frauenbewegung. S.18.

15 Vgl. Schenk, Die feministische Herausforderung. S. 15.

16 Vgl. Kohler-Gehrig, eleonora, Die Geschichte der Frauen im Recht, 2007 . Auf: http://www.verwaltungmodern.de/wp-content/uploads/2011/11/skfrauengeschichte_1.pdf (Stand 05.03.2018), S.12 f.

17 Vgl. Karl, S. 22f.

18 Ebd. S.25.

Fin de l'extrait de 12 pages

Résumé des informations

Titre
Wo stünde die Frau heute ohne die großen Frauenbewegungen im 19. Jahrhundert?
Sous-titre
Gleichberechtigungsbemühungen der ersten Frauenbewegungen die in Deutschland wirkten und deren Bedeutung für die Frauen von heute
Université
University of Münster
Note
2,3
Année
2018
Pages
12
N° de catalogue
V458693
ISBN (ebook)
9783668901254
ISBN (Livre)
9783668901261
Langue
allemand
Mots clés
Feminismus, Frauenbewegung, Wahlrecht, Gewerkschaften, Industriealisierung, Gleichberechtigung, Frau, Mann, Politik, Napoleon, Bürgerkrieg
Citation du texte
Anonyme, 2018, Wo stünde die Frau heute ohne die großen Frauenbewegungen im 19. Jahrhundert?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/458693

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