Beteiligungskapital als Finanzierungsalternative für mittelständische Unternehmen


Diplomarbeit, 2005

86 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

Tabellenverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Abkürzungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Problemstellung
1.2 Aufbau der Arbeit

2. Die Situation des deutschen Mittelstandes unter dem Gesichtspunkt der Unternehmensfinanzierung
2.1 Begriffsbestimmung Mittelstand
2.1.1 Quantitative Merkmale
2.1.2 Qualitative Merkmale
2.2 Klassische Finanzierungswege des deutschen Mittelstandes
2.2.1 Innenfinanzierung
2.2.2 Außenfinanzierung
2.3 Der Baseler Eigenkapitalakkord (Basel II)
2.3.1 Das 3-Säulen-Konzept
2.3.2 Die Auswirkungen auf die Kreditfinanzierung mittelständischer Unternehmen
2.4 Die Nachfolgeproblematik des deutschen Mittelstandes

3. Grundlagen der Beteiligungskapital-Finanzierung
3.1 Definition des verwendeten Beteiligungskapital-Begriffes
3.2 Beteiligungskapital in den unterschiedlichen Finanzierungszyklen
3.2.1 Frühphasen-Finanzierung
3.2.2 Spätphasen-Finanzierung
3.3 Gestaltung der Beteiligungskapital-Finanzierung
3.4 Der Beteiligungsprozess
3.4.1 Kapitalakquisition
3.4.2 Deal Flow und Projektüberprüfung
3.4.3 Beteiligungsverhandlung
3.4.4 Management der Beteiligung
3.4.5 Desinvestition
3.5 Der Markt für Beteiligungskapital in Deutschland
3.5.1 Marktvolumen und Marktsegmente
3.5.2 Der deutsche Markt im internationalen Vergleich
3.6 Die Rolle des Staates bei der Bereitstellung von Beteiligungskapital
3.6.1 Die mittelständischen Beteiligungsgesellschaften
3.6.2 Förderprogramme der Kreditanstalt für Wiederaufbau

4. Beteiligungskapital in der Unternehmensfinanzierung
4.1 Die Ausweitung der Eigenkapitalbasis mittels Beteiligungskapital
4.1.1 Die Eigenkapitalausstattung mittelständischer Unternehmen
4.1.2 Voraussetzung für die Beteiligungskapital-Finanzierung
4.1.3 Vor- und Nachteile einer Beteiligungsfinanzierung
4.2 Beteiligungskapital als Lösungsansatz für die Nachfolgeproblematik mittelständischer Unternehmen
4.2.1 Buy-Outs als Nachfolgelösung
4.2.2 Der Börsengang als Nachfolgelösung

5. Schlussbetrachtung
5.1 Zusammenfassung der Arbeit
5.2 Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhangsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Tab. 1: Quantitative Abgrenzungskriterien kleiner, mittlerer und großer Unternehmen

Tab. 2: Quantitative Definitionskriterien der Europäischen Union

Tab. 3: Auswirkungen des IRB-Ansatzes auf die Finanzierungskosten

Tab. 4: Rating-Skalen

Tab. 5: Übersicht über Förderprogramme der KfW zu Beteiligungsfinanzierung

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Finanzierungswege

Abb. 2: Basel II, das 3-Säulen-Konzept

Abb. 3: Abgrenzung der Beteiligungsphasen

Abb. 4: Erscheinungsformen von BK-Finanzierungen

Abb. 5: Häufigkeit verschiedener Felder der Managementunterstützung

Abb. 6: Verteilung der Exit–Kanäle auf das Gesamtvolumen der Exits (1992–2004)

Abb. 7: Langfristige Entwicklung des Fonds- und Portfoliovolumens

Abb. 8: Darstellung der Bruttoinvestitionen nach Finanzierungsphasen (1990­–2004)

Abb. 9: Entwicklung der Bruttoinvestitionen im internationalen Vergleich

Abb. 10: Anteil der Private Equity Investitionen am BIP

Abb. 11: Investitionen der mittelständischen Beteiligungsgesellschaften (2003)

Abb. 12: Eigenkapitalquoten und Unternehmensinsolvenzen (1965–2000)

Abb. 13: Die MBO-Finanzierungsschichten

Abb. 14: Asset Deal

Abb. 15: Schematische Darstellung des fondsorientierten Ansatzes

Abb. 16: Quellen des Deal Flows

Abb. 17: Fundraisingentwicklung (1990–2004)

Abb. 18: Selektion der Deals nach Typ der Beteiligungsgesellschaft

Abb. 19: Anteil der Beteiligungsgeber mit “hands-on“-Betreuung

Abb. 20: Gesamtvolumen der Exit-Alternativen (1996–2004)

Abb. 21: Finanzierungsquellen

Abb. 22: Eigentümerstruktur

Abb. 23: Verteilung der Arten von BK-Gesellschaften

Abb. 24: Gesamtvolumen der Bruttoinvestitionen (1990–2004)

Abb. 25: Entwicklung der Bruttoinvestitionen nach Branchen (1990-2004)

Abb. 26: Fundraising im internationalen Vergleich

Abb. 27: Verteilung der Gesamtinvestitionen der MBGen nach Branchen

Abb. 28: Ablauf eines Börsengangs

Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

1.1 Problemstellung

Der Mittelstand, der das Wirtschaftsleben in Deutschland prägt, kämpft zurzeit mit einer Vielzahl von Problemen. Neben der gegenwärtig schwachen Konjunktur ist er gezwungen, sich im Bereich der Unternehmensfinanzierung auf grundlegende Veränderungen einzustellen. Im Zusammenhang mit der Debatte um Basel II bzw. die Einführung des Ratings ist die Unternehmensfinanzierung in den Mittelpunkt der öffentlichen wirtschaftspolitischen Diskussion gerückt. Vor dem Hintergrund der überwiegenden Fremdfinanzierung und der sich daraus ableitenden niedrigen Eigenkapitalquote des deutschen Mittelstands wird sich die strategische Bedeutung des Eigenkapitals weiter verstärken, da die Eigenkapitalsbasis einen wesentlichen Einfluss auf das Rating und die damit verbundenen Finanzierungskosten hat. Künftig wird die Ausweitung der Eigenkapitalbasis durch den von Basel II erzeugten Druck in den Mittelpunkt der Finanzplanung rücken. Nur durch kontinuierlichen Aufbau des Eigenkapitals werden die mittelständischen Unternehmen in der Lage sein, ein gutes Rating und damit günstige Finanzierungskonditionen zu erhalten. Allerdings wird das klassische Instrument zum Eigenkapitalaufbau, die Gewinnthesaurierung, durch die schwache Ertragslage stark eingeschränkt. Zudem verfügen die mittelständischen Unternehmen in der Regel nicht über die Möglichkeit, sich über den Kapitalmarkt mit Kapital zu versorgen. Dies zwingt die Unternehmer über alternative Finanzierungs–formen nachzudenken. Eine Möglichkeit, die Eigenmittelausstattung zu verbessern, ist die Aufnahme von Beteiligungskapital.

