Eine exegetische Ausarbeitung und inhaltliche Interpretation der Perikope Lev 17, 10-16

Wie rechtfertigen die Zeugen Jehovas die Zitation dieser Bibelstelle mit dem von ihnen gelebten Verbot der Bluttransfusion? Ein wissenschaftlicher Blick auf eine vielzitierte Bibelstelle


Dossier / Travail de Séminaire, 2018

18 Pages, Note: 1,7

Anonyme


Extrait


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Textabgrenzung / Kontext
2.1. Textstelle Lev 17, 10-16:

3. Gattungskritik
3.1 Methode der Gattungskritik
3.2 Anwendung der Gattungskritik

4. Zeitgeschichte
4.1 Methode der Zeitgeschichte
4.2 Anwendung der Methode

5. Sitz im Leben
5.1. Methode des Sitzes im Leben
5.2. Anwendung der Methode

6. Inhaltliche Interpretation

7. Rückschluss auf die Auslegung Lev 17, 14 durch die Zeugen Jehovas und Fazit

9. Anhang

1. Einleitung

In der folgenden Hausarbeit wird eine Gemeinschaft im Fokus stehen, die 1874 von Charles Taze Russell in Amerika als eine Bibelforscher-Gruppe gegründet wurde.1 Heute ist sie unter dem Namen „Die Zeugen Jehovas“ international als christlich-chiliastische Gemeinschaft bekannt, was bedeutet, dass die Mitglieder den Glauben vertreten, die Parusie Jesu stehe kurz bevor und, damit das Tausendjährigen Reich, das mit dem Paradies auf Erden zu vergleichen ist.

Die, laut eigenen Angaben, weltweit ca. 8,5 Mio. Zeugen Jehovas2 gehen davon aus, dass nur diejenigen an diesem Paradies teilhaben können, die sich an die von der Organisation festgesetzten Lebensweisen und Regeln halten. Bei Missachtung der Regeln müssen Mitglieder damit rechnen aus der Gemeinschaft gestoßen zu werden und sie dem sogenannten Harmagedon, bei dem alle Feinde Gottes vernichtet werden sollen, zum Opfer fallen werden, was im Übrigen auch für die Anhänger jeglicher anderer Religionsgemeinschaften gilt.3 Üblicherweise wurde dieser Harmagedon mit einem konkreten Datum angegeben, so sollte sich unter anderem bereits 1975 die Parusie Jesu verwirklichen.4

Eine wichtige Eigenschaft der Zeugen Jehovas ist die vollkommene Distanz zum Staat in dem sie leben: Wehrdienstweigerung und Zurückhaltung bei Wahlen sind ebenso Pflicht, wie die strikte Einhaltung der biblischen 10 Gebote.5

Heute wandelt sich die Religionsgemeinschaft und stellt sich eher als „moralische Alternative in dieser Gesellschaft“6 dar. Eben diese moralischen Aspekte sind es, die die Öffentlichkeit zumeist negativ wahrnimmt, da es immer wieder zu Berichterstattungen von misshandelten Aussteigern oder über missglückte Operationen wegen fehlender Bluttransfusionen kommt. Vor allem der letztgenannte Punkt ist einer, der auch häufig in populären Medien als ‚klassischer‘ Zwist zwischen Gesellschaft und Zeugen Jehovas adaptiert wird7 und das öffentliche Bild der Zeugen Jehovas stark prägt.8

Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die exegetische Ausarbeitung einer Bibelstelle, daher stehen hier Analyse und Interpretation im Vordergrund. Bearbeitet wird Lev 17, 10-16, eine Stelle, aus der Zeugen Jehovas zitieren, um ihre Abneigung gegenüber der Verwendung von Blutkonserven in medizinischen Notfällen zu erklären. Meistens wird dabei vor allem Lev 17,14 alleinstehend benutzt.

Als Einstieg wird zunächst ein grober Kontext des gesamten 17. Kapitels des Levitikusbuches dargelegt, um den Inhalt der Bibelstelle besser nachvollziehen zu können. Dieses wird anschließend eingeteilt und schließlich die zu analysierende Stelle von dem Rest des Kapitels abgegrenzt.

