Das Postkorbverfahren erfreut sich in der Praxis aufgrund seiner augenscheinlichen Validität als eignungsdiagnostisches Instrument seit nunmehr rund 50 Jahren großer Beliebtheit. Die häufige Verwendung als Personalauswahlverfahren und teilweise auch als Weiterbildungsverfahren durch Unternehmen und andere Organisationen steht im Kontrast zu einer bis heute mangelnden wissenschaftlichen Validierung des Verfahrens. Zudem kommen die veröffentlichten Arbeiten, die es seit Entstehung der Methode, vor allem aus dem amerikanischen Raum, gibt, zu teilweise divergierenden Ergebnissen. Nach heutigem Kenntnisstand sieht die Mehrzahl der Autoren die Objektivität des Postkorbverfahrens in Form der Durchführungs- und Auswertungsobjektivität gewährleistet. Hinsichtlich der Reliabilität fällt das Urteil schlechter aus. In Bezug auf die Validität muss zwischen den verschiedenen Validitätskonzepten unterschieden werden. Eine Konstruktvalidität im Sinne der psychometrischen Tradition ist nicht gegeben. Die prädiktive Validität, die für die Praxis das essentielle Kriterium darstellt, ist im Zusammenhang mit einer Reihe von Erfolgsparametern nachgewiesen. Die inhaltliche Validität ist ebenfalls zufrieden stellend. Die Forschung steht jedoch vor der Herausforderung, für die Praxis Methoden zu entwickeln, die die Konstruktion reliabler und inhaltlich valider Postkorbübungen rationalisieren. Diesbezüglich haben sich bereits zwei Erkenntnisse etabliert. Erstens muss eine Postkorbübung für eine bestimmte Zielposition in einer Organisation spezifisch und strukturiert konstruiert werden. Und zweitens ist das Training der Beobachter, welches zu einem einheitlichen Verständnis der Bewertungsparameter führt, essentiell für eine hinreichende Reliabilität und Validität. Diese Empfehlungen an die Praxis gehen einher mit einer reduzierten organisationalen Effizienz des Postkorbverfahrens. Auch die Digitalisierung des Verfahrens hat den Zielkonflikt zwischen Effizienz- und Qualitätsaspekten noch nicht entschärft. Deswegen sollte über die Verwendung des Postkorbverfahrens in Assessment Centern fallweise entschieden werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Abstract
- 2 Einleitung
- 2.1 Definition
- 2.2 Funktionsweise des Verfahrens
- 2.3 Beurteilungskriterien der Postkorbübung
- 2.4 Historischer Hintergrund
- 2.5 Relevanz
- 3 Analyse des wissenschaftlichen Kenntnisstandes zum Verfahren
- 3.1 Eingliederung in den Kontext der Berufseignungsdiagnostik
- 3.2 Theoretische Grundlagen aus der Pädagogik, Psychologie und Testtheorie
- 3.3 Darstellung der empirischen Basis
- 3.4 Objektivität, Reliabilität und Validität des Verfahrens
- 4 Bewertung und Implikationen
- 4.1 Einsatzmöglichkeiten und Grenzen des Verfahrens
- 4.2 Erfolgsfaktoren für das anwendende Unternehmen
- 4.3 Erfolgsfaktoren für den individuellen Teilnehmer
- 5 Konklusion
- 5.1 Zusammenfassung und Fazit
- 5.2 Weiterer Forschungsbedarf
- 6 Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Postkorbmethode als eignungsdiagnostisches Instrument. Ziel ist es, den wissenschaftlichen Kenntnisstand zum Verfahren zu untersuchen und dessen Einsatzmöglichkeiten, Grenzen sowie Erfolgsfaktoren zu bewerten. Die Arbeit beleuchtet sowohl die methodischen Stärken und Schwächen als auch die Implikationen für Unternehmen und Teilnehmer.
- Wissenschaftliche Validierung der Postkorbmethode
- Objektivität, Reliabilität und Validität des Verfahrens
- Einsatzmöglichkeiten und Grenzen der Postkorbmethode
- Erfolgsfaktoren für Unternehmen und Teilnehmer
- Weiterer Forschungsbedarf
Zusammenfassung der Kapitel
2 Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik der Postkorbmethode ein. Es definiert das Verfahren, beschreibt seine Funktionsweise und Beurteilungskriterien, beleuchtet den historischen Hintergrund und unterstreicht die Relevanz der Methode in der Praxis. Die Einleitung stellt die große Popularität der Methode in der Personalauswahl gegenüber dem Mangel an wissenschaftlicher Validierung dar und kündigt die zentralen Fragestellungen der Arbeit an. Es wird die Diskrepanz zwischen der weiten Verbreitung und dem fehlenden Konsens in der wissenschaftlichen Literatur zum Thema angesprochen.
3 Analyse des wissenschaftlichen Kenntnisstandes zum Verfahren: Dieses Kapitel analysiert den wissenschaftlichen Kenntnisstand zur Postkorbmethode. Es ordnet das Verfahren in den Kontext der Berufseignungsdiagnostik ein und beleuchtet die relevanten theoretischen Grundlagen aus Pädagogik, Psychologie und Testtheorie. Die empirische Basis des Verfahrens wird dargestellt, wobei die unterschiedelichen Ergebnisse der bisherigen Forschungsarbeiten hervorgehoben werden. Ein Schwerpunkt liegt auf der kritischen Bewertung der Objektivität, Reliabilität und Validität der Postkorbmethode. Die Analyse zeigt, dass die Durchführungs- und Auswertungsobjektivität gewährleistet sind, während die Reliabilität und insbesondere die prädiktive Validität kritisch zu betrachten sind. Es werden wichtige Erkenntnisse für eine Verbesserung der Reliabilität und Validität herausgestellt, wie die spezifische Konstruktion der Postkorbübung für eine bestimmte Zielposition und das Training der Beobachter.