Ein weiteres Problem der deutschen Wirtschaft stellen die zahlreichen anstehenden Unternehmensnachfolgen im Mittelstand dar. Um diese realisieren zu können, ist ebenfalls ein hoher Eigenkapitaleinsatz notwendig.

Die Schwierigkeiten wiegen umso schwerer, wirft man einen Blick auf die volkswirtschaftliche Bedeutung des Mittelstands. So zählen etwa 99 % aller Unternehmen zum Mittelstand, 70 % der Arbeitsplätze sind in diesem Bereich angesiedelt und etwa die Hälfte der Bruttowertschöpfung wird dort erwirtschaftet.[1]

Ausgehend von den genannten Gründen soll diese Arbeit das Hauptanliegen aufzeigen, inwieweit Beteiligungskapital zur Lösung dieser Probleme beitragen kann.

1.2 Aufbau der Arbeit

Zu Beginn der Arbeit werden in Kapitel zwei die Ausgangssituation des deutschen Mittelstandes eingehend erläutert. Dazu wird zunächst der Begriff des wirtschaftlichen Mittelstandes näher bestimmt und die klassischen Finanzierungswege charakterisiert. Nachfolgend werden die Grundzüge der neuen Baseler Eigenkapitalvorschriften dargelegt und die Auswirkungen auf den Mittelstand skizziert. Zum Abschluss des zweiten Kapitels werden die Unternehmensnachfolge und die sich daraus ergebenden Probleme näher untersucht.

Im dritten Kapitel werden die Grundlagen der Beteiligungskapital-Finanzierung erläutert. Hierfür wird der Beteiligungskapital-Begriff im Sinne der vorliegenden Arbeit definiert und anschließend eine Einteilung der verschiedenen Formen von Beteiligungskapital anhand der unterschiedlichen Finanzierungszyklen vorgenommen. Daraufhin wird der Beteiligungsprozess in seine einzelnen Phasen aufgeteilt und einer näheren Analyse zugeführt. Auf dieser Grundlage wird dann der deutsche Markt für Beteiligungskapital hinsichtlich seiner Struktur untersucht und mit den beiden weltweit größten Märkten verglichen. Zum Abschluss des dritten Kapitals wird die Rolle des Staates bei der Bereitstellung von Beteiligungskapital einer genaueren Betrachtung unterzogen.

Darauf aufbauend untersucht, das vierte Kapitel inwiefern Beteiligungskapital bei der Lösung der in Kapitel zwei beschriebenen Finanzierungsprobleme von Nutzen sein kann. Dabei werden, ausgehend von der derzeitigen Eigenkapitalsituation mittelständischer Unternehmen, die Vorraussetzungen für die Einwerbung von Beteiligungskapital erläutert und die Vor- und Nachteile der Beteiligungskapital-Finanzierung veranschaulicht. Zum Abschluss dieses Kapitels erfolgt eine Auseinandersetzung mit den Lösungsmöglichkeiten der Nachfolgeproblematik, die in der Regel unter Zuhilfenahme von Beteiligungskapital beschritten werden.

Im fünften und letzten Kapitel werden die Ergebnisse dieser Arbeit zusammengefasst und ein Ausblick auf mögliche zukünftige Entwicklungen gegeben.

2. Die Situation des deutschen Mittelstandes unter dem Gesichtspunkt der Unternehmensfinanzierung

2.1 Begriffsbestimmung Mittelstand

Für ein genaueres Verständnis der übergeordneten Thematik ist es notwendig, sich Klarheit über den Begriff des Mittelstandes zu verschaffen. Obwohl der Mittelstand als Rückgrat der deutschen Wirtschaft gilt, gibt es keine einheitliche Definition dieses Begriffes. Der deutsche Bundestag hat bereits 1970 festgehalten, dass eine solche Definition weder geeignet noch sinnvoll ist.[2] Zweckmäßiger ist es, den Begriff anhand mehrerer Kriterien abzugrenzen, dabei erfolgt im Rahmen dieser Arbeit eine Anlehnung an den Definitionsansatz des Instituts für Mittelstandsforschung in Bonn, welcher eine Einordnung der einzelnen Merkmale in quantitative und qualitative Merkmale zulässt.

2.1.1 Quantitative Merkmale

Im Rahmen der quantitativen Begriffsbestimmung des wirtschaftlichen Mittelstandes existiert eine Vielzahl von verschiedenen Kriterien, z.B. Gewinn, Bilanzsumme, Wertschöpfung, Anzahl der Beschäftigten und Umsatz. Wichtig für eine geeignete Definition ist, dass die Daten für alle Unternehmen erhoben werden können und relativ leicht erfassbar sind.[3] Daher werden in der Praxis überwiegend die Anzahl der Beschäftigten und der Umsatz zur quantitativen Abgrenzung herangezogen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 1: Quantitative Abgrenzungskriterien kleiner, mittlerer und großer Unternehmen[4]

Die Europäische Union hat im Januar 2005 ebenfalls eine Empfehlung zur Einteilung von Unternehmen in verschiedene Größenklassen vorgestellt. Hierbei wird neben dem Umsatz auch die Bilanzsumme als alternative Kennzahl angegeben. Die Unternehmen werden dabei in vier unterschiedliche Klassen gegliedert. Der wichtigste Unterschied zur Definition des IfM ist jedoch das Unabhängigkeitskriterium, welches angibt, dass kleine und mittlere Unternehmen nicht zu mehr als 25 % im Besitz anderer Unternehmungen sein dürfen. Dieses Kriterium darf allerdings dann überschritten werden, wenn es sich im Besitz öffentlicher Beteiligungsgesellschaften, Risikokapitalgesellschaften oder anderer institutioneller Anleger befindet und diese weder einzeln noch gemeinsam Kontrolle über das Unternehmen ausüben.[5]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 2: Quantitative Definitionskriterien der Europäischen Union[6]

Besonderen Stellenwert erlangt die Mittelstandsdefinition der Europäischen Union dadurch, dass sie die Grundlage für alle Förderprogramme der EU, die sich speziell an den Mittelstand richten, bildet. Demnach handelt es sich um mittelständische Unternehmen, wenn deren Mitarbeiteranzahl die Grenze von 250 nicht überschreitet, diese einen Jahresumsatz von nicht mehr als 50 Millionen Euro, beziehungsweise eine Bilanzsumme von weniger als 43 Millionen Euro ausweisen und das Unabhängigkeitsmerkmal gegeben ist.