Darauf folgt die Anwendung exegetischer Methoden. In dieser Hausarbeit sollen vor allem die Gattungskritik und der Sitz im Leben Klarheit darüber verschaffen, in welchem Sinnzusammenhang das Verbot des Blutgenusses im Leben der ersten jüdischen Gemeinde gestanden hat. Dazu soll auch eine weitere Perikope herangezogen werden, in der das Verbot des Blutgenusses noch einmal, aber auf eine etwas andere Art, wiedergegeben wird.

Als dritte exegetische Methode wird die Erfassung der Zeitgeschichte verwendet.

Auf Basis dieser Vorgehensweise werden abschließend ein interpretatives Fazit und ein Vergleich zur Interpretation der Zeugen Jehovas hinsichtlich dieser Bibelstelle gezogen.

2. Textabgrenzung / Kontext

Die Textstelle entstammt dem Alten Testament, genauer gesagt dem Pentateuch, auch die fünf Bücher Mose genannt. Im Pentateuch wird die Offenbarung Gottes und die daraufhin entstandene Glaubensgemeinschaft des Volkes Israel thematisiert. Es ist ein vielschichtiges Buch, bei dem Quellen und redaktionelle Bearbeitungen teilweise klar voneinander abzugrenzen sind und teilweise ineinander verschwimmen. Der Pentateuch galt im Urchristentum als das direkte Wort Gottes.

Das Buch Levitikus nimmt in den Fünf Büchern des Pentateuchs eine besondere Rolle ein, da es viele Gesetze und Regeln des alltäglichen Lebens beinhaltet, die teilweise noch heute zu den gängigen ethischen Vorschriften gehören. Beispielsweise Lev 19, 18: „Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst“.

Ein für das damalige Volk Israel wichtiger Gesetzeskorpus ist das sogenannte Heiligkeitsgesetz, Lev 17. Er hebt sich deutlich von den vorangestellten Kapiteln des Buches ab. Fachwissenschaftlich spricht man häufig von zwei verschiedenen Verfasserkreisen, in denen Lev 1-16 und Lev 17-26 vermutlich unabhängig und in zeitlichem Abstand zueinander entstanden.9 Das Heiligkeitsgesetz nimmt also eine besondere Rolle im Buch Levitikus ein.

Zwischen Lev 16 und 17 gibt es einen Einschnitt, sowohl sprachlich, als auch konzeptionell. Ob das Heiligkeitsgesetz, ursprünglich ein eigenständiger Textkorpus war oder ob man beide Teile als aufeinander aufbauend wahrnehmen sollte, kann wissenschaftlich nicht genau geklärt werden. Zu beiden Ansichten gibt es berechtigte Annahmen.10 Es scheint, als wäre mit Lev 16,34 ein Ritus zu Ende erklärt und würde mit dem Schlusssatz „Und er tat es, ganz wie der HERR dem Mose geboten hatte.“ sein sowohl inhaltliches als auch semantisches Ende finden.

Im angenommenen ersten Teil Lev 1-16 spielen vor allem die Opferriten und die Rolle der Priester eine Rolle, wobei es ab Lev 17 eher um private und alltägliche Gesetze, wie z.B. Regelungen in der Ehe oder der Umgang mit dem Festkalender der Adressaten geht.

Kontextuell geht es in dem 17. Kapitel des 3. Buch Mose um die rituelle Tierschlachtung und den Verbot des Blutgenusses. Solche Gesetze lassen sich auch in anderen Büchern des Alten Testaments wieder finden, allerdings unterscheiden sie sich z. T. stark voneinander. Auf diesen Aspekt geht das Kapitel über die Zeitgeschichte noch genauer ein.

Das Kapitel Lev 17 lässt sich, neben den einleitenden Worten in Lev 17, 1-2, grob in drei Teile gliedern, da in ihm drei Verbote von Gott ausgesprochen werden:
Erstens: Lev 17, 3-7: Verbot der Schlachtung ohne rituellen Opfer-Hintergrund, zweitens: Lev 17, 8-9: Verbot der Schlachtung außerhalb von JHWHs Wohnung/Altar und drittens: Lev 17, 10-16: Verbot des Blutgenusses.