4 Bewertung und Implikationen: Das Kapitel bewertet die Postkorbmethode hinsichtlich ihrer Einsatzmöglichkeiten und Grenzen und identifiziert Erfolgsfaktoren sowohl für das anwendende Unternehmen als auch für den individuellen Teilnehmer. Es wird deutlich, dass die Methode trotz ihrer Vorteile auch Einschränkungen aufweist, die im Kontext von Effizienz und Qualität abzuwägen sind. Der Zielkonflikt zwischen diesen Aspekten wird in Bezug auf die Digitalisierung des Verfahrens diskutiert. Die Kapitel betont die Notwendigkeit einer sorgfältigen Planung und Durchführung, um die Vorteile der Methode bestmöglich zu nutzen.
Schlüsselwörter
Postkorbmethode, Eignungsdiagnostik, Personalauswahl, Berufseignungsdiagnostik, Objektivität, Reliabilität, Validität, Assessment Center, Personalauswahlverfahren, Weiterbildungsverfahren, empirische Basis, Erfolgsfaktoren.
Häufig gestellte Fragen zur Postkorbmethode
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert die Postkorbmethode als eignungsdiagnostisches Instrument. Sie untersucht den wissenschaftlichen Kenntnisstand, bewertet Einsatzmöglichkeiten, Grenzen und Erfolgsfaktoren und beleuchtet methodische Stärken und Schwächen sowie Implikationen für Unternehmen und Teilnehmer. Die Arbeit beinhaltet ein Abstract, Einleitung, Analyse des wissenschaftlichen Kenntnisstandes, Bewertung und Implikationen, Konklusion und Literaturverzeichnis.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die wissenschaftliche Validierung der Postkorbmethode, Objektivität, Reliabilität und Validität des Verfahrens, Einsatzmöglichkeiten und Grenzen, Erfolgsfaktoren für Unternehmen und Teilnehmer sowie weiteren Forschungsbedarf. Es werden theoretische Grundlagen aus Pädagogik, Psychologie und Testtheorie beleuchtet und die empirische Basis kritisch bewertet.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Hauptkapitel: Einleitung (Definition, Funktionsweise, Beurteilungskriterien, historischer Hintergrund, Relevanz), Analyse des wissenschaftlichen Kenntnisstandes (Eingliederung in die Berufseignungsdiagnostik, theoretische Grundlagen, empirische Basis, Objektivität, Reliabilität und Validität), Bewertung und Implikationen (Einsatzmöglichkeiten und Grenzen, Erfolgsfaktoren für Unternehmen und Teilnehmer), Konklusion (Zusammenfassung, Fazit, weiterer Forschungsbedarf) und Literaturverzeichnis. Jedes Kapitel ist in Unterkapitel unterteilt.
Was sind die Ergebnisse der Analyse des wissenschaftlichen Kenntnisstandes?
Die Analyse zeigt, dass die Durchführungs- und Auswertungsobjektivität der Postkorbmethode gewährleistet ist. Die Reliabilität und insbesondere die prädiktive Validität sind jedoch kritisch zu betrachten. Die Arbeit hebt wichtige Erkenntnisse für eine Verbesserung der Reliabilität und Validität hervor, wie die spezifische Konstruktion der Postkorbübung für eine bestimmte Zielposition und das Training der Beobachter. Es werden unterschiedliche Ergebnisse aus bisherigen Forschungsarbeiten hervorgehoben.
Welche Implikationen ergeben sich aus der Bewertung der Postkorbmethode?
Die Bewertung zeigt, dass die Postkorbmethode trotz ihrer Vorteile auch Einschränkungen aufweist, die im Kontext von Effizienz und Qualität abzuwägen sind. Der Zielkonflikt zwischen diesen Aspekten wird in Bezug auf die Digitalisierung des Verfahrens diskutiert. Die Arbeit betont die Notwendigkeit einer sorgfältigen Planung und Durchführung, um die Vorteile der Methode bestmöglich zu nutzen. Erfolgsfaktoren für Unternehmen und Teilnehmer werden identifiziert.
Was ist das Fazit der Arbeit?
Die Arbeit fasst die Ergebnisse zusammen und zieht ein Fazit zur Postkorbmethode. Sie weist auf weiteren Forschungsbedarf hin, um die Methode weiter zu optimieren und ihre Validität zu stärken. Die Arbeit verdeutlicht die Diskrepanz zwischen der weiten Verbreitung der Methode in der Praxis und dem Mangel an wissenschaftlicher Validierung in der Literatur.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Postkorbmethode, Eignungsdiagnostik, Personalauswahl, Berufseignungsdiagnostik, Objektivität, Reliabilität, Validität, Assessment Center, Personalauswahlverfahren, Weiterbildungsverfahren, empirische Basis, Erfolgsfaktoren.
- Quote paper
- Taro Niggemann (Author), Maren Jäger (Author), Elena Kruzhanov (Author), Jérôme Verger (Author), 2005, Eine wissenschaftliche Analyse der Postkorbmethode als eignungsdiagnostisches Instrument, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/45919