2.1.2 Qualitative Merkmale

Außer den quantitativen Merkmalen werden in der Literatur auch zahlreiche qualitative Merkmale zur Abgrenzung verwendet. Diese Kriterien verdeutlichen vor allem, dass sich KMU nicht nur in Bezug auf ihre Größe, sondern auch in Bezug auf ihre Unternehmensstruktur, Finanzierungsmöglichkeiten und Eigentümerverhältnisse signifikant von Großunternehmen unterscheiden.[7] Wichtig ist hierbei vor allem die enge Verknüpfung zwischen Unternehmensleitung und Eigentümer, dies bedeutet, dass die wirtschaftliche Existenz des Unternehmens eng mit der seiner Leitung verbunden ist. Verdeutlicht wird die Wichtigkeit dieses Fakts dadurch, dass laut IfM 94,8 % aller mittelständischen Unternehmen zur Gruppe der Eigentümerunternehmen gezählt werden können.[8] Dies ist eines der wesentlichen Charakteristika mittelständischer Unternehmen und von entscheidender Bedeutung bei der Risikobeurteilung externer Investoren und der Auseinandersetzung mit KMU-typischen Finanzierungsproblemen.

Auf eine erschöpfende Darstellung aller qualitativen Unterscheidungsmerkmale wird allerdings an dieser Stelle verzichtet. Es soll lediglich veranschaulicht werden, dass der Mittelstand nicht nur aufgrund seiner Größe, sondern auch aufgrund seiner Struktur und Organisation vor ganz eigenen Problemen und Herausforderungen steht.

2.2 Klassische Finanzierungswege des deutschen Mittelstandes

In der Literatur werden die alternativen Wege der Kapitalbeschaffung meist nach der Mittelherkunft unterschieden. Demnach stehen den Unternehmen die Innen- und die Außenfinanzierung zur Verfügung, um ihren Kapitalbedarf zu decken.[9] Nachfolgende Abbildung veranschaulicht diese Konstellation.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Finanzierungswege[10]

2.2.1 Innenfinanzierung

Die Innenfinanzierung ist definiert als ein Zufluss von liquiden Mitteln, denen kein auszahlungswirksamer Aufwand in gleicher Höhe in der entsprechenden Periode gegenüber steht.[11]

Die Innenfinanzierung ist für mittelständische Unternehmen die wichtigste Finanzierungsquelle. Das zeigt auch eine Studie der KfW Bankengruppe von 2004, nach der die Unternehmer die einzelnen Finanzierungsquellen nach ihrer Wichtigkeit von 1 (wichtig) bis 6 (unwichtig) einteilen sollten. Dabei erreichte die Innenfinanzierung einen durchschnittlichen Wert von 1,9.[12] Dieses verdeutlicht den Stellenwert der Innenfinanzierung im Rahmen der Gesamtunternehmensfinanzierung.

Den wichtigsten Aspekt bei der Innenfinanzierung bildet die Gewinnthesaurierung, d.h. die Selbstfinanzierung.[13] Und das, obwohl diese Methode des Eigenkapitalaufbaus in Deutschland durch die herrschende Steuergesetzgebung im Vergleich zur Kreditfinanzierung stark benachteiligt wurde.[14] Gleichwohl sind auch die anderen Wege der Innenfinanzierung für den Mittelstand von Bedeutung. Wie etwa die Finanzierung aus Kapitalfreisetzung, die unter anderem aus Rationalisierungsmaßnahmen resultieren kann,[15] beziehungsweise die Finanzierung aus Abschreibungen, die einen Desinvestitionsprozess zur Folge hat, der eine Umschichtung von gebundenen in liquide Mittel bewirkt.[16]

Die Innenfinanzierung besitzt bei mittelständischen Unternehmen vor allem deshalb so eine hohe Priorität, weil sie weder Zinszahlungsverpflichtung noch eine Änderung der Eigentümerverhältnisse nach sich zieht. Die Möglichkeiten der Innenfinanzierung werden allerdings durch die Ertragskraft des Unternehmens begrenzt, weswegen die Unternehmung auch auf andere Finanzierungsinstrumente angewiesen ist.

Nichtsdestotrotz messen die Unternehmen auch in Zukunft der Innenfinanzierung die höchste Bedeutung zu.[17] Diese dürfte in den nächsten Jahren sogar noch zunehmen, da im Zuge des in Gliederungspunkt 2.3 erläuterten Baseler Eigenkapitalakkords der Aufbau einer risikoadäquaten Eigenkapitaldecke bei einem Grossteil der mittelständischen Unternehmen im Zentrum der Finanzplanung stehen sollte.

2.2.2 Außenfinanzierung

Bei der Außenfinanzierung besitzt die Kreditfinanzierung einen außerordentlich hohen Stellenwert, während die Beteiligungsfinanzierung bei den meisten mittelständischen Unternehmen eine untergeordnete Rolle spielt. Bei der Kreditfinanzierung handelt es sich in der Regel um Bankkredite oder um öffentliche Kreditprogramme. Eine Besonderheit bei der Kreditfinanzierung von KMU ist das so genannte Hausbankprinzip. Obwohl es einem zunehmenden Wandel unterliegt, ist es für kleine und mittlere Unternehmen noch von erheblicher Bedeutung. Durchschnittlich sind rund 75 % der gesamten Verschuldung bei der Hausbank konzentriert. Etwa 40 % dieser Unternehmen besitzen lediglich eine Bankbeziehung.[18] Durch diese enge Beziehung zur Hausbank können Informationsasymmetrien abgebaut werden, was häufig einen positiven Effekt auf die Fremdkapitalaufnahmemöglichkeiten der Unternehmung hat. Dies verdeutlicht die große Abhängigkeit von der Kreditfinanzierung einerseits und von der kreditgewährenden Hausbank andererseits.