Da es in dieser Hausarbeit um das Verbot des Blutgenusses im Kontext zu den heutigen Verboten der Bluttransfusionen bei der Glaubensgemeinschaft der Zeugen Jehovas gehen soll, wird insbesondere der dritte Teil im Folgenden relevant sein.

Als Textgrundlage liegt die Elberfelder Bibel vor.

2.1. Textstelle Lev 17, 10-16:

Verbot des Blutgenusses

10 Und jedermann aus dem Haus Israel und von den Fremden, die in ihrer Mitte als Fremde wohnen, der irgendwelches Blut isst - gegen die Seele, die das Blut isst, werde ich mein Angesicht richten und sie aus der Mitte ihres Volkes ausrotten.

11 Denn die Seele des Fleisches ist im Blut, und ich selbst habe es euch auf den Altar gegeben, Sühnung für eure Seelen zu erwirken. Denn das Blut ist es, das Sühnung tut durch die Seele in ihm.

12 Darum habe ich zu den Söhnen Israel gesagt: Keine Seele von euch soll Blut essen; auch der Fremde, der in eurer Mitte als Fremder wohnt, soll nicht Blut essen.

13 Und jedermann von den Söhnen Israel und von den Fremden, die in eurer Mitte als Fremde wohnen, der ein Wild oder einen Vogel erjagt, die gegessen werden dürfen, soll ihr Blut ausfließen lassen und es mit Erde bedecken.

14 Denn was die Seele alles Fleisches betrifft; sein Blut, das ist seine Seele - und ich habe zu den Söhnen Israel gesagt: Das Blut irgendwelches Fleisches sollt ihr nicht essen, denn die Seele alles Fleisches ist sein Blut; jeder, der es isst, soll ausgerottet werden. -

15 Jeder, der ein Aas oder Zerrissenes isst, er sei Einheimischer oder Fremder, der soll seine Kleider waschen und sich im Wasser baden, und er wird bis zum Abend unrein sein; dann wird er rein sein.

16 Und wenn er sie nicht wäscht und sein Fleisch nicht badet, so wird er seine Schuld tragen.

3. Gattungskritik

3.1 Methode der Gattungskritik

Unter Gattungskritik versteht man, die Identifikation eines Musters, das dem Text zugrunde liegt. Dieses Muster kann man im Idealfall auch auf andere Texte anwenden und so erörtern, wozu dieser Text gedient hat bzw. welche Intention er verfolgt. Dieses Wissen ist auch bei der späteren Erörterung einer weiteren Methode, dem „Sitz im Leben“ nötig.

Als Anhaltspunkt für ein Textmuster dienen z.B. die Rahmung, also Einleitung und Schluss aber auch wiederkehrende sprachliche Besonderheiten.

Als Bestätigung der dadurch herausgefundenen Gattung gilt es einen Vergleich mit anderen Texten aus ähnlicher Zeit durchzuführen.

Um die Intention der vorliegenden Perikope besser verstehen zu können ist es nötig, das ihr zugrunde liegende Schema näher zu beleuchten und sie einer Gattung zuzuordnen.

3.2 Anwendung der Gattungskritik

Wie eingangs beschrieben lässt sich Lev 17 in drei Verbote gliedern. Dass es sich bei dem vorliegenden Text um Gebote bzw. Verbote handelt, wird in den ersten Versen des Kapitels ausdrücklich gesagt:

1 Und der HERR redete zu Mose:
2 Rede zu Aaron und zu seinen Söhnen und zu allen Söhnen Israel und sage zu ihnen: Dies ist die Sache, die der HERR geboten hat: […]

Darauf lassen auch die Parallelen im Pentateuch schließen, vor allem im Deuteronomium 12. Auch hier wird beschrieben, wie sich die Israeliten bei der Schlachtung von Tieren verhalten sollen, wie sie den Ritus der Opferschlachtung durchführen sollen und wie sie mit dem Blut des Tieres umgehen sollen. Auch dieser Text wird Worten eingerahmt, die deutlich erkennbar machen, um welche Gattung es sich handelt:

1 Dies sind die Ordnungen und die Rechtsbestimmungen, die ihr halten sollt, sie zu tun in dem Land, das der HERR, der Gott deiner Väter, dir gegeben hat, es in Besitz zu nehmen, all die Tage, die ihr auf dem Erdboden lebt

Die inhaltlichen Gemeinsamkeiten werden im Kapitel „Sitz im Leben“ noch weiter ausgeführt.