Zwar wird die Kreditfinanzierung auch in Zukunft den Schwerpunkt in der Außenfinanzierung darstellen.[19] Allerdings angesichts der im internationalen Vergleich geringen Eigenkapitalquoten werden die kleinen und mittleren Unternehmungen in zunehmendem Maße gezwungen sein, sich im Rahmen der Außenfinanzierung auch mittels Beteiligungskapital mit neuem Investitionskapital zu versorgen.

2.3 Der Baseler Eigenkapitalakkord (Basel II)

Mit dem neuen Baseler Eigenkapitalakkord vom Januar 2001[20] (Basel II) werden die alten Baseler Eigenkapitalstandards von 1988[21] (Basel I) abgelöst. Das trägt den Entwicklungen an den internationalen Finanzmärkten Rechnung, denn durch die veraltete, pauschale Unterlegung von Firmenkrediten mit 8 % Eigenkapital wird nur ungenügend nach der jeweiligen Bonität der einzelnen Kreditnehmer unterschieden.[22] Dieses System führte zu Verzerrungen innerhalb des Kreditmarktes, die aus einer Benachteiligung von „guten“ gegenüber „schlechten“ Schuldnern resultierten.[23] Basel II soll nun diese für die Stabilität der Finanzmärkte unbefriedigende Situation beenden und dazu führen, dass sich die Kreditkonditionen mehr an der Bonität des Kreditnehmers orientieren. Die Grundstruktur von Basel II basiert auf dem im Folgenden erläuterten 3-Säulen-Konzept.

2.3.1 Das 3-Säulen-Konzept

Im Mittelpunkt des zweiten Baseler Eigenkapitalakkords steht ein Konzept, das aus drei verschieden Säulen besteht, welche dem internationalen Finanzsystem Stabilität verleihen sollen. Sie umfassen zum einen Mindestkapitalanforderungen (Säule 1), ein aufsichtsrechtliches Überprüfungsverfahren (Säule 2) sowie Offenlegungspflichten (Säule 3), die unter dem Stichwort „ Marktdisziplin“ zusammengefasst sind.[24]

Die nachstehende Abbildung verdeutlicht diesen Aufbau.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Basel II, das 3-Säulen-Konzept[25]

Im Zentrum der Neuerungen des Baseler Akkords steht die erste Säule. Diese basiert auf den 1988 getroffenen Eigenkapitalvereinbarungen. Wie bisher wird die Eigenkapital–unterlegung anhand des so genannten Kapitalkoeffizienten gemessen. Dieser wird mittels der nachstehenden Formel berechnet:[26]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Der Mindestkapitalkoeffizient soll durchschnittlich auch weiterhin bei 8 % liegen und auch die Berücksichtigung des Markt- und Kreditrisikos soll in Zukunft beibehalten werden. Neu ist die Anrechnung des operationellen Risikos, welches der Baseler Ausschusses wie folgt definiert: „die Gefahr von unmittelbaren oder mittelbaren Verlusten, die infolge der Unangemessenheit oder des Versagens von internen Verfahren, Menschen oder Systemen oder von externen Ereignissen eintreten.“[27]

Zur Messung der Ausfallwahrscheinlichkeiten, insbesondere des operationellen Risikos, stellt der Baseler Ausschuss zwei verschiedene Ansätze zur Auswahl. Der Standardansatz basiert auf einem durch eine Rating-Agentur abgegebenen externen Rating.[28] Dieser Ansatz ist allerdings von untergeordneter Bedeutung, da nur ein kleiner Teil von Unternehmen über ein solches externes Rating verfügt. Alle anderen Unternehmen erhalten wie bisher ein Standard Risikogewicht von 100 Prozent[29], was eine Eigenkapitalunterlegung von 8 % wie bisher zur Folge hat.[30] Deshalb ist dieser Ansatz auch für Banken eher unzweckmäßig, da er wenig Spielraum für Verringerungen in der Eigenkapitalunterlegung von Krediten an Firmenkunden bietet.

Der zweite Ansatz basiert auf einem bankinternen Rating, dieser so genannte
IRB-Ansatz untergliedert sich in eine Basisvariante und in eine fortgeschrittene Variante. Beide stellen das Risikomanagement der Banken vor neue Herausforderungen[31], da beide Verfahren ausgefeilte Ratingsysteme voraussetzen und an umfangreiche Bedingungen geknüpft sind, wie etwa die Erstellung von langjährigen Datenreihen bei Unternehmenskrediten und die Berücksichtigung von schwer zu quantifizierenden „weichen Faktoren“.[32] Vorteil dieses Ansatzes ist es, dass das Baseler System Kreditinstitute, die moderne Methoden zur Risikomessung anwenden, mit geringeren Mindestkapitalanforderungen belohnt, wodurch diese erhebliche Renditevorteile im Kreditgeschäft mit Firmenkunden gegenüber Instituten, die den Standardansatz wählen, erzielen können. Somit wird für alle Banken ein Anreiz geschaffen, verfeinerte Methoden der Risikobeurteilung anzuwenden.[33] Damit soll langfristig eine Qualitätssteigerung in der Risikomessung des gesamten Bankensystems erreicht werden sowie eine damit einhergehende höhere Solvenz der Banken und somit eine Stabilisierungen des internationalen Finanzsystems.

Die eben beschriebene interne Risikobeurteilung der Banken und Sparkassen verlangt nach einer Neugestaltung des aufsichtsrechtlichen Überprüfungsverfahrens. Das wird in der zweiten Säule des Baseler Akkords verwirklicht. Hierbei wird die Leistungsfähigkeit der internen Risikomanagementsysteme der einzelnen Kreditinstitute kontrolliert und so für eine ständige Anpassung und Weiterentwicklung der Systeme gesorgt. Damit soll der Dialog zwischen Banken und Bankenaufsicht gefördert werden, da die internen Verfahren stärker als bisher den Maßstab für die aufsichtsrechtliche Beurteilung bilden.[34]

Einhergehend mit der Erneuerung des Aufsichtsverfahrens enthält Basel II auch neue Offenlegungspflichten, die in der dritten Säule des Akkords zusammengefasst sind. Einige sind als Vorschriften, andere als Bedingung für die Anwendung bestimmter Risikomessmethoden formuliert.[35] Dadurch wird sichergestellt, dass Institute, die durch die Nutzung komplexer Risikomanagementsysteme eine niedrigere Eigenkapitalunterlegung erreichen, auch die dafür vorgesehenen Offenlegungspflichten einhalten. Durch diese Transparenzanforderungen soll auch der dadurch in Gang gesetzte Marktmechanismus im Sinne des Baseler Ausschuss auf einen Anreiz für die Banken zur effizienteren Risikosteuerung hinwirken.[36]

Abschließend lässt sich sagen, dass Basel II sowohl die Kreditinstitute als auch die Aufsichtsbehörden vor neue Herausforderungen stellt. Nach Meinung des Autors führt dieser Paradigmenwechsel aber langfristig zu einer Stabilisierung des internationalen Finanzsystems und zu ökonomisch sinnvollen, an der Bonität des Schuldners ausgerichteten Kreditkonditionen. Welche Auswirkungen das auf die Unternehmensfinanzierung, vor allem bei den mittelständischen Unternehmen hat, wird im Folgenden betrachtet.

2.3.2 Die Auswirkungen auf die Kreditfinanzierung mittelständischer Unternehmen

Die durch Basel II angestoßene bonitätsabhängige Gestaltung der Kreditkonditionen führte zu der Befürchtung, dass sich die Kreditaufnahme für deutsche mittelständische Unternehmen erschweren könnte. Sie verfügen im internationalen Vergleich über geringeres Eigenkapital und erhalten somit ein eher schlechtes Rating, was zu deutlich höheren Finanzierungskosten führen würde. Dies ist insofern verständlich, da wie bereits erläutert, für KMU der Bankkredit die wichtigste Finanzierungsquelle im Rahmen der Außenfinanzierung darstellt.[37]

Durch einige Änderungen während des Entstehungsprozesses von Basel II konnte jedoch speziell den Bedenken des deutschen Mittelstandes Rechnung getragen werden. So wurde unter anderem die Einbeziehung von Krediten an kleine Unternehmen mit einem Kreditvolumen bis zu 1 Mio. € in das so genannte Retailsegement, welches auch für Kredite an Privatperson gilt, beschlossen. Hierbei sind die Mindestkapitalanforderungen deutlich geringer als bei Unternehmenskrediten. Des Weiteren wurden Größenfaktoren für kleine und mittelgroße Unternehmen mit einem Umsatz von bis zu 50 Mio. €, das so genannte Mittelstandssegment, vereinbart.[38] Es wurde geschaffen, um den Übergang vom Retailsegment in das Unternehmenssegment etwas abzufedern und so die Eigenkapitalanforderungen nicht plötzlich ansteigen zu lassen. Gegenüber dem Unternehmenssegment soll die Entlastung bei 20 % liegen und mit steigender Unternehmensgröße abnehmen.[39]

Bei Zugrundelegung der Unternehmensstatistik von 2002 gehören 99,7 % aller Unternehmen zu der einen (Retailsegment) oder der anderen (Größenfaktor) Ausnahme.[40] Im Endergebnis bedeutet es, dass der überwiegende Teil aller mittelständischen Unternehmen nicht durch die Reform des Baseler Eigenkapitalakkords benachteiligt wird. Tabelle 3 verdeutlicht diesen Umstand. Hierbei wird angenommen, dass die Eigenkapitalkosten einer Bank 15 % über den Fremdkapitalkosten liegen. Demnach führt eine Erhöhung der Eigenkapitalunterlegung um einen Prozentpunkt zu einer Erhöhung der Refinanzierungskosten um 0,15 %.[41]
In Tabelle 3 werden die Veränderungen der Eigenkapitalkosten in den Finanzierungssegmenten Retail und Unternehmenskredit in Relation zu den unterschiedlichen Ratingklassen[42] dargestellt.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tab. 3: Auswirkungen des IRB-Ansatzes auf die Finanzierungskosten[43]

Wie aus Tabelle 3 ersichtlich wird, bleiben die Eigenkapitalkosten der Bank für einen Großteil der mittelständischen Unternehmenskredite nahezu unverändert. Für Darlehen an kleine Unternehmen im Retailsegment kommt es sogar fast ausnahmslos zu einer Verringerung der Eigenkapitalkosten. Dadurch wird es für die meisten mittelständischen Unternehmen zu keinen gravierenden Veränderungen in den Finanzierungskonditionen kommen. Auch wenn diese Zahlen nur eine Tendenz angeben und nicht als genaue Prognose zu interpretieren sind, so verdeutlichen sie doch, wie sich aller Voraussicht nach Basel II auf den Mittelstand auswirken wird.[44]

Dies bedeutet nun aber keineswegs, dass für den Mittelstand keine Veränderungen eintreten. Vielmehr heißt das, dass sich die Unternehmen in Zukunft stärker als bisher an ihrer Bonität messen lassen müssen. Der neue Baseler Eigenkapitalakkord eröffnet vor allem mittelständischen Unternehmen die Möglichkeit, durch eine transparente Finanzierungspolitik und eine Stärkung der Eigenkapitalbasis, eine Verbesserung der Finanzierungskonditionen zu erreichen.

2.4 Die Nachfolgeproblematik des deutschen Mittelstandes

Das Problem der Unternehmensnachfolge ist eine Herausforderung, mit der sich vor allem mittelständische Familienunternehmen konfrontiert sehen.[45] Dies zeigt auch ein Blick auf die Altersstruktur mittelständischer Industrieunternehmen. Rund 55 % dieser Unternehmen entstanden bereits vor 1959.[46] Betrachtet man diese Zahl vor dem Hintergrund, dass ca. zwei Drittel dieser Familienunternehmen durch Mitglieder der Eigentümerfamilie geführt werden,[47] zeigt sich die Relevanz dieser Thematik für den Mittelstand.[48]

In den nächsten Jahren stehen laut IfM Bonn jährlich etwa 71.000 Unternehmen vor dem Problem der Unternehmensnachfolge.[49] Konkret bedeutet das, dass bei etwa einem Viertel der industriellen Familienunternehmen in den kommenden Jahren ein Nachfolger gefunden werden muss.[50] In immer mehr Fällen kann jedoch kein geeigneter Kandidat innerhalb der Familie identifiziert werden.[51] Das zeigt auch eine Studie des Instituts für Mittelstanstandsforschung der Universität Mannheim aus dem Jahre 2004, in der 1.341 Unternehmen des Landes Baden-Württemberg befragt wurden.[52] Laut dieser Befragung wurden im Zeitraum von 1997 bis 2002 ca. drei Viertel der Unternehmen, in denen die Inhaberschaft wechselte, familienintern übergeben. Für den prognostisierten Zeitraum von 2002 bis 2007 ist jedoch davon auszugehen, dass nur noch jedes zweite Unternehmen innerhalb der Familie übergeben wird.[53]