4. Zeitgeschichte

4.1 Methode der Zeitgeschichte

Die Erörterung zeitgeschichtlicher Elemente und Gegebenheiten festzustellen hilft dabei, ein Grundverständnis für den gegebenen Text zu erlangen. Viele Aspekte erscheinen dem heutigen Lesern fremd und machen es notwendig sie in einen historisch-kulturellen Kontext zu legen.

Dabei ist es nötig, sich biblische oder außerbiblische Vergleichstexte zu suchen und hier Parallelen aufzuspüren, die Erklärungen für die in der Textstelle dargestellten Sachverhalte liefern können. Diese zu beschreiben und in einen Sinnzusammenhang zu stellen hilft, die Autoren oder Redaktoren des Textes zu verstehen.

Im Folgenden wird hier insbesondere ein chronologischer Ablauf von Geschehnissen eine Rolle spielen, ebenso wie die Literaturgeschichte des Pentateuchs.

4.2 Anwendung der Methode

Beim Lesen der Textstelle Lev 17, 10-16 wird deutlich, dass die Verfasserschaft sowohl zum Ausdruck bringen wollte, dass der Blutgenuss verboten ist und vor allem auch warum er es ist. Damit unterscheidet sich diese Stelle deutlich von der bereits erwähnten, thematisch deckungsgleichen Stelle im Deuteronomium.

Das Verbot des Blutgenusses scheint von zentraler Bedeutung und unumstößlich in der frühen jüdischen Gemeinde zu sein. Es wird immer auf eine ähnliche Art und Weise verboten, allerdings kommt in Lev 17, 10-16 noch die bereits erwähnte Erläuterung dieses Verbots hinzu, welches im Dtn 12, 16 beispielsweise nicht der Fall ist. Hier beschränken sich die Autoren einzig auf das faktische Verbot:

„Nur das Blut dürft ihr nicht essen; auf die Erde sollt ihr es gießen wie Wasser.“ (Dtn. 12,16)

„Und jedermann aus dem Haus Israel und von den Fremden, die in ihrer Mitte als Fremde wohnen, der irgendwelches Blut isst - gegen die Seele, die das Blut isst, werde ich mein Angesicht richten und sie aus der Mitte ihres Volkes ausrotten. Denn die Seele des Fleisches ist im Blut, und ich selbst habe es euch auf den Altar gegeben, Sühnung für eure Seelen zu erwirken. Denn das Blut ist es, das Sühnung tut durch die Seele in ihm.“ (Lev 17, 10-11)

Mit dieser Information könnte man auf die zeitliche Differenz schließen, in der die jeweiligen Gesetzestexte entstanden. Bibelwissenschaftler, wie z.B. Erich Zenger oder Werner H. Schmidt, nehmen in ihren Modellen zur Entstehung des Pentateuchs an, dass das Deuteronomium deutlich vor der Priesterschrift entstanden ist.11 Betrachtet man die inhaltliche Ähnlichkeit und die Art und Weise wie in den beiden Gesetzeskorpora Ge- und Verbote ausformuliert sind, liegt die Vermutung tatsächlich nahe, dass es sich bei Lev 1-27 um eine Ergänzung des Deuteronomiums handeln könnte. Das Deuteronomium sei vermutlich um 700 v. Chr. entstanden, also zu einer Zeit, in der die Welt der Israeliten von vielen Umbrüchen geprägt war.

722 v. Chr. brach das Nordreich des ehemaligen Großkönigreichs Israel zusammen und wurde von Assyrern eingenommen. Dies hatte zur Folge, dass ganze israelische Stämme von den Besatzern umgesiedelt wurden. In der Diaspora verwischte das jüdische Kulturgut immer mehr, heute nennt man diese Stämme, um die sich noch heute viele Mythen ranken, „Die verlorenen Stämme Israels“.

Viele weitere israelische Stämme flohen vermutlich aus dem Nordreich in das Südreich Juda. Hier besann man sich auf die gemeinsamen Wurzeln im davidisch-salomonsichen (Groß-)12 Reich wo eine neue israelische Kultur mit der judäischen Hauptstadt Jerusalem als Zentrum aufkam.13

Nur rund 20 Jahre später wurde auch Jerusalem von Assyrern belagert und die nächsten knapp 100 Jahre von ihnen regiert. Die Assyrer wurden schließlich vom neubabylonischen König Nebukadnezer besiegt, womit eine der größten Einschnitte in der Geschichte des Volkes Israel begann. Seit ca. 597 v. Chr. begannen Deportationswellen, die die Bevölkerung ins Babylonische Exil brachte.

Die Priesterschrift, die auf ca. 520 v. Chr., also nachexilisch14 datiert wird hingegen, wurde geschrieben und/oder redaktionell bearbeitet, als die Israeliten durch das Ende des Babylonischen Exils und die Wiedereinweihnung des Jerusalemer Tempels15 in einer Phase des gesellschaftlichen Aufschwungs waren.

Das Leben der Menschen hatte sich wieder normalisiert und die Auslebung ihres Glaubens konnte wieder vollends aufgenommen werden. Bedeutend für diese Zeit war laut Herbert Donner, einem bedeutenden Spezialisten auf dem wissenschaftlichen Feld des Alten Testaments, dass „nicht mehr der Beweis oder die Behauptung der Abstammung von Menschengruppen, die das alte Israel gebildet hatten“16 von elementarer Bedeutung war, sondern vielmehr der freie Wille und das Bekenntnis der Menschen Gott als den einen Gott anzunehmen und sich seinen Geboten und Verboten zu unterwerfen.17

Diese Entwicklung könnte es nötig gemacht haben, die Riten und Regeln des Volkes Israel für neue Glaubensanhänger nahbarer und begreifbarer zu machen, weswegen das Heiligkeitsgesetz im Gegensatz zum Gesetzeskorpus im Deuteronomium, so viel ausführlicher ist. Die Gebote sind nicht mehr selbsterklärend, da sie nicht mehr zwingend Teil einer jahrhundertelangen Stammestradition sind. Die Adressaten, die aus verschiedenen Kulturen stammen, sollten verstehen, was Gott so anstößig an dem Verzehr von Blut fand.

In Lev 17, 11 und 14 wird besonders betont, dass die Seele im Blut ist. „Die Vorstellung vom Blut als Sitz der Seele ist bereits im altbabylonischen und ägyptischen Gedankengut vorhanden. Es gilt vielfach als das göttliche Lebenselement, das in den Menschenkörpern wirkt und ungebrochene Vitalität symbolisiert.“18 Oftmals wurde das Blut getrunken, um von dieser Vitalität zu profitieren und es in sich hineinzulassen.19 Aber anders als in vergleichbaren antiken Kulturen wird den Israeliten der Verzehr des Blutes aus eben diesem Grund verboten. Gott, als Schöpfer der Erde, der Menschen und der Tiere ist Schirmherr über alle Lebewesen, ihm gehört das Blut und soll daher zu ihm zurückkehren.20 Blut und Leben werden oft synonym verwendet und betrachtet man noch heute aktuelle christliche Annahmen, dass auch das Leben der Menschen nach seinem Ende zu Gott hinaufsteigt, erscheint es in der Konsequenz sachlich logisch, dass man Gott eben diese Form von Leben (Blut) nicht vorenthalten und sich selbst zu eigen machen darf.

[...]


1 Vgl. Schmid, G./Schmid, G. O. [Hrsg.], Kirchen, Sekten, Religionen. Religiöse Gemeinschaften, weltanschauliche Gruppierungen und Psycho-Organisationen im deutschen Sprachraum. Ein Handbuch. Zürich 2003. S.168.

2 Vgl. N.N., Jehovas Zeugen. Jahresbericht 2017 (Dienstjahr). Auf: https://www.jw.org/de/jehovas-zeugen/haeufig-gestellte-fragen/wie-viele-mitglieder-zeugen-jehovas/ (Stand: 03.08.2018).