Der Grund für die Unternehmensübergabe ist dabei nur in etwa zwei Dritteln aller Fälle das altersbedingte Ausscheiden des bisherigen Inhabers. Ein Viertel aller Übergaben sind auf das unerwartete Ausscheiden des Unternehmers, z.B. infolge eines Unfalls zurückzuführen. Und in Rund 11 % der Fälle wird als Grund für die Übergabe ein Wechsel in eine andere Tätigkeit angegeben, oft aufgrund von familiären Ursachen wie Ehescheidungen oder Erbstreitigkeiten.[54] Im Rahmen dieser Arbeit wird indes davon ausgegangen, dass der bisherige Eigentümer den Nachfolgeprozess aktiv begleitet.

Für die Unternehmensnachfolge stehen dem Unternehmer verschiedene Handlungs–alternativen zur Verfügung:[55]

- Übergabe an ein Familienmitglied
- Anstellung eines Fremdmanagements
- Errichtung einer Stiftung
- Verkauf an eine Führungskraft
- Verkauf an ein Unternehmen
- Börsengang
- Liquidation

Im Mittelpunkt der weiteren Überlegungen im Rahmen dieser Arbeit stehen jedoch ausschließlich die für Beteiligungskapital relevanten familienexternen Lösungen und dabei im Speziellen die Anstellung eines Fremdmanagements, Verkauf an eine Führungskraft sowie der Börsengang. Inwiefern Beteiligungskapital bei der Realisierung von Unternehmensnachfolgen genutzt werden kann, wird in Kapitel 4.2. näher erläutert.

3. Grundlagen der Beteiligungskapital-Finanzierung

3.1 Definition des verwendeten Beteiligungskapital-Begriffes

In der Literatur existiert eine Vielzahl von Definitionsansätzen, dabei werden häufig die Begriffe Risikokapital, Wagniskapital oder die angelsächsischen Bezeichnungen Venture Capital bzw. Private Equity synonym verwandt.[56] Der Begriff Risikokapital bezieht sich vor allem auf die Bedingungen im Rahmen der Beteiligungsfinanzierung, während Wagniskapital in der Regel nur in Verbindung mit Frühphasenfinanzierungen verwendet wird. Die Betonung liegt hier auf der Charakteristik des Kapitalnehmers.[57] Ebenso bezieht sich die Bezeichnung Venture Capital vorwiegend auf die Finanzierung von jungen Wachstumsunternehmen[58] und ist somit lediglich eine Teilmenge von Private Equity, welches sich auf alle Finanzierungsphasen bezieht. Allen genannten Begriffen gemein sind folgende Eigenschaften:[59]

- Es erfolgt eine Bereitstellung von Eigenkapital gegen die Überlassung von Beteiligungstiteln (Aktien oder GmbH-Anteilen).
- Es besteht für den Kapitalnehmer keine Verpflichtung zur Rückzahlung.
- Seitens des Kapitalgebers besteht kein fester Zinsanspruch sowie kein Kündigungsrecht.
- Das zur Verfügung gestellte Eigenkapital ist Haftungskapital und ist im Konkursfall verloren.

Die Beteiligungsverhältnisse werden zwar ohne konkrete Laufzeit eingegangen, jedoch besteht nur eine zeitlich befristete Beteiligungsabsicht (von z.B. 5-10 Jahren).[60] Hinzu kommt bei renditeorientiert geführten BK-Gesellschaften, dass diese in den meisten Fällen über die reine Finanzierungsleistung hinausgehende Managementunterstützung anbieten.[61] Dadurch soll das Risiko der Transaktion begrenzt werden. Im Gegensatz dazu stellt dies bei förderorientierten BK-Gesellschaften eher die Ausnahme dar.

Das dieser Arbeit zugrunde liegende Begriffsverständnis von Beteiligungskapital subsumiert unter diesem Begriff alle Beteiligungstransaktionen mit Eigenkapital–charakter in jeder Finanzierungsphase und sowohl mit als auch ohne Managementunterstützung. Auch unter diese Definition fallen beteiligungsähnliche Finanzierungsinstrumente, das so genannte Mezzanine-Kapital.[62]

3.2 Beteiligungskapital in den unterschiedlichen Finanzierungszyklen

Während des Lebenszyklus eines Unternehmens entstehen verschiedene Finanzierungsbedürfnisse bezüglich Finanzierungsvolumen, -struktur und -dauer. Dementsprechend können die unterschiedlichen Formen der Beteiligungsfinanzierung nach den Lebensphasen des Unternehmens in Finanzierungszyklen eingeteilt werden.[63]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Abgrenzung der Beteiligungsphasen[64]

3.2.1 Frühphasen-Finanzierung

Die Frühphasen-Finanzierung ist durch einen vergleichsweise geringen Kapitalbedarf und ein hohes Risiko gekennzeichnet. In diesem Stadium der Unternehmensentwicklung werden erste Produktideen auf ihre Umsetzbarkeit geprüft sowie ein Produkt- und Unternehmenskonzept entwickelt.[65] Diese auch als Early-stage-Financing bezeichnete Phase reicht von der Unternehmensgründung bis zum Start der Produktion und lässt sich in drei Subphasen unterteilen.[66]

- Seed Financing: In dieser Phase erfolgt die Entwicklung der Idee in verwertbare Resultate bis hin zum Prototyp, auf dessen Basis das Unternehmenskonzept weiter konkretisiert wird.[67] Der Kapitalbedarf wird in dieser Phase fast ausschließlich durch die Gründer aufgebracht, häufig mit der Unterstützung staatlicher Förderprogramme.[68] Beteiligungskapital wird in dieser Phase vorwiegend durch das Engagement von so genannten Business Angels zur Verfügung gestellt. Diese stellen informelles Beteiligungskapital bereit,[69] welches sich von formellem Beteiligungskapital dadurch unterscheidet, dass es sich bei den Kapitalgebern um Privatinvestoren, also natürliche Personen handelt. Vielfach stellen Business Angels auch ihr kaufmännisches Know-how sowie ihr Netzwerk von Kontakten den Unternehmensgründern zur Verfügung.[70]
- Start Up Financing: In diesem Abschnitt der Unternehmensentwicklung wird das Produkt bis zur Marktreife entwickelt und ein erstes Marketingkonzept aufgestellt.[71] Die Finanzierung wird in dieser Phase erstmals auch mittels formellem Beteiligungskapital realisiert, da auf Grundlage des fertigen Produktes eine erste Risikokalkulation vorgenommen werden kann. Der Kapitalbedarf muss nahezu vollständig durch Eigenkapital gedeckt werden. Bankkredite sind infolge der zu erwartenden Anlaufverluste und der fehlenden Sicherheiten noch keine Alternative.[72]
- First Stage Financing: Diese Phase ist durch die Aufnahme der Produktion und die Markteinführung des Produkts gekennzeichnet. Der Bedarf an Finanzierungsmitteln ist durch den Aufbau des Vertriebsnetzes, der Produktionsanlagen und der Marketingaktivitäten stark angestiegen.[73] Infolgedessen ist auch in dieser Phase eine Managementunterstützung durch die BK-Gesellschaft zu leisten, da es den Jungunternehmern meist an ausreichenden betriebswirtschaftlichen Kenntnissen fehlt, um eine erste Organisationsstruktur zu schaffen.[74] Durch das Erzielen erster Umsatzerlöse erreicht das Unternehmen das Wachstumsstadium, damit endet die Frühphasen-Finanzierung.

Mit dem Erreichen der Gewinnschwelle (Break-Even) verbessern sich die Fremdfinanzierungsmöglichkeiten des Unternehmens, und es ist nun in der Lage, sich auch über Bankkredite mit Kapital zu versorgen.

3.2.2 Spätphasen-Finanzierung

In der Spätphasen-Finanzierung handelt es sich größtenteils um bereits etablierte Unternehmen, deren Cash Flow und Gewinnthesaurierung nicht ausreichen, um die Eigenkapitalbasis zu stärken, bzw. um Unternehmen, die Kapital für spezifische Finanzierungsanlässe benötigen.[75] Der Kapitalbedarf dieser Unternehmen ist deutlich höher als von Unternehmen in der Frühphasen-Finanzierung. Das Stadium der Spätphasen-Finanzierung ist durch fünf verschiedene Finanzierungsformen gekennzeichnet.

- Expansion Stage Financing: In dieser Phase wird das weitere Wachstum der Unternehmung finanziert. Es geht um den Ausbau der Vertriebskanäle, den Aufbau neuer Produktionskapazitäten, das Erschließen neuer Märkte und eine weitere Marktdurchdringung.[76] Beteiligungskapital ist in dieser Phase nur noch einer der Finanzierungsbausteine der Gesellschaft und dient vor allem der Ausweitung der Eigenkapitalbasis zur Erschließung neuen Fremdkapitals.[77] Die Managementunterstützung der BK-Gesellschaft ist in diesem Stadium von untergeordneter Bedeutung.
- Bridge-Financing: Diese Finanzierungsart ist vor allem durch den spezifischen Anlass der Börsenvorbereitung gekennzeichnet. Das Kapital wird in diesem Fall für die zusätzlichen Zulassungs- und Emissionsaufwendungen benötigt.[78] Die Finanzierung ist in der Regel auf maximal zwei Jahre ausgelegt bis zur Publikumsöffnung, kann jedoch in Ausnahmefällen auch darüber hinaus reichen.[79]
- Buy Outs: Bei dieser Form der Finanzierung geht es um die Übernahme eines Unternehmens bzw. um einen Gesellschafterwechsel.[80] Buy Out Finanzierungen können in verschiedene Formen unterteilt werden. Eine genauere Erörterung dieses Konzeptes wird in Kapitel 4.2.1 vorgenommen.
- Turnaround Financing: Dies sollte in der Unternehmensfinanzierung nach Möglichkeit eine absolute Ausnahme darstellen, da es sich um eine Sanierungsfinanzierung handelt. Hierbei stellt die Managementunterstützung durch die BK-Gesellschaft eines der Kernelemente dar, jedoch sind durch den relativ langen Finanzierungszeitraum und die mit der Transaktion einhergehenden hohen Risiken nur wenige BK-Gesellschaften bereit, sich in diesem Segment zu engagieren.[81]
- Replacement: Kauf der Unternehmensanteile von Anteilseignern, die das Unternehmen verlassen wollen.[82]

3.3 Gestaltung der Beteiligungskapital-Finanzierung

Nachdem zunächst die einzelnen Finanzierungsphasen erläutert wurden, soll nun ein Überblick über die Formen der Eigenkapitalzuführung gegeben werden. Grundsätzlich kommen dabei für den Investor sowohl die direkte als auch die indirekte Beteiligung in Frage. Abbildung 4 gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Erscheinungsformen von Beteiligungen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Erscheinungsformen von BK-Finanzierungen[83]

Bei einer direkten Beteiligung handelt es sich um eine unmittelbare Investition in das Nominalkapital der Gesellschaft. Der Kapitalgeber erwirbt somit Anteile an der Unternehmung (z.B. in Form von GmbH-Anteilen).[84] Diese Beteiligungsvariante erscheint vor allem dann besonders geeignet, wenn der Kapitalgeber über ausreichendes Know-how bezüglich des Managements der Beteiligung sowie über genügend Kapital zum Aufbau eines risikodiversifizierenden Portofolios verfügt.[85]

[...]


[1] Vgl. KfW (Mittelstandsmonitor, 2005), S. V

[2] Vgl. Bohnenkamp, G. (1999), S. 10

[3] Vgl. Albani, M. C. (2004), S. 14

[4] Vgl. o.V. (Mittelstandsdefinition IfM, 2002), Hyperlink

[5] Vgl. o. V. (Erläuterungen zur KMU-Definition der EU, 2005), Hyperlink

[6] Vgl. o. V. (KMU-Definition der EU, 2005), Hyperlink

[7] Vgl. Albani, M. C. (2004), S. 15 f.

[8] Vgl. Günterberg, B./ Wolter, H.-J. (2002), S. 3 f.

[9] Vgl. Matz, C. (2002), S. 14

[10] Vgl. ebd., S. 15

[11] Vgl. Perridon, L./Steiner, M. (1999), S. 450 f.