3 Vgl. Sax, Monika, Die Zeugen Jehovas. Alle Feinde Gottes werden vernichtet. Auf: https://www.planet-wissen.de/kultur/religion/jenseits_der_traditionellen_kirchen/pwiediezeugenjehovas100.html (Stand: 03.08.2003)

4 Vgl. Ebd.

5 Vgl. Bubolz, Georg [Hrsg.]. Religionslexikon. Daten, Fakten und Zusammenhänge. Berlin 2001. S. 332.

6 Vgl. Schmid/Schmid, Religiöse Gemeinschaften, 2003.

7 Hier schweben mir vor allem amerikanische „Arztserien“ wie Scrubs, Grey’s Anatomy oder Emergency Room vor, in denen die Ärzte regelmäßig mit ihrer medizinischen Rationalität an den Gemeinschaftsregeln der Zeugen Jehovas scheitern.

8 Als Anhang sind einige Artikel, oder Ausschnitte beigefügt, die diesen Punkt bestätigen. Bei den Artikeln handelt es sich fast durchgehend um Berichte aus dem laufenden Jahr 2018.

9 Vgl. Hieke, Thomas, Levitikus 1-15. Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament. Freiburg im Breisgau 2014. S.66.

10 Sowohl Hieke, Thomas. (2014) in Levitikus 1-15. Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament, S.68, als auch Zenger, Erich. (2008) in Einleitung in das Alte Testament. Stuttgart. S. 172f. diskutieren diese Positionen ausführlicher. Alle wissenschaftlichen Annahmen aufzuführen, würde in dieser Hausarbeit zu weit führen.

11 Vgl. Zenger, Erich, Einleitung in das Alte Testament. Stuttgart 2008. S.103f.

12 Ob es sich bei dem davidisch-salomonsichen Reich, dem ersten Königreich des Volkes Israel, um ein Großreich handelte, ist sehr umstritten.

13 Vgl. Weingart, Kristin, Stämme – Staatsvolk – Gottesvolk? Studien zur Verwendung des Israel-Namens im Alten Testament. Tübingen 2014. S. 17f.

14 Babylonisches Exil ca. 597 – 538 v. Chr.

15 1. Tempelzerstörung 586/587 v. Chr.

16 Donner, Herbert, Geschichte des Volkes Israel und seiner Nachbarn in Grundzügen. Teil 1: Von den Anfängen bis zur Staatenbildungszeit. Göttingen 2000. S. 431.

17 Vgl. Weingart. Gottesvolk. S. 27.

18 Prinzinger, Roland, Blut ist ein ganz besonderer Saft. Zur Kultur und Biologie eines flüssigen Organs. Archiv Goethe Universität - Forschung Frankfurt 2010. Auf: http://www.forschung-frankfurt.uni-frankfurt.de/36050744/03BlutIstEinBesondererSaft.pdf (Stand: 18.09.2018).

19 Ebenda

20 Vgl. Hieke, Thomas, Levitikus 16-27. Herders Theologischer Kommentar zum Alten Testament. Freiburg im Breisgau 2014. S.631.

Fin de l'extrait de 18 pages

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Titre
Eine exegetische Ausarbeitung und inhaltliche Interpretation der Perikope Lev 17, 10-16
Sous-titre
Wie rechtfertigen die Zeugen Jehovas die Zitation dieser Bibelstelle mit dem von ihnen gelebten Verbot der Bluttransfusion? Ein wissenschaftlicher Blick auf eine vielzitierte Bibelstelle
Université
University of Münster
Note
1,7
Année
2018
Pages
18
N° de catalogue
V458699
ISBN (ebook)
9783668893160
ISBN (Livre)
9783668893177
Langue
allemand
Mots clés
Levitikus, Exegese, Altes Testament, Bibel, Zeugen Jehovas, Christen, Bluttransfusion, Gebote, Sitz im Leben
Citation du texte
Anonyme, 2018, Eine exegetische Ausarbeitung und inhaltliche Interpretation der Perikope Lev 17, 10-16, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/458699

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