[12] Vgl. KfW (Unternehmensbefragung, 2004), S. 44

[13] Vgl. Stark, J. (2002), S. 38

[14] Vgl. Deutsche Bank (2004), S. 6

[15] Vgl. Perridon, L./Steiner, M. (1999), S. 465

[16] Vgl. ebd., S. 458

[17] Vgl. KfW (Unternehmensbefragung, 2004), S. 57

[18] Vgl. Stark, J. (2002), S. 38 f.

[19] Vgl. KfW (Unternehmensbefragung, 2004), S. 46

[20] Vgl. Paul, S. (2002), S. 49

[21] Vgl. ebd., S.50

[22] Vgl. Deutsche Bank (2004), S. 16

[23] Vgl. Wolf, M. (2005), S. 6

[24] Vgl. Heinke, E. (2002), S. 3

[25] Vgl. Zeller, A. (2004), Hyperlink

[26] Vgl. o. V. (Säule 1, 2004), Hyperlink

[27] Baseler Ausschuss (2001), S. 103

[28] Siehe hierzu Anhang 1.

[29] Vgl. Heinke, E. (2002), S. 4

[30] Vgl. Taistra, G. (2003), S. 4

[31] Vgl. Paul, S. (2002), S. 52

[32] Vgl. Taistra, G. (2003), S. 4 f.

[33] Vgl. Heinke, E. (2002), S. 5

[34] Vgl. o. V. (Säule 2, 2004), Hyperlink

[35] Vgl. Paul, S. (2002), S. 55

[36] Vgl. o. V. (Säule 3, 2004), Hyperlink

[37] Vgl. Deutsche Bank (2004), S. 17 f.

[38] Vgl. BdB (Bankinternes Rating, 2005), S. 13

[39] Vgl. Taistra, G. (2003), S. 10

[40] Vgl. BdB (Bankinternes Rating, 2005), S. 13

[41] Vgl. Taistra, G. (2003), S. 16

[42] Hierbei handelt es sich um die Ratingklassen der Ratingagentur Standard and Poor’s. Siehe hierzu auch Anhang 1.

[43] Vgl. Taistra, G. (2003), S. 17

[44] Vgl. ebd., S. 17

[45] Vgl. Mertens, R. (2004), S. 7

[46] Vgl. BDI (2005), S. 51

[47] Zum Teil auch unter zu Hilfenahme von familienexternen Managern.

[48] Vgl. ebd., S.58

[49] Vgl. Kayser, G. (2004), S.17

[50] Vgl. Mertens, R. (2004), S. 1

[51] Vgl. Kerkhoff, E./u.a. (2004), S. 30

[52] Diese wird jedoch aufgrund des Stichprobenumfangs im Folgenden als durchaus repräsentativ für die Entwicklung in Gesamtdeutschland angesehen.

[53] Vgl. Kerkhoff, E./u.a. (2004), S. 31

[54] Vgl. Mertens, R. (2004), S. 9 f.

[55] Vgl. ebd., S. 11, Koop, F. (2004), S. 35

[56] Vgl. Güllmann, P. (2000), S. 14

[57] Vgl. Betsch, O./u.a. (Gründungsfinanzierung, 2000), S. 14 f.

[58] Vgl. Kokalj, L./u.a. (2003), S. 12 f.

[59] Vgl. Betsch, O./u.a. (Gründungsfinanzierung, 2000), S. 14

[60] Bei förderorientierten BK-Gesellschaften kann dieser Zeithorizont auch bis zu 15 Jahren betragen.

[61] Vgl. Weitnauer, W. (2000), S. 5

[62] Dies stellt eine Mischform zwischen Eigen- und Fremdkapital dar, z.B. in der Form von nachrangigen Darlehen, partiarischer Darlehen, stille Beteiligungen, Vgl. hierzu BVK (Glossar, 2004), S. 10

[63] Vgl. Betsch, O./u.a. (Gründungsfinanzierung, 2000), S. 19

[64] Vgl. Bohnenkamp, G. (1999), S. 117

[65] Vgl. Matz, C. (2002), S. 10

[66] Vgl. Betsch, O./u.a. (Gründungsfinanzierung, 2000), S. 20 f.

[67] Vgl. Sabadinowitsch, T. (2000), S. 21

[68] Siehe hierzu auch Gliederungspunkt 3.6.

[69] In dieser frühen Phase der Grundlagenentwicklung gibt es auf Grund des kaum zu kalkulierenden Risikos nur sehr wenige BK-Gesellschaften, die bereit sind, hier zu investieren.

[70] Vgl. Brettel, M./u.a. (2000), S. 103 ff.

[71] Vgl. Bohnenkamp, G. (1999), S. 119

[72] Vgl. Betsch, O./u.a. (Gründungsfinanzierung, 2000), S. 21

[73] Vgl. ebd., S. 21

[74] Vgl. Matz, C. (2002), S. 12

[75] Vgl. Bohnenkamp, G. (1999), S. 121

[76] Vgl. Betsch, O./u.a. (Gründungsfinanzierung, 2000), S. 24

[77] Vgl. Bohnenkamp, G. (1999), S. 121

[78] Vgl. Betsch, O./u.a. (Gründungsfinanzierung, 2000), S. 25

[79] Vgl. Bohnenkamp, G. (1999), S. 128

[80] Vgl. Betsch, O./u.a. (Corporate Finance, 2000), S. 312

[81] Vgl. Bohnenkamp, G. (1999), S. 129 f.

[82] Vgl. BVK (Glossar, 2004), S. 11

[83] Vgl. Matz, C. (2002), S. 41

[84] Vgl. Betsch, O./u.a. (Gründungsfinanzierung, 2000), S. 100

[85] Vgl. Matz, C. (2002), S. 41

Ende der Leseprobe aus 86 Seiten

Details

Titel
Beteiligungskapital als Finanzierungsalternative für mittelständische Unternehmen
Hochschule
Universität Rostock  (Lehrstuhl für Bankbetriebslehre und Finanzwirtschaft)
Note
1,3
Autor
Jahr
2005
Seiten
86
Katalognummer
V45879
ISBN (eBook)
9783638432061
ISBN (Buch)
9783638707619
Dateigröße
1150 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Beteiligungskapital, Finanzierungsalternative, Unternehmen
Arbeit zitieren
Christian König (Autor:in), 2005, Beteiligungskapital als Finanzierungsalternative für mittelständische Unternehmen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45879